eSport und Politik: Die Wahlprogramme im Vergleich ! kicker eSport Talk

eSport und Politik: Wahlprogramme im Fokus – Eine Analyse

eSport und Politik: Die Wahlprogramme...

Die Salonfähigkeit von Gaming und die Rolle der Politik standen im Zentrum einer Diskussion. Es ging um die Ernsthaftigkeit von Politikern im Umgang mit Gaming, die Gemeinnützigkeit des eSport, kulturpolitische Herausforderungen und die Notwendigkeit einfacher Antworten auf die Komplexität des eSports. Abschließend wurden politische Wunschszenarien für Gaming und eSport nach der Wahl erörtert.

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Begrüßung und Vorstellung der Experten

00:04:53

00:04:53 Herzlich willkommen, einen wunderschönen guten Abend hier beim Kicker eSport Talk. Mein Name ist Patrick Bauer und wir haben heute ein ganz spannendes Thema, nämlich zehn Tage vor der Bundestagswahl, wollen wir uns heute über Politik unterhalten im eSport. Und dazu haben wir uns extrem gute Experten hier rangeholt. Wir haben ganz viel Fachwissen aus dem Bereich Games, Games Wirtschaft, Games Journalismus. Ich darf begrüßen heute Abend Petra Fröhlich, Chefredakteurin.

00:05:22 der Games-Wirtschaft seit über 30 Jahren, ich konnte es kaum glauben, seit über 30 Jahren im Games-Bereich unterwegs als Journalistin. Ja, schön, dass du da bist, liebe Petra. Ja, dabei bin ich erst 25, aber trotzdem, schönen guten Abend, hallo. Das habe ich mir auch gedacht, wie geht das?

00:05:41 Ja, dann haben wir mit am Start den Mr. President, noch relativ frisch im Amt. Deswegen darf man wahrscheinlich auch noch gratulieren. Christopher Flato vom E-Sportbund Deutschland, auch schon seit über zehn Jahren beruflich im E-Sport und Gaming unterwegs und eben auch als Ehrenamtler da an der ganz obersten Spitze, wenn es um die Interessensvertretung des E-Sports geht. Schön, dass du da bist.

00:06:07 Ja, vielen lieben Dank für die Einladung. Ich freue mich auch sehr, heute hier zu sein. Zum Thema Alter. Also Petra, ich muss, ich bin ja jetzt auch schon Mitte 30, Ende 30. Ich habe damals mit zwölf Jahren die PC Games gekauft und deine Vorbilder gelesen. Also es ist schon so, mit 25 passt das nicht mehr ganz.

00:06:29 Okay, er setzt direkt einen charmanten Aufschlag hier. Also vielleicht müssen wir das gleich nochmal korrigieren. So, an dieser Stelle auch möchte ich ganz herzlich den Dritten im Bunde begrüßen. Jetzt wird es wissenschaftlich, denn wir haben Professor Dr. Jens Junge hier bei uns. Ich habe gerade gelernt, er ist auch tatsächlich im Förderverein des Spielzeugmuseums in Nürnberg aktiv. Aber eigentlich haben wir ihn heute hier bei uns dabei, weil er...

00:06:58 tatsächlich als Direktor am Institut für Ludologie arbeitet und uns nachher etwas erklären wird über die Bedeutung von Spiel in unserem Leben, in unserem Alltag. Hallo Jens, schön, dass du da bist. Ja, hallo. Und ich habe aber auch den E-Sportverband mitgegründet in Schleswig-Holstein, weil ich gebürtiger Flensburger bin. Habe ich dort halt so die letzten Jahre ein bisschen eben auch in dem Bereich mitbekommen und auch das Landeszentrum, jetzt die Regionalzentren mit begleitet und so weiter. Also ich bin ein bisschen

00:07:27 Breiter aufgestellt, nicht ganz so tief wie vielleicht andere im E-Sport drinstecken, aber du hast ja auch vor, ein bisschen was Allgemeines zum Spielen zu fragen, da bin ich mal gespannt.

00:07:36 In der Tat. Ja, schön, dass ihr da seid. Ich werde zwischendrin euch da oben in der Kamera direkt angucken. Dann, wenn ich mit euch nochmal ein bisschen mehr in den Augenkontakt komme, zwischendrin mal meinen Blick verändern. Und hier links von mir habe ich den Chat, den Twitch-Chat. Also wenn ihr Fragen habt, gerne reinschreiben. Wir sind immer wieder zwischendrin auch dann in der Lage, eure Fragen mit reinzuwerfen, falls ihr etwas genauer wissen wollt, falls ihr irgendwie tiefer reingehen wollt.

00:08:06 des heutigen Abends ist auf der einen Seite, was ist in den Wahlprogrammen der Parteien? Was steckt da drin? Auf der anderen Seite haben wir das auch mit einem Untertitel garniert und haben die Frage gestellt, unterschätzt Politik

00:08:17 Eigentlich das Potenzial und die Bedeutung von Gaming und E-Sport und das ist so ein bisschen die Leitlinie durch den heutigen Abend. Ich möchte mit ein paar Fakten starten. Ich habe extra heute nochmal nachgeguckt. Das Durchschnittsalter der Gamer laut Gameverband liegt mittlerweile bei 36,4 Jahren. Man tut das ja häufig so ab, als ob das nur die jungen Leute wären, die zocken und daddeln. Aber auch da die Alterskohorte der 10- bis 19-Jährigen, die regelmäßig spielen, die bleibt relativ konstant seit über 10 Jahren.

00:08:47 Das, was anwächst, einfach dem Alter geschuldet, sind die Gamerinnen und Gamer, die tatsächlich über 50 sind. Und da sind wir 2014 in den Erhebungen mal bei knapp 7,x Millionen gestartet. Mittlerweile sind wir bei 9,9 Millionen.

00:09:01 Das heißt also, dieser Anteil wächst und dadurch auch der Altersdurchschnitt. Und Petra, du hast ja lange Zeit dieser Entwicklung in Deutschland schon begleiten dürfen und auch die politische Diskussion dazu begleiten dürfen. Hol uns da einfach mal ein bisschen ab, was hast du da in den letzten Jahren erlebt und wo ist das vielleicht auch mal aus deiner Perspektive in der Diskussion gestartet? Und ja, jetzt sind wir mehrere Legislaturperioden später.

00:09:30 Wie schaust du auf die Entwicklung von Gaming und E-Sport? Ich bin ja jung genug, um die ganze Entwicklung und die ganzen Dramen rund um die Killerspiele in den 2000er Jahren mitgemacht zu haben. Also ganz viele von den Politikern, die heute in Amt und Würden sind, die haben ja noch vor 20 Jahren mit...

00:09:51 mit Händen und Füßen Computerspiele bekämpft und da ging es um Themen wie Indizierung und wir verbieten und all diese Debatten sind zum Glück längst überwunden. Das hat sich

00:10:04 Ja, wirklich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Also Computerspiele sind inzwischen cool. Das führt dann dazu, dass die Politiker und Politikerinnen tatsächlich auch auf Veranstaltungen wie eine Gamescom freiwillig kommen, weil sie genau wissen, dass da wahnsinnig viel Publikum vor Ort ist, was sich natürlich auch, und das immer beim Thema, zu Wahlkampfzwecken nutzen lässt. Und mein persönlicher Kipppunkt, also wo sich wirklich was in der Debatte verändert hat und auch in der öffentlichen Wahrnehmung, war der

00:10:33 der Besuch von Angela Merkel damals auf der Gamescom 2017 war es, glaube ich, weil da einfach die ganze Aufmerksamkeit auf dem Thema Computerspiele sich fokussiert hat. Das war jahrelang nicht so und da hat man dann gemerkt, dass sich dann die Debatte ändert und seitdem merkt man auch einfach, dass das Thema auch in der Politik angekommen ist und zwei Jahre später, also 2019, hat dann ja auch die

00:11:02 Bundesförderung begonnen. Seitdem werden Computerspiele bezuschusst durch den Staat, also auf Bundesebene. Und das sind in den letzten Jahren viele hundert Millionen Euro reingeflossen in die Branche. Und das wäre ohne dieses stetige Steine klopfen, das da wirklich über Jahrzehnte stattgefunden hat. Also auf allen Ebenen haben ganz viele Leute dazu beigetragen, von den Verbänden, von...

00:11:27 von den Studios vor Ort, Landespolitiker, Bundespolitiker, kommunale Ebene, damit sich das einfach verbessert. Und ja, heute sind wir eigentlich auf einem sehr vernünftigen Diskussionspunkt angekommen. Es gibt auch viele Baustellen, siehe E-Sport und Gemeinnützigkeit und Förderung, da hakt es auch mit ganz viel Stop and Go. Aber ich würde sagen,

00:11:53 dass das Computerspiele in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich besser geworden sind vom Image her und man muss sich da heute nicht mehr nicht mehr für schämen. Man sagt, man ist Gamer.

Salonfähigkeit von Gaming und die Rolle der Politik

00:12:06

00:12:06 Ja, in der Tat teile ich auch. Chris, deine Einschätzung, ist Gaming in den letzten drei, vier, fünf Jahren durch Corona, vielleicht auch die Pandemie befördert, salonfähiger geworden? Ja, auf jeden Fall. Und diesen Werdegang des Gamings, den Petra gerade so wunderbar beschrieben hat, den sehen wir eben schon seit 20, 30 Jahren. Also ich glaube, die...

00:12:31 Gerade die deutsche Identität tut sich mit Neuerungen immer ein bisschen schwierig. Neue Sachen sind immer per se erstmal der Teufel, schlechthin. Das war beim Internet so und das war auch beim Gaming so und dann war es beim E-Sport so. Also der Jens, der ja auch viel mit Spielen zu tun hat, der wird da auch ein Lied von singen können. Und was wir gesehen haben, was mit Gaming in diesen ersten Jahren...

00:12:57 in Deutschland passiert ist, wo wir auch wirklich starke Stakeholder hier hatten, also von Schröth-Kommando, heutzutage SK über ESL und so weiter, die alle in Deutschland gegründet worden sind und gefühlt erst mal zwei Jahrzehnte gegen diese Stigmata ankämpfen mussten, bin ich froh, dass wir heute da sind, wo wir sind. Also es hat sich in den letzten, ich sag mal, fünf bis acht Jahren noch eine Menge dazu entwickelt und eine Menge getan. Und auch diese

00:13:25 demografische Entwicklung, die zeigt einfach, dass Gaming mehr und mehr mit jedem Jahr in der Mitte der Gesellschaft ankommt. Also die, ich nenne sie mal Generation Zero, die damals mit den ersten Atari-Konsolen und so weiter aufgewachsen sind, für die ist dieses Phänomen Gaming oder auch E-Sport nicht mehr so weit hergeholt.

00:13:46 wie für die Generation, die davor noch entsprechend am Ruder war. Und dementsprechend kann man durchaus sagen, dass es gerade in den letzten Jahren und auch sicherlich durch die Corona-Pandemie nochmal einen ordentlichen Schub gewonnen hat. Unterschätzen wir denn aber auch gerade diese Altersentwicklung? Weil immer, wenn ich im öffentlichen Kontext mit Gaming und E-Sport...

00:14:07 unterwegs bin, dann sagen mir insbesondere häufig die, die eben weiter weg davon sind, die jetzt nicht als Digital Natives groß geworden sind und mit dem PlayStation Controller in der Hand geboren wurden, da kriege ich ganz so oft zu hören, ja, das ist aber nur ein Jugendphänomen. Jens, wie beurteilst du das? Also wir haben gerade gehört, 36,4.

00:14:29 Ist das Teil der Fehleinschätzung von Bedeutung von Gaming und E-Sport, dass wir einfach gar nicht wissen, dass die Fans des Gamings eigentlich schon teilweise in den 50ern angekommen sind?

00:14:48 Also ja, ich hole dann doch mal kurz weiter aus. Christoph hat ja gesagt, so alles Neues ist ja erstmal gefährlich. Und die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften ist 1954 gegründet worden, weil Comics...

00:15:06 an allen möglichen Kiosken erschienen. Und da gab es eine Gewaltszene. Also die Zeichner damals haben sich extra bemüht, auch irgendwie nicht diese Comics mit den Cowboys mit Waffen darzustellen. Aber es gab eine Szene, wo halt irgendein Bösewicht auch eine Frau von hinten versuchte, so zu wirken. Und deshalb kam das auf den Index.

00:15:27 So, also ich komme aus der Comic-Welt, bin über die Comics zu den Brettspielen gekommen, das ist jetzt über 40 Jahre her, da ging es los mit den digitalen Spielen.

00:15:37 Ich weiß nicht, vielleicht gibt es auch hier einige unter den Zuschauern, die dann noch den Start von Thomas Gottschalk irgendwie noch Erinnerungen haben, wie der dann 1977 mit Telespiele anfing, Pong über den Fernseher spielen zu lassen. Also da ging es ja sozusagen, ist eine frühe Form des E-Sports, sage ich jetzt mal, ging es ja los. So, um aber nochmal konkrete auf deine Frage einzugehen. Also das Thema...

00:16:02 Er ist sehr oft eben dann immer nur Kinderkram, Unterhaltung, so wie auch Thomas Gottschalk das ja nicht irgendwie als Kultursendung, sondern als reine Unterhaltungssendung halt gemacht hat. Und dieses Image ist immer weitergegangen. Also ich habe neben der Internetfirma erst einen Comicverlag gegründet, eine Internetfirma, dann eine Mobilfirma. Wir haben eng mit Motorola zusammengearbeitet, haben die ersten Mobile Games für die internetfähigen Handys, 99 und so ging das los, gemacht.

