Corona-Trauma: Müssen wir reden? ! Politik & wir mit Serdar Yüksel, SPD, und Carmen Scheibenbogen, Charité, @pikherz @SebisWelt
Corona-Folgen: Psychische Belastung und Long Covid im Fokus der Diskussion
Lockdown, mRNA, 3G, Triage – das sind alles solche Triggerwörter, oder? Viele wollen die Zeit am liebsten verdrängen. Aber so einfach ist das nicht. Immerhin gibt es Menschen, die bis heute die Folgen von Corona spüren, weil sie z. B. Long Covid haben oder an Post Vac leiden. Und auch über die psychischen Probleme, die Menschen in den Lockdowns entwickelt haben, sollten wir reden. Das macht Florian Prokop von Politik & wir mit euch und Serdar Yüksel (Bundestagsabgeordneter der SPD und ehem. Pfleger), Carmen Scheibenbogen (Immunologin der Charité), @pikherz, @josephakatzmann, @oddaline, @SebisWelt und @steffi_pv.
Einführung in die Corona-Thematik und Begrüßung der Gäste
00:05:55Der Stream beginnt mit einer herzlichen Begrüßung und einer Warnung vor potenziellen Triggern durch Begriffe wie PCR-Test, mRNA-Wirkstoff, Lockdown und FFP2-Maske. Es wird auf die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Ängste und Erfahrungen eingegangen. Die Corona-Pandemie, die vor fünf Jahren begann, hat weltweit zu einem Ausnahmezustand geführt, der tiefe Spuren hinterlassen hat. Es wird die Frage aufgeworfen, ob und wie diese Zeit aufgearbeitet werden muss und welche Ängste die Pandemie ausgelöst hat. Die Spezialistin für Long-Covid von der Charité, Professor Dr. Carmen Scheibenbogen, und Serdar Yüksel von der SPD, Mitglied des Bundestags und Experte für Gesundheitspolitik, werden als Gäste begrüßt. Scheibenbogen assoziiert mit der Covid-Zeit Angst, Hoffnung auf einen Impfstoff und die Erkenntnis von Langzeitfolgen, während Yüksel Isolation, Bildungsversagen und die positive Entwicklung von Biontech hervorhebt. Zuschauer werden eingeladen, ihre Erfahrungen und Fragen im Chat zu teilen oder sich live in die Sendung einzuschalten, um über die Corona-Zeit zu sprechen und gemeinsam eine Art "Healing-Journey" zu beginnen.
Chronologie der Corona-Pandemie und politische Entscheidungen
00:13:01Es folgt eine kurze Chronologie der Corona-Pandemie, beginnend mit der ersten Meldung über eine neue Lungenkrankheit in China Ende 2019 bis zum Auslaufen der letzten Schutzmaßnahmen im April 2023. Serdar Yüksel schildert seine Erfahrungen als Mitglied des Landtags in Nordrhein-Westfalen und im Gesundheitsausschuss. Er betont, dass die Entscheidungen unter großem Druck und auf Basis begrenzter Informationen getroffen wurden. Anfangs stand die Eindämmung der Virusverbreitung im Vordergrund, da es noch keine Impfstoffperspektive gab. Yüksel räumt ein, dass einige Maßnahmen, wie beispielsweise Besuchsverbote in Altenheimen, aus heutiger Sicht anders bewertet würden. Carmen Scheibenbogen berichtet, dass sie bereits vor der Pandemie mit postinfektiösen Erkrankungen beschäftigt war und frühzeitig auf die möglichen Langzeitfolgen von COVID-19 hingewiesen hat. Sie schildert die Schwierigkeiten bei derInitialisierung von Forschungsgeldern für Long-Covid und die frühe Unterstützung durch Karl Lauterbach. Ein Zuschauer namens Sebi meldet sich zu Wort und kritisiert die Hin- und Her-Politik während der Pandemie und die mangelnde Berücksichtigung von Expertenmeinungen.
Diskussion über Maßnahmen, Expertenmeinungen und die Rolle des Gesundheitssystems
00:23:15Serdar Yüksel entgegnet der Kritik, indem er die enorme Belastung des Pflegepersonals hervorhebt und auf die Vielfalt der wissenschaftlichen Meinungen verweist. Er betont, dass die Entscheidungen stets auf Basis valider und evidenzbasierter Informationen getroffen wurden und von wissenschaftlicher Begleitung unterstützt wurden. Carmen Scheibenbogen bestätigt, dass es unterschiedliche Meinungen in der Wissenschaft gab, die Politik aber versucht hat, auf Grundlage von Fakten zu handeln. Sie betont die Sorge vor einer Überlastung des Gesundheitssystems und die Notwendigkeit, die Entwicklung des Virus im Auge zu behalten. Ein Zuschauer kritisiert die mangelnde Unterstützung von Menschen im sozialen Bereich, die während der Pandemie stark belastet waren. Yüksel räumt ein, dass sich viele Menschen alleingelassen fühlen und der Zugang zu spezialisierter Hilfe, insbesondere bei Long-Covid, oft eine Odyssee ist. Er betont aber auch, dass das deutsche Gesundheitssystem im globalen Vergleich gut aufgestellt ist, jedoch ineffizient sein kann.
