Corona-Trauma: Müssen wir reden? ! Politik & wir mit Serdar Yüksel, SPD, und Carmen Scheibenbogen, Charité, @pikherz @SebisWelt

Corona-Folgen: Psychische Belastung und Long Covid im Fokus der Diskussion

Lockdown, mRNA, 3G, Triage – das sind alles solche Triggerwörter, oder? Viele wollen die Zeit am liebsten verdrängen. Aber so einfach ist das nicht. Immerhin gibt es Menschen, die bis heute die Folgen von Corona spüren, weil sie z. B. Long Covid haben oder an Post Vac leiden. Und auch über die psychischen Probleme, die Menschen in den Lockdowns entwickelt haben, sollten wir reden. Das macht Florian Prokop von Politik & wir mit euch und Serdar Yüksel (Bundestagsabgeordneter der SPD und ehem. Pfleger), Carmen Scheibenbogen (Immunologin der Charité), @pikherz, @josephakatzmann, @oddaline, @SebisWelt und @steffi_pv.

Just Chatting

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Einführung in die Corona-Thematik und Begrüßung der Gäste

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00:05:55 Herzlich willkommen zu Politik und Wir und Trägerwarnung. Aber was machen diese Worte mit euch, Leute? PCR-Test, mRNA-Wirkstoff, Lockdown, FFP2-Maske, Omikron hätte ich noch im Angebot, Spike-Protein, 3G-Regel, Booster-Impfung, alles ganz tolle Worte, oder? Oder besser gesagt Horror-Worte. Kriegt ihr auch sofort eine leichte Verkrampfung, wenn ihr das hört.

00:06:23 Corona, Covid, das ist unser Thema heute. Ich weiß noch, ich saß damals vor fünf Jahren mit einer Freundin zusammen und wir haben uns noch getroffen und haben was gegessen und sie hat gesagt, da gibt es diese Krankheit in China und hat die Ausmaße schon viel mehr verstanden als ich. Ich habe die Tragweite nicht verstanden und kurze Zeit später saßen wir alle mit einem mulmigen Gefühl zu Hause.

00:06:47 Das ist jetzt fünf Jahre her und wir hatten dann zwei Jahre kompletten Ausnahmezustand. Weltweit waren übrigens morgen genau am 2. April vor fünf Jahren knapp vier Milliarden Menschen von einem Lockdown betroffen. Das war eine richtig schlimme Zeit und ich weiß, wir wollen das alle am liebsten verdrängen, aber ganz ehrlich, müssen wir nicht mal auch darüber reden? Covid hat ja was mit uns gemacht und die Frage ist,

00:07:13 Was hat es denn mit uns gemacht? Wie habt denn ihr zum Beispiel diese Zeit erlebt? Was hat das mit euch, welche Ängste hat das vielleicht in euch ausgelöst? Das wollen wir wissen. Wir wollen vor allem wissen, wer leidet vielleicht heute auch immer noch unter den Folgen? Dazu habe ich auch eine Grafik für euch zu den Corona-Zahlen in Deutschland. Wir haben knapp 65 Millionen Menschen, die geimpft sind. 187.463 Menschen sind an oder mit.

00:07:40 Corona gestorben und es gibt Schätzungen, dass 100.000 bis, das ist die höchste Zahl der Schätzung, zweieinhalb Millionen Menschen an Long Covid immer noch erkrankt sind. Also, unser Thema heute, Corona-Trauma, müssen wir reden. Und darüber will ich mit euch reden. Ich will aber auch mit meinen zwei Gästen reden, mit denen habe ich mich übrigens aufs Du geeinigt.

00:08:02 Bei mir ist die Spezialistin zum Thema Long-Covid von der Charité hier in Berlin, hat als Immunologin schon während Corona war, während der Pandemie, schon angefangen über Long-Covid zu forschen. Professor Dr. Carmen Scheibenbogen ist hier. Herzlich willkommen. Ja, schönen guten Abend. Schön, dass du da bist. Sag mal, welche drei Worte fallen dir ein, wenn du an die Covid-Zeit zurückdenkst? Puh, also erstmal Angst, was da auf uns zukommt.

00:08:30 Dann als Immunologin auch schon früh in Hoffnung, dass wir bald einen Impfstoff haben werden.

00:08:37 Und dann auch schon Langzeitfolgen. Eigentlich war es schon klar, dass so eine schwere Infektion auch für einige Langzeitfolgen haben wird. Wenn wir noch über wahrscheinlich diese drei Sachen genauer reden. Außerdem ist hier Serdar Yüksel von der SPD, Partei des amtierenden, noch amtierenden Gesundheitsministers, Pfleger und studierter Gesundheitswissenschaftler und Mitglied des neuen Bundestags.

00:09:00 Hat also in der Hand, wie wir mit der Pandemie Aufarbeitung zukünftig umgehen, wie vielleicht auch das mit Long Covid beziehungsweise der Erforschung von Long Covid weitergeht. Herzlich willkommen. Guten Abend. Hallo. Woran denkst du denn, wenn du an die Corona Zeit zurückdenkst? An Isolation, an Bildungsversagen und positiv an Biontech. Okay, schön, dass ihr beide auf jeden Fall da seid. Ich sage Hallo zu euch im Chat.

00:09:30 Jill Wiebke betont schon mal gute Gästeauswahl, gute Auswahl zumindest, sagt sie. Dann sehe ich von Ungenesbar Chris einen Kommentar. Ich habe Long Covid seit 2022. Mein Leben liegt seit fast drei Jahren brach. Chris, wenn du magst und die Kraft hast, schalte ich gerne dazu. Du kannst hier Fragen stellen an beide Menschen, die da sind, kannst deine Erfahrungen teilen.

00:09:56 Du kannst es natürlich auch gerne im Chat machen. Und dann lese ich noch diesen Kommentar von Falcon070 vor. Hallo und schon mal danke für die Forschung. Und SteffiPV schreibt, Booster-Impfung macht mich sauer und wütend. Ich bin schwer erkrankt durch die Impfung, Nervenerkrankung und ME-CFS.

00:10:20 Also auch du Steffi, wenn du magst, schalte ich gerne dazu. Erzähl deine Geschichte, werd deine Fragen los, werd deine Gefühle zum Thema los. Wir können hier in den nächsten zwei Stunden, wenn ihr mögt, so ein bisschen Gruppentherapie machen und uns eben erinnern an die Covid-Zeit, an die Corona-Zeit. Vielleicht so ein bisschen so eine kleine auch gesamte Healing-Journey anfangen. Also schreibt mir gerne, schaltet euch dazu.

00:10:43 Ihr könnt mir erzählen, wie habt ihr die Corona-Zeit selbst erlebt? Wie habt ihr den Beginn erlebt? Wisst ihr noch, wo ihr wart, als ihr das das erste Mal gehört habt, dass es da diese Krankheit gibt? Habt ihr vielleicht Erlebnisse aus dem Lockdown, die ihr in Erinnerung habt? Habt ihr ein Corona-Hobby angefangen, von dem ihr erzählen wollt? Vielleicht konntet ihr ja endlich mal in Ruhe stundenlang twitchen. Kann ja sein. Also eure Geschichten sind sehr, sehr willkommen. Eure Fragen an die Gäste sind sehr willkommen.

00:11:12 Und wir wollen natürlich von euch auch wissen, was müssen wir vielleicht dringend aufarbeiten? Wo habt ihr wirklich Redebedarf? Vielleicht geht es euch um Schulschließungen, vielleicht geht es euch um fehlende Solidarität der älteren Generation, der Jüngeren gegenüber. Fandet ihr, es gab Druck, sich impfen zu lassen? Oder sagt ihr, wir haben die Menschen mit Long Covid einfach vergessen. Was ist es, worüber wir reden wollen? Schreibt es mir. Und wie das geht, wie ihr hier in diesen Stream kommt.

00:11:38 Das zeigt euch Paula, die sitzt nämlich hinten hinter mir und nimmt euch in Empfang, wenn ihr euch hier dazu schalten wollt. Paula, hörst du mich? Paula, willst du uns zeigen, wie es geht? Ich höre dich noch nicht.

00:11:56 Nee, dann machen wir das anders. Dann zeige ich euch die Anleitung per Stream Together. Du möchtest was zum Thema sagen? Dann komm über Stream Together zu uns in die Session. So geht's. Du brauchst ein SMS-verifiziertes Twitch-Konto und einen Computer mit Chrome, einem Mikro und einer Webcam. Die Nutzung auf iOS oder Android-Geräten ist mit der Twitch-App möglich. Die kannst du aus dem App Store laden. Bitte denk dran, im Querformat teilzunehmen.

00:12:26 Klick auf den Button Anfrage. Wenn wir dich einladen, kriegst du eine Benachrichtigung in dein Postfach oder wenn du uns schon folgst, eine Nennung im Chat und die Schaltfläche Beitreten erscheint unterhalb des Streams. Nach dem Beitreten folgst du den Dialogfeldern und konfigurierst deine Mikrofon- und Kameraeinstellungen. Ist das erfolgt, können wir dich für Backstage zulassen. Dann spricht unser Community-Management kurz mit dir und schon bist du ready.

00:12:53 Die Art, wie ihr euch dazu schalten könnt. Und ich sehe im Chat sind schon Menschen, die...

Chronologie der Corona-Pandemie und politische Entscheidungen

00:13:01

00:13:01 Total viel zu euch Fragen haben, was zu sagen haben. Ich will einmal, damit wir alle noch mal ganz kurz wissen, worüber wir reden, so eine kleine Chronologie aufmachen. Was ist eigentlich wann passiert? Weil für mich ist es so, dass die letzten diese Corona Jahre sind ein ganz großer Brei gewesen. Also einmal ganz kurz die Chronologie von Corona und dann geht es so richtig los hier.

00:13:25 Für uns beginnt die Corona-Pandemie am Silvestertag 2019 mit einer Meldung. In China sei eine neue Lungenkrankheit ausgebrochen.

00:13:32 Eine Woche später wird dann das Coronavirus identifiziert. Knapp drei Wochen später gibt es den ersten Infizierten und am 9. März die ersten Corona-Toten in Deutschland. Um die Pandemie einzudämmen, werden sofort danach Großveranstaltungen verboten, das öffentliche Leben stark eingeschränkt und am 22. März kommt es zum ersten Lockdown. Dann Ende April. Maskenpflicht für den Einkauf oder beim Bus- oder Bahnfahren.

00:14:00 Der Frühling boomt. Während in Frankreich die Kondome knapp werden, ist es in Deutschland Ende Mai das Toilettenpapier. Der Unmut wird größer. Es kommt landesweit wegen der Corona-Einschränkungen zu Protesten. Am 29. August versuchen Demonstrantinnen den Reichstag zu stürmen. Mitte Dezember dann der zweite Lockdown. Am zweiten Weihnachtsfeiertag wird dann zum ersten Mal gegen das Coronavirus geimpft.

00:14:25 Doch die Pandemie ist damit lange nicht vorbei. Es werden spezielle Kontaktregeln eingeführt. Und am 16. März 2022 kommt eine Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegepersonal. Erst rund ein Jahr später, am 7. April 2023, laufen dann die letzten Corona-Schutzmaßnahmen aus.

00:14:46 Serdar Yüksel, kannst du uns mal ein bisschen mitnehmen? Zu der Zeit saßt du im Landtag in Nordrhein-Westfalen, Vorsitzender des Petitionsausschusses gewesen. Wie sah dein Alltag aus und was hast du genau gemacht? Was hast du vielleicht auch mitentschieden? Also ich war ja auch Mitglied im Gesundheitsausschuss. Das heißt, jede Corona-Maßnahme und jede Verfügung, die vom Gesundheitsminister kommuniziert worden ist, ist natürlich im Gesundheitsausschuss auch diskutiert worden.

00:15:14 So ein paar Monate danach durften auch meine Kolleginnen und Kollegen, die selbst chronisch erkrankt waren oder einen chronisch erkrankten Angehörigen hatten, sind dann auch nicht mehr in den Landtag gekommen. Wir haben dann natürlich umgeswitcht auch auf digitale Teilnahme der Abgeordneten, aber ich war noch relativ fit und jung und hatte keine chronischen Erkrankungen. Das bedeutete für mich wirklich eine hohe Schlagzeile.

00:15:38 im Landtag sich der Themen da auch anzunehmen. Und ich kann mich genau daran erinnern, ich habe vor diesem ersten Lockdown ging es im Landtag um die Diskussion bei einem Spiel, Köln gegen Leverkusen, wie viele Zuschauer zugelassen werden sollten. Und ich bin dann auch nach vorne gegangen und habe gesagt, dass wir

00:15:59 Nächste Woche, Ende nächster Woche in einer anderen Welt, in einer anderen Situation sein werden. Dann bin ich noch von meinen Kollegen ein bisschen gescholten worden, die gesagt haben, alles Panikmache und ähnliche Dinge. Das heißt, das ist nicht immer so gesehen worden, was davon zukommt. Aber für mich war klar, nachdem was aus dem Ausland an Zahlen da war und wie schnell sich das Virus auch verbreitet hatte.

00:16:19 dass wir da tatsächlich in eine weltweite Situation reinkommen, die schwierig wird. Und in Erinnerung daran, was natürlich mit der Spanischen Grippe nach dem Ersten Weltkrieg, dass wir 60 Millionen...

00:16:31 Tote damals mit der Spanischen Grippe dann auch hatten. Aber das heißt, du hast in der Zeit, nur dass ich das verstehe, unter dem, du bist auch Pfleger und Gesundheitswissenschaftler, wie gesagt, das heißt, du konntest das Thema ganz gut einordnen, sag ich mal, und du musstest dir aber trotzdem natürlich das wie alle schnell raus schaffen.

00:16:49 Und unter diesem Druck Entscheidungen treffen, die super viele Menschen beeinflussen werden. Ja, was ganz wichtig war, wir sind damals wirklich auf Sicht gefahren. Also wir wussten ja relativ wenig. Es gab, als es losgegangen ist, noch keine Aussicht auf eine Impfung. Das kam erst Ende des Jahres, wie man das ja gerade in der Chronologie auch gesehen hat. Es ging darum, tatsächlich die Bewegungsfreiheit so einzuschränken und auch die Bewegungsfreiheit des Virus auch einzuschränken, die Verbreitung auch einzuschränken.

00:17:17 Und man wusste einfach viel zu wenig darüber. Und das ist das, was viele Leute auch geärgert hat. Und da haben die gesagt, jetzt sagt ihr mal das und jetzt sagt ihr wieder das. Natürlich haben wir immer nur das entschieden oder konnten das entscheiden, nachdem wir wussten, was die Wissenschaft bis dahin auch herausgefunden hat. Also was wirksam war, was nicht wirksam war, was man vielleicht hätte auch nicht machen sollen. Das wissen wir heute alles viel besser.

00:17:39 Aber zu dem Zeitpunkt, als wir die Corona-Schutzmaßnahmen umgesetzt haben, haben wir auch Dinge getan, von denen wir nicht wussten, ob sie tatsächlich auch am Ende tragen, ob sie effektiv sind, ob sie valide sind, haben wir erst im Nachhinein in der Aufarbeitung gesehen. Und manch eine Maßnahme, die wir heute...

00:17:57 Mit dem Blick von heute sehen, so post mortem sozusagen, würden wir wahrscheinlich heute nicht mehr machen. Welche? Hast du da was im Kopf? Ja, zum Beispiel, dass in den Alten- und Seniorenheimen die Menschen in ihrer letzten Phase des Lebens keinen Besuch mehr empfangen konnten und die Menschen einsam gestorben sind, dass man Angehörige nicht mehr ins Krankenhaus gelassen hat. Und man würde heute auch keinen Lockdown mehr in der Weise in der Schule im Bildungssystem machen.

00:18:21 Aus der Sicht von heute auch nicht mehr richtig. Aber zum Zeitpunkt, als es damals entschieden worden ist, wollte man diese alten Menschen schützen. Man wollte nicht, dass eben die Coronaviren in die Einrichtungen reingetragen werden und dort eine besondere Gefahr ausgesetzt werden, weil wir relativ schnell wussten, dass in der Alterskohorte 80 plus ganz viele Menschen weggestorben sind.

00:18:42 Carmen Scheibenbogen, wir haben gerade die Chronologie gesehen. Wie war das für dich? Wie hast du diese Zeit erlebt? Und du bist neben deiner Tätigkeit natürlich auch eine Bürgerin, bei der sozusagen Entscheidungen angekommen sind. Wie hast du auch das Agieren der Politik erlebt in der Zeit? Also ich habe mich ja als eine der wenigen schon vor der Pandemie auch mit solchen postinfektiösen Erkrankungen beschäftigt.

00:19:11 dass ich von Anfang an gesagt habe, das wird auf uns zukommen und da müssen wir verschiedene Dinge auch bewegen. Und mich haben dann auch sehr früh Menschen kontaktiert und gesagt, wir hatten Covid im März, April, wir sind anhaltend krank, jetzt ist es Mai, Juni, wir fürchten, wir haben Long Covid oder ME-CFS. Und dann haben wir...

00:19:39 eine Sprechstunde eingerichtet, dass wir das uns auch sehr schnell anschauen können. Und wir haben auch beantragt, dass wir das erforschen können bei unserer Ethikkommission. Und wir haben also dann sehr früh schon Ende 20 ganz klar gesehen, dass SARS-CoV-2 leider auch ME-CFS auslöst. Will ich übrigens gleich noch genau darüber reden, was von Covid ist, was ME-CFS ist.

00:20:06 Jetzt schon mal ganz kurz sagen, das ist also letztendlich eine schwere Form von Long-Covid. Und ich habe dann auch früh versucht, Forschungsgelder zu bekommen. Es ist ja auch eine Chance für uns gewesen, dass wir so viele Menschen haben, die jetzt erkrankt sind und dass wir das auch sehr früh uns anschauen können.