00:16:29 Ja, haben wir natürlich auch versucht, mit Politik ins Gespräch zu kommen. Ich bin 2004 noch aus dem Wirtschaftsministerium rausgeworfen worden, weil ich dort vorgeschlagen habe, mit Killer Games vielleicht irgendwie Technologiepolitik unterstützen zu wollen. Das funktionierte halt nicht. So, wenn ich mir das jetzt aber angucke, wenn wir welche Wachstumsbereiche wir jetzt auch haben im Gaming, du hast jetzt diesen allgemeinen Begriff gewählt und auch die Altersstruktur.

00:16:55 Als Wissenschaftler ist man gewöhnt, so ein bisschen auch das differenzierter sich anzugucken. Da muss man schon auch ein bisschen ehrlich zu der Branche und auch zu den Anbietern halt ja mal vielleicht dann sein und sagen, die ganzen Wachstumsbereiche sind sehr oft eben natürlich über diese ganzen kleinen süßen Geräte, die wir alle in der Hosentasche jetzt haben, vor allem gestanden. Das Ganze ist ein Smartphone-Thema. So mit den Flatrates ist es dann ja auch erst so mal gerade vor 15 Jahren so einigermaßen losgegangen.

00:17:23 Und tatsächlich sind viele, die heutzutage statistisch angesprochen werden sozusagen, die da mit drin sind in der Statistik, die Gamer seien, dann doch eher, die da halt in der U-Bahn hocken und irgendwie Candy Crush spielen und die würden sich niemals als Gamer identifizieren.

00:17:40 Das heißt, die Branche nimmt da und sammelt dort halt einige mit ein, die jetzt nicht irgendwie eben natürlich sich ein Gaming-PC zu Hause hingestellt haben oder die irgendwas meinen, dass sie jetzt E-Sport machen, nur weil sie bei Clash of Clans da halt irgendwie halt ein bisschen halt im Clan irgendwie mit unterwegs sind oder sowas. Die fühlen sich nicht als Gamer. Aber das nun mal vielleicht so als Einstieg. Also wir sollten uns hier und da vielleicht auch ein bisschen ehrlicher machen, als Branche mal zu gucken, wo haben wir Wachstumsbereiche und wo haben wir es eben nicht so richtig.

00:18:08 Ja, generell das digitale Spielen hat ordentlich zugelegt und das Durchschnittsalter stimmt, aber man müsste sich es differenziert ein bisschen angucken.

00:18:17 Ja, also mein Punkt war ja eher auch der, dass wir vielleicht auch manchmal in der Diskussion trotzdem verkennen, dass es eben nicht nur der junge Leute Kram ist, sondern dass es eben auch viel breiter gefasst ist. Da hake ich nochmal kurz vielleicht nach. Also wer jetzt irgendwie am Zeitschriften Kiosk, wo alte Menschen noch so bedrucktes Papier kaufen, da gibt es plötzlich so eine Zeitschrift, die sich mit Retro Gaming befasst. Also da gibt es genau für meine Zielgruppe auch plötzlich dann auch wieder eine spezielle Zeitschrift. Juhu.

00:18:45 Ja, in der Zwischenzeit sagen wir Danke an veganes Lastenrad für den Sub, der hier gerade reinkommt. Vielen Dank dafür. Ich würde gerne nochmal, Petra, auf das Thema zu sprechen kommen. Du hast gerade gesagt, Angela Merkel auf der Gamescom, das war für dich so ein Symbolcharakter. Jetzt ist Wahlkampf und im Wahlkampf gibt es wieder viele Bilder, die kreiert werden. Ich weiß nicht, ob ihr es gesehen habt. Es gab so ein Bild bei der E-Sport Player Foundation. Minister Lauterbach.

00:19:14 und Frau Esken schauen Spielenden über die Schulter und informieren sich. Was ich nicht gesehen habe ist, die haben sich mal hingesetzt und mitgespielt.

Politiker und Gaming: Ernsthaftigkeit vs. Show und die Gemeinnützigkeit des E-Sports

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00:19:30 Jetzt muss man mit dem Begriff Feigenblatt in den letzten Tagen so ein bisschen aufpassen. Ist es das Feigenblatt der SPD, sich mit dem Thema Gaming und E-Sport beschäftigt zu haben, um bei anderen über die Schulter zu gucken? Oder was nehmt ihr da wahr? Also nehmt ihr wirklich ernsthafte Auseinandersetzungen? Wir werden ja gleich noch über eine andere Partei sprechen. Aber nehmt ihr da, wie reagiert ihr auf solche Bilder? Und Petra, nehmt ihr sowas, ich habe es gar nicht in der Gameswirtschaft gesehen, sondern glaube ich auf LinkedIn, nehmt ihr sowas?

00:19:59 auch auf und ist das für euch gutes Material oder ist es etwas, was zu hinterfragen ist? Also am Ende des Tages, ich habe jetzt in den letzten Jahren tatsächlich auch viele Politiker begleitet auf Messen oder auf Preisverleihungen und was auch immer. Am Ende des Tages ist es Show, muss man so ehrlich sagen. Es gibt ganz, ganz wenige Politiker, die wirklich vom Herzen her sagen würden, sie sind Gamer und tatsächlich zu Hause auch die Konsole anwarben. Es sind wahnsinnig wenige, wirklich, wirklich im

00:20:28 Das meiste, was hier passiert ist, dass Politiker oder Politikerinnen die lokalen Studios besuchen zum Beispiel oder auch in Köln auf einem Counter-Strike-Turnier tatsächlich die Möglichkeit wahrnehmen, da mal hinter die Kulissen zu blicken und sich über den Markt zu informieren, Zahlen zu bekommen, mit Leuten zu sprechen, mit E-Sportlern und Veranstaltern und all dem. Das ist auch wahnsinnig wertvoll und wichtig, aber als wirklich...

00:20:57 Im Stoff sind die aller, allerwenigsten. Also ich finde es auch immer fast lustig, auf dem Branchen- und Sommerfest vor zwei Jahren war es, glaube ich, war auch Christian Lindner auf der Bühne gestanden und hat dann auch von seiner bewegten Jugend berichtet, wo er mit Spielen wie Monkey Island und Ring Commander und Ultima und all den Dingen aufgewachsen ist. Und er hat es dann quasi...

00:21:22 da in seine Rede eingeflochten, also es war schon durchaus glaubwürdig, aber am Ende des Tages ist es natürlich ein Stück weit auch einfach Folklore, mit dem man sich ein bisschen Applaus von den Tribünen abholt, aber wirklich ein Thema sind die aller, aller wenigsten. Sieht man auch auf der Gamescom, wenn man da die Rundgänge sich anguckt, ist auch ein bisschen zu viel verlangt, glaube ich, wenn du Berufspolitiker bist, danach zu erwarten, dass man dann abends noch Kingdom Come Deliverance 2 durchspielt, das wäre ein bisschen vermessen.

00:21:51 hätte ich dann auch etwas Sorge tatsächlich, dass der Sandjob nachkommt. Insofern muss man eigentlich schon fast froh sein, wenn Bodo Ramelow heimlich bei einer Ministerkonferenz mal was Candy Crush nebenbei spielt. Aber der klassische Gamer, der wirklich sich die Wochenenden hier an der Konsole um die Ohren haut, der ist wahnsinnig selten. Da würde ich auch gerne was hinzufügen. Also ich gebe Petra da voll und ganz recht.

00:22:18 In den meisten Fällen ist es das typische Sehen und Gesehen werden. Es gibt allerdings auch, und das merken wir gerade auf der operativen Ebene, viele Politiker oder politiknahe Personen, die dann in den Ausschüssen sitzen, in den Beiräten von Städten und so weiter, die da ganz andere Berührungspunkte zu haben, von denen man allerdings nicht viel mitbekommt, weil sie entweder nicht den Rang haben.

00:22:42 Oder halt viel im Hintergrund arbeiten. Und das sind dann auch wirklich die Leute, die teilweise an den Gesetzesentwürfen mitarbeiten. Da haben wir auch viel auf Bundesebene viel mit diesen Menschen zu tun und der Gameverband genauso. Und das sind eben die Leute, die im Endeffekt ja das Legwork machen und dann diese...

00:23:01 tollen Fototermine dann irgendwann auch in Taten umsetzen. Das ist für mein Gefühl, kann das noch ein bisschen schneller gehen. Da werden wir wieder, schließt sich der Kreis mit Deutschland und alles ist ein bisschen langsamer. Aber die gibt es auch. Und da muss man, glaube ich, auch hier und da mal eine Lanze für brechen, dass es dort viele Menschen im Hintergrund gibt, die dort auch an solchen Themen mitarbeiten.

00:23:23 Ganz klar, in der öffentlichen Wahrnehmung ist es meistens ein, ich komme vorbei, ich schüttle Hände und bin dann wieder beim nächsten Termin. Ganz klar. Absolut. Entschuldigung, Jens, wenn ich noch ganz kurz, also was ich mir manchmal wünschen würde, wenn ich solche Bilder sehe, ist halt einfach zu sagen, nehmt euch doch mal einfach zehn Minuten Zeit und lasst euch das Spiel erklären im Sinne von, ihr nehmt mal den Controller in die Hand oder die Maus in die Hand und spielt einfach mal eine Runde mit, weil das erleben wir in unserem dienstlichen Alltag immer wieder, dass es halt ...

00:23:51 dass es ein ganz anderes ist, ob ich Beobachter oder Akteur bin. Und in dem Moment, in dem ich Akteur bin, fühle ich auf einmal eine ganz andere Gruppendynamik und ein ganz anderes Eingebundensein und so weiter. Und es geht ja hier viel, auch in den Diskussionen, die wir gleich noch zum Thema Gemeinnützigkeit vielleicht auch führen werden, geht es ja ganz oft eben auch um das Gefühl dabei, das, was da so die Story behind ist, die man dann irgendwie so...

00:24:21 so auch ein Stück halt mitbekommen muss. Aber Jens, ich hatte dich kurz unterbrochen gerade. Ja, sorry, ich wollte nur anknüpfen, was Christopher gesagt hat. Also wir haben das ja schon auch erlebt, und das hat Peter auch so ein bisschen beschrieben, dass Politik sich immer mehr auch für dann Digitalität, ja, Transformation und sowas halt auch interessiert. Und die digitalpolitische Sprecherin, Anno dazu mal, ja, Saskia Esten, ist inzwischen halt Parteivorsitzende.

00:24:46 So und wenn ich mir von Berufspolitikern so den Alltag angucke, die haben gar keine Zeit, auch nur irgendwie sich überhaupt mit einem Hobby noch zu befassen. Die sind so derartig ausgebucht. Ich habe Peter Tauber, also jetzt auch mal dickes Lob an den Games zum Beispiel, der macht ja immer so diese Sommerfeste, wo dann halt die ganzen Politiker auch vorbeikommen. Ich habe Peter Tauber mal angesprochen, das mag jetzt, ich weiß jetzt nicht, mal acht, neun Jahre her sein, da war er Generalsekretär der CDU und hatte angefangen,

00:25:16 Also er hat wirklich privat halt sich da angesetzt und so. Dann habe ich ihn aber mal wieder ein Jahr später darauf angesprochen, als er da wieder auftauchte. Nee, nee, er war inzwischen als Generalsekretär so ausgebucht, der hat es nicht geschafft, das zu Ende zu spielen. So, also aber es gibt welche, die...

00:25:34 Die befassen sich halt sehr theoretisch auch eben natürlich damit und wissen, dass es wichtig ist, weil sie in ihrem Umfeld durch ihre Kinder oder eben jetzt auch durch andere Medienereignisse oder durch solche Gamesommerfeste das mitbekommen, dass man sich wohl drum kümmern müsste und so weiter. Da hat sich auch viel getan, aber also wirklich so einen aktuell im Saft stehenden Gamer dort zu finden, glaube ich, ist allein schon berufsbedingt kaum möglich.

00:25:59 Also sehr viel wichtig ist auch tatsächlich, dass sich die Politik für die Hintergründe informiert und das Gespräch sucht mit den Leuten, also jetzt auf eine GameStream kommen zum Beispiel letztes Jahr im August, da drückt man dem Habeck, der als zuständiger Gamesminister ja für die Branche zuständig ist, dem drückt man halt einen Controller in die Hand und dann spielt er halt, spielt für 20 Sekunden für die Kameras und für die Fotografen EA Sports FC.

00:26:23 Aber der hat in seinem Leben noch nie Kontrollen angehabt, das sagt er auch selber, er ist jetzt kein Gamer, aber was viel wertvoller und wichtiger ist, dass er halt den Abend und tatsächlich auch die Rundgänge dazu nutzt, um mit Unternehmern, Gründern, den großen CEOs der Firmen Microsoft, Ubisoft, Embracer und so weiter, aber auch Indie-Studios ins Gespräch kommt und sich da quasi aus erster Hand die Informationen holt, wo bei der Branche

00:26:52 Da der Schuh drückt und das ist viel wichtiger, als ob der jetzt irgendwie abends hier noch ein Rollenspiel oder Call of Duty anwirft. Das ist an sich wurscht. Also wichtig ist, dass er die Mechanismen einer Branche versteht und er ist dafür sehr viel zuständig, von Raumfahrt bis Rüstung, alles dabei, inklusive Games noch ein bisschen. Insofern muss er da bei sehr, sehr vielen Themen sattelfest sein und das ist viel wichtiger, dass er mit den Akteuren spricht.

