Politik & wir | Entscheidet Social Me...

Politik & wir | Entscheidet Social Media die Bundestagswahl? Mit Iris Sayram, ARD, Anna Moors, Social-Expertin, @gregorspolitik @derdara

ARD - 14.01.25 19:05 - 02:17:43 - 3.986 - Twitch

Zusammenfassung - Original

Meta stoppt Faktenchecks, und Elon Musk spricht mit Alice Weidel auf X – wie beeinflusst Social Media Content den Wahlkampf? Und welche Strategien fahren die Parteien mit ihrem Content? Darüber diskutiert Politik & wir - der Communitytalk mit Iris Sayram aus dem Hauptstadtstudio und Anna Moors, Kommunikationsberaterin für Parteien. Zu Gast außerdem der Newsfluencer Fabian Grischkat und der Vizepräsident des Verfassungsschutzes.

00:09:38 So, dann hallo und herzlich willkommen zu Politik und Wir. Herzlich willkommen zur ersten Politik und Wir Sendung dieses Jahres 2025. Schauen wir mal, was wird. Schön, dass ihr dabei seid. Wir wollen heute darüber reden, wie Parteien soziale Netze für sich nutzen, welche Strategien dahinterstehen, ob sie das jetzt zum Wahlkampf, in dem wir ja irgendwie sind, besonders gut machen oder vielleicht auch nicht so gut machen.

00:10:07 Und natürlich aus aktuellem Anlass wollen wir auch ein bisschen rauszoomen. Wir sind in einer Welt, in der die AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel mit Inhaber von X, Elon Musk, auf X redet und Mark Zuckerberg kurz mal letzte Woche verkündet hat, sein Fact-Checking-Programm einzustellen. Und deswegen fragen wir uns, entscheidet Social Media die Bundestagswahl? Das ist unser Thema heute. Wir werden auch über Desinformation reden.

00:10:36 Wir werden bestimmt auch im Thema ausländische Einflussnahme vorbeikommen und dafür ist auch jemand uns nachher zugeschaltet und zwar Sinan Selen, das ist der Vizepräsident des Verfassungsschutzes, der gerade auch den Verfassungsschutz leitet. Also es wird ziemlich spannend. Ich freue mich auch, dass ihr da seid. Lieber Chad, liebe Community, ich habe gerade schon

00:10:54 gesagt, wenn ich gesehen habe, Nudelhupe ist da, Theoretisch ist da, Softgirl ist da, Wühler81 habe ich schon im Chat gesehen. Schön, dass ihr da seid. Ihr könnt ja vielleicht mal zum Warmwerden direkt eine Eins schreiben, wenn euer Algorithmus euch gerade regelmäßig Parteien-Content, Wahlkampf-Content einspült. Ja, in eure App. Oder eine Zwei schreiben, wenn ihr sagt, ich bekomme eigentlich vom digitalen Wahlkampf noch gar nichts so richtig mit. Das würde mich mal interessieren.

00:11:23 Also eine Eins, wenn ihr gerade regelmäßig schon Parteien-Content, Wahlkampf-Content ausgespielt kriegt. Und eine Zwei, wenn ihr keinen bekommt. Ah ja, da kommen... sehe ich von... Uh, Chat ist gerade bei mir.

00:11:36 so abgestürzt, aber da ist er wieder, bei It's Bugs hier sehe ich eine Eins, Sven das Schaf schreibt eine Eins, ich sehe aber auch ein paar Zwein, also ich würde mal sagen, auf den ersten Blick, oh ne, ich sehe sogar eigentlich, ehrlich gesagt, mehr Zwein als Einsen, also so richtig kommt der Wahlkampf bei euch digital noch nicht an, ihr könnt ja mal trotzdem sagen, wenn ihr einen Eindruck habt,

00:12:00 wie der so ist. Ihr dürft euch sehr gerne auch dazu schalten und hier live mit uns reden. Wir werden auch so eine kleine Watch-Party machen, ja, mit Wahlkampf-Content, mit Content, den die Parteien so rausballern. Und das mache ich natürlich nicht allein. Ich habe tolle Gäste bei mir im Studio. Bei mir ist die politische Kommunikationsberaterin Anna Mors. Herzlich willkommen.

00:12:22 Du hilfst, kann man sagen, Politikerinnen, Politikern, sich ohne cringe zu sein, auf TikTok und Co. zu präsentieren. Dann hast du vermutlich gerade besonders viel Arbeit? Ja, ich würde sagen, es ist ein gut, gut gefragter Job. Ich würde nicht sagen, dass es da jeweils ein Hoch gibt, aber genau, ich würde sagen, jetzt gerade ist es vor allen Dingen was, was im digitalen Raum total viel Aufmerksamkeit, noch mal mehr als sonst auf sich zieht.

00:12:48 Und ich freue mich, dass die Journalistin Iris Seiram da ist aus dem ARD-Hauptstadtstudio. Du beobachtest die Parteien ganz genau, du beobachtest die Wahlen ganz genau. Sind wir eigentlich schon mittendrin im digitalen Wahlkampf? Ich weiß gar nicht, ob wir überhaupt irgendwann mal raus waren. Irgendwie hat man den Eindruck, dass wir wirklich seit längerem schon in irgendwie so einer Art Wahlkampf waren, weil man irgendwie dieser Umstand, dass die Ampel irgendwie crashen könnte, das war etwas, was uns eigentlich

00:13:17 also wirklich eigentlich schon seit dem Heizungsgesetz so ein bisschen begleitet hat. Irgendwie war so die Frage, okay, wann passiert's? Und dann gab es irgendwie mal so diesen Spruch, Ampel aus zum Nikolaus. Und dann haben sie es... Das war ja zum ersten Mal. Ja, es war so, okay, alles klar. Also dann haben sie es, also sie haben es aber noch nicht mal bis zum 6. Dezember ja geschafft, sondern da war ja schon am 6. November Ampel aus, ne? Also... Ja. Und jetzt ist am 23. Februar Bundestagswahl durch den Bruch der Ampelkoalition letztes Jahr.

00:13:47 Noch einmal an euch, ihr könnt euch sehr gerne reinschalten, wenn ihr mit uns Watch-Party machen wollt, wenn ihr mit uns mitreden wollt, wenn ihr auch vielleicht Fragen habt an meine beiden Gäste. Lasst uns doch zusammen vielleicht mal zum Reinkommen direkt ein Video schauen. Das funktioniert so, wenn wir jetzt Videos haben, die sind hintereinander weg von verschiedenen Parteien zur Vergleichbarkeit. Unten links seht ihr auch immer die View-Zahlen und wir haben so ein paar Videos immer zusammengestellt, die so ein bisschen

00:14:16 ähnliches Thema haben. Und zum Anfang sehen wir jetzt ein Video erst von SPD, CDU, AfD und Grüne. So ein bisschen könnt ihr mal darauf achten, wie die so ihre Spitzenkandidaten präsentieren. Darum soll es in dem ersten Video gehen.

00:15:01 Jetzt mitmachen! Grafik oder Video von alisweidel.de herunterladen, auf dem eigenen Kanal veröffentlichen und uns den Link zu deinem Beitrag zu senden. Freunde, das ist das Endprodukt! Wollen Sie selber wirklich Kanzler werden? Ja. So richtig diese Wahl gewinnen? Ja, das will ich.

00:15:23 Ich bin jetzt ungefähr 20 Jahre Berufspolitiker. Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass ich mir oder meiner Partei was beweisen muss. Alles, was so ein bisschen in Eitelkeitswinkel geht, brauche ich nicht mehr. Ich habe auch dank ihrer Hilfe gelernt, wie viel man tragen und aushalten kann, wie man mit Kritik umgeht und bin jetzt trotzdem immer noch in einer Position, wo alles, was mich in die Politik gebracht hat. Genau, Anna, du arbeitest oder hast auf jeden Fall für die SPD gearbeitet, hast eine

00:15:50 auch schon im letzten Wahlkampf für die SPD gearbeitet. War da jetzt ein Teil von deiner Arbeit zu sehen gerade? Nein. Und wie guckst du auf diese Videos? Ich glaube, ich würde auf etwas Bezug nehmen, was du ganz am Anfang gesagt hast, und zwar das, wie die sich präsentieren. Erst mal eine Frage. Also mir, gerade als wir diese Videos geschaut haben, erst mal aufgefallen, die präsentieren sich ja erst mal gar nicht selber. Also wir sehen Videos, die von ihnen aufgenommen werden. Sie sprechen nicht direkt mit den Leuten, sondern sie werden präsentiert. Und das finde ich so eine total, ich sag jetzt mal,

00:16:18 Interessante Wahrnehmung von außen, weil eigentlich TikTok ja die Plattform ist oder Kurzvideos die Plattform sind, wo die Leute direkt in die Kamera sprechen sollen, wo sie irgendwie direkt Kontakt mit den Leuten aufnehmen sollen. Und ja, das wird so gar nicht gemacht. Also du meinst alle miteinander das Medium nicht verstanden? Nee, ich würde sagen, alle einen interessanten Twist reingebracht zu dem, was irgendwie ja alle bisher empfohlen haben. Wie schaffst du auf die Videos?

00:16:44 Also, ich find's irgendwie immer so lustig, wenn... Also, ich hab jetzt nicht so einen super Profi-Blick da drauf, ne? So von wegen, ah, sprechen jetzt in die Kamera oder was. Das check ich, um ehrlich zu sein, gar nicht jetzt, wo du's sagst. Fällt's mir auch auf. Und denk mir, vielleicht wirkt es für mich deswegen so distanziert, dass ich da gar nicht so gefangen werde. Und hör natürlich irgendwie so mehr da drauf, was wollen die denn transportieren? Und dann hörst du irgendwie, vom Kanzler wollen sie anscheinend irgendwie transportieren, dass er cool ist. Was man schon häufig hört.

00:17:13 gehört hat, das ist so jetzt mehrmals irgendwie so platziert worden. Er ist cool, was ich so schwierig finde, weil er ist vieles aber cool, habe ich jetzt irgendwie mit ihm so gar nicht assoziiert.

00:17:24 Alice Weidel. Die Merchandise präsentiert hat. Genau, also da musste ich so ein bisschen auflachen, weil man kennt sie, man kennt sie, wenn sie in den Bundestag reinkommt und wenn sie ans Mikro schreitet und dann redet, dann, ich habe so das Gefühl, dass sich so eine Eisschicht dann auf einmal übers Plenum legt, weil die eine Wucht hat in ihrer Rede und auch manchmal in der, also was sie für eine Wortwahl hat, das ist dann so mächtig und so

00:17:52 Ja, teilweise so dark, ne? Und dann siehst du sie so ha-ha-ha und lustig und so. Und was sie auch, glaube ich, echt sein kann. Ich habe von ihr mehrere Videos gesehen, wo sie sich so anders gibt und auch ist. Aber ich finde es dann irgendwie so interessant, wie das Bild dann so manchmal mit meinem Kopf so auseinanderfällt, wie sie sich den Leuten präsentieren, wie sie sich im Bundestag präsentieren, wo sie ja eigentlich auch das Volk adressieren.

00:18:20 scheinen halt eben wirklich plattformgerecht irgendwie so ihre Auftritte in Szene zu setzen. Macht die AfD ja auch sehr erfolgreich. Ist es genau dieses plattformgerechte Auftreten, dass sie im Bundestag anders spricht als auf TikTok?

00:18:36 Die Sprache wird natürlich variiert, also wir merken, dass es tendenziell emotionaler ist, vielleicht auch ein bisschen flapsiger, je nachdem, wie man es dann wahrnimmt, oder zumindest das, was, glaube ich, viele Politikerinnen und Politiker denken, irgendwie Jugendsprache ist. Das ist mal eine Tendenz, die total von Partei zu Partei variiert. Wir haben jetzt auch gesehen, dass ganz häufig auch anmoderiert wird, also dass über eine Person gesprochen wird und genau.

00:18:59 Es ist denn zwingend geboten, dass man heute als Politiker, als politische Person, also jetzt abgesehen von der Partei sozusagen, einen Account hat, um zu kommunizieren auf Social Media?

00:19:11 Ich glaube, man sollte sich definitiv nicht dagegen verwehren, auf digitalen Plattformen präsent zu sein. Also wir merken einfach, dass es ein total wichtiger Space ist. Nicht nur für junge Leute. Also das Internet ist dann tatsächlich doch kein Neuland mehr, sondern ein fester, integraler Bestandteil. Egal, welcher Altersgruppe man angehört. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass man nicht auf jeder Plattform präsent sein muss. Und ich sage jetzt mal ganz zugespitzt, dass wenn man merkt, Facebook liegt mir mehr als TikTok oder Twitter ist mehr mein Medium. Diese Textform, das liegt mir einfach total aber frontal in der Kamera.