00:20:26 Das wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 2020 als nicht ausreichend relevant angesehen. Wir haben also erstmal kein Geld bekommen. Ich habe dann immerhin im Frühjahr 2021 die Chance schon gehabt, mit Karl Lauterbach zu sprechen. Und der hat das Problem sehr ernst genommen und hat ja dann auch in Folge einiges angestoßen, wo wir sicher nachher auch nochmal drüber sprechen können.

00:20:53 Werden wir auf jeden Fall. Ich höre, dass ich, also erstmal möchte ich mich bedanken. Ihr habt super viele Fragen schon im Chat gestellt. Die werden wir auf jeden Fall abarbeiten. Da sind spannende Sachen dabei. Gerne weiter. Wir kommen dazu und schaltet euch gerne rein. Genau das hat nämlich Sebi, Sebis Welt vor und gemacht. Der sollte bereit sein, um mit uns zu quatschen. Hallo Sebi.

00:21:24 Noch hören wir dich nicht. Ich glaube, du musst dich entmuten an deiner Ecke, irgendwo auf dem Bildschirm. Das ist der Klassiker, irgendwie im Voice Call. Sag noch mal was. Ja, hallöchen erstmal. Jetzt bin ich entmutet. Hallo Sebi, stell dich doch mal vor. Und was möchtest du zum Thema sagen? Wie hast du die Corona-Zeit erlebt? Ja, ich bin Sebi Sveld. Bin eigentlich hier einer der Top-Chatter auf dem Kanal. Hab eigentlich immer etwas zu sagen.

00:21:52 Und ja, ist ja bekannt. Und ja, ich war selber in der Pflege, bin raus, komplett, unter anderem wegen der Corona-Politik, landesweit, beziehungsweise auch bundesweit. Ich komme aus NRW. Wir hatten zu der Zeit leider Armin Laschet als Ministerpräsidenten, der von einem Fettnäpfchen das nächste gestolpert ist. Und ja.

00:22:19 Was ist konkret das, was du kritisierst, weswegen du gegangen bist? Erstmal, warum ich gegangen bin, aus Krankheitsgründen. Also das ist mir ein bisschen über den Kopf gewachsen alles, nicht nur mir, sondern auch anderen Kollegen, mit denen ich noch in Kontakt bin. Und ja, im Endeffekt lag es auch mit daran, dass es immer so eine Hin- und Her-Politik gab.

00:22:46 Auch aus dem Bundestag heraus. Jetzt befragen wir einfach mal die Experten. Und wir reagieren nicht drauf, was die sagen. Das habe ich so festgestellt. Das war für mich so. Die Experten haben gesagt, wir brauchen jetzt diese Maßnahmen, brauchen jene Maßnahmen. Und die kamen dann teilweise erst zwei Wochen zu spät. Und dann war der Drops ja auch schon gelutscht. Sebi, genau das würde ich gerne, total gerne an Serdar Yüksel weitergeben, der gerade versucht hat, auch zu erzählen, unter welchem Eindruck er Entscheidungen getroffen hat.

Diskussion über Maßnahmen, Expertenmeinungen und die Rolle des Gesundheitssystems

00:23:15

00:23:15 Also Sebi sagt, mal die Maßnahme und es wurde nicht auf Experten gehört. Wie siehst du das? Wie entgegnest du ihm? Also zunächst einmal muss man sagen, wir erinnern uns ja noch an die Bilder, als das Pflegepersonal eher vor dem Balkon beklatscht worden ist. Das war eine riesengroße Belastungssituation. Da wurden Schichten über Schichten gefahren. Das war das Pflegepersonal, das ärztliche Personal. Die sind über das Limit, über Wochen und Monate hinausgegangen, wo kein Urlaub genommen worden ist, wo dauernd eingesprungen worden ist.

00:23:44 Die körperliche und seelische Belastungssituation mit der Eigengefährdung, insbesondere des ärztlichen und pflegerischen Personals, aber auch alle, die da im Krankenhaus gearbeitet haben, die Putzfrau, die da war, genauso wie der Fördner oder auch die Hol- und Bringedienste, alle waren ja sozusagen wirklich am Limit gewesen. Und dass man am Ende dann auch gesagt hat, dass man dem Rechnung tragen will, dann gab es diese Inflationsausgleichsprämie, die man da gegeben hat und ähnliche Dinge.

00:24:09 Da hat man gesehen, dieses Land hat am Ende deshalb auch nur funktioniert, weil diejenigen, die in diesem Land am schlechtesten bezahlt waren, Erzieherinnen und Erzieher, Pflegepersonal und viele andere, diejenigen waren, die den Land hier am Laufen gehalten haben. Was ich auf jeden Fall sagen kann, ist, es gab ja natürlich auch eine Kakophonie der Wissenschaft. Also wenn man mal alleine durch das öffentlich-rechtliche Fernsehen geschaltet hat, hat man unterschiedliche Experten und Professoren gehabt.

00:24:37 die unterschiedliche Auffassung darüber hatten, wie damit umzugehen ist. Ich will mal sagen, die, die etwas strenger waren, da gab es so den Fanclub von Drosten, die sich im Podcast im NDR immer angehört haben, was er dazu sagen hat. Und dann gab es die anderen, die gesagt haben, mir wird total überreagiert. Ich kann aber sagen, wir haben tatsächlich immer valide und evidenzbasiert versucht, unsere Entscheidungen zu treffen.

00:25:01 Aber es gab vieles, was wir bis dahin, als die Entscheidungen dann auch im Landtag und im Gesundheitsausschuss gefallen sind, nicht wussten. Wir sind da auf Sicht gefahren und vieles war auch...

00:25:11 Das Prinzip, das Hoffnung, dass wir das Richtige gerade tun, was uns die Wissenschaftler gerade auch sagen. Und für uns war immer wichtig, dass wir gesagt haben, das entscheidet nicht ein Minister, weil er so oder so denkt oder ein Ministerpräsident, sondern wir hatten in Nordrhein-Westfalen immer fachliche wissenschaftliche Begleitung bei jeder Entscheidung, die wir getroffen haben. Und wir hätten nie in Nordrhein-Westfalen eine Entscheidung getroffen.

00:25:32 ohne dass wir uns da wissenschaftlich entkoppelt hätten. Carmen Scheibenbogen, es wurde gerade von der Kakophonie aus der Wissenschaft geredet. Ist das auch Ihr Eindruck? Haben Sie da Verständnis für die Erklärung, die Seda Yüksel da gibt? Also es war natürlich so, dass es unterschiedliche Meinungen gab und dass viele auch Kommentare zu Dingen abgegeben haben, wo sie vielleicht nicht die Experten waren. Das wurde ja auch unter uns.

00:25:59 Wissenschaftlern dann irgendwann auch sehr kritisch gesehen. Also grundsätzlich denke ich schon, dass die Politik versucht hat, immer auf Grundlage von Fakten, von Evidenzen zu handeln. Es gab ja früh diesen Corona-Expertenrat und man hat natürlich als Wissenschaftler auch nicht gewusst, wo es hingehen wird. Wir haben uns jeden Tag immer diese R-Zahlen angeschaut, aber wir haben natürlich auch die Bilder gesehen und wir waren immer in großer Sorge, dass

00:26:28 dass wir an den Rand unserer Kapazitäten kommen. Und das hätte dann geheißen, dass viel mehr Menschen sterben würden, weil wir einfach nicht mal die Möglichkeit gehabt hätten, die in der Klinik adäquat zu versorgen. Und wir wussten auch nicht, wie sich das Virus entwickeln wird. Es kamen ja neue Varianten. Also es hätte ja noch viel schlimmer kommen können. Das hätte plötzlich noch viel ansteckender sein können oder hätte noch viel schwerere Verläufe machen.

00:26:53 können. Insofern hatten wir in gewisser Weise eine Art Entwarnung durch Omikron, dass sich das Virus in diese Richtung entwickelt hat. Also es war eine ganz schwierige Zeit. Es war sicher vieles, was man heute hätte anders gemacht. Also man hätte sicher

00:27:08 auch viel mehr Rücksicht nehmen müssen auf die Kinder. Man hätte vielleicht auch flexibler mit der Beschulung reagieren können. Wir hatten natürlich auch Schulen zu tun, die da in der Hinsicht auch schlechter ausgerüstet waren als in vielen anderen Ländern. Aber mein Fazit, vielleicht nur ein Satz noch, ist, dass wir eigentlich ganz gut durchgekommen sind mit den Möglichkeiten, die wir hatten. Ich will einmal ganz kurz, bevor ich sehe, wie du hast genickt, will ich dir auch gleich nochmal das Wort geben. Einmal ganz kurz.

00:27:35 Da sind Kommentare für dich und zwar schreibt IC Felix, ich bin Prof. Dr. Carmen Scheibenbogen unglaublich dankbar für ihren Einsatz in der Forschung. Das will ich einmal nicht unerwähnt lassen.

00:27:48 Pots Blitz schreibt, ich bin im Übrigen von Professor Scheibenbogens Fachteam diagnostiziert. Danke für Ihre Arbeit. Also hier kommt sehr viel Wertschätzung. Vielen Dank und das Aber kommt jetzt hinterher? Nein, es kommt im Moment kein Aber. Ich wollte nochmal zu Sevi das Wort geben, weil du hast eine Antwort bekommen aus der Politik. Will ich erstmal wissen, ob dir die ausreicht, ob du mit der zufrieden bist und du hast auch zwischendurch sehr genickt. Also du möchtest bestimmt noch was sagen.

00:28:16 Also mit der Antwort bin ich insofern nicht zufrieden, weil es gab 2021 noch ein einschneidendes Erlebnis. Das habe ich selber auch gesehen. Da war es bei Markus Lanz. Da saß die Virologin Melanie Brinkmann, also Professor Dr. Melanie Brinkmann. Die war zu dem Zeitpunkt im Beraterstab der Bundesregierung dazu. Und daneben saßen Michael Kretschmer, Ministerpräsident von Sachsen.

00:28:46 Der Herr Wolfgang Kubicki, der war zu dem Zeitpunkt Bundestagsvizepräsident. So, wie die beiden mit Frau Professor Dr. Brinkmann in einer Art und Weise umgegangen sind. Das ist jetzt natürlich so, dass wir das alle nicht so gesehen haben. Doch, viele haben das gesehen und danach gab es sogar noch eine ordentliche Diskussion darüber, weil selbst Rezo darauf reagiert hat, die Zerstörung der Corona-Politik.

00:29:14 Ich war auch insofern so froh um dieses Video von Rezo, weil er einfach mal nur seiner Wut schreiend aufgelassen hat. Nee, aber wie mit der Frau umgegangen worden ist aus der Politik heraus. Sie ist die Expertin. Sie hat gesagt, wir brauchen das, wir brauchen das, wir brauchen das, wir brauchen das. Und...

00:29:32 Der Herr Kretschmann bzw. der Herr Kubicki haben daraus eine Meinungsangelegenheit gemacht. Das ist natürlich jetzt, die sind beide nicht da, Sebi. Also ich verstehe, dass du da, vielleicht kannst du den Punkt allgemein, worauf möchtest du hinaus? Dass die Experten nicht gehört wurden, richtig? Richtig, richtig. Worauf ich hinaus wollte, ist, das war für mich ein Zeichen dafür, wie allgemein mit Experten umgegangen worden ist. Die haben immer wieder gesagt, pass mal auf, wir brauchen das und das und das. Und aus Politik wurde erst immer viel zu spät reagiert.

00:30:01 erst wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Und das ging über die ganzen zwei Jahre meiner Meinung nach so. Das kam immer alles viel zu spät. Und deswegen war ich auch all froh drum, um gewisse Kommentare beziehungsweise andere Videos dazu. Würde ich den Serdar Yüksel vielleicht noch einmal kurz darauf reagieren lassen? Ich danke dir aber schon mal für den Punkt, den du gemacht hast.

00:30:25 Ich glaube, dass die Politiker, die tatsächlich sich an valide Daten und Fakten gehalten haben und der Wissenschaft zugehört haben,

00:30:32 am besten dann durchgekommen sind. Wir hatten zu der Zeit auch eine Bundeskanzlerin, die meiner Partei nicht angehörte, die aber verstanden hatte, was diese Corona-Pandemie bedeutet. Auch als promovierte Physikerin wusste sie mit einer gauschen Verteilungskurve was anzufangen und sie wusste, was diese Zahlen auch bedeuten. Und ich finde, dass Frau Merkel, so wie sie mit dieser Corona-Pandemie selbst auch umgegangen ist als Bundeskanzlerin, auch die Ministerpräsidenten, einer ist ja gerade genannt worden, auch in die politischen Entscheidungsprozesse abgestimmt mit zu...

00:31:01 einzubinden, dass das richtig war. Aber wir haben leider auch sowas wie Föderalismus gehabt, was da nicht ganz gut getan hat, wo in den einzelnen Bundesländern unterschiedliche Regularien waren. In dem einen strengere Regeln, in dem anderen weniger. Wir erinnern uns auch um freiheitsbeschränkende Maßnahmen, die in Bayern ganz anders umgesetzt worden sind, die vom Verfassungsgericht nachträglich auch einkassiert worden sind.

00:31:24 Wenn man auf eine Corona-Pandemie reagiert, die eine globale Herausforderung ist, dann kann man in Deutschland nicht eine Situation herbeiführen, indem dann 16 Ministerpräsidenten und 16 Gesundheitsminister der Länder und viele andere glauben, ihre eigenen Wahrheiten zu verbreiten. Da muss man mit einer Stimme sprechen und muss auch diese Maßnahmen eins zu eins dann auch umsetzen. Sonst bringt es auch nichts. Das haben wir uns vielleicht fürs nächste Mal gemerkt. Danke, Sebi, dass du dich dazu geschalten hast. Vielen Dank. Danke auch.

00:31:52 Und ich will noch ein, zwei Sachen aus dem Chat zu dem Thema vorlesen und dann haben wir auch noch jemanden, der sich dazu schaltet. Also wir waren gerade beim Pflegepersonal, das am Limit war. Ich glaube dazu sagt Wilma gern was.

00:32:07 Folgendes, warum werden denn gerade die Menschen, die im sozialen Bereich tätig waren, jetzt so im Stich gelassen? Wir sollten jedem helfen und immer da sein und jetzt, wo wir betroffen sind, hilft keiner. Wie kann man das Gesundheitssystem noch kaputter machen? Also da klingt jemand verzweifelt. Ich kenne jetzt den genauen Kontext nicht, aber fühlt sich vielleicht selbst betroffen.

00:32:28 Also zunächst muss man sagen, dass wir ein sehr gutes Gesundheitssystem in Deutschland haben, auch im globalen Vergleich wirklich ein gutes Gesundheitssystem haben. Wir haben eine Situation, dass unabhängig von Portemonnaie alle Menschen entweder gesetzlich oder privat versichert sind und es ohne Ansehen der Person, wenn man ins Krankenhaus kommt, nicht gefragt wird, ob jemand beatmet oder operiert wird. Was hat der für eine Versicherung oder hat der vielleicht überhaupt gar keine Versicherung? Also der Zugang zum Gesundheitssystem ist...

00:32:54 Einzigartig. Menschen fühlen sich doch noch alleingelassen. Was man kritisieren kann, ist, dass tatsächlich das Überleben derjenigen davon abhängt, bei welchem Arzt du gerade gelandet warst und in welchem Zentrum. Das gilt insbesondere auch für Long Covid, dass viele Menschen sich nicht ernst genommen fühlen, auch bei ihrem Hausarzt vielleicht nicht gut aufgehoben gefühlt haben.

00:33:15 Und bis der Weg dann zum Experten oder bis zu einem Zentrum, wie es kam, dann auch leitet, landen, um dann die richtige Hilfe zu bekommen, das ist schon eine Odyssee, die viele Leute auch durchgemacht haben. Ich kann verstehen, dass viele Menschen verärgert darüber sind und kein Verständnis dafür haben, warum dieser Prozess so lange dauert. Im Großen und Ganzen würde ich sagen, funktioniert unser Gesundheitssystem, aber er ist in Teilen leider auch ineffizient. Ich glaube, Uta hat da tatsächlich auch Erfahrungen gemacht, die sie...

Erfahrungen von Familien, psychosoziale Folgen und Lehren aus der Pandemie

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00:33:42 teilen möchte, denn Uta hat zu der Zeit ihr zweites Kind bekommen. Hallo Uta, schön, dass du bei uns bist. Ich weiß, du sagst, es war die schlimmste Zeit in deinem Leben und ich weiß auch, du hast während Corona dein zweites Kind bekommen, richtig? Ja, genau, im Juni 2020. Was war das? Erzähl mal ein bisschen genauer, was ist da passiert? Wie ist es dir gegangen?

00:34:05 Genau, also an sich habe ich ein Kind bekommen, ist jetzt nicht so ungewöhnlich, denke ich mal. Ich hatte einen Sohn, der war fast zwei und dann ist mein zweiter Sohn Ende Juni 2020 geboren. Und in Bezug auf Corona bedeutet das, glaube ich, vor allem, dass ich von dieser, naja, von dieser Familiensituation sehr betroffen war.

00:34:33 Das heißt, ich hatte diese Kita-Schließungen, haben mich getroffen, dass ich dann das kleine Kind zu Hause hatte, während das Baby da war. Die Angst, während der Schwangerschaft nicht zu wissen, ob ich Begleitung haben darf, wenn ich gebären werde im Krankenhaus oder ob ich alleine sein werde. Und dann im ersten Lebensjahr meines zweiten Sohnes die Isolation, keinen Besuch zu haben, keine Möglichkeit zu haben, mir die Unterstützung zu suchen,

00:35:03 die ich sonst mir gesucht habe. Und auch zum Beispiel für mich als Freiberuflerin sind dann viele berufliche Möglichkeiten weggebrochen. Wie hast du in der Zeit das Agieren der Politik erlebt?