00:27:18 Da kommt gerade auch die Zustimmung auf den Chat. Veganer Lastenrat sagt, ich erwarte gar nicht, dass sich einer meiner Politiker damit auseinandersetzt, sondern vielmehr, dass sie sich Expertenmeinungen einholt, um einen Überblick zu bekommen. Also genau das, was du sagst, Petra. Ich würde aber, du hast den Namen Habeck gerade angesprochen. Habeck und die Grünen hatten in ihrem Wahlprogramm schon drinstehen, dass sie dem Gaming und E-Sport größere Beachtung, also dem E-Sport größere Beachtung schenken wollen. Und dann gab es...

00:27:48 einen Twitch-Stream. Und in den Twitch-Stream ist Robert Habeck tatsächlich zu Hand of Blood gegangen, einem der größten Streamer, die wir in Deutschland haben. Und hat sich dort fast drei Stunden mit Max über alles Mögliche ausgetauscht. Und sie haben auch über die Gemeinnützigkeit gesprochen.

00:28:08 Das Ergebnis ist eine Anpassung des Wahlprogramms in dem Punkt, dass eben die Gemeinnützigkeit jetzt dann auch nochmal explizit formuliert wurde, also die Gemeinnützigkeit des E-Sports beizubringen.

00:28:24 Da kann man ja unterschiedlich drauf gucken. Man kann sagen, hat er clever gemacht. Wie guckst du drauf, Petra? Ist das ein gelungener PR-Stand gewesen oder eben genau diese ernsthafte Auseinandersetzung mit jemandem aus der Branche und mit einem Gefühl, was da ist und dementsprechend auch die Überführung ins Wahlprogramm? Also eine unmittelbare Anpassung gibt es ja sonst eher selten. In dem Fall hat tatsächlich vieles zusammengepasst inklusive dem Timing.

00:28:52 Weil das Thema E-Sport war vorher schon im Wahlprogramm der Grünen drin, aber halt, da haben zwei entscheidende Sitze oder Worte gefehlt, die dann nach diesem Hand of Blood Talk noch eingefügt wurden. Da stand, glaube ich, am Anfang irgendwas drin, E-Sport soll anerkannt werden. Und jetzt haben sie eingefügt, soll als gemeinnützig anerkannt werden, was ja eigentlich der Trigger ist tatsächlich, also was die Branche eigentlich will und die Community. Also insofern hat sich das schon gelohnt. Und der Vorteil war es in dem Fall tatsächlich, dass...

00:29:21 Habeck gefühlt etwas unvorbereitet in diesen Talk reingegangen ist und ein bisschen auf dem kalten Fuß erwischt wurde oder auf dem falschen Fuß.

00:29:30 Und tatsächlich dann erst von Max erfahren hat, wo so der Schuh drückt. Und insofern hat er diese Anregung mitgenommen. Und der Vorteil war, dass halt der Parteitag oder diese Delegiertenkonferenz der Grünen erst eine Woche später war. Das heißt, man konnte das noch einfügen. Und da haben natürlich dann im Hintergrund, jetzt nicht Habeck selber, der hat genug andere Dinge zu tun, aber natürlich die Leute um ihn außenrum, die da im Stoff sind, die grüne Jugend auch und all die.

00:29:58 haben dazu beigetragen, dass das in die richtigen Bahnen gelenkt wird. Und jetzt ist es cool. Also insofern hat sich der Termin da schon gelohnt. Und ja, die Grünen haben diesbezüglich da nachgearbeitet, was ja nicht so häufig vorkommt, dass eine Partei beim Wahlprogramm nochmal nachschafft. Das ist ja nicht so häufig. Und insofern Hut ab, dass es so geklappt hat. Und jetzt steht es drin.

00:30:22 Jetzt muss ich natürlich die kritische Nachfrage in Richtung Chris stellen. Letztes Jahr gab es ja schon mal eine Einladung ins BMWi, wo im Grunde Experten aus der kompletten E-Sports-Szene zusammengerufen wurden, auch eigentlich im Auftrag von Minister Habeck. Und ich glaube, ihr habt euch den ganzen Tag zusammengeschlossen und habt ganz, ganz, ganz, ganz, ganz, ganz, ganz, ganz viel Input zusammengetragen. Und ich habe kürzlich noch mit Andreas Wörlein, der auch mit dabei war, gesprochen und der sagte halt,

00:30:50 Eigentlich ist es ein bisschen schade, wenn man sieht, wie wenig dabei rausgekommen ist und nicht mal im Wahlprogramm im ersten Schritt schon die Gemeinnützigkeit drin war. Wie siehst du das? Also PR-Stunt oder eben auch vielleicht gelungene Reflexion auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite, man hatte euch eigentlich auch schon ganz intensiv zugehört.

00:31:11 Ich glaube, es ist eine Bischung aus beiden. Also du sagst es ganz richtig, wir waren im BMWK eingeladen, das ist ja das zuständige Ministerium. Dort war natürlich nicht der Habeck selber, aber der Michael Kellner entsprechend vor Ort, der auch sowohl die Gamevasion als auch die Dreamhack und so weiter das Jahr und auch das Jahr vorher besucht hat.

00:31:34 der dort und auch in vielen Hintergrundgesprächen auch viel Input von uns und auch vom Gain bekommen hat, gerade auch in Bezug auf die Gemeinnützigkeit. Und deswegen waren wir auch recht erstaunt, dass das Thema nicht so im Parteiprogramm der Grünen reflektiert worden ist. Und ich glaube, es ist einfach ein Stück weit durchgerutscht, beziehungsweise die Leute, die dort verantwortlich waren, das Schriftstück aufzusetzen, haben quasi diese Anerkennung mit dem

00:32:03 gemeinnützig irgendwie gleichgesetzt, dass es quasi impliziert wäre. Und dann hat man eben öffentlich wirksam nochmal nachgebessert. Ich hätte es lieber andersrum gehabt, ganz klar.

00:32:16 Weil es waren ja auch nicht nur wir, die dort vor Ort in Berlin waren, sondern auch wirklich alle großen Player, also von Freaks über ESL. Es waren fast 30 Leute oder 40 Leute, die hier zusammen... Ja, 50, 60. Also das Foto, das irrt irgendwo auf meiner LinkedIn-Timeline, irgendwo ist es da noch, war wirklich, also wie gesagt, von Teams über Veranstalter, alles dabei.

00:32:38 Natürlich muss man dort aber auch immer sagen, obwohl alle Beteiligten gesagt haben, Gemeinnützigkeit ist ein großes Ding, reden wir hier am Ende des Tages über das Wirtschaftsministerium, wo natürlich das Thema Gemeinnützigkeit nicht an erster Stelle steht. Sie haben es auch, das hat man auch bei den Ergebnissen des Branchendialogs.

00:32:57 Sie haben verstanden, wie wichtig Gemeinnützigkeit ist für die Branche an und für sich, dass auch die Industrie-Stakeholder das entsprechend sehen, gerade für die breite Masse, für die Amateurvereine und so weiter und so fort. Aber natürlich hat das BMWK eine ganz andere Perspektive auf die Sache und dementsprechend war da Gemeinnützigkeit vielleicht nicht das erste Wort, was da in das Wahlprogramm geflossen ist, sondern eher die Anerkennung an und für sich.

00:33:26 Das wäre meine Erklärung dazu. Okay, aus dem Chat kommt auch direkt vom Crash Keks die Frage, aber zeigt es nicht, dass man sich selbst beim Austausch mit Experten nicht genügt auskennt, wenn es am Ende dann doch nicht genug im Fokus steht? Also ich gebe das mal direkt in die Runde hier nochmal rein. Ja, das muss man auch dann wieder sagen, dass natürlich eben die E-Sport-Szene nicht jetzt wahlentscheidend für Politiker wirkt.

00:33:51 Ja, und ich ahne auch, dass eben, wenn man weiß, wie Politik so funktioniert, auch dieses Thema der Gemeindesigkeit in dieser Ampelkoalition irgendwie wieder auf dem Kompromissalltag geopfert worden ist in irgendeiner Form, weil einer irgendwie dies wollte oder das andere und dann haben sie das miteinander vermischt. Die ganzen Hintergründe sind mir nicht bekannt. Ich habe das jetzt nur so überflogen und durch manche Kommentare das mitbekommen, dass eigentlich, wenn man jeden Politiker einzeln gesprochen hat,

00:34:18 Also ist keiner eigentlich dagegen. Sagt ja keiner, will ich nicht. Sondern, und dann ist ja das Innenministerium, weil die sind ja für Sport, nein, dann müssen wir ja nochmal das Finanzministerium und so weiter. Also es werden immer bürokratische oder Hürden oder Entscheidungshürden aufgebaut.

00:34:36 Jeder Einzelne sagt immer, ja, sehe ich ein, verstehe ich, ja, müsste man sich drum kümmern, bin ich ja aber nicht zuständig. Und also ich habe noch leider nicht einen Politiker gefunden, der sagt, stimmt, kümmere ich mich drum, ich weiß, wo ich klopfen muss, wo ich anrufen muss im Finanzministerium, dass man endlich mal diese Abgabenordnung ändert. Also das ist in diesem Wirrwarr der Gespräche für mich einfach versumpft.

00:35:00 Da vielleicht noch ein, zwei Anknüpfpunkte. Es ist so, wie Jens es sagt, das ist gelebte Demokratie. Dort wird mit verschiedenen Perspektiven aus einer Ampelregierung mit drei verschiedenen Lagern oder sogar noch mehr gefühlt innerparteilich ein solches Thema diskutiert. Und selbst wenn eigentlich alle dafür sind und Petra und ich, wir hatten ja hier zwischendurch in den letzten Monaten auch immer mal wieder ein kurzes Hintergrundgespräch. Und ja, wie sieht es denn aus und wann kommt es denn endlich?

00:35:29 Es war ziemlich knapp. Also der Gesetzesentwurf, der stand noch nicht so, wie wir uns das final vorstellen konnten, aber es war schon da und dann ist nun mal die Regierung auseinandergefallen. Also ich würde vielleicht behaupten... Ist das also ein Ampelopfer?

00:35:47 Sicherlich auch. Also ich meine, man kann der Ampelregierung auch viel vorwerfen. Ich glaube, dafür sind wir jetzt heute nicht hier. Das wird auch ein bisschen den Rahmen sprengen. Aber es hat sich am Ende so viel verkeilt bei so vielen verschiedenen Themen. Und am Ende des Tages war es auch, glaube ich, keine sachliche Diskussion mehr, sondern eher ein emotionales Ja, wenn du mir nicht das gibst, dann gebe ich dir auch nicht das, was wir auch dann teilweise aus den öffentlichen.

00:36:12 Aussagen haben, so reindeuten können. Und das ist natürlich für so eine Thematik total schade, weil es ist, wie man im Englischen so schön sagt, eine low hanging fruit und eigentlich wollen es alle und es würde keiner, es würde keinen geben in Deutschland, der schreit, oh nee, bloß nicht, das schadet mir.

00:36:33 Und dementsprechend muss da die Politik und zumindest die neue Regierung, die jetzt in diesem Jahr antritt, das Thema Schleunings aufnehmen. Und das ist auch sowohl eine unserer, also unsere Hauptforderungen und auch der Game positioniert sich da sehr stark, dass man das einfach mittlerweile nach drei Legislaturperioden endlich mal umsetzen muss, weil so langsam.

00:36:54 Wird es halt auch lächerlich. Man hätte sich gedacht, dass Christian einfach rübergegangen wäre an seine Abteilungsleiter und so weiter und hätte einfach diktiert und hätte losgelegt.

00:37:07 Man fängt ja quasi auch immer wieder von vorne an. Ich meine, wir hatten das Thema jetzt auch schon während der GroKo zwischen Union und SPD. Da stand ja auch schon ein Koalitionsvertrag drin. Jetzt steht es wieder drin. Und ich möchte 10 Euro draufsetzen, dass wir es im nächsten Koalitionsvertrag, wer auch immer den formuliert, dass es da wieder drin steht. Und man wird dann auch wieder...

00:37:29 gefühlt von vorne anfangen müssen, die zuständigen Stakeholder zu beackern, weil ganz viele, die jetzt im Bundestag sitzen oder an verantwortlicher Stelle in den Ministerien, die werden ab, keine Ahnung, April, Mai, wann auch immer der Koalitionsvertrag steht,

00:37:43 Die werden dann nicht mehr sein. Also es kommen ja auch ganz viele nicht mehr in den Bundestag rein oder haben sich verabschiedet, wie zum Beispiel der Manuel Höferlin von der FDP, der das Thema ja auch immer sehr, sehr stark vorangetrieben hat als Digital- und Medienpolitiker. Der ist nicht mehr jetzt für den Bundestag, tritt nicht mehr an, das heißt, der ist schon mal raus. Und von der Sorte gibt es ganz, ganz viele, die an sich...