00:19:40 Kamera sprechen, das ist es für mich nicht, dann bin ich da in meiner Arbeit persönlich immer die Person, die an die Politiker und Politiker appelliert, das dann auch bitte so umzusetzen und nach persönlichen Präferenzen für sich auszuwählen. Ich will noch mal eine Grafik hinterher schieben, weil wir gerade schon, und da werden wir auch noch ein bisschen genauer drüber reden, gesagt haben, dass die AfD auf TikTok besonders erfolgreich ist. Das sind jetzt Zahlen aus dem letzten Jahr, Anfang letzten Jahres, aber da sehen wir, dass die AfD

00:20:07 Am meisten Aufrufe, hier geht es um die Aufrufe auf TikTok, hat die SPD auf dem zweiten Platz, aber schon weit abgeschlagen. Also 61,8 Millionen sind es bei der AfD, 17,2 Millionen Aufrufe sind es bei der SPD gewesen letztes Jahr. Die CSU sind es 16,4.

00:20:26 Millionen gewesen. Also was die AfD da richtig macht und ob die anderen Parteien sich davon was abschauen können, darüber können wir gleich noch reden. Iris, für mich war, wenn ich so zurück gucke in den USA, so das erste Mal, dass ich Social Media im digitalen Wahlkampf erlebt habe, war das 2008 mit Obama. Das war das erste Mal, dass ich das so mitbekommen habe. Gab es

00:20:53 so ein Moment auch im deutschen Wahlkampf? Dass es so einen richtigen Turnaround gab, meinst du? Also ich kann mich jetzt nicht, vielleicht weißt du das, also ich kann mich jetzt nicht an so einen richtigen Erweckungsmoment erinnern, aber ich habe irgendwie schon als Beobachterin gemerkt, dass

00:21:12 dass es immer mehr dahin gegangen ist. Also ich fand, das war so ein bisschen so ein schleichender Prozess auch. Also vor allen Dingen bei den Parteien, die jetzt nicht bei uns unbedingt immer so diese Bühne bekommen haben, weil bei uns die Formate ja so sind, dass die nicht zu uns kommen können und dann ihre Sprüche dann so ablassen, sondern sie werden eingeordnet, sie werden hinterfragt, sie werden dann auch unterbrochen. Und das ist natürlich dann, wenn die im Netz auftauchen, auf ihren eigenen Kanälen,

00:21:41 völlig ungefiltert. Da können sie natürlich ihre Nachrichten, ihre Narrative so halt setzen, ohne von uns, sag ich jetzt mal, gestört zu werden. Das ging so langsam, dass wir so ein bisschen ... Wir haben so dieses Gatekeeper-Moment einfach verloren. Früher konnten wir sagen, wir landen den in die Sendung, das machen wir, tralala, 20 Uhr, 15 Minuten, welche Nachricht machen wir?

00:22:06 Und das ist so mehr oder weniger mittlerweile aufgehoben. Und also, wenn es irgendeinen Zeitpunkt gibt, wenn du mich fragen würdest, wann hat sich irgendwie signifikant echt was geändert, dann fand ich, war das so während der Corona-Pandemie, wo ich so den Eindruck hatte, dass viele Leute mit den klassischen Medien so, also vielleicht, weil sie sich da nicht wiedergefunden haben, vielleicht, weil sie irgendwie andere Infos haben wollten, aber da hatte ich

00:22:36 ich so den Eindruck, das shiftet sehr krass in die sozialen Netzwerke. Und da sind dann halt auch neue Formate entstanden, die ganz ähnlich aussahen wie Nachrichtenformate, wo die Leute dann auch geklickt haben. Das fand ich irgendwie. Aber ich weiß nicht, vielleicht... Gab es für dich so einen Punkt, wo du gemerkt hast, dass wir da in einem anderen Zeitpunkt sind?

00:22:59 Ich würde sagen, vor allen Dingen, weil ich ja einer, würde ich jetzt mal sagen, so sehr jungen Generation angehöre, dass... Du bist 22, richtig? Ich bin 22, genau. Dass das fast schon so ein schleichender Prozess war. Also es gibt jetzt nicht den einen Moment, wo ich gesagt hätte, oh, wow. Es gibt aber sehr wohl den Moment, da kann ich mich noch sehr genau daran erinnern, jetzt kennt ihr vielleicht das Ja aus dem Kopf aus wie nicht, aber als Merkel gesagt hat, das Internet ist für uns alle Neuland, als ich mir schon gedacht habe, wow, aber damals noch auf YouTube, da war das ja toll.

00:23:28 die präsente Plattform. Ich weiß nicht, vielleicht haben das noch viele Zuschauerinnen und Zuschauer im Kopf, dass man die YouTuber von zu Hause aus verfolgt hat. Dass es damals auch schon erste journalistische Formate auf der Plattform gab. Dass ich mir einfach nur gedacht hätte, doch, da wird ja auch über Politik gesprochen. Und das ist definitiv so ein politischer Space, den ich auch damals schon so wahrgenommen hab. Jetzt, wo du sagst, Rezo war so ein Moment. Ja, doch, oder? Das war so, genau. Das war ja so super weird.

00:23:57 Also ich fand es halt weird, weil auf einmal irgendwie alle Leute übers Urheberrecht gesprochen haben. Und da stand im Vordergrund irgendwie das Internet so komplett freizuhalten. Also keine Regelung, auf gar keinen Fall irgendwie was da einziehen. Und selbst das Runterladen eines Songs war auf einmal Meinungsfreiheit. Und in dieser Diskussion kam eben Rezo, weil die CDU hatte sich dafür eingesetzt.

00:24:27 Was waren das noch mal? Die Urheberrechtsrichtlinie. Genau, ACTA war schon gekillt. Das war so ein Abkommen, das war schon irgendwie... Das hatten die Netzaktivisten schon hinbekommen, dass das irgendwie abgeräumt wird. Und dann hatte... Eben auf EU-Ebene wollte man eine Richtlinie machen. Da ging's um Uploadfilter, glaub ich, ne? Genau, dass man halt... Okay, wenn man halt irgendwie die Plattform nicht in die Haftung nehmen kann, dann sollen sie zumindest irgendwie zusehen, dass sie urheberrechtlich geschütztes Material nicht hochladen. Und im Zuge des...

00:24:56 Und die CDU hat das halt sehr prominent vertreten mit Alexander Voss damals. Und da ging auf einmal der Punk ab. Also, das war irgendwie schon krass. Genau, und dann kam eben dieses Video. Und da hast du halt gemerkt, okay, das ist jetzt echt was anderes. Weil das wirkte wirklich so, als würde da einer so ganz zufällig vor so eine Kamera stolpern. Und so, ha, grüne, blaue, nee, blaue Haare. Und hat auch ganz anders gesprochen, als wir das, um ehrlich zu sein, tun.

00:25:25 Wir sind ja super steif, wenn wir für die Tagesschau irgendwelche Nachrichten sprechen oder Kommentare oder was weiß ich. Und der hat da so einen so ja und dann la la la und tra la la und so. Auch mit einem Titel, den seriöse Journalistinnen niemals wählen würden.

00:25:45 Wir wollen uns darüber unterhalten mit euch. Chatet gerne mit, schreibt gerne mit oder schaltet euch dazu, welchen Einfluss Social Media jetzt gerade im Wahlkampf hat, welchen Einfluss Parteien im Wahlkampf haben und Parteien auf Social Media haben. Und dazu gibt es natürlich auch wissenschaftliche Untersuchungen. Und deswegen freue ich mich, dass Professor Roland Verwiebe da ist von der Uni Potsdam. Hallo, herzlich willkommen. Ja, willkommen Roland.

00:26:11 Wunderbar, das klappt technisch total gut. Herr Favibe, Sie haben zu den Landtagswahlen in Ostdeutschland den Potsdam Social Media Monitor ins Leben gerufen und haben genau zu diesem Thema Einfluss von Social Media, Einfluss von Parteien auf Social Media geforscht. Was ist denn genau dieser Wahlmonitor?

00:26:34 Also wir haben auf TikTok ein paar Dutzend Userprofile geschaltet, also Avatare, wenn man so will, die wir in ihrem Verhalten versucht haben, sehr dicht an dem üblichen Nutzerverhalten zu orientieren. Also wir haben Nutzerverhalten simuliert, muss man dazu sagen.

00:26:56 Und haben uns dabei auf junge Personen, also junge Profile, 18-Jährige circa, konzentriert, weil uns die Frage der politischen Interessenformierung interessiert hat. Es wurde jetzt schon viel hier im Talk darüber geredet, wie stark Social Media sozusagen die jetzige Zeit beeinflusst und wie viele Beobachter der Zeit gehen davon aus, dass diese

00:27:19 Beeinflussung des sozialen Verhaltens, des Konsumverhaltens, des Datingverhaltens, aber eben auch des politischen Verhaltens unter jungen Menschen, die viel stärker Social Media nutzen, auch nochmal deutlicher akzentuiert, deutlicher ausgeprägt ist. Und so haben wir uns also auf 18-jährige Männer und Frauen konzentriert, die in drei

00:27:39 Ostdeutschen Bundesländern anlässlich der Wahlen im Osten des Landes eben beheimatet waren, technologisch kann man sagen, und haben eine Exposure to Politics uns angeschaut. Wir haben natürlich unheimlich viel Material bekommen. TikTok ist eine große Unterhaltungsmaschine, die mit Politik sehr wenig zu tun hat. Also alles, was da an Trends läuft, ob es jetzt Kochen ist oder wegen Reitenbeauty, alles Musik, also das ganze Entertainment-Business, was man sieht.

00:28:07 haben wir auch bekommen, aber eben so 3 bis 5 Prozent des Contents, den unsere Avatar gesehen haben, der war politisch ausgerichtet. Wir haben allgemein nach Wahlen gesucht, also hatten wir ein neutrales politisches Interesse zunächst formuliert. Und in diesen 3 bis 5 Prozent dominiert die AfD sehr stark. Wir haben ja vorhin die Grafik von Ihnen gesehen. Wir kommen auf 70 Prozent. Das haben wir auch als Grafik vorbereitet. Ich spiele es mal nebenbei ein.

00:28:34 Oh, da ist dann in der Zeit der Ton weg. Das ist ein Learning. AfD, 70 Prozent, führt im Exposure an. Aber Herr Verbiebel, jetzt sehe ich Sie gerade nicht mehr. Ich hoffe, ich habe mit dem Grafikeinspieler Sie nicht... Doch, da sind Sie wieder. Gott sei Dank.

00:28:56 Also weiter im Text hier, 70 Prozent, klare Dominanz der AfD. Genau, klare Dominanz der AfD. Man muss aber klarerweise sagen, da gibt es natürlich Pro- und Contra-AfD-Inhalt, ist klar. Das sind wir alle, die jetzt hier drin sind in dem Talk. Wobei zwei Drittel circa eher Pro-AfD ist und ein Drittel ist AfD-kritisch.

00:29:17 Und wir haben uns das dann auch genauer angeschaut und versucht, das ist unser Ziel aus wissenschaftlicher Perspektive, sozusagen die algorithmische Steuerung von TikTok ein bisschen besser zu verstehen. Das ist ja eine Blackbox. Keiner weiß im Grunde, außer die Eigentümer der Plattform, wie diese Algorithmen funktionieren, in dem Sinne jetzt hier auch der Empfehlungsalgorithmus und haben gesehen, in den Daten, die wir gezogen haben, das sind fast 300.000 Videos, die wir anschauen können. Das ist mit Blick auf den politischen Content.

00:29:45 eine Reihe von Multiplikatoren gibt, einige hundert Personen in Ostdeutschland, 200, die sind sehr aktiv, die also im Selbstauftrag, würde ich sagen, aus eigenem politischen Interesse, aber vielleicht auch durchaus im Auftrag der Partei oder der AfD, Content der Partei ihrer Spitzenkandidaten vervielfältigen, posten, reposten und so weiter, also immer so weiter die Welle anschieben. Die blaue Welle davon ist ja auch der Talk.

00:30:12 Sie nennen das Schattenarmee, richtig? Multiplikatoren sagen wir dazu, die auch eigene Content produzieren, also die gar nicht nur auf den AfD-Content sozusagen draufgehen und den vervielfältigen. Das ist ein ganz wesentlicher Faktor. Der zweite Punkt ist die Machart der Videos. Also da gibt es ja auch eine Menge

00:30:31 Talk darüber in der Community, der sich eben doch unterscheidet. Die haben 15 Jahre lang diese Social-Media-Auftritte. Perfektioniert die AfD. Die anderen Parteien wachen leider jetzt erst auf, muss man sagen. Der dritte Punkt. Unter den Videos der AfD gibt es eine sehr intensive Debatte. Also durchaus sehr viel pro- und pro-dominiert, aber auch kontra und neutral. Aber die Intensität der Debatte ist deutlich höher als bei den großen

00:30:58 ehemals große, muss man sagen, aber moderaten, zentristischen, demokratisch orientierten Parteien. Auch das, denken wir, spielt der Algorithmus dann aus. Und nochmal, unsere Zielgruppe waren die circa 18-Jährigen Erstwähler, Erstwählerinnen. So würde ich jetzt mal die Studie zusammenfassen. Ja. Anna Mors, ist das eine... Vielen Dank, soweit. Anna Mors, ist das eine Idee auch für andere Parteien, sozusagen Multiplikatoren, eine Schattenarmee, politisches Vorfeld zu organisieren? Passiert das oder ist das was, was andere Parteien lernen müssen?