00:35:20 Also ich war ganz einverstanden zum Großen und Ganzen mit dem Agieren der Politik. Ich bin ehrlich gesagt beeindruckt von uns als Menschheit, wie wir es geschafft haben, mit der Situation umzugehen. Und ich glaube schon, dass wir Fehler gemacht, also dass so viele Fehler gemacht worden sind.

00:35:48 Persönlich habe ich es jetzt nicht besser gewusst. Und wie guckst du heute auf die Zeit zurück? Gibt es auch, also klingt wahrscheinlich makaber, aber ist auch irgendwie was daraus entstanden für dich? Ja, auf jeden Fall. Also ich glaube sogar einige Sachen. Ich glaube, es gab auch Vorteile für mich jetzt als Familie zum Beispiel. Zum Beispiel nicht allein zu Hause zu sein, solche Sachen.

00:36:16 Und für mich war es zum Beispiel so, dass mein beruflicher Zusammenbruch in der Zeit dazu geführt hat, dass ich mich dann in meine Selbstständigkeit nochmal anders reingestürzt habe, getraut habe, selber meine Praxis zu eröffnen und da tatsächlich größere Fortschritte gemacht habe am Ende, als ich mir vorher so hätte träumen lassen. Und es gab auch andere Situationen, wo ich sagen würde, da ist mir nochmal mehr bewusst geworden, was mir eigentlich wichtig ist.

00:36:45 wer mir eigentlich wichtig ist. Und ich habe auch noch mal mehr darüber für mich jetzt persönlich gelernt, was ich mit mir eigentlich anfangen kann mit meiner Zeit, die mir so zur Verfügung steht. Uta, hast du vielleicht noch eine Frage oder gibt es etwas, was du beiden mitgeben möchtest?

00:37:11 Ich habe jetzt gerade, während ich so im Wartezeit war, im Chat ein bisschen mitgelesen und habe viel gesehen von Personen, die mit Impffolgen zu kämpfen haben oder auch mit Long Covid, also mit so gesundheitlichen Folgen. Und der Titel hier unseres Streams ist ja so ein bisschen Corona-Trauma. Und ich glaube, was mich interessiert, ist auch durch meinen Beruf als Paarberaterin, aber auch durch den ganzen

00:37:40 Familienkontext, in dem ich so viel unterwegs bin, wie eigentlich mit den psychosozialen Folgen umgegangen wird, die vielleicht nicht offensichtlich sind, die teilweise schwer zu erkennen sind. Ich denke da zum Beispiel auch an Kinder von Freunden, die, also insbesondere an ein Kind, der, glaube ich, zwei Jahre so auf so einer Hochebene verbracht hat, als die Schule zu war und der hatte gar kein eigenes Zimmer und der war einfach nur am Handy auf seiner Hochebene da.

00:38:09 Ich hatte keinen Tag-Nacht-Rhythmus mehr und so. Und ich glaube, da sind viele Sachen, die so Folgen haben, die jetzt schwer zu greifen sind. Ich habe auch selbst gemerkt, dass es mir schwerfällt, mich zu erinnern an die Zeit. Kann ich dir auf jeden Fall sagen, wenn du dran bleibst, wir haben später noch eine Psychotherapeutin, die sich dazuschalten wird und wir werden auch dieses Thema noch ausführlicher bearbeiten. Aber vielleicht hat jemand von euch da auch eine Idee, möchte dazu reagieren? Carmen Scheibenburg?

00:38:38 Ja, also ich denke, zum einen hat mir der Satz gut gefallen, es ist nicht alles richtig gemacht worden, aber ich hätte es auch nicht besser gewusst. Also ich glaube, das ist eine gute Einstellung dazu. Und ja, ich glaube, die Kinder, die hatten nicht so eine laute Stimme und die sind erstmal in dieser Situation, glaube ich, am wenigsten teilweise bedacht worden.

00:39:00 Und das versucht man jetzt aber auch zu korrigieren. Also ich finde es zum Beispiel auch sehr gut, dass jetzt über das BMG so ein deutschlandweites Netzwerk gefördert wird, wo also Kinder mit Langzeitfolgen von Corona, Gesundheitsministerium, jetzt überall auch Anlaufstellen haben werden. Das betrifft sowohl die körperlichen als auch die psychischen Folgen, dass man wenigstens jetzt versucht, da diese Kinder aufzufangen und mehr zu helfen.

00:39:30 Vielleicht zwei Aspekte meinerseits, weil du gerade die Familie auch betont hattest. Professorin Almdinger, die ja im Bereich der Familie und der soziologischen Auswirkungen geforscht hat und ja viel publiziert hat in dieser Zeit, hat ja beschrieben, dass es ja auch Rollenbilder gab, die wir dachten überwunden zu haben, wo dann am Ende doch wieder die Familie...

00:39:53 zusammenzuhalten, die Kindererziehung, alles das, was klappte, gerade weil Kita und Schule und vieles nicht ging, dass es an Frauen hängen geblieben ist. Dass wir in ganz alte Rollenmuster wieder zurückgefallen sind. Inwieweit wir das wieder überwunden haben, ist fraglich. Ich glaube, dass es so eine bestimmte Vertiefung gab. Der zweite Aspekt, der mir, glaube ich, wichtig ist, noch mal zu erwähnen, ist, wir erleben ja im Moment, wie die Fliehkräfte in der Gesellschaft zugenommen haben. Und ich habe erlebt, auch während der Corona-Zeit, dass die Bruchlinien

00:40:21 zwischen Familien und Freunden und man sich unversöhnlich gegenüberstand, weil man zu der einen oder zu der anderen Denkrichtung sich zugehörig fühlte, ob man sich impfen lassen soll oder nicht und über die Maßnahmen. Und ich glaube, dass ein Teil der Demokratieprobleme, die wir gegenwärtig im Jahr 2025 haben, eines der auslösenden Faktoren, die wir bis heute zu spüren bekommen, tatsächlich die Corona-Pandemie war. Uta, ich danke dir.

00:40:49 dass du dich dazugeschalten hast heute. Vielen Dank.

00:40:55 So, ich mache vielleicht nochmal ein paar Fragen bzw. eine Reaktion. Wir hatten gerade über das Gesundheitssystem besprochen und dass es nicht nur schlecht ist, aber wo es vielleicht Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Dazu schreibt Horrible Goose. Klar ist unser Gesundheitssystem nicht schlecht, aber nur weil fast alle anderen Länder ein schlechteres haben, heißt das ja nicht, dass unseres gut ist.

00:41:24 Und es ist fatal für uns als Bevölkerung, wenn Ärzte uns operieren, statt konservativ zu behandeln, weil das mehr Geld für das Krankenhaus einbringt und die Ärzte aber so sehr unter Druck und Stress stehen, Geld erwirtschaften zu müssen, weil sonst wieder deren, jetzt ist leider die Nachricht, weil sonst wieder deren Kolleginnen entlassen werden.

00:41:42 Vermute ich jetzt ist das zu Ende gegangen. Also es ist ein bisschen off-topic, aber vielleicht trotzdem nochmal die Reaktion darauf. Ja, also wir haben ja damals die sogenannten Freihalteprämien an die Krankenhäuser gezahlt und haben gesagt, wir wollen die Intensivstation nicht belegen durch Operationen, wo postoperativ Patienten dann auf der Intensivstation landen. Und eines der großen Verwerfungen war auch, dass natürlich geplante, schwere Operationen suspendiert worden sind. Und ich glaube, da ist auch ganz viel Schaden noch entstanden.

00:42:09 Weil diejenigen, die postoperativ auf eine Intensivstation kommen, das ist nicht der eingewachsene Zehennagel oder eine Hämorrhoidenoperation, sondern das waren schon die großen Bauch- und Thorax-Operationen, vielleicht auch Tumoroperationen, die da waren, die weggeschoben worden sind. Und da hat es mit Sicherheit auch, und ich weiß auch in vielen Fällen, wo Menschen verstorben sind, weil notwendige Operationen nicht durchgeführt worden sind. Das Zweite ist, was wir in dieser Corona-Pandemie gelernt haben, ist, dass das Überleben,

00:42:37 von Schwererkrankten, die insbesondere mit beidseitigem Lungenversagen beatmet worden sind, die dann nicht mehr beatmet werden konnten, an die extrakorporale Membranoxygenierung mussten, also die Herz-Lungen-Maschine, so könnte man so sagen.

00:42:52 Dass das Überleben dieser Menschen davon abhing, in welchen Zentren sie waren. Und dass das Überleben der Menschen in kleinen Krankenhäusern, die eben nicht interdisziplinär fachspezifisch gut aufgestellt waren, dass diese Menschen in diesen kleineren Krankenhäusern gestorben sind. Und die Erkenntnis daraus hat auch Karl Lauterbach, dass er sagt, wenn wir gerade bei so schwerwiegenden Erkrankungen wirksam helfen wollen, brauchen wir besondere Hochleistungszentren, die in der Lage sind, solche...

00:43:20 herausfordernde Erkrankungen dann wirklich zu behandeln. Da muss ich das vorstellen, du brauchst es ja damals vier Leute, die einen Patienten dort gepflegt haben. Da musste sozusagen umgelagert werden, Bauchlagerung, um sozusagen die Lungen zu entlasten, wo am Ende so über Druckbeatmung fast gar kein Sauerstoff mehr reingeging oder aufgenommen worden ist. Und das war ein Wettlauf mit der Zeit, was da auch stattgefunden hat. Das ist das, was man, glaube ich, auch daraus auch gelernt hat. Fakt ist aber auch, dass unser Gesundheitssystem mit all seinen Ausgaben

00:43:48 in vielen Teilen auch ineffizient ist, dass wir Gott sei Dank wegkommen von diesen Diagis zu sogenannten Vorhalteprämien. Das ist, glaube ich, eine kleine Revolution nach 20 Jahren, nach der Einführung der sogenannten Fallpauschalen, dass ein Krankenhaus jetzt nicht für jede Leistung Geld bekommen muss, also für jede Operation und für jede Behandlung, sondern dass das Krankenhaus, das ist es.

00:44:11 Es gibt 60 Prozent oder bei Kinderkliniken sogar 100 Prozent refinanziert bekommen, ohne dafür eine Leistung erbringen zu müssen. Also, vielen Dank. Ich habe auch Carmen Scheibenbogen zwischendurch nicken sehen. Gehen Sie da, das war jetzt zum Schluss sehr speziell, aber gehen Sie da grundsätzlich, gehst du da grundsätzlich, wird uns hast du geeinigt mit? Ja, also ich denke auch, dass unser Gesundheitssystem sicher in vielen Bereichen besser sein könnte.

00:44:39 Wobei immer die Frage ist, ob wir an diese Idealform überhaupt rankommen. Ich glaube, diese Aussage gilt genauso für Politik oder Schule oder was auch immer. Und wir bewegen uns natürlich in gewissen Beschränkungen. Aber ich sehe auch die Gründe für die große Unzufriedenheit, gerade in der Pandemie und gerade auch mit dem, was mit Menschen passiert, die jetzt an Long-Covid leiden oder an...

00:45:07 Impffolgen leiden und da ist sicher viel Luft nach oben, um das besser zu machen. Ich will euch nochmal ermuntern, euch dazu zu schalten und ein bisschen eure Eindrücke zu erzählen. Wie ist die Pandemie für euch gewesen? Was ist euch passiert? Welche Erinnerungen habt ihr noch? Was wollt ihr aber auch loswerden an meine beiden Gäste?

00:45:27 Und es ist ja für viele junge Menschen einfach eine total einschneidende Erfahrung gewesen und ein paar Stimmen aus Berlin haben wir für euch in diesem Film, den ich jetzt hoffentlich finde. Ich glaube, das müsste dieser hier sein. Nein, dieser hier müsste es sein. Ich würde über der ganzen Stadt so Nebel von Depressionen liegen.

00:45:53 Bund und Länder schränken das öffentliche Leben in Deutschland weiter drastisch ein. In jeder Familie wird das spürbar sein. Deutschlandweit sind von heute an Schulen und Kitas geschlossen. Das sind Maßnahmen, die es in unserem Lande so noch nicht gegeben hat. Fünf Jahre nach dem ersten Lockdown feiert Luzi heute Abend mit Freunden ihren Abschied. Morgen geht es für sie zum Work and Travel nach Australien.

Jugendliche Erfahrungen während der Pandemie und Long-Covid

00:46:18

00:46:18 Luzi ist 20 und hat viel nachzuholen. Mit 15, 16 zu Beginn der Pandemie hat sie sich regelrecht verfolgt gefühlt.

00:46:30 Und dieses Gefühl, dass ich dann auf irgendwelche illegalen Partys gehe, wo man irgendwie dann halt hofft, die Polizei kommt nicht. Oder in Momenten, wo man dann von der Polizei wegrennt, das ist beschissen. Man will leben, man will frei sein und dieses Freisein wird halt irgendwie bestraft.

00:46:53 Dieses Poker oder generell das Zuhause Treffen und irgendwie auch so mit dem Glücksspiel, hat sich schon daraus ein bisschen gefunden, dass man halt nicht rausgehen konnte. Tom, 22 Jahre alt Student. Die Ausgangssperre, sagt er, war das Schlimmste. So gab es kein Entrinnen vom Elternhaus.

00:47:12 Und da hat man sich wirklich so irgendwie dann eingeengt gefühlt. Irgendwie das ging irgendwie dann für mich teilweise gar nicht mehr. Man konnte ja vorher ausweichen. Wenn irgendwie Stress zu Hause war, dann konnte man rausgehen, sich mit Freunden treffen und so muss man halt zu Hause bleiben. Also nach dem Streit ins Zimmer gehen, okay, aber das ist ja auch keine Lösung. Irgendwann war das dann schon so, dass man dann gesagt hat, ja ich muss raus, aber ich darf halt nicht. Ich darf gar nicht, weil ich will, aber es ist ja verboten.

00:47:39 Verbote, an die sich sein Kumpel Jonathan nicht immer gehalten hat. Ich habe mich auch nicht komplett abgegrenzt. Er ist damals 18, studiert im ersten Semester Mathematik. Irgendwann dann nur noch von zu Hause aus. Doch es gab heimliche Treffen und illegale Partys.

00:47:59 Man überlegt sich, mit wem man sich trifft. Man testet sich. Irgendwann waren alle geimpft. Das war am Ende sehr affig. Obwohl man sich sowieso nicht erst am Tag schon testen musste, immer noch einen QR-Code vorzusehen. Man hat auch immer sein Handy dabei gehabt, weil man immer noch einen QR-Code scannen musste. Anstrengend war das im Allgemeinen schon. Ich hatte irgendwie am Anfang gehofft, dass man selbst

00:48:29 bestimmt da durch die ganze Corona-Krise gehen kann. Und ich war dann doch geschockt, wie sehr man bevormundet wurde. Und dann wurde ich plötzlich nicht nur von meinen Eltern bevormundet, sondern auch vom Staat. Ich finde gerade, wenn man so 15, 16 ist, ist die Entwicklung super krass. Weil davor ist ja noch ein Kind. Und dann so ab 16 wird überhaupt nicht...

00:48:52 entwickelst du wirklich deine eigenen Charakterzüge und die werden halt dadurch irgendwie, wie ich sagen, gestoppt oder zumindest gebremst einfach. Und dann erst mit 20 erst wieder erwachsen werden oder noch später und dann so Sachen erleben, die man eigentlich schon mit 16 erleben sollte, schwer. Bei mir ist verloren gegangen, dass ich so eine schöne, unbeschwerte Schulzeit hatte. Dieser Onlineunterricht war kacke und ich hätte gerne mehr

00:49:22 so ein richtiges Gefühl von Abi-Machen gehabt. Ich würde sagen, in der Zeit wurde einem die Jugend genommen. So, das sind die einen und wir kommen darauf zurück. Schaltet euch dazu, wenn ihr diese Erfahrung gemacht habt. Lasst uns aber vielleicht auch über die anderen reden. Und das sind Menschen, die heute noch an Corona bzw. an Long-Covid leiden. Zum Beispiel wie der Sohn von Katja. Katja ist jetzt bei uns.

00:49:51 Ja, hallo. Schönen guten Abend, Florian. Guten Abend, Frau Scheibenbogen und Herr Jöksel. Hallo Katja. Dein Sohn hat Corona, richtig? Wie alt ist er und wie geht es ihm? Ja, mein Sohn ist 17 und er hat Long-Covid in der schwersten Verlaufsform ME-CFS. Ich weiß jetzt nicht, ob schon ME-CFS erklärt wurde. Nee, das können wir vielleicht Carmen Scheibenbogen einmal kurz einschieben lassen, was es denn genau ME-CFS ist. Und dann kannst du sofort weitererzählen. Alles klar, so machen wir das.

00:50:21 Es ist eine schwere Krankheit und sie wird ausgelöst durch Infektionen. Und das Schlimme ist, dass man dann so eingeschränkt ist, dass oft fast gar nichts mehr geht. Im schlimmsten Fall sind die Betroffenen nicht mal in der Lage aufzustehen und sich nicht mal selbst zu versorgen und haben gleichzeitig oft schlimme Schmerzen und können nicht mehr denken und sind extrem empfindlich, auch wenn es zu laut, zu hell wird.

