MixTalk ! Mehr arbeiten – sind wir zu bequem geworden? heute u.a. zu Gast: @eden_craft & Céline Flores Willers] !Thema
Arbeitsmoral im Wandel: Debatte über Leistung, Zeit und Wertschätzung bei ARD

Die ARD-Diskussion beleuchtet die Frage nach angemessener Arbeitsmoral. Themen sind steigende Burnout-Fälle, die Vereinbarkeit von Leistung und Work-Life-Balance sowie die Notwendigkeit, Arbeitsbedingungen an die Bedürfnisse der Arbeitnehmer anzupassen. Auch die Rolle von Kapitalismus und Wertschätzung wird analysiert.
00:10:13 Was geht ab, liebe Leute? Herzlich willkommen zurück auf dem Twitch-Kanal der ARD zu einer neuen Ausgabe Mixtalk. Wie immer am Mittwoch um 20.30 Uhr. Fresh für euch am Start. Und ich habe gesehen, Chat, ihr seid auch schon wieder fresh am Start für uns. Und zwar haben wir hier erstmal Flamingo-Friend. Schön, dass du da bist. Danke für das Kompliment erstmal. Tolles Thema schreibst du. Den haben wir noch. Sand.com. Hello. Auch schön, dass du mit am Start bist.
00:10:42 Theoretisch ein altbekannter Name. Toll, dass du auch wieder mit dabei bist. Und Exitus ist auch wieder mit dabei. Willkommen zurück. Und apropos willkommen zurück, Sebi's Welt ist heute auch wieder mit am Start. Letzte Woche Smartphone kaputt, dafür diese Woche wieder mit dabei. Und ich hoffe natürlich in Zukunft auch. Und ich hoffe, das Smartphone hält.
Debatte über Arbeitsmoral und Effizienz
00:11:0400:11:04 Chat, ihr habt es wahrscheinlich schon gelesen, heute geht es ums Thema mehr arbeiten. Also müssen wir alle mehr arbeiten oder sind wir zu bequem geworden? Einer unserer Aufhänger war für die heutige Sendung übrigens die Äußerung von unserem Bundeskanzler Friedrich Merz, der ja übersetzt sinngemäß gesagt hat, wir müssen alle wieder ein bisschen mehr und vor allem aber auch effizienter arbeiten in diesem Land. Jetzt würde mich von euch erstmal interessieren, Chat.
00:11:29 Eins in den Chat, wenn ihr der Meinung seid, ja, wir müssen mehr arbeiten. Und zwei in den Chat, nein, wir arbeiten schon genug. So.
00:11:39 Das interessiert mich jetzt. In der Zwischenzeit, wenn ihr reinkloppt in den Chat, diskutiere ich natürlich heute wieder nicht alleine, sondern mit wunderbar geladenen Gästen. Heute sehr spannende Gäste wieder mit dabei. Und natürlich habt ihr auch wieder die Möglichkeit, heute bei uns im Stream teilzunehmen und zwar über Stream Together. Dazu einfach unter dem Stream auf Anklopfen klicken. Ansonsten helfen euch unsere Mods auch sehr gerne weiter. Das geht eigentlich ganz, ganz einfach. Und dann könnt ihr live hier mit uns im Stream mitdiskutieren. Ich würde mich freuen, heute mal wieder ein paar Gesichter von euch.
00:12:08 zu sehen. Es reicht auch aus, wenn ihr für einen Take kommt oder so. Also wir halten euch hier nicht fest, sondern ihr könnt einfach eure Meinung kurz droppen oder eine Erfahrung oder sowas und dann könnt ihr eigentlich auch schon wieder gehen. Ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen, wenn wir heute einige von euch aus dem Chat im Stream sehen. So, was haben wir jetzt hier? Kurze Abfrage. Sehr viele Zweier. Zwei, zwei. Otto Hansas sagt eins. Mia...
00:12:35 Nadiai Mark, sorry, wenn ich einen Anfall ausgesprochen habe, sagt zwei. Sevis Well auch zwei. ARD sagt sieben. Darüber sprechen wir nach der Sendung nochmal. Keine Ahnung, was das bedeuten soll. Theoretisch zwei. Gurki zwei. Also sehr viele Zweier vereinzelt ein paar Einser. Wie lange arbeitet Chris eigentlich heute? Fragt ARD Nadia. Naja, bis der Stream zu Ende ist. Das ist flexibel.
00:12:59 Ansonsten tatsächlich sehr viele Zweier. Also ich habe den Eindruck, ihr seid eher so auf der Seite, nee, wir arbeiten eigentlich schon genug. Und jetzt würde mich interessieren, nach den ganzen Einsern und Zweiern, jetzt begründet gerne mal eure Meinung, eure Argumente würden mich da ziemlich interessieren. In der Zeit schauen wir uns unser heutiges Thema nochmal gemeinsam zusammengefasst an.
00:13:22 Work-Life-Balance ist bei ArbeitnehmerInnen sehr beliebt. Einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung zufolge wünschen sich ca. 50% der Beschäftigten flexible Arbeitszeiten. Darin sehen manche aber auch eine Gefahr für unseren Wohlstand, so auch Bundeskanzler Friedrich Merz. Er forderte in seiner Rede auf dem CDU-Wirtschaftstag, Wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten.
00:13:46 Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft leisten Deutsche durchschnittlich 1036 Arbeitsstunden im Jahr. Deutschland liegt damit unter allen Wirtschaftsnationen auf dem drittletzten Platz. Sind wir also doch einfach zu faul? Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen ein anderes Bild. 2024 waren in Deutschland so viele Menschen erwerbstätig wie noch nie zuvor. Und zusammen kommen diese laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund auf knapp 1,2 Milliarden Überstunden. Die Hälfte davon?
00:14:16 Was ist eure Meinung? Sind wir zu bequem geworden? Würdet ihr mehr arbeiten?
00:14:28 Jö, Chat. Das habe ich euch gefragt. Würdet ihr mehr arbeiten? Sind wir zu bequem geworden und ihr wart schon fleißig? Wir checken nochmal aus, was ihr so sagt. Otto Hansas sagt zum Beispiel, wir müssen wenigstens mal aufhören, Menschen fürs Aktive nicht arbeiten zu bezahlen. Quasi der klassische Arbeitszeitenbetrug. Flamingo Friend sagt, ich arbeite gerne für meinen Konzern. Ist eine gute Nachricht auf jeden Fall.
00:14:55 Name ist Lang sagt, mehr Arbeit, wenn die KI in den nächsten 70 Jahren 70 Prozent der Jobs ersetzt. Genau mein Humor. Naja gut, das dachten sie bei der Industrialisierung auch und ist nicht passiert. Oft ist ja so, bei solchen Dingen entstehen ganz neue Arbeitsplätze. Dann haben wir BibiLive. Sagt, wie wäre es, einfach mal die Steuerlast zu senken? Auch eine Idee.
00:15:24 Und Froh Blup schreibt, ich habe jetzt schon laufend Überstunden und es fühlt sich an, als wenn man lebt zum Arbeiten. Tatsächlich ganz guter Take. Also das ist ja eine weit verbreitete Meinung. Man arbeitet, um eigentlich nur zu leben, also um sein Leben zu finanzieren und neben der Arbeit irgendwie Sachen zu machen. Aber es gibt...
00:15:48 Wahrscheinlich ganz viele andere, denen das ja auch Spaß macht. Wer hat es geschrieben? Ich glaube, Otto Hansas sagt, Borg arbeiten voll gut. Ich arbeite voll gerne. Und Chad, bevor ich jetzt hier einen Monolog halte, würde ich sagen, begrüßen wir unsere erste Gästin für den heutigen Abend. Da ist sie auch schon. Hallo, schönen guten Abend, Mina. Hi.
00:16:06 Ah, das funktioniert super. Heute Chat direkt ohne Tonprobleme rein starten. Mina, du bist ja Cosplayerin und Streamerin, also selbstständig, hast viele Arbeitsmodelle auch schon ausprobiert und sagst ja selber, weniger Stunden können manchmal mehr bewirken. Wie siehst du denn persönlich die ganze Debatte um mehr versus weniger Arbeiten, gerade jetzt aus deiner Sicht als Selbstständigen?
00:16:30 Da kann man so viel zu sagen. Also im Vorgespräch haben wir schon eine Stunde nur das Grobe abgehakt und das war der Wahnsinn. Also zum einen muss ich sagen, als Selbstständiger arbeite ich teilweise 60, 70 Stunden die Woche. Okay, ja, das ist einiges. Verdiene aber so viel, sage ich jetzt mal, ja, dank Steuerlast etc. pp.
00:16:51 Was ich vorher im Marketing als 30, 35 Stunden Kraft verdient hätte. Also ich mache das hier, weil ich es halt sehr gerne mache. Ich mache jetzt nicht nur Streaming und Cosplay. Ich habe halt drei eigene Firmen. Darunter ist halt Eden Craft, worunter ich model, moderiere. Alles im Bereich Cosplay als Person. Dann habe ich noch eine weitere, wo ich Dienstleistungen anbiete und für Firmen und Privatmenschen Kostüme herstelle, auch im elektronischen Bereich und Bühnenbau.
00:17:18 Und noch einen weiteren, wo ich Haute Couture Mode herstelle. Oh, spannend. Richtig. Also ich decke sehr, sehr, sehr viele Felder ab und ich mache das halt auch sehr gerne. Ich mag dieses flexible und abwechslungsreiche. Generell habe ich aber vorher schon in vielen Bereichen gearbeitet. Also ich habe angefangen ziemlich weit unten im Einzelhandel. Ich habe aber im Marketing in dem Bereich studiert, auch Gebärdensprachdolmetschen.
00:17:47 Den Handelsfachwirt habe ich im Bereich Textilien studiert und Marketing und habe mich später auch im Marketing weiter fortgebildet, in einer Agentur gearbeitet. Ich habe später eine Filiale geleitet. Ich habe Großkunden in Europa betreut, in deren Marketing. Ich habe eine Abteilung geleitet, ein Team von 13 bis 16 Leuten gemanagt. Also ich habe viel gemacht. Ich bin fast 40. Ich habe viel gemacht in meinem Leben.
00:18:12 Ich habe sehr viele Arbeitsmodelle auch durch. Also ich habe selber die 40 Stunden, die jetzt 60, 70 Stunden Teilzeit. Ich hatte eine Viertagewoche. Ich habe das auch so eingerichtet teilweise. Also ihr seht, ich habe wirklich sehr vieles ausprobiert und habe festgestellt, dass für die Menschen weniger Arbeit, aber sinnvoll, und darauf möchte ich gleich nochmal zurück, sehr viel effektiver ist.
00:18:36 Dieses, wir müssen mehr arbeiten, um mehr zu verdienen, da stimme ich gar nicht mit überein. Und ich finde die Generation Z...
00:18:43 Kuss an euch. Ihr habt es genau richtig gemacht. Es ist nicht, die sind faul, die wollen nicht arbeiten. Wir sind nicht mehr 1970, 1990, wo man mehr arbeiten konnte, mehr Geld bekommen hat und sich ein Haus leisten konnte. Wir haben uns verändert. Wir haben uns entwickelt. Die Welt entwickelt sich nicht wie früher in zehn Jahresschritten. Wir entwickeln uns in monatlichen Schritten. Es passiert so unglaublich viel. Aber unsere Regierung, unsere Ökonomie, das kommt alles gar nicht mit.
00:19:11 Vor allem nicht die Soziologie. Und da ist einfach ein riesiges Problem, dass wir eine Menge hausgemachte Probleme vor allem in einzelnen Firmenpolitics haben. Wir haben mehr als ein Drittel der Menschen in Führungspositionen sind einfach nicht geeignet dafür. Die Flexibilität ist nicht da. Wir gucken nicht auf das Individuum. Wir sind, wir kommen aus Europa und eigentlich ist interkulturell gesehen, sind wir eine individualistische Gesellschaft. Da ist es nicht.
00:19:38 Wir arbeiten jetzt, wir nehmen mal zum Beispiel die asiatischen Bereiche, jetzt Japan, China. Da ist so, die Gruppe zählt. Da geht es nicht um Individualismus, was nochmal ganz andere Probleme mit sich bringt. Wir sind individuell aufgestellt in sehr, sehr vielen Dingen, aber nicht im Arbeitsbereich. Und da fängt das schon an. Würdest du jetzt schon eher sagen, dass es einfach nur Arbeitgeber orientiert ist bei uns in Deutschland und nicht Arbeitnehmer orientiert? Absolut.
00:20:07 Absolut. Ich kann, ich werde jetzt nicht sagen, bei welchen ich gearbeitet habe. Ich habe sowohl in Discountern als auch in privateren Firmen gearbeitet und es war sowohl als auch immer die Firma stand im Vordergrund. Ich habe für einen Discounter gearbeitet und da hieß es immer, die sind auf 20 Stunden eingestellt, baller den 40 rein. Es geht immer darum, die Leute auszubrennen, das meist aus denen herauszuholen. Es wird aber nicht geguckt.
00:20:36 Können die das überhaupt? Die haben sich nicht dafür beworben. Aber hol das Meister aus denen raus, quetsch es richtig raus und mach das so, wie wir das wollen. Es passt aber auf die Leute nicht. Also Chad, ihr merkt, die Mina, die hat schon sau viel erlebt und kann auf jeden Fall sau viele gute Storys erzählen. Aus dem richtigen Leben sozusagen, wenn ihr mit uns diskutieren wollt. Hier ist euer Platz.
00:21:01 Da könnt ihr euch einfach reinwählen und eure Erfahrung teilen und mit uns ein bisschen quatschen, würde mich sehr freuen und Mina, glaube ich, auch. Ansonsten, wenn ihr euch nicht in den Stream traut, was wirklich gar nicht schlimm ist, weil wir beißen nicht, beide nicht und es ist saulieb hier und so, deswegen kommt gerne zu uns. Ansonsten könnt ihr auch Fragen in den Chat stellen an Mina, wenn ihr irgendwelche Fragen oder so habt. Ich versuche, so viel es geht, mit in den Stream zu nehmen.
00:21:24 Also haut gerne in die Tasten und dann schauen wir, was hier geht. Ansonsten, wie gesagt, gerne auch per Streamtogether direkt in den Stream schalten. Schauen wir mal ganz kurz in den Chat, weil ich gesehen habe, dass hier auch ein paar Leute selbstständig sind. Zum Beispiel Schattenlord schreibt, ich bin selbstständig als Lohnunternehmer und arbeite 60 Stunden teilweise. Lea schreibt, ich finde Leute, die mehr Arbeit fordern, sollten mehr arbeiten. Und Bibi schreibt, Bürokratie.
00:21:53 soll die Arbeit mehr in Ruhe lassen. Ah, okay, das ist nochmal ein anderer Themenkomplex, Bürokratie. Mina, du hast gerade eben schon gesagt, du würdest gerne darauf nochmal zurückkommen, was Produktivität angeht, wenn ich mich richtig erinnere. Das wäre jetzt meine nächste Frage gewesen. Wir haben jetzt schon viel über deinen beruflichen Werdegang und so gehört. Was hast du denn auf dem Weg über Produktivität und Arbeitszeit gerade in Korrelation gelernt?
Produktivität vs. Arbeitszeit und die Rolle der Arbeitsbedingungen
00:22:1800:22:18 Also wir hatten in einem Unternehmen eine Vier-Tage-Woche. Das fand ich genial. Wir haben trotzdem unsere, also da war es nicht 40 Stunden, da war es 38, 5 Stunden an vier Tagen gehabt. Und der Arbeitgeber hat das so eingerichtet, das war ein über das ganze Jahr verteilt ein festes System. Über drei Wochen und das hat sich immer wiederholt. Das fing an mit in der ersten Woche Montag, Dienstag frei, Mittwoch, Donnerstag frei.
00:22:43 Freitag, Samstag frei, Einzelhandel, vom Montag bis Samstag offen. Das heißt aber auch, wenn es sich wiederholt hat, mit Montag, Dienstag frei, hatte man am Stück fünf Tage frei, alle drei Wochen. So, jetzt müsst ihr euch vorstellen, viele von euch arbeiten ja schon, einige vielleicht auch nicht, sind jetzt noch in der Schule, im Praktikum.
00:23:03 Ihr seid einfach mehr auf der Arbeit als zu Hause. Und das ist ganz wichtig. Das ist ein ultra wichtiger sozialer Aspekt, den ganz, ganz viele nicht bedenken. Man weiß es, aber man denkt nicht drüber nach. Und wir stecken dann alle in eine Arbeit. Wir werden dort aber nicht, viele machen ja immer dieses, ja, wir sind ein Familienunternehmen. Ja, wir halten das Geld in der Familie. Aber was wirklich Familie bedeutet, darauf gehen die gar nicht ein.
00:23:32 Vor, wann war das denn? 2020 bin ich von meiner Selbstständigkeit zusätzlich noch in eine 4-Jahr-Leitung übergegangen, weil ich nicht wusste, wegen Corona, wie sieht die Situation aus? Kann ich meine Selbstständigkeit halten oder macht Corona alles kaputt? Das war damals wahrscheinlich systemrelevanter Job, deswegen hat das geklappt. Genau. Genau, es war auch im Einzelhandel.
00:23:54 Und was ich dort erlebt habe, war einfach der Wahnsinn, ob es jetzt um Praktikantenstellen geht, um Einzelhandel. Also es werden gerne Frauen eingestellt im Einzelhandel. Die werden halt nicht so hoch bezahlt. Die sind dringend auf der Suche nach Arbeit. Also als Frau bekommt man nun mal nicht so schnell einen Job wie ein Mann, sage ich jetzt mal. Ist leider auch meine Erfahrung. Ist das nicht branchenabhängig auch oder generell?
00:24:23 Also im Einzelhandel, der war mal Männerdominierter. Der ist mittlerweile fast Frauendominiert, weil Männer sich sagen, für den Lohn arbeite ich nicht, das mache ich nicht mit. Aber es wird gar nicht geguckt, ist die Arbeitsbedingung, ist das alles denn überhaupt auf diese Situation denn dann eingestellt? Weil viele Frauen haben Kinder oder andere Verpflichtungen. Und ich musste da halt dann auch gucken, wie...
00:24:44 Mache ich das denn jetzt alles? Weil ich kam da hin und ich habe die Filiale in einem totalen Chaos übernommen. Die hatte einen Wert von 10,5 in der Inventur. Das war das Schrecklichste, was man sich eigentlich vorstellen kann. Das musst du erklären. Keine Ahnung, was es bedeutet, 10,5. Das ist sehr, sehr schlecht. Also der Top-Wert ist 1,3, aber dann hat man gelogen. Dann hat man irgendwelche Zahlen verschönert. Spoiler, nach einem Jahr hatte ich die Filiale auf 1,5. Stabil.
00:25:11 Ja, und ich habe mich dafür mit meinen Arbeitgebern sehr hart angelegt und musste nach einem Jahr auch gehen. Ich habe mich aber für die Mitarbeiter extrem eingesetzt. Ich habe angefangen, die Pläne nicht mehr so zu schreiben, wie die das wollten. Einmal dieses 40 Stunden Ausreizen bei Teilzeitkräften geht einfach nicht. Ich habe dieses Vier-Tage-System übernommen. Man setzt die Mitarbeiter so ein, dass die immer am Stück mehr Zeit frei haben. Und wenn die dann mal einspringen müssen, dann tun sie es.
00:25:39 Weil die ansonsten ja immer wie so einen kleinen Kurzurlaub zwischendurch haben. Ich habe mir auch die Individualität der Menschen angeguckt. Wir hatten dort eine, die wurde oft rauchend auf der Toilette erwischt und so weiter und so fort. Das ist nicht, weil die keinen Bock hatte zu arbeiten, aber das ist das, was mir am Anfang von den Mitarbeitern gesagt wurde. Bei der muss er aufpassen, hier und da. Ich habe sie dann einfach mal hingesetzt und gesagt, erzähl mir doch mal, was bei dir los ist. Sie war alleinerziehend, hatte zwei Kinder, sie musste das managen, die stand unter Dauerstress und musste ständig rauchen.