Erfahrungen von Familien, psychosoziale Folgen und Lehren aus der Pandemie
00:33:42Eine Mutter berichtet von ihren Erfahrungen während der Pandemie, insbesondere von den Herausforderungen durch Kita-Schließungen, Ängste während der Schwangerschaft und Isolation im ersten Lebensjahr ihres Kindes. Sie lobt jedoch auch den Umgang der Menschheit mit der Situation und die persönlichen Vorteile, die sie aus der Krise gezogen hat. Sie spricht die psychosozialen Folgen an, die vielleicht nicht offensichtlich sind. Carmen Scheibenbogen stimmt zu, dass Kinder oft nicht ausreichend berücksichtigt wurden und begrüßt Initiativen zur Unterstützung von Kindern mit Langzeitfolgen von Corona. Serdar Yüksel betont die Rückkehr zu traditionellen Rollenbildern innerhalb der Familien und die zunehmenden Fliehkräfte in der Gesellschaft. Er sieht die Corona-Pandemie als einen Auslöser für Demokratieprobleme. Horrible Goose kritisiert, dass das Gesundheitssystem nicht gut ist, nur weil andere Länder schlechtere haben. Es wird über die Freihalteprämien an die Krankenhäuser gesprochen. Yüksel räumt ein, dass geplante Operationen verschoben wurden und dies zu Schäden geführt hat. Er betont die Notwendigkeit von Hochleistungszentren für die Behandlung schwerer Erkrankungen und die Ineffizienz des Gesundheitssystems.
Jugendliche Erfahrungen während der Pandemie und Long-Covid
00:46:18Junge Menschen wie Luzi und Tom berichten von ihren Erfahrungen während der Pandemie, einschließlich des Gefühls der Verfolgung, illegalen Partys und der Einschränkung der Freiheit. Die Ausgangssperren verstärkten das Gefühl der Einengung im Elternhaus. Jonathan, ein Student, erzählt von heimlichen Treffen und der Bevormundung durch den Staat, was die persönliche Entwicklung beeinträchtigte. Viele berichten vom Verlust einer unbeschwerten Schulzeit und dem Gefühl, dass ihnen die Jugend genommen wurde. Katja schildert den schweren Verlauf von Long-Covid bei ihrem 17-jährigen Sohn, der an ME-CFS leidet, einer Krankheit, die durch Infektionen ausgelöst wird und zu starker Einschränkung, Schmerzen und kognitiven Problemen führt. Betroffene können ihren Akku nicht mehr vollständig aufladen und sind oft nicht in der Lage, das Haus selbstständig zu verlassen. Katja fordert mehr Awareness und Forschungsgelder von der Bundespolitik sowie die Umsetzung einer Long-Covid-Ambulanz in Berlin, um die Versorgungslücke zu schließen, da das Fachwissen bei Kinder- und Hausärzten oft fehlt.
Politische Reaktionen und Forschungsanstrengungen zu Long-Covid
00:56:58Serdar Yüksel (SPD) sichert zu, dass die Förderung der Long-Covid-Forschung weiterhin ein wichtiges Thema in den Koalitionsverhandlungen ist. Er betont die Notwendigkeit größerer Anstrengungen in Diagnose und Therapie, da viele Betroffene eine Odyssee erleben, bis sie die richtige Behandlung erhalten. Carmen Scheibenbogen von der Charité hebt hervor, dass Karl Lauterbach viele Versorgungsprojekte angestoßen hat, darunter ein deutschlandweites Netzwerk für Kinder und ein Versorgungsnetzwerk in Berlin mit 100 Hausarztpraxen. Diese Netzwerke sollen eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ermöglichen sowie psychotherapeutische Begleitung und Unterstützung bei der Anpassung des Arbeitsplatzes bieten. Scheibenbogen betont jedoch, dass die Entwicklung heilender Medikamente viel zu langsam voranschreitet und mehr Forschungsgelder benötigt werden. Sie erklärt, dass ME-CFS oft als funktionelle Störung fehleingeschätzt wurde, was zu Fehlbehandlungen führte. Obwohl sich die Situation verbessert hat, sind viele Ärzte weiterhin hilflos im Umgang mit dieser komplexen Erkrankung. Die Hoffnung liegt nun auf Therapiestudien und der Entwicklung von Medikamenten, die an den Ursachen der Erkrankung angreifen.