00:31:27 Das ist ein total wichtiger Punkt, weil tatsächlich ist das etwas, was wir schon im Wahlkampf 2021 beobachten konnten. Also dieses Mobilisieren von Parteianhängerinnen und Anhängern, das passiert bereits, beziehungsweise es wird versucht auch mitzuimplementieren, auch ganz bewusst von den Parteizentralen aus. Also es ist weder, sage ich jetzt mal, AfD-spezifisch, als auch jetzt aus meiner Perspektive heraus SPD-spezifisch. Und nichtsdestotrotz müssen wir feststellen, dass dieser

00:31:52 dieser rechte Teil der Online-Sphäre das besonders effektiv macht und da auch besonders viel Mobilisierungspotenzial liegt, weil ich würde jetzt auch einfach mal aus persönlicher Erfahrung heraus, aus persönlicher Campaigning-Erfahrung heraus sagen, dass da eine ganz andere intrinsische Motivation auch teils zugrunde liegt und, das wird ja gerade auch schon angeschnitten, ja teilweise auch mit Bots nachgeholfen wird.

00:32:15 Sie haben auch schon, Herr Verwiebel, gesprochen von der Machart der Videos. Gibt es da, also ich meine, sie müssen sehr emotional sein, richtig? Oder was sind da so die Takeaways? Das ist nicht so einfach zu machen, weil es sind natürlich, wir reden ja über tausende Videos am Ende, die man sich im Grunde anschauen müsste, aber also wir kommen im Grunde unter anderem auf, ja,

00:32:39 einen anderen Umgang mit Inhalten. Also die Botschaften, die verbreitet werden, die sind viel einfacher formuliert aus meiner Perspektive, als das teilweise die großen oder die demokratischen, zentristischen Parteien machen. Es wird sehr häufig, finde ich, auffällig bei den Spitzenkandidaten der AfD auch im Grunde

00:32:59 Inhaltsleer könnte man fast sagen, argumentiert, also da wird nicht über Sozialpolitik geredet oder über den Arbeitsmarkt oder den Bildungssektor. Das sind ja wahnsinnig komplexe Themen, die man auf TikTok eben gar nicht unterkriegt in der Geschwindigkeit und in der Zeit. Die anderen Parteien versuchen es schon.

00:33:13 würde ich sagen, ganz klar. Und die AfD arbeitet mit Emotionen, die arbeiten mit der direkten Ansprache ans Publikum. Das kommt im Regelfall super positiv rüber. Teilweise laufen Videos, die haben nur irgendwie einen Musiksound und jubelnde Massen, die kopieren sich sozusagen sehr geschickt, finde ich, die Dinge zusammen, die aus ihrer Perspektive, mit ihren Erfahrungen von den Algorithmen gut aufgegriffen werden. Und ich finde, das ist

00:33:41 Eigentlich insofern geschickt, weil man sich vorstellen kann, dass der Markenkern der AfD, wofür die politisch sozusagen im Allgemeinen steht, ist sehr, sehr gut etabliert. Wir haben jetzt gesehen, Parteitag, den sie hatten. Es wurde, ich weiß nicht, wie oft ausgespielt in den klassischen Medien, im linearen Fernsehen bis hin zu den Printmedien. Die haben eine so große Vervielfältigungsmaschine, die ohnehin für sie läuft.

00:34:06 Das muss man ganz klar sagen. Also wenn man die Berichterstattung AfD-Parteitag neben SPD-Parteitag legt, da glaubt man ja gar nicht, wo man unterwegs ist, ehrlich gesagt. Also die Medien spielen der Partei, finde ich, sehr gut in die Hand der Markenkerne. Sie etablierten auch schon sehr lange.

00:34:20 Und im Grunde wirkt es oft so, dass die Videos der AfD und von AfD-nahen Multiplikatoren eigentlich darauf angelegt sind, nochmal in Erinnerung zu rufen, guck mal, wir sind noch da, schau mal, das, die Emotions und hier die blauen Herzen und so weiter, da der Schminktipp. Also es ist saugeschickt, die haben das Playbook drauf.

00:34:39 Aber haben eben 15 Jahre auch deutlich mehr Ressourcen investiert und einen großen Stamm von Unterstützern und Unterstützerinnen aufgebaut. Und die anderen Parteien, mein Eindruck, hängen eben doch noch ziemlich doll hinterher. Und das ist ein Riesenproblem für dieses Land. Keine Frage. Iris, haben da andere Parteien einen Nachteil, weil sie vielleicht komplexere Antworten geben müssen und nicht verkürzen können?

00:34:59 Ich bin mir nicht so sicher. Also wenn es gerade ums Emotionalisieren geht, finde ich, können das die anderen Parteien eigentlich ganz gut auch. Also vor allen Dingen bei den Grünen. Robert Habeck, also der hat ja durchaus auch den einen oder anderen sehr erfolgreichen Clip gemacht, wo sich viele auch abgeholt gefühlt haben. Da ging es ja auch viel um Emotionen und das Gefühlige, das Situative. Und ich finde auch, ich finde es total spannend, was Sie gerade gesagt haben zu der sogenannten Schattenarmee. Andere nennen es halt die Bunker, Cyber Angels oder was auch immer.

00:35:28 Das beobachten wir auch, dass da die anderen Parteien jetzt so nachholen. Ich habe so einen kleinen Fetisch, dass ich mir immer so gerne die Kommentarspalte angucke, ob es jetzt bei uns auf der Seite ist, bei der Tagesschau, Bericht aus Berlin oder bei den Kollegen ZDF Heute oder so, je nachdem, welches Thema gespielt wird.

00:35:46 Und da war es in der Zeitung tatsächlich ein krasses Übergewicht, was so blaue Herzen angeht oder überhaupt. So Content, was eher so in Richtung AfD geht, aber auch bei so sehr kritischen Themen wie Ukraine, Russland, Unterstützung, Nahost, Gaza, Palästina. Und dass das aber jetzt so ein bisschen geschifftet ist und auf einmal sind da wahnsinnig viele grüne Herzen und auf einmal sind da wieder sehr viele Flaggen unterwegs. Und also das ist jetzt gefühlte

00:36:16 gefühlte Evidenz, das wissen Sie vielleicht, können das besser mit Zahlen untermauern, aber ich habe so das Gefühl, dass mindestens seit ein paar Monaten, dass die anderen Parteien da nachgeholfen haben oder zumindest bei den Grünen da jetzt echt irgendwie reingeballert worden ist, dass sie die Kommentarspalten so drehen, dass man nicht den Eindruck hat, wenn man die aufmacht, dass man sich denkt, ach du Schande, man kann ja eigentlich wirklich gar nicht mehr die Grünen wählen, weil das war eine Zeit lang so. Die hatten echt so ein schlechtes Image, so schlecht,

00:36:45 komplexe Community Nachrichten bekommen.

00:36:49 Und da scheint was passiert zu sein. Kann man denn die Ergebnisse auf, also das waren jetzt für die Landtagswahlen in Ostdeutschland, kann man die Ergebnisse denn auf Gesamtdeutschland übertragen? Und vielleicht auch die Frage, was ist denn, gibt es denn ein Social-Media-Monitor gerade jetzt zum aktuellen Bundestagswahlkampf? Passiert da was in der Uni Potsdam? Genau, also wir sind dabei, das auch weiterzuführen und auch zu erweitern im Grunde. Also ich will nochmal betonen, wir waren eben in diesen ostdeutschen Bundesländern, da gab es die Wahlen und wir hatten diesen Fokus auf die Erstwählung.

00:37:19 und darüber können wir im Grunde sprechen. Ich würde insofern sagen, Übertragbarkeit, Repräsentativität ist nicht gegeben. Gleichzeitig wissen wir alle, wie Social Media funktioniert und wie das Land politisch funktioniert. Ich würde mich jetzt extrem wundern, wenn das, was wir jetzt herausgefunden haben in Nordrhein-Westfalen, großes Bundesland, starke Bevölkerungsdichte, nun doch deutlich anders laufen würde. Aber konkret kann ich sagen, dass wir Ende Januar

00:37:48 letzten Januarwoche tatsächlich nochmal neu loslegen und dass wir dann nicht nur TikTok uns anschauen wollen, sondern auch noch Instagram, YouTube und Twitter, also jetzt X, und also Plattform vergleichen arbeiten wollen. Und wir streben an eine Laufzeit unserer Bots von vielleicht sogar drei Monaten hinzukriegen, also ein bisschen zu verlängern. Inhaltliche Gründe oder auch technologische Gründe. Man muss schauen, ob wir es so an den Start kriegen.

00:38:17 Was wir programmieren konnten, ist deutlich weiterentwickelt, noch mal ausgereifter als noch vor einem halben Jahr. Und wir wissen, es läuft theoretisch oder auch praktisch wissen wir, dass es läuft. Mal gucken, ob wir dann auch tatsächlich die nötigen Ressourcen mobilisieren können. Aber den Schritt wollen wir gehen. Und wir können uns noch mal in zwei Monaten besprechen. Da würde ich auch drauf zukommen. Können wir Ihnen sagen, ob sich was verschoben hat und wie die Bundestagswahl sozusagen möglicherweise

00:38:46 auch mit einem größeren Ressourcenansatz von den anderen Parteien vielleicht ein bisschen anders läuft. Ich will nochmal sagen, Brandenburg, das ist nun der Arbeitsort von mir.

00:38:55 Da haben wir im Nachgang auch mit, also über Journalisten, von Journalisten, Journalistinnen, die dann mit uns gesprochen haben und auch mit Menschen, die da in den Parteien arbeiten, geredet. Und da stellt sich dann heraus, dass die SPD beispielsweise aus finanziellen, aber auch inhaltlichen Gründen TikTok ausgelassen hat im Landtagswahlkampf. Die Kommunikation auf TikTok war ihnen zu negativ. Sie sind dann auf Facebook, glaube ich, gegangen. Das mag Sinn machen, strategisch, weil die Demographics auf Facebook für die SPD besser passt. Ja, können wir gleich mit Anna Mors auch noch genau...

00:39:24 Aber die Grünen haben gesagt, wir hätten nur Geld für eine Plattform statt für vier. Also der Ressourcenmangel, wenn man mit den Verbänden redet, die sagen auch die ganze Zeit, also die politische Rechte hat wesentlich mehr Ressourcen am Staat finanziell. Das Geld, was die anderen Parteien haben, ist auch wie den Stiftungen gebunden, was auch immer. Aber da ändert sich jetzt möglicherweise ein bisschen was und vielleicht kann man darüber dann auch nochmal neu berichten.

00:39:49 Ja, da sprechen wir uns auf jeden Fall nochmal. Lieber Chad, ihr habt es ja jetzt so ein bisschen gesehen. Es gibt diese starke Dominanz der AfD. Im Social-Media-Monitor nachgewiesen. Findet ihr, dass da die Politik, findet ihr, dass da die Plattformtreiber Ableitungen daraus, also Konsequenzen daraus ziehen sollten? Und wenn ja, welche? Ihr könnt mir sehr gerne in den Chat schreiben. Ich kann ja zum Beispiel mal vorlesen, Kai F. schreibt, was Herr Fabiebe sagt, unterschreibe ich zu 100 Prozent die AfD.

00:40:18 Die AfD war seit Gründung gleich im Social-Media-Geschäft und hat mit der Zeit ihre Botschaften einfach immer weiter und einfach immer greifbarer formuliert als die anderen Parteien. Herr Verwiebel, unser Thema ist heute, entscheidet Social-Media die Bundestagswahl? Eine ganz kleine Frage mit einer ganz kurzen Antwort für Sie zum Schluss. Nein.

00:40:38 Also ich würde sagen, den Kardinalfehler, den man macht an der Stelle, ist, dass man die Real Politics und die Real Policies von sozusagen nicht mitdenkt. Also nicht, dass sie das nicht tun, aber die muss man mit reinnehmen. Die Opposition in Deutschland hat es super einfach im Moment, weil die im Bund die Politik so problematisch war und wir an vielen Stellen, umgleich Infrastruktur, öffentliche Infrastrukturen, Verkehr und so weiter, die Krankenhäuser, die Pflege, also die Liste der Probleme ist riesig lang.

00:41:04 Und das läuft einfach nicht gut, seit einigen Jahren schon. Und das spielt der Opposition extrem in die Hand. Und klar, die AfD ist wesentlich weiter vorne in Social Media. Aber sie profitiert eben auch im Grunde vom inhaltlichen Versagen der demokratischen Parteien. Wenn da nicht aufgeholt wird, ist Social Media am Ende so das i-Tüpfelchen, was dann noch mal ein paar extra Prozente bringt für die AfD. Aber der Ansatz müsste eigentlich woanders sein.

00:41:30 Dann vielen lieben Dank fürs Mitmachen, fürs Reinschalten. Danke. Ja, gerne. Tschüss, schönen Abend noch. Tschüss, alles Gute. Ich würde so gerne so ein paar Kommentare von euch vorlesen. Christoph schreibt, Social Media halte ich zum Diskutieren das absolute falsche Medium, weil es zu einfach ist, sich falsch zu verstehen.

00:41:54 Zombie Ant schreibt über Social Media oder schreibt, es muss auch Orte ohne Politik geben. Diese Politisierung von allem und jedem ist ein riesiger Störfaktor, welcher nur zu Frust und hohen Nicht-Wahlquoten führt.