00:38:06 Pro Gemeinschaftlichkeit, pro E-Sport, pro Branche waren, die aber jetzt halt nicht mehr mithelfen können. Und deswegen ist es so ein bisschen Sisyphus-Arbeit. Also man rollt irgendwie den Stein hoch und dann am Ende des Tages stellt man fest, oh, es fängt der ganze Käse schon wieder von vorne an. Und das droht natürlich jetzt auch ein Stück weit jetzt mit der neuen Bundesregierung. Was mir immer auffällt.

00:38:29 Sobald es schiefgegangen ist, fängt dann immer der Kampf um die Deutungshoheit an. Das erlebt man ja auch bei anderen politischen Themen. Aber sobald irgendwie rauskommt, oh oh, da geht irgendwas schief, wie jetzt auch bei der Förderung, wo man feststellt, oh, da gibt es einen großen öffentlichen Druck und große öffentliche Empörung, dann glühen die Telefone und die WhatsApps und die E-Mails seitens der Parteien und Politiker, die sagen, also wir waren es nicht, wir waren voll dafür, wir wollten es schon von Anfang an.

00:38:58 Es lag an denen. Und von der Sorte hat man es jetzt auch bei dem E-Sport-Thema wieder erlebt, wie Christus es so richtig gesagt hat, alle wollen, aber den entscheidenden Schritt zu gehen. Und es ist ja wirklich, wenn man es bei Lichter betrachtet, an sich ja eine ganz einfache Nummer. Also diese Low Hanging Food tatsächlich, das wäre sehr einfach umsetzbar, wenn man wollte.

00:39:23 Aber das ist gefühlt tatsächlich eine Verhandlungsmasse, wo ganz viele andere Themen mit reingepackt werden, wie so eine Bad Bank. Und dann guckt man irgendwie, was am Ende bei rauskommt bei den Verhandlungen. Da sind wir am Ende wieder beim Thema Bedeutung. Da würde ich gleich noch mal kurz eingehen. Aber bevor wir da jetzt noch mal tiefer reingehen und dann vielleicht auch noch mal einen Themenwechsel forcieren, möchte ich einmal ganz kurz Chris dich fragen. Für alle, die jetzt da draußen uns zuhören, die vielleicht jetzt auch nicht so ganz tief im Thema drin sind. Erklär uns doch vielleicht mal.

Die Bedeutung der Gemeinnützigkeit für den E-Sport und die Rolle der Vereine

00:39:51

00:39:51 Drei Sätzen, warum das Thema Gemeinnützigkeit für den E-Sport so ein relevantes Thema ist und auch immer wieder fast dramatisch ist, dass es eben über die Legislaturperioden immer weiter verschoben wird. Also hol uns da mal ganz kurz ab, weil dann können wir gleich später auch über die Gesamtbedeutung noch mal reden. Genau, also das Thema Gemeinnützigkeit ist für die Branche insgesamt sehr wichtig, natürlich insbesondere für den Amateurbereich. Wir haben ja deutschlandweit Clubs, Vereine wie ein Leipzig E-Sports, Köln E-Sports, Berlin.

00:40:21 wie in E-Sports und so weiter und so fort. Und viele andere Amateur- und Grassroot-Bewegungen. Und die haben einfach das Problem, dass die ohne Gemeinnützigkeit nicht richtig agieren können. Auf der anderen Seite gibt es auch viele traditionelle... Mach das ganz kurz fest. Warum können die nicht voll handlungsfähig agieren? Was ist aus eurer Sicht, aus der Sicht des E-Sports, da der Knackpunkt? Wo ist die Limitation?

00:40:45 Genau, auf der einen Seite natürlich das ganz klare Thema Abgabenverordnung, dass man als, sagen wir mal, Verein, als gegründeter Verein auf der einen Seite nicht auf Mittel zugreifen kann, die einem verwehrt bleiben, wenn man nicht gemeinnützig ist, dass man teilweise auch Locations nicht nutzen kann, wie städtische Einrichtungen zum Beispiel, Vereinsheim aufstellen und so weiter und so fort. Das ist natürlich mit deutlich mehr Kosten verbunden.

00:41:08 Gleiches gilt dann auch für die Besteuerung natürlich. Also ein Verein, gemeinnütziger Verein wird natürlich ganz anders besteuert als je ein Verein, der nicht gemeinnützig ist. Ich glaube, dass der größte Knackpunkt liegt wirklich in der fehlenden Synergie zwischen traditionellem Sport und E-Sport, dass wir viele...

00:41:26 traditionelle Sportvereine haben, die mittlerweile mit dem Gedanken spielen oder auch teilweise schon E-Sport-Abteilungen mit aufgenommen haben. Größtes Beispiel sind ja die Bundesliga-Vereine, die mit ihrer Virtual-Bundesliga das sogar in ihre Statuten aufgenommen haben. Das ist aber eine Ausnahme, weil alle diese Bundesliga-Vereine eine eigene GmbH haben und quasi diese Abteilung über die GmbH laufen lassen. Wenn jetzt ein...

00:41:53 traditioneller Sportverein in Deutschland ein E-Sport-Roster oder E-Sport bespielen möchte, aufnehmen möchte, dann scheitert es daran, dass sie entsprechend ihren Gemeinnützigkeitsstatus riskieren, indem sie E-Sport mit aufnehmen, weil ein Verband oder ein Verein ist immer zweckgebunden und dieser Zweck, der ist in den Statuten festgelegt, in der Satzung festgelegt und wenn dort steht,

00:42:19 keine Ahnung, es ist ein gemeinnütziger Verein und es geht um Sport und so weiter, haben diese Sportvereine großes Problem, damit E-Sport aufzunehmen. Dementsprechend plädieren wir dafür und der Game ist da mit uns auf einer Linie, dass wir die sogenannte Sportfiktion erreichen für diese Vereine, beziehungsweise für E-Sport, damit es dort

00:42:40 Diese Synergien, die dort sicherlich bestehen, also man geht erst zwei Stunden auf den Rasen und dann vielleicht noch eine Stunde Konsole EA FC danach vor dem Fernseher, dass man die auch wirklich nutzen kann und den, bitte?

00:42:55 Wenn dann aber nur im Pro Club, dann als Mannschaft. Aber das ist eine andere Geschichte. Das ist eine ganz andere Geschichte. Genau. Und dass man diese Synergien auch wirklich nutzen kann, weil das tut mir, ich bin selber ein Kind des Sportes. Ich habe Leistungssport, Badminton, habe mir damit meine komplette rechte Seite kaputt gemacht. Mein Knie dankt es mir immer noch. Ich finde es extrem schade, dass diese Wertevermittlung

00:43:19 Und dieses Miteinander im Sportverein, was uns als deutsche Gesellschaft ja auch wirklich ausmacht, dass das einem großen Teil der Gesellschaft verwehrt bleibt, weil man sagt, nee, E-Sports wird nicht gemeinnützig und deswegen kann es nicht in Vereinen stattfinden oder zumindest nicht in Sportvereinen. Und das möchte ich eigentlich für unsere Gesellschaft erreichen, dass diese Leute dann auch dort diese Gelegenheit haben, in einem Vereinsumfeld, gerade mit...

00:43:46 Themen wie Medienkompetenz und wie gewinne und verliere ich richtig, wie geht es um das Thema Teamkommunikation und so weiter, dass die dahingehend in einem solchen Umfeld auch ihr Spiel betreiben können und nicht nur alleine zu Hause. Und das ist das Anliegen dahinter. Ja, ganz wichtig, wichtiger Punkt. Ich glaube, es gibt in der Diskussion noch den einen Punkt, Übungsleiter können im Moment nicht vergütet werden, weil...

00:44:12 Also das ist ja auch ein ganz wichtiger Punkt, dass Inhaltspauschalen und so weiter nicht gezahlt werden können. Und jeder Sportverein, der das Thema für sich anpackt, der muss halt immer in Konstrukten arbeiten. Also wenn jetzt eine E-Fußballmannschaft im Sportverein aufmacht und das Fußballverein, dann geht das noch. Aber sobald es dann eben andere Spieletitel werden, dann wird es halt krude. Und da braucht halt einfach...

00:44:36 Der Amateur und Breitensport braucht Rückendeckung, die dann eben auch einfach durch Gesetze gegeben wird. Jens, wir haben gerade einen ganz, ganz wichtigen Punkt von Chris gehört, nämlich er hat aufgezeigt.

00:44:49 Deutschland das Land der Vereine, Deutschland das Land, in dem wir es geschafft haben, aus einer politischen Motivation, ganz am Anfang körperliche Leibesertüchtigung, damit wir alle gute Soldaten sind, später dann dazu zu kommen, dass wir eben einen Ort von Gemeinschaften schaffen. Da war so politischer Wille am Anfang da, Vereine zu gründen und Gemeinschaft zu schaffen, demokratische Strukturen auch im Freizeitbereich abzubilden. Also es hat ja ganz viele Dimensionen. Warum tun wir das?

00:45:18 uns mit dem E-Sport an dieser Stelle nicht total einfach und sagen, das Spielen gehört zum Mensch dazu und lasst uns doch öffentliche Strukturen nehmen, die wir schon etabliert haben, um dann eben auch das digitale Spiel

00:45:33 umzusetzen. Denn, jetzt zitiere ich Schiller, der Mensch spielt nur, wo er in seiner ganzen Gänze als Mensch sein kann und andersrum ist er nur da, Mensch, wo er spielt. Ich hoffe, ich habe es richtig zitiert. Du, Jens, wirst mich korrigieren können, aber wir wissen doch, dass Spiel total wichtig ist. Warum nutzen wir nicht Strukturen und wieso verweigern wir da dann eben oder wieso?

00:46:00 Gehen wir dann nicht über die Schwelle drüber, weil offensichtlich das ja ein sehr breites Phänomen sein könnte, wenn es in den richtigen Strukturen stattfindet. Ja.

00:46:09 Also, dass Spielen ein Naturtrieb ist, dass Spielen seit 30.000 Jahren belegt ist, sozusagen halt auch als soziales Element, dass wir mit dem Thema Glücksspiel, wann ist der Würfel mal ins Spiel gekommen, über 5.000 Jahre, wann ist es losgegangen mit den ersten Brettspielen, als die Menschen sesshaft geworden sind. Also wir spielen seit Jahrtausenden, es ist ein Grundprinzip des Menschseins.

00:46:37 Haben viele Philosophen und eben auch der Herr Schillert dann irgendwann mal als Literat eben auch so von sich gegeben. So, aber aktuelle Tagespolitik hat immer wieder was damit zu tun, sozusagen, dass es da ja auch Einstellungen, Werte und Normen gibt. Und wenn man dann halt sich so die deutsche Arbeitsethik anguckt, in Anführungsstrichen, wenn man sich den Protestantismus anguckt, wenn man sich da bestimmte...

00:47:06 so zur Lebenseinstellung halt anguckt, dann haben wir zu arbeiten. Dann ist Arbeit Pflichterfüllung und so dieses bisschen Spaß und Freude, das ist dann halt nach Feierabend. Ja, man nimmt also Spiel nicht irgendwie als kreative Quelle für Innovationsprozesse. Also das fängt erst so langsam an mit dem Buzzword Gamification, dass manche Firmen das halt ja inzwischen auch entdecken, dass doch auch irgendwie halt Menschen, wenn sie entspannt und fröhlich sind, vielleicht auch produktiver sein können.

00:47:34 Also wir haben über Jahrhunderte dieses Thema der Pflichterfüllung und des Ernstes. Und da ist Spiel ja etwas Abtrünniges. Da sind wir dann ja nicht produktiv. Da sind wir ja nicht irgendwie halt auf dem Wachstumspfad. Also von daher ist es erst mal verwerflich. Ich bringe noch mal ein analoges Beispiel. Ich habe eine Lehre- und Forschungssammlung für Brettspiele. Inzwischen 82.000 Brettspiele, 45.000 Kartenspiele.

00:48:00 Ich kämpfe seit Jahren darum, ich möchte das der Deutschen Nationalbibliothek schenken. Die will nicht. In der Verordnung steht drin, wir sammeln alle Medienwerke. Wir sammeln alles außer Spiele. Von dieser Verordnung sind nicht nur die analogen Spiele betroffen, sondern auch die internationale Computerspiele-Sammlung. Wenn man mal wissenschaftlich sagen wollte, wir wollen hier der Genstandort Deutschland werden.

00:48:28 Dann müsste man eigentlich 5000 Jahre Menschheitsgeschichte mit Brettspiel, habe ich ja gerade so ein bisschen erwähnt, und die digitalen Spiele in eine Datenbank, in eine Bibliothek packen und sagen, so das ganze Zeitdokument und eben auch, wenn wir ordentliche Studierende ausbilden wollen, die irgendwann mal Game Design machen, die müssen im ersten Semester mal, um die Grundlagen kennenzulernen, ein Brettspiel oder ein Kartenspiel entwickeln und so weiter. Wir brauchen halt, welche Spiele sind wo, wie entwickelt worden. Wir brauchen mal ein zentrales Archiv.

00:48:53 Es gibt es in Deutschland nicht. Die Nationalbibliothek betrachtet ein Brettspiel als Akzidenzdruck, also als Gelegenheitsdruck. Brettspiel hat den Status von einem Flyer oder von einem Poster, von einem Werbeplakat, was jetzt da überall an der Straße hängt, so für den Wahlkampf und so. Also dass es da Autorenrechte gibt, dass es dort Illustratoren gibt oder dass eben auch bei Computerspielen eben natürlich das Medienwerke sind.