00:26:08 Wir haben es dann so hinbekommen, dass wir ihre Zeiten angepasst haben, dass ich dann vielleicht auch mal zwei Stunden irgendwie, um sie abzulösen, auch wenn ich frei hatte, hingekommen bin, dann auch tatsächlich unentgeltlich. Ist jetzt nicht, was man machen muss. Ich habe es jetzt als Chef gemacht. War auch selten. Kam vielleicht einmal im Monat vor.
00:26:27 Ich habe ihr angeboten, ich habe einen Laptop, ich bringe ihn mit, die Kleine kann dann bei dir, kann dann im Pausenraum sitzen, die kann Hausaufgaben machen und und. Sie war wirklich ein Härtefall, aber sie kam gerne zur Arbeit. Und es hat sich geändert, der Krankenstand ist runtergegangen. Aber es war einfach nicht darauf ausgemacht, dass Frauen bei uns arbeiten, dass Mütter bei uns arbeiten. Es kommen Paletten, die hatten ein Gewicht, das kann man sich nicht vorstellen, das können wir nicht tragen.
00:26:56 Das ist jetzt soziologisch das Problem. Wir werden als Frauen erzogen, wir sollen süße kleine Püppchen sein. Wir sind ruhiger, wir sind dies, wir sind das. Männer trainieren häufiger als Frauen. Das ist gerade im Umschwung. Ich rede jetzt von meiner Generation und von den Leuten, die bei mir gearbeitet haben. Wir kriegen aber dann das Arbeitspensum auf den Durchschnittsmann angepasst zugeschickt. Wir sollen dann bei 35 Grad, 38 Grad im Laden so und so viele Paletten und hast nicht gesehen, weil der Mann da in der Fiale hat das auch geschafft. Da habe ich gesagt, ja.
00:27:25 Kann ja gut sein, aber mir kippen hier die Mädels gerade alle um. Es ist zu schwer für die Leute. Ja, lass uns vielleicht mal so ein bisschen auf die allgemeinere Ebene wiederkommen. Also ich finde es voll cool, dass du aus dem Leben erzählst, was du schon für Erfahrungen gemacht hast. Und dabei, bei deinen Erzählungen kommen ja auch die Probleme, die wirklich in der Gesellschaft sind, ans Licht sozusagen. Das sind halt ausgemachte Probleme. Man muss mal mehr in die Anpassung der Individualität gucken.
00:27:51 Genau, ja, also das quasi ist es, wie wir am Anfang, glaube ich, schon gesagt haben, sehr arbeitgeberorientiert anstatt arbeitnehmerorientiert und dann eben auch noch vielleicht, wie in deinem Beispiel, was du gesagt hast, auf ganz spezielle Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer, je nach Branche und so weiter. Ich habe in den Chat mal geschaut und da sind ein paar Fragen an dich gekommen. Ich glaube, Lee Ines.
Kapitalismus, Wertschätzung und die Burnout-Entwicklung
00:28:1300:28:13 Du meinst Mina, du hast aber Nina verstanden, gell? Macht aber gar nichts. Vielleicht habe ich undeutlich gesprochen. M, M wie Mina, wie Media. Ich finde deine Ansätze toll. Es würde mich dennoch interessieren, wie wir in der Welt mithalten sollen, wenn wir weniger leisten. Und wie wollen wir unseren Lebensstandard halten, wenn wir weniger arbeiten? Irgendwie ist Kapitalismus das Einzige, was funktioniert. Wie siehst du das? Falsch.
00:28:38 Ich sehe, das ist für mich eine falsche Aussage. Wir verbrennen die Leute. Die Leute sind mehr auf der Arbeit. Oh. Chat?
00:28:51 Ich glaube, ich bin wieder da. Ah, okay, du bist wieder da. Sorry, ich dachte, ich wäre weg. Bei mir war irgendwie auch gerade alles schwarz. Ich bin da? Chat? Bin ich da? Einzelne Chat, wenn ich da bin? Ganz kurz, okay, ich glaube, Internetproblem. Mina schreibt gerade. Okay, dann ist es bei Mina, das Ding. Okay, alles cool. Mina, krieg dein Internet in den Griff. Das kriegen wir alle heute noch hin. Ansonsten kann ich auch gerne nochmal in den Chat gucken. Ach, guck mal hier, die ARD gibt selbst die Bestätigung. Einzelne Chat, dass ich da bin.
00:29:20 Sehr geil. Ansonsten kann ich noch mal schauen, was ihr so schreibt. Also wie gesagt, Chat, fragt so viele Fragen, wie es geht. Mina kann wirklich ganz viele Sachen erzählen. Wie wir gerade gehört haben, ja auch mega viel aus dem Leben sozusagen, einfach dadurch, dass sie schon so viel gemacht hat. Ich glaube, da kommt man dann auch so ins Erzählen, weil sie ja selber diese Probleme hautnah.
00:29:45 miterlebt hat. Und ich glaube, dann erzählt man auch saugerne darüber. Ich will euch aber auch wirklich integrieren hier und eure Meinungen mitnehmen. Und ich glaube, Mina ist wieder da. Ich bin wieder da, ja. Wir haben neben einer Baustelle und seitdem funktioniert ja mit der Internetleitung nicht mehr alles so verweigungslos. Ach, du ahnst es nicht. Da stand wohl jemand auf dem Gabel. Wir waren bei der Frage, das kann ich dir sagen. Aber einen Moment, ich muss ganz kurz mal selber gucken.
00:30:11 Es ging darum, mehr Arbeit, mehr Leistung. Genau, wegen Kapitalismus und so. Genau. Ich sehe das halt komplett anders. Also ich habe gesehen, wie die Menschen verbrennen, indem sie einfach immer mehr arbeiten müssen. Was ich nie gesehen habe, ist, wenn ich den Menschen entgegenkomme, haben die viel mehr geleistet. Ich höre das immer nur von alten Generationen. Tut mir leid, wenn ich jemanden jetzt verletze, aber ich höre das nur aus alten Generationen. Gibst du den kleinen Finger, nehmen sie die ganze Hand.
00:30:37 Habe ich nie erlebt. Ich bin immer auf die Leute zugegangen und wenn mal jemand über die Stränge geschlagen hat,
00:30:47 Also, da steht doch wohl das ZDF auf dem Kabel oder nicht? Kann ja wohl nicht wahr sein hier. Jetzt war es gerade interessant. Mina, bist du wieder da? Ich bin wieder da. Das ist so, ich habe den ganzen Tag die Leitung getestet und es lief den ganzen Tag. Aber hoffentlich redest du dann nicht eine halbe Stunde weiter und denkst, du bist noch am Start. Du kriegst mit, wenn das weg ist, oder? Ich kriege es mit. Ich kriege ein Standbild angepasst. Okay, okay, okay. Gut. Dann jetzt noch, alle guten Dinge sind drei.
00:31:14 Wir versuchen es jetzt nochmal. Und wenn einer mal über die Stränge geschlagen ist, dann habe ich den ins Büro geholt, habe drüber geredet, wir haben gelacht und gut war. Und das passiert nicht so häufig, wie wenn du die Leute verbrennst und es schwelt in denen über Wochen, über Monate. Die arbeiten weniger, die haben keinen Bock zu arbeiten, es kommen häufiger Krankenscheine, es kommt weniger, ich springe ein für jemanden und untereinander knatscht es. Und je mehr...
00:31:38 ich auf die Leute zugegangen bin und ich habe mir kein Bein ausgerissen. Ich war einfach nur freundlich, ich war nett und ich habe Dankbarkeit gezeigt. Und ich hatte auch eine Stellvertretung, die habe ich mir extra so ausgesucht, die war ein richtiges Arbeitstier. Und wenn ich zu nett war, hat sie mir dann gesagt, Mina, jetzt muss er auch mal wieder Chef sein. Und wenn sie zu Drillingstraktor war, habe ich gesagt, Melli. Und wir haben uns da gut die austangiert.
00:32:06 Ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde dieses Verbrennen der Leute macht keinen Sinn. Die Leute wollen arbeiten, um zu leben. Die leben nicht mehr, um zu arbeiten. Früher bedeutete mehr Arbeit, mehr Wohlstand. Das ist nicht mehr so. Das kann man überall sehen, nachverfolgen, nachvollziehen. Nicht nur in unseren Ländern.
00:32:26 Das sind ja die Sachen mit dem, man kann sich dann kein Eigenheim mehr leisten und so weiter. Wow, jetzt bin ich wieder im Bild. Das ist ja wild heute, diese Sendung. Aber Mina ist noch da. Ich höre doch Mina. Ich bin da. Ach da, guck mal, da ist sie ja wieder. Also, weil du es gerade auch schon ein paar Mal gesagt hast mit die Leute verbrennen und so weiter und Krankenscheine und so. Wir können uns dazu tatsächlich mal eine interessante Statistik anschauen, bevor wir unsere nächsten geladenen Gaster zu holen und zwar über die Arbeitsunfähigkeitsfälle aufgrund von Burnout-Erkrankungen in Deutschland.
00:32:55 Da gibt es eine interessante Entwicklung. Jetzt muss man dazu sagen, Chad, das sind nur AOK-Mitglieder, sozusagen, die sich gemeldet haben, aber es sind quasi je 1.000 AOK-Mitglieder. Es ist nicht so ganz wenig. Ich finde, für mich gibt es einen ganz guten Eindruck. Da sehen wir ja ganz klar, dass die Entwicklung nach oben geht. 2006 waren es gerade noch 1.400 aufs Jahr gesehen und dann ungefähr...
00:33:21 20 Jahre später, so an die 20 Jahre später, 2023, sind es schon, es hat sich ja verfünffacht eigentlich, muss man sagen, die Arbeitsunfähigkeitsfälle von Burnout, was habe ich gesagt, 1400, 1,4 meine ich, 1,4. Es hat sich verfünffacht bis 2023 und ich finde, das ist schon, das ist schon eine...
00:33:45 die man wahrscheinlich gar nicht so sehr ignorieren darf. Und vielleicht kann man daran auch merken, was du jetzt gerade eben gesagt hast, dass es halt eben Arbeitgeber-orientiert ist als Arbeitnehmer-orientiert und dass es ja immer schlimmer wird, weil natürlich da von dieser Statistik ausgehend die Arbeitsbedingungen offensichtlich nicht mehr stimmen beziehungsweise zu wenig dafür getan wird, dass sich Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen wohlfühlen und eventuell gerne zur Arbeit gehen und ohne Probleme. Darf ich noch was einschmeißen? Ja.
00:34:14 Die sagt es auch, 1,4 Fälle pro 1000 AOK-Mitglieder. Sorry, ich habe mich versprochen. Sorry. Ja, Amina, tut mir leid. Ganz kurz, bevor wir unseren nächsten Gast dazunehmen. Ich finde halt, was auch ein ganz tolles Problem ist, nicht nur was jetzt fehlende Wertschätzung angeht, ist, dass die Menschen gar nicht mehr das Gefühl haben, dass das wichtig ist, was die machen. Ich habe heute, als ich heute Morgen im...
00:34:35 Fitnestudio war auch wieder was beobachtet, was mich an meine Arbeitszeit in der Agentur erinnert hat. Ich habe einen Praktikanten gesehen und man hat ihm einfach nur einen Lappen in der Hand gedrückt. Das ist wie zum Kopiererschicken. Jetzt wieder eingefroren. Aber jetzt wieder da. Jetzt wieder weg. Ich glaube, bevor Nina checkt das jetzt mit dem Internet, in der Zwischenzeit holen wir unseren nächsten geladenen Gast dazu.
00:35:03 dessen Internet hoffentlich stabil ist. Hallo, schönen guten Abend.
00:35:09 Servus, hi. Ja, gut, okay. Der Sound hatte kurz Delay, aber jetzt funktioniert es wieder. Sam, ich sage kurz ein paar Worte zu dir. Mina, du bist wieder da erstmal. Hoffentlich hält es jetzt. Die Arbeitsmoral meines PCs ist wirklich... Ja, des Internets wahrscheinlich. Der PC funktioniert ja offensichtlich. Der macht halt ein bisschen Work-Life-Balance. Work-Life-Balance. Da müssen wir gleich auch noch drüber sprechen, Leute. Also, Sam, schön, dass du dabei bist. Du bist Unternehmer und Junggründer und sagst, mehr Arbeiten ist kein Rückschritt, sondern Verantwortung.
Leistungswille vs. Work-Life-Balance und die Rolle der Vision
00:35:3900:35:39 Für sich selbst und für die Gesellschaft. Warum, glaubst du, braucht es denn jetzt diesen neuen Leistungswillen, Leistungsgedanken? Und es geht ja schon so ein bisschen gegen das, was Mina gerade eben erzählt hat. Ja, tatsächlich. Also ich habe gerade ein bisschen im Backstage mitgehört. Also ich fand es auch spannend. Also ich bin mit einigen Sachen, was Mina gesagt hat, tatsächlich...
00:36:04 Ja, d'accord so im Sinne. Mit welchen? Dass man auf die Leute aufpassen muss, dass wir die Mitarbeiter nicht verheizen dürfen. Es muss eine gute Atmosphäre geschaffen werden. Wo ich aber gar nicht mit d'accord bin, ist, dass weniger arbeiten nicht heißt weniger Wohlstand. Also wenn wir uns nur mal die Zahlen anschauen in Deutschland, wir haben einen Produktivitätsverlust in den letzten Jahren erfahren.
00:36:30 Wir haben also ein reines Produktivitätswachstum nur von 0,2 Prozent, aber eine Abnahme von den Arbeitsstunden, den gesamten Arbeitsstunden in Deutschland, ich habe es vorhin mal kurz nachgeschaut, dass auch die Zahlen stimmen, von 2,2 Milliarden. Das heißt unter dem Strich, wir haben geringeres Arbeitsvolumen in Deutschland, was zu weniger Wohlstand führen wird. Das Arbeitsvolumen ist einfach direkt mit dem Bruttoinlandsprodukt.
00:36:58 Aber natürlich auch sehr viele unbezahlte Überstunden.
00:37:03 Ja, aber die sind ja mit reingerechnet. Wir reden ja von Arbeitsstunden. Was hat jemand an Arbeitsstunden geleistet? Wie viel leistet der Durchschnittsdeutsche? Das sind so 34 Stunden. Durch alle Arbeitnehmer gerechnet kommen wir so auf 1340 Stunden im Jahr. Und da sind wir weit unterhalb von den 1700 Stunden, die OECD-Durchschnitt sind. Und ich bin wirklich der Meinung sogar, dass der Gen Z...
00:37:30 Und das ist provokant, ich weiß, aber dass der Gen Z sechs Tage Woche gut tun würde.
00:37:37 Das ist erstmal interessant. Mina, willst du darauf kurz was sagen, weil du gerade eben gesagt hast, vier Tage Woche, the way to go. Jetzt sagt Sam Nehmann, sechs Tage Woche, beste. Ja, jetzt mal ganz ehrlich, wir verbrennen die Leute seit Jahren und dann will man die noch weiter verbrennen, wenn man sieht, es funktioniert nicht. Warum fängt man nicht mal an, smart zu arbeiten? Ich meine gerade jetzt, wo wir es können.
00:38:00 Es sind so viele hausgemachte Probleme. Wir können unsere Programme besser nutzen. Wir können mal anfangen, unseren Praktikanten nicht einen Lappen in der Hand zu drücken, sondern die direkt an der Hand nehmen und denen was zeigen und denen ein Gefühl von, wir können was bewegen. Weil die meisten werden einfach nur noch an den Computer gesetzt oder an ihre Arbeitsstelle und dann mach mal. Es fehlen Schulungen, es fehlt an so vielen, aber es ist nicht die Lösung, die einfach mehr arbeiten zu lassen, wenn offensichtlich da die Probleme...
00:38:28 in ganz, ganz anderen Baustellen sind. Wir reden jetzt hier nicht von einer super smarten Agentur, die jetzt sowieso schon hipper drauf ist oder so.
00:38:43 Das Internet wieder kurz weg. Von allen möglichen. War ich wieder weg? Ganz kurz, ja, für zu 30 Minuten. Wir reden hier von ganz, ganz vielen Sachen, die noch in so alten Strukturen drinstecken. Und wenn wir die nicht auf den neuesten Stand bringen, dann bringt uns dieses noch mehr Arbeiten absolut gar nichts, weil das ist einfach nicht die Lösung. Ja, ich würde sagen, es sind zwei Paar Schuhe. Also einerseits Effizienzgewinn auch durch KI, wie gesagt, KI-Softwareunternehmen führe ich. Definitiv, ja.
00:39:12 Also der Effizienzgewinn ist da. Und du hast recht, in den Startups, in den hippen Unternehmen bei uns, mit einer treibenden Vision, da arbeiten auch gerne viele länger. Gleichzeitig glaube ich, trotz dessen, dass wir in Deutschland mehr arbeiten dürfen und auch mehr arbeiten müssen, um Wohlstand, gerade in dieser schwierigen wirtschaftlichen Lage, in der wir sind, um unseren Wohlstand nicht zu verlieren und vor allem unseren Wohlstand beizubehalten und zu vergrößern.
00:39:41 Wie gesagt, das sind zwei Paar Schuhe. Dieser eine, dieser Effizienzgewinn, den haben wir. Und es muss darauf geschaut werden, dass eine geniale Atmosphäre auf der Arbeit stattfindet. Und das ist ja auch genau das, was du, Mina, meinst. Nicht einen Praktikanten einen Lappen in die Hand drücken. Davon rede ich ja gar nicht. Ich rede von einer begeisternden Arbeitsstätte, wo jemand hinkommt, der Bock hat, fünf Tage zu arbeiten oder sogar sechs Tage. Und dann sechs Tage Woche.
00:40:07 Finde ich auch, lass uns das mal raus aus der normalen Arbeitsstelle nehmen oder von dem normalen Arbeitgeber. Lass uns mal drüber reden, was heißt 6-Tage-Woche im Sinne von, du arbeitest 5 Tage bei deinem Arbeitgeber und machst am Samstag nicht nur auf Instagram und auf Netflix, du spendest dein Leben in mehr oder minder, sondern machst was, bist noch in einem Verein dabei, bist noch...
00:40:32 baust einem eigenen Projekt rum, gibst dich in die Gesellschaft rein. Wenn wir diese sechs Tage anschauen, das brauchen wir, das braucht Deutschland. Wenn das Ehrenamt wegfällt, wenn Deutschland nicht mehr so kreativ bleibt und mehr und mehr wird, wie es eigentlich war und ist. Der ganze Wohlstand kommt ja von absolut viel Arbeiten, was nicht immer heißt,
00:40:57 Hier nur bei einem Arbeitgeber oder nur sechs Tage, Woche, whatever. Wir können mal ganz gerne über das Thema Work-Life-Balance jetzt gerade sprechen, aber ich habe, weil ich es hier auch gerade sehe von Lea, die schreibt im Chat, was bringt mir Wohlstand, wenn ich ihn nicht genießen kann, weil ich nur am Arbeiten bin. Ich habe, oh, haben wir ein Rate bekommen? Wir haben ein Rate bekommen, gell? Ich sehe ihn gerade nicht. Liebe Regie, schreibt es mir gerne in den Chat, wer geratet hat. War es Arte?
00:41:25 Oh, Arte. Hallo Freunde von Arte. Arte, Raid, Raid. Schön, dass ihr alle mit dabei seid, liebe Leute. Wir reden heute über das Arbeiten und darüber, ob wir vielleicht sogar zu bequem geworden sind oder ob wir doch ein wenig mehr in Deutschland arbeiten wollen. Unter anderem war einer unserer Aufhänger die Aussage von Friedrich Merz, der ja gesagt hat, wir müssen hier wieder ein bisschen mehr in Deutschland arbeiten und vor allem effizienter arbeiten.
00:41:49 Schön, dass ihr mit dabei seid. Bei uns geht es wie immer ja darum, dass wir mit der Community sprechen. Also euch im Chat. Und wir haben noch ein Raid bekommen. Leute, wie todeswild ist diese Sendung. Und natürlich wie immer mit geladenen Gästen. Heute erstmal bei uns zu Gast hier gerade aktuell Mina und Sam. Mina ist selbstständig und Sam ist auch Junggründer von einem KI-Unternehmen. Und der zweite Raid war von Coppelius.