00:42:10 Haldon72 schreibt, die digitalen Plattformen sind letztendlich auch nur Werbeplattformen. Wenn ich mich als Marke bekannt machen und Erinnerung rufen bzw. bleiben will, dann muss man eben dort heute präsent sein. Und das ist genau das, was Parteien machen, was Politikerinnen und Politiker machen. Wir haben in der Recherche vorher geschaut, wen können wir heute einladen, sind zu dir gekommen, Anna Mohrs, bis Anfang 20 und hast im letzten Jahrgang schon

00:42:39 Newsroom von der SPD mitgearbeitet. Man könnte sagen, du hast beim Wahlsieg von Olaf Scholz mitgeholfen. Du warst das. Sorry, Leute. Ein Stück weit, ein Stück weit. Man hat seinen Beitrag geleistet. Ja, auf jeden Fall. Und vielleicht für die Zuschauerinnen und Zuschauer, weil ich den Begriff selbst total verwirrend finde, eine Newsroom, vielleicht auch ihr mit journalistischem Background, das ist

00:43:00 nicht das, wonach es sich anhört. Es ist quasi das Referat innerhalb einer Parteizentrale, was sich mit all dem befasst, was irgendwie mit digitalen Medien zu tun hat, wo quasi digitale Kampagne zusammenläuft. Zum Beispiel für Mitglieder des Parteivorstandes oder auch in dem Fall für Kanzlerkandidaten, wenn es eben um sowas geht wie eine Wahl. Hast du auch an diesem famous Aktentaschen-Video deine Finger gehabt? Wie fandest du das persönlich? Das wurde ja

00:43:26 unterschiedlich bewertet? Ja, vielleicht ordne ich erstmal ein, wo das produziert wurde und dann komme ich zu meiner persönlichen Meinung, weil ich finde, das ist vielleicht auch mal ganz interessant zu wissen, wo wird das überhaupt produziert, wo fängt so etwas an. Und in dem Fall ist es tatsächlich so, dass Olaf Scholz schon Bundeskanzler war und das ist dementsprechend im Bundeskanzleramt meines Wissens nach mit angesiedelt war. Er war also schon im Amt, das muss dann also mit im Bundeskanzleramt produziert werden. Und ich persönlich fand es deshalb, und das muss man einfach ganz klar sagen, total misslungen, weil ich der Überzeugung war,

00:43:55 bin, dass man als Politiker nicht jeden Trend mitmachen muss und dass man nicht unbedingt lustig sein muss, um den Auftrag auf den sozialen Medien zu erfüllen. Also das ist nicht nur, du hast eben den Begriff genannt,

00:44:07 politische Kommunikation auf den digitalen Medien sollte eben nicht nur eine Bühne sein, es sollte ein Werkzeug sein, um Inhalte zu vermitteln. Aber wenn es so inhaltslos ist, muss ich sagen, ist es nicht mein persönlicher Stil und bin ich davon nicht unbedingt überzeugt. Wie hast du es angeschaut? Ich fand es, um ehrlich zu sein, dann doch witzig. Also weil es irgendwie dann was einigermaßen Authentisches hatte. Also jetzt finde ich es

00:44:28 nicht mehr so richtig cool. Ich will mal drei Phänomene noch mal ansprechen. Es gab einmal das Video von Christian Dürr, ich weiß nicht, ob ihr das noch auf dem Schirm habt, der FDP-Fraktionsvorsitzende, der versucht hat, eben mit dieser sehr direkten Ansprache die Wörter zu übernehmen, die jetzt gerade anscheinend irgendwie so angesagt sind. Haben wir auch als Beispiel hier. Können wir vielleicht auch bei der Gelegenheit schauen, wenn wir jetzt bei dem Beispiel genau sind. Jetzt hoffe ich, dass ich natürlich gleich...

00:44:58 Das ist eben halt genau das, man versucht sich irgendwie so anzubiedern. Also ich labere jetzt einfach mal weiter, bis du es gefunden hast. Und das finde ich halt irgendwie, das kommt so gar nicht an. Und bei der Aktentasche finde ich, okay, komm, fair, das ist er halt. Und er gibt sich da gar nicht irgendwie große Mühe, muss er auch nicht, weil er der Kanzler ist. Und deswegen habe ich das so eher so abgespeichert, okay, come on. Und dann das Krasseste war Angela Merkel im Wahlkampf. Boah, was war denn das? Ey, keine Ahnung, ich bin schlecht mit Jahreszahlen. Also jedenfalls, wo sie das letzte Mal angetreten ist,

00:45:27 ist, da haben die dann so ein Hashtag gesetzt, den kein Schwein irgendwie sich merken konnte. Er war irgendwie Furu Wiggel Jiggl Irgendwie sowas. Einfach aufs Keyboard gehauen. Einfach genau so. Das war das Akronym für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben. Und das war dann die Abschürzung für HDGDL. Genau, das war halt einfach so wirklich irgendwie wieder schon so geil. Weil da hat sich gar keine Mühe gegeben. Da hat überhaupt gar keiner sich

00:45:56 irgendwie gedacht, so was fetzt so richtig. Und solche Sachen finde ich dann am Ende des Tages irgendwie viel nahbarer als eben diese

00:46:07 So, das habe ich jetzt gefunden. Wir haben es zusammengefasst mit einem Video von den Grünen, von Frau Baerbock, von SPD, von der CDU und von der FDP und haben es so ein bisschen zusammengefasst unter Behind-the-Scenes-Videos. Und da ist auch das Video Dir erklärt den Bund. Können wir mal reinschauen. So, jetzt bin ich kurz vor der Rückreise und schon auf sicherem, symbiotischen Boden.

00:46:35 von einem Besuch in Syrien. Und ich bin mit Gefühlen hierher geflogen, wo ich gar nicht wusste, was mich erwartet. Willkommen im Bundestag, wo der Real-Tea stattfindet. Hier machen wir die Politik und das nicht auf Low-Key, sondern Full-Power. Hier wird delivered. Da sitzen alle Abgeordneten quasi die Squadgoals der Politik.

00:47:11 Gibt es bei euch Orte zum relaxen? Ja, die gibt es, aber natürlich nicht hier in meinem Büro. Aber da nehme ich euch doch gern mal mit. Jetzt fahren wir in die sechste Etage und zwar nicht ins Büro des Parteivorsitzenden, sondern auf die Dachterrasse. Hier kann man relaxen in der freien Umgebung sehen. Grüße euch, hi!

00:47:35 Der Ort zum Relaxen, er ist hier gefunden, sehr beliebt bei den Mitarbeitern im Konrad-Adenauer-Haus, diese tolle Dachterrasse.

00:47:42 Also da war jetzt genau dieses Video dabei. Es wurde in die Kamera geschaut, zum großen Teil beim Bundeskanzler haben wir jetzt ein anderes Video in diesem Fall genutzt, aber Frau Baerbock hat in die Kamera geschaut, Philipp Amthor hat in die Kamera geschaut und eben auch Dürr. War das schon besser? War das transparent und behind the scenes? Also ich glaube behind the scenes Inhalte sind schon mal immer was Nettes. Sie wirken natürlich nahbarer.

00:48:10 Ich glaube, was mir an dieser Auswahl an Videos am besten gefallen hat, war in dem Fall tatsächlich das Video von Baerbock. Warum? Weil sie in irgendeiner Art und Weise dann doch ein bisschen Substanz mit reingebracht hat. Natürlich bei Amthor sehen wir, wie ist es behind the scenes im Konrad-Adenauer-Haus war das, genau.

00:48:27 Es passiert also trotzdem einen Einblick in den Arbeitsalltag, aber nichtsdestotrotz finde ich an allen Videos so ein bisschen unbemängelt, dass ich mir denke, wo sind jetzt die politischen Inhalte? Wo ist eine Forderung? Wo ist vielleicht auch irgendwas, was an der eigenen Position polarisiert? Weil wir haben bisher sehr viel über die AfD gesprochen, das machen die ja auf Dauerschleife. Und wenn man sich auch eine Auswertung anschaut, dann ist es so, dass sie sich weniger versuchen, würde ich jetzt mal behaupten,

00:48:51 anzubiedern auf eine Art, sondern viel eher proaktiv eigene Themen setzen und vielleicht auch eigene Kommunikationsstile mitsetzen. Währenddessen fühlt es sich, zumindest aus meiner Beobachtung, vielleicht kannst du da noch ergänzen, immer so ein bisschen an bei den demokratischen Parteien für mich, als würden sie eigentlich gerade noch so ein bisschen in Pubertät stecken, was digitale Kommunikation angeht und sich selbst noch nicht so richtig gefunden haben. Da wird noch sehr viel experimentiert, da gibt es keine klare Linie und das hätte ich vielleicht

00:49:17 Sagen wir mal 2019, 2020 noch verziehen. Mittlerweile frage ich mich, wann kommt es denn endlich? Da würde dir vielleicht Silberhund recht geben. Er schreibt, witzige Wahlwerbung, Politik ist kein Witz und wichtiger Ernst. Ich hoffe, dass die Menschen das zur Wahl differenzieren.

00:49:35 Zombie Anne schreibt, Politiker, die nicht politikrelevante Sachen machen, sind immer cringe. Klar sind das auch normale Menschen, aber dafür sind sie eben nicht bekannt, Iris. Also ich bin ja ganz froh, ich höre, es braucht auch Social Media Inhalte. Ich weiß es nicht, ob es unbedingt immer der Inhalt ist oder halt einfach wirklich die Message oder irgendwas, was du transportieren willst. Also wenn ich jetzt an die Videos von Maximilian Krah von der AfD denke,

00:50:00 Die sind ja wirklich sehr, sehr populär gewesen. Und da gab's eben eins, ne? Irgendwas wie, echte Männer sind rechts. So auch wieder diese klare, direkte Ansprache. Transportiert auch so, lass dich nicht bekloppt machen hier von wegen linksgrün und so. Du bist eine geile Sau, wenn du rechts bist. Und das macht sexy. Und ein anderes, klar, da hab ich echt auch dreimal hingehört, weil ich das auch echt megaspannend fand.

00:50:29 Anfang, gerade bei der AfD, wie da auch die Gastarbeitergeneration angesprochen wird. Also wie man da ganz bewusst eben auch auf die migrantische Community zugeht. Auch wieder Maximilian Krah, der auch in dieser sehr direkten Ansprache gesagt hat, wir meinen dich nicht, du bist einer von uns. Und wo ganz klar differenziert wurde oder überhaupt da mitgespielt wurde,

00:50:54 Wir sind gar nicht so, dass wir komplett gegen alle Ausländer sind. Und wir wollen auch nicht, dass alle abgeschoben werden, weil, ey, du, du bist einer eben von uns. Und das fand ich schon, das war schon ein sehr, sehr starker Inhalt. Auch wenn da jetzt nicht unbedingt das Wahlprogramm wiedergegeben wurde oder irgendeine Position jetzt zu, was weiß ich, Ukraine oder so. Sondern mehr so diese andere Botschaft, die aber in der Politik auch wahnsinnig wichtig ist. Wofür steht ihr? Was seid ihr? Was wollt ihr?

00:51:23 Wen wollt ihr? Würdest du das so bestätigen? Reicht das an Inhalt? Ich würde sagen, da muss man es natürlich auch immer wieder zielgruppenabhängig machen. Was ist das langfristige Ziel, was man damit hat? In dem Fall würde ich sagen, eine neue Community irgendwo erschließen. Soweit würde ich mich nicht aus dem Fenster lehnen. Aber zumindest zu beschwichtigen und irgendwo für sich auch greifbar, sympathisch, schaubar vielleicht auch zu machen, das wird dadurch auf jeden Fall bewirkt. Und wir hatten eben schon darüber gesprochen,

00:51:52 Es wurde eben schon bei der Zuschaltung thematisiert, dass den demokratischen Parteien häufig Budget fehlt und das ist sicherlich der Fall. Ich möchte nicht ausschließen, ohne das bestätigen oder negieren zu können, dass innerhalb der AfD deutlich mehr Gelder für digitale Kommunikation freigeschaltet werden, weil es eben so ein ganz zentraler Kanal für sie ist. Aber bei vielen demokratischen Akteuren muss ich sagen,

00:52:13 Euch fehlt nicht das Budget, euch fehlt die Strategie. Ihr wisst nicht, was ihr eigentlich langfristig bewirken wollt. Ihr wisst nicht, was ihr hier transportieren wollt. Um auch da nochmal zu unterstreichen, politische Kommunikation ist nicht nur eine Bühne. Ihr müsst etwas bewirken wollen und ihr müsst euch darüber im Klaren sein, was überhaupt. Genau, genau, da stimme ich total zu. Du machst gerade sehr Werbung für dich. Ich bin sehr neugierig, wie du das genau angehst, wie du mit Politikerinnen und Politikern arbeitest. Frage ich dich alles gleich.

00:52:43 so ein bisschen über Desinformation, Cyberangriffe, Propaganda, also das sind ja auch Sachen, die auf Social Media passieren, reden und deswegen ist uns jetzt der Vizepräsident des Verfassungsschutzes, Sinan Selen zugeschaltet. Hallo Herr Selen, schön, dass Sie da sind. Ja hallo, ich grüße Sie.