Kulturpolitische Herausforderungen und die Rolle von Spielen

00:49:18

00:49:18 Das ist politisch leider immer noch nicht, also kulturpolitisch immer noch nicht durch. Also neben dieser Anerkennung für Gemeinnützigkeit haben wir da auch noch ein ganz dickes kulturpolitisches Brett zu bohren. Und das schwingt da halt eben auch leider mit. Sorry für die lange Antwort, aber ich wollte mal ein bisschen weiter ausholen, um das zu zeigen. Das sind nicht nur die digitalen Spiele, die davon betroffen sind, sondern alles, was mit Spielen zu tun hat, ist erstmal halt von der Einstellung her irgendwie anrüchig, Zeitverschwendung.

00:49:47 Kinderkram. Bei ganz vielen Stellen, zum Beispiel bei den Förderprogrammen in Hessen, da gibt es tatsächlich eine Gamesförderung, aber die gilt eben nur für Serious Games, also für Spiele, die in gewisser Weise irgendeinen...

00:50:02 einen Nutzen haben, wo man was lernt und die halt nicht nur Spaß machen dürfen oder auch bei den Reden und Grußworten von Politikern, wenn die irgendwelche Studios besuchen oder Publisher, dann heißt dann auch der ganz, ganz toll, was ihr hier macht, super und ihr habt ja hier Programmierer und ihr bildet aus und habt Game Designer, die sind ja super dann auch geeignet, dass die dann später was Richtiges machen in der Automobilindustrie oder im Flugzeugbau oder wo auch immer oder beim Maschinenbau.

00:50:31 Man merkt es an ganz, ganz vielen Stellen, dass immer diese Nützlichkeit mitgedacht wird, egal ob bei Förderprogrammen oder irgendwie auch bei den Arbeitsplätzen. Insofern, das zieht sich einmal komplett durch und das wird man so schnell auch nicht wegkriegen, glaube ich.

00:50:46 Also da komme ich jetzt aus meiner betrieblichen Praxis. Wir nutzen eben ganz oft eben das Spiel als Instrument für Teamfähigkeit, für Kommunikation, für Reflexionsvermögen und so weiter und so fort. Und ich finde das immer ganz spannend, wenn wir dann sagen, ja gut, am Ende, wir spielen halt Fußball, aber eben auf der Basis, dass es als gruppendynamischer Prozess dann funktioniert.

00:51:07 habe ich Unternehmen oder auch neulich bei Ausbildungsleitern, die haben gesagt, ja, das kann ich aber nicht machen. Wenn mein Chef sieht, dass ich dann jetzt bei der Arbeit spiele, dann kriege ich da Ärger, wo ich so dachte, ja gut, ihr seid eigentlich die Kulturstifter im Unternehmen, ja, so als Personaler und steht da dann mit so einer Einstellung da. Also ich glaube, da können wir tatsächlich noch ganz viel machen. Jens, ich will da nochmal ganz kurz trotzdem drauf rumhacken sozusagen, weil du hast was gesagt, Pflichterfüllung, Ernst,

00:51:36 In Deutschland sind wir ja gerade Bierernst, einige nach so vielen Jahren jetzt von Krise, Rezension, Pandemie, Ukraine, Krieg, Energiekrise und so weiter. Würde es uns nicht einfach gut tun, wenn wir mehr spielen und dann eben auch Spaß und positive Energie mitnehmen? Und wäre das nicht eigentlich das große Ziel nach der Bundestagswahl, dass wir mehr miteinander spielen?

00:52:03 Selbstverständlich. Das predige ich natürlich seit Jahren. Und danke, dass du dann mein Lieblingsthema da nochmal so präzise ansprichst. Denn Spielen formt ja Persönlichkeiten. Spielen formt eben unsere Charaktereigenschaften. Und ich bringe immer gerne so ein ganz plattes Beispiel, weil das Politiker sofort kapieren. Was lerne ich denn bei Mensch ärgere dich nicht? Siegen und verlieren. Siegen und verlieren.

00:52:30 Aber psychologisch auch emotionale Stabilität. Wenn ich denn verliere, schmeiße ich eben nicht das Spielbrett einfach mal durch die Gegend. Wir haben in ganz vielen Spielen ganz viele indirekte Lernelemente halt drin, die ich nicht explizit eben in einen Lehrplan reinschreiben kann. Aber es gibt inzwischen immer mehr Lehrer, die auch nämlich Spiele...

00:52:48 auch gegen jede Anordnung von oben im Unterricht einsetzen, analoge und digitale, die nämlich merken, wenn sie auf der Lebensrealität ihrer Schüler ankommen und mit denen interagieren, haben sie es viel leichter, mit denen eigentlich auch normalen Lehrstoffe in Anführungsstrichen, in Anführungsstrichen normal, irgendwann vermitteln zu können. Also wir haben halt ganz viele Grundlagen da eigentlich erstmal auch noch bei den Bildungspolitikern zu legen, dass die das verstehen.

00:53:16 dass Pädagogen ausgebildet werden, dass das Thema Spiel oder Gaming auch natürlich zu einer pädagogischen Ausbildung gehört. Da sind wir noch ganz weit weg von. Aber diese eben indirekten Effekte, dass ich Sozialisation lerne, dass ich Empathiefähigkeit lerne, und jetzt komme ich fast wieder so ein bisschen auch zur Bundestagswahl und habe auch in einem anderen Radiointerview vorgeschlagen, wenn halt so manche Rechtsextreme mal vielleicht als Therapie ein Spiel verordnet bekämen, dann würden sie merken, dass man halt

00:53:44 mit Menschen spielt, dass man Empathie braucht, dass man Sozialisation braucht, dass man Kompromisse braucht, dass wir nicht mehr nur alternativlos denken, sondern dass es im Spiel gerade die Kraft ist. Die Kraft im Spiel ist ja, nach anderen Wegen zu suchen. Wenn ich irgendwo gescheitert bin, wie du es eben gesagt hast, wenn ich verloren habe, wie kann ich besser werden? Was mache ich das nächste Mal anders? Wie muss es denn sein? Und so weiter. Wir haben ja den Optimismus, die aktuellen realen Herausforderungen lösen zu können. Da ziehen wir diese Kraft aus dem Faktor.

00:54:13 Spiel, dass wir im Spiel gelernt haben, dass man variantenreicher denken kann, dass man Vielfalt als Stärke empfindet und nicht eben in Einbahnstraßen rennt und irgendeinem Führer seine Wahlmacht irgendwie abgibt und glaubt, man ist dann glücklich, weil ein anderer über einen bestimmt. Nein, gerade im Spiel lernen wir ja Entscheidungsfreiheit zu lieben, zu schätzen und auch das zu lernen, eben wie gesagt, mit Optimismus danach ja auch reale Herausforderungen zu lösen.

00:54:42 Also deshalb mein Therapieansatz, ja, eigentlich auch für eine demokratische Gesellschaft. Ja, natürlich spielt mehr.

00:54:50 Jetzt hast du quasi das Plädoyer von Jens, was du eigentlich nehmen könntest und als oberster Interessenvertreter des digitalen Spiels im kompetitiven Bereich des E-Sport-Bundes losmarschieren müsstest und sofort sagen müsstest, und ihr seht es hier vielleicht über meiner Schulter, mein Sohn hat mir irgendwann gesagt, E-Sport ist mehr als ein Spiel. Und ich glaube, er hat so viel Recht und wenn ich Jens zuhöre...

00:55:18 dann haben wir eigentlich eine riesengroße Aufgabe. Und auf der anderen Seite habe ich jetzt, wenn ich eure Beiträge gerade eben gehört habe, ich habe jetzt schon das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gehört, ich habe das Finanzministerium gehört, ich habe gerade den Bildungspolitiker gehört. Und wenn man es noch komplett aufmachen müsste, letztes Jahr hat ja dann auch noch eine Familienministerin ihren Senf in die Diskussion dazu getan. Und ich habe das jetzt ein bisschen despektierlich gesagt, aber ich glaube, es war tatsächlich auch eher oberflächlich.

00:55:47 was da das Positionspapier anging. Da wurde ja kurz gesagt, man kann das nicht gerne mal einnötig machen, weil Lootboxen als Glücksspiel nicht gefördert werden dürften. Also es war ja eine sehr verkürzte Darstellung des gesamten Themenkomplexes, den wir gerade gehört haben. Chris, was macht das mit dir, wenn du das jetzt hier so im Talk hörst?

Komplexität des E-Sports und die Notwendigkeit einfacher Antworten

00:56:09

00:56:09 Ich glaube, die größte Herausforderung, die wir da wirklich haben, und das hat man im letzten Jahr eindrucksvoll gesehen, als es um diese Gemeinnützigkeit-Debatte ging, dass E-Sport mittlerweile so komplex ist und Menschen auf so vielen Ebenen berührt, dass es auf einmal so viele Köche an diesem Brei gibt, sodass sie zwangsläufig Suppe oder Brei auf jeden Fall versalzen.

00:56:38 Genau. Und das hat man jetzt wunderbar kurz vor dem Ampel aus nochmal gesehen, dass es einfach auf zu vielen Ebenen zu viele Diskussionspunkte gab. Und ich meine, wenn wir mal 20 Jahre zurückgehen, selbst da hat die ESL bereits LAN-Partys im Bundestag organisiert und Eltern- und Kind-LANs und Infoabende und so weiter und so fort. Aber damals, als das Thema noch kleiner war,

00:57:06 Da hatte es eben noch nicht diese Flughöhe und nicht die wirtschaftliche Relevanz.

00:57:10 Gerade wenn wir jetzt auch ins Ausland gucken, in Richtung Saudi-Arabien mit den Olympic E-Sport Games und so weiter, das sind auf einmal Bewegungen und dann werden die Leute dann plötzlich doch hellhörig und fragen auch, ja, aber wie kann es denn sein, dass wir hier in Deutschland irgendwie mit die größten Anfänge des E-Sports hatten? Also damals die EPS, der ESL, das war mit die größte E-Sport-Liga, die es gab. Da sind Südkoreaner.

00:57:37 nach Köln in den Tanzbrunnen gefahren, um hier StarCraft 2 zu spielen für 100.000 Euro Preisgeld. Und das war 2006, 2007 so um den Dreh. Wie kann es sein, dass wir da so dann den Anschluss verloren haben? Und das kann man sicherlich aus mehreren Perspektiven sehen. Leider einer der größten Punkte war da das Versagen der Politik in den letzten sechs.

00:58:03 bis 8, bis 12 Jahren, die es dort auch nicht dann mal hingekriegt haben, um zu sagen, okay, das ist vielleicht nicht der Sündenbock, den wir so suchen bei diversen gesellschaftlichen Problemen, sondern eine große und reelle Chance. Und jetzt sehen wir uns in einem internationalen Vergleich nicht mehr an erster Stelle, auch nicht an dritter Stelle, sondern irgendwo im zweistelligen Bereich. Und das tut mir weh. Und das tut mir auch vor allem für die...

00:58:30 sowohl für die Sportlerinnen und Sportler, aber auch für die Unternehmen weh, die hier jahrelang versucht haben, was aufzubauen und im Endeffekt ist nichts draus geworden. Aber ja, ich glaube, das Thema ist insgesamt sehr perplex, nicht perplex, sondern sehr komplex und das irgendwie jetzt oder einer Person oder einer Partei da so den Sündenbock zuzuschieben, wird uns auch nicht weiterbringen. Deswegen, wir gucken immer mit positiver...

00:58:58 Miene nach vorne und hoffen, dass es jetzt in diesem Jahr was wird mit der Gemeinde. Neues Spiel, neues Glück.

00:59:05 Neues Spiel. Chris, ich muss mal trotzdem an dem Punkt einmal ganz kurz einhaken. Du hast gerade so schön gesagt, man kann der Politik nicht den schwarzen Peter zuschieben oder die Zube-Sündenbock machen. Und gleichzeitig war ja schon auch dein direkter Punkt, dass da viele auf politischer Ebene versucht oder verpasst haben, diesen Anschluss herzustellen. Wir müssen vielleicht auch einmal trotzdem selbstkritisch die Frage stellen, E-Sport?

00:59:33 Community-Szene, Gaming-Szene in Deutschland, haben wir es verpasst, in dieser großen Komplexität, die es da gibt, das auf die einfachen Antworten, die Jens gerade eben zum Beispiel gebracht hat, runterzubrechen und damit aufzuzeigen, warum es eigentlich gar keine Wahl gibt und dass diese gesellschaftliche Bedeutung des E-Sports viel größer ist. Also haben wir da vielleicht auch falsche Lobbyarbeit betrieben?

01:00:01 Ich glaube, das kann man aus zweierlei Hinsicht betrachten. Auf der einen Seite ist die Gaming- und E-Sports-Branche sehr jung im Vergleich, gerade wenn man sich andere Branchen ansieht. Nehmen wir mal das beste Vergleich in Deutschland, die Automobilbranche. Die hat ein paar Jahrzehnte, fast schon Jahrhundert Vorsprung und ganz andere Voraussetzungen, die wir uns als Gaming in erster Linie, aber auch...

01:00:26 eSports in zweiter Hinsicht erst mal erarbeiten mussten. Also wir, der ESPD,

01:00:32 Wir wurden 2017 gegründet. Das heißt, wir sind jetzt sieben, acht Jahre alt und haben dann in dieser Zeit auch schon einige Sachen erreicht, wie E-Sports, Visum und die Branche mal an einen Tisch zu bekommen. Und es haben sich Landesverbände gegründet in Schleswig-Holstein, in NRW, in Bayern und so weiter. Aber wenn man das Ganze mal realistisch von oben betrachtet, sind wir hier in der Entwicklung, gerade auf Verbandsseite, natürlich noch ganz am Anfang. Und da sind wir anderen Branchen noch...