00:42:17 Yes, hallo Coppelius und Konsorten. Schön, dass ihr auch mit dabei seid. Ich hoffe, ihr habt mitbekommen, wo wir gerade dran sind. Wir reden gerade über das Arbeiten. Wir haben wie immer Gäste mit uns hier im Stream am Start geladene. Ihr könnt natürlich auch mitdiskutieren. Ich würde mich freuen, wenn ihr im Chat mit dabei bleibt. Das ist eigentlich gerade sehr spannend. Wir sind nämlich gerade bei Work-Life-Balance stehen geblieben, nachdem wir gerade gesagt haben, dass Mina eher für eine Viertagewoche wäre und Sam sagt, nee, man, die Sechstagewoche, das ist es.
00:42:44 Und da waren wir gerade am debattieren und sind gerade stehen geblieben bei dem Thema Work-Life-Balance, was ich jetzt eigentlich mit euch besprechen wollte.
00:42:53 Wir können dazu gerne mal einen Blick auf eine Statistik werfen und zwar die durchschnittliche Arbeitszeit pro Woche. Das ist unter anderem auch die Statistik, auf die sich Friedrich Merz bezogen hat mit seiner Aussage, nämlich, dass wir in Deutschland weniger Arbeitsstunden haben als Griechenland. Das stimmt so nicht, denn in Deutschland wurden die Teilzeitarbeitenden mit eingerechnet und wenn man das mit den Leuten aufrechnet, dann kommen natürlich auf mehr Leute weniger Arbeitsstunden. Deswegen unten, ne, so, da.
00:43:21 Nochmal die bereinigte Statistik sozusagen, wo wir komplett im Schnitt ungefähr der Europäischen Union liegen. Da wurden nämlich dann nur Vollzeitbeschäftigte in Deutschland mit berücksichtigt. Und dann arbeiten wir eigentlich gar nicht so wenig. Sam, weil du gerade eben Arbeitsstunden...
00:43:37 auch erwähnt hattest. Lass uns gerne jetzt auf das Thema Work-Life-Balance kommen. Die Frage, die ich mir gestellt habe, vielleicht an Sam erstmal, weil du es ja gerade eben die 6-Tage-Woche schon angesprochen hast, aber auch gleichzeitig gesagt hast, du willst die Leute ja nicht verbrennen sozusagen. Was mich da interessiert hätte, wäre, wie willst du das denn machen, die Leute dann nicht zu verbrennen? Also was wären so konkrete Maßnahmen aus deiner Sicht? Ja genau, also das, was auch Mina gesagt hat, keinem Praktikanten einfach einen scheiß Lappen in die Hand drücken.
00:44:06 Also ich bin ja auch, ich gehöre auch zu Gen Z und natürlich, ich bin das Gründer, ich bin das Gründer, ich bin mehr Eigenmotivation. Aber wenn ich meine Kollegen oder unsere Mitarbeiter anschaue, die haben Bock zu arbeiten, die haben eine Vision, wir haben eine Vision als Company, wir haben eine Vision, die uns vorantreibt, die uns zusammenschweißt und alle geben Vollgas. Und ich glaube, in vielen Firmen fehlt einfach diese Vision, die zu einer Motivation, zu einer inneren Motivation führt.
00:44:35 Und viele Firmen haben auch eine absolut scheiß Arbeitsatmosphäre. Und ich glaube, da müssen wir eigentlich anfangen. Also wenn du auf die Arbeit gehst und die Arbeit eigentlich eher eine Überbrückung von Freizeit zu Freizeit ziehst, dann bist du schon bei der komplett falschen Arbeitsstelle. Da müssen wir drüber nachdenken, was willst du eigentlich im Leben, was hast du eigentlich vor, was macht dir Spaß. Und dann sollte man vielleicht, beziehungsweise ich würde dieser Person 100% raten, zu kündigen und woanders hinzugehen. Weil wenn man auf der Arbeit...
00:45:04 Spaß hat, nicht glücklich ist. Und am liebsten so wenig wie möglich arbeiten möchte, weil es eigentlich der Montag schon der schlimmste Tag in der ganzen Woche ist, weil man da aus dem Wochenende rauskommt. Das ist ja kein Leben. Das ist ja einfach nur scheiße. Natürlich müssen da die Arbeitgeber viel machen. 100% müssen die Arbeitgeber viel machen. Ja, das wäre Angst, dass ich gleich wieder weg bin. Ja, ja. Aber probieren über studieren. Lass uns gerne versuchen.
00:45:34 Was sagst du denn zu den Sachen, was Sam jetzt erzählt hat, wie er die 6-Tage-Woche bewerkstelligen möchte, beziehungsweise Leute motivieren möchte? Ich kann mir vorstellen, es ist die Vision, meine ich. Ich kann mir vorstellen, das ist halt leichter gesagt als getan. Also gerade so dieser Punkt, wo ich ein bisschen hängen geblieben bin, ist, wenn du nicht zufrieden bist, dann Kündige such dir einen neuen Job. Das ist ja schön gesagt, aber ich finde eventuell in vielen Fällen auch...
00:46:01 Nicht so realitätsnah, kann ich mir vorstellen. Mina, wie ist da deine Sicht der Dinge? Mina? Die ist da.
00:46:17 Jetzt ist sie, glaube ich, wieder weg. Egal, wir checken das weiter. Jetzt ist sie wieder da. Es ist so spannend heute. Egal, wir holen einen neuen Gast dazu, und zwar einen Community-Gast. Ich bin wieder da. Ja, Mina ist wieder da. Soll ich mal probieren? Ja, probier mal. Erinnerst du dich an das, oder hast du gehört, was ich gesagt habe? Teilweise, was er, also Sam gesagt hat.
00:46:47 Entschuldigung, das kam durch. Das kam durch. Wie das Leben spielt. Wenn man flucht, dann kommt das alles ans Licht. Ist nicht schlimm. Willst du es nochmal probieren? Hörst du uns?
00:47:09 Primetime bei ARD nur Qualitätscontent. Auf jeden Fall. Ich schreib meine Meinung. Genau, schreib sie in den Chat. Ich hol dich über den Präsenter mit rein. Jetzt aber lass uns mal den nächsten Community-Gast dazu holen. Ich will mal wissen, ob das wenigstens funktioniert. Das wäre natürlich premiumgeil. Also, an der Zeit kann ich auf jeden Fall nochmal in den Chat schauen. Ja, super, Richie. Sprich den Elefanten im Raum aus. Unser gutes deutsches Internet. Oh, D-Dex.
00:47:38 Hallo. Hallo. Schönen guten Abend. Long time no see. Ja, sehr gut. Du warst ja auch lange nicht da, außer letzter Woche. Das stimmt, ja. Aber jetzt bin ich wieder da. Ich freue mich, dass du auch dann wieder da bist. In der Zeit, wo Mina ihre Meinung in den Chat schreibt, was hoffentlich funktioniert, was führt dich zu uns, Dedex?
00:48:00 Also Punkt eins, du nimmst mir alle meine Themen, nimmst du mir vorher weg, wie zum Beispiel die Statistik, die auch von den Herren unten vorher zitiert wurde, die natürlich falsch interpretiert wurde, auch von Friedrich Merz und von der Presse. Du meinst die durchschnittliche Arbeitszeit pro Woche, da wo wir angeblich hinter Griechenland, ja.
00:48:22 Aber generell, ich arbeite und lebe in der Schweiz. Also ich lebe nicht in Deutschland. Und in der Schweiz hat man eine längere Höchstarbeitszeit. Das heißt, wenn man hier 100 Prozent arbeitet, nur Vollzeitjob arbeitet, dann arbeitet man 42,5 Stunden. Also nochmal zweieinhalb Stunden mehr als in Deutschland. Sechs Tage finde ich viel zu viel. Das schafft kein Mensch. Das schafft vielleicht ein Schüler. Und selbst bei Schülern ist es, glaube ich, nur alle zwei Wochen, dass man auch samstags in die Schule geht.
00:48:51 Aber sechs Tage am Stück, acht Stunden arbeiten, das schaffst du nicht. Das schaffst du vielleicht in einem KI-Unternehmen. Ja, ja, ja. In einem KI-Unternehmen, also in einem Unternehmen, wo Sam arbeitet quasi. Genau. Also das schaffen vielleicht junge Leute, die ambitioniert sind, mal etwas zu...
00:49:16 Weil sie so laut tippt, Dedex? Nee, weil sie dazwischen redet. Sie redet? Ja, bei mir redet sie dazwischen. Ich höre sie gar nicht. Ich höre sie. Ich höre sie auch. Bin ich da? Ich höre dich jetzt. Jetzt höre ich dich. Okay, wir versuchen jetzt nochmal, dass Dedex seinen Punkt vielleicht... Ich sehe komischerweise Dedex, sehe ich die ganze Zeit und höre ich reden, aber euch nicht.
00:49:45 Das ist wild. Heute wild. Ey, heute einfach Internet oder so Arbeit eingestellt. Wahrscheinlich zum Stream des Tages. Okay, Chat, ihr kennt das aus früheren Zeiten. Das ist heute halt mal so. Aber wir kriegen das alles auf die Reihe. Alles gut. Wir beruhigen uns. Wir versuchen beim Thema zu bleiben. Dedex, versuch gerne deinen Punkt zu Ende zu kriegen. Du bist da stehen geblieben. Das ist vielleicht jemand schafft, der in einem KI-Unternehmen arbeitet oder junge Menschen mal sechs Tage die Woche. Ansonsten siehst du das eher nicht.
00:50:12 Ja, er ist ein junger Unternehmer. Du bist ein junger Unternehmer. Du hast junge, ambitionierte Mitarbeiter, die alle was werden wollen. Und gerade in der Branche, da muss man Gas geben. Und ich sage dir, ich garantiere dir, es wird bei dir auch Menschen geben, die das nicht machen, weil sie so hoch motiviert sind, weil sie euer Unternehmen so toll finden, sondern weil sie was in der Branche werden wollen. So ist es im wahren Arbeitsleben. Wenn man jung ist und selber ein Unternehmen gegründet hat, sieht man das vielleicht anders.
00:50:40 Aber ich bin ein bisschen älter. Ich weiß nicht, ich könnte nicht unbedingt dein Vater sein, aber wenigstens dein großer Onkel. Und ich habe viele Filistrationen in meinem Leben durch. Und genau das habe ich erlebt. Und wenn du sagst, die Mitarbeiter, die sollen halt, die sollen sich dann halt einen anderen Job suchen. Wie soll das denn bitte jemand tun, der, ich sage mal, im Niedriglohnbereich arbeitet, der im Supermarkt arbeitet, wie auch immer. Die Jobs liegen nicht auf der Straße.
00:51:09 Man kann nicht in ein besseres Unternehmen gehen. Also der Realismus fehlt mir bei deinen Aussagen leider sehr. Ich finde die Aussage auch ein bisschen frech, muss ich sagen. Such dir was anderes, wenn es dir hier nicht passt. Weil das Problem liegt nicht. Also wirklich, guck dir die Menschen an. Bei wie vielen liegt es wirklich an der persönlichen Einstellung, dass die nicht arbeiten wollen? Also dazu sagen, dass die meisten Arbeitnehmer... Lass es gerne mal...
00:51:38 Darauf eingehen. Also erst mal, Dedex, zu dir. Ich weiß nicht, ob du davor schon da warst. Also mir ging die 6-Tage-Woche, mir ging es auch darum, im Allgemeinen gesellschaftlich gesehen, dass wir diesen Samstag einfach nicht verlottert lassen. Also dass wir nicht die ganze Zeit nur auf Netflix oder Insta chillen, so nach dem Motto, sondern tatsächlich auch... Aber wer macht das denn? Lass ihn noch aussprechen.
00:52:03 Genau, lass mich mal kurz aussprechen und dann ehrenamtlich sich engagieren. Das machen ja viele, will ich ja gar nicht sagen, aber ich würde ehrenamtlich engagieren, eigene Projekte umsetzen. Natürlich bei uns arbeiten auch viele diese sechs Tage voll bei mir im Unternehmen und mir ist das 100% bewusst, also zu eurem Background. Ich organisiere noch einen Mittelstandsgipfel mit knapp 1000 Teilnehmern. Ich kenne die mittelständischen Unternehmen sehr, sehr gut. Ich weiß, wie der Realismus da ausschaut. Ich bin da gut drin, aber mir geht es halt darum, lasst uns...
00:52:31 Lasst uns Gesellschaft wieder zusammenrücken, lasst uns wieder Gas geben und wir haben einfach einen Leistungsabfall in Deutschland, der da ist. Den gibt es nicht, den gibt es nicht. Also auch alleine durch die Statistik, du hast sie selbst gesehen. Darf ich fragen, was du wählst? Ich habe sie selbst gesehen, ich kenne auch die Statistik mit der Teilzeit. Aber dann warum? Nee, mit Parteiengesprächen, das lassen wir heute sein. Na gut.
00:52:58 Für mich sind die Aussagen leider falsch und schwammig. Überstunden, unbezahlte Überstunden, wurden auch schon vorhin erwähnt, die fallen auch nicht in die Statistik rein.
00:53:10 Nee, und es sind eine Menge. Es sind verdammt viele Überstunden, gerade im Einzelhandelbereich. Und das ist ein verdammt riesiger Sektor, wo auch sehr, sehr viele Menschen arbeiten. Und da ist das Usus. Und da reden wir hier nicht von zwei, drei die Woche. Da reden wir von 15, von locker 15 unbezahlten Arbeitsstunden in der Woche. Und da rede ich jetzt nicht mal von den Filialleitern, die sowieso sechs Tage die Woche da sind und Sonntagsverräumung teilweise noch machen.
00:53:36 was nicht offiziell ist, um das Pensum irgendwie schaffen zu können. Also für mich klingt das alles, wir haben diesen Abfall nicht. Was wir haben, sind verbrannte Menschen. Und dann zu sagen, wir fordern mehr, mehr, mehr und rücken zusammen, ja, da finde ich das irgendwie ein bisschen seltsam. Ich glaube, hier sprechen halt gerade zwei Ebenen. Die eine ist halt so Mindset, Sam.
00:53:57 Das ist ja auch ehrenwert, wenn man so ein Mindset hat. Das ist ja eigentlich mega gut. Und auch wenn man das vorlebt und so, muss man ja sagen, versus Erfahrung, wenn jetzt Dedex und Mina sagen, aber wir erleben das irgendwie ganz anders. Das ist ja eigentlich geil. Das ist ja genau das, was wir wollen. Diesen Diskurs einfach heute haben über das Thema und so weiter. Wichtig ist halt nur, dass wir uns ausreden lassen und so. Auch Chat, ein bisschen chillen, nicht zu hart mit den Leuten umgehen, ihr wisst es. Das finde ich aber gerade sehr, sehr, sehr spannend.
00:54:25 Ich hatte dazu einen ganz guten Kommentar noch, gerade eben, hoffentlich finde ich den, den würde ich gerne vorlesen.
00:54:35 Ich glaube, ich finde ihn nicht mehr, leider. Sonst ist es egal. Gedex, du wolltest gerade was sagen. Ich versuche mir gerade was zu sagen. Wir arbeiten 42,5 Stunden in der Woche und es tut mir nicht weh. Ich mache es gerne, weil ich für einen guten Arbeitgeber arbeite. Und das ist ein Punkt, den hat Offsam, ich kann deinen Namen nicht mal aussprechen.
00:55:00 Vorhin auch erwähnt. Mich würde mal interessieren, was machst du als Arbeitgeber? Was tust du für deine Mitarbeiter, damit sie gerne zur Arbeit kommen? Damit sie Spaß haben? Und sag mir jetzt bitte nicht der Obstkorb. Bro, auf keinen Fall. Also natürlich ist der auch da, aber darum geht es. Das ist ja nicht ein Argument. Das ist ja Standard.
Arbeitgeberattraktivität und Generationen-Mindset
00:55:2600:55:26 Wo fangen wir an, sag ich mal so? Also von der Workation, dass wir einmal im Jahr wohin fliegen, eine Woche. Wir waren jetzt letztes Jahr in Fuerteventura, Villa gemietet, mit Pool, alle zusammengebracht, nochmal Vollgas. Das ist halt ein Event dann bis hin zu, es ist jetzt nicht, also ich hau da nicht drauf und sag, ihr müsst jetzt hier zwölf Stunden am Tag und dann sechs Tage die Woche oder so. Kein Fall. Wir schauen, dass die Rahmenbedingungen absolut passen.
00:55:54 Das fängt ja an vom Schreibtisch, dass der ergonomisch ist und so weiter. Also wo fangen wir an und wo hören wir auf? Ich glaube, dadurch, dass ich in der Startup-Bubble bin, sind wir da, glaube ich, ganz weit vorne dabei, dass die Umstände sehr gut sind. Wenn wir jetzt in den Großkonzernen schauen, da ist es natürlich ganz anders und das ist mir bewusst. Und auch im Einzelhandel will ich gar nicht sagen, es arbeiten super viele Leute super, super hart in Deutschland. Aber mir fehlt, wenn man das ein bisschen anders framen möchte,
00:56:23 Da auch in meiner Generation schon oftmals auch so dieses Mindset-Thema. Also lasst uns doch mal, wie blicken wir auf Arbeit? Ich habe wirklich oft das Gefühl, und ich bin ja auch in der Generation groß geworden, ich bin Teil der Generation Z, mit vielen Gesprächen dieses Gefühl, Arbeit ist eine Überbrückung von Freizeit zu Freizeit. Und das ist meiner Meinung nach ein trauriges Verständnis von Arbeit. Dann kann Arbeit gar nicht erfüllend sein.
00:56:49 dann wird Arbeit immer Scheiße sein, dann wird Arbeit immer Katastrophe sein. Und das müssen wir ändern. Und da müssen auch die Arbeitgeber viel machen, will ich gar nicht sagen. Da muss auch die Schule viel machen, dass die Leute nicht in irgendwelchen Arbeitsplätzen landen, wo sie eigentlich hätten vorher schon wissen können, dass es nicht so ist für sie. Und das ist ja absolut komplex. Ich will das gar nicht so absolut schwammig oder leichtfertig von der Lippe runterknallen. Ja. Ja, aber...
00:57:17 Stell dir mal vor. Willst du im Chat vielleicht noch weiter ein bisschen schreiben? Wir haben sehr, sehr viele Leute in der Pipeline gerade, höre ich. Und wir müssen ein bisschen vorankommen, leider. Kennst du das Spiel, ja? Deswegen würde ich gerne Mina, deinen Kommentar, den nehme ich gleich noch mit rein, den du geschrieben hast, den habe ich mir hier aufgehoben. Mina und dich, Dedex, gerne verabschieden.
00:57:39 Und euch sehr danken, dass ihr heute zu uns in den Stream gefunden habt und eure Perspektive geteilt habt. Das war sehr interessant und hat Spaß gemacht zuzuhören und die Diskussion läuft und so. Bitte seht es mir nach. Es ist sehr, sehr viel Betrieb gerade im Hintergrund. Tut mir leid, dass es mit der Internetverbindung ein bisschen gehakt hat. Macht nichts. Es ist alles okay. Da kannst du ja überhaupt nichts für. Aber seid gerne beide noch im Chat am Start und beteiligt euch an der Diskussion. Darüber würde ich mich sehr freuen. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend. Wir lesen uns. Ciao.
00:58:09 So.
00:58:12 Gerade mal ein bisschen Work-Life-Balance gemacht bei dem Schluck Wasser. Wir versuchen, unseren neuen Gast reinzunehmen. In der Zeit kann ich den Kommentar von Mina nochmal vorlesen, was sie sagen wollte, bevor die Internetprobleme aufgetreten sind. Und zwar, ich habe nicht viel rausgehört Bock. Die skandinavischen Länder machen es gut vor. Auch deutsche Firmen haben bewiesen, dass die Produktivität steigt. Was helfen sechs Tage, wenn die Produktivität dadurch nicht steigt? Was hat man als Arbeitnehmer mehr davon? Eigentlich ein interessanter Tag.
00:58:41 Hier ist unser nächster Gast. Hallo, kannst du uns hören? Hallo, ich kann euch ganz wunderbar hören. Einen wunderschönen guten Abend. Wunderbar, wir können dich auch sehr gut hören. Wir freuen uns, dass du da bist, Robert. Du sprichst auf Social Media offen über das Thema Arbeit und sagst, junge Menschen sollen für ein kaputtes System arbeiten, ohne das Gleiche zurückzubekommen.
