ARD - 15.01.25 19:16 - 02:24:19 - 4.129 - Twitch
Der Stream startet mit einer Begrüßung des Publikums und einem frohen neuen Jahr. Es wird das Thema des Abends vorgestellt: Streaming versus Kino. Dabei geht es um die Frage, ob Streaming das Kino kaputt macht, welche Vorlieben die Zuschauer haben (Couch oder Kino) und wie Kino und Streaming nebeneinander existieren können. Der Moderator erzählt von seiner persönlichen Wandlung vom Kinoliebhaber zum Streaming-Nutzer, bedingt durch gestiegene Preise und verändertes Interesse. Im Chat wird eine Umfrage gestartet, um die Präferenzen des Publikums zu ermitteln. Es wird festgestellt, dass viele Zuschauer trotz des Komforts von Streaming noch gerne ins Kino gehen. Die hohen Kinopreise werden thematisiert und die Frage aufgeworfen, ob Kino zum Luxus wird.
Die geladenen Gäste Nicoletta, eine Streamerin, und Leon, Redakteur bei hifi.de, werden vorgestellt. Beide bekennen sich zum Team Kino. Die Diskussion dreht sich zunächst um die gestiegenen Kinopreise. Nicoletta argumentiert, dass der Kinobesuch als gesellschaftliches Ereignis betrachtet werden sollte, während Leon darauf hinweist, dass es in Großstädten auch günstigere Kinos gibt und man Kinotage nutzen kann. Es wird erörtert, was das Kinoerlebnis so besonders macht. Nicoletta hebt die einzigartige Atmosphäre hervor, besonders bei Horrorfilmen, wo der Sound und die Dunkelheit die Konzentration fördern. Leon vergleicht das Kinoerlebnis mit dem bewussten Musikhören von einer CD im Gegensatz zum Streaming und betont, dass man im Kino gezwungen ist, für einige Stunden nicht aufs Handy zu schauen.
Diskutiert wird, ob die Handynutzung im Kino stört. Nicoletta sieht es nicht als extremes Problem, abhängig von Kino und Film, während der Moderator häufige Handynutzung in verschiedenen Kinos beobachtet hat. Leon erwähnt, dass es bei Filmen in Originalversion (OV) seltener vorkommt. Eine Umfrage im Chat ergibt, dass viele Zuschauer den Originalton bevorzugen. Nicoletta mag beides, betont aber die Qualität der deutschen Synchronisation. Leon bevorzugt den Originalton, selbst wenn er die Sprache nicht spricht, ist aber nicht komplett abgeneigt von Synchronisationen. Es wird festgestellt, dass die Qualität von Synchronisationen bei Streaming-Filmen nachgelassen hat. Die Diskussionsteilnehmer tauschen sich über ihre Erfahrungen mit verschiedenen Sprachfassungen aus und betonen, dass man im Originalton mehr vom Schauspiel der Darsteller mitbekommt.
Ein Zuschauer namens Tobi wird in den Stream zugeschaltet und teilt seine Vorliebe für das Kinoerlebnis. Er betont, dass er sich im Kino besser konzentrieren kann als zu Hause. Die Diskussion dreht sich darum, ob es gelingt, zu Hause eine ganze Serienfolge ohne Handynutzung anzuschauen. Die Gäste berichten von ihren Strategien, um Ablenkungen zu vermeiden. Es wird festgestellt, dass die Qualität des Contents eine große Rolle spielt. Tobi erwähnt die Serie Shrinking als fesselnd. Die Diskussionsteilnehmer tauschen sich über Filme und Serien aus, die sie zuletzt begeistert haben. Leon nennt Dune Part 2 und Zone of Interest, Nicoletta Nosferatu und die One-Piece-Serie. Im Chat werden weitere Empfehlungen gegeben, darunter Conjuring, Squid Game und 28 Years Later. Es wird bedauert, dass einige Filme nicht mehr auf Streamingdiensten verfügbar sind.
Diskutiert werden besondere Kinoerlebnisse, wie Jubel bei speziellen Szenen, beispielsweise in 'Spider-Man: No Way Home' oder 'The Dark Knight Rises'. Es wird hervorgehoben, dass auch stille Momente im Kino, in denen das Publikum gemeinsam eine ruhige Szene erlebt, eine besondere Magie entfalten können. Nicoletta teilt ihre Erfahrungen mit Filmen wie Marvel-Filmen und Horrorfilmen in 3D, bei denen das Publikum oft mitfiebert, lacht oder sich erschreckt. Das Gemeinschaftsgefühl im Kino, egal ob durch Jubel, Lachen oder Angst, wird als einzigartig beschrieben. Ein Zuschauer erinnert sich an eine Sneak Preview von 'From Dusk Till Dawn', bei der das Publikum begeistert reagierte. Leon verabschiedet sich als Gast und Xenia wird als nächste Gesprächspartnerin begrüsst. Die Gesprächsteilnehmer tauschen sich über die Bedeutung des Kinos als sozialer Raum und die Freude an gemeinsamen Kinoerlebnissen mit Freunden aus. Das 'Barbenheimer'-Phänomen wird als Beispiel genannt, bei dem sich Kinobesucher thematisch passend kleideten und gemeinsam ins Kino gingen, was als unvergessliches Erlebnis in Erinnerung bleibt. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Kino werden thematisiert, wobei ein Rückgang der Besucherzahlen festgestellt wird. Der 'Barbenheimer'-Sommer wird jedoch als möglicher Wendepunkt und Aufschwung für kleinere Programmkinos gesehen.