01:01:01 sicherlich meilenweit hinterher leider. Das ist die eine Sache. Und die zweite Sache ist die, dass sicherlich auch dadurch, dass diese Szene sehr durchwachsen ist, also auf der einen Seite steht eine starke Wirtschaft dahinter, auf der anderen Seite eine starke Playerbase und starke Clubs, Breitensportvereine, die sich gegründet haben, dass teilweise auch die

01:01:25 sagen wir mal, kleinsten gemeinsamen Nenner nur sehr schwer zu identifizieren sind. Also wenn ich jetzt auf einen, sagen wir mal, Otto-Normal-E-Sport-Fan zugehe und den Frage, hey, ist es dir wichtig, dass E-Sport als Sport anerkannt wird, wird der sagen, nö, ich gucke mal in Counter-Strike und StarCraft und das ist mir eigentlich mehr oder weniger egal. Das heißt, wir haben dort auch noch sehr viele verschiedene Perspektiven in dieser Branche und viele

01:01:53 Selbst die, die in der Branche tätig sind, haben vielleicht nicht den Blick für das große Ganze, weil es dann eher darum geht, wie kann meine Agentur, wie kann mein Team überleben? Dann geht es dann eher um ganz andere Fragen als um so Sachen wie Gemeinnützigkeit. Und das macht zum Beispiel der große Bruder, der Gameverband, beziehungsweise die Gamingbranche.

01:02:14 deutlich besser, beziehungsweise, dass sie sich dort wirklich seit vielen, vielen Jahren gut organisiert haben und einen sehr, sehr starken Verband aufgebaut haben, der an vielen Ecken und Enden des Ökosystems entsprechend tätig ist und dort dann auch entsprechend Dinge bewegen kann. Und da sind wir im Vergleich, der kleine Bruder oder die kleine Schwester eSport, sitzen wir da an einem ganz anderen Tisch aktuell noch. Ich würde aber nicht sagen, dass es...

01:02:43 ein Verfehlen der Branche ist, dass wir uns in den vergangenen Jahren, ich sag mal in den vergangenen zehn Jahren, dort nicht hundertprozentig durchringen konnten. Wenn ich vergleiche, wo wir waren vor zehn Jahren und wo wir heute sind, haben wir eine Menge erreicht. Es gibt natürlich nach wie vor wichtige Meilensteine wie Thema Gemeinnützigkeit.

01:03:04 Oder wie auch Aufbau in der Wissenschaft und im akademischen Bereich, was Jens auch eben angeführt hat, die nach wie vor fehlen. Aber wenn ich, also ich habe 2015 bei der ESL damals angefangen, wenn ich die Gespräche auch mit Journalisten oder mit Politikern vergleiche, die ich damals geführt habe, vor zehn Jahren, zu denen, die ich heute führe, dann sind wir ein großes Stück weitergekommen. Und das schreibe ich.

01:03:29 Jetzt nicht mir persönlich auf die Fahne, aber auf jeden Fall der E-Sports Community, die sich dahingehend organisiert hat, mit einer guten Stimme zu sprechen und diese wichtigen Themen auch zu adressieren und an den Mann und die Frau zu bringen. Sei es durch die Medien, sei es durch Influencer, sei es durch Politiker. Ich habe gerade eben nonverbal von Jens so das eine oder andere wahrgenommen. Da gehen wir gleich drauf ein. Aber Petra, teilst du die Einschätzung von Chris oder würdest du sagen?

Widersprüchliche Botschaften und die Definition von E-Sport

01:03:57

01:03:57 E-Sport hat in der Lobbyarbeit vielleicht eben nicht die einfachen Antworten gefunden, die Politik bräuchte, um da auch diese Dimension und dieses Potenzial zu sehen. Also ich habe immer den Eindruck, als ob die Botschaften sehr, sehr widersprüchlich sind tatsächlich, weil unter dem Stichwort E-Sport ja wahnsinnig viel subsumiert wird. Du hast ja eine wahnsinnige Bandbreite von dem, was der Chris eben auch gesagt hat.

01:04:26 Und mir von demjenigen, der ab und zu mal mir zu Hause EA Sports FC anwürfe oder ein Fortnader, was auch immer, bis hin eben zu den ganz großen Veranstaltungen, die jetzt hauptsächlich in Saudi-Arabien stattfinden werden, quasi die E-Sport WM und E-Sport Olympia und all die Dinge, wo es um sehr viel Preisgeld geht, um sehr viel Prestige, was quasi auch das komplette Ökosystem auf eine ganz andere...

01:04:52 Ebene hebt und auf der anderen Seite siehst du, dass in Deutschland wahnsinnig viele Player große Probleme haben, sowohl die Teams als auch Agenturen und so weiter. Ganz viele Formate sind inzwischen eingestellt worden. Das heißt, wenn die Politik mit dem Thema E-Sport konfrontiert wird, dann ist es immer erst mal wichtig zu definieren, wovon sprechen wir überhaupt. Also für wen setzen wir uns ein und für die Politik ist es natürlich dann auch wichtig zu wissen,

01:05:22 Für wen mache ich dann tatsächlich mir die Mühe und die Arbeit, mich an einer bestimmten Stelle da stark zu machen? Also auf Ministeriumsebene oder auf städtischer Ebene und so weiter und so fort. Und man muss dazu sagen, dass das Thema...

01:05:36 Von außen betrachtet, da hat Chris sicherlich den besseren Einblick. Aber gefühlt ist es für die Spielehersteller jetzt nicht Top-One-Priority, dass E-Sport jetzt gemeinnützig wird. Also für die Bilanz von Electronic Arts, von Riot Games, von Ubisoft, Activision und so weiter, ist es von untergeordneter Bedeutung, ob das jetzt gemeinnützig ist oder nicht.

01:06:00 Eine Frage, die in erster Linie die Community betrifft und ein Thema, das man wahnsinnig leicht abräumen könnte, wenn man wirklich wollte. Und dann...

01:06:11 Quasi den E-Sport, diesen breiten Sport, um den geht es ja. Es geht ja jetzt nicht um die großen Teams, die großen Clan, sondern es geht ja wirklich um die Breite, die von so einer Gemeinnützigkeit profitiert. Dass man die einfach mal machen lässt und guckt, wie sich das Ganze so entwickelt. Aber da hat man, glaube ich, auch innerhalb der Politik ein bisschen Sorge, dass die morgen anfangen und dann wird plötzlich ein Call of Duty E-Sport Team aus der Taufe gehoben.

01:06:40 Und da stehen dann die Elfjährigen. Also gefühlt hat man dann immer die Sorge, oh je, da passieren ganz schlimme Dinge. Und dann bin ich am Ende als Politiker der Depp, der das Ganze dann irgendwie forciert hat. Und da haben eigentlich, also gefühlt haben die Leute immer Manschetten, das Ganze positiv zu begleiten, anzuschubsen.

01:06:58 Aber da sehen wir ja auch diesen subtilen Punkt. Also es mangelt auch niemandem an Argumenten. Ich könnte dir ein 20-seitiges Pamplett rüberschicken mit den besten Argumenten. Es mangelt einfach gerade in Deutschland und in der Politik an der Akzeptanz.

01:07:14 einer digitalisierten Lebenswelt. Und egal, ob es jetzt sich auf E-Sport bezieht oder auf ein Homeoffice oder Work-Life-Balance oder was weiß ich, das zieht ja durch die Gesellschaft durch bei all diesen Themen. Und da sind wir leider im E-Sport, so schade es ist, aber besonders davon betroffen, weil wir nur mal in einem komplett digitalen Umfeld leben. Du hast gerade den Begriff Lebensrealität

01:07:42 verwendet, der ist auch heute Abend schon ein paar Mal gefallen. Aber jetzt wieder die Frage zu Jens, brauchen wir nicht eigentlich diese große Vision des gemeinsamen Spiels, das halt aufgrund der Transformation ins Digitale dann eben im E-Sport und im Gaming stattfindet, brauchen wir die nicht als Leitmotiv, damit auch

01:08:02 Sowas wie die Vereinsbewegung, auf die wir in Deutschland ja stolz sind, die in den 1900er Jahren oder 1800 und so weiter gestartet ist. Aber brauchen wir nicht da das große Bild mit der einfachen Antwort, gemeinsames Spiel ist für Persönlichkeitsentwicklung und alle Dinge, die du gerade eben beschrieben hast, wichtig, um dann viele Sachen einfach abräumen zu können?

01:08:30 Also wieder vielen Dank für den Pass. Ich nehme sofort den Ball auf und komme mit einem Fußballbeispiel. Das ist aus der breiten Sportbewegung ja sozusagen auch raus entstanden. Also dass eben Industriearbeiter, die da irgendwie zwölf Stunden am Fließband standen, mit drei Handbewegungen im Akkord arbeiten mussten, eben dann halt abends, als sie raus durften aus der Fabrik. Und so sind die ganzen Fußballvereine im Ruhrpott entstanden. Das ist alles aus der Industrialisierung. Also da sind die Sportspiele.

01:08:59 Ja, rausgekommen, weil es ein Gesellschaftsphänomen halt ist. Und auch da das Verständnis für zu schaffen, dass natürlich jetzt digitale Spiele heutzutage ähnlich ein Gesellschaftsphänomen sind, wie wir das halt auch irgendwie dann halt in allen anderen Entwicklungsstufen der Industrialisierung uns angucken können. So, und da haben wir hier und da ein Grundsatzproblem gehabt.

01:09:22 Aber Chris hat ja auch schon optimistisch Dinge formuliert. Ich komme nochmal ganz kurz noch aber auch zum Game. Ich war jahrelang Mitglied im Bundesverband Game, damals noch groß geschrieben und im Bio.

01:09:35 Und du glaubst gar nicht, wir mussten vier Jahre intensivst daran arbeiten, Geschäftsführung und Vorstand auszutauschen, bis endlich dieses Fusionsthema halt mal durchkam, weil überhaupt nicht die Einsicht da war, wenn man wirksam sein will, muss man mit einer Stimme in einer Branche reden. Und das ist so ein bisschen das, was du ja gerade auch gesagt hast, warum nicht mal mit einer Stimme sprechen. Wir haben jetzt gerade, und das ist auch wieder, klar bin ich da optimistisch,

01:10:02 alle Gaming-Profs, alle, die Game Design, Game Art oder eben auch Spielpädagogik und sonst was unterrichten, mal zusammengebracht in Frankfurt. Das waren 50 Professorinnen und Professoren. Wir haben jetzt vor, eine Gesellschaft für Spielwissenschaft zu gründen.

01:10:20 Es gibt eine deutsche physikalische Gesellschaft, es gibt eine Gesellschaft für Informatik, aber wir haben keine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit dem Thema Spiel befasst. Wir haben ein Bundesinstitut für...

01:10:33 Sportwissenschaft in Bonn sitzen, die verwalten auch die ganzen Fördergelder, die fördern halt die Leistungssportler und so weiter. Das haben die halt geschafft. Ja gut, sind auch bestimmte historische Dinge, weil dann die Olympischen Spiele 72 nach München kamen, hat das die Sportwissenschaft auch geschafft, so ein Bundesinstitut hinzukriegen. Uns fehlt es in ganz vielen Bereichen an Organisationskraft und damit an Schlagkraft.

01:10:57 Das hat der Game auch erst 2018 dann halt mit eben der Fusion von diesen beiden immer wieder streitenden. Der eine Bundesverband, der da die Battle Arm Studios halt hatte und eben dann halt der Bio, der dann halt die Gamescom als Geldquelle hatte, bis man das so verbunden hatte und dann eben doch darüber das Förderprogramm überhaupt nur möglich wurde. So und also dieses Thema auch wirklich, dass alle, die mit Spiel zu tun haben, gegenüber der Politik gemeinsam auftreten.

01:11:26 Ich kann dir da auch noch, ich plaudere ein bisschen aus dem Nähkästchen, das schaffen wir jetzt auf der Wissenschaftsebene. Ich habe mit meiner Sammlung und dem Brettspielthema natürlich auch dauernd halt immer wieder bei Felix angeklopft, Felix Falk vom Game, gesagt, lasst uns doch internationale Computerspiele, Sammlung und Brettspiele mal zusammendenken, weil das gehört in die Ausbildung, das gehört in die Wissenschaft. Da ist aber dann halt wieder doch da auch der Lobbyverband erst mal halt davor und sagt, nein, ich kümmere mich nur um digitale Spiele, hör mal du auf mit deinen Analogen.

01:11:54 Ich predige das weiter, was du da auch gerade sagst und wünsche mir, dass wir auch weiter einfach Kräfte bündeln können gegenüber der Politik, nämlich genau dieses Urphänomen des Spielens in den Vordergrund rücken und dass es ganz viele verschiedene Erscheinungsformen gibt und dass man keine davon bitteschön verteufeln sollte. Petra, du hast gerade lächelnd genickt, habe ich es richtig wahrgenommen? Ganz viel Zustimmung zu dem, was Jens sagt oder andere Meinung?