00:59:03 wie frühere Generationen. Lass uns vielleicht mal genau da einsteigen. Inwiefern ist die Debatte rund um mehr Arbeit denn auch ein Generationenkonflikt? Das ist gerade eben ja auch schon von der Gen Z und so.
Generationenkonflikt und Wohlstandsversprechen
00:59:1400:59:14 Es ist für mich ganz eindeutig, also ich könnte jetzt wirklich in den zehn Minuten Rant darüber einsteigen, wie Boomer dieses Land zu ihrem Vorteil umgebaut haben, indem sie hat die politische Macht, die sie dank der Form, wie die Geburtenpyramide fällt, nutzen. Aber um das vielleicht mal nur ganz grob aufzugreifen, Sam, du hast vorhin die ganze Zeit immer wieder so dieses Wort unser Wohlstand reingebracht. Es geht um unseren Wohlstand. Ich möchte an der Stelle gerne fragen.
00:59:40 Wer ist denn uns? Also wer sind denn am Ende die Leute, die Wohlstand haben in Deutschland? Und wenn man da auf die Vermögensverteilung schaut, dann spricht das eine ganz eindeutige Sprache. Und wenn wir jetzt darüber reden wollen, warum Leute keine Lust mehr haben zu arbeiten, dann finde ich, muss man dort anfangen, wo man darüber redet, warum das Wohlstandsversprechen in Deutschland nicht mehr funktioniert. Also das eben zu Zeiten des Wirtschaftswundes und danach.
01:00:03 Leute mehr Motivation auf Arbeit hatten, weil es realistisch war, sich mit dem gegebenen Maß an Arbeit tatsächlich eine Existenz aufzubauen und Vermögen zu vermehren. Das ist aufgrund der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung heutzutage nicht mehr möglich. Deswegen haben Leute aus meiner Sicht keine Lust zu arbeiten.
01:00:24 Ja, finde ich einen spannenden Take. Kannst du gerne darauf eingehen. Ja, in einigen Punkten natürlich. Ich würde nie, wenn ich von unserem Wohlstand spreche, dann, du bist jetzt wahrscheinlich, ich weiß nicht, könnt ihr die Bude selber oder ist von deinen Eltern bezahlt oder mietest, whatever. Tatsächlich miete ich das von meinem eigenen Geld. Ja, okay. Aber dieses Land wurde aufgebaut von den Boomern, Babyboomern, wurde oder der Generation sogar auch noch davor.
01:00:54 So, wir leben von diesem Wohlstand. Die Babyboomer haben es effizienter gemacht. Die haben die Produktivität in Deutschland erhöht. Wir haben auch geniale Migration gehabt, die auch dazu geführt hat, dass dieses Land weiter aufgeblüht ist. Und wenn wir das anschauen, natürlich würde ich sagen, ich sage nicht, dass dein Take falsch ist. Ich bin da in dem...
01:01:17 90 Prozent von dem, was du gesagt hast, stimme ich überein. Es ist viel schwieriger, als je zuvor Wohlstand aufzubauen. Es ist viel schwieriger, Vermögen aufzubauen. Aber ich zweifle es, dass es derzeit, die wirtschaftliche Lage ist auch sehr kritisch natürlich, aber hauptsächlich liegt es an dem System, vor allem an der Politik, die betrieben wird. Wenn wir anschauen, wie viel Steuern wir zahlen, ab wann man als Spitzenverdiener gilt in Deutschland.
01:01:45 Ich habe jetzt die Zahl nicht ganz genau im Kopf, aber ich glaube, wir waren bei 1980 war es 17-fache von einem Durchschnittsverdiener, war ein Spitzenverdiener. Jetzt sind wir beim 1,5-fachen. Checkt das gerne mal, ARD im Background. Ich glaube, 1,5-fach oder 2-fach von dem, was ein Durchschnittsverdiener in Deutschland... Versuchen wir? Vielleicht kriegen die Redaktion im Hintergrund das hin. Schauen wir mal. Ich glaube, so in die Richtung ist es natürlich absolut Katastrophe, diese Diskrepanz.
01:02:14 Also ich unterscheide es in vielen Bereichen. Und wir haben viel zu wenig junge Leute in der Politik. Ich glaube, wir brauchen mehr junge Leute, auch im Bundestag. Wir brauchen mehr junge Leute, die in der Politik mitmachen. Ich finde es schon super, dass du selber das Thema Produktivitätssteigerung angesprochen hast, weil ansonsten wäre ich darauf jetzt auch nochmal zurückgekommen. Wenn man sich...
01:02:32 auf Grafen einfach, die Entwicklung von der Produktivität in Deutschland seit den 1950ern mit der Entwicklung der Reallöhne seit den 1950ern anschaut, dann sieht man, dass ab 1990 roundabout die Entwicklung der Reallöhne ganz krass abflacht im Vergleich zur Entwicklung der Produktivität. Also auch das ist wieder für mich ein Punkt, wo ich mir persönlich auch denke, welche Motivation gibt das denn Leuten mit, überhaupt ernsthaft zu arbeiten, wenn sie das Gefühl haben, dass...
01:02:58 Der Mehrwert, den sie erwirtschaften, dass sie daran nicht fair beteiligt werden. Ja, stimmt. Ich kenne die Statistik. Ich kenne die Statistik. Natürlich ist die Produktivität in den letzten vier Jahren extrem abgeflacht. Also die stagniert so gut wie. So 0,2, 0,3, 0,4 Prozent haben wir da Wachstum pro Jahr. Aber ja, ich kenne die Statistik, ja. Können uns vielleicht mal einen Reddit-Post dazu anschauen, wo ein paar User einfach mal Denkanstöße gegeben haben. Und zwar schreibt RunZombieBabe,
Arbeitsmoral, Kapitalismus und Unternehmertum
01:03:2701:03:27 Sein, also Friedrich Merz ist da gemeint, Weg von der vier Tage Woche, Deutschland muss mehr arbeiten, hat mich schon zum Lachen gebracht. Sorry, aber mehr als 40 bis 50 Stunden pro Woche mache ich nicht. Und vier Tage Woche hatte ich nie. Ich finde die jungen Leute gut, die sich nicht von der Arbeit auffressen lassen und lieber auf Lohn verzichten als auf Leben. Und Spotzke springt ihm zur Seite und sagt, oder springt ihr zur Seite?
01:03:52 Sagt ich auch, niemand wird durch Arbeit mehr reich, seitdem der Anreiz eines Hauskaufs oder einer relativ sorgenfreien Familiengründung entfallen ist. Geht für mich so ein kleines bisschen in die Realleben-Geschichte, die Mina gerade eben auch erzählt hat. Macht es für viele kaum einen Unterschied, ob sie jetzt 10k im Jahr mehr oder weniger verdienen, dann die Zeit lieber selbstbestimmt verbringen. Sam, wenn du sowas liest.
01:04:20 Was ich da dazu denke. Ja. Ja, also ich bin immer noch bei den Gemeinsamkeiten ab. Ich behalte nichts davon, Leute zu verbrennen und Leute kaputt arbeiten zu lassen. Gleichzeitig denke ich aber tatsächlich, und wenn ich auch in meinem Freundeskreis rumschau oder unsere Generation, es gibt super viele, die super Gas geben.
01:04:46 Ich will gar nicht alle in einen Sack packen. Es gibt auch, wie in den Babyboomer-Generationen oder in der Gen X, gibt es auch so viele, die haben gar keinen Bock auf irgendwas. Es gibt aber auch einige, die wollen nicht so viel arbeiten. Und das ist dann am Ende eine Entscheidung für die selbst. Die können ihre 4-Tage-Woche arbeiten, die können auf Lohn verzichten, bei vollem Lohnausgleich. Okay, dann könnten wir wieder mit Reallöhne, wie die sich entwickelt haben, könnte mal argumentieren.
01:05:10 Da müssen wir aber auch wieder politisch anschauen, wie haben sich die Steuern entwickelt, wie hoch ist die Steuerbelastung im Vergleich von damals und heute und so weiter und so fort. Aber kurzum, um den Hagen dran zu machen, ich glaube und ich stehe immer noch voll dafür ein, dass wir in Deutschland wieder mehr arbeiten dürfen, wir wieder Gas geben dürfen und allein das eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung ist, die wir haben. Weil wenn wir alle...
01:05:39 Wenige Arbeiten werden, sinkt das Arbeitsvolumen, was eh schon seit 2019 um 2,2 Milliarden gesunken ist. Und Arbeitsstunden. Und dann wird es hier einfach immer schwieriger. Ich glaube, wenn ich da jetzt an der Stelle noch das kleine böse Wort Klassenbewusstsein mit reinwerfen mag.
01:06:02 Für meinen Eindruck zumindest, so wie ich das mitbekomme, weil ich habe ja jetzt selber das Privileg, ich stand lange in Lohnarbeit, verdiene mir aber inzwischen selber mein Geld mit Social Media, lasse aber auch keine anderen Leute für mich arbeiten. Und ich glaube, was vielen Leuten...
01:06:15 super sauer aufstößt, und das ist ja einfach ein Feature des Systems, für das wir uns entschieden haben wirtschaftlich, ist halt das nun mal im Kapitalismus der Mehrwert, den die Arbeiter erwirtschaften, anteilig, und wenn man sich, wie gesagt, die Entwicklung über die letzten Jahrzehnte anschaut, zu immer größeren Anteilen zu den Besitzern der Produktionsmittel fließt. Das heißt, dass grundsätzlich Leute wie du, Sam, ich will das jetzt gar nicht auf dich persönlich beziehen, weil deine Firma ist wahrscheinlich noch nicht alt genug, als dass das da einen riesenlangen Effekt gibt.
01:06:41 haben könnte. Aber es stößt halt Leuten super bitter auf, wenn die Menschen, die am meisten davon profitieren, dass mehr gearbeitet wird, den anderen Leuten, die nicht so viel davon profitieren, erzählen, sie sollen doch bitte mehr arbeiten. Also was ist das denn für eine Anspruchshaltung?
01:06:56 Ja, kann ich verstehen, kann ich verstehen. Wenn ich da nochmal einhaken darf bezüglich, dass ein Großteil des Profits dann an den Unternehmer fließt. Der Unternehmer ist halt eben auch ins Risiko gegangen. In Deutschland hast du die freie Wahl, was du machen kannst. Du kannst ein Unternehmen gründen relativ einfach. Geh zum Rathaus, gründe ein Gewerbe oder geh zum Notar und gründe deine UB. Das funktioniert aber nicht für alle.
01:07:21 Jeder kann ein Unternehmen gründen, aber es können nicht alle in dieser Gesellschaft ein Unternehmen gründen. Dann haben wir keine Leute mehr, die sich um die einfache Arbeit kümmern. Ja, das ist jetzt ein Gedankenexperiment, aber rein technisch gesehen ist es möglich. Und viele möchten aber in das Risiko gar nicht gehen. Also wenn ich dir erzähle, bei mir ist auf und ab den ganzen Tag so. Ich habe mit Sachen zu Problemen zu kämpfen, die haben wir die allermeisten Angestellten gar nicht, weil einfach die das gar nicht betrifft.
01:07:50 Und dann ist es einfach Risiko, High Risk, High Reward, so am Ende, dass es sauer aufstößen kann, wenn jetzt da einer herkommt, der da Unternehmer ist, Leute einstellt und dann sagt, ihr müsst mehr arbeiten. Ja, kann ich verstehen. Am Ende hilft es aber auch nur, wenn man mit Vorbildfunktion voranschreitet und dann aber auch die Arbeitnehmer daran beteiligt. Ich sage dir mal, wie das beim Startup-Bereich läuft.
01:08:19 Du hast dann halt ESOPs oder VESOPs. Das sind so Shares, Virtual Share Options, Employee Share Options. So, da sind die Mitarbeiter daran beteiligt. Das hast du jetzt im Mittelstand weniger, aber alle mittelständischen Unternehmer, die ich kenne, die kümmern sich so, so gut um ihre Mitarbeiter. Durch Covid haben die sich durch, haben die die nicht direkt gekündigt. Wir können auch über die Konzerne reden, die dann einfach mal kurz ein paar Mitarbeiter rausschmeißen, weil gerade die wirtschaftliche Lage schwierig ist.
01:08:46 machen Mittelständler eher weniger. Ich würde vorschlagen, wir nehmen noch mal einen Community-Gast mit dazu, der bei uns in der Leitung ist und hören uns seine Perspektive dazu an für einen kurzen Take, bevor wir wieder mit unserer eigentlichen Diskussion hier weitermachen. Ich finde es übrigens ganz toll, Chad, wie ihr euch beteiligt und auch, dass so viele versuchen, in den Stream zu kommen. Da ist er auch schon. Hallo, schönen guten Abend. Hallo. Das ist ja mega geil.
Arbeitsniveau und Effektivität vs. Effizienz
01:09:1301:09:13 Ja, das funktioniert technisch richtig gut mittlerweile. Haben wir uns wieder eingegroovt. Wer bist du und was treibt dich zu uns in den Stream? Ich bin Seven Egg und mich treibt in den Stream, beziehungsweise jetzt hier in die Diskussion, eine ganz andere Perspektive. Ich bin jetzt selbstständiger Anwalt und habe eine eigene Kanzlei, eigene Leute.
01:09:38 Ich muss mir halt auch überlegen, wie ich mit meinen Leuten umgehe. Und eine relativ wichtige Sache bei mir zumindest in der Kanzlei ist immer, das Arbeitsniveau muss stimmen. Ich kann nicht hergehen und sagen, meine Leute sitzen jetzt acht Stunden da und arbeiten da Zeug ab, weil am Ende schleichen sich meiner Erfahrung nach nach drei, vier Stunden Fehler ein und das dann immer mehr.
01:10:06 Die auszumerzen, hinten raus, das ist immer wesentlich teurer. Und von mir wird erwartet, wenn mich jemand als Anwalt nimmt, du gibst 100% für mich. Immer. Wenn dein Anwalt 95% gibt, ist er ein Idiot. Und ich kann das aber gar nicht an meine Mitarbeiter weitergeben, denen irgendwo sagen, hey, wir müssen jetzt fertig werden, wenn die Arbeit, die rauskommt, in Anführungszeichen nicht perfekt ist.
01:10:35 ist einfach schon das Ziel nicht erreicht. Das kann man am Ende nicht mehr korrigieren. Und die Folgen sind, du gehst in eine Folgeinstanz, du gehst in die dritte Instanz, irgendwann zahlst du die Versicherung nicht mehr. Und wenn einfach der Leistungsanspruch an die Leute, der einfach da ist in dem Feld, so gigantisch ist, dass er nicht getragen werden kann, dann muss irgendwo Schluss sein nach drei, vier Stunden, meiner Meinung nach.
01:11:03 meine Leute, die mir zuarbeiten, weil ich mich darauf verlassen können muss, dass alles wirklich fehlerfrei ist. Ich habe nicht die Zeit, noch hinten dran was nachzukorrigieren. Und da gibt es einfach in so vielen Berufen so wenig Toleranzen. Weil bei mir ist am Ende die Konsequenz, wenn es schief geht, sind die Kinder beim anderen Partner. Und das ist für die meisten ein familiäres Todesurteil einfach. Was tust du denn?
01:11:30 Wie gehst du denn damit um, sozusagen um deine Mitarbeiter dahingehend, was du ja gerade beschreibst, zu schützen, würde man ja fast sagen können? Ich schaue vor allen Dingen, dass die Arbeitszeiten relativ kurz sind, die sie tatsächlich im Büro sind und wirklich gute Arbeit leisten. Ich habe zum Großteil Teilzeitkräfte.
01:11:51 Und da auch üblicherweise in den Bewerbungsgesprächen geschaut, dass es Teilzeitkräfte sind, die dann nach meiner Arbeitszeit bei mir was anderes machen, nicht noch irgendwo im juristischen Betrieb noch irgendwo unterwegs sind, vielleicht noch studieren, sondern für mich ist immer wichtig gewesen, dass die Leute, die bei mir sind, sich diesen kurzen Zeitraum, in dem ich sie bezahle, auch wirklich auf ihre Arbeit konzentrieren können.
01:12:19 Und dann hinten raus das mehr oder minder entsprechend, sagen wir mal, Lachshandel. Und wenn die Arbeit, die für drei Stunden geplant ist, in sechs Stunden gemacht wird, ist mir das erst mal auch recht. Aber das Ergebnis muss immer sein, die Arbeit muss ein entsprechendes Niveau haben. Und im Zweifel wird dann halt auch mehr bezahlt dafür.
01:12:40 Also kann man festhalten, bei dir auf maximale Effizienz angedacht, aber ohne den Arbeitnehmer, die Arbeitnehmerin auszubeuten? Ich finde das Wort Effizienz ist nicht passend effektiv und Effektivität halte ich wesentlich wichtiger. Qualitativ, vielleicht. Qualitativ hochwertig. Wenn wir über Effizienz reden, dann muss ich irgendwo auf Gehalt optimieren, wie kriege ich...
01:13:05 MinMax möglich das Ideale raus. Ich brauche immer das maximale Ergebnis. Und gut, günstig und schnell geht nicht zusammen. Ganz einfach. Hey, interessant. Vielen Dank, dass du dabei warst, deine Perspektive geteilt hast. Bleib gerne im Chat noch dabei. Ansonsten einen wunderbaren Abend hier noch. Danke. Tschüss. Tschüss. Chat, habt ihr gesehen? Gar nicht wehgetan, hat gar nicht wehgetan. Ihr könnt auch dazukommen. Also, wählt euch ein, teilt eure Meinung. Sam, wolltest du gerade was sagen? Nee, nee.
01:13:33 Ich habe einfach nur Servus gesagt hier. Wir waren gerade schwer in der Diskussion dabei. Ich habe eine Frage an euch beide. Sam, du forderst ja eine stärkere Leistungsbereitschaft sozusagen, wenn ich es richtig rausgehört habe. Und Robert, du warnst eher so vor der Aushöhlung von Arbeitnehmerrechten. Jetzt ist meine Frage und gerne Robert, du als erstes. Gibt es denn überhaupt noch einen fairen Mittelweg zwischen mehr leisten und gut geschützt sein?
01:14:02 als Arbeitnehmer. Echt? Ja, also ich glaube, dieses Mehr leisten, dieser Teil, den finde ich einfach nicht zutreffend dabei. Ich glaube, wir müssen eher wieder dahin zurückkommen, dass wir überhaupt wieder ähnliche Umstände haben, wie wir sie einst hatten und dass wir zum Beispiel ähnlich starke Gewerkschaften haben. Wir sind gerade dabei, so ganz sachte viele Errungenschaften, die wir uns als Arbeitnehmer ewig lange erkämpfen mussten, für quasi einen schnellen Taler irgendwie wegzuwerfen. Und das ist, glaube ich,
01:14:30 wie so oft in Deutschland und wie so vieles, wo wir politisch agieren. Das ist so die Idee nach dem, lieber heute eine schnelle Lösung und dann um die entstehenden Probleme kümmern wir uns morgen, anstatt dass man quasi das von langer Hand angeht und jetzt lieber vielleicht einmal kurzerhand schmerzhaften Weg beschreitet, um dann aber...
01:14:48 lange nach hinten raus, die Früchte davon zu tragen. Das ist natürlich politisch nicht populär, weil wir immer in Legislaturperioden von vier Jahren reden. Das heißt, eine Lösung, die erst in 20 Jahren Besserung bringt, von der profitiert ein Politiker heute nicht. Das ist ein bisschen der Bug unseres politischen Systems, würde ich mal sagen. Aber insgesamt würde ich das challengen, weil Deutschland ist schon in der Gesetzesumsetzung oder im Gesetzentwurf und in den...
01:15:15 den Auswirkungen am Ende im Vergleich mit anderen Ländern sehr, sehr langsam. Also es sind nicht Schnellschüsse, die in Deutschland passieren, bei den allerwenigsten Sachen. Und auch diese Aussage, dass wir zurückkommen zu der ehemaligen Stärke von Gewerkschaften. Die Gewerkschaftsverbände und der Deutsche Gewerkschaftsbund, der war noch nie so stark, wie er jetzt gerade ist.