00:50:50 Dass dein Sohn auch so krank ist, wenn er jetzt bei dir zu Hause ist. Und ganz kurz, Long-Covid, ME-CFS? Ach so, ja. Genau, also Covid kann auch ME-CFS auslösen. Und wir wissen, dass 10 bis 20 Prozent aller Menschen, die Long-Covid haben, von dieser schweren Form ME-CFS betroffen sind. Katja, und das ist, was dein Sohn hat? Genau, und das ist auch das, was mein Sohn hat. Und was bedeutet das konkret für ihn im Alltag?

00:51:17 Also es bedeutet, dass er die Schule nicht besuchen kann. Schon zum einen, weil diese Erkrankung auch durch eine starke Reizempfindlichkeit geprägt ist. Also viel Geräusche, viele Leute, viel Licht führt auch zu einer Überlastung. Das ist ein weiteres Kennzeichen dieser Erkrankung, diese Belastungsintoleranz. Wenn man über die eigenen Grenzen geht, dann kriegt man einen Rückschlag im Sinne von, es geht einem dann noch schlechter.

00:51:45 sich den Erschöpfungszustand oder den Zustand, der fälschlicherweise als Erschöpfung benannt wird oder dargestellt wird, so vorstellen, dass es wie ein Akku ist, den man nicht mehr voll aufladen kann. Wir Gesunden können den Akku jeden Tag wieder auf 100 aufladen, durch ausreichend Schlaf, durch Urlaub, durch Entspannung. Das können ME-CFS-Betroffene nicht. Die haben einen Akku, der ist vielleicht zu 10%, 20%.

00:52:12 denjenigen, die es da besser geht und mildere Verläufe haben, auch bis zu 50 oder 70 Prozent wieder aufladen. Mein Sohn hat vielleicht einen Akku von 20 Prozent und damit muss er jeden Tag klarkommen. Das bedeutet, er kann auch wegen seiner Muskelschwäche das Haus nicht selbstständig verlassen. Zur Schule gehen geht gar nicht und er hat eben auch Probleme.

00:52:36 Mit dem Kopf nicht kognitive Einschränkungen, also er ist immer noch der große Stratege. Aber es ist so, dass er einen Dauerkopfschmerz hat, der sich auch verstärkt, wenn er sich übernimmt. Und übernehmen kann schon sein, dass er zu lange mit einem Freund am Telefon spricht. Deswegen kann er Freunde nicht treffen, außerhalb des Hauses sowieso nicht. Zu Hause bei uns kommt immer drauf an.

00:53:03 Kann auch schon eine halbe Stunde zu viel sein oder zehn Minuten. Und er kann wenig Bildschirmzeit nutzen, weil auch das eine Reizüberflutung ist. Und wenn ihr euch jetzt fragt, was macht er denn dann den ganzen Tag? Da ist es vor allen Dingen Podcasts hören. Er ist sehr sportinteressiert, Geschichte, Politik und eben in seiner Kernfamilie, sein Vater, sein Bruder und ich zu Hause. Wir führen natürlich Gespräche und was wir auch immer noch machen können, ist zusammen essen. Das können auch viele Kinder schon nicht mehr.

00:53:32 mit am Tisch sitzen und gemeinsam mit der Familie essen. Und kriegt ihr Unterstützung? Und was wünschst du dir von der Politik? Ja, wo bekommen wir Unterstützung, ist eine gute Frage. Also ich kann nur sagen, auf einem Long-Covid-Kongress in Jena im November 23 habe ich den Verein Nicht Genesen Kids kennengelernt. Das war damals ein sehr junger Verein, bestand gerade...

00:53:58 Ein paar Monate und ich war sehr beeindruckt von der Arbeit dieser Mütter, die betroffene Kinder haben. Ich habe mich diesem Verein angeschlossen seit einem Jahr, bin ich Länderbeirat Berlin, nicht genesen Kids und setze mich hier im Land Berlin gegenüber Politik und Gesellschaft für die Anliegen der Betroffenen ein. Und wenn du mich jetzt fragst, was wünsche ich mir von der Politik, dann würde ich unterscheiden zwischen Bundespolitik und Landespolitik.

00:54:25 Und von der Bundespolitik würde ich mir in erster Linie wünschen, mehr Awareness für diese Erkrankung und dass es einfach nicht untergeht. Also im letzten Koalitionsvertrag stand eine Verbesserung der medizinischen Versorgung für Long-Covid- und ME-CFS-Patienten. Das würde ich mir auch in diesem Koalitionsvertrag wieder wünschen.

00:54:48 Und dazu würde ich mir auch wünschen, dass weiterhin Bundesfördermittel bereitgestellt werden, um die Forschung zu stützen. Auch die Forschung von Kamm Scheibenbogen, weil Forschung ist Hoffnung auf Heilung. Im Augenblick gibt es keine heilenden Therapien. Und insofern ist das ein wahnsinnig wichtiges Anliegen. Wenn es um die Landespolitik geht, also die Politik des Berliner Senats, da würde ich mir wünschen, dass...

00:55:16 zum einen die Versorgungslücke endlich anerkannt wird und dass der Koalitionsvertrag des Berliner Senats, der eine Long-Covid-Ambulanz für Berlin vorsah, dieses Versprechen auch umsetzt. Weil das, was wir hören, ich war gestern im Gesundheitsausschuss im Abgeordnetenhaus, da hat der Senat sich so nach dem Motto eingelassen, naja, in anderen Bundesländern gibt es auch keine Long-Covid-Ambulanz.

00:55:41 Und wir wollen ja im Rahmen der Krankenhausreform auch ambulantisieren, also das heißt, weg von der Hochschulambulanz hin zu den Kindern und Hausärzten. Und da wissen wir, also es ist die Erfahrung vieler hunderter betroffener Familien in Berlin, es sind ungefähr 6000 Kinder hier in Berlin betroffen, dass das Fachwissen bei den Kindern und Hausärzten einfach fehlt. Und das mache ich denen nicht mal zum Vorwurf, denn sie haben in ihrer Praxis im Grunde keine Zeit.

00:56:09 Und sich mit so einer schweren Multisystemerkrankung, die sich in 200 unterschiedlichen Symptomen darstellen kann, überhaupt zu befassen. Aber das Wichtigste ist, Fachwissen zu generieren und zu verbreiten. Danke dir. Erstmal möchte ich dir sagen, Katja, dass sich im Chat ganz viele bei dir bedanken. Dani Schwarz schreibt, danke Katja für deinen Beitrag.

00:56:34 Igor Scheen schreibt, danke Katja, die Kinder und Jugendlichen, die unter der unheilbaren Krankheit Long Covid leiden, werden oft ignoriert. Jetzt hast du hier jemanden, der in einer neuen Bundesregierung sitzen wird. Du hast gerade den Wunsch geäußert, was im neuen Koalitionsvertrag stehen wird, würde ich direkt an Sela Juxel geben. Was kannst du Katja sagen?

Politische Reaktionen und Forschungsanstrengungen zu Long-Covid

00:56:58

00:56:58 Also was genau im Koalitionsvertrag stehen wird, kann ich noch nicht sagen, weil ich das auch tatsächlich noch nicht weiß. Aber ich weiß, dass Karl Lauterbach in der Arbeitsgruppe Gesundheit mitverhandelt hat und wir hatten heute noch eine Telefonschalte gehabt. Und ich weiß, ohne ein Geheimnis zu verraten, dass das eines der wichtigsten Punkte ist, dass nämlich die Förderung...

00:57:17 da weitergehen muss. Wir sind noch nicht am Ende. Wir können auch nicht sagen, dass wir jetzt so viel wissen, was insbesondere die Diagnose und Therapie anbelangt, dass wir da jetzt schon einen Strich drunter ziehen könnten. Das muss weitergehen und ich kann unterstützen, was Katja da gerade auch gesagt hat. Wir brauchen aus meiner Sicht sogar eine noch größere Anstrengung. Wir haben ja auch die Breite gerade auch gesehen, dass zwischen 100.000 bis 2,5 Millionen Menschen in Deutschland ja betroffen sind.

00:57:43 Und diese Breite kommt auch deshalb zustande, weil leider die hausärztliche Versorgung nicht wirklich gut funktioniert. Das heißt, es ist eine Odyssee, bis man beim richtigen Arzt in der richtigen Fachambulanz gelandet ist. Man wird nicht erkannt.

00:57:55 Es wird als psychische Störung auch ausgemacht. Ich habe viele Fälle gehabt, wo auch konstruiert worden ist, dass es ein Bindungsverhältnis, eine Bindungsstörung zwischen Mutter und Kind und ähnliche Dinge ist. Ich habe wirklich die tollsten Dinge da auch erlebt im Petitionsausschuss von betroffenen Familien, die sich dann als letzten Strohlmann in den Petitionsausschuss gewandt hatten in Nordrhein-Westfalen, wo ich Vorsitzender war und während der Corona-Pandemie auch Vorsitzender war. Und deshalb muss...

00:58:21 die Forschungsanstrengungen weitergehen. Wir brauchen insbesondere auch, was die Therapie anbelangt, auch weitere Anstrengungen, die stärker sein müssen, als was wir gegenwärtig haben. Ich möchte unbedingt Carmen Scheibenbogen auch fragen, wie sie das sieht und ob genug gemacht wurde und gemacht wird. Vorgestern klang Karl Lauterbach relativ...

00:58:40 Optimistisch sagt unsere Initiativen, Long-Covid-Patienten zu helfen, zeigen erste Erfolge. Wir können denjenigen, die immer noch unter den Folgen der Pandemie leiden, Hoffnung geben und arbeiten weiter mit dem Ziel der Heilung. Wie guckst du da drauf, Carmen? Also er hat sich ja eine Menge angestoßen. Ich glaube, es gibt niemanden wieder in Europa und USA jetzt schon gar nicht mehr, der so viel bewegt hat.

00:59:08 der also auch geschafft hat, dass viele Versorgungsprojekte jetzt starten. Versorgung heißt ja erstmal nur, dass wir uns um die Erkrankten adäquat kümmern können. Und da gibt es also für die Kinder jetzt dieses deutschlandweite Netzwerk und es gibt auch für die Erwachsenen eine Reihe von Projekten. So haben wir zum Beispiel 10 Millionen Euro bekommen.

00:59:30 um in Berlin wirklich ein Versorgungsnetzwerk in die Breite aufzubauen. Da werden wir also mit 100 Hausarztpraxen zusammenarbeiten und da werden wir gucken, dass wir die Erkrankten dann auch ganz früh über diese Hausärzte dann auch gut diagnostizieren, gut erstmal in der Anfangsphase auch behandeln und diejenigen, die einen schwereren Verlauf haben, dass wir die auch ganz schnell bei uns sehen in den Hochschulambulanzen mit vielen Zusatzangeboten, psychotherapeutischen Begleitung.

00:59:59 eine Begleitung auch was Dinge angeht, wie kann ich noch arbeiten, wie muss ich vielleicht den Arbeitsplatz anpassen. Und da sehe ich auch ein ganz großes Engagement von den Hausärzten, von den Niedergelassenen jetzt, also die da auch dabei sind und das wirklich umsetzen wollen. Und das war eben auch nur möglich durch diese ganze Aufklärungsarbeit und dadurch, dass es jetzt auch Geld gibt. Also wir sind in Berlin wahrscheinlich sogar so weit, dass wir auch mit dieser Spezialarbeit

01:00:25 ambulanten Palliativversorgung zusammenarbeiten werden, um endlich auch zu diesen Schwerkranken gehen zu können und auch die zu Hause versorgen zu können. Das ist also eine Menge angestoßen worden. Aber das ist der eine Teil, dass man diese Menschen erstmal versorgt, ihnen hilft. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir sie damit heilen können. Und das ist der andere Teil.

01:00:48 Und der ist extrem wichtig und das geht leider viel zu langsam. Und das geht eben um die Entwicklung von heilenden Medikamenten. Also nicht nur Medikamente, die Schmerzen lindern oder den Schlaf verbessern, sondern die wirklich an den Ursachen angreifen. Warum geht das so langsam? Und da, wenn wir jetzt mal...

01:01:05 Schritt zurück gehen und schauen, was war vor der Pandemie. Diese Erkrankung gab es vorher auch schon. Also wir hatten 2023 im Equic, das ist so ein Institut, das auch am BMG mitarbeitet, mal die Situation erfasst. Und wir sind da schon ausgegangen, dass etwa 150.000 bis 300.000 Menschen in Deutschland eine ME-CFS leihen. Aber die Erkrankung war vielen Ärzten zu dem Zeitpunkt unbekannt.

01:01:29 überhaupt keine Spezialambulanzen. Da hatte Berlin eine Sonderstellung, diese Ambulanz auch vor über 15 Jahren übernommen und letztendlich ausgebaut mit einer Stiftung, die uns fördert. Und diese Erkrankung wird oder wurde zu dem Zeitpunkt in der Medizin überwiegend eingeordnet als eine funktionelle Störung. Also ein Mensch, der so viele Symptome hat und wo man erstmal so nichts findet, das muss ja irgendwie eine funktionelle Erkrankung sein. Das hat man leider oft gehört.

01:01:56 Was heißt funktionelle Erkrankung? Funktionelle Erkrankung heißt, ich habe Stress und dann kriege ich Kopfschmerzen und Bauchschmerzen. Das ist funktionell. Das ist ja auch häufig, das ist ja auch wichtig, dass man sich dem auch annimmt. Aber das war eben für diese Erkrankung sicher eine Fehleinschätzung und da sind auch viele Fehlbehandlungen oder Nichtbehandlungen dadurch passiert. Und da hat sich jetzt in der Pandemie viel geändert, noch nicht bei allen. Es gibt immer noch ein paar, die...

01:02:20 diesen alten Konzepten nachhängen. Aber in der Breite würde ich jetzt sagen, ist das bei vielen Ärzten angekommen. Aber die haben natürlich auch erstmal, die wissen oft gar nicht, was sie tun sollen. Die sind hilflos. Die haben vielleicht auch gar nicht die Möglichkeiten, sich mit diesen schwer kranken Patienten so viel Zeit zu nehmen und wirklich auch vernünftig zu versorgen. Und da kommt eben jetzt diese Förderung.

01:02:42 die jetzt gerade anläuft. Viele Betroffene sagen, ich merke davon nichts, zu mir kommt keiner. Ja, das ist richtig. Also es ist bislang wenig bei den Betroffenen angekommen.

01:02:51 Aber die Hoffnung ist groß, dass wir jetzt in, sagen wir mal, vielleicht Ende dieses Jahres, Anfang nächsten Jahres in Berlin solche Strukturen haben, dass wir viel besser helfen können und dass die Versorgung dann einfach so ist, wie sie sein soll. Wenn ein Kind jetzt Multiple Sklerose bekommen würde mit 17 Jahren, dann hätte es ja auch sofort eine Überweisung an die Hochschulambulanz und dann würde man auch sehr schnell versuchen, eine Therapie zu beginnen. Und jetzt komme ich nochmal ganz kurz zurück auf diese Therapien.

01:03:19 Diese Therapien gibt es bis heute nicht, obwohl diese Erkrankungen sehr wahrscheinlich gut behandelbar wären. Das Gute an diesen Erkrankungen ist nämlich, es sind keine Erkrankungen, die den Körper...

01:03:32 angreifen und zerstören, wie die Multiple Sklerose, wie Rheuma. Es sind wahrscheinlich funktionelle Störungen, aber nicht funktionell im Sinne von psychisch belastet, sondern dass wichtige Körperfunktionen aus der Takt geraten, also das unbewusste Nervensystem, das Immunsystem. Und da gibt es schon Forschungen, jetzt gerade in den letzten zwei Jahren, die auch klar aufzeigen, wie man diese Erkrankung behandeln könnte. So, wie behandelt man mit Medikamenten?

01:04:00 man eine Zulassung für diese Medikamente und dazu muss man erstmal Therapiestudien machen und diese Therapiestudien macht normalerweise die pharmazeutische Industrie, aber die macht diese Therapiestudien leider fast nicht.

01:04:12 Auf unterschiedliche Gründe. Ich habe gerade wieder einen großen Artikel gelesen. In den USA ist es genauso. Die Erkrankungen ist ihnen noch nicht ausreichend erforscht. Es ist natürlich inzwischen auch relativ teuer, klinische Studien zu machen. Wir wollen ja auch Medikamentenstudien machen mit schon zugelassenen Medikamenten. Off-Label-Use heißt es dann? Off-Label-Use heißt es, wenn ich so einsetze. Und Repurposing heißt es, wenn ich ein Medikament, was jetzt zum Beispiel bei Rheuma zugelassen ist, jetzt auch für Long-Covid einsetzen möchte. Da gibt es vielleicht auch Sorge, dass ein Medikament, was

01:04:41 schon gut verkauft wird, dass es dann vielleicht nochmal neue Nebenwirkungen geben könnte. Also die Gründe sind unterschiedlichster Art, aber kurzum, bis heute gibt es hier kaum diese Therapieentwicklung, die gemacht werden müsste und da brauchen wir also Gelder auch vom Bund. Da hatte Frau Stark-Watzinger vom BMBF uns dann Ende 2022 auch 10 Millionen Euro der Charité gegeben und für

01:05:09 Andere klinischen Studien, also in Frankfurt zum Beispiel ist auch eine Studie angelaufen, in Erlangen gab es also Förderungen und das läuft auch vielversprechend. Also wir haben auch erste Ergebnisse. Wir sehen zum Beispiel, dass ein Teil dieser Erkrankung sogenannte Autoimmunerkrankungen sind und da gibt es viele Medikamente, die wirksam sind. Und der nächste Schritt ist aber jetzt, dass wir noch mehr...