Politische Unterstützung und die Notwendigkeit eines langen Atems

01:12:22

01:12:22 Ne, ich stimme mir da völlig zu. Also ich finde es auch total wichtig. Also wie bei vielen anderen Themen im Bereich der Games und auch bei anderen Themen, wo es darum geht, dass man auf politischer Ebene was erreichen will, ist halt stetes Steine klopfen einfach wichtig und es dauert halt auch manchmal.

01:12:41 Zuweilen Jahrzehnte, bis sich die Dinge da ändern. Man braucht da wirklich einen sehr, sehr langen Atem. Und ich finde es auch gut, dass sich da die Branche nicht entmutigen lässt, wenn es da mal Rückschläge gibt, weil es am Ende des Tages in der Politik konkurriert man ja mit wahnsinnig vielen anderen Themen, die von Relevanz sind. Das sieht man jetzt aktuell im Wahlkampf.

01:13:04 Das sind jetzt Games und E-Sports jetzt nicht irgendwie auf Top-1-Priorität. Da gibt es irgendwie 50 andere Themen, die für das Go der Menschen im Land ungleich wichtiger sind. Und da geht es einfach darum, dass man...

01:13:17 dass sich da Gehör verschafft. Und da geht es darum, dass man im Wahlprogramm stattfindet, dass man das Gespräch sucht mit den Kandidaten, mit den Politikern an der entsprechenden Stelle und natürlich auch mit den, ich sag mal, den Sherpas, die in der zweiten Linie am Start sind, in den Ministerien, mit den Referatsleitern, mit den Leuten, weil die bleiben ja nach der Wahl meistens auch erhalten.

01:13:39 Mit den Beamten, die dann auch weiterhin zuständig sind für Themen wie Förderung oder eben auch für die Steuergesetzgebung und dass man da im Kontakt bleibt und es dauert. Das kann man nicht anders sagen, aber es bewegt sich ja in die richtige Richtung überwiegend.

01:13:56 Von Crashcakes kommt gerade auch nochmal die Frage, wie sieht es denn in irgendeinem der Programme aus? Also gibt es da irgendwo mehr Licht als dunkel im Wahlprogramm? Es ist ja so, dass tatsächlich Grüne, FDP und CDU in unterschiedlicher Art und Weise das Thema bei sich aufmachen. Also Grüne haben wir gerade eben schon darüber gesprochen, die haben den Zusatz mit der Gemeinnützigkeit noch gesetzt. Die FDP hat gesagt, sie wollen, dass E-Sport als gemeinnützig anerkannt wird.

01:14:26 glaube ich, auch die Einflussmöglichkeiten gehabt. Aber sei es drum. Ich habe mir aus Insider-Informationen geholt, dass unter anderem Christian Lindner da so ein bisschen sperrig war, was das Thema Subventionen und so weiter angeht. Aber sei es drum. Die CDU hat tatsächlich sogar einen bemerkenswerten Satz drinstehen. Sie möchten die breite E-Sport-Landschaft fördern, denn E-Sport ist mittlerweile so etabliert,

01:14:54 dass wir die Gemeinnützigkeit erkennen. Das fand ich eine sehr spannende Formulierung. Wie ist das zustande gekommen? Was glaubt ihr? Hat einer gut geflüstert? Vielleicht haben Sie in die Fußballgeschichte geguckt. Vielleicht war es doch die Fußballgeschichte, die überzeugt hat.

01:15:12 Das ist es aber am Ende auch schon. Also in anderen Programmen taucht E-Sport nicht auf. Gaming steht bei der SPD noch drin. Die haben auch tatsächlich den Begriff nochmal angepasst. Standen noch eine Zeit lang E-Games drin. Beim BSW und bei der AfD sucht man das Thema komplett und findet nichts. Weil sie es nicht auf dem Schirm haben, weil es andere Lebensrealitäten sind, die verkannt werden? Oder wie schätzt ihr das da ein?

01:15:39 Ja, beim BSW, AfD, bei der Linken und so weiter, da ist das Thema einfach von der ganzen Programmatik her auch schon traditionell nicht stark vertreten. Also es ist im Wesentlichen bei den etablierten Parteien, bei der Union, bei der SPD, bei den Grünen, FDP, die haben das in dieser Weise im Wahlprogramm stehen.

01:15:58 Aber ich fand es ganz clever, was der Kollege Amthor vor kurzem mal, also von der CDU, auch gesagt hat. Es ist nicht besonders hilfreich, wenn man quasi die Programme mit STRG F sucht, was sagen die zum Thema Games und zum Thema E-Sport und so weiter, weil natürlich in so einem Wahlprogramm mit 80, 90, 100 Seiten kann man natürlich nicht jedes Gewerbe und nicht jedes Gewerk am Einzelnen ausklamüsern, was man für die vorhat, also von der Schifffahrt über das Nagelstudio bis zum Bäckerhandwerk.

01:16:28 durch einen Gemüsegarten. Insofern kann man schon dankbar und demütig sein, wenn Games und Film und Kultur im weitesten Sinne tatsächlich stattfindet. Aber es hat ein bisschen...

01:16:38 eine Fokusverschiebung gegeben, habe ich den Eindruck, dass wir für die Games Förderung ein setzen. Inzwischen hört man aus ganz vielen Ecken Förderung und so nicht so cool. Es wäre eigentlich besser, wenn wir die Rahmenbedingungen für die komplette Wirtschaft ein bisschen verbessern mit Steuerleistungen und Bürokratieabbau und all den Dingen, Fachkräftesanwaben und all das. Das Thema

01:17:05 Direkte Zuschüsse für einzelne Branchen sind sowohl bei der Union als auch bei der FDP nicht gelitten, habe ich den Eindruck. Merkt man auch, der Kollege Merz hat die Woche auch bei der Welt am Sonntag was geschrieben, Unternehmen brauchen keine Subventionen, sondern die richtigen Rahmenbedingungen. Das zieht sich irgendwie so quer durch, durch die Parteien.

01:17:28 irgendwie schon vorgebaut wird, dass man nach der Wahl erstmal so einen Kassensturz macht und dann nicht mehr irgendwie mit der Gießkanne Geld verteilt im Land, in ganz vielen Bereichen, sondern sagt, okay, wir kümmern uns erstmal darum, dass wir die Rahmenbedingungen schaffen, damit da wieder Neues gedeihen kann. Das ist ein Unterschied, finde ich, zu 2021 und 2017, wo da sehr viel großzügiger agiert wurde und gesagt wurde, naja.

01:17:54 Wir investieren mal sehr, sehr viel Geld in einzelne Bereiche, aber nachdem das ja bei einzelnen Großprojekten auch mit Chipfabriken und so weiter ein bisschen schiefgegangen ist bei den Subventionen, ist man da, glaube ich, etwas vorsichtiger geworden.

01:18:08 Chris, du nix. Ja, also die Änderung habe ich auch gesehen. Ich gucke meistens natürlich eher auf den E-Sport-Teil der ganzen Sache, habe aber auch das mit der Förderung so gesehen. Ich glaube, beide Seiten sind wichtig. Also ganz klar, die Rahmenbedingungen verändern, sowohl für E-Sports als auch für Gaming sollte eine deutlich höhere Priorität einnehmen, weil wir da in Deutschland extrem schwach sind. Also da gibt es auch viele...

01:18:35 europäische Nachbarn, die es deutlich besser können als wir. Was allerdings in der öffentlichen Debatte häufig so ein bisschen verfehlt wird, ist das Thema Förderung, weil ich glaube, da hat man eher den Blick drauf, okay, der Staat nimmt Steuergelder, wirft sie irgendwo drauf und dann ist das Geld weg oder so. Aber so ist es ja nicht. Also wer sich mal mit dem Thema Förderung auseinandergesetzt hat, jetzt nicht nur spezifisch bei Games, sondern auch bei allen Sachen, ist es ja so, dass

01:19:04 der meiste Teil wieder zurück in die Staatskasse wandert. Entweder durch steuerliche Abgaben oder durch Stellen, die geschaffen werden und so weiter und so fort. Da ist ja eine Menge, was solche Förderungen in Bewegung setzt. Dennoch, wenn ich mir auch das Thema E-Sport angucke, ich habe jetzt nicht den...

01:19:23 genauen Wortlaut aus 21 im Kopf von allen Parteien, finde aber grundsätzlich ist es deutlich klarer definiert in diesem Jahr. Also das auch wirklich, du hast angesprochen, CDU, CSU einen sehr starken Satz drin haben, die Grünen, die jetzt nochmal nachgebessert haben und die FDP auch. Das Einzige, was mir hier in dem Fall noch wirklich ein bisschen fehlt, ist bei der SPD, dass man da wirklich nochmal gesondert drauf eingeht.

01:19:50 Am Ende des Tages wissen wir aber auch natürlich alle, Wahlversprechen sind das eine, was im Endeffekt an einem Koalitionsvertrag steht, ist das andere.

01:20:00 Und auch wenn man jetzt auf die letzten beiden Legislaturperioden schaut, ist auch das nicht immer für wahre Münze zu nehmen. Dementsprechend bin ich eigentlich guter Dinge, dass wir da einen guten Start jetzt mit den Wahlprogrammen haben und denke, dass es dann auch ähnlich im Koalitionsvertrag lauten wird. Also es würde mich sehr wundern, Petra hat ja auch schon 10 Euro gesetzt, ich gehe da mit 100 noch mit rein, dass es auf jeden Fall in dieser Form irgendwie verschriftlicht wird, bin ich mir eigentlich ganz sicher.

01:20:29 ich mir jetzt noch wünschen würde, aus SPD-Sicht, ist, dass das Thema noch mal ein Stück weiter definiert wird, zumindest im Koalitionsvertrag mit dem Thema Sportfiktion, weil Gemeinnützigkeit kann durch viele Wege erreicht werden. Es gibt einige Insellösungen über kulturelle Gemeinnützigkeit und so weiter und so fort. Das mag für einige

01:20:50 Stakeholder so funktionieren, aus unserer Erfahrung, aus unserer Mitgliedschaft, wenn ich mir das so angucke, wie ein Leipzig E-Sports nach zwei Jahren wieder die Gemeinnützigkeit aberkannt bekommt und dann Unsummen nachzahlen muss, ist das für mich keine praktikable Lösung. Das heißt, da muss eigentlich so eine Sportfiktion her, um dann eben auch die Brücke zum traditionellen Sport zu schlagen, damit einfach alle happy sind mit so einer realitätsnahen Lösung.

01:21:17 Wenn das im Koalitionsvertrag noch irgendwie mit drinsteht und wenn es nur mit einem Buzzword ist, dann bin ich happy in diesem Jahr. Holt mich mal ganz kurz ab. Du hast gerade eben schon mal die Hintergrundgespräche angesprochen. Was tut ihr denn jetzt gerade oder was kriegt ihr denn jetzt mit?

01:21:37 Auch, also jetzt haben wir Bundestagswahl in zehn Tagen, dann wird es irgendwie Koalitionsgespräche geben, dann vielleicht etwas, was in den Verträgen drinsteht. Das wird aber möglicherweise ja auch...

01:21:49 beeinflusst werden müssen. Wie eng seid ihr gerade an den Parteien dran? Und was findet da so gerade in den deutschen Hinterzimmern statt? Was darf ich mir da vorstellen, Chris? Hol uns da mal kurz mit. Und Petra, sitzt du dann auch am Tisch? Jens sitzt du am Tisch? Also helft mir, das kurz zu verstehen.

01:22:10 Also vielleicht zur zeitlichen Einordnung. Aktuell passiert in diesen Hinterzimmern gar nichts, weil aktuell ist Wahlkampf. Da ist keine Zeit für irgendwelche Kompromisse, die vielleicht nach der Wahl geschlossen werden. Das heißt, wir haben eigentlich seit, ich sag mal, Dezember so einen größeren Cut in diesen Ausschüssen. Da wird aktuell nicht mehr viel bewegt.

01:22:31 Nehmen wir uns jetzt mal in zwei Wochen dem ganzen Thema nochmal an, werden wir sehen, dass es dann die ersten Verhandlungen gibt. Du kennst die Debatte, wie wird das Kabinett zusammengestellt, welche Parteien kooperieren mit welchen anderen Parteien und so weiter und so fort. Bis das dann alles steht, gehen sicherlich nochmal ein paar Tage oder Wochen ins Land.

01:22:51 Und dann kann man wieder ansetzen. Und dann sind wir auch mit allen demokratischen Parteien sowieso im Austausch, um das Thema dort zu platzieren. Und natürlich primär mit denen, die in der Regierung sitzen. Ganz klar.

01:23:05 Also ich kann nochmal ergänzen, dass zum Glück eben, wie gesagt, seit 2018 wir ja ein Felix Falk halt haben, tatsächlich der sehr viel mit seinen ganzen Politprofis, die er da inzwischen auch in der Game-Geschäftsstelle hat, nutzt. Also ob das die Maren ist und eben ihr Team und so weiter.

01:23:22 Also die pflegen ständig, professionell zum Glück, eben die Gespräche mit der Politik. Das gab es eben früher nie. Und deshalb ist da viel mehr passiert, ist viel mehr Verständnis halt da. Und durch diese professionelle Betreuung der Politiker, durch Experten, sage ich jetzt mal, die auch dann verstanden und gehört werden und die man auch wieder auf der Gamescom mal wieder trifft und so weiter. Also dadurch ist einfach ein ganz anderes Klima entstanden und damit wird auch ein ganz anderes Gehör.