Herausforderungen in der Versorgung und Einbindung von Kinderärzten
01:06:00Katja äußert verhaltenen Optimismus bezüglich der geplanten Verbesserungen in der Betreuung und Behandlung von Long-Covid-Patienten in Berlin. Sie betont jedoch, dass Kinderärzte als erste Anlaufstelle für Kinder stärker in die Versorgung einbezogen werden müssen, da diese bereits jetzt überlastet sind. Katja begrüßt das Versorgungsforschungsprojekt PETnet LC unter der Leitung von Prof. Dr. Uta Behrens, das darauf abzielt, die Expertise in verschiedenen Unikliniken zu bündeln und die Versorgung von Kindern mit Long-Covid zu verbessern. Sie wünscht sich, dass auch Kinderärzte in dieses Projekt einbezogen werden. Carmen Scheibenbogen ergänzt, dass der Hausärzteverband Berlin-Brandenburg und die KV Berlin engagiert an der Einbindung von 100 Hausärzten in das Versorgungsnetzwerk arbeiten. Sie hofft, dass nachhaltige Strukturen geschaffen werden, die auch nach Auslaufen der Förderung bestehen bleiben. Abschließend stellt Katja die Frage, ob Karl Lauterbach Bundesgesundheitsminister bleibt, was derzeit jedoch niemand beantworten kann.
Impfschäden, Stigmatisierung und fehlende Anerkennung
01:10:24Steffi, Sprecherin von Nicht-Genesen Niedersachsen, berichtet von ihren Erfahrungen mit Impfschäden nach der Corona-Impfung. Sie kritisiert, dass Impfgeschädigte oft in eine Schublade gesteckt werden und kämpfen müssen, um Anerkennung und Hilfe zu erhalten. Sie schildert Schwierigkeiten mit Versorgungsämtern und den Kampf, den Zusammenhang zwischen Impfung und Erkrankung zu beweisen. Carmen Scheibenbogen erklärt, dass ein Impfschaden eine Erkrankung ist, die im direkten Zusammenhang mit der Impfung auftritt und ähnliche Symptome wie Long-Covid aufweisen kann, einschließlich ME-CFS. Sie betont, dass es bislang keine umfassenden Erhebungen zur Anzahl der Betroffenen gibt und warnt vor der Sorge, dass die Thematisierung von Impfschäden die Impfbereitschaft gefährden könnte. Scheibenbogen verweist auf Studien, die Autoantikörper gegen Nervengewebe bei Impfgeschädigten gefunden haben, und fordert eine entsprechende Versorgung und Medikamentenentwicklung. Felicia Binger schildert ihre ähnliche Situation mit einem Impfschaden nach der Corona-Impfung, der zu neurologischen Symptomen, Muskelproblemen und ME-CFS führte. Sie berichtet von Stigmatisierung, Unglauben im familiären Umfeld und Ablehnung durch Ärzte. Betroffene werden oft in eine "Schwurblerrichtung" abgestellt und stehen vor verschlossenen Türen bei der Suche nach Behandlung und Anerkennung.
Erfahrungen und Reaktionen von Post-Vac-Betroffenen
01:25:38Eine Betroffene machte ihre Erkrankung öffentlich und erhielt daraufhin tausende Reaktionen. Mindestens 10.000 Betroffene meldeten sich und berichteten von ihren Erfahrungen und Hilfsgesuchen. Trotzdem werden Fälle von Versorgungsämtern oft abgelehnt, da es keine klare Definition gibt und Behörden sich gegenseitig die Zuständigkeit zuschieben. Es wurde kritisiert, dass der Staat im Falle eines Impfschadens nicht ausreichend hilft, obwohl die Nebenwirkungen bekannt waren und nicht transparent kommuniziert wurden. Betroffene sitzen auf hohen Behandlungskosten ohne ausreichende medizinische Begleitung, da sich viele Hausärzte noch nicht mit der Thematik auskennen. Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen kämpfen weiterhin für die notwendige Unterstützung und hoffen, dass sie eines Tages nicht mehr laut sein müssen, weil die Hilfe endlich ankommt und Betroffene wieder genesen und an ihre Arbeitsplätze zurückkehren können. Es wurde eine Frage an Herrn Yüksel gestellt bezüglich seiner Aussagen von 2020 über Corona-Theorien und ob er damals mit Post-Vac gerechnet habe und ob ihm klar war, dass das Spike-Protein länger im Körper verbleibt als ursprünglich angenommen.