00:53:03 Wunderbar, das klappt also auch soundtechnisch sehr gut. Wie ist denn die Lage im aktuellen Wahlkampf, was Desinformation angeht? Ich kriege sie so ein bisschen abgehakt, aber ich glaube, ich habe sie verstanden. Was passiert in der Desinformation und was sind im Endeffekt die Vektoren, mit denen wir es im Augenblick zu tun haben? Ich glaube, das war so ein Stück weit die Frage.

00:53:29 kann ich gerne beantworten. Wir haben es mit einem ganzen Ökosystem im Augenblick zu tun und ich würde das gerne mal in dem Prozess beschreiben, was wir beobachten. Es ist, was wir im Augenblick sehen, ist ein ganz intensives Monitoring von Themen, die im Augenblick in Deutschland eine Rolle spielen. Kernthemen Migration, innere Sicherheit,

00:53:54 die Nichtfunktionsfähigkeit der Demokratie. Das sind so Narrative, die vermittelt werden, um dann zu zeigen, was Russland angeht, russisches System gut, westliche Systeme schlecht, um es mal ganz einfach auszudrücken. Migration ist ein Thema, was auch ganz stark bespielt wird und hier kommen dann verschiedene Trägersysteme

00:54:18 ins Spiel. Es gibt Influencer, die in Social Media im Endeffekt Positionen und Narrative einbringen, wie zum Beispiel Falschinformationen zu einem bestimmten Ereignis, die dann gestreut werden, die durch Botnetze dann weiter akzentuiert werden. Das wiederum wird dann durch Staatsmedien wie Russia Today beispielsweise aufgegriffen und im Endeffekt dann

00:54:46 weiterverbreitet. Wir haben weitere Mechanismen, wie zum Beispiel die sogenannte Doppelgänger-Kampagne. Was kann man sich darunter vorstellen? Sie kennen spiegel.de. Es gibt eine gleichlautend aufgebaute Seite. Das ist aber nicht Spiegel, sondern das ist eine falsche Seite, wo dann wiederum russische Narrative eingebracht werden, wo ein Ereignis dann unter einem völlig anderen Blickwinkel eingebracht wird.

00:55:12 Und das entfaltet Wirkung. Das entfaltet gerade dann Wirkung, wenn solche Dinge, solche Aspekte aufgegriffen werden in Social-Media-Plattformen. Telegram spielt hier eine nicht unwesentliche Rolle. Und dann weiterverbreitet werden, auch ungeprüft weiterverbreitet werden, aufgegriffen werden. Dann haben Sie ein Narrativ, eine Geschichte entwickelt, die mit der Realität nichts mehr zu tun hat.

00:55:39 aber eine maximale Wirkung in die Gesellschaft entfaltet und wo sie eigentlich auch kaum eine Chance haben, da schnell entgegenzuwirken, weil im Endeffekt, ich formuliere es mal so, das Kind schon im Brunnen liegt. Sie haben jetzt gesagt, wie das funktioniert. Wer sind denn da die Akteure? Geht es um Russland? Es geht vor allem um Russland.

00:56:02 Das ist das, was wir vor den Bundestagswahlen sehr intensiv beobachten. Es geht um bestimmte Influencer, die russische Narrative sehr stark im Endeffekt einbringen. Es geht aber auch um so etwas wie beispielsweise, wie gesagt, Doppelgänger-Kampagne habe ich gerade genannt, was russisch produziert ist.

00:56:24 Also ich glaube, es ist zu kurz gegriffen, nur von einem Akteur zu sprechen. Wir sprechen immer von einem Ökosystem der Desinformation, wo einzelne Elemente aufeinander aufbauen. Sie haben schon angedeutet, das Ziel ist Vertrauensverlust in der Bevölkerung, Zweifel zu sehen, gesellschaftliche Spaltungen herbeizuführen. Jetzt gibt es Leute, die würden vielleicht sagen, es ist ja relativ erfolgreich. Also sind diese Desinformationskampagnen erfolgreich?

00:56:51 Und wie gefährlich ist das? Was könnte passieren, wenn die Ziele erreicht werden? Ich glaube, es macht etwas mit Demokratie und das finde ich besonders gefährlich. Es macht insoweit etwas mit Demokratie, weil in demokratische Entscheidungsprozesse oder die Nachrichtenvermittlung, wie sie stattfindet, beispielsweise im öffentlich-rechtlichen Rundfunk,

00:57:16 in Zweifel gezogen wird. Das heißt also, es geht eigentlich nicht um die einzelne Information, sondern das gesamte System, wie Demokratie funktioniert, auch der offene Diskurs wird infrage gestellt, sondern es gibt ein Schwarz und Weiß mit Informationen, die im Endeffekt choreografiert werden und eingebracht werden. Und da sehe ich die eigentliche Gefahr solcher Desinformationsmaßnahmen. Übrigens, es geht hier nicht um Meinungen,

00:57:45 die beispielsweise Kritik betreffen. Das ist völlig in Ordnung, wenn Kritik geäußert wird an einer politischen Haltung oder an einer Entscheidung. Darum geht es hier definitiv nicht, sondern es ist ein systematisches Einbringen von Falschinformationen, genau mit dem Ziel, Vertrauen in staatliche Institutionen, in demokratische Entscheidungsprozesse, aber auch in die Medienlandschaft zu säen und hier bestimmte Dinge zum Kippen zu bringen.

00:58:14 Ja, und da ist ja auch schon ordentlich was passiert. Wie groß wird das denn noch? Wir müssen eigentlich dauerhaft und permanent damit rechnen, dass das weitergeht. Die Resilienz bezüglich solcher Aktionen ist sehr, sehr unterschiedlich. Es ist auch nicht so, dass jede Aktion, es gibt Kampagnen, die hier gefahren werden, jede Kampagne gleichermaßen effektiv ist.

00:58:37 Nehmen Sie Beispiele. In Frankreich haben wir beispielsweise Kampagnen gesehen, die sehr besorgniserregend waren. Sie haben beispielsweise gesehen, dass Davidsterne an Gebäude gesprüht wurden. Das wurde dann in Kampagnen aufgegriffen. Allein das Aufsprühen der Davidsterne war schon vorbereitet und inszeniert. Das sollte die Overtüre, nenne ich es mal,

00:59:05 für eine solche Kampagne sein. Solche Dinge, die sind manchmal sehr schwerwiegend. Andere Kampagnen sehen wir, entfalten aber überhaupt keine Wirkung. Unser Gegenüber ist da sehr agil und probiert einfach aus. Manche Aktionen sind sehr erfolgreich und andere, vor allem solche, die sehr schnell auch ein Stück weit demaskiert werden,

00:59:29 greifen nicht so tief, wie es eigentlich beabsichtigt ist. Darf ich mal fragen, welche war denn so die größte, einflussreichste russische Desinformationskampagne Ihrer Meinung nach in Deutschland? Also was wir sehr stark beobachten, was Desinformationskampagnen angeht,

00:59:49 sind Narrative, die die Haltung Europas und der NATO hinsichtlich der Ukraine betreffen. Wir beobachten, dass beispielsweise diese Aussagen, eigentlich ist Putin Friedensstifter, eine Aussage, die man immer wieder hört, oder dass die NATO eigentlich die Ukraine provoziert hat, hier eine Position einzunehmen. Diese Narrative

01:00:14 Wenn Sie in Umfragen, beispielsweise gibt es eine sehr spannende Bertelsmann-Umfrage dazu, sich anschauen. Es gibt durchaus Personen und Menschen und Gruppen, die hier sagen, das könnte schon so sein. Und das ist schon für uns etwas, was sehr alarmierend wirkt. Und das ist auch so eines der aktuellsten Beispiele, wo ich echt Sorge habe, dass manche Gruppen hier überhaupt nicht mehr erreichbar sind.

01:00:43 um hier ein differenziertes Bild aufzugreifen. Was erwarten Sie denn dann von Userinnen und Usern? Also Sie haben auch gesagt, Aktionen der Desinformation, Diskreditierung, Cyberangriffe, Propaganda sind einzukalkulieren. Was ist denn einkalkulieren? Was würden Sie sich wünschen von Userinnen und Usern? Also Meinungsvielfalt ist Gift für Desinformation. Das kann man schon so sagen. Das heißt meines Erachtens, hier

01:01:11 wirklich unterschiedliche Quellen anzugehen und zu sagen, okay, diese Aussage steht im Raum. Ich hole mir mal andere Informationsquellen. Ich gehe nicht immer auf meine klassischen Telegram-Kanäle, sondern ich versuche mal, auch andere Informationsquellen abzuschöpfen. Moment, da gibt es ja eine andere Meinung dazu. Das ist etwas, was, finde ich, sehr gut funktioniert. Jetzt muss man aber sagen, gerade wenn Sie sich

01:01:38 die Systematik von Social-Media-Plattformen angehen, wirken diese dem total entgegen, weil ich im Endeffekt in einer Bubble mehr oder weniger gefangen bin. Mir wird Content im Endeffekt so angeboten, dass ich in dieser Wahrheit im Endeffekt gefangen bin. Da sehe ich auch die Plattformen in der Pflicht, hier Vielfalt auch technisch-algorithmenbezogen einzubringen. Aber von den Usern

01:02:05 erwarte ich auch, dass sie sich auch wirklich breit aufstellen und sagen, okay, das ist die eine Aussage, die nehme ich zur Kenntnis. Ich höre mir aber auch mal andere Aussagen an. Und wenn man damit anfängt, dann entwickelt sich ein Bild, wo man sehr schnell aus dieser Bubble auch rauskommt.

01:02:22 Jetzt hat letzte Woche Alice Weidel, AfD-Spitzenkandidatin mit Elon Musk, auf X ein Gespräch geführt. Die Bundesregierung untersucht, ob es dabei illegale Parteiwerbung ist oder nicht. Wie beurteilen Sie denn die Möglichkeiten von Elon Musk, da Desinformation oder auch gezielt Narrative zu verbreiten? Wie gefährlich ist das?

01:02:46 Ich finde es extrem schwierig, wenn Plattformbetreiber im Endeffekt Meinungen vorgeben. Und ich finde es auch extrem schwierig, wenn die Nutzer sehr stark kanalisiert werden auf einzelne Meinungen oder auf einzelne Personen. Ich denke, das verschiebt etwas. Wenn wir uns beispielsweise amerikanische Erhebungen anschauen,

01:03:12 merkt man schon, dass hier, es gibt so zwei, drei Untersuchungen, die da total spannend sind, dass hier Meinung sich dadurch auch verschieben lässt. Ich meine, wir sind gut beraten, Meinungsbildung nicht einzelnen Akteuren zu überlassen, sondern genau der Punkt, den ich anfangs gesagt habe, Meinungsvielfalt zu provozieren geradezu,

01:03:37 Es können völlig unterschiedliche Meinungen sein. Man kann total unterschiedlicher Meinung sein bezüglich einer Haltung in der Migrationsfrage, in Bezug auf Ukraine oder andere Themen. Aber mit dieser Vielfalt gewinnen wir Demokratie zurück. Und wenn wir, und das sind Plattformen, die das leider nicht so betreiben, das kanalisieren auf einzelne Meinungen, dann geht wahnsinnig viel kaputt. Und das wäre eigentlich so mein Wunsch. Das geht ein bisschen in Richtung User.

01:04:06 Aber das geht genauso in Richtung Plattformbetreiber, hier die Dinge zu ermöglichen, die dann unsere Demokratie auch stärken. Weil Vielfalt ist genau das, wo wir hin müssen. Ansonsten, wenn wir bei einer einzelnen Meinung landen, kann man sich vorstellen, was von demokratischen Systemen am Ende des Tages übrig bleibt. Jetzt können wir das von Plattformbetreibern von Elon Musk wünschen, wenn das nicht passiert. Was wäre da die Konsequenz?

01:04:32 Am Ende des Tages sehen Sie ja gerade in der europäischen Debatte, dass wir an Regulierung in bestimmten Bereichen nicht vorbeikommen werden. Auch das muss man in die politische Debatte einführen. Auch das wird nicht nur einzeln national funktionieren, sondern da muss man auf europäischer Ebene genau an politischer Ebene diese Diskussion führen. Weil wo das am Ende endet,

01:04:59 Das ist nicht meine Aufgabe. Ich kann nur den Hinweis geben, es verschiebt sich etwas. Wir haben eine algorithmenbasierte Meinungsbildung, die im Endeffekt sehr einfältig wird und daraus entstehen Gefahren für die Demokratie. Der zweite Schritt, was muss man daraus machen, ist etwas, was in der politischen Debatte dann realisiert werden muss.

01:05:23 Und vor allem auch meiner Meinung nach auf europäischer Ebene, weil europäisch wir da sehr stark auch auftreten und uns positionieren können. Da haben wir auf europäischer Ebene den Digital Services Act, über den wir auch noch reden. Herr Seelen, Chat schreibt, Christoph fragt zur Arbeitsweise vielleicht so ein bisschen was. Werden gewisse Aussagen von Parteien, die bei Social Media die Runde machen, zur Bewertung gesichert? Passiert das?