01:15:43 Nur mal in den Raum stellen, ein bisschen differenzierter würde ich da schon drauf blicken. Man muss sich schon anschauen, wie die Gewerkschaftsquote in Unternehmen ist und welche Erschlüsse damit erzielt werden können. Und da sind wir natürlich, aber das ist jetzt kein Vorwurf, den ich irgendwie Unternehmern erstmal mache, für die ist das ja ihre ureigenste Absicht, sondern da müssen meiner Ansicht nach, also...
01:16:07 Das ist jetzt ein bisschen ein Henne-Ei-Problem. Die Frage ist, hatten wir zuerst die schlechten Abschlüsse von Verdi oder hatten wir zuerst die zu geringe Gewerkschaftsquote in Unternehmen, die dann von Verdi tarifiert werden zum Beispiel. So oder so würde ich mir persönlich wünschen, dass wieder mehr Leute die Stärken einer Gewerkschaft für sich entdecken, dass wieder mehr Leute eintreten und dass wir vor allen Dingen, ich sage immer gerne, es fängt alles an mit Klassenbewusstsein.
01:16:34 Wenn sich Lohnarbeiter einmal klar machen, dass es keinen Weg auf diese Erde gibt, dass jemals, also es gibt diesen Weg, aber der ist so unwahrscheinlich gering, dass ich eher darauf wetten würde, dass ich von einer wild herumfliegenden Pistolenkugel irgendwie erwischt werde. Es gibt keinen Weg, dass du jemals eine ähnliche Form von Reichtum erwirtschaften wirst als Lohnarbeiter, wie es, sage ich mal, große vermögende Familien haben. Und wenn man sich das einmal bewusst macht, dann, glaube ich, realisiert man auch wieder mehr,
01:17:02 dass man nicht so zu diesen, ich nenne es immer gerne so temporarily embarrassed millionaires gehören sollte, also zu diesen temporär berührten Millionären, die jetzt eigentlich nur faktisch gerade in der Lohnarbeit festhängen, aber theoretisch hat man ja die Chance irgendwie reich zu werden. Solange du nicht entweder den Weg runter gehst und selber entrepreneur wirst oder irgendwie durch Glück zu einer riesigen Summe Vermögen kommst, ist das nicht realistisch für 99 Prozent der Bevölkerung.
01:17:28 Es ist sehr übertrieben dargestellt, das muss man schon sagen. Also sehr übertrieben, dann auch der Vergleich, was sind große Vermögen, was sind Familien mit großen Vermögen in Deutschland. Alles über 8 Milliarden würde ich schon mal so beziffern. Ja, okay, da musst du natürlich, aber wann hast du es als Arbeiter jemals, du vergleichst ja immer damals war alles besser, so damals 1990.
01:17:56 Oder vor 1990 hat man das anscheinend dann noch erreicht, aber hast du ja auch nicht. Du hast immer der Weg. Es gibt wirklich nur eine einzige Person, soweit ich weiß, die es in die Multimilliarden geschafft hat, über 100 Milliarden als Angestellter. Und das kann man auch.
01:18:14 Bill Gates, sein Nachfolger als CEO, der hat mittlerweile mehr Shares an Microsoft als Bill Gates selber und ich glaube sogar, der hat im Vermögen mittlerweile Bill Gates überholt und er war Angestellter. Und das ist aber der einzige Case, wo ich weiß, dass es funktioniert hat und das war, weil er beteiligt war am Startup mit Shares und so weiter. Aber am Ende ist eigentlich der Weg immer gewesen, du musst Unternehmer sein oder Selbstständiger oder halt Kreativsänger sowas in die Richtung, aber als Angestellter hast du es nie.
01:18:41 zu einer Milliarde oder so geschafft, wenn du das jetzt als Vergleich heranziehst. Also da hängt der Vergleich trotz dessen. Und da muss man einfach seinen Lebensweg entscheiden. Natürlich, wir brauchen bessere Bildung, wir müssen die Bildung weiter ausbauen, dass jeder die gleichen Chancen hat, dass jeder von dem gleichen Standpunkt kommt und dann entscheiden kann, wo er hingeht. Das müssen wir in Deutschland schaffen und das sehen wir noch nicht. Aber die gleichen Chancen sind ja im Kapitalismus eine Illusion. Wir werden niemals gleiche Chancen haben, solange Geld...
01:19:11 Geld übersetzt sich in eine Form von Macht in dieser Gesellschaft. Weil mit Geld kann ich mir Sachen kaufen, zum Beispiel auch andere Leute, die dann für mich arbeiten. Das heißt, solange wir nicht, und ich bringe jetzt mal selber dieses böse Wort, wobei es ja eigentlich heute Abend nicht darum gehen soll, dieses böse Wort Erbschaftssteuer rein. Solange wir nicht dafür sorgen, das ist eine Debatte für einen anderen Abend. Ja, das ist eine Debatte für einen anderen Abend, weil ich glaube, dass wir sehr, sehr gegenteilig positionieren.
01:19:39 Naja, aber das greift ja alles irgendwo ineinander, weil es ja schon damit anfängt, wenn du sagst, wir wollen gleiche Chancen für Menschen, dann plädierst du ja im Prinzip selber für eine Gesellschaftsform, in der Leute eben nicht dadurch, dass sie das wahnsinnige Glück haben, in einer extrem wohlhabenden Familie geboren zu werden, massiv davon profitieren. Und ich sage dasselbe, ich bin ein Arztkind, ich bin unglaublich privilegiert aufgewachsen, ich bin extrem dankbar dafür, aber finde ich das fair? Nein.
01:20:06 Ja, also das kann man nicht rausnehmen, aber mit gleichen Chancen. Du kannst schauen, dass der Bildungsstand absolut hoch ist, dass jeder wirklich eine Chance hat, hier Gesellschaftsklasse, wie du es genannt hast. Jeder hat eine Chance, aber nicht die gleiche. Ja, aber eine möglichst hohe Chance, dann lass es uns so nennen. Eine möglichst hohe Chance, eine gute Ausgangslage, um auch wirklich nicht immer in der gleichen Klasse, wie du es so nennst, zu bleiben. Jetzt wollte ich noch was sagen.
01:20:35 glaube ich, jetzt vergessen, was du noch gesagt hast.
01:20:40 Ja, genau, was ist dann dein Beispiel oder was ist dann deine präferierte Form, wenn du jetzt Kapitalismus als so negativ siehst? Weil wir können alle gleich arm sein, dann hätten wir Kommunismus und Sozialismus, das sieht man ja überall auf der Welt, das hat noch nie funktioniert. Dann sind wir halt alle gleich arm, außer die Regierung, die kann sich alles leisten.
01:21:07 Ja klar, also du hast doch schon in den realistisch umgesetzten Formen von sozialistischen Staaten, die wir bis jetzt hatten, weil kommunistische Staaten hatten wir noch nie, aber in den sozialistischen Staaten hattest du natürlich immer eine Elite, die dann meistens, das war die Gegerelite der Revolution quasi damals, die dann zur neuen Elite wurde. Das ist natürlich nicht im Sinne einer klassenlosen Gesellschaft.
01:21:26 Und wenn wir darüber reden, ich plädiere jetzt nicht hier und heute dafür, dass wir am besten morgen den Sozialismus einführen. Ich finde es aber schon wild, dass wir zum Beispiel in den 1980er Jahren eine wesentlich höhere Umverteilung von Vermögen hatten, als wir es heute haben. Und das waren ja damals die goldenen Zeiten, die sich Leute heutzutage zurückwünschen. Also vor allen Dingen auch Unternehmer in Sachen Arbeitsmoral und so. Aber es wird selten darüber geredet, dass die Vermögenssteuer beispielsweise erst danach abgeschafft wurde. Und es damals noch sehr viel übel...
01:21:54 Die soziale Komponente in sozialer Marktwirtschaft wurde, sag ich mal, vor 16 Jahren Kohl noch sehr viel...
01:22:01 fokussierter verstanden, als das nach 16 Jahren Kohl und dann nochmal Rot-Grün und dann 16 Jahre Merkel der Fall war. Das geht jetzt tatsächlich zu technisch und führt auch ein kleines bisschen zu weit weg. Ich merke, ihr beide seid auf jeden Fall sehr unterschiedlicher Meinung. Das ist auch gut so. Und ich würde euch sehr gerne noch sehr viel länger zuhören. Allerdings müssen wir auch ein bisschen weiter vorankommen. Deswegen, Sam, auf jeden Fall vielen Dank, dass du heute mit dabei warst und deine Perspektive geteilt hast.
01:22:27 Du stehst ja ganz klar dafür, dass die Gen Z sich mehr reinhängen könnte. Und diese Position, und das will ich ganz kurz betonen, ist wichtig, dass man auch diese Position hört im Diskurs. Vielen Dank. Sei gerne, wenn du die Zeit noch hast, im Chat mit dabei. Hat Spaß gemacht. Und ansonsten wünsche ich dir noch einen wunderschönen Abend. Vielen Dank. Yes, wir hören uns. Bis dann. Ciao, ciao. Ciao. So, schauen wir.
01:22:54 Wir holen unseren nächsten geladenen Gast dazu. Oder ist er auch schon? Hallo, schönen guten Abend. Hallo zusammen. Ach wunderbar. Die Technik hat sich eingegroovt. Jetzt hören wir die Leute und sehen die Leute. Christian, du bist Ökonomie-Professor und forschst zur Frage, wie viel Arbeit eigentlich gut für uns ist.
Glück, Arbeit und Anreize
01:23:1701:23:17 Und was passiert, wenn die Gesellschaft zu stark reguliert bzw. zu wenig Arbeitsanreize setzt? Was zeigt denn deine Forschung uns heute über die richtige Balance? Puh, schwierige Frage. Also das ist eins von Themen, die ich bearbeite. Ich weiß nicht, ich fange vielleicht damit an. Zunächst einmal habe ich vor vielen Jahren, ich glaube, deshalb hat es mir eben ursprünglich eingeladen,
01:23:43 mal ein Papier dazu geschrieben, wo wir uns angeguckt haben, sind Leute eigentlich glücklicher oder unglücklicher, wenn die mehr arbeiten? Und da gibt es so ein statistisches Artefakt, sagen wir mal, wenn man einfach auf die Daten schaut, so wie glücklich sind die Leute denn, so Self-Reported Happiness, dann sind die Leute, die mehr arbeiten, tatsächlich glücklicher als die Leute, die weniger arbeiten. Okay, und deshalb haben die Leute gesagt, super, Leute sollten mehr arbeiten, dann sind die glücklicher.
01:24:12 Das Problem ist nur, oder das Schöne ist an Arbeit, meistens ist die bezahlt. Und das heißt, die Leute haben auch mehr materielle Ressourcen, das ist für Roberto. Und insofern, Arbeit ist halt ein Leid und man wird aber dafür bezahlt und für die meisten Leute ist es eben auch ein Leid. Und wenn man vernünftig kontrolliert, dass eben Arbeit Einkommen bringt und eben auch dauerhaft insbesondere, das war der Punkt damals.
01:24:39 dass Arbeit eben dauerhaftes Einkommen erhöht und dauerhafte Einkommenserhöhungen eben auch verbunden sind mit einem größeren Wohlbefinden im Sinne von dieser Self-Reported Happiness. Wenn man das mit berücksichtigt, dann stellt man fest, die Leute werden eben, wenn sie mehr arbeiten, aber nicht entsprechend mehr entlohnt werden, werden die unglücklicher. Also insofern Arbeiten ist ein Zweck.
01:25:05 aber eben um materielle Grundlagen für sein Leben zu schaffen. Für die meisten Leute. Das ist natürlich der eine oder andere. Ich habe vorher ein bisschen reingehört.
01:25:13 Wenn da jemand Unternehmer ist, der sich sozusagen selbst verwirklicht, dann geht es vielleicht auch über materielle Dinge hinaus. Ich bin auch in einer privilegierten Situation, dass ich einen Beruf habe, der mir großen Spaß macht und der mir auch Erfüllung bringt inhaltlich. Aber der ist eben auch dafür da, um für mich und die Familie Brötchen ranzuschaffen. Das hat halt beides. Und die Vorstellung, dass ich jetzt glücklicher würde, wenn...
01:25:39 jemand, nicht ich, jemand glücklicher würde, wenn der mehr arbeitet, der die vielen Jobs, die es gibt, die sehr, ich sag mal, laut stinken und unangenehm sind in der Gesellschaft macht. Das ist halt...
01:25:55 Und aus meiner Sicht, und das zeigt eben da auch die Forschung durchaus, das ist nicht die richtige Sichtweise. Also niemand ist glücklicher, wenn er nicht 40, sondern 45 Stunden mehr Toiletten kostet. Also die Vorstellung halte ich für ziemlich absurd. Jetzt ist es aber so, kann man natürlich darüber nachdenken, wir als Gesellschaft brauchen natürlich Arbeit. Wir brauchen auch, und deshalb fand ich auch diese Äußerung, ja, dann kann man sich halt einen anderen Job suchen. Wenn jetzt alle Leute sagen,
01:26:19 geputzt wird halt in nirgendwo mehr und die Straßen werden auch nicht mehr sauber gemacht und Müll wird auch nicht mehr abgeholt, weil das ist halt ein unangenehmer Job. Ich streame jetzt nur noch, also nicht im Sinne von gucken, sondern von senden. Das ist ja jetzt wohl keine Kritik.
01:26:36 Entschuldigung. Also das funktioniert natürlich auch nicht so perfekt. Also insofern ist dann schon wichtig, dass die andere Seite, was sind denn die Anreize, jedenfalls in der Gesellschaft, in der wir freiwillig entscheiden, zu arbeiten. Und da haben wir natürlich an allen Ecken und Enden, ist da die Bettdecke sozusagen zu kurz. Und da ist wichtig, sich darüber Gedanken zu machen, kann man nicht vielleicht Situationen schaffen?
01:27:03 wo man den Leuten mehr lässt und trotzdem kommt mehr beim Staat an. Das, was ich mit die Decke, ist zu kurz. Also da haben wir insbesondere am unteren Einkommensende einfach eine Situation, wo für viele Leute sich das Arbeiten, blöde ausgedrückt, nicht lohnt. Also wenn jemand Transferempfänger ist in Deutschland, und das sind relativ viele Leute, sind Transferempfänger. Auch Leute, die arbeiten, sind Transferempfänger.
01:27:32 Also Bürgergeld? Ja, nicht nur Bürgergeld, sondern auch das Wohngeld. Das Wohngeld ist eine wichtige Dimension. Gibt es Aufstocker, nicht auch noch? Ja, es gibt die Bürgergeldaufstocker, das sind Bürgergeldbezieher. Aber darüber hinaus gibt es auch die Leute, die aus dem Bürgergeld raus sind und dann Wohngeld beziehen. Und das zieht sich wesentlich weiter in die Einkommensverteilung rein. Und in all diesen Bereichen beim Bürgergeld ganz extrem haben wir das, was wir Ökonomen hohe Transferentzugsraten nennen.
01:28:00 Ja, ein bisschen technisch. Geht halt darum, wenn du jetzt einen Euro mehr verdienst, sagen wir 100 Euro mehr verdienst, wie viel hast du dann tatsächlich mehr in der Tasche? Und da haben wir einfach eine Situation, wo in einem großen Bereich Leute von 100 Euro, die sie mehr verdienen, 10 Euro mehr in der Tasche haben. Und da kann man sich einfach ausrechnen, weil das sind ja auch gerade meistens die Jobs, die...
01:28:28 sozusagen stinken, wehtun und unangenehm sind. Nicht alle davon, aber durchaus auch, wo sich die Leute sagen, ja, ich will arbeiten, ich will auch für mein eigenes Leben sozusagen einen Beitrag leisten, aber wenn ich jetzt gefragt werde, ob ich irgendwie noch organisiere, sagen wir mal, die Kinder jeden Tag eine halbe Stunde länger in der Kita untergebracht zu bekommen oder sonst wie, oder ich sage dem Arbeitgeber, nee.
01:28:54 mehr als 20 Stunden Chubby nicht zu arbeiten die Woche, dann entscheiden die sich für die 10 Euro, die ihnen mehr im Portemonnaie bleiben, entscheiden die sich dann natürlich das, was wir Ökonomen dann als Verzerrung bezeichnen, die diese Systeme problematisch machen. Ist auf jeden Fall nachvollziehbar. Können wir gleich gerne weiter darüber sprechen. Wir haben einen neuen Community-Gast, der jetzt hoffentlich hier unter mir erscheint. Schauen wir mal, wer es wird.
01:29:23 Ansonsten würde ich gerne nochmal sagen, Chat chillt ein bisschen, weil das Thema hat viele Facetten und es kann emotional diskutiert werden, aber ich würde mich wahnsinnig darüber freuen, wenn ihr alle cool miteinander bleibt und ein bisschen runterfahrt. Ansonsten gerne mit dabei bleiben und wir haben einen neuen Community-Gast. Hallo, schönen guten Abend.
Pflege, Überlastung und demografischer Wandel
01:29:4701:29:47 Ja, Hallöchen, ich bin's mal wieder. Hallo, schön, dass du da bist. Sound funktioniert, Bild funktioniert top. Stell dich ganz kurz vor, wer bist du für alle, die dich nicht kennen? Ja, ich bin der Sebi, der Sebis Welt aus dem Chat und war jahrelang in der Pflege und würde gerne mal bezüglich des Streamtitels mehr arbeiten in der Pflege.
01:30:12 etwas erzählen, weil das wird nämlich so nicht funktionieren, wie sich einige Leute das vorstellen. Okay, Sebi, ich höre jetzt schon aus der Grundsituation heraus, dass das emotional werden könnte und auch lange dauern könnte, mit der Bitte um vielleicht kurz einen Tag, weil du weißt, Zeit und so ist knapp immer beim ARD-Stream. Aber gerne, erzähl uns gerne mal. Ich versuche, so kurz wie möglich zu halten. Und zwar...
01:30:39 Ich fange mal ganz vorne an. Die Pflege funktioniert einfach nur noch aktuell durch Überstunden, durch Einspringen. Das heißt, alle, die momentan am Bett stehen, die machen schon viel mehr, als was der Arbeitsvertrag jeweils vorsieht. Und wenn da jetzt noch mehr gearbeitet werden würde, dann würde das unterm Strich darüber hinauslaufen, dass noch mehr Krankheitsfälle passieren. Nicht aufgrund von körperlicher Gesundheit, sondern aufgrund von geistiger Gesundheit.
01:31:06 Pflege ist auch der Beruf, wo am meisten Krankheitskrankenscheine sind. Das sind dann auch gleichzeitig die Langzeitkrankenscheine, wegen Burnout und sowas. Und wenn jetzt da noch gefordert wird, dass da noch mehr gearbeitet wird, dann bricht das System ganz zusammen, obwohl wir sowieso schon kurz vor der Entropie stehen in dem Bereich. Also es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es richtig knallt. Dann muss die Pflege komplett neu aufgebaut werden, neu strukturiert werden.
01:31:31 Und das trifft dann tatsächlich alle knapp über 80 Millionen Bürger in Deutschland, weil Pflegeheime werden schließen. Darauf wird es hinauslaufen. Pflege wird umstrukturiert in Richtung Krankenhäuser. Es geht auf häusliche Pflege. Aktuell sterben auch mobile Pflegedienste. Bedeutet, auch da haben wir schon den ersten Wandel.
01:31:52 Meistens sind das dann auch leider die Frauen, die dann zu Hause bleiben müssen, obwohl die vorher festangestellt waren. Und da ist das egal, welcher Beruf das ist, ob das Lehrer sind, ob das Polizistinnen sind oder sonst wer oder so. Die bleiben halt auch zu Hause und müssen dann halt ihre Angehörigen pflegen, weil das mittlerweile tatsächlich darauf hinausläuft. Im Endeffekt läuft das darauf hinaus. Die Leute sorgen für weniger Bruttoinlandsprodukt.
01:32:17 Und dementsprechend nach geht die Steuerlast auf Dauer automatisch dadurch runter. Leider Gottes wird es genau darauf hinauslaufen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es knallt.
01:32:31 Meinst du die Steuerlast hoch, oder? Oder? Nein, also was der Staat an Steuern einnimmt, weil wenn weniger Leute dadurch arbeiten können, nimmt der Staat weniger Steuern ein und dadurch bleibt dann unterm Strich für andere wichtige Sachen auch weniger Steuern übrig. Und dann muss halt insgesamt eingespart werden nochmal.