01:23:50 entwickelt sozusagen bei den Politikern, dass wenn die jetzt da irgendwie Texte schreiben sollen, auch wenn ein Anruf kommt oder eine E-Mail kommt und so das ernst nehmen. Und das hat sich zum Glück jetzt verändert, sodass man darauf bauen kann. Weil du fragst, was machen wir? Ich bin so als verrückter Prof hier und da auf irgendwelchen Veranstaltungen. Und wenn ich dann beim Digital-Gipfel der Bundesregierung bin und mir da Claudi Roth oder Robby Habeck über den Weg läuft oder eben dann halt auch andere, dann...

01:24:18 angelt man sich die oder eben, was weiß ich, Saskia Esten ist eben auch halt irgendwo dann beim Sommerfest da gewesen, wir kennen uns seit Jahren denn und dann piekt man halt auch nochmal. Also das ist völlig normal, dass also auch sozusagen um die Profis drumherum inzwischen, so bekomme ich das auch mit oder hier der Benedikt Gründl von Ubisoft, der rennt dann auch auf dem Digitalgipfel der Bundesregierung rum, setzt sich damit aufs Podium und so, um nur überhaupt positive Stimmung zu machen. Es gibt also

01:24:47 auch der Unternehmer oder eben einfach sozusagen wohlmeinende Amateure, die aber immer wieder auch sticheln. Und das ist so eine Gemengelage, glaube ich, die auch dafür sorgt, dass obwohl wir ja ökonomisch eben nicht so bedeutend sind wie die Autobranche oder andere Branchen, dass wir aber kulturpolitisch inzwischen einen solchen Druck erzeugt haben, dass man weiß, die können wir jetzt nicht ignorieren. Da gehen wir wirklich sonst an die Lebensrealitäten der Menschen hier vorbei.

01:25:15 Man sieht vielleicht ein, dass man jetzt nicht mit dem Fördergeld, mit Subventionen, das, was man jetzt 20 Jahre verschlafen hat, wieder aufholen kann. Das mag vielleicht auch sein, dass man dann doch eben irgendwann mal zu einer steuerlichen Regelung kommt. Aber irgendwann wird auch wieder bei BKM, also im Kulturministerium auf Bundesebene, man feststellen, ach so, doch, Serious Games sollten wir eigentlich doch fördern. Das sind ja auch Medienwerke. Vielleicht gibt es da dann halt so ein Gemisch aus einer steuerlichen Förderung und so weiter. Und das müssen wir halt mal sehen. Aber diese Gespräche laufen auf jeden Fall, sobald klar ist.

01:25:43 nach dem 23.02., dass wir hoffentlich eine erträgliche Regierung kriegen und nicht solche Verhältnisse wie in Österreich. Und mit solchen Tagen wie heute, was in München wieder passiert ist, da hat man einfach nur Angst, dass es eine bewusste Destabilisierungsthematik ist, weil jemand daran arbeitet, dass emotional entschieden wird und nicht mehr rational, vernünftig gewählt wird. Ich bin mal gespannt, was dabei rauskommt. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, dass diese Ereignisse nicht irgendwo auch Muster haben.

01:26:11 Ich glaube, das Wort Lebensrealität ist das Wort des Abends. Können wir uns darauf einigen? Unbedingt, unbedingt. Bin ich total bei dir. Petra, du wolltest auch noch was ergänzen. Ja, ich kann insofern entwarnen, dass ich bei diesen Gesprächen nicht am Tisch sitze, weil es ja doch tatsächlich eine Aufgabe ist, der Lobbyverbände logischerweise bei allen möglichen Themen, also es ist nicht nur im Bereich Games, sondern bei allen Themen.

01:26:34 Und also ich betrachte das dann quasi eher aus von der Seitenlinie und bekomme dann die Ergebnisse mit. Also ich wirke da nicht direkt bei der Entscheidungsfindung mit. Aber was, glaube ich, ganz entscheidend sein wird, sind weniger tatsächlich die Wahlprogramme und auch weniger die Koalitionsverträge, weil von meinem Gefühl her sind die schon am Tag eins. Makulatur, man hat es beim letzten.

01:27:03 Regierung gesehen, jetzt bei der Ampel, da hast du dann plötzlich irgendwo einen Krieg in der Ukraine und schon sind alle deine Kalkulationen, deine ganzen Haushaltspläne und all die Dinge komplett Makulatur, alles, was du dir Schönes vorgenommen hast, um eine Branche zu entwickeln oder Akzente zu setzen, die sind dann von heute auf morgen eigentlich per se. Und ich glaube, deshalb ist es umso wichtiger,

01:27:28 zu gucken, dass es auf die handelnden Personen ankommt, die sich um ein bestimmtes Thema kümmern und die dann auch gezielt so bearbeiten. Und die Dorothee Bär, die die Woche auch beim Twitch Talk war, die ja für die CSU inzwischen an vorderster Front aktiv ist, als Fraktionsvize und Stellvertretin von Merz, die hat auch tatsächlich auch darauf hingewiesen, dass es extrem wichtig ist, auf die handelnden Personen zu gucken, die das

01:27:56 Thema wirklich mit Leben füllen und da auch im Stoff sind. Und da kommt es halt darauf an, diese Person innerhalb der Parteien zu identifizieren. Und ich hatte jetzt den Eindruck, als ob das bei vielen Parteien jetzt nicht mehr so im Fokus stand und man sich wirklich schwer getan hat, da Leute zu finden, die es vom Herzen her wirklich ertragen. Und ansonsten sind es tatsächlich ja die üblichen Verdächtigen.

01:28:24 Wie du es auch gerade erwähnt hast, Saskia Esken, Kollege Klingbeil und so weiter, die das Thema seit gefühlten Jahrzehnten irgendwie so begleiten. Aber so richtig viele Neue sind da jetzt nicht dazugekommen, die da, ja.

01:28:41 Im Stoff sind. Und ich glaube tatsächlich, ab dem 23. wird sich das auch nochmal komplett neu sortieren. Und dann muss man gucken, wer da an den Schaltstellen sitzt, damit das Thema Games, E-Sport dann auch Eingang findet zunächst in den Koalitionsvertrag. Das ist schon mal die erste Hürde.

01:29:00 Wir haben alle Einfluss auf das, was da am 23. Februar passieren wird. Wir alle haben das Recht zu wählen, wir haben die Pflicht zu wählen und wir haben eigentlich als Demokraten auch die Pflicht, uns zu informieren. Heute Abend haben wir, glaube ich, unseren Beitrag dazu geleistet, über das Thema Gaming und E-Sport Perspektiven aufzumachen, über die Wahlprogramme bei den verschiedenen Parteien zu informieren.

01:29:23 Den Begriff Lebensrealität kennenzulernen und auch in Bezug auf die Bedeutung von Gaming und E-Sport vielleicht zu zeigen, dass im Spiel so viel mehr drin steckt, als man von außen erkennen mag. Und vielleicht können wir Politik hier den einen oder anderen Hinweis mitgeben, wo man vielleicht auch hingucken darf und warum es sich lohnt, E-Sport zur Gemeinnützigkeit zu erklären, weil man ein größeres Ziel damit verfolgt. Bevor wir jetzt gleich die Runde schließen.

01:29:53 von euch die Frage, was möchtet ihr als politisches Wunschszenario nach der Wahl den Parteien mit auf den Weg geben? Also worum sollen sie sich im Gaming und E-Sport als erstes kümmern und was wäre so eure Wunschvorstellung, was dann in der nächsten Legislatur erreicht wurde? Ich fange an mit Petra Dier und dann über Chris zu Jens.

Politische Wunschszenarien für Gaming und E-Sport nach der Wahl

01:30:22

01:30:22 Also mein Hauptwunsch wäre tatsächlich, dass man diese Zersplitterung der Zuständigkeiten in irgendeiner Form mal überwindet, weil die Games-Branche wird ja alle paar Jahre von einem Ministerium zum anderen geschubst, ohne eine wirkliche Heimat zu finden. Und ich würde mir wirklich sehr, sehr wünschen, dass ein Digitalministerium, was auch immer entsteht,

01:30:42 was diese ganzen Kompetenzen bündelt und wo dann quasi zentrale Ansprechpartner sind für das Thema Games, vielleicht auch für das Thema E-Sport, wo quasi analog zu den Lobbyverbänden quasi eine gemeinsame Stimme vorhanden ist und zentrale Ansprechpartner und nicht mal vom...

01:31:01 Kulturministerium oder von der Staatsministerin zum Wirtschaftsministerium, zum Verkehrsministerium und wieder zurück und zum Kanzleramt. Dieses ganze Zuständigkeitswirrwarr, dass das endlich endet, wo man ein zentrales Games-Ministerium hat, wo alles gepründet wird. Das würde schon mal sehr viel helfen.

01:31:20 Sehr gut. Genau. Ich glaube, es wird keinen überraschen. Natürlich das Thema Gemeinnützigkeit für den E-Sport. Diese Anerkennung ist einfach ein unfassbar wichtiger Hebel, damit die E-Sport-Vereine in Deutschland, damit die Amateurszene in Deutschland wirklich mal aufblühen kann und noch besser, als dass sie es schon die letzten Jahre gemacht hat.

01:31:43 Die kommende Bundesregierung, jetzt nachdem die zwei Letzten es nicht geschafft haben, sollte da wirklich dringend unter Beweis stellen, dass sie auch diese Lebensrealität dieser Generation anerkennt und auch unterstützt. In den Wahlprogrammen haben wir heute gemerkt, ist man sich größtenteils einig, schon wieder, aber da müssen jetzt einfach mal Taten folgen.

01:32:10 Also, dass wir damit jetzt zu einer dritten Bundesregierung müssen, sagt leider viel über das Interesse, gerade an einer jüngeren Generation aus. Und da muss man einfach mal neue Prioritäten setzen und das Thema jetzt mal lösen, damit es dann auch wirklich endlich mal beiseite geschafft ist. Weil es gibt so viele tolle andere Themen, über die man reden könnte in Bezug auf E-Sports und Gaming oder insbesondere in Bezug auf E-Sports.

01:32:38 Aber wenn dieser Grundstein fehlt, dann brauchen wir die weiteren Themen auch gar nicht groß in Angriff nehmen. Deswegen Gemeinnützigkeit über Sportfiktion 2025. Also wir lernen da, machen ist wie wollen, nur krasser. Also alles, was Petra sagt, alles, was Chris sagt und obendrauf packe ich noch doch, aber die Metasicht, dass ich mir wünschen würde, dass generell das Thema Spiel

01:33:06 kulturpolitisch, wissenschaftspolitisch mehr ernst genommen wird, wahrgenommen wird, dass wir über Medienwerke reden, dass also auch das doch Kulturministerium sozusagen, BKM, aktiv wird. Ich würde mir wünschen, dass wenn wir jetzt eine eben auch Disziplin für Spielwissenschaft haben, wo Game Studies und so natürlich mit drin sind und dass man da halt auch mal bei eben Forschungsprojekten

01:33:35 aktiv wird, weil bis jetzt ist es so, wer irgendwie was im Bereich Gaming auch machen möchte, promovieren will, wer da irgendwie halt eine Abschlussarbeit schreiben will, vielleicht und so ist immer wieder auf dünnem Eis, muss irgendwie immer das Thema auch wieder verzwecken, ja, also wenn wir irgendwie Forschungsanträge schreiben, ist das immer irgendwie halt im Wirtschaftsbereich, ist das im naturwissenschaftlichen Bereich, wir müssen uns irgendwie Spiel als Methode immer irgendwo halt dranhängen, es gibt keine...

01:34:03 Möglichkeit zu sagen, Spiel ist generell wichtig und deshalb, liebe DFG, das ist so die deutsche Forschungsgemeinschaft, wo die ganzen Millionen Fördermittel verwaltet werden, die ignorieren aktuell das Thema Spiel. Da haben wir eben ja schon über dieses Grundproblem bei mancher deutscher Arbeitsethik drüber gesprochen, dass man das nicht ernst genug nimmt, dass das Thema Spiel so wichtig ist für unsere gesellschaftliche Entwicklung. Das ist doch fast ein gutes Schlusswort, aber das

01:34:32 perfekteste Schlusswort habe ich gerade im Chat gelesen. Das kommt von Patenes Song. Mehr spielen und wählen gehen, das nehme ich heute mit. Also, das ist doch die Quintessenz, die wir heute mitnehmen. Wir haben am 23.02. die Bundestagswahl. Macht vorher den Wahl-O-Mat, informiert euch darüber, für wen ihr wählt. Nicht wählen ist keine gute Option, also macht das und denkt vielleicht ein bisschen auch an unseren Talk heute zurück, wenn ihr eure Entscheidung trefft. Ansonsten darf ich

01:35:01 sagen, das nächste Mal hier bei KK eSport geht es am 27.02. weiter, dann mit dem wunderbaren Chris Göhnt, der den nächsten eSport Talk macht. In der Zwischenzeit war die Bundestagswahl, wir werden also ein Ergebnis bis dahin kennen und ich bedanke mich ganz sehr bei dieser tollen Runde und bei allen, die im Chat mitgemacht haben. Also es hat mir sehr, sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank für diesen tollen Abend und ich hoffe, ihr habt alle was mitgenommen. Dankeschön. Vielen Dank.

01:35:27 Danke, danke. Patrick, auch vielen Dank, dass du das Thema so allgemein in die Sendung geholt hast.