01:05:31 Und da ist jetzt wirklich unsere große Hoffnung mit der nächsten Regierung, dass es weitergeht. Denn seit Frau Stark-Watzinger weg ist, sind wir da momentan in der Warteschleife. Und es dauert einfach uns und natürlich auch den Betroffenen momentan viel zu lange. Genau und ich danke schön. Ich würde das einmal noch zu Katja zurückgeben. Da gab es Optimismus von Lauterbach. Ich habe auch gerade rausgehört, dass da in Berlin nächstes Jahr hoffentlich sich die Betreuungs- und Behandlungsmöglichkeiten verbessern. Bist du ähnlich optimistisch?

Herausforderungen in der Versorgung und Einbindung von Kinderärzten

01:06:00

01:06:00 Ich will mal sagen, ich bin verhaltenoptimistisch, weil was Frau Scheibenbogen jetzt anspricht, betrifft ja sozusagen das Versorgungsforschungsprojekt Paris Care, wenn ich richtig informiert bin und die Einbindung der Hausärzte. Sprich, Hausärzte sind ja für die Erwachsenen jedenfalls die erste Anlaufstelle. Aber die erste Anlaufstelle für die Kinder sind die Kinderärzte.

01:06:24 Und bei den Kindernärzten erleben wir, dass sie ohnehin schon in Berlin völlig überlaufen sind und im Januar auch eine Pressemitteilung des Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte durch die Presse ging, dass die Versorgung nicht mehr gewährleistet ist, wenn das so weitergeht und zwar schon ohne MECFS-Patienten. Und ich weiß auch, dass es ein Versorgungsforschungsprojekt für die Kinder geben wird, PETnet LC, unter Prof. Dr. Uta Behrens, also unsere Koryphäe für die Kinder, das Pendant zu KM Scheibenbogen.

01:06:53 Und die jetzt auch eine Studie, aber eben an den Unikliniken durchführt, sodass nicht nur MRI München und Würzburg große Expertise haben, sondern die anderen Zentren werden auch geschult, unter anderem das SPZ der Charité. Zunächst werden die Ärzte dort geschult und dann geht es eben weiter, um zu gucken, welches Kind mit welchen Symptomen wurde, mit welcher Versorgung.

01:07:18 besser oder nicht besser, also um nachher zu sehen, was hilft wem. Das ist auch ein super Projekt und ich bin über beide Projekte extrem froh. Und mit mir der ganze Verein Nicht-Genesen-Kids, alle Mitglieder und viele andere Betroffene sicherlich auch. Aber ich würde mir wünschen, einen Satz bitte noch, ich würde mir wünschen, dass so eine Einbindung auch der Kinderärzte passieren würde.

01:07:41 Weil das ist für uns die erste Anlaufstelle und die müssten sozusagen auch ins Brot genommen werden. Und wenn ich jetzt noch zwei Fragen stellen dürfte, eine an Kamen Scheibenbogen, eine an Herrn Juxel, geht das? Nein, wenn du sie kurz stellst, ja, ich stelle sie kurz. Kamen Scheibenbogen, die 100 Hausärzte, haben Sie die in Berlin schon zusammenbekommen? Also haben Sie schon 100 Hausärzte in diesem Projekt oder sammeln Sie die gerade erst noch ein?

01:08:09 Wir sammeln die, aber wir haben letztendlich alle mit im Boot. Also der Hausärzteverband Berlin-Brandenburg sehr engagiert, auch durch seine Vorsitzende und die KV Berlin. Und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die bis spätestens zum Sommer alle 100 haben werden. Und vielleicht noch eine kleine Hoffnung auch für Kinder. Hausärzte versorgen ja teilweise auch Kinder und Jugendliche. Und wir hoffen natürlich sehr, dass wir hier nachhaltige Strukturen schaffen. Also nicht, wenn die Förderung in drei Jahren ausgelaufen ist.

01:08:39 dass dann wieder alles vorbei ist, sondern dass es eben dann auch Strukturen gibt, weil man sich auskennt und dass die Kinder und Erwachsenen dann auch

01:08:47 gut versorgt sind für die Zukunft. Wollen sich Menschen noch dazu schalten, die Impfgeschädigte sind? Du kannst gerne, Katja, noch deine kurze Frage mit bitte um eine kurze Antwort an Zerda Juxel stellen. Wegen der neuen Bundesregierung. Ich stimme mit Kamm Scheibenbogen darüber ein, dass Herr Lauterbach hervorragende Arbeit geleistet hat, gerade für die Long-Covid- und ME-CFS-Community.

01:09:10 Und ich würde mir auch eine Fortsetzung wünschen. Insofern, wenn Sie auch so lobend über Herrn Lauterbach sprechen, bleibt er denn unser Bundesgesundheitsminister? Das kann derzeit wirklich niemand sagen. Er würde es gerne weitermachen, das weiß ich von ihm. Katja, danke für deine Geschichte. Danke, dass du dich hinzugeschalten hast.

01:09:30 Und also ihr seid total rege dabei, ihr wollt euch da zuschalten, ihr schreibt in den Chat. Ich will mal zwei Nachrichten aus dem Chat gegenüberstellen und dann bist du dran, Steffi, damit man so sieht, wo das sozusagen, welche Pole hier aufgemacht werden. Also Ullitz schreibt, es liegen tausende Kinder mit Long Covid im Bett, sind komplett aus dem Leben gerissen. Vorübergehend auf Party zu verzichten, dagegen ist doch weniger dramatisch. Den kranken Kindern ist ihr Leben auf Dauer genommen.

01:09:58 Und 19anil07 schreibt, den Kindern wird jede Zukunftsperspektive genommen. Schulsystem und Gesundheitssystem müssen angepasst werden. So, und dann jetzt kommen wir zu dir, Steffi. Willkommen. Du bist Sprecherin von Nicht-Genesen Niedersachsen und hast eine Impfschädigung und ME-CFS, richtig? Genau.

Impfschäden, Stigmatisierung und fehlende Anerkennung

01:10:24

01:10:24 Ich bin seit Dezember 2021 betroffen nach meiner zweiten Impfung und richtig heftig nach der Booster-Impfung. Also ich habe ME-CFS, bin mittlerweile Rentnerin mit 42 und kämpfe seit drei Jahren mit ganz vielen tollen Menschen aus ganz Deutschland, dass wir Impfgeschädigten, Post-Vac und auch langjährige ME-CFS-Patienten.

01:10:48 die Hilfe bekommen, was Frau Scheibenbogen schon erzählt hat, was gerade vorangeht. Wir brauchen Spezialzentren, wir von nicht genesen waren, am runden Tisch gestern vertreten, im BMG. Also wir tun was, weil wir wollen gesehen und gehört werden und vor allem brauchen wir Hilfe. Und ich finde, was mich so ein bisschen stört, ich finde es erstmal gut, dass sie dieses Format macht und uns Impfgeschädigten auch einfach mal eine Plattform gibt.

01:11:17 weil wir ja gerne immer in irgendeine Schublade gesteckt werden, in die wir gar nicht rein wollen. Wir wollen einfach, dass man auch offen über uns redet, dass unsere Schäden anerkannt werden, weil wir halt nun mal dadurch krank sind. Ich finde es halt sehr, sehr schwierig, dass wir trotz unserer Erkrankung mit den Versorgungsämtern uns so rumschlagen müssen und wir als Betroffene zusehen müssen, zu beweisen.

01:11:43 dass die Impfung uns krank gemacht hat und nichts anderes. Und Steffi, das musst du mir sofort genauer erzählen. Ich will einmal Carmen Scheibenbogen fragen, worüber reden wir genau, wenn wir über Impfschäden reden? Was ist ein Impfschaden? Ist das eine Nebenwirkung von der Impfung oder was ist das? Ja, das ist letztendlich eine Folge, also eine Erkrankung, die im direkten Zusammenhang mit der Impfung auftritt. Und das sieht ganz ähnlich aus wie Long-Covid. Ich meine, der gemeinsame Nenner ist ja auch der Kontakt mit diesem Spike.

01:12:11 was eben auch eine starke Immunantwort auslöst. Und das kann, wie wir es jetzt gerade hören, auch genauso aussehen wie ME-CFS. Das heißt, gibt es da einen Unterschied auch in den Zahlen? Das ist eine Frage, die kann ich gar nicht beantworten, weil es gibt dazu bislang keine Erhebung in die Breite, wie viele betroffen sind.

01:12:40 Es sind sicher sehr viel weniger. Also das soll aber auf keinster Weise heißen, dass ich das Problem kleinreden will. Ich will das nur, oder sag mal, unsere Sorge ist immer ein bisschen, dass sich deswegen dann in Zukunft niemand mehr impfen lässt. Und das ist, glaube ich, auch so die Sorge, die viele Ärzte haben, dass sie dann so sich damit nicht beschäftigen wollen oder sagen, das kann ja gar nicht sein oder so. Also einfach nur mal, um das einzuordnen, um das zu verstehen.

01:13:05 Aber es ist relevant und dadurch, dass so viele geimpft wurden, betrifft es natürlich auch viele. Und es gibt Studien aus der Charité, die das auch untersucht haben, wie dieses Krankheitsbild aussieht. Oder auch aus Yale gibt es viel beachtete Studien. Es gibt inzwischen auch Studien zu Krankheitsmechanismen. Das ist auch eine Studie von meiner Kollegin aus der Neurologie. Zeigt das auch Auto-Antikörper?

01:13:27 mit zum Beispiel Nervengewebe reagieren. Also genau das, wie wir es auch sehen nach Long Covid. Und genau so sollten...

01:13:36 die Betroffenen natürlich auch dann versorgt werden und Medikamente entwickelt werden. Und wir wollen auch genauso eine Behandlungsstudie machen mit Immunabsorption. Leider haben wir bislang jetzt nicht die Förderung. Also auch das, ich drehe mich nach rechts. Also wir brauchen unbedingt das Geld, damit wir auch solche Studien schnell machen können. Und dann wird man das wahrscheinlich auch genauso behandeln können. Also man kann nicht genau abschätzen, wie viele es sind, weil es nicht erhoben wird. Ich würde da auf Steffi nochmal.

01:14:05 Was hast du denn da für einen Weg, um zu beweisen oder um zu einer Diagnose zu kommen, dass du einen Impfschaden hast? Also ich habe Gott sei Dank mittlerweile Ärzte, die mir glauben. Ich habe auch zwei, zwei Jahre gekämpft. Ich bin teilweise aus Praxen rausgeschmissen worden. Mich wollten Schulmediziner nicht behandeln. Ich bin teilweise nur an Privatärzte geraten, die ich mir...

01:14:34 überhaupt nicht leisten konnte, weil ich war schließlich die ganze Zeit krankgeschrieben. Ich stand mitten im Berufsleben und bin morgens aufgewacht, wollte arbeiten gehen und war gelähmt. Ich konnte auf einmal nicht mehr aufstehen. Und bei mir ist es so, dass ich eine Corona-Infektion tatsächlich erst ein Jahr nach der Impfung hatte, wo es mir schon schlecht geht, wo ich schon am Rollator gelaufen bin. Mittlerweile sitze ich im Rollstuhl.

01:15:01 Und ich bin eine derjenigen, die hier in Hannover in die Medizinische Hochschule gekommen sind. Da haben wir seit Anfang des Jahres, seit Mai, auch endlich eine Anlaufstelle im Zentrum für seltene Erkrankungen, die uns Patienten aufnehmen. Und da kann man feststellen, dass ein Zusammenhang zur Impfung besteht, weil all diese Beschwerden kurz nach der Impfung aufgetreten sind.

01:15:27 Und mittlerweile ist es so, dass bei mir zum Beispiel vermutet wird, dass das Krankenhaus, wo ich als erstes eingeliefert worden bin, damals schon das Julien-Barré-Syndrom erwähnt hat, mich dann aber nicht mehr weiter darauf untersucht hat. Und jetzt sieht es so aus, als wenn es das gewesen ist und ich so eine chronische, inflammatorische Neuropathie gebildet habe. Und drei Prozent der Betroffenen landen dadurch im Rollstuhl.

01:15:51 Steffi, ich würde gerne an dieser Stelle noch jemanden dazu holen. Felicia Binger, wenn du deine Kamera anmachst, dann können wir dich dazu holen. Du bist in einer ähnlichen Situation, hast auch einen Impfschaden. Felicia, deine Kamera, okay, das klappt wohl nicht. Jetzt bist du vielleicht da. Felicia, herzlich willkommen. Hallo, guten Abend.

01:16:18 Felicia, wie ist die Situation bei dir? Wie ist die Situation bei mir? Ja, ich habe mich im Mai 2021 impfen lassen gegen Corona mit Biontech. Das hatte bei mir ganz einfach die Hintergründe. Also zum einen hatte ich tatsächlich einfach große Angst vor Corona. Ich hatte meinen Stiefvater, der zu diesem Zeitpunkt im Hospiz lag, den ich besuchen wollte.

01:16:44 Und auch in meinem beruflichen Kontext. Also ich kam gerade aus der Ausbildung und da wurde eben auch der Impfstatus abgefragt, sodass es einfach viele Gründe gab, weswegen ich gesagt habe, ich mache das und bin dann auch quasi direkt im Impfzentrum zusammengeklappt.

01:17:01 Etliche Symptome, neurologische Symptome. Es hat sich an der Haut gezeigt. Ich konnte nicht mehr eigenständig kauen. Meine Muskeln haben nicht mehr funktioniert. Ich konnte eine Zeit lang nicht sprechen. Also ganz, ganz schlimm. Und ja, dann ging eben auch mein Ärzte-Marathon.

01:17:17 Und es hat ungefähr ein Jahr gedauert, bis ich tatsächlich das erste Mal dann in einer Klinik war, wo ich ernst genommen wurde. Und es hat noch ein weiteres Jahr gedauert, bis ich dann meine Diagnosen bekommen habe. Eben auch ME-CFS, Small-Fiber-Neuropathie, Durchblutungsstörungen, eine Störung der Mitochondrien. Also alles Dinge, die eben auch bei Long-Covid bekannt sind.

01:17:44 Und bei uns ist dann eben noch das Problem, dass wir sehr mit dieser Stigmatisierung zu tun haben. Wir werden in eine Ecke geschoben. Was meinst du damit genau?

01:17:55 Ich meine damit, dass wir gerne, also es passiert sehr, sehr häufig, dass wir dadurch, dass wir über diese Erkrankung reden, für die wir nichts können, in eine Ecke gedrängt werden. Also gesellschaftlich, dass zum Beispiel bei mir auch ein Teil der Familie mir gar nicht glauben wollte, dass ich bei Ärzten war, die mir tatsächlich ins Wort gefallen sind und mir sagte, das könnte nicht sein, dass ich nach der Impfung erkrankt bin. Also ganz, ganz schlimme Situation, auch psychisch.

01:18:24 was ähnliches hat Steffi auch angesprochen, eher dann so in eine Schwurblerrichtung abgestellt, weil du darüber redest. Verstehe ich das richtig? Ganz genau so. Und das eben im näheren Umfeld, auch bei Ärzten. Und das ist natürlich, wenn man sich in so einer Notlage...

01:18:39 befindet und eh schon krank ist und körperlich am Ende besonders schlimm. Und dazu kommt dann eben auch die fehlende Behandlung, die fehlenden Mittel, die Nichtanerkennung von den Versorgungsämtern, die Nichterhebung, der verzweifelte Versuch, vielleicht in einer Long-Covid-Ambulanz aufgenommen zu werden, dort auch abgeschmettert zu werden. Also man steht überall vor verschlossenen Türen.

01:19:04 Vor allem wird uns gesagt, wir sollen uns ausgeben als Long-Covid. Dann würde uns mal besser behandeln können, als wenn wir sagen, wir sind Post-Fakt-Betroffene. Das kommt auch noch mit dazu. Serdar Yüksel, hat die Politik Menschen mit Impfschäden vergessen? Also ich glaube, dass während der Corona-Pandemie das Impfen und die Impfquote nach oben zu bringen, so sehr im Vordergrund gestanden haben.

01:19:28 Und in den Diskussionen vielleicht auch die Nebenwirkungen ein bisschen hinten rüber gefallen sind. Es war immer klar, dass jede Impfung, jede aktuelle Impfung, die es jetzt auch gibt, auch immer mit Nebenwirkungen behaftet ist. Und es gibt auch schwerwiegende Impfschäden.

01:19:44 Und diejenigen, die auch bei anderen Impfungen auch immer wieder den kausalen Zusammenhang herstellen mussten, um zu sagen, das war jetzt ein Impfschaden, von denen weiß ich, dass das auch ein jahrelanger Kampf war, vor Sozialgerichten dagegen zu klagen, die richtigen Gutachter, die richtigen Ärzte zu finden, die genau sagen, es besteht der kausale Zusammenhang zwischen der Impfung und deiner Erkrankung. Und deshalb brauchen wir neben der Behandlung...

01:20:07 Aus meiner Sicht auch tatsächlich vernünftige Daten. Daten, wie viele von diesen Impfschäden auch tatsächlich betroffen sind. Warum gibt es sie nicht? Es gibt sie punktuell, es gibt sie aber nicht für deutschlandweit, soweit ich weiß. Es gibt sozusagen Forschung in dem Bereich, weil natürlich genau dieser Zusammenhang, zu sagen, das ist ganz klar ein Impfschaden gewesen.

01:20:26 Gegenstand von sozialgerichtlichen Verfahren, von gutachterlichen Verfahren ist. Also man kann jetzt nicht sagen, man nimmt jetzt irgendwo Blut ab und anhand von Blutwerten kann man jetzt sehen, das ist jetzt ein Impfschaden, das ist das und das. Es ist ja eben eine systematische Erkrankung, deren Diagnose gar nicht so einfach sind. Und dieses Guillain-Barré-Syndrom, es ist eine postinfektiöse Neuropathie, das hat Steffi gerade auch nochmal gesagt gehabt, gab es auch vor Corona schon. Das heißt, viele Menschen, die an schweren Infektionen erkrankt waren, erkranken auch an diesen Neuropathien.