01:32:50 Also das ist dann halt so ein Rattenschwanz, in den wir uns reinbewegen und da sind wir momentan dran. Wir sitzen alle in dem fetten BMW, fahren mit 250 Sachen, sehen die Wand vor uns, aber bremsen nicht. Genau das ist momentan das Bild, was wir da haben. Aber immerhin wissen wir, wie die Wand schmeckt. Ich wollte gerade fragen, was denkst du, wenn du das hörst, fühlst du dich da bestätigt?
01:33:13 Ja, erstens, ich fühle mich massiv bestätigt. Zweitens, ich liebe diese Analogie, weil das schließt ein bisschen anders an, was ich vorhin schon versucht habe zu erklären, nämlich dieses so, dass die Art, wie wir in Deutschland Probleme, von denen wir seit sechs Jahrzehnten wissen, dass die auf uns zukommen werden, wie wir die angehen, es langweilt mich als Privatperson zumindest komplett, weil wir...
01:33:34 wirklich seit 60 Jahren wissen, dass wir da auf dieses demografische Problem zurasen, esse ich aber, und jetzt mache ich da selber den Bogen zu, weil du mich damit vorhin vor einer Stunde, vor einer halben Stunde angekündigt hast, mit diesem, was hat denn die Boomer-Generation damit zu tun, weil die hatten nun mal, also mir ist ganz wichtig zu betonen, dass ich hier keine persönliche Schuld verteile. Mir ist natürlich klar, dass es in der Boomer-Generation kein...
01:33:58 Mensch, dort hat persönlich Schuld daran, dass wir uns jetzt in der Lage befinden, in der wir uns befinden. Aber wenn man das gesamtgesellschaftlich betrachtet, dann wussten diese Leute, seitdem sie im wahlfähigen Alter waren, was da demografisch auf uns zukommt. Und man kann das auch zurückverfolgen, dass das Experten, schon in den 1950er Jahren haben erste Experten gesagt, dass zum Beispiel das umlagefinanzierte Rentensystem ein bisschen problematisch werden könnte irgendwann. Auf jeden Fall, dass die sich um nichts...
01:34:27 diesbezüglich gekümmert haben und dass wir seit sechs Jahrzehnten wissen, dass wir auf diese Wand zurasen und wir machen alles, aber wir tauschen nicht den Fahrer aus. Also, oder anders gesagt, wir tauschen den Fahrer aus, aber nicht das Auto. Wir fahren weiter mit dem Auto drauf zu, der Fahrer bleibt der gleiche, aber hey, wir nicht umdrehen, weil bei der Wand wissen wir wenigstens, was kommt.
01:34:47 Ja, und noch haben wir die Möglichkeit zu bremsen. Die Bremsen funktionieren ja jetzt noch. Nur halt, was ist in 2030, was ist 2032, 33? Uns fehlen jetzt schon ungefähr 200.000 bis 250.000 Fachkräfte. Die Babyboomer gehen in Rente. Es kommt nicht genug nach aktuell von der Ausbildung aus her. Der Pflegeberuf ist überhaupt nicht mehr attraktiv, irgendwie da dann Fuß reinzusetzen.
01:35:12 Ich weiß von ganz vielen Leuten, die ihre Kinder warnen, die auch selber in der Pflege sind, die warnen, geh da nicht rein, du wirst nur kaputt gemacht dort. Ja, noch können wir bremsen, noch haben wir die Möglichkeit, politisch Einfluss draufzunehmen, um das Ganze nochmal zu steuern. Aber das muss jetzt passieren und nicht nächstes Jahr oder übernächstes Jahr, dann ist es schon tatsächlich zu spät. Wir sind wirklich ganz kurz davor. Die letzten Sekunden zum Bremsen haben wir noch.
Lösungsansätze und Frauenerwerbstätigkeit
01:35:4001:35:40 Aber was ich mich frage, von dem, was ihr sagt, sollen wir jetzt mehr oder weniger arbeiten, um das Problem zu lösen? Weil das Problem ist da. Also dieses Problem, um dieses Problem zu lösen, da können wir nicht mehr arbeiten. Du musst ja zwei Dinge unterscheiden. Ob jeder Einzelne mehr arbeitet, der jetzt sagen wir mal in der Pflege arbeitet?
01:36:04 Oder ob zum Beispiel Leute länger arbeiten sollen oder früher anfangen sollen zu arbeiten oder weniger in Teilzeit arbeiten. Weil du scheinst zu beschreiben, dass es sozusagen viel Bedarf gibt an Pflege. Mir scheint es eine schwierige Lösung zu sein, dann machen wir die einfach nicht mehr. Also konkret ist es so, dass wenn man nach Skandinavien guckt,
01:36:33 dann haben wir in vielen skandinavischen Ländern eine wesentlich höhere Frauenvollzeiterwerbstätigkeit. Auch in Frankreich haben wir eine höhere Frauenerwerbsvollzeittätigkeit. Die Frauenerwerbstätigkeit ist in den letzten Jahren, letzten 20 Jahren, insbesondere bis 2019, deutlich gestiegen. Das hat beigetragen zu höherer Wirtschaftsleistung, zu auch mehr Arbeitsstunden.
01:37:00 die tatsächlich geleistet worden sind. Auch da habt ihr euch ja vorher darüber ein bisschen unterhalten, was denn mit den Arbeitsstunden zuletzt passiert sind. Die sind bis 2020 etwa angestiegen und seitdem passiert nicht mehr viel. Die sind aber nicht pro Kopf angestiegen, pro Erwerbstätigen. Pro Erwerbstätigen sind die gefallen, weil immer mehr Leute in Teilzeit arbeiten.
01:37:18 Warum? Insbesondere auch, weil einfach mehr Frauen erfreulicherweise im Arbeitsmarkt angekommen sind. So, und jetzt ist die Frage, wenn man nach Skandinavien guckt oder nach Frankreich guckt, dann ist natürlich da noch ein Erwerbskräftepotenzial. Frauen könnten länger Vollzeit arbeiten und damit könnte auch ein Problem, sagen wir mal, in der Pflege und sonst wo ein Stück weit, ich sage jetzt mal, böse gestopft werden.
01:37:40 wenn es darum geht, mehr zu arbeiten. Mir scheint die Lösung, und dann lassen wir die Leute halt ungepflegt, scheint mir in der alternden Gesellschaft eine zumindest moralisch, ethisch sehr schwierige Lösung zu sein. Gleichzeitig kann ich auch verstehen, dass man sagt, gerade weil du ja in der Pflege bist, kann ich mir kaum vorstellen, dass du sagst, ja, ist mir egal. Nein, nein. Es ist ja eine Arbeit, die muss gemacht werden. Richtig.
01:38:07 Das ist mir grundlegend nicht egal. Und genau deswegen bin ich ja auch heute hier, weil ich sehe das Problem. Ich kann das Problem als Einzelperson auch nicht lösen. Ich bin raus aus der Pflege, aus gesundheitlichen Gründen. Ich kann das nicht mehr. Aber ich bin noch mit sehr vielen anderen Leuten, darunter auch teilweise Funktionären, im Gespräch. Und die sehen die Probleme auch. Es liegt nicht daran,
Arbeitsbedingungen und Work-Life-Balance im internationalen Vergleich
01:38:3001:38:30 dass es woanders läuft. In anderen Ländern ist der Beruf, zum Beispiel in Skandinavien oder in Frankreich oder in der Schweiz oder so, ist das viel attraktiver gestaltet. Man hat eine vernünftige Work-Life-Balance. In Skandinavien kann man sich seine Arbeitszeiten auch zu 80 Prozent frei aussuchen. Das ist in Deutschland aufgrund dieser alten Strukturen, die wir noch aus den 50ern, 60ern, 70ern hier leben, teilweise überhaupt nicht möglich, weil die Arbeitgeber sagen das so, Punkt, du fängst um 6 Uhr an und das ist mir egal, ob du...
01:39:00 Kinderhass oder nicht. Was machen die Leute? Die hören dann auf, dort zu arbeiten und die suchen sich etwas anderes.
01:39:05 Und genau das ist das. Wir müssen das halt ein bisschen zwitschen können. Die einen fangen lieber gerne morgens um 5 Uhr anzuarbeiten, dann haben sie um 12 Uhr Feierabend, dann haben sie den ganzen Nachmittag für sich und dann sind sie juppiduppi zufrieden. Und die anderen, die können halt erst um 9 Uhr anfangen, weil sie noch die Kinder in die Schule und den Kindergarten bringen müssen. Und bei uns in der Pflege ist das so, wir haben leider nur einen Anteil von rund 20 bis 25 Prozent Männer. Die meisten sind Frauen und sehr viele Frauen dort sind auch leider Gottes allein erziehend in der Pflege.
01:39:34 Und deswegen funktioniert dieses System, was wir hier haben, grundsätzlich nicht. Das bedeutet, das Gesamtkonzept der Pflege, das muss politisch komplett aufbereitet werden. Wir brauchen klare Regeln, wir brauchen neue Strukturen und wir brauchen arbeitnehmerfreundliche. Und dann kommen auch die Leute, die im Flexit sind, auch wieder zurück. Es geht nicht ums Geld. Pflege verdient genug.
01:39:58 Das ist natürlich jetzt auch wieder eine Sache, ein ganz eigenes Thema, speziell die Pflege. Wichtig darüber zu sprechen. Auch vielen Dank, dass du deine Perspektive auch heute nochmal geteilt hast mit uns und so weiter. Auch, dass es dort eben die Probleme gibt. Ich würde dich jetzt wieder in den Chat entlassen. Vielen, vielen Dank, dass du dabei warst. Immer gerne. Und bleib uns im Chat erhalten. Ciao, ciao, Sebi. Auf jeden Fall. Ciao, ciao.
Kapitalismus, Wohlstand und Verteilungsgerechtigkeit
01:40:2001:40:20 Robert und Christian, mal wieder vielleicht zurück zu der übergeordneten Frage. Wir haben darüber gesprochen gerade eben auch schon ein paar Mal, dass Arbeit ja Wohlstand schaffen soll. Aber wenn der Großteil von so einem Profit ja nach oben wandert eher, wo muss das System denn dann überhaupt repariert werden, damit Mitarbeiter fair entlohnt werden sozusagen und es eben nicht nach oben wandert, also an die Arbeitgeber? Weil wir haben ja gerade eben festgestellt, es ist ein sehr arbeitgeberorientiertes System. Robert, vielleicht du.
01:40:50 Also ich wollte gerade auch sagen, ich glaube, ich lege jetzt mal los hier mit meiner Amateurmeinung und danach korrigiert mich hier der VWL-Professor oder Ökonom, wenn ich es richtig mitbekommen habe. Aber für mich, also ich glaube, es ist unglaublich schwer, dieses System so zu reparieren, dass es wieder funktionieren kann, weil am Ende des Tages ist ja das, was stattfindet, innerhalb des Kapitalismus, das ist ja kein Bug, der gerade passiert, sondern ein Feature. Also Kapitalismus hat...
01:41:17 unweigerlich zur Folge, dass sich Wohlstand, Vermögen in den Oberen akkumuliert. Darauf ist ja dieses System angelegt. Und mir persönlich, klar, man kann ja jetzt gewisse ausgleichende Maßnahmen anfangen und man kann zumindest versuchen, den unweigerlichen Kollaps herauszuzögern, aber ich persönlich finde keine Erklärung, wie es innerhalb dieses Systems auf
01:41:41 Lange, lange Zeit gerechnet, also jetzt nicht in einem Zeithorizont von 50 Jahren, sondern in einem Zeithorizont von 500 Jahren, wie sich das endlos ausgehen soll. Wie soll das funktionieren? Allein diese ganze Wachstumsdefinition, also dass das Wachstum im Kapitalismus so ein unglaublich großes Ding ist. Wie stellen sich Menschen endlosen Wachstum vor? Wie soll das funktionieren? Wir haben nur begrenzte Ressourcen auf der Erde. Eine zweite Erde gibt es bis dato noch nicht.
01:42:06 Christian, gerne weiter dazu. Wo hakt es? Oh, da sind so viele Baustellen hier, Robert, gerade angesprochen. Also erstens gibt es den Kapitalismus keinen Wachstumszwang. Das sind zwei Dinge, die miteinander... Kapitalismus hat Wachstum gebracht, aber es ist weder eine notwendige Voraussetzung noch ein notwendiges Ergebnis von...
01:42:35 der kapitalistischen Wirtschaftsform. Das Zweite ist, wenn man sich Ungleichheiten und Chancenverteilungen anschaut, dann ist es richtig, dass wir vielleicht Anfang der 80er Jahre in einer gleicheren Gesellschaft gelebt haben. Aber du hast ja gerade die lange, ganz lange Frist angeschaut. Dann ist es auch so, dass wenn man weiter zurückschaut, natürlich sozusagen die...
01:43:02 Freiheiten, die einhergegangen sind mit kapitalistischen Wirtschaftsformen, dann am Ende, so wie sie eingehegt wurden in so etwas wie eine soziale Marktwirtschaft, Ungleichheiten dramatisch abgebaut haben. Und auch reale Einkommen, gerade im unteren Bereich, sind natürlich, wenn man historisch zurückschaut, geht es den heutigen Armen so gut wie es.
01:43:26 noch nie Armen gegangen ist, was einfach damit was zu tun hat, dass wir Wachstum gehabt haben. Gleichzeitig gibt es natürlich über die letzten Jahre auch Dinge, und da gab es auch vorhin etwas Interessantes im Chat, wo Leute darüber gesprochen haben, ja, man kann sich kein Haus mehr leisten und so weiter. Wir haben natürlich auch Bewegungen von Vermögenspreisen.
01:43:48 insbesondere von Immobilienpreisen, die sind eben drastisch. Das hat aber auch was mit einer Landpolitik zu tun, die wir vor 20 Jahren geändert haben, wo wir als Bundesrepublik entschieden haben, im Grunde genommen soll hier nicht mehr gebaut werden. Und dann ist nicht überraschend, dass Häuser teuer werden und Land teuer wird, wenn man sagt, hier soll nicht mehr gebaut werden. Bei einer wachsenden Bevölkerung ergibt sich das quasi automatisch. Und das nimmt natürlich auch reales Einkommen weg.
01:44:15 Eher so nicht bei den ganz Armen, die sich eh typischerweise kein Eigenfamilienhaus in der Geschichte der Bundesrepublik gekauft haben, aber so durchaus in der Mittelschicht. Und das kann durchaus viel Frustration auch bringen. Aber das hängt eng damit zusammen, dass jedes Jahr das Umweltbundesamt uns erzählt, wie schlimm es ist, dass wir zusätzliches Land verbrauchen. Das ist so eine der vielen Meldungen, die jedes Jahr in der Tagesschau oder so zu sehen ist.
01:44:43 Und das ist einfach eine Politikentscheidung. Wenn wir uns dafür entscheiden, dass wir Land knapp halten wollen, dann ist Land teuer. Das ist einfach nur ein Zeichen, das ist ein Epiphänomen, um mal bildungssprachlich zu sein. Es ist also einfach nur ein Zeichen davon, dass es knapp ist, dass es teuer ist. Da können wir sagen, jetzt machen wir das durch Gesetze billiger, indem wir verbieten, Land zu handeln. Dadurch wird es aber nicht weniger knapp, sondern nur ungerechter verteilt. Also im Sinne von...
01:45:11 Der Zugang dazu ist dann privilegierter in irgendeiner Weise. Also ich finde es schwierig, was Robert da gesagt hat, dass das alles so fundamental als System kaputt ist und nicht funktioniert. Ich glaube, es gibt natürlich viele Baustellen, wo Dinge nicht gut funktionieren, aber das hängt nicht tief im System. Naja, also wenn du sagst, es ist nicht fundamental kaputt, wenn du sagst, es ist nicht fundamental kaputt, dann...
01:45:37 Bitte erklär mir, wie der Kapitalismus aktuell dabei ist, die Klimakrise zu lösen. Oh, absolut. Wir haben seit vielen Jahrzehnten, also seit zwei Jahrzehnten, haben wir in den entwickelten Ökonomien einen Rückgang des Energie- und Ressourcenverbrauchs pro Bruttoinlandsprodukt, definitiv.
01:46:02 Und wir haben sogar jetzt mittlerweile sowohl in der EU, da schon länger, aber sogar auch in den USA, wobei die letzten aktuellen Zahlen, weiß ich nicht, Trump kann natürlich ein bisschen schwierig sein, so mit so einer Pro-Kohle-Politik und so, haben wir auch da tatsächlich einen Rückgang des Ressourcenverbrauchs. Wenn man sich Umweltverschmutzungen im längeren Horizont anguckt, dann ist auch klar, dass...
01:46:29 sozialistische Wirtschaftsformen, die man mal ausprobiert hat, die waren halt natürlich eine Vollkatastrophe, was den Umweltschutz angeht. Also es gibt, ich sage nicht, dass sozusagen kapitalistisches Wirtschaften und im Eigeninteresse, das ist ja das, was dahintersteckt, frei und im Eigeninteresse handeln zu können, automatisch dazu führt, dass wir irgendwie die Ressourcen schonen. Aber innerhalb dieses Systems
01:46:54 kann man natürlich schon als Gesellschaft sich zum Ressourcenschonen bringen. Der europäische CO2-Zertifikatehandel hat dazu geführt, dass wir im Energiesektor auf einem klaren Pfad sind, weniger CO2 zu emittieren. Und bald haben wir noch die anderen Sektoren da mit drin. Aber wir sind auch mit diesen Errungenschaften dabei.
01:47:21 die Klimaziele zu reißen. Also alles, was wir bis jetzt gemacht haben, ist doch offensichtlich nicht ausreichend. Ja, aber in den Bereichen, wo wir es marktwirtschaftlich gemacht haben, da ist es halt besonders besonders erfolgreich. Ja, an einem anderen Abend. Aber auch dafür muss man mehr arbeiten. Natürlich kommt das irgendwo auch dann davor, aber ich würde das jetzt gerne nicht so vom Hauptthema weglenken. Robert, du bist jetzt schon eigentlich länger dabei, als verabredet war. Geht es noch bei dir? Sorry auch, danke dafür.
01:47:49 Meinetwegen, ich kann dir gerne noch einen All-Night erschieben. Also ich habe den Spaß meines Lebens gerade. Das ist ja mega geil. Nein, wirklich. Haben wir auch. Deswegen, wenn es okay für dich ist, würden wir dich noch ein kleines bisschen da behalten. Und ich weiß nicht, ob du uns siehst oder hörst an unsere nächste Gästin. Celine wäre das. Kleiner Hinweis, wäre ganz nice, wenn du die Kamera einschalten könntest.
01:48:12 Dann können wir dich auch sehen, habe ich gerade aus der Regie gehört. Also wenn das klappt, dann nehmen wir dich auch gerne noch in unsere Runde dazu. Ansonsten würde ich sagen, können wir uns mal ein React reinziehen, was wir vorbereitet haben. Und zwar von Menschen, die ihre Meinung in einem Straßeninterview abgegeben haben. Oh, ich sehe, das hat doch gut funktioniert eigentlich mit Celine. Dann gehen wir doch nicht ins React, habe ich mir gerade gedacht. Ich dachte, das dauert jetzt ein bisschen länger.
01:48:40 Noch sieht es aus wie aus einer Kartoffel. Céline, Mixtalk an Céline. Kannst du uns hören? Ja, ganz leise. Ganz leise, das ist nicht gut. Gib mir hier mal eine Sekunde. Es wird besser. Also das hier ist mein Mikrofon. Ja, und eine Frage. Was benutzt du gerade als Kamera, Céline?
01:49:05 Eigentlich meine Webcam, die Genius ist und die auch glasklar ist. Ich weiß auch, ich sehe das hier auf dem Bild, dass es nichts angezeigt wird, aber ich call jeden Tag mindestens fünf Stunden mit der und die ist super toll. Also extra eine externe, die sehr gut ist. Wenn ich die IT anrufe, dann sagen die immer einfach Neustart. Deswegen sage ich Refresh einfach mal die Seite und das baut sich dann von alleine wieder auf. Ich könnte was drum verwetten, dass es funktioniert.