Psychische Belastung junger Menschen während der Corona-Pandemie
01:31:44Die Corona-Pandemie stellte junge Menschen vor große Herausforderungen, insbesondere Kinder und Jugendliche mit bereits bestehenden psychischen Erkrankungen. Viele Therapien, die sich dem Ende näherten, mussten aufgrund des Lockdowns fortgesetzt werden, da sich der Zustand der Patienten verschlechterte. Die Anzahl der Neuanfragen in den Praxen stieg deutlich an, da viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter den Maßnahmen psychisch litten. Auch nach dem Ende der Pandemie ist die psychische Belastung weiterhin höher als vor der Pandemie. Es kam zu einer Zunahme von Angststörungen, Essstörungen und Depressionen, insbesondere bei Mädchen. Die fehlenden positiven Ressourcen im Leben verstärkten depressive Symptome. Politiker räumten ein, dass die Schulschließungen möglicherweise zu lang und zu hart waren und nicht die erwarteten Effekte hatten. Bei den Corona-Schutzmaßnahmen stand die Gesundheit als verfassungsrechtliches Rechtsgut an erster Stelle, was zur Einschränkung von Freiheits- und Bürgerrechten führte. Die körperliche Unversehrtheit hatte Priorität, um Schaden von den Menschen abzuwenden und die Pandemie einzudämmen. Es zeigte sich, dass Einsamkeit vor allem bei Kindern ein Problem darstellte, soziale Interaktionen verloren gingen und der Konsum von Social Media zu ungesundem Nutzerverhalten führte.
Positive Entwicklungen und Solidarität während der Pandemie
01:42:45Die Pandemie hat auch positive Entwicklungen angestoßen, insbesondere für Menschen, die von ME-CFS betroffen sind. Vor der Pandemie war diese Krankheit kaum bekannt und wenig erforscht. Nun engagieren sich viele Ärzte verstärkt für diese Patienten. Trotzdem bekommen die Unikliniken in Baden-Württemberg so viele Anfragen, dass sie diese kaum bearbeiten können. Es gibt nun Geld, um Strukturen aufzubauen. Es braucht großes Fachwissen und einen interdisziplinären Ansatz. Betroffene sollten sich nicht mit den Entscheidungen der Versorgungsämter abfinden und gegebenenfalls vor Sozialgerichten klagen oder Petitionen an die Landtage richten. Selbsthilfegruppen sind weiterhin wichtig, um sich auszutauschen und Informationen zu erhalten. Es gibt viele Beratungs- und Begleitstrukturen, die man in Anspruch nehmen kann. Die Ursache von Post-Vac und Long-Covid liegt oft in einer Überreaktion des Immunsystems, was typisch für Frauen ist. Eine Infektion ist immer gefährlicher als eine Impfung, da sie eine viel stärkere Immunaktivierung verursacht. Es ist möglich, dass Post-Vac-Symptome auch erst nach der zweiten oder dritten Impfung auftreten können. Insgesamt ist das Risiko einer Impfung geringer als das Risiko einer Infektion.
Druck zum Impfen und Lehren aus der Pandemie
01:50:48Es gab aus der Politik einen gewissen Druck, sich impfen zu lassen. Das Ziel war eine Herdenimmunität, um die Infektionsketten zu durchbrechen. Der Aufruf zur Impfung war richtig, um schnell aus der Situation herauszukommen. Am Ende lag die Impfquote bei knapp 80 Prozent. Ohne die Impfung wären wir viel schlechter durch die Pandemie gekommen, mit mehr schweren Verläufen, Todesfällen und Long-Covid-Fällen. Die Impfung war ein großer Segen. Ein Fehler war, dass man sich nicht getraut hat, offen über mögliche Nebenwirkungen zu sprechen, aus Angst, die Herdenimmunität nicht zu erreichen. Man hätte mehr aufklären und besser zuhören sollen, warum Menschen Sorgen haben. Es war unverantwortlich, wenn sich Pflegepersonal nicht impfen ließ. Um für zukünftige Krisen besser gewappnet zu sein, müssen wir lernen, besser mit Pandemien umzugehen. Wir müssen in Länder schauen, die es besser gemacht haben und möglicherweise den Datenschutz überdenken. Prävention von Long-Covid ist wichtig, und wir brauchen dringend Medikamente, um Langzeiterkrankungen zu behandeln. International gibt es Rückschritte durch den Ausstieg der USA aus der WHO-Finanzierung. National sind wir digitaler geworden, aber eine Pandemie würde weiterhin eine große Herausforderung darstellen. Die Fliehkräfte in der Gesellschaft haben zugenommen, und die Voraussetzungen sind möglicherweise schwieriger geworden. Es gibt jedoch auch Hoffnung, dass wir aus der Krise gelernt haben und besser zusammenarbeiten können.