01:05:50 Ich formuliere es mal so, politisch Parteien kann man so nicht sagen, wenn ein Beobachtungsobjekt besteht. Das heißt also, wenn wir eine Organisation oder eine Person als Verdachtsfall oder erwiesen extremistische Partei, Organisation sehen und als solche bewertet haben, dann beschränkt sich unsere Beobachtung nicht darauf,

01:06:18 was die Person dann beispielsweise auf der Straße sagt oder schreibt, sondern wir beleuchten den virtuellen Einsatzraum genauso wie den analogen Einsatzraum. Das gilt für alle Beobachtungsobjekte, die wir so bearbeiten. Und die kann man im Verfassungsschutzbericht nachlesen.

01:06:39 Dann vielleicht noch zwei Kommentare aus dem Chat. Tunewalk schreibt, ich finde es voll gut, dass diese Seite betrachtet wird. Ich persönlich finde das auch am gefährlichsten, wenn über Social Media Instabilität erzeugt wird oder Social Media genutzt wird, um eigene Ziele zu erreichen. Und Sebis Welt schreibt, man liest auf Social Media immer häufiger Desinformation gepaart mit Volksverhetzung.

01:07:04 Das zeige ich grundsätzlich nach § 130 StGB an. Es gibt Tage, da verfasse ich online bis zu zehn Anzeigen. Was Straftaten angeht, vielleicht muss man auch wirklich noch mal betonen, ob ich jetzt irgendwie in einer Veranstaltung oder in einem Restaurant mich hinstelle und Straftaten

01:07:31 strafrechtlich relevante Aussagen treffe oder das im digitalen Raum mache, spielt keine Rolle. Das heißt also, ich mache mich auch strafbar, wenn ich mich beispielsweise rassistisch, menschenverachtend auf einer Plattform äußere oder Drohungen ausspreche oder

01:07:50 jemanden am Leben bedrohe. Das sind Aussagen, die nicht anonym stattfinden. Ich glaube, das muss man auch noch mal klar machen. Wir müssen schon bestimmte Regelwerke auch nicht nur im normalen, im analogen Umgang miteinander, normal ist falsch, nehme ich total zurück, sondern genauso im digitalen Raum zugrunde legen. Ansonsten

01:08:14 erleben wir diese Verrohung, die ich auf bestimmten Plattformen durchaus sehe. Also wenn Sie in manche Telegram-Kanäle gehen, haben wir Aussagen, die absolut nicht gehen. Man muss aber auch sagen, die stellen teilweise Straftaten dar und die werden dann auch verfolgt. Ich glaube, dieses Bewusstsein müssen wir auch noch weiter schärfen.

01:08:35 Herr Seelen, mit Blick auf die Bundestagswahl, die ansteht, erwarten Sie, dass da Bemühungen von Akteuren noch verstärkt werden? Was kommt da noch? Was erwarten Sie? Also ich habe es ein bisschen andersrum gemacht. Wir haben uns mit dem Thema sehr intensiv beschäftigt und geschaut.

01:08:54 Was ist eigentlich bei Wahlen in anderen europäischen Ländern, aber auch außerhalb Europas so passiert? Haben wir es mit Desinformation zu tun gehabt? Haben wir es mit Manipulation zu tun gehabt? Und die Antwort ist ja. Wir rechnen oder wir stellen uns darauf ein, dass es zu weiteren Aktionen kommen kann. Immer in diesem Dreiklang, Thema Nummer eins,

01:09:20 Westliche Systeme funktionieren nicht. Zweitens, Migration ist eine ganz große Gefahr. Und drittens, wir müssen im Endeffekt mit einem Abstieg in Anführungsstrichen Deutschlands rechnen. Das sind so die drei Hauptthemen. Und wie kann man die erreichen? Indem man beispielsweise Cyber-Operationen durchführt, indem man Wahlprozesse, demokratische Wahlprozesse in Frage stellt oder diese stört. Oder aber

01:09:50 bezüglich Kandidaten sehr, sehr fiese Falschinformationen verbreitet, Lügen verbreitet, beispielsweise über ihren Hintergrund oder über persönliche Verfehlungen, die sind alle

01:10:10 nicht zutreffend, aber wenn sie einmal im Netz sind, werden sie verbreitet. Und davon profitieren solche Akteure. Und ja, wir rechnen damit. Und alle Behörden, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen, das heißt also, das sind wir als Inlandsnachrichtendienst, das ist aber, was das Technische angeht, beispielsweise auch das BSI oder was Straftaten angeht, das Bundeskriminalamt,

01:10:36 haben entsprechende Vorkehrungen getroffen, hier schnell reagieren zu können. Gerade bei solchen Aktionen kommt es auf Schnelligkeit an und die ist, so hoffen wir, gewährleistet. Dann vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben für uns und sich zu uns geschaltet haben. Ich weiß, Sie arbeiten jetzt noch weiter, deswegen kann ich Ihnen keinen schönen Feierabend wünschen, aber danke jedenfalls. Leider noch weiter, genau so ist es. Dankeschön, schönen Abend. Tschüss.

01:11:06 Also der Verfassungsschutz sieht sich gut vorbereitet, Iris. Ja, also ich habe so hier und da ein bisschen geschluckt bei den Aussagen. Also weil man muss natürlich auch ein Stück weit aufpassen, dass man das Kind nicht mit dem Bade ausschüttet. Gerade weil es so etwas ist, was nicht griffig ist. Deswegen sorry, dass ich dir da reingegrätscht habe. Aber mich interessiert natürlich schon auch, okay, was ist jetzt wirklich handfest nachweisbar? Was wissen wir denn konkret? Weil so laufen Leute

01:11:35 kann man natürlich so ein bisschen Gefahr laufen, dass alle Leute, die eben eine andere Position zum Ukraine-Krieg haben, die gegen Waffenlieferungen sind oder die tatsächlich auch eine andere Heerleitung haben. Das ist ja nicht nur etwas, was irgendwelche Trolle verbreiten, sondern es gibt diese Position ja durchaus, dass sich das anders entwickelt hat. Und da dann immer automatisch zu sagen, das ist russische Desinformation, da muss man tatsächlich aufpassen, weil das ist so krass und das

01:12:05 Ähnlich sehe ich das ehrlich gesagt auch bei Israel-Palästina. Du kommst mit einem so

01:12:12 wahnsinnig konfrontativen Vorwurf, dass der andere, ne, also entweder, genau, steht ja unter dem Verdacht, auf einmal eine Volksverhetzung begangen zu haben oder einen Angriffskrieg irgendwie, ähm, genau, ne, oder, oder eben, äh, den Holocaust zu leugnen. Also, du bist auf einmal in einem Bereich, der für dich auch einfach, ähm, äußerungsdeliktisch wirklich, äh, relevant sein kann. Es kann, äh, arbeitsrechtliche Konsequenzen für dich haben. Also, wenn du auf einmal in dem Ruf stehst, so eine Äußerung, äh, gemacht zu haben, obwohl du das gar nicht so in dir

01:12:42 in dem Sinne gemeint hast, finde ich, muss man ein bisschen verbal auch abrüsten. Was ist wirklich Desinformation, was nicht? Der Fall Rumänien, wo eine Wahl jetzt sogar annulliert worden ist. Ich weiß jetzt gar nicht, ob es letztinstanzlich durch ist, aber zumindest ist das jetzt erst mal so ausgesprochen worden. Dort wegen TikTok-Einfluss? Angeblich wegen TikTok-Einfluss, weil man auch, man kann es ja nicht greifen. Du kannst es wissenschaftlich nicht so richtig fassen. Und das Letzte, wenn du mir noch erlaubst, also auch in dem Wahlkampf

01:13:11 USA, Trump, Biden, 2019 müsste es ja dann gewesen sein, da wurde eine Geschichte der New York Post runtergenommen, weil gesagt wurde, das sei russische Desinformation und da ging es eben um einen Laptop, den Hunter Biden, der Sohn irgendwo, keine Ahnung, liegen gelassen hat und da waren dann nicht nur diese Fotos seines Konsums, was

01:13:35 dramatisch schrecklich ist, persönlichkeitsrechtlich natürlich ein ganz anderes Thema, aber eben auch zu seiner beruflichen Tätigkeit für ein ukrainisches Energieunternehmen. Oder da gab es noch eine andere Verbindung. Also durchaus Dinge, worüber, glaube ich, man gerne mehr gehört hätte. Und Facebook hat es runtergenommen, beziehungsweise Meta, glaube ich, insgesamt.

01:14:00 Und es hat sich hinterher herausgestellt, es war keine Desinformation. Also man muss auch, wenn man mit solchen Sachen operiert, wahnsinnig aufpassen, dass man da nicht...

01:14:10 zu scharf wird und dass man den Leuten auch nicht das Gefühl gibt, ihre Meinung nicht mehr sagen zu dürfen, weil das ist echt etwas, was uns gesellschaftspolitisch voll auf die Füße fällt. Ist es dann was, mache ich schon den Schwenker jetzt zu Zuckerberg, aber ist es dann vielleicht ja, der angekündigt hat, dass sie mehr politische Inhalte wieder zulassen wollen und da irgendwie den Meinungskorridor vielleicht wieder erweitern wollen? Es hat sich jedenfalls so angedeutet, weil Zuckerberg vor einem Jahr schon vor dem US-Kongress sich genau eben über diesen Sachverhalt

01:14:39 halt beschwert hat. Da ging es um Inhalte aus der Corona-Zeit, die runtergenommen worden sind, weil man gesagt hat, die wären falsch. Und dann haben sie sich wohl jetzt richtig erwiesen. Ich bin kein Faktenchecker. Ich weiß es schlicht und ergreifend. Ich kann nur wiedergeben, das war seine Aussage damals. Er hat dann auch so einen Brief verfasst. Man kann es noch mal nachlesen. Die Hunter-Biden-Geschichte war da drin. Und ob das jetzt was damit zu tun hat, mit den Faktencheckern, die

01:15:09 Für mich ist es tatsächlich jetzt nicht so das super transparenteste System, weil ich auch nicht weiß, okay, wer sind die Faktenchecker? Auf der EU-Ebene gibt es sowas ja. In Deutschland ist Korrektiv zum Beispiel dabei und hat für Facebook Fakten gecheckt. Ja, haben ja auch eine kleine Schlagseite gerichtlich bekommen.

01:15:32 Es ist natürlich echt nicht einfach, wie du damit umgehst und ob diese Community-Notes nicht doch ein probates, ein gutes Mittel sind. Das ist das, was Mark Zuckerberg jetzt wie X sozusagen einführen will, statt den Fact-Checkern. Genau, also da will ich mich gar nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen, will nur davor warnen, man muss aufpassen, den Leuten nicht das Gefühl zu geben, dass sie ihre Meinung nicht sagen dürfen. Auf welchem Weg du die Fakten dann checkst, ist mir jetzt persönlich klar,

01:16:01 gesagt, völlig mumpe. Aber Hauptsache, man differenziert, nimmt nicht alles runter und guckt sauber, dass auch der Diskurs irgendwie nicht so in die Schieflage gerät, dass man sich eben mit diesen harten Geschützen die Köpfe einhaut im digitalen Raum. Wir springen ein bisschen hin und her. Ich will noch mit dir weiterreden, aber wir haben unseren ersten Menschen von euch aus dem Chat aus der Community, der sich dazu schalten will. Gregor von Gregors Politik.

01:16:30 ist aus Wien bei uns und Gregor, du sagst, ja, Social Media entscheidet die Bundestagswahl.

01:16:38 Und dich hören wir leider noch nicht. Du musst dich entmuten, vermute ich. Wir hören dich da nicht. Ja, da, es kommt. Hört ihr mich jetzt? Jetzt hören wir dich. Also, Social Media entscheidet die Bundestagswahl, ja? Ja, natürlich. Also, wenn man sich das anschaut in den Staaten, kann man als Vergleich, finde ich, ganz gut hernehmen mit dem Einfluss von diesen rechtsalternativen Podcasts, Joe Rogan Experience.

01:17:06 ist da ganz vorne, zu nennen, Tim Pool in diese Richtung, die eine sehr große Öffentlichkeit haben und vor allem in diesem vorpolitischen Raum sehr aktiv sind. Also vieles, was dort diskutiert wird, ist jetzt gar nicht so explizit politisch, aber das ist, wo viele sehr junge Menschen abhängen und wo sie erreichbar sind für politische Themen dann. Viele Leute informieren sich nur über das Internet, das ist prinzipiell kein Problem, ich bin da auch dabei, nur halt

01:17:33 Man muss versuchen, da trotzdem noch immer ein diverses News-Portfolio zu haben, wenn man so will. Es ist alles leichter gesagt als getan und mir gelingt das wahrscheinlich auch nicht. Aber viele Leute informieren sich einfach erstens am Tag der Wahl, das haben wir in den Vereinigten Staaten recht schnell gesehen, wer überhaupt zur Wahl steht. Dann das Zweite, was am häufigsten gegoogelt wurde, was ist ein Zoll, kurz bevor man jetzt eine wichtige Entscheidung trifft. Das heißt, viele Leute informieren sich über das Internet.

01:18:02 Aber ja, vor allem junge Leute, oder? Also, wenn wir jetzt sagen, Social Media entscheidet die Bundestagswahl, vergisst du da nicht eine Generation, die sich vielleicht noch anders informiert? Meinst du jetzt ältere Herrschaften? Richtig, ja. Ah, das weiß ich auch gar nicht so viel. Also, da sind, glaube ich, sehr viele auch auf Telegram aktiv. Ich meine, das Internet ist allgemein etwas, was eher von jungen Menschen genutzt wird, aber ich würde das jetzt gar nicht so trennen.