Die Diskussion verlagert sich auf die Dominanz von Sequels und Remakes im Kino, wobei ein Clip gezeigt wird, der aufzeigt, dass ein Großteil der umsatzstärksten Filme Fortsetzungen oder Neuauflagen etablierter Franchises sind. Die Frage wird aufgeworfen, ob den Machern die Ideen ausgehen oder ob es sich um einen Trend handelt, der auf der Sicherheit basiert, dass bekannte Stoffe gut ankommen. Es wird die These aufgestellt, dass die Profitorientierung der Studios eine Rolle spielt. Die hohe Anzahl an Fortsetzungen und Neuauflagen wird kritisiert, gleichzeitig wird betont, dass es auch viele individuelle, neue Filme gibt, die jedoch oft nicht die gleiche Aufmerksamkeit erhalten. Die Macht der bekannten IPs wie Barbie und Super Mario, die hohe Einspielergebnisse erzielen, wird hervorgehoben. Es wird diskutiert, ob große Studios wie Disney das Kinogeschäft eher beleben oder einschläfern. Die Tendenz, dass Filme zu schnell nach dem Kinostart auf Streamingdiensten verfügbar sind, wird als Problem gesehen, da dies die Exklusivität des Kinoerlebnisses untergräbt. Xenia erwähnt den Disney-Film Mulan, der während Corona direkt auf Disney Plus veröffentlicht wurde und keinen Kinostart hatte. Die Entwicklung im Streamingbereich, dass immer mehr Anbieter existieren, die teurer werden und Werbung schalten, wird kritisiert. Der Chat beteiligt sich an der Diskussion und thematisiert den Kapitalismus als Faktor, der die Kultur beeinflusst.
Es werden Zahlen zum Boom der Streaming-Dienste präsentiert, die zeigen, dass Nutzer im Schnitt 2,7 Abos haben und das Budget pro Abo auf 16 Euro steigt. Ein Viertel der Nutzer streamt mehr als im Vorjahr, wobei 60 Prozent der Streamingzeit auf Bezahlabos entfällt. Gleichzeitig finden 33 Prozent, dass sie zu viel für Streaming ausgeben, und 28 Prozent haben mehr Streaming-Dienste als sie brauchen. Die Beliebtheit von Amazon als Streaminganbieter wird diskutiert, wobei der Zusammenhang mit dem Prime-Abo für den Versandhandel betont wird. Netflix wird jedoch als unangefochtene Nummer eins im Streamingbereich genannt. Die Gesprächsteilnehmer tauschen sich über ihre eigenen Streaming-Abonnements aus und stellen fest, dass viele beruflich bedingt eine hohe Anzahl an Diensten abonniert haben. Die Frage wird aufgeworfen, warum Prime Video in Umfragen so gut abschneidet, obwohl viele Nutzer den Dienst möglicherweise nicht primär zum Filme schauen nutzen. Der Chat beteiligt sich an der Diskussion und gibt Einblick in die Anzahl der abonnierten Streamingdienste, wobei einige Nutzer gar keine Abos haben. Nicoletta verabschiedet sich als Gast und David wird als neuer Gesprächspartner begrüsst. David stellt sich als Streamer vor, der Streaming-Tipps kuratiert und eine Plattform für handverlesene Empfehlungen betreibt.