01:49:33 Wir warten noch ein kleines bisschen dann auf Celine. Und da ist sie. Zack. Was mache ich hier? Ich hätte auch einfach im IT anfangen können. Stimmt. Das ist eigentlich ein richtiger Frauentrick. Einfach Stecker raus und wieder rein und dann läuft das schon. Sie sind eingestellt. Aber er läuft. Hört ihr mich auch gut jetzt? Sehr, sehr gut. Läuft mega. Da kann es ja losgehen. Ich freue mich sehr.
Motivation, Arbeitszeiten und Selbstverwirklichung
01:49:5901:49:59 Ja, Celine, schön, dass du da bist. Du bist Unternehmerin, führst ein wachsendes Team und arbeitest extrem viel, aber freiwillig und mit Leidenschaft. Kurz dann zu dir. Wie erklärst du dir denn eigentlich selber diesen großen Antrieb, dass du so viel arbeitest? Und wie viel arbeitest du eigentlich, um das mal für alle klarzustellen? Ja, voll gerne. Also genau, was ist eigentlich viel arbeiten? Und ich glaube, das darf jeder für sich irgendwo auch individuell festlegen und eigene Maßstäbe setzen. Für mich ist es so, dass ich...
01:50:26 glaube ich schon sagen kann, dass ich meinen Traumjob gefunden habe und für mich ist Unternehmerin sein der Traumjob, also die Idee.
01:50:34 seine eigenen Projekte, seine eigenen Ideen umzusetzen und damit Geld zu verdienen, finde ich einfach genius. Also wie cool ist es, dass jeder von uns rausgehen kann, eigene Produkte oder Services bauen kann und auf den Markt bringen kann und damit Geld verdienen kann. Ja, und es kann alles Mögliche sein. Man kann eine Bäckerei aufmachen oder ein Softwareprodukt bauen oder, oder, oder. Also es gibt so viele Möglichkeiten da draußen. Und das habe ich auch gemacht. Also ich habe ein Unternehmen gegründet. Wir sind letztendlich, grob gesagt, Social Media Beratung. Wir fokussieren uns auf den Kanal LinkedIn. Und ja, ich mache das aus einer eigenen Leidenschaft heraus.
01:51:04 Also ich habe angefangen, für mich selbst LinkedIn-Postings zu schreiben und da haben immer mehr Leute gefragt, hey, wie machst du das? Kannst du es mir auch beibringen? Und so ist da ein Business draus geworden. Also eigentlich darf ich den ganzen Tag jetzt das machen, was ich eh gerne freiwillig in meiner Freizeit vorher gemacht habe und entsprechend viel Zeit stecke ich da rein. Also bedeutet, was ist viel? Schon, also ich würde sagen...
01:51:22 selten unter 12 Stunden und so in Hochphasen schon mal so 18 Stunden am Tag. Also das ist dann schon sehr viel und ich sage aber auch dazu, das sind Phasen. Also ich glaube, es lohnt sich irgendwie nach seinem Traumjob zu suchen, weil dann merkt, also dann...
01:51:39 Ich werte das ja nicht als Arbeit oder Qual oder so. Klar gibt es auch solche Tage, aber im Grunde genommen entscheide ich mich jeden Tag freiwillig dafür. Und ja, ich glaube, es lohnt sich, da Zeit zu investieren, das Richtige zu finden, was man einfach so gerne macht. Und ja, ich bin sehr froh, dass ich das von mir sagen kann. Und ich weiß auch, dass es vielen nicht so geht. Und ja, deswegen schätze ich auch sehr wert, dass ich irgendwie in dieser Situation jetzt sein darf. Robert, ich habe deinen Mundwinkel so ein bisschen zucken sehen, als Céline gerade erzählt hat.
01:52:08 Wenn du das so hörst, wie viel Céline und wie gerne sie auch arbeitet, was denkst du darüber? Boah, 18 Stunden finde ich heavy. Also ich kann jetzt selber auch aus der Perspektive sprechen, dass ich mir mein Einkommen komplett selber erwirtschafte als selbstständiger Content Creator. Ich gehe das aber genau andersrum an. Ich sage echt, ich krümme hier keinen Finger unnötig. Also ich arbeite genauso viel, wie dass ich ein erkleckliches Einkommen habe.
01:52:35 Mal sind es fünf Stunden Arbeit am Tag, mal sind es zwei Stunden, mal ist es gar keine Arbeit. Ich brauche aber für mich selber erst mal bis dato auch nicht mehr. Ich weiß, ich könnte das immer hochskalieren, wenn jetzt mal die Notwendigkeit da ist. Ich mache das aber aus der Perspektive heraus, dass ich früher direkt nach dem Abitur tatsächlich dreieinhalb Jahre am Münchner Flughafen malocht habe wie ein Hund. Also ich habe wirklich im Sommer 230 Stunden Monate gemacht teilweise. Dafür im Winter dann wieder ein bisschen weniger.
01:53:02 Aber das ist also, Sommersaison am Flughafen ist keine Freude. Und deswegen, also erstmal gehe ich das grundsätzlich voll mit, dieses so, es macht voll Spaß quasi für seine eigenen Projekte und für seine eigene Realisierung irgendeiner Vision zu erarbeiten. Das ist ja auch, also ich bin aktuell glücklicher, als ich es jemals zuvor war in irgendeinem Lohnarbeitsverhältnis. Ich ziehe auch absolut meinen Hut vor 18 Stunden Arbeit, aber könnte mir das für mich selber never ever vorstellen.
01:53:31 Hast du denn irgendwie so ein Ziel, auf das du hinarbeitest? Also ich muss sagen, meine Ziele treiben mich halt auch extrem in den Wahnsinn. Also hast du irgendwie so, ich weiß ja nicht, gibt es irgendwie zum Beispiel eine bestimmte, I don't know, eine bestimmte Frequenz an Stunden online oder an bestimmten Content, eine bestimmte Qualität an Content, den du liefern willst, wo du halt sagst, boah, wenn ich das nicht erreicht habe, höre ich nicht auf, einfach weil dieses Ziel in dir so stark ist. Also das ist, was mich halt dann so pusht irgendwie.
01:53:59 Boah, bei Markus Lanz zu sitzen wäre schon mal richtig cool, aber das ist das hier auch schon ein Anfang. Hallo? Ich bin, was das angeht, was so Medienarbeit angeht, bin ich ein absolut egozentrik getriebener Mensch. Also ich finde finanzielle Zahlen dahinter auch ganz schön und natürlich wäre das auch völlig unrealistisch. Ich meine, man muss es wenigstens vornheraus sagen, oder? Natürlich sind finanzielle Zahlen dahinter ganz schön.
01:54:24 Aber der eigentliche Grund, warum ich damit mal angefangen habe, war eigentlich, dass ich tatsächlich mir eine gewisse Bekanntheit irgendwie aufbauen wollte. Und nachdem das jetzt, ich habe tatsächlich erst vor einem Jahr angefangen, nachdem das ganz gut funktioniert hat, bin ich jetzt ein bisschen so, ich habe kein konkretes Ziel mehr, auf das ich hinarbeite. Vielleicht 100.000 Follower oder so wären cool, aber ich nehme die Dinge sehr so, wie sie kommen jetzt. Selin. Es lebt sich manchmal bestimmt auch leichter. Also manchmal.
Teamführung, Motivation und Wertschätzung
01:54:5201:54:52 bin ich ein bisschen neidisch, dass andere so relaxed sein können. Selin, du hast ja auch ein Team. Was mich jetzt interessieren würde, wie gehst du denn mit denen um, wenn du selber sowas vorlebst? Also sowas sehr hart. Also es ist ja schon sehr viel, was du dir auch selbst abverlangst. Wie machst du das mit deinem Team? Und ich meine jetzt nicht so Sachen wie, wir fahren in Urlaub und wir stellen denen einen Obstkorb hin und einen Wasserspender, sondern wie gehst du mit denen menschlich um?
01:55:17 Was verlangst du von denen? Also erstmal, man darf als Gründer niemals die gleichen Anforderungen an sein Team stellen wie an sich selbst. Also niemals, in keinerlei Hinsicht, weil es ist halt mein Unternehmen und meine Verantwortung. Natürlich habe ich nochmal eine ganz andere Motivation und intrinsische Motivation, irgendwie da rein zu hustlen. Und natürlich auch hinten raus einfach eine andere Upside. Ist ja auch ganz klar.
01:55:44 viel mehr Hustle und dann dabei auch viel mehr rumkommt, dann wandert das natürlich auch dann in meine Tasche so. Also sozusagen wohingegen die anderen, wenn die sich einen abarbeiten, trotzdem ihr festes Gehalt bekommen. Also so, why would I? Und ich glaube, das ist so das ganz Wichtige, was die Grundvoraussetzung ist, dass man das niemals auf das Team übertragen darf. Und das tun wir auch nicht. Also im Gegenteil. Trotzdem, was ich mir trotzdem wünsche für unser Team.
01:56:09 ist, dass wir eine gewisse Performance-Kultur haben. Also ich wünsche mir schon, oder wir stellen auch nur Leute ein, die Bock haben auf das, was wir machen, weil das ist ja auch, das macht ja auch Spaß, in ein Team zu arbeiten, wo nicht jeder Kollege morgens reinschreibt, so, boah, ich habe da gar keinen Bock, ey, dieses Meeting nachher. Also das ist ja voll furchtbar, in so einem Environment zu arbeiten oder in so einer Umgebung, wo alle so schlecht drauf sind, alle abkotzen. Also ich könnte da nicht jeden Tag aufs Neue reingehen. Also irgendwann...
01:56:34 reißt sich das halt mit runter. Und deswegen wünsche ich mir schon für jeden im Team, dass man mit Leuten zusammenarbeitet, die selber eine hohe Energie haben, die Lust auf die Themen haben. Und ich glaube, das haben wir geschafft. Und ich glaube, alle arbeiten sehr gerne bei uns. Und ich muss auch sagen, die gehen viele extra Meilen. Ohne dass ich das sozusagen erwarte, tun sie es trotzdem. Weil ich glaube, wir haben Leute gefunden, die auch Spaß an den Sachen haben, die wir machen. Und dafür bin ich sehr dankbar. Also ja, was soll ich sagen? Also ich habe ein großes Glück mit den Leuten, die wir da eingestellt haben.
01:57:02 Christian, vielleicht jetzt, weil Selinas auch gerade das Wort Motivation gebraucht hat und so, oder wie kommen die Leute rein, die sind motiviert, die haben Bock und so. Was ist denn aus deiner Sicht, Christian, der größte Hebel, Leute zu motivieren, langfristig zu motivieren, in so einem großen Team, auch freiwillig, wie Selinas ja auch gesagt hat, gerade die Extrameile dann zu gehen? Also dazu kann ich eigentlich hauptsächlich aus meiner Erfahrung als...
01:57:30 Sehr gerne. Teamlater im Grunde genommen in der Universität erzählen als Prof. Weniger aus meiner Forschung. Ich denke, es sind einfach die Entwicklungsmöglichkeiten, die die Leute sehen. Also entweder sowohl, in der Universität ist natürlich begrenzt, sozusagen die Zeit, wie man da sein kann in einem Unternehmen innerhalb. Wir wissen ja auch, dass die meisten Leute in ihrem Leben gar nicht so häufig den Arbeitgeber wechseln.
01:57:56 tatsächlich im Durchschnitt. Die meisten Leute bleiben relativ lange immer bei dem gleichen Unternehmen, aber insofern ist wichtig, gibt es Entwicklungsmöglichkeiten oder hat man das Gefühl, man tritt auf der Stelle. Ich glaube, das ist schon durchaus zentral. Und das andere ist, wenn man nicht daran denkt, in dem gleichen Unternehmen zu bleiben, ja, was lerne ich und kann ich mich selber sozusagen weiterentwickeln? Neben der Frage, führe ich eine Arbeit aus, die ein Stück weit erfüllend ist?
01:58:24 indem ich auch Verantwortung habe oder eben das Gefühl habe, es macht einen Unterschied. Ich glaube, das ist halt auch wichtig. Man kann halt Leute massiv demotivieren, indem man ihnen das Gefühl gibt, für die Mülltonne zu arbeiten, indem sie das halt keinen Unterschied machen. Total. Also vielleicht dazu zwei Kommentare, was du sagst. Also gehe ich total mit. Und am Ende, da geht es um Selbstwirksamkeit. Also ich mache hier was, was irgendwo für gebraucht wird. Und ich sage immer, egal, was für Aufgaben wir vergeben, selbst wenn sich da eine Situation ändert,
01:58:53 Ich sage immer so, irgendwas machen wir daraus. Hier arbeitet keiner irgendeine Stunde an irgendetwas, wo wir danach sagen so, ah nee, das brauchen wir jetzt nicht mehr oder jetzt haben wir einen Plan geändert.
01:59:02 Ich gucke immer, dass so am Ende jede PowerPoint-Slide, die gebaut wurde, jeder Gedanke, der aufgewendet wurde, jedes Video, was kreiert wurde, wir für irgendetwas nutzen. Das ist so wichtig, finde ich, weil das hatte ich in meinen eigenen Jobs, als ich in verschiedenen Unternehmen war, hatte ich oft Situationen. Dann wurde ich abgestellt als Praktikantin, irgendwas mal zu recherchieren und dann habe ich mich da drei Tage reingekniet, habe irgendwas zusammengestellt und dann so, ja, vielen Dank, ich gucke es mir später an. Nie was zugehört, nie wieder ein Feedback drauf bekomme. Ich dachte mir so, ja, okay, gut, dann kann ich es auch gleich lassen. Also das ist, glaube ich, das Schlimmste, was man jemandem...
01:59:32 antun kann, so diese Selbstwirksamkeit zu nehmen. Und, aber ich sehe noch eine andere Sache und das ist Wertschätzung. Also ich würde sagen, das haben wir auch in unserem Team, wir haben drei Kernwerte, einer davon ist Wertschätzung und ich glaube, da haben wir viele Rituale und Mechanismen geschaffen, um diese Wertschätzung immer zu leben, jeden Tag. Und das ist eben nicht nur irgendwie einmal im Jahr ein Feedback-Gespräch im Schulterklopfen, sondern bei den kleinsten Sachen, keine Ahnung, eine Kollegin hat eine geile Zusammenfassungs-E-Mail zu einem komplexen Meeting geschrieben, super aufbereitet und strukturiert.
02:00:01 Da kann man doch einfach mal bei Slack kurz rüberrufen, so, ey, richtig geile E-Mail feiere ich, hast du richtig gut auf die Straße gebracht. Ich glaube, das motiviert auch. Also irgendwo Lob und Anerkennung für das, was man da macht. Und das können große, aber auch ganz kleine Sachen sein. Und ich glaube, das ist auch motivierend. Das kann, das nehme ich auch so wahr auf jeden Fall. Wir führen natürlich jetzt hier, muss man sagen, eine sehr privilegierte Diskussion. Die ganze Zeit schon ist mir eigentlich aufgefallen. Und das sagt Kai auch gerade im Chat, der nämlich schreibt.
02:00:30 Arbeit ist nicht gleich Arbeit, das klingt leider etwas so. Sag mal dem Stahlarbeiter, wie geil 16 Stunden Arbeit am Tag wären. Es ist natürlich nochmal eine ganz andere Sache und ein ganz anderes Problemfeld, was man da dann aufmacht. Robert, wie...
02:00:47 Wo siehst du da das Problemfeld? Wie kriegt man denn die Leute auch mit ins Boot? Weil eigentlich funktionieren wir dann auch nur in so einer Gemeinschaft. Arbeit nicht gleich Arbeit ist genauso, was Sebi eben meinte, auch mit der Pflege natürlich. Das ist ja auch nicht gleich die Arbeit, als wenn du in Slack eine Präsentation oder so erstellst. Also wo sind die Baustellen? Christian darf mich gerne da jetzt auch gleich wieder quasi vom Fachlichen her korrigieren, aber jetzt von meiner...
Verteilung von Wohlstand und Wertschätzung von Arbeit
02:01:1402:01:14 Amateurmeinung her ist ja das grundsätzliche Problem ein bisschen, dass wir eine begrenzte Menge an Wohlstand auf dieser Welt haben, die wir verteilen können. Das heißt, wir können ja, natürlich können wir Mehrwert schaffen, aber wir können, das ist endlich. Und die Frage ist, die Frage, die wir uns stellen müssen, ist, wie verteilen wir das? Und aktuell ist es halt so, dass wir bei vielen Berufen, die sehr unpopulär sind, nicht so viel Wohlstand hin verteilen und aber in vielen Berufen, die, sage ich mal,
02:01:42 eh schon gewisse Privilegien mit sich bringen, da das Geld noch, jetzt böse gesagt, hinterherwerfen. Ich neide nicht den Leuten ihr Geld ab. Ich gönne erst mal jedem Arbeitnehmer grundsätzlich Geld. Wir müssen uns aber schon die Frage stellen, ob zum Beispiel uns die Pflege aktuell wirklich so wenig wert ist, wie sie es uns offensichtlich wert ist. Weil sonst hätten wir schon vor Jahrzehnten die Weichen anders gestellt, damit die Pflege in Deutschland anders organisiert ist.
02:02:06 Oder der Gesundheitssektor. Dann hätten auch wieder mehr Leute Bock, den Job zu machen. Und wir sagen ja, es fehlt, es fehlt, es fehlt. Ja gut, dann muss man die Leute halt besser bezahlen und haben auch wieder mehr Leute Bock, in diesen Job reinzustarten. Das würde mich jetzt mal gerade interessieren, weil wir auch heute so super viel Selbstständigkeit gehört haben von unseren Gästen. Chat, sagt mal, wer ist denn eigentlich von euch angestellt? Eins in Chat, selbstständig zwei und wer gerade aktuell nicht arbeitet, zur Schule geht oder arbeitssuchend ist, eine drei.
02:02:35 Das würde mich mal interessieren. Okay, da kommen sie schon reingeflattert. Im Chat sind nicht so viele Selbstständige.
02:02:45 Okay, ja, die meisten sind tatsächlich angestellt. Und es ist auch, also ich finde selbstständig sein, wie gesagt, das ist irgendwie cool, weil man kann eigene Ideen, Projekte verfolgen. Auf der anderen Seite muss ich sagen, ich beispielsweise habe mich direkt nach der Uni selbstständig gemacht. Also in einer Situation, wo ich eigentlich sehr wenig brauchte. Also ich habe am Anfang noch in einem Studentenwohnheim gewohnt, dann in einer relativ günstigen WG. Ich wusste sozusagen, im Notfall kaufe ich mir einen Sack Kartoffeln.
02:03:12 und ein Becher Quark und kann davon eine Woche essen und es wird mich sehr wenig kosten. Also so, wenn es hart auf hart...
02:03:18 kommt, brauche ich 600 Euro im Monat. Und ich war immer so in diesem Mindset, ich werde ja wohl schaffen, im Monat irgendwo 600 Euro aufzutreiben. Notfalls gehe ich halt irgendwie nochmal Kellnern, fünf Nachtschichten, dann kriege ich das Geld schon an den Start. Und aus dieser Situation eigentlich als jemand, der ungebunden ist, frei, ich hatte keine Familie, kein Haus abzuzahlen, nichts, ja, also habe ich bis heute Gott sei Dank nicht, aber war so ungebunden, dass ich halt auch so voll dieses Risiko nehmen konnte, mich selbstständig zu machen. Und ich finde, es lohnt sich an jedem Punkt im Leben darüber nach.
02:03:47 zu denken, aber ich kann schon verstehen, dass wenn man halt zwei Kids hat, ein Haus, einen Kredit aufgenommen hat und so weiter, ist es halt viel schwieriger, auch was zum System auszubrechen und zu sagen so, ich mache mir jetzt selbstständig. Also ja, deswegen also an alle, die noch so am Anfang ihrer Karriere sind.
02:04:02 Überlegt euch das, weil einfacher wird es in meinen Augen nie. Und ich glaube an alle, die schon weiter sind, lohnt sich trotzdem der Gedanke und dann vielleicht in einem anderen Setting. Also ich sage oft so, hey, wenn man später sich selbstständig machen will, dann kann man es halt nicht so direkt all in gehen. Aber man kann versuchen, an den Wochenenden, am Feierabend immer mal eine Stunde am Tag in seine Idee zu investieren und einfach zu versuchen, dass...