01:18:27 Viele Leute informieren sich auch über die Bild-Zeitung und über Springer, das ist auch natürlich ein wichtiger Meinungsmacher, aber wir sehen ja auch, dass die sich sehr stark an dem orientieren, was vermeintlich im Internet diskutiert wird und dann Tweets von einzelnen Personen hochscheißen zu, ja, das ist jetzt das, worüber wir eine Stunde lang bei Bild TV reden oder so.

01:18:51 Natürlich haben die sozialen Medien einen großen Einfluss und das muss ja nicht nur auf Social Media sein. Also viele Leute informieren sich dort, aber vieles, was dort diskutiert wird, findet dann auch statt im politischen Journalismus. Ich wollte zwischendurch einmal kurz einhaken und Anna fragen, ob ich das vielleicht unterschätze. Also ist es so, dass Social Media eher eine junge Generation anspricht und die älteren Menschen

01:19:20 nicht so und deswegen der Einfluss geringer oder größer. Also ich würde sagen, wir unterschätzen mittlerweile, wie breit Social Media tatsächlich gefächert ist. Also wir können ja, wir haben jetzt heute schon super viel über TikTok gesprochen beispielsweise und ich glaube, die meisten von uns haben doch immer im Kopf, ah, da sind so die zwölf- bis neunzehnjährigen Tops ungefähr unterwegs. Und tatsächlich halten wir es dort mit einer mittleren Altersspanne von, ich glaube es ist,

01:19:47 Don't cite me on that, Pima Daum 24 bis ungefähr 27 zu tun. Die Altersspanne ab 30 ist tatsächlich auch nicht so gering, wie man es eigentlich denken würde. Und bei anderen Social Media Plattformen variiert das noch mal umso deutlicher. Und dementsprechend würde ich sagen, es ist nicht nur ein junger Space. Es ist sehr wohl aber plattformabhängig, wie genutzt wird. Was du noch eingeworfen hattest, was ich ganz interessant finde, ist,

01:20:11 Wenn man über Social Media diskutiert und vor allen Dingen über digitales Campaigning auf den sozialen Medien und letztlich auch über gesellschaftliche Folgen davon, dann wird ganz häufig impliziert, dass die Like-Follower-Share-Anzahl gleich einer Stimme wäre. Und während wir nicht unterschätzen sollten, wie mächtig digitales Campaigning sein kann, würde ich davor warnen, dass wir davon ausgehen, dass ein View oder ich sag jetzt mal auch ein Like eine Wählerstimme bedeutet.

01:20:39 tatsächlich letztens dazu noch zu Studien recherchiert und es ist einfach nicht eindeutig. Also wir wissen nicht, ob sich das eins zu eins übertragen lässt und dementsprechend glaube ich, sollten wir da nicht unbedingt

01:20:49 weniger aufmerksam sein, aber definitiv ein bisschen kritischer diesbezüglich, was letztlich davon hängen bleibt. Und müssen wir noch Wahlplakate aufhängen, oder? Ich glaube auch, man hört schon raus, ich bin sehr viel auf den digitalen Medien unterwegs und beschäftige mich auch sehr viel mit dem Thema, aber letztlich, ja natürlich, also der Face-to-Face-Kontakt, der persönliche Kontakt mit Politikern und Politikerinnen, der ist unersetzlich. Und ich glaube auch, ein persönliches Gespräch über Politik ist unersetzlich. Und ich sage jetzt mal, so schnelllebig und so politisch

01:21:19 und so interessant digitale Medien dann auch sind, das reale Leben, das analoge Leben, das existiert weiterhin. Gregor, ich gebe dir mal eine Gegenmeinung aus dem Chat. Jonas Mixi sagt, wenn Social Media die Bundestagswahl entscheiden würde, würde die AfD gewinnen und das wird nicht passieren. Was meinen wir mit entscheiden? Also, dass sich jetzt Ergebnisse oder dass jetzt die Popularität in den sozialen Medien eins zu eins in

01:21:46 Wahlergebnisse übersetzt, das würde ich jetzt nicht sagen. Soweit hätte ich jetzt auch die Frage nicht verstanden. Wenn das damit gemeint ist, dann sehe ich das ähnlich so, wie die Person, die jetzt diese Chatnachricht geschrieben hat. Es ist eher so, dass soziale Medien einen Diskursraum prägen, was jetzt die wichtigen Themen sind. Bestes Beispiel, Terroranschläge sind schlimm, aber wenn über einen Terroranschlag nicht berichtet wird in den Medien,

01:22:10 also jetzt in den wichtigen Nachrichtensendungen und auch nicht über Social Media berichtet wird, dann bekommt den keiner mit. Das, was ich ohne soziale Medien oder ohne Medien allgemein mitbekomme, ist das, was in meiner Familie passiert, wenn ich im Dorf lebe, in meinem Dorf oder in der Stadt, vielleicht in meinem Bezirk und manchmal fahre ich herum, rede mit Leuten, aber dann ist das viel eingeschränkter. Das heißt, ich hätte das jetzt eher so verstanden, dass das, was in den sozialen Medien stattfindet an Themen, dass das sich übersetzt in

01:22:36 Also, dass das halt das ist, worüber gesprochen wird und das, worüber gesprochen wird, da können halt unterschiedliche Parteien besonders gut andocken. In Österreich haben wir das gehabt mit den Grünen. Da war bei der vorletzten Wahl Klimaschutz das wichtigste Thema und auf einmal waren die Grünen in der Regierung, weil sie ein gutes Wahlergebnis gehabt haben. Jetzt schaut es so aus, als sind einfach sogenannte Sicherheitsthemen und migrationspolitische Themen das, was am häufigsten diskutiert wird in den sozialen Medien.

01:23:02 Jeder kann sich was darunter vorstellen, was ich da meine. Und ja, das hat einen großen Effekt darauf, welche Themen jetzt die Parteien im Wahlkampf bespielen. Also ich habe jetzt das FDP-Wahlprogramm vor mir hier stehen. Ich wollte das gleich in meinem Stream besprechen. Und da ist einer der ersten vier Sätze, ja, wir haben migrationspolitisch eigentlich fast alles falsch gemacht. Also da ist ganz klar, in welche Richtung das geht von einer liberalen Partei, die sich auch immer so verstanden hat. Die dockt jetzt halt bei diesen Themen, also in der Hinsicht hätte ich das gemeint.

01:23:31 Soziale Medien bestimmen die Wahl. Gregor, jetzt wo du bei uns mit bist, hast du Lust, dass wir zusammen ein Video schauen und mal gucken, wie wir das bewerten? Du kriegst ja wahrscheinlich auch Content von den Parteien ausgespielt und hast da einen Blick drauf. Insofern lasst uns doch mal vielleicht dieses Video hier gucken.

01:23:53 Hier vergleichen wir BSW und Die Linke, also Bündnis Sarah Wagenknecht und Die Linke. Vielleicht können wir so ein bisschen eure Meinung hören zum Tonfall, der da getroffen wird und was besser, was schlechter, was einprägsamer ist. Lasst uns doch mal schauen.

01:24:15 Die AfD sagt, der Himmel ist blau. Und dann muss jeder aufrechte Demokrat sagen, nein, der Himmel ist natürlich grün, weil wir dürfen ja nicht der AfD zustimmen. Die Leute gucken aus dem Fenster, sehen den Himmel blau und sagen, die AfD hat recht und jetzt wählen sie die AfD. Also wenn der Falsche das Richtige sagt, dann darf man nicht mehr anerkennen, dass es das Richtige ist. Am Ende macht man damit den Falschen stark. Sind Sie hübscher als die Inhalte, die Sie vertreten? Ich möchte eigentlich mit den Inhalten überzeugen, die ich vertrete.

01:25:20 Neues Jahr, neue Shitshow der AfD. Es wird auch hässlich werden. Vom 10. bis 12.1. findet im sächsischen Riesa der Bundesparteitag der AfD statt. Weiß ich nicht, muss das? Wofür diese faschistische Partei steht, wissen wir ganz genau. Soziale Spaltung, Ausgrenzung bis hin zur Massendeportation. Iris, ähm...

01:25:40 Man könnte vielleicht in Social-Media-Maßstäben sagen, ein bisschen nüchtern und inhaltsgetrieben versus Popsong und flippig? Oder was ist deine Beobachtung? Was jetzt bei den Linken speziell? Ja, also Karen Lay hat da ja versucht, irgendwie so ein bisschen die, ich sag mal, diese vermeintliche Sprache, die man auf der Plattform zu sprechen scheint oder was wir Älteren denken, was man dort so, wie man sich dort so präsentiert, aufzunehmen.

01:26:09 Und ich war so unsicher, als ich das gesehen hab, ob ich's nicht auch, wie man so schön sagt, cringe finde. Oder ob's gelungen ist. Also, ich tendiere eher zu ersterem. Also, so richtig geil fand ich das nicht. Und bei Reichendeck muss ich schon sagen, so, okay, das ist diese direkte Ansprache. Das ist so das, was ich eigentlich gut finde, wenn ich inhaltlich mitgehen kann. Also, wenn das natürlich etwas ist, wovon ich mich auch inhaltlich angesprochen fühle, dann wäre das gut.

01:26:38 das der bessere Weg, um das an mich ranzukriegen, um mir zu sagen, ey, die Linke, ich hier, Reichineck, vertrete genau das, was du, glaube ich, auch vertrittst. Also da würde sie mich eher mit abholen.

01:26:53 dich ab, Anna? Ich muss tatsächlich sagen, bei Karen Lay war ich auch total erstmal zwiegespalten. Ich glaube, dass es für mich gerettet hat, ist, dass es immer nicht schlecht gerappt war. Also man muss, man kann total gespalten sein durch dieses Video, aber schlecht gemacht ist es nicht. Und genau, ich muss da auch tatsächlich zustimmen, wenn mich was inhaltlich abholt, dann auch tatsächlich direkt vorgetragen. Und ich würde sagen, rhetorisch vor allen Dingen stark.

01:27:17 Ich glaube, was ich hier an den Zusammenschnitten noch mal besonders interessant fand, war, dass man da auch wieder jetzt bei... Jetzt ist mir ihr Name...

01:27:27 Meinst du Wagenknecht? Ja, genau! Man merkt, man spricht mit einer Expertin. Das war auch drei Stunden nicht mehr in den Twitter-Charts. Ja, genau. Verdrängung. Aber wenn man so ein Clip von Wagenknecht sieht, dann spricht sie wiederum mit jemandem. Und dann finde ich es fast schon erfrischend, wenn man sowas wie Reicheneck sieht. Okay, sie spricht direkt hinter die Kamera und es wird nicht versucht, sich für die Plattform zu verbiegen, sondern ich finde, das ist ein Video, das könnte auch

01:27:54 Das könnte auch auf YouTube-Shorts funktionieren, das könnte auch auf Instagram funktionieren. Das kann verschiedene Zielgruppen abholen und sowas wie, ich würde jetzt mal sagen, Karen Lay ist wieder zugeschnittener. Holt wahrscheinlich, ich würde jetzt mal sagen, auch junge Menschen ab. Also uns beide hat sie jetzt schon mal nicht abgeholt, aber es wird bestimmt jemand abholen. Ja, holt es Gregor ab? Du hast es wahrscheinlich auch gesehen. Holt mich was ab? Ich meine, ich würde es vielleicht so unterscheiden zwischen Content, der die Zuschauerinnen ernst nimmt und

01:28:22 der Zuschauerinnen für blöd verkauft. Also ich meine, man kann das schon mal... Okay, ich bin jetzt hier nicht der PR-Experte, aber ich kann sagen, ich fühle mich ein bisschen verarscht von dem Shirin-David-Abklatsch. Das gefällt mir überhaupt nicht. Ich bin nicht die Person, die angesprochen werden will. Aber mich holt das nicht ab. Was ich vielleicht finde, weil du gesagt hast, du findest es angenehm, wenn in die Kamera gesprochen wird. Ich finde, wenn jemand in die Kamera spricht, dann kommt das für mich nicht so real.

01:28:51 um die Jugendsprache zu verwenden. Ich glaube, du darfst das auch. Ja, egal. So eine Podcast-Aufnahme, ich finde, das hat ein bisschen etwas intimeres und ehrlicheres, weil da redet die Person mit jemand anderem. Es ist fast so, als nimmt man da teil an, wie die Person in echt ist. Das ist natürlich ein hochprofessionalisierter Medienauftritt, sei mal dahingestellt. Aber deswegen, ich finde, dass diese Podcast-Clips

01:29:18 extrem interessant sind zum Schauen und ich hänge da halt auch ab. Und ich kriege da Dinge, die mich überhaupt nicht interessieren. Jetzt weiß ich nicht. Irgendwelche von... Ich bekomme von Elon Musk erklärt, wie man ganz besonders produktiv ist, damit man so viel Kohle hat wie er. Und das finde ich natürlich blöd, weil ich weiß, der hat nicht so viel Geld, weil er so produktiv ist, sondern weil er... Okay, weil er Glück gehabt hat mit Geld und so. Aber das ist das, was geklickt wird und deswegen, ich finde dieses in Podcasts sitzen,

01:29:46 dann dieses Video nehmen, 30 Sekunden bis noch kürzer Clips rausschneiden und reposten. Das ist extrem effektiv. Es ist vielleicht nicht das Klassische, wie man jetzt erwartet, dass so eine Wähleransprache oder Wählerinnenansprache funktioniert, aber das ist effektiv. Wenn ich das ergänzen darf, ich will dich da unterstützen. Also ich fand jetzt den Wagenknecht-Clip auch ziemlich gut gemacht.