David erklärt den Begriff 'Streamyast' als Gegenstück zum Cineasten, der Streaming-Inhalte mit Begeisterung und Neugierde entdeckt. Er sieht Vorteile im Streaming darin, dass Inhalte immer zur Verfügung stehen und man nicht mehr so viel darüber nachdenken muss. Er kritisiert jedoch die Auswertung großer Datenmengen durch Streaminganbieter, um immer mehr vom Selben zu produzieren, sowie die Rückkehr zum werbefinanzierten Fernsehen. Die Entwicklung von Trash-TV auf Streaming-Plattformen wird diskutiert, wobei die Frage aufgeworfen wird, ob dies Leute eher zum Streaming hinzieht. Es wird kritisiert, dass Streaminganbieter oft nur darauf achten, ob sich etwas gut verkauft, anstatt diverse Geschichten zu erzählen oder Neues zu wagen. Die Flut an Content auf Streaming-Plattformen wird als Problem gesehen, da Nutzer überfordert sind und möglicherweise gute Inhalte verpassen. Es wird die Frage aufgeworfen, wie Kino- und Streamingdienste miteinander koexistieren können. Die Idee, dass der zweite Teil eines Films im Kino gesehen wird, nachdem der erste Teil auf Netflix erschienen ist, wird diskutiert, aber skeptisch betrachtet. Stattdessen wird der Weg, etwas im Kino zu erschaffen und dann auf dem Streamingdienst fortzuführen, als vielversprechender angesehen. Die Verleihfenster müssen wieder größer werden und das Kino muss sich anpassen, indem es beispielsweise alte Filme wieder ins Kino bringt. Es wird betont, dass Kinos und Streamingdienste mehr miteinander reden, koordinieren und zusammenarbeiten müssen, um Wachstum zu erreichen.
Markus erläutert, dass Digitalisierung oft 'betreutes Leben' bedeutet, da Algorithmen kuratierte Welten schaffen. Ob auf YouTube, Instagram, Netflix oder Amazon Prime, unser Leben wird durch Algorithmen immer stärker beeinflusst. Unser Geschmack dient als Orientierungspunkt, um uns mehr von dem anzubieten, was uns bereits interessiert, wodurch wir in Ich-Bubbles eingeschlossen werden. Entscheidungen, die wir einmal treffen, führen dazu, dass wir uns in einer Art Ich-Selektions-Gefängnis befinden. Unsere digitale oder Streaming-Biografie wird zur Leitschnur, die uns immer wieder nur mit uns selbst konfrontiert. Im Stream oder digital unterwegs schauen wir permanent in den Spiegel unserer Interessen und werden mit Popularisierungsalgorithmen verbunden, was den Blick für Vielfalt und Diversität reduziert und die Grundlage für selbstständige Entscheidungen schmälert.
Xenia thematisiert, dass individualisierte Streaming-Angebote dazu führen können, dass man weniger mit anderen Menschen über Filme und Serien spricht, was zu einer Vereinzelung führen kann. Kino hingegen ist ein sozialer Raum, der den Austausch mit Freunden nach dem Film ermöglicht. Sie betont, dass ein Kinobesuch ein immersiveres Erlebnis bietet, da man sich mehr auf die Kunst konzentriert, ohne Ablenkungen wie Handys oder andere Second Screens. Im Kino bleibt man meist sitzen und beschäftigt sich intensiver mit dem Film. Sie stellt die Frage, ob man wirklich so viele Leute zu Hause einlädt, um gemeinsam zu streamen, und plädiert dafür, lieber mit Freunden ins Kino zu gehen, um das soziale Erlebnis zu teilen und sich im Anschluss über den Film auszutauschen.
Markus betont, dass der Fokus auf den Film als Kunstwerk verloren geht. Er kritisiert, dass im Kino oft Ablenkungen wie Handys oder störende Nebengeräusche das Erlebnis beeinträchtigen. Er wünscht sich, dass der Film wieder als Kunstwerk wahrgenommen wird, dem man sich aussetzen muss, auch wenn es anstrengend ist. Er bemängelt, dass dies nicht mehr kultiviert wird. Streamingdienste verleiten dazu, Filme schnell abzubrechen, wenn sie einem nicht gefallen, während man im Kino eher sitzen bleibt und den Film am Ende vielleicht doch schätzt. Er erwähnt das Kinodispositiv, die Wirkungsweisen, die nur im Kino auf den Zuschauer einwirken. Er beobachtet bei Studierenden ein verändertes Rezeptionsverhalten, bei dem Filme oft auf dem Handy konsumiert und parallel zu anderen Aktivitäten genutzt werden, was das magische Moment des Kinos verloren gehen lässt.
David äußert die Sorge, dass durch den Eventcharakter des Kinos Arthouse-Filme verdrängt werden könnten. Er sieht den Trend, dass Arthouse-Filme es schwer haben, sowohl im Kino als auch auf Streaming-Plattformen, da der Empfehlungsalgorithmus das hochspült, was von der Masse bevorzugt wird. Markus stellt die These auf, dass eine Kinokette des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eine Lösung sein könnte, um Filme und Dokumentationen für jeden zugänglich zu machen. Er kritisiert die Marktmacht von Streaming-Monopolen wie Netflix und Amazon Prime, die die Diversität verdrängen und intransparent agieren. Diese Monopole sind antidemokratisch und gefährden die Demokratie, da Algorithmen entscheiden, was für uns interessant ist. Er betont, dass es nicht um die Inhalte selbst geht, sondern um den Mechanismus, wie wir überhaupt auf Inhalte zugreifen und wie algorithmische Abfragen unser Sehverhalten beeinflussen.