01:20:55 die genau wie von Steffi beschrieben zu solchen Situationen führen, dass man sogar im Rollstuhl damit auch landen kann und ganz lange gebraucht, um damit zu genesen. Das heißt, der kausale Zusammenhang, den Beweis zu erbringen, es ist ein klarer Impfschaden, ist nicht einfach beizubringen. Carmen Scheibenbogen, also es gibt kein nationales Register für Impfschäden?

01:21:19 Doch, es gibt beim Paul-Ehrlich-Institut eine Stelle, wo man Impfschäden meldet, entweder als Betroffener oder auch als Arzt. Aber es ist sicher untererfasst. Also die Zahlen, die dort, ich habe jetzt länger nicht mal reingeschaut, aber es sind Zahlen, ich glaube zuletzt waren es etwa 2000 vielleicht.

01:21:38 Wisst ihr das auch besser? Also das spiegelt nicht das wider. Das Problem ist wirklich, dass solche Folgezustände sofort auftreten können oder auch erst nach Wochen auftreten können. Und das in der Zeit, wo natürlich auch Virusinfektionen sehr unter uns sind.

01:21:57 Es ist wirklich im Einzelfall oft schwierig einzuschätzen. Ich habe selbst Patienten, die sitzen da und sagen, naja, ich bin dann krank geworden. Ich hatte eine Impfung, ich hatte Covid. Ich weiß gar nicht, was mich krank gemacht hat. Wir versuchen das dann wirklich immer so genau auseinanderzunehmen in der Geschichte. Wie war die erste Impfung, die zweite Impfung und so weiter. Aber wir haben bis heute wirklich auch keinen klaren Beweis. Und das ist natürlich dann sozialrechtlich auch oft extrem schwierig. Und in diesem Spannungsfeld bewegen wir uns momentan damit.

01:22:27 Ende, um es pragmatisch anzugehen, denke ich, ist ganz entscheidend, dass wir auch wirklich gucken jetzt, wie können wir es behandeln. Und wenn man es nämlich gut behandeln könnte, dann wäre ja auch allen am meisten geholfen. Also ich höre vor allem auch viel raus, dass Geld fehlt, obwohl schon viel Geld zur Verfügung gestellt wurde. Genau, also es fehlt noch Geld, weil ich meine, es gibt ja auch Zahlen. Das, was das kostet jetzt, dass so viele Menschen so krank sind, also nicht nur die

01:22:53 persönlichen Schicksale, sondern was uns das auch kostet in der Medizin, in der Gesellschaft. Da sind ja auch überwiegend Menschen im Berufs...

01:23:00 tätigen Alter, also die jetzt auch ja uns dringend fehlen, das steht in keiner Relation zu dem, was es kosten würde, dass wir Medikamente entwickeln. Und da ist wirklich jetzt auch mein Appell, wenn wir jetzt sehen, der Rest der Welt tut es nicht. Gerade in den USA sehen wir ja gerade eine Entwicklung, dass quasi alles gestoppt wurde, was Long-Covid-Forschung angeht, was Therapieentwicklung angeht. Und wir sehen auch, Europa passiert es kaum. Dann müssen wir das jetzt tun und wir können das auch tun, denn wir haben ganz gut verstanden, wie die Erkrankung funktioniert und wir kennen schon die Medikamente.

01:23:29 Und ich hoffe jetzt einfach sehr, dass wir jetzt das in Angriff nehmen und dass wir jetzt 25, 26 die Therapiestudien durchführen und dann hoffentlich auch, ich denke, dann kommen auch die Pharmafirmen ins Boot, weil die sehen ja dann auch, dass man damit viel Geld verdienen kann, dass wir dann auch schnell diese Medikamente haben, um allen helfen zu können. Möchte ich an Serda geben und dann zu euch beiden und dann zu euch in den Chat. Also ich will nochmal unterstreichen, wie wichtig das ist, dass man sich...

01:23:57 Man ist ja von jetzt gleich aus dem Leben gerissen und man hat das Gefühl, man ist da ganz allein und niemand anders ist da. Und es ist so wichtig, dass man sich miteinander vernetzt, dass man voneinander weiß, dass Selbsthilfegruppen...

01:24:09 dann auch total aktiv sind. Dass wir jetzt die Awareness auch in der Politik haben, hängt wirklich mit total engagierten Menschen zusammen, die sagen, das, was ich durchgemacht habe, sollen andere nicht durchmachen. Wir haben das im Fall gerade auch erlebt, das betrifft ja auch die gesamte Familie, das gesamte soziale Umfeld, da noch Kraft aufzubringen und zu sagen, ich engagiere mich auch noch als Selbsthilfegruppe, vernetze mich mit anderen und wir sind dann auch laut und wir wollen auch gehört werden mit unserem Leiden. Das ist so ungemein wichtig und ich kann euch nur ermuntern,

01:24:38 nicht leise zu werden, sondern weiterhin laut auch zu bleiben, damit genau dieses Schicksal nicht untergeht und damit das nicht irgendwann mal so verschwindet.

01:24:46 Denn auch wenn es nur 2.000 sind oder vielleicht 3.000 sind, jedes einzelne Schicksal ist eine riesengroße Katastrophe für den Betroffenen, von jetzt auf gleich Dinge plötzlich nicht mehr zu können und plötzlich aus dem gesamten sozialen Umfeld rausgerissen zu werden, den Beruf aufgeben zu müssen und viele andere Dinge. Da braucht es eben nicht nur die medikamentöse Hilfe, sondern insbesondere auch eine psychosoziale Begleitung und Unterstützung. Und ich denke da zum Beispiel an Rehabilitation, zu sagen, welche Möglichkeiten gibt es nochmal, dass man diesen Menschen auch nochmal hilft.

01:25:16 neben einer medikamentösen Behandlung auch eine Unterstützung, wieder in die Gesellschaft, auch wieder zurückkehren zu können. Also Felicia Binger, Vernetzung ist eine Sache, die Seda Yüksel sagt. Wie reagierst du darauf? Wie reagiere ich darauf? Ja, bei mir ist es so, ich habe im September 21, also ein paar Monate nach meiner Impfung,

Erfahrungen und Reaktionen von Post-Vac-Betroffenen

01:25:38

01:25:38 habe ich das öffentlich gemacht, dass ich eben krank bin seitdem. Also noch vorsichtig. Ich habe mich da noch nicht so richtig getraut, weil ich auch Angst hatte vor den Reaktionen. Aber ich wollte einfach wissen, hey, wie ist das? Bin ich alleine? Kann das sein? Und habe darauf einen riesigen Schwall an Reaktionen bekommen. Mein Post wurde in verschiedene Sprachen übersetzt und dann kamen ja auch Zeitungen und so weiter. Also die Leute haben sich drauf gestürzt. Es haben sich Tausende.

01:26:05 Mindestens 10.000 Betroffene jetzt über die letzten Jahre bei mir gemeldet und gesagt, wie es ihnen geht, was sie tun können, woher bekommen sie Hilfe. Also ich sitze da so auch nur als Privatperson im Hintergrund und ich bekomme nach wie vor nach vier Jahren also immer noch jeden Tag Nachrichten von Betroffenen, die nicht wissen, wohin sie gehen können, die nicht wissen, wer hilft ihnen und dann eben auch nochmal zurück.

01:26:31 zum Versorgungsamt, das eben die Fälle einfach ablehnt und darauf verweist, dass es keine Definition gibt. Und da, ja, sich die Behörden eben auch so den Ball hin und her spielen und keiner will so richtig zuständig dafür sein. Und ich will da einfach nochmal festhalten, dass es hieß, dass der Staat einem hilft im Falle eines Impfschadens. Und das ist hier einfach, dass es nicht passiert. Und die Nebenwirkungen, die waren bekannt, die gab es in Studien und die wurden auch nicht transparent kommuniziert. Und ich finde einfach,

01:27:01 Es ist das Mindeste, dass man jetzt sagt, hey, wir helfen euch jetzt daraus und eben nicht, dass man wie ich und ich bin nur ein Beispiel von Tausenden jetzt da sitzt auf Behandlungskosten, die sich mittlerweile über 30.000 Euro befinden mit keiner wirklichen medizinischen Begleitung, weil die Hausärzte sich eben auch noch nicht auskennen. Das sind einfach so viele Punkte und man wird in allen komplett alleingelassen.

01:27:29 Dankeschön. Ihr beide kriegt auch viel Liebe im Chat. Danke. Felicia und Steffi sagt Vera Rie und Frieda Berlin sagt Danke mal, endlich mal. Steffi, ich würde auch dir noch die Gelegenheit geben, kurz zu reagieren. Ja, also ich kann mich Felicia da auf jeden Fall nur anschließen. Und ich kann nur sagen, wir Selbsthilfegruppen oder auch Patientenorganisationen werden...

01:27:56 so lange kämpfen, bis wir die Hilfe bekommen, die uns zusteht. Und den größten Wunsch, den wir haben, ist, dass wir irgendwann aufhören können, laut zu sein, weil wir wirklich die Hilfe bekommen, die wir brauchen, viele von uns hoffentlich wieder genesen und wir als Fachkräfte an unsere Arbeitsplätze vielleicht wieder zurückkehren können, die so dringend fehlen in Deutschland. Vielen Dank euch beiden, dass ihr euch dazu geschaltet habt, eure Geschichte erzählt habt. Ich würde sich noch eine Frage stellen an Herrn Yüksel.

01:28:25 Na los. Und zwar, Sie hatten in einem Video 2020, hatten Sie über Corona-Theorien gesprochen und Sie hatten da auch gesagt, dass bekannt war, welche Nebenwirkungen auftreten können. Haben Sie also damals damit gerechnet, dass es zu Post-Vac kommen wird und war Ihnen damals schon klar, dass das Spike-Protein jetzt eben auch durch die Impfung, dass es doch nicht wie zuerst gedacht,

01:28:52 ja, sich auflöst innerhalb kürzester Zeit, sondern eben auch im Körper verbleibt so lange Zeit. Mit der Bitte um eine kurze Antwort, wenn möglich. Ja, also für mich war klar, wie ich das gerade auch gesagt habe, dass es bei jeder Impfung auch zu Impfnebenwirkungen, auch zu schwerwiegenden Impfnebenwirkungen kommen konnte. Es gab noch nie eine Impfung, die ohne Nebenwirkungen war. Und wir haben immer gesagt, solange...

01:29:13 der Nutzen viel höher ist als sozusagen die Nebenwirkung. Es gibt eine Rechtfertigung für diese Impfung. Aber für mich war damals auch klar gewesen, auch diese Impfungen werden Nebenwirkungen haben, auch schwerwiegende Nebenwirkungen haben. Ja, ich möchte da noch ganz kurz Sie zitieren. Sie sagten, lebensbedrohliche Krankheiten infolge der Impfung sind völliger Quatsch. Also das sagten Sie in dem Wortlaut. Würden Sie sich da jetzt im Nachhinein für entschuldigen, für diese Aussage?

01:29:39 Also lebensbedrohliche Erkrankung von Impfnehmwirkungen. Lebensbedrohliche Folgen, genau, von der Impfung. Ich kann jetzt nicht nachprüfen an dieser Stelle, ob das wirklich gesagt wurde. Also es kann sein, dass es so eine Aussage von mir gab. Ich weiß nicht, welchen Zusammenhang und aus welchem Bereich das sozusagen rausgenommen worden ist. Das war ein Video-Faktencheck zu Corona-Theorien. Kann ich mich wirklich nicht dran erinnern. Also weiß ich nicht, aber für mich war immer klar, es gibt diese Impfnehmwirkung und es gibt diese schwerwiegenden Impfnehmwirkungen. Ich habe immer gesagt, solange...

01:30:08 die Wirkung der Impfung viel größer ist als die Nebenwirkungen, gibt es auch aus meiner Sicht auch richtigerweise den Aufruf und die Leute auch aufzurufen, sich zu impfen. Da stehe ich heute auch noch zu. So, dann damit danke euch beiden. Danke, dass ihr euch zugeschaltet habt. Dankeschön.

01:30:27 Ich will so gerne eure Fragen im Chat vorlesen. Ich hoffe, wir kommen noch mal dazu. Ich weiß, wir kommen da hin. Ich weiß aber, dass die Psychologin Dr. Josefa Katzmann da ist und sie ist kooptiertes Mitglied im Bundesvorstand der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung.

01:30:49 Und hatte heute Geburtstag und ich habe ihr versprochen, dass sie nicht so lange warten soll. Also dafür vielleicht erstmal lieber Chat einmal ein paar Komplimente in den Chat und Happy Birthday in den Chat, dass sie sich die Zeit nimmt.

01:31:02 hier heute ein paar Fragen zu beantworten und wir werden hoffentlich nochmal auf Impfschäden und auf Post-Covid zurückkommen, aber wir machen einen kleinen thematischen Schlenker wieder zurück zu Menschen, die anders unter...

01:31:20 die unter Corona gelitten haben, indem sie nämlich zu Hause geblieben sind, solidarisch gewesen sind für beispielsweise ältere Menschen, Risikogruppen, junge Menschen, wir haben es in dem Film gesehen, die kein richtiges Abi hatten. Vielleicht kennt ihr, lieber Chad, diese Geschichten auch selber. Josefa, wie war es für junge Menschen während Covid?

Psychische Belastung junger Menschen während der Corona-Pandemie

01:31:44

01:31:44 Ja, schwierig. Also das ist jetzt ja keine Überraschung, wenn ich das so sage. Also ich kann ja vor allem von den jungen Menschen berichten, die ich in meiner Praxis gesehen habe als Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeutin. Und das war schon herausfordernd. Also ich fand es am Anfang herausfordernd oder habe gesehen, wie herausfordernd das ist für die PatientInnen, die ich schon behandelt habe zu dem Zeitpunkt. Also es gab ja auch schon Vor-

01:32:13 der Corona-Pandemie psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche. Und das war schwierig. Es gab viele Therapien, wo ich gedacht habe, das ist jetzt so langsam, geht es denen gut und wir können so Richtung Ende gehen. Und auf einmal kam der erste Lockdown und die sind alle geblieben, weil es denen einfach sehr, sehr schlecht ging. Im ersten Lockdown war es, glaube ich, sogar noch einigermaßen...

01:32:36 Ich sage mal aushaltbar oder weniger schlimm als später, weil das ja auch eine relativ kurze Zeitspanne war. Und dann haben wir aber einfach in den Praxen gemerkt, dass die Anfragen, die Neuanfragen einfach deutlich angestiegen sind, weil es einfach vielen Kindern und Jugendlichen und auch jungen Erwachsenen, das möchte ich an der Stelle sagen, die sind ja auch sehr stark betroffen gewesen, auch von den Maßnahmen, einfach psychisch sehr schlecht ging. Und das, was wir heute sehen, leider ist, dass...

01:33:02 die Belastung zwar zurückgegangen ist nach Ende der Pandemie, aber nicht auf das vorpandemische Niveau. Also das heißt, auch heute sind Kinder und Jugendliche noch stärker psychisch belastet und erkrankt als vorher. Was heißt das denn, Sie sind psychisch belastet? Wie kommen Sie zu dir? Wie geht es denen? Wo gehen Sie durch?

01:33:25 Ja, also das, was sich vor allem verstärkt hat, sind Angststörungen, Estörungen, Depressionen. Mehr bei Mädchen als bei Jungen auch. Das sind jetzt sowieso Störungsbilder, die dann auch häufiger auftreten, gerade jetzt natürlich die Estörungen bei Mädchen.

01:33:43 Genau, das sind so die klassischen Symptombereiche, wo ich sagen würde, da merkt man es am meisten. Die sind natürlich vorher auch schon da gewesen. Also es ist jetzt nicht so, dass die Corona-Pandemie oder die Einschränkung neue psychische Erkrankungen hat entstehen lassen, sondern es sind einfach mehr.

01:34:10 positive Ressourcen im Leben wegfallen, dass eben das depressive Symptome auslösen oder verstärken kann. Und da wissen wir ja, dass das gerade dann in den Lockdowns einfach an jeder Stelle war. Also ich habe dann auch manchmal mit denen da gesessen und gesagt, naja, normalerweise würde ich jetzt mit dir besprechen, was du tun kannst, wie du aktiv werden kannst, wie du Freunde treffen kannst, soziale Kontakte. Ja, und das war alles nicht mehr möglich. Also wir waren auch in der Therapie teilweise sehr.

01:34:34 Also auch als Therapeutin sehr gefordert, weil wir einfach die Möglichkeiten, auf die wir zurückgreifen konnten, wie wir Psychotherapie machen, auch zum Teil sehr eingeschränkt waren. Das heißt, wie guckst du auf das, wie die Politik agiert hat, vielleicht auch auf Maßnahmen wie Schulschließungen der Zeit? Ja, also das war schon, also im Nachhinein ist es ja, glaube ich, auch, also gibt es ja einige.

01:34:59 Äußerung oder Meinung, dass das zu lang war, zu hart, dass es auch gar nicht unbedingt nachgewiesen die Effekte hatte, von denen man gedacht hat, dass es sie gehabt hätte. Also ich fand es damals schon schwierig. Das ist natürlich immer rückblickend leichter zu sagen und wir waren alle in einer Ausnahmesituation, aber ich hatte schon damals öfter ein Störgefühl, dass es eben

01:35:26 Ja, an der Stelle einfach sehr harte Maßnahmen waren und vor allem, wir haben jetzt gerade bei der Diskussion um die Impfschäden, ging es ja auch darum, dass man vielleicht auch das so abwägen musste, was ich verstehen kann. Natürlich, man musste irgendwie schwierige Entscheidungen treffen, aber ich glaube, die Effekte, die vielleicht diese Schulschließung oder auch die Kontaktbeschränkung auch außerhalb der Schule, das war ja nicht nur die Schulschließung, die Effekte, die das hatte,

01:35:55 Die waren ja so gar nicht unbedingt klar absehbar und auch nicht so deutlich. Also das ist ja nicht so, dass die Schule ein paar Wochen zu hat und auf einmal, sondern es ist ein bisschen verzögert und man kann es eben auch nicht so gut kausal zurückführen. Und deswegen ist vielleicht diese Abwägung auch schwer gewesen. Aber ich weiß nicht, ob es nicht trotzdem manchmal auch ein bisschen, wie soll ich sagen, etwas einseitig auf...

