Live September 10

Seenotrettung: Erfahrungen, Politik und persönliche Entwicklung auf See

Live September 10
freiraumreh
- - 00:24:35 - 1.791 - Special Events

Die Helferin berichtet über prägende Rettungsaktionen und die politischen Einflüsse auf die Migrationsrouten. Sie kritisiert die Behinderung der Seenotrettung und die Rolle der libyschen Küstenwache. Die Arbeit an Bord, die persönliche Entwicklung durch die Erfahrungen und die Verarbeitung durch Selbstreflexion werden thematisiert. Spendenaktionen und künstlerische Tätigkeiten werden ebenfalls erwähnt.

Special Events

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Special Events

Erlebnisse auf See und politische Einflüsse

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Die Streamerin teilt prägende Erfahrungen von Rettungsaktionen, darunter eine Situation, in der zahlreiche bewusstlose Menschen aus einem überfüllten Boot gerettet werden mussten. Sie betont, dass solche realen Ereignisse in keinem Training vorbereitet werden können und das Leben unvorhersehbare Wendungen nimmt. Ein weiterer Moment, der ihr im Gedächtnis blieb, war, als die EU 500 Millionen Euro nach Libyen zahlte, um Migrationsbewegungen zu kontrollieren, was dazu führte, dass kaum noch Menschen die Küste verlassen konnten. Ein Vorfall, bei dem ein Mann in einem Speedboot nach Keksen und Kaffee fragte, verdeutlichte die Auswirkungen politischer Entscheidungen und finanzieller Mittel auf die Migrationsrouten. Die Streamerin äußert sich auch zur Situation der Ocean Viking, die beschossen wurde, und vermutet, dass die libysche Küstenwache aufgrund des internationalen Drucks und der Abhängigkeit von westlichen Geldern in Zukunft zurückhaltender agieren wird. Sie betont, dass die Regeln auf Schiffen aus tragischen Ereignissen entstanden sind und seit dem 11. September umfassende Sicherheitskonzepte gelten, die in drei Stufen unterteilt sind. Diese Konzepte werden nun angesichts der Vorfälle mit der Ocean Viking überarbeitet, um besser auf mögliche Angriffe reagieren zu können. Die Streamerin findet es beunruhigend, dass die Schüsse auf die Ocean Viking gezielt erfolgten, um das Schiff operationsunfähig zu machen, was die Frage aufwirft, wer den Befehl dazu gab und welche strategischen Überlegungen dahinter stecken.

Politische Hürden und NGO-Arbeit

00:07:28

Die Streamerin spricht über die Versuche von Andreas Scheuer, als Verkehrsminister die Richtlinien für Seenotrettungsschiffe zu ändern, um ehrenamtliche Tätigkeiten einzuschränken. Diese Bemühungen scheiterten jedoch an formalen Problemen mit der EU und an der praktischen Unmöglichkeit, beispielsweise die DLRG an der Küstenbewachung zu hindern, da auch dort viele Ehrenamtliche tätig sind. Sie vermutet politische Netzwerke hinter dem Angriff auf ein NGO-Schiff durch die libysche Küstenwache und kritisiert Verzögerungsstrategien, wie das Zuweisen eines weit entfernten Place of Safety, um die Arbeit der Seenotretter zu behindern. Die Streamerin verweist auf Dokumentationen von CI, The Civil Eye, die die Aufklärungsmissionen der Flugzeuge zeigen, welche die Seenotretter unterstützen und die Gräueltaten der libyschen Küstenwache aufdecken, die Schiffe kentern lassen und Menschenleben gefährden. Sie beschreibt ihre Rolle an Bord des Schiffes, wo sie in der Maschine arbeitet und bei Bedarf Deckwatches übernimmt, um den Gästen als Ansprechpartnerin zur Verfügung zu stehen. Dabei hat sie zwar weniger direkten Kontakt zu den geretteten Menschen als andere Crewmitglieder, ist aber dennoch involviert und berührt von den Schicksalen, insbesondere wenn Menschen aufgrund von Verzögerungen sterben.

Persönliche Entwicklung und politische Sensibilisierung

00:12:57

Die Streamerin reflektiert darüber, wie die Arbeit in der Seenotrettung ihr Weltbild verändert und sie politisiert hat. Sie betont, dass die Erfahrungen auf See ihre Sprachsensibilität geschärft haben und sie dazu gebracht haben, bewusster über die Wirkung ihrer Worte nachzudenken. Sie hat gelernt, sich klarer zu positionieren und nicht auf Kosten der eigenen Überzeugung Sympathie zu suchen. Die aktive Gestaltung der Mitwelt und das Erleben der Auswirkungen von Denkweisen auf das große Ganze haben einen tiefgreifenden Einfluss auf sie. Die Streamerin berichtet, dass sie wütender wird, wenn sie z.B. AfD-Gedankengut hört, da sie die Realität auf See kennt und die Konsequenzen solcher Ideologien miterlebt hat. Sie hat gelernt, ihre Wut in positive Bahnen zu lenken und in sinnvolle Projekte zu investieren, anstatt sich in Zerstörung zu ergehen. Die Streamerin betont die Bedeutung von Selbstreflexion und Therapie, um die Erlebnisse auf See zu verarbeiten und die eigene mentale Gesundheit zu erhalten. Sie sieht die innere Reflexion als ein Geschenk, das es ermöglicht, mit den emotionalen Verknüpfungen der Erlebnisse umzugehen und den eigenen Prozess weiterzuentwickeln.

Künstlerische Talente und Spendenaktionen

00:17:56

Die Streamerin spricht über ihre künstlerischen Tätigkeiten, die neben dem Tätowieren auch Bodypainting und Kostümdesign umfassen. Sie erwähnt, dass sie am nächsten Tag ein Bodypainting auf dem Schiff machen wird und bietet an, jemanden als Chamäleon zu bemalen, wenn die Zeit es erlaubt. Die Streamerin freut sich über die hohe Zuschauerzahl und die großzügigen Spenden, die während des Streams eingegangen sind. Sie bedankt sich bei den Zuschauern, die Reisekosten selbst tragen und betont, dass diese Spenden auch an den Verein weitergeleitet werden können, je nach Lebenssituation der Spender. Die Streamerin lobt die Influencer, die anwesend sind, und ermutigt weitere, sich dem Thema Seenotrettung zu widmen und die Arbeit vor Ort zu begleiten. Sie betont, dass es eine wertvolle Erfahrung ist, die viel Spaß macht, neue Leute kennenlernen lässt und keine Angst vor dem harten Thema erfordert, da man von den anderen Teilnehmern gut aufgefangen wird. Die Streamerin kündigt an, dass ein Teilnehmer bereit ist, sich das SOS Humanity Logo auf das Schienbein tätowieren zu lassen und ermutigt weitere Spenden, um weitere Aktionen zu ermöglichen, wie z.B. ein Labubu-Tattoo auf dem Po eines anderen Teilnehmers bei Erreichen eines bestimmten Spendenziels.