02:04:24 als Zeit-Hustle aufzubauen. Es gibt viele, die sozusagen ihren Vollzeitjob noch nicht kündigen und nebenbei versuchen, was Eigenes aufzubauen und erst, wenn man merkt, ich habe da die ersten Kunden, ich habe den ersten Euro verdient, dann baut man irgendwie ab auf eine 80-Prozent-Stelle, 50-Prozent-Stelle, bis man dann den Switch hinbekommt. Also ich glaube, es ist schon möglich, aber es ist halt ein viel größerer Kraftakt. Wie gehst du denn, Celine, damit, also mit so einem ...
02:04:46 Im Mittel, sagen wir jetzt mal 14-Stunden-Tag, das ist so eine Zahl, die eben gefallen ist, ist mal ein bisschen weniger, 12 hast du gesagt, mal ein bisschen mehr und so weiter. Wie gehst du denn damit eigentlich um?
02:04:57 ohne langfristig auszubrennen. Also das machst du jetzt auch nicht erst seit gestern oder seit einem halben Jahr. Das geht ja jetzt wahrscheinlich schon ein bisschen länger. Was tust du denn eigentlich für dich selber, dass du halt nicht ausbrennst? Weil egal, und das muss man auch mal sagen, ob einem der Job Spaß macht oder ob man da eine Motivation, eine eigene Motivation von hat und so, das ist ja eigentlich, das kann ja trotzdem passieren, dass man dann ausbrennt und irgendwann sagt, ey, vielleicht gerade deswegen, Selin, weil man gar keine Bremse kennt.
02:05:26 weil man diese Demotivation überhaupt nicht kennt. Da würde mich jetzt mal interessieren, wie gehst du damit um oder wie verhinderst du das? Versuchst du es zumindest zu verhindern, dass es langfristig funktioniert? Also ich würde sagen, ich bin da noch nicht so richtig gut drin, um ganz ehrlich zu sein. Also ich glaube, ich bin schon auch manchmal übers Limit geschossen und habe dann Gott sei Dank einfach ein gutes...
02:05:46 Umfeld im Sinne von sehr gute, enge Freunde, übrigens auch Freunde aus meiner Schulzeit. Also ich habe gar nicht irgendwie so Unternehmer, selbstständigen Freunde überhaupt nicht. Ich habe wirklich so meine Sandkasten- und Schulfreunde sind bis heute meine besten und engsten Freunde. Und ich glaube, Gott sei Dank gibt es alle in der gleichen Stadt. Also ja, I stick to my homies. Und ich glaube, die kennen mich schon so lange und auch bevor ich mich irgendwie selbstständig gemacht habe. Und ich glaube, die sind ein guter Spiegel. Also ich glaube, dieses soziale Umfeld ist extrem wichtig. Einfach mal so, ey, ich habe dich jetzt vier Wochen nicht gesehen. Ey, du antwortest mir gar nicht mehr.
02:06:15 Bei WhatsApp so, ey, was ist los? Geht's dir gut? Kommst du klar? Und dann auch so zu merken, oh fuck, ich schaffe nicht mehr, mich bei meinen Freunden zu melden. Oh, ich muss irgendwie mal überlegen, was passiert hier eigentlich gerade? Und ich glaube, da habe ich sozusagen ein gutes Frühwarnsystem. Aber mittlerweile kenne ich, glaube ich, auch meine Grenzen ganz gut, weil ich oft...
02:06:33 an die Grenze gekommen bin. Also es ist schon so auch, ja, auch dann wirklich so, ja, keine Ahnung, Nervenzusammenbruch, heulen, hysterisch so, oh mein Gott, ich weiß gar nicht mehr, wie ich das überhaupt alles bewältigen soll. Also so, keine Ahnung. Das sind schon Punkte, an denen ich war und wo ich auch nicht nochmal hin zurückkehren möchte, weil ich mich dann schon auch manchmal sicherlich übernommen habe. Also Gott sei Dank immer so, dass ich die Kurve noch gut gekratzt habe, aber schon so grenzwertig. Und ja, ich glaube,
02:07:01 Ein paar Regeln aufstellen für den Alltag. Also beispielsweise mache ich keine Meetings vor 14 Uhr, weil ich brauche einfach irgendwie auch Zeit, um zu arbeiten, weil früher habe ich halt Meetings gemacht, 9 bis 17 Uhr in der normalen Kernzeit. Ich war eigentlich Meeting, Meeting, Meeting, Meeting und dann war es 17 Uhr und ich war so.
02:07:16 Scheiße, jetzt muss ich ja noch arbeiten. Eigentlich acht Stunden im besten Fall, weil ich brauche ja einen normalen Arbeitstag auch noch. Und das ist halt einfach dumm. Und da versuche ich jetzt halt so keine Meetings vor 14 Uhr. Und einfach so ein paar Regeln aufzustellen, mit denen ich auch echt streng bin. Und ich arbeite nicht mehr beide Tage am Wochenende. Ich habe mir gesagt, okay, einen Tag am Wochenende mache ich nichts. Das ist meistens der Samstag, weil dann habe ich nämlich keinen Bock mehr. Und Sonntag habe ich dann schon wieder so ein bisschen Bock, was zu machen. Aber einfach so ein paar Regeln für sich selbst etablieren.
02:07:43 Da konsequent sein dann. Kai schreibt dazu auch übrigens in den Chat, ich habe es hier schon öfter geschrieben, ich hatte meinen Burnout und der kommt schleichend. Passt auf euch auf und übertreibt nicht. Eure Gesundheit gibt euch keiner so leicht wieder. Das heißt, falls ihr Hilfe braucht, ich glaube, unsere Mods haben es schon in den Chat geschrieben, dann haben wir ein paar Links für euch parat. Passt wirklich gut auf euch auf und du natürlich auch, Celine. Und du auch, Christian. Und du auch, Robert. Das betrifft uns alle.
Arbeitszeitmodelle, KI und die Zukunft der Arbeit
02:08:1202:08:12 Und wenn sowas schleichen kommt, merkt man das vielleicht auch gar nicht. Also wirklich, wirklich gerne die Bremse eher ein bisschen zu früh ziehen als zu spät. Ich glaube, das tut uns allen gut. Ich habe noch eine Abschlussfrage an alle, gerne. Jetzt, wo wir in Zeiten von KI sind, ja, und das wird ja auch alles ein bisschen moderner und so, dieser ganze Arbeitswelt. Christian, vielleicht du, ist da so eine 40 Stunden, 50, 60 Stunden Woche vielleicht einfach auch nicht mehr zeitgemäß?
02:08:39 Sollten wir vielleicht einfach ein bisschen smarter arbeiten als hart arbeiten, kann das vielleicht in Zukunft sogar dahin laufen und uns gleichzeitig dann hat ein gratis Thema Burnout schützen.
02:08:52 Puh, das ist eine schwierige Frage. Also ich glaube sicherlich, dass eine gewisse größere Flexibilität, in dem Sinne vielleicht smarter zu arbeiten, hilfreich sein kann. Wir haben weltweit, nicht nur in Deutschland, riesigen demografischen Wandel. Geburtenzahlen sinken drastisch, also sozusagen Bevölkerungsexplosion ist nicht mehr. Das ist überall eine Herausforderung, nicht nur in Deutschland. Aber die spielt natürlich auch, wenn dem Rest der Welt das passiert, auf uns zurück.
02:09:21 Da sehe ich jetzt nicht, dass man in den Jahren im Leben, in denen man arbeitet, mit viel weniger Arbeiten auskommt. Man wird wahrscheinlich beides machen müssen. Zumindest nicht mehr weniger arbeiten, sozusagen den langfristigen Trend brechend und dann gleichzeitig smarter. Könnte eine Zukunftsperspektive sein. Robert, wie siehst du das?
02:09:45 Also ich würde mir wünschen, dass es eine Zukunftsperspektive wäre, dass wir die wieder Effizienzsteigerung und die erhöhte Produktivität, die wir durch KI und andere Formen von Automatisierung erreichen, auch weitergeben an die Bevölkerung. Glaube ich realistisch daran, dass es passieren wird? Wahrscheinlich nicht. Aber auch in dem Kontext müssen wir uns ja irgendwann die Frage stellen, wenn wir einfach, also ich rede jetzt mal von einer Dystopie, wenn wir einfach immer...
02:10:12 weniger Leute brauchen, um die Arbeit, die es gibt, zu verrichten. Und natürlich entstehen auch immer wieder irgendwo neue Positionen. Perspektivisch, denke ich, werden wir uns irgendwann mal mit der Frage auseinandersetzen müssen, was machen wir eigentlich, wenn eine Menge dieser einfacheren Berufe irgendwie wegfällt? Und wo kriegen wir die Leute unter? Weil du kannst jetzt nicht jemanden, der Flure geputzt hat, den kannst du nicht dazu umerziehen, dass er auf einmal KI-Roboter baut. Das ist illusorisch.
02:10:40 Und wie beteiligen wir diese Leute dann nach wie vor weiterhin an dem Wohlstand, den es im Land gibt? Wie sorgen wir dafür, dass das nicht immer mehr zu einer immer größeren Konsolidierung am oberen Ende der Nahrungskette führt? Das ist die Frage, mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Meine Vorstellung dazu wäre, wie gesagt, Vermögensumverteilung, vielleicht irgendeine Form von bedingungslosen Grundeinkommen. Aber das sind auch Themen wieder für eine andere Debatte an einem anderen Abend.
02:11:06 Gerne, Celine, noch vielleicht eine andere Abschlussfrage an der Stelle an dich. Was wünschst du dir denn von der jüngeren Generation in puncto Arbeitsmoral? Und vielleicht vorweggeschossen, weil ich glaube, das habe ich dich gar nicht gefragt. Kannst du auch mit einem kleinen Ja oder Nein antworten und einem Halbsatz dahinter? Hast du das Gefühl, wir arbeiten zu wenig und wir sind zu bequem geworden oder arbeiten wir genau richtig? Was ist da deine kurze Meinung und was wünschst du dir generell von der?
02:11:34 jüngeren Generationen in puncto Arbeitsmoral? Ich glaube, wir können in Deutschland insgesamt schon noch ein bisschen mehr Gas geben. Ich glaube, ich nicht. Ich glaube, bei mir ist sozusagen das Limit erreicht mehr als 18 Stunden. Würde ich jetzt auch nicht empfehlen unbedingt. Will ich auch nicht. Aber was ich mir wünsche, ist, dass nicht einfach
02:11:59 man blind sozusagen dieses nachplappert, ja, ich will jetzt auch vier Stunden Woche, ja, nee, ich will nicht viel arbeiten, weil sozusagen jeder muss da selber eine Antwort drauf finden und einfach, dass man mit offenen Augen durchs Leben geht, versucht, einen Job zu finden, auf den man richtig Bock hat und dann einfach nicht Arbeit pauschal abzulehnen, sondern auch das als Investment in seine Karriere und Altersvorsorge zu sehen, ja, weil, again, in den Jahren, in denen man zwischen 20 und 30 ist, da hat
02:12:28 In der Regel, viele haben in dieser Zeit noch keine großen Verpflichtungen, keine großen finanziellen Verpflichtungen, keine Kinder etc. Das sind also Jahre, in denen du Gas geben kannst und damit in deine Karriere investierst. Das kannst du nachher nicht mehr aufholen. Also diese ersten fünf Berufsjahre, wo du die Gehaltssprünge mitnimmst, wo du dich nach oben kämpfst, wo du einfach frei bist, auch richtig Gas zu geben. Das ist eine Zeit, die musst du nutzen, weil...
02:12:52 dann profitierst du dann lange von, wenn du am Anfang Gas gibst. Und das nimmt dir keiner mehr, wo du dich dann hingearbeitet hast. Dann bist du da. Du fällst ja nicht wieder zurück, sondern du gehst nur noch weiter nach vorne, aber irgendwann vielleicht langsamer, wenn du Kinder hast, wenn all diese Sachen kommen. Und deswegen so würde ich mir wünschen, einfach nicht pauschal alles so, nee, nee, nur noch Work-Life-Bandest, nur noch vier Tage, Woche einfach blind nachzuplappern, sondern auf sich selbst zu hören, auch mal reinzuführen. Habe ich nicht einfach auch Bock, jetzt gerade Gas zu geben? Und ja, Mann, ich habe Bock zu arbeiten. Wir haben es gerade gehört. Arbeiten macht grundsätzlich glücklich und deswegen gebe ich jetzt auch Gas.
02:13:21 wünsche ich mir. Das, finde ich, ist ein gutes Schlusswort. Liebe Leute, es ist schon wieder soweit. Die Sendung ist zu Ende. Ich habe mich sehr, sehr gefreut, dass ihr heute unsere Gäste wart hier on stream. Natürlich hat mir sehr, sehr viel Spaß gemacht. Die Diskussion war sehr kontrovers. Wir haben sehr, sehr viele verschiedene Perspektiven gehört. Auch das gehört dazu. In diesem Sinne, ich bedanke mich bei euch allen, dass ihr euch beteiligt habt, eure Perspektiven geteilt habt. Wünsche euch einen wunderbaren, ausnahmsweise vielleicht einen erholsamen Abend. Arbeit ist vorbei, Selina. Hast du gehört?
02:13:51 Ich habe jetzt einen Call tatsächlich gegeben. Habt ihr gehört? Der ist auch schon seit vier Minuten drin, der Programmierer, der wartet schon auf mich. Wollen wir noch mit dazu holen? Komm, wir gehen alle mit dazu chatten. Wir haben noch was vor heute Abend. Okay, Celine, aber bitte nicht mehr, nicht so lange dann mehr machen. In diesem Sinne, ich freue mich, dass ihr zugeschaut habt und danke euch, dass ihr mit dabei wart. Einen wunderschönen Abend wünsche ich euch noch. Danke. Bis zum nächsten Mal.
Abschlussworte und Dank an die Zuschauer
02:14:2002:14:20 Tschüss, ciao, auf Wiedersehen. So, Chatterdy Chat, ihr bleibt bitte noch ein kleines bisschen hier. Ich möchte noch mal ein paar Worte an euch richten mit der Frage, aber auch erst, wie hat euch der Stream heute gefallen? Es war ja wieder sehr kontrovers, muss man sagen.
02:14:36 Sehr viele verschiedene Meinungen und auch sehr viele, und da sind wir uns natürlich bewusst drüber, sehr viele privilegierte Meinungen haben wir heute auch gehört. Das ist uns zwar klar, das Ding ist halt nur Chat, man muss es halt auch aushalten können, so ein kleines bisschen. Wenn man mal was hört, was nicht der eigenen Meinung entspricht, dann ist es vollkommen in Ordnung. Und die Leute, die Mixtalk kennen...
02:14:57 Die sollten wissen, bei uns kann man ja eigentlich alles sagen, solange es der Etikette entspricht und solange wir uns hier nicht beleidigen, können wir ganz gerne ganz normal miteinander diskutieren. Das ist hier ein Raum, wo wir verschiedene Meinungen aushalten können und auch müssen. Und ich finde, das macht das Ganze aber auch wertvoll, weil eventuell erweitert man dadurch ja auch einfach seine eigene Perspektive. Von daher fand ich das eigentlich heute, stellenweise gebe ich schon zu.
02:15:23 Es ist schon auch ein bisschen anstrengend gewesen heute, aber es hat vor allem Spaß gemacht, finde ich, weil es war mal wieder so ein Abend, wo man reingegangen ist und ich hatte gar nicht so krass viel erwartet, aber dann plötzlich war die Diskussion voll...
02:15:35 crazy am Start und die haben sich untereinander so gut unterhalten, dass ich teilweise hier saß und gar nicht mehr viel sagen brauchte, weil die Diskussion von alleine gelaufen ist. Ich würde mir das für die Zukunft genauso wünschen und noch, dass wir uns ein bisschen besser an die Etikette halten, dass wir einfach ein bisschen respektvoller miteinander umgehen und andere Meinungen versuchen auszuhalten. Das ist nämlich so ein bisschen abhandengekommen zwischendurch, aber wie gesagt, ich fand trotzdem richtig cool, dass sich voll viele von euch heute, also...
02:16:04 gemessen an den Gästen so in den Stream getraut haben, dass wir die Anfragen hatten und dass ihr euch im Chat natürlich auch so gut beteiligt habt und eure Meinung geschrieben habt, weil das ist ja auch ein Zeichen von Courage, wenn man einfach sagt, okay, ey, ich sag jetzt mal ganz kurz, was ich darüber denke, ohne Angst zu haben, ob es vielleicht auf Gegenwind oder so stößt. Von daher auch ein fettes, fettes Danke an euch. Es hat heute auf jeden Fall super viel Bock gemacht. Ich schau mal, was ihr schreibt. Sebi schreibt ...
02:16:31 Danke für den wichtigen Talk. Danke, dass ich dabei sein durfte. Immer wieder gerne. Sagranda schreibt, fand den Stream und auch den Chat wieder sehr interessant. Sevenyajk schreibt, der Stream zeigt, dass Lebensrealitäten sehr unterschiedlich sind. Das stimmt. Finde ich auch. Heute sehr viele Lebensrealitäten gesehen. Vom Anwalt bis zum Pfleger.
02:16:58 War besser als letztes Mal? War besser als letztes Mal wirklich? Okay, krass.
02:17:04 Äh, Graf, Graf Rolando sagt aufschlussreich. Systema22, vielen Dank für die tollen Schlussworte. Vielen Dank, dass du mit am Start warst. Und Kai schreibt, ich mag es, wenn Menschen hier sprechen, die nicht meiner Meinung sind, da lernt man halt zu. Genau das meine ich, genau dafür ist Mixtalk da, dafür machen wir jede Woche diese Sendung und das macht es einfach so geil. Großes Lob für alle respektvollen Cheddar.
02:17:33 Clap, clap, clap, Freunde. Das hört er gar nicht auf. Ihr hört ja gar nicht mehr auf. Freunde, Work-Life-Balance. Irgendwann muss Schluss sein. Fute90 schreibt, war sehr interessant. Habe selber sehr oft 80 bis 90 Stunden Wochen gearbeitet und will jetzt mit Mitte 30 etwas kürzer treten. Schönen Abend noch. Und FlamingoFriend schreibt, interessanter Austausch heute. Liebe Leute.
02:18:03 Ich danke euch, dass ihr zugeschaut habt. Natürlich geht es hier auf dem ARD-Kanal weiter. Und zwar schon am Sonntag. Dann kommt euer liebstes News-Format wieder, nämlich Tagesschau Together mit den Sommerinterviews-Chat. Und wer ist zu Gast? Wir sehen's hier. Friedrich Merz.
02:18:20 ist bei dem ersten Sommerinterview zu Gast. Und das Coole ist, ihr könnt Fragen in den Chat stellen und mit etwas Glück erreichen die dann live und in Farbe Friedrich Merz. Und eure Fragen werden da beantwortet. Wenn ihr da Interesse habt, auf jeden Fall Sonntag ab 17.30 Uhr hier einschalten und dieses geile Event nicht verpassen. Wenn ihr Mixtalk nochmal sehen wollt, dann geht es natürlich nächste Woche weiter. Hier Mittwoch um 20.30 Uhr.
02:18:45 wie immer, dann mit meiner geschätzten Kollegin Lucia und wir sprechen nächste Woche über auch ein sehr interessantes Thema, nämlich Massentourismus und ob dieser problematisch ist. Wie gesagt, nächsten Mittwoch folgt diesem Kanal, wenn ihr das nicht verpassen wollt und alle weiteren Streams natürlich auch. Dann könnt ihr nächsten Mittwoch einschalten, dann geht's weiter mit Lucia und wir sprechen über Massentourismus. So, und jetzt glaube ich, raiden wir noch und zwar zu Klim.
02:19:12 Der Klim, was macht der? Der ist nicht nur hauptberuflich Streamer, sondern programmiert auch noch sein eigenes Spiel. Dabei können wir dem dann heute Abend zugucken. Lasst ein paar liebe Grüße da. In diesem Sinne, ich wünsche euch einen wunderbaren Abend. Und wir sehen uns nächste Woche Mittwoch an dieser Stelle wieder, wenn ihr mögt. Bis dahin eine gute Zeit und erholt euch schön. Tschüss.