01:36:22 die eine Seite geguckt worden ist. Also dass man sozusagen diese medizinischen bzw. diese körperlichen Symptome,

01:36:29 Covid, Long Covid war größer und natürlich eher auch im Vordergrund, weil es Sachen waren, die man sehen konnte als psychische Belastung, die erst später auftreten. Seder Jüxel, wie schaust du denn im Nachhinein auf Schulschließungen? Du hast es schon ein bisschen angedeutet und vielleicht kannst du auch nochmal über diese Abwägungen genauer erzählen. Also wichtig war bei jeder Corona-Schutzmaßnahme, die wir im Landtag diskutiert haben, war sozusagen als verfassungsrechtliches Rechtsgut die Gesundheit an erster Stelle.

01:36:58 Das heißt, das war genau auch die Begründung dafür, um diese freiheitseinschränkenden Maßnahmen auch in Kraft zu setzen. Das waren ja Freiheits- und Bürgerrechte, die eingeschränkt worden sind. Und da war klar, dass die körperliche Unversehrtheit für uns in der politischen Diskussion an erster Stelle stand. Und so haben wir auch die ganze Zeit diskutiert, nämlich den Schaden.

01:37:21 abzuwenden von den menschen und eine die corona pandemie abzubremsen oder auch zu unterbrechen infektionsketten zu unterbrechen das war das was uns im gesundheitsausschuss die ganze zeit auch

01:37:34 Es ist tatsächlich so, dass wir, wenn wir heute über Einsamkeit zum Beispiel reden und wir denken, das ist ein Phänomen der älteren Menschen, die jetzt in den Studien sehen, nein, es ist bei Kindern vordringlich das Thema. Es gab eine Isolation von Kindern, soziale Interaktionen sind verloren gegangen, Freundschaften haben darunter gelitten und insbesondere der Konsum, gerade von Social Media, bei TikTok und anderen Dingen, die ja damals ja auch kamen.

01:38:00 haben zu ungesunden Nutzerverhalten auch geführt gehabt, was auch mit dieser Corona-Pandemie zusammenhängt. Und mit dem Blick von heute würde man sagen, dass die Schulschließungen heute überzogen waren. Mit dem Blick an den Tag, wo wir es zu entscheiden hatten, war es richtig. Das ist immer so eine Post-Mortem-Geschichte, zu sagen, was war denn richtig. Aber wir konnten zu diesem Zeitpunkt...

01:38:23 an dem Tag, wo wir über die Corona-Schutzmaßnahmen gesprochen haben, nur das in Kraft setzen, was wir zu diesem Zeitpunkt wussten. Jetzt, Gott behüte, wenn nochmal eine Corona-Pandemie oder eine andere Pandemie auf uns zukommt, wir werden wahrscheinlich in unserer Lebensspanne nochmal eine Pandemie erleben, weil einfach Zoonosen zunehmen und ähnliche Geschichten, sind wir vielleicht besser vorbereitet. Aber zu dem damaligen Zeitpunkt würde ich sagen,

01:38:46 Als wir an dem Tag, wo wir was zu entscheiden haben, was richtig gewesen war, weil wir nicht derweilige Information hatten. Weil die körperliche Unversehrtheit und die Gesundheit über allen anderen stand. Josefa, der Ethikrat sagt, es gab von jüngeren gegenüber älteren Generationen eine Art unerwiderte Solidarität. Schuldet die ältere Generation was der jüngeren Generation?

01:39:10 Was heißt schuldet? Also die Jüngeren haben sich sehr stark einschränken müssen. Ich tue mich so ein bisschen schwer mit der Bewertung. Also das würde ja bedeuten, was sollen die jetzt?

01:39:25 Wenn man was schuldet, dann zahlt man ja was. Also was sollen die jetzt geben an der Stelle? Ja, da gibt es Möglichkeiten. Ich habe in der Vorbereitung gesehen, eine Idee von fehlenden, dass es nicht so viele Betreuung gibt natürlich für junge Menschen und dass gleichzeitig auch ältere Menschen vielleicht diese Zeit anbieten könnten sozusagen als eine Art, wie man auch was zurückgibt. Ja.

01:39:53 Also das ist sicherlich ein guter Gedanke insgesamt. Also ich glaube, Solidarität tut uns ja immer gut. Und ich glaube, was ich mir, wenn ich jetzt zu dieser Generation gehören würde, also Kinder, Jugendliche, junge Erwachsenen in der Zeit, was ich mir mehr wünschen würde, ist vielleicht trotzdem auch ein ehrliches Anerkennen, der...

01:40:18 Schwierigkeiten und der Herausforderungen, die eben diese Generation hat tragen müssen. Also das fehlt mir so ein bisschen und ich finde, es ist oft ein, so wie es gerade auch war, also man sagt, ja, das war schwierig, aber damals war es richtig und es gibt immer diesen Satz, wir müssen uns oder werden uns viel verzeihen, müssen dieses Zitat von Jens Spahn sagen. Und ich denke da immer, ja, verzeihen ist ganz total wichtig und ist auch was, was wir natürlich auch

01:40:47 Psychotherapie als Thema haben und es tut gut zu verzeihen, aber zum Verzeihen gehört auch eine ehrliche Entschuldigung und die fehlt mir ehrlich gesagt manchmal ein bisschen.

01:40:56 Und vielleicht spielt da auch eine Rolle, dass junge Menschen noch nicht Wählerinnen und Wähler sind und deswegen in den Bedürfnissen nicht so Gehör finden? Nein, ich finde, dass die Corona-Pandemie auch ein Lackmustest für die Gesellschaft war. Also nicht nur für die Einrichtung des Gesundheitswesens, sondern ich habe in dieser Corona-Pandemie auch unglaubliche Solidarität erlebt, auch generationenübergreifende Solidarität, wo man für die Nachbarin mit eingekauft hat, die nicht in die Stadt gehen konnte.

01:41:22 wo man den Flur mitgeputzt hatte, damit sie sozusagen nicht irgendwie Kontakt mit anderen haben musste und auch innerhalb der Familien. Es ist jetzt nicht so, dass wir nach dem Prinzip jeder für sich Gott für uns alle agiert hätten, sondern es gab in der Corona-Pandemie, das ist das, was ich auch im Umfeld erlebt habe, gerade in den Ehrenamtsagenturen, wo ganz viele Leute sich gemeldet haben und haben gesagt, ich möchte da gerne mithelfen, was kann ich tun?

01:41:46 Und da gab es auch eine große Solidarität, die sollte man dabei auch nicht vergessen. Josefa Katzmann hat sich verabschiedet. Auf jeden Fall, falls du uns noch siehst, danke und alles Gute zum Geburtstag. Ich hoffe, du kannst noch einen schönen Abend feiern. Ich würde mal endlich ein paar Fragen aus dem Chat abgeben.

01:42:06 ähm, feuern, ähm, beziehungsweise ein paar Reaktionen sagen. Bishi B. sagt, wenn die Corona-Pandemie ein Lackmustest für die Gesellschaft war, haben wir auf voller Linie versagt. Das würde ich so nicht sehen. Also es gab natürlich diese Bruchlinien, die zwischen Freundschaften und Familien gegangen sind. Man hat sozusagen die Bilder im Kopf irgendwie bei Drogeriemärkten, wo im Klopapier irgendwie geprügelt worden ist. Das waren Einzelfälle gewesen, die medial auch aufgeboscht worden sind.

01:42:33 Sondern nein, ich habe schon erlebt, dass es eine große Solidarität zwischen den Generationen gab, in den Familien, in der Nachbarschaft. Dass nicht alles gut war, steht außer Frage. Carmen Scheibenbogen.

Positive Entwicklungen und Solidarität während der Pandemie

01:42:45

01:42:45 Also für jetzt speziell die Menschen, für die ich kämpfe, hat die Pandemie auch vieles zum Guten bewegt, weil ME-CFS war vor der Pandemie eine Erkrankung, die fast gar nicht beforscht war und die man kaum kannte. Und da freue ich mich auch sehr, dass ich sehe, dass auch den vielen Ärzten, die sich damit vorher nicht beschäftigt haben, da jetzt ein ganz großes Engagement ist, sich um diese Patienten zu kümmern.

01:43:14 hat sich doch, denke ich, vieles auch bewährt. Und wenn man gesehen hat, mit wie viel Engagement sich alle darum gekümmert haben, diese auch schwer kranken Patienten durchzubringen, das war eine ganz große Solidarität. Und das hat uns, glaube ich, in mancher Hinsicht...

01:43:32 auch positive Dinge gebracht. Also ich glaube zum Beispiel in den Familien, diese Risse, die da durch Freundschaft und Familien gegangen, die haben dann irgendwann auch zu einem Punkt geführt, wo man drüber nachgedacht hat und dann vielleicht auch am Ende näher zusammengekommen ist. Also ich denke nicht nur, dass wir jetzt nur schlechte Folgen haben, mit denen wir kämpfen müssen. Die sind sicher auch in dieser Zeit entstanden, aber vielleicht auch ein paar gute Dinge für die Gesellschaft. Ich will gleich, wenn wir die Zeit haben, noch über die Impfpflicht und vielleicht auch Druck, ob es Druck gab zum Impfstoff.

01:44:01 Und wie ihr den wahrgenommen habt, sprechen. Also falls ihr euch dazu dazuschalten wollt, dann sehr gerne. Ansonsten versuche ich noch ein paar Fragen abzufrühstücken. Liebe Regie, ihr könnt mir da gerne noch ein paar wieder reinlegen von vorhin.

01:44:15 Damit ihr aus dem Chat hier auch noch eure Fragen an die beiden loswerden könnt. Zum Beispiel Lisa schreibt, die Unikliniken in Baden-Württemberg bekommen so viele Anfragen, dass sie gar nicht alle bearbeiten können. Wann bekommen wir endlich bundesweite ME-CFS-Ambulanzen?

01:44:35 Ich glaube, dass Geld ja jetzt auch dafür bereitgestellt wird, um diese Strukturen auch aufzubauen. 150 Millionen Euro gab es aus dem Bundesministerium für Gesundheit und insbesondere im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin ja glaube ich auch nochmal 50 Millionen dazu. Insgesamt 150. Und wir erleben aber am heutigen Abend eher, dass es wahrscheinlich alles nicht reicht, dass die Forschungsanstrengungen noch weitergehen müssen.

01:45:00 Und der Fachkräfte- und Ärztemangel ist natürlich wahrscheinlich auch bei dem Thema genauso auch existent. Aber es braucht wirklich großes Fachwissen und insbesondere auch einen interdisziplinärer Ansatz, weil es tatsächlich bei Long-Covid sich über eine Erkrankung handelt, die nicht nur von einem Facharzt oder von einer Fachrichtung behandelt werden kann. Und deshalb sind wahrscheinlich tatsächlich solche Unikliniken oder Schwerpunktambulanzen, die interdisziplinär viele Fachrichtungen unter einem Dach haben, auch die richtige Antwort. Also wann?

01:45:27 Das weiß ich nicht. Das wäre wirklich eine unehrliche Antwort von mir, wenn ich hier irgendwas sagen würde. Ich kann aber nur sagen, dass diese Anstrengung weitergehen wird und ich mich wirklich dafür auch einsetzen werde, dass das Thema nicht hinten rüber fällt.

01:45:51 Man sollte allen zuhören und Hilfe möglich machen. Es geht allen Betroffenen schlecht. Sie werden allzu oft einfach ignoriert von der breiten Masse und es stellt sich die Frage, was endlich getan werden kann. Jetzt von Potzblitz noch eine, beziehungsweise diese Frage, die ich gerade noch hatte, ist jetzt wieder weg. Doch, dann stelle ich die von Potzblitz. Ich möchte wissen, wie es sein kann, dass ich...

01:46:18 ME und POTS, Pflegegrad, Arbeitsamtgutachten, arbeitsfähig nach wie vor, keine Rente bekommen und wirtschaftlich nicht abgesichert bin. Ich zahle aktuell vom Pflegegeld meine Krankenkasse, bin 29 hochqualifiziert im gesundheitlichen und sozialen Bereich. Weiblich werde ich nicht mehr gebraucht. Wieso habe ich Beiträge bezahlt? Ich werde schon nicht gesundheitlich versorgt, jetzt sogar wirtschaftlich nicht mehr. Sozialstaat, wo bist du?

01:46:43 Also ich kann nur tatsächlich raten, sich die Entscheidung der Versorgungsämter nicht gefallen zu lassen und im Zweifel vor Sozialgerichten dagegen zu klagen, was übrigens eine gute Anlaufstelle ist. Ein kostenloses Verfahren, was meistens viel schneller geht, was viele nicht wissen, ist eine Petition an die Landtage zu richten. Die sind nämlich genau für die Fachaufsicht der Versorgungsämter auch zuständig und da findet eine Überprüfung der seitens der Gesundheitsminister und der Sozialminister da auch nochmal statt in den Landtagen.

01:47:11 Und ich kann nur raten, wenn ihr nicht mal weiter wisst, schreibt euren Petitionsausschuss des Landtags an. Das geht wirklich ganz einfach, formlos. Man braucht keinen Anwalt. Das ist ein kostenloses Verfahren. Ich habe viele Fälle erlebt, die wirklich gestrandet waren und als letzten Stroheim den Petitionsausschuss des Landtags angeschrieben haben.

01:47:29 wo wir in vielen Fällen, insbesondere in Konfliktsituationen mit den Versorgungsämtern, helfen konnten. Es gibt ja auch Beratungsangebote inzwischen auf Bundesebene, auf Landesebene. Zum Beispiel gibt es ja beim BMG die Infoseite zu Long Covid und dort kann man sich kostenlos beraten lassen. Ich denke, die haben inzwischen auch über die Zeit ausreichend Expertise gesammelt, um auch hier helfen zu können.

01:47:53 Oder Patientenbeauftragte nicht zu vergessen, die auch anzuschreiben. Dann vielleicht noch von Sankt Kaktus. Wenn Forschung und Versorgung auf einem guten Level wären, bräuchte es auch keine Selbsthilfegruppen. Reha und psychosoziale Hilfe bringt mir nichts. Ich kann meine Wohnung nicht mehr verlassen. Wie will Herr Yüksel mich in die Gesellschaft reintegrieren? Also ich finde Selbsthilfegruppen nach wie vor auch wichtig. Auch wenn es eine wirksame Therapie gibt, das haben wir bei vielen anderen Bereichen.

01:48:17 eben das Gefühl zu haben, nicht alleine zu sein, sondern auch aufgehoben zu werden, wo Informationen auch über Spezialisten und Experten auch geteilt werden. Ich bin ein großer Einhänger von wirklich Selbsthilfegruppen, weil die unverzichtbar wichtig sind bei bestimmten Erkrankungen. Ansonsten kann ich wirklich nur darauf verweisen, es gibt in unserem Land ganz viele Beratungs- und Begleitstrukturen, die man in Anspruch nehmen kann.

01:48:42 dass man nicht das Gefühl haben muss, alleine zu sein. Und es gibt auch jetzt bei Lung-Covid herausragend gute Experten, die auch die notwendige Sensibilität und auch die Zeit mitbringen, um auch diagnostisch dort auch festzustellen, was da auch los ist. Und gerade wenn eine gute Diagnose gestellt wird, sind die Chancen auch ganz groß, dass man solche Fälle, wenn Pflegegrad beantragt wird.

01:49:06 Oder als Impfschaden dann geltend gemacht wird, große Chancen hat vor Versorgungsämtern und Sozialgerichten auch zu obsiegen. Bevor wir jetzt zur Impfpflicht oder dem Druck, sich zu impfen, kommen noch ganz kurz zu Postwag. An Frau Scheibenbogen kamen zwei Fragen. Lässt sich abschätzen, wie Menschen, die jetzt Postwag-Reaktionen haben, auf eine Infektion reagiert hätten?

01:49:29 Ja, das ist natürlich nicht jetzt irgendwie experimentell belegt, aber wenn man sich mal anschaut, was ist die Ursache von Post-Vac, von Long-Covid, dann ist es eben oft diese Überreaktion des Immunsystems, was typisch ist für Frauen, weil Frauen ein aktiveres Immunsystem haben. Kurzum, wir können davon ausgehen, dass es, sagen wir mal, bestimmte Menschen sind, die das Risiko haben, solche Folgezustände entwickeln, egal ob nach...

01:49:55 Impfung oder Infektion. Und da ist eine Infektion immer gefährlicher als eine Impfung, weil sie natürlich eine viel stärkere Immunaktivierung macht. Das ist der Grund, warum ich vermute, dass viele, die nach einer Impfung solche Folgezustände haben, es möglicherweise auch nach einer Infektion bekommen hätten. Und das sehen wir ja auch, dass manche die Impfung schon nicht gut vertragen haben und dann haben sie die Infektion bekommen, dann wurde es noch schlechter oder umgekehrt.

01:50:20 Und wenn ich bisher Impfungen immer gut vertragen habe, kann es dann sein, dass ich dann bei der nächsten Booster-Impfung Post-Wag-Symptome bekomme? Ist das möglich? Also es ist so, dass es auch erst nach der zweiten oder nach der dritten Impfung auftreten kann. Aber es ist wie alles in der Medizin eine Risikoabschätzung. Also auch ein Medikament, was sehr gut hilft bei Tausenden, kann bei dem einen vielleicht Nebenwirkungen haben. Das heißt, insgesamt ist das...

Druck zum Impfen und Lehren aus der Pandemie

01:50:48

01:50:48 immer so, dass eine Impfung ein viel geringeres Risiko mit sich bringt, als ungeimpft eine Infektion zu bekommen. Dann, lieber Chad, zum Thema Druck zu impfen. Wie habt ihr das damals empfunden? Schreibt doch mal vielleicht eine Eins in den Chat, falls ihr, in dem Team war ich übrigens, unbedingt euch impfen lassen wollten und alles getan habt, dass ihr irgendwie schneller an diese Impfung kommt.

01:51:12 Eine 2 in den Chat, wenn ihr vielleicht ein bisschen gezögert habt, weil ihr erstmal abwarten wolltet. Gibt es da hier Team 1, das sich schnell impfen lassen wollte? Ich sehe eine 1, die in den Chat kommt. Ihr wollt, mein Spachtauer kommt noch eine 2. Also doch, jetzt kommen ein paar 1 rein. Also es waren mehr Menschen, wobei es gleicht sich gerade, es gleicht sich aus, würde ich sagen. 50-50.

01:51:41 Auf jeden Fall ja aus der Politik schon einen gewissen Druck, möchte ich es mal nennen, wenn man hier zum Beispiel sich Herrn Kretschmann anguckt. Deswegen nochmal der dringende Appell an alle, lassen Sie sich bitte impfen. Das ist das scharfe Schwert gegen die Pandemie. Gehen Sie impfen, gehen Sie impfen.

01:52:06 gehen sie impfen. Es sind zu wenige Menschen geimpft und wir kommen einfach nicht darum, wenn wir aus diesem Schlamassel rauskommen wollen, dass sich die Menschen impfen lassen müssen. Herr Serdar-Yüksel, haben wir als Gesellschaft Druck, zu viel Druck auf Menschen ausgibt, die sich nicht impfen lassen wollten? Jens Spahn, anderes Beispiel, hat auch von der Pandemie der Ungeimpften gesprochen und gesagt, die Ungeimpften halten das Land in Geiselhaft.

01:52:34 Und die Gesellschaft musste auf die nur warten. Also ich habe ein anderes Bild erlebt, muss ich sagen. Also die Transporter, die die Impfdosen gebracht haben, sind ja wie Geldtransporter behandelt worden. Es wurde um Termine gestritten. Die Leute haben sich oft auch vorgedrängelt oder haben versucht, so schnell wie möglich auch eine Impfung zu bekommen. Und das Ziel war ja eine gewisse Herrenimmunität.

01:52:56 hinzubekommen, um nämlich entweder über eine natürliche Durchseuchung oder über eine hohe Impfquote nämlich die Infektionsketten zu durchbrechen. Und der Aufruf war vollkommen richtig gewesen. Also ich habe damals auch gesagt, liebe Leute, geht hin, lasst euch impfen. Je mehr, je schneller geimpft wird, desto schneller kommen wir aus dieser Situation auch raus. Und es gab natürlich auch die anderen, die gesagt haben, auf gar keinen Fall. Also die Impfquote lag dann am Ende bei knapp 80 Prozent, bei 78,6 Prozent.

01:53:24 Man hätte aber, um eine Herrenimmunität zu haben, hätte man höhere Quoten haben müssen, aber die Durchseuchung war am Ende dann so groß gewesen, dass dann eine natürliche Immunität geschaffen worden ist und wir dann die Herrenimmunität über zwei Leih erreicht haben, über die, die sich nicht haben impfen lassen, dann Antikörper gebildet haben durch eine durchgemachte Infektion mit allen Folgewirkungen und die, die sich dann haben impfen lassen.

01:53:48 Carmen Scheibenbogen, wenn man heute mancherorts so zuhört, kriegt man den Eindruck, es gibt Menschen, die sagen so, wirklich haben wir diese Impfkampagne, das Impfen gar nicht gebraucht. Also ich glaube, da muss man sich wirklich zurückversetzen in die Zeit damals. Und es gibt ja auch ganz viele Fakten, die sagen, dass ohne die Impfung wären wir viel, viel schlechter durch die Pandemie gekommen. Wir hätten viel Wem.

01:54:12 Menschen gehabt, die einen schweren Verlauf gehabt hätten, die gestorben wären. Und wir hätten auch viel mehr Long-Covid-Fälle. Und das kann man sich ja einfach anschauen, auch in Ländern, die eben diese Impfung so nicht hatte. Wir haben das Experiment Schweden gehabt, die das durchlaufen haben lassen. Und wenn man zum Beispiel nach Afrika schaut, was eine viel jüngere Bevölkerung ist, die also nicht so viele hatten, die durch einfach ihr Risikoalter einen schweren Verlauf hatten. Aber wir haben viel mehr Long-Covid-Doc. Es gibt Studien, dass es in manchen

01:54:41 Regionen über 50 Prozent der Menschen gibt, die nach der Infektion nicht mehr ganz genesen sind. Also absolut, diese Impfung war ein großer Segen, dass die so früh gekommen ist und ich würde genauso wie Herr Kretschmer und Herr Lucher argumentieren, wir haben da keinen Fehler gemacht. Den Fehler, den wir gemacht haben und ich glaube, da sind sich heute alle einig, wir waren zu

01:55:03 Oder wir haben uns vielleicht auch nicht getraut zu sagen, dass es möglicherweise selten doch Nebenwirkungen gibt, weil wir einfach auch Angst hatten, dass wir diese Herdenimmunität nicht erreichen. Und weil in diesen Impfstudien, das muss ich auch sagen, das auch nicht so klar geworden ist. Aber da ist auch so ein bisschen ein Problem, dass viele dieser Studien auch gar nicht bei uns gemacht wurden. Die wurden teilweise in Südamerika und sonst wo gemacht. Das hat wieder damit zu tun, dass wir hier so hohe Hürden haben, so hohe bürokratische, regulatorische Hürden. Und dass es auch so irre teuer ist, dass wir also nicht mit...

01:55:32 vor Ort diese Studien mit der nötigen Qualität vielleicht gemacht haben. Das ist, glaube ich, das, was man am ehesten noch als Kritik anmerken kann. Das war ein Wettlauf gegen die Zeit und ein Wettlauf am Ende auch sozusagen gegen Massensterben. Aber selbst wenn wir das gemerkt hätten, hätte man trotzdem immer, wie gesagt, in der Medizin ist alles ein Abwägen, jedes Medikament.

01:55:51 dass ich ihnen empfehle, sie haben eine Lungenentzündung, ich gebe ein Antibiotikum und das rettet 100 Menschenleben, aber einer hat vielleicht dann auch Nebenwirkungen, die er nicht gehabt hätte, er hätte das nicht genommen. Ein paar Eindrücke von euch aus dem Chat. Candice schreibt, ich war Risikopatient und war froh, dass ich eine frühere Impfung bekommen konnte. Bishi B. schreibt 1 und 2, die ersten Impfungen habe ich aus Überzeugung genommen, den Booster dann eigentlich nur noch, weil mir die Einschränkungen durch den Staat so dermaßen auf die Nerven gingen.

01:56:21 Diesen Username kann ich nicht vorlesen. Impfung kam zu spät, Infektion war schneller und dann Post-Covid. Hörnchen89 schreibt, ich fand das gut mit der Impfung und auch den allgemeinen Umgang sowie die Agilität. Da haben wir schon Glück gehabt in Deutschland. Und SirUseless schreibt, ich bin geimpft, fand aber den Umgang mit Leuten, die skeptisch waren, unfair. Waren wir da teilweise unfair?

01:56:48 Ich würde sagen unversöhnlich auch. Wir haben uns zu wenig zugehört und es war schon so, dass diejenigen, die auch aus der Wissenschaft einen etwas anderen Blick da hatten, nicht besonders auftrittsfrequentiert waren. Das muss man schon so sagen. Es gab ja auch andere Virologen und andere Experten, die durchaus eine andere Meinung hatten. Die haben sich aber dann irgendwann in den sozialen Medien bei Facebook sozusagen großer Beliebtheit erfreut.

01:57:13 Deren Präsenz, man hätte sie auch durchaus einladen sollen und auch in einem Wissenschaftsdialog oder in einem Wissenschaftsstreit auch durchaus auch zulassen sollen. Da ist aus meiner Sicht tatsächlich, hätte man auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auch die kritischen Stimmen viel stärker zur Sprache bringen sollen.

01:57:31 Aber da war auch wiederum die Angst da, weiter zu verunsichern oder vielleicht eine Bewegung dann auch auszulösen. Das war aber auch nicht Aufgabe, fand ich, der Öffentlich-Rechtlichen da auch.

01:57:43 zu einseitig auf die bewährten Wissenschaftskräfte da zu setzen, die eine einhellige Meinung hatten. Man hätte sich auch trauen sollen, durchaus den einen oder anderen auch einzuladen. Ganz kurz, unversöhnlich war das Wort von Seda Yüksel. Hast du das auch so empfunden? Na, ich denke, man hätte noch mehr versuchen sollen aufzuklären und besser zuhören sollen, besser auf die Gründe auch eingehen, warum Menschen Sorge haben und aber versuchen, durch Aufklärung die Ängste zu nehmen.

01:58:12 Es ist nicht so, dass man das akzeptieren sollte, dass Leute sagen, ich lasse mich nicht impfen. Wir haben Pflegepersonal gehabt, Altenpfleger, die sich nicht impfen lassen. Das ist unverantwortlich gewesen. Das sehe ich auch heute noch so. Dann kommen wir so ein bisschen zum Ende und versuchen was Konstruktives, was Positives zu finden. Vielleicht gehen wir dazu mit Pandora Light Frage rein. Wären wir heute besser gewappnet, wenn die nächste Krise...

01:58:40 ähnlich wie Corona kommen würde, kamen Scheibenbogen. Also die beste Wappnung ist, gerade wenn wir uns jetzt anschauen, was macht Akut-Covid und was macht Long-Covid, ist einfach, dass wir besser lernen, damit umzugehen. Und also zum Beispiel was angeht, wie gehen wir mit der nächsten Pandemie um, lasst uns in Länder schauen, die das besser gemacht haben. Zum Beispiel hatte ich ein Gespräch kürzlich auf einer Tagung mit dem Minister von Taiwan.

01:59:10 Und die haben ganz andere Überwachungsmöglichkeiten gehabt. Wenn da jemand infiziert war, dann haben sie dessen Handy ausgelesen. Und dann wussten sie, mit wem er vielleicht auch in der U-Bahn Kontakt hatte. Das wäre bei uns undenkbar gewesen. Sehr große Freiheitsentscheidung. Naja, das muss man abwägen. Man muss in solchen Situationen wirklich überlegen, was möchte man. Ich meine, am Ende ging es um unsere Gesundheit. Und das müssten wir, glaube ich, auch frei entscheiden können. Die Situation haben wir ja heute auch.

01:59:38 Wir haben diesen überbordenden Datenschutz und die allermeisten meiner Patienten wollen das nicht. Die wollen zum Beispiel, dass ich ihnen möglichst schnell per E-Mail die Ergebnisse schicke, was ich aber nicht darf. Also ich will sagen, wir müssten es in solchen Situationen vielleicht dann auch nochmal überdenken und in solchen Fällen entsprechend reagieren können. Und zweiter Punkt, Prävention.

02:00:00 Von Long-Covid, auch dazu haben wir inzwischen Daten. Ja, wir kennen also auch schon Medikamente, die bei der akuten Infektion das Risiko senken. Und wir brauchen ganz dringend Medikamente, um solche Langzeiterkrankungen dann auch behandeln zu können. Denn wenn wir solche Medikamente hätten, dann würde diese Situation heute auch ihren Schrecken verlieren. Weil dann könnten wir auch diesen ganzen schwer kranken Menschen helfen und dann wären sie hoffentlich bald wieder gesund.

02:00:23 Serdar Yüksel, sind wir besser vorbereitet? Also international machen wir riesen Rückschritte, weil durch den Ausstieg der Finanzierung der WHO durch die US-amerikanische Regierung haben wir insbesondere die Fähigkeiten und die Detektierung von genau solchen Ausbrüchen ganz massiv geschwächt. Das wird uns doch mal so richtig auf die Butterseite fallen, da bin ich mir relativ sicher. Mit einem Gesundheitsminister in den USA, der ja auch relativ schwierig ist.

02:00:48 National würde ich sagen, sind wir insgesamt besser aufgestellt, insbesondere was den öffentlichen Gesundheitsdienst und öffentlichen Gesundheitssektor auch anbelangt. Ich glaube, jetzt müssten alle Faxgeräte aus den Gesundheitsämtern auch raus sein. Also wir sind auch digitaler geworden. Wir sind viel, viel digitaler geworden. Aber ich fürchte, wenn es nochmal zu einer Pandemie kommen sollte, wird es nach wie vor auch eine riesengroße Herausforderung werden. Und wir sind besser aufgestellt, aber es würde sozusagen nicht mit einfach...

02:01:16 einfach ein Ding auch abgehen. Das würde wieder ganz massive Verwerfungen mit sich bringen. Das muss man annehmen. Aber international bin ich in großer Sorge, was die Schwächung der WHO anbelangt. Würden wir als Gesellschaft in Deutschland besser zusammenstehen bei einer nächsten Pandemie? Ich glaube, bei vielen anderen Themen haben wir im Moment eine Situation, dass die Fliehkräfte in der Gesellschaft in einer Art und Weise zugenommen haben und der Kitt in der Gesellschaft so gebröckelt ist, dass ich glaube, dass mit Ukraine, Krieg, Corona-Pandemie...

02:01:42 Und das, was die Social-Media-Kanäle auch noch als übrigens dazu tun, dass wir eher in eine Entsolidarisierung gegangen sind. Ich glaube tatsächlich, dass die Voraussetzungen im Moment sogar etwas schwieriger sind. Ich habe versucht, etwas Positives zu finden. Wir hatten uns kurz vor der Sendung, aber darüber, dass wir digitaler geworden sind, dass es Homeoffice-Möglichkeiten, eine andere Form der Zusammenarbeit gibt. Da gibt es so ein paar...

02:02:09 Jetzt nicht in Vorbereitung auf die nächste Pandemie, aber da gibt es doch ein paar Sachen, die wir vielleicht gelernt haben, Carmen Scheibenbogen. Ja, wir haben durchaus auch viele Dinge, wo wir Hoffnung haben können. Also zum einen, was ich schon sagte, wir müssen unbedingt lernen, für die nächste Pandemie besser damit umgehen zu können.

02:02:31 Kranken auch möglichst schnell zu helfen, was wir können, wenn wir endlich die vernünftige Unterstützung haben. Und was ich jetzt auch mitnehme, dass wir einen sehr engagierten Gesundheitspolitiker in der neuen Regierung haben werden und dass er das hoffentlich auch entsprechend mitnehmen wird und dass wir da also auch mit der neuen Regierung viele positive Dinge haben werden. Und dann ganz wichtig natürlich auch, ihr habt auch eine Riesenverantwortung. Ihr müsst nämlich jetzt gucken, dass die Menschen wieder zusammenkommen.

02:03:00 Und macht was Gutes draus. Und bitte, bitte, macht eine gute Regierung und kommt schnell zum Punkt. Und das ist das, was wir jetzt so dringend brauchen. Und das wird die Gesellschaft auch wieder eher versöhnen. Was nimmst du denn mit und was ist konkret das, was du tun wirst? Also ganz sicher wissen wir alle um unsere riesengroße Verantwortung. Und wir wissen, dass wir es nicht versauberteln dürfen.

02:03:21 Und diese Gespräche auch mit dem Ziel geführt werden, eine stabile Regierung zu haben, um die demokratische Mitte wieder zu stärken. Es geht jetzt wirklich nicht um die Befindlichkeit von SPD oder CDU, sondern um eine stabile Regierung, die dieses Land, was 30 Jahre auf Verschleiß gefahren worden ist, nach vorne zu bringen. Und insbesondere auch im Gesundheitssystem zu wirklich neuen Wegen zu gehen. Wir geben in vielen Bereichen viel zu viel Geld für unnütze Sachen aus.

02:03:47 die nicht wirklich für die Volksgesundheit zuträglich sind. Und wir müssen in bestimmten Bereichen auch umsteuern. Und eine gute Nachricht habe ich vielleicht auch noch oder eine Hoffnung. Ich bin fest davon überzeugt, dass die mRNA-Forschung am Ende auch die Krebstherapie revolutionieren wird. Da gibt es ganz hoffnungsvolle Ansätze, dass die Corona-Pandemie und...

02:04:09 dieser Katalysator der Wissenschaft am Ende dazu geführt hat, dass wir vielleicht am Ende auch ganz viele andere Krankheiten damit werden heilen können. Vielen Dank. Es kommt Dank aus dem Chat. Danke an Herr Yüksel und Frau Scheibenbogen. Vielen Dank, dass ihr beide euch die Zeit genommen habt.

02:04:26 Vielen Dank für eure ganzen Fragen im Chat. Vielen Dank fürs Dazuschalten. Wenn ihr mögt, könnt ihr morgen um 20.30 Uhr bei Mixtalk dabei sein. Wehrpflicht, aber bitte ohne mich ist da das Thema. Also das nächste, wo die junge Generation vielleicht solidarisch sein darf. Wehrpflicht, aber bitte ohne mich ist das Thema morgen. Das war's für Politik und Wir. Macht's gut. Tschüss. Tschüss.

02:04:56 Vielen Dank.