01:30:11 Der hatte ja mehrere Ebenen. Also nicht nur so, dass sie sich, ich sage jetzt mal, traut, irgendwie diese Position zu vertreten, die bei vielen ja super unpopulär ist, ist das eine. Aber das andere eben auch, dass mit diesem Clip mit Sonneborn, das ja offenbar schon, keine Ahnung, 10, 15 Jahre alt zu sein scheint oder noch älter. Ich glaube, Sonneborn hatte da noch Haare. Das guckt man natürlich auch gerne, weil Wagenknecht ja mittlerweile auch so eine bekannte Figur geworden ist,

01:30:40 dass man es irgendwie auch interessant findet. Ah, guck mal, wie sah die denn damals aus? Fast wie heute. Sie wollte damals schon über Inhalte reden, offenbar. Ja, also das schotten ganz weit nicht scheiße. Was ich ehrlicherweise, wenn ich da nochmal einhaken darf, total auch interessant fand,

01:30:58 Podcast-Clip von Wagenknecht, auch wenn ich persönlich kein Fan bin, ist, ich weiß nicht, wie es auf euch einen Eindruck gemacht hat, jetzt als Journalistin und Journalisten, aber es hat auf mich schon fast so einen neutraleren Eindruck gemacht, als ein direktes in die Kamera sprechen. Ah, okay, es scheint ein Interview-Setting zu sein, dort wird mit jemandem gesprochen und jemand stellt Fragen und

01:31:18 Obwohl, man jetzt auch sagen muss, das war ja kein... Das war ein sehr höriger Interview. Genau, auf jeden Fall. Es war ein sehr, würde ich sagen, positiv zugewandter. Und ja, da sehe ich dann wiederum, wie sowas...

01:31:29 total interessant und kreativ zu sein. Und was mir jetzt gerade auffällt, wo wir drüber reden, habe ich diese Erkenntnis gewonnen, dass eben genau, wenn du der Meinung bist, also wie Frau Reichenegg, dann ziehst du dir das rein. Dann findest du es auch gut, dass sie dich so direkt anspricht. Wenn du aber jemanden adressieren willst, der noch so unsicher ist, so in-between und vielleicht noch nicht hundertprozentig deine Position, dann ist eigentlich das BSW die Herangehensweise sogar besser, weil du erst mal neugierig bist

01:31:59 erst mal zuhörst. Du bist halt, man ist halt schnell so abgeschreckt, wenn der Inhalt dich so gar nicht fasst. Also wenn das so voll nicht deine Welt ist, dann bist du bei der direkten Ansprache relativ schnell raus. Bei dem anderen hörst du erst mal zu, bist sehr neugierig. Gregor, danke dir, dass du dich zugeschaltet hast. Dankeschön.

01:32:18 Darf ich vielleicht noch einen kurzen Punkt machen? Du darfst noch einen kurzen Punkt machen, yes. Was interessant wäre, ich weiß nicht, ob ihr schon darüber gesprochen habt, aber natürlich der absolute 180-Grad-Schwenker von Zuckerberg natürlich über Meter und die Moderationsrichtlinien, das wäre vielleicht auch noch interessant. Haben wir schon ein bisschen geredet, reden wir hoffentlich auch gleich noch drüber, aber danke für den Hinweis, wenn wir darüber reden. Danke, dass du dich zugeschaltet hast. Ciao. Mach's gut.

01:32:46 Ich will einen Kommentar vorlesen. Kai F. schreibt, alter, wer berät die Leute eigentlich mit ihrem Content? Mensch Anna, hast du überhaupt ein gutes Gewissen in diesem Metier? Ich finde es schön, dass die Gewissensfrage gestellt wird. Ich gehe da gleich mal drauf ein. Also erstmal zu, wer berät die Leute?

01:33:06 Und da möchte ich das Pflaster einmal abziehen, ganz weiblich niemand. Und das überrascht, glaube ich, jetzt auch herzlich wenige Leute. Aber um da vielleicht euch auch noch mal mitzunehmen, in wie sowas behind the scenes abläuft. Social Media und Social Media Beratung oder ich sage es mal politische Kommunikation überhaupt als politische Kommunikation im digitalen Raum zu verstehen, das ist eine super neuartige Sache. Also wenn wir auf die letzte Legislaturperiode schauen, dann war das im Kommen, dass man Leute anstellt für tatsächlich digitale Kommunikation und überhaupt Leute hat für politische Kommunikation.

01:33:36 Kommunikation ganz allgemein. Jetzt mittlerweile haben wir einen deutlichen Anstieg an solchen Stellen, zumindest innerhalb der SPD-Bundestagsfraktion, wo ich natürlich nochmal ein spezielles Auge drauf habe, feststellen können. Und das bedeutet, wir haben immer mehr Leute, die sich darauf fokussieren. Ganz häufig ist es aber eher so eine intrinsische Motivation meiner Erfahrung nach von Politikerinnen und Politikern, die sagen, ich muss ja jetzt präsent sein, weil zum Beispiel medial wird das Thema gerade sehr viel behandelt. Es scheint wichtig zu sein. Man möchte auch irgendwo, ich sage jetzt mal mit Blick auf die nächste, man möchte einen Wahlkreis verteidigen, man möchte die Stimmen weiterhin erhalten.

01:34:05 Man muss da präsent sein, aber man weiß nicht so wirklich, wie. Und ja, dementsprechend, um da einmal einen Strich darunter zu setzen, ganz selten sind die Leute beraten. Es gibt positiv Beispiele, zum Beispiel so eine Heidi Reichenegg, wie wir eben geschaut haben, die wird definitiv beraten. Da kenne ich den Social Media Manager von und auch, ja.

01:34:22 Andere Politikerinnen und Politiker, genau. Ich bin immer noch sehr neugierig, wie du das konkret machst. Ich hoffe, wir kommen dazu noch. Jetzt ist der Newsfluencer Fabian Grischkatz bei uns zugeschaltet. Hi Fabian. Hi Fabian. Hallo. Schön, dass du dabei bist. Wie guckst du denn auf den Wahlkampf, auf den digitalen Wahlkampf? Bist du zufrieden mit dem, was du siehst von den Parteien?

01:34:43 Ich glaube, ganz zufrieden kann man nie mit einem Wahlkampf sein. Wir sprechen ja auch nicht ohne Grund von einem Turbo-Wahlkampf. Und ich finde das Wort Turbo bringt es ganz gut auf den Punkt. Anna Mors hat es, glaube ich, vorhin auch schon erwähnt, dass ihr Job gerade gut gefragt sei. Das kann ich nur bestätigen. Also ich glaube, heute bin ich das dritte Mal in so einer Schalte und spreche über den Turbo-Wahlkampf. Was mich aktuell ein wenig bekloppt hat,

01:35:06 Beunruhigt ist die Stimmung in der jungen Bevölkerung. Machen wir uns nichts vor, es wählen insgesamt 59 Millionen Menschen, nur knapp 13 davon, 13 Prozent davon sind unter 30 Jahre alt. Das waren bei der letzten Bundestagswahl und auch bei der davor noch mehr. Wir merken auch den demografischen Wandel. Natürlich in solch einem Wahlkampf, sprich auch Parteien legen ihren Fokus in der Kommunikation weniger auf die unter 30-Jährigen. Eigentlich ist alles unter 50 auch schon jung für die Parteien, weil wir dürfen nicht vergessen,

01:35:35 dass die über 50-Jährigen auch über 50 Prozent der Wählergruppe ausmacht. Und ich merke auch in meinem Freundeskreis, also so wirklich mitgenommen wird da gerade keiner. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass 400.000 junge Leute jetzt nicht wählen können, weil die Wahl ja vorgezogen wurde. Und ich hätte mir eher einen

01:35:53 dann doch entspannteren Wahlkampf gewünscht. Ganz entspannt wäre er nie gewesen, aber zumindest ein wenig mehr über die Monate gestreckt, indem man auch noch mehr auf die jungen Menschen hätte eingehen können, diese Themen in den Vordergrund gestellt hätte, weil solche Formate wie das hier sind toll. Und ich freue mich auch heute dabei zu sein. Aber machen wir uns nichts vor. Also parallel werden in diesem Moment gerade bei Markus Lanz ein AfD-Politiker in der Maske abgepudert, eine BSW-Politikerin wird abgepudert. Das werden heute wieder Millionen Menschen schauen. Nächste Woche, nächste Mal bei Politik.

01:36:23 Antworten wir auch bei uns.

01:36:24 Ich wollte nur kurz sagen, dass wir auch AfD-Politiker, BSW-Politiker ab nächster Woche... Sehr gut, sehr gut. Dann halten wir zumindest damit, Demokratie gerettet. Aber also die Antwort irgendwie der demokratischen Parteien, die fällt, finde ich, zumindest in den letzten Tagen eher ernüchternd aus. Also wir hatten jetzt Katrin Göring-Eckardt bei Hard Aber Fair. Wir hatten Saskia Esken bei MIOSGA. Ich bin mir unsicher, ob das in eine gute Richtung geht. Und eigentlich, also wenn zum Beispiel auch die SPD noch einen Anspruch stellen wollte,

01:36:54 würde auf das Kanzleramt, müssten die längst schon ein bisschen das Tempo mehr anspornen. Und ich stimme da leider auch dem Chef von Vorsatz zu, der zwar aktuell sich nicht ganz hinreißen lässt, zu sagen, dass die SPD diesen Wahlkampf nicht mehr gewinnen kann, aber auch die Umfragen sehen nicht gut aus. Also für uns junge Menschen ist es, glaube ich, gerade sehr zäh, dieser Turbo-Wahlkampf.

01:37:20 Iris, du hast vorhin gesagt, gefühlt sind wir schon die ganze Zeit im Wahlkampf. Fabian sagt jetzt, wer ist C oder wo ist er überhaupt?

01:37:29 Ja, das ist eben halt so die Schwierigkeit, weil eigentlich haben die ihre Themen, ihre Thesen, ihre Haltungen ja schon seit Monaten publiziert. Wir wissen, dass die FDP die Schuldenbremse erhalten möchte. Wir wissen, dass die SPD die Ukraine weiter unterstützen möchte, aber eben auch auf keinen Fall ans Soziale will. Wir wissen,

01:37:53 Entschuldigung, ich will euch jetzt gar nicht in den Schlaf labern. Ihr kennt die Position. Da ist jetzt keine supergroße Überraschung dabei. Gerade nur bei der SPD merkt man, die spielen so ein bisschen mit der Frage Krieg und Frieden. Da merkt man, dass die SPD tatsächlich checkt, dass das BSW denen ganz schön in die Parade gefahren ist. Und die versuchen, einen auf Gerhard Schröder zu machen und zu gucken, die Leute zu beruhigen, dass die dann doch irgendwie

01:38:22 das auf dem Schirm haben, dass viele Menschen das beunruhigt, wie die Situation ist. Aber so richtig, dass du da irgendwie so einen neuen Impuls hast, der kann sich ja gar nicht entwickeln, weil wir seit Monaten das Gleiche immer und immer wieder hören. Und dadurch, dass wir... Und da ist es auch etwas, was wir in den Redaktionen

01:38:45 super kontrovers diskutieren. Berichtest du über die AfD, indem du halt immer so einen Disclaimer da dransetzt, indem du immer wieder sagst, wer die denn eigentlich sind, dass du die immer wieder einordnest, oder gehst du den Leuten damit auf den Sarg, weil die sagen, Mann, ich kann selber denken, ihr braucht es nicht zu machen, aber müsst ihr auch nicht über jedes Stöckchen springen, was die euch da hinhalten, lasst es doch einfach mal liegen. Ja, also ich meine, man hätte ja auch mal überlegen können, dass die sich da, Alice und Ellen eigentlich, die sollen sich da in ihrem Space-Laden

01:39:15 unterhalten, warum müssen wir dazu Berichterstattung machen, inhaltlicher Art, über die Frage, warum darf das, kann das überhaupt sein, fair, aber warum müssen wir da drauf gehen? Also das ist ja auch...

01:39:27 Ja, da kommst du jetzt natürlich sehr aus dem journalistischen Blick. Wir haben Fabian Grischkatt bei uns, der Newsfluencer ist, sowas ähnliches wie ein Journalist. Du bist aber vor allem viel auf Social Media, du darfst mich gerne gleich korrigieren, ja, aber du bist vor allem viel auf Social Media unterwegs, hast vielleicht auch letzte Woche wahrscheinlich zugehört, was Zuckerberg bei Meta angekündigt hat.

01:39:56 Factchecker werden abgeschöpft, er will die Meinungsfreiheit wieder stärken oder so wie er das betont, wird das Auswirkungen auf dich und dein Geschäft haben?

01:40:09 Ja, ich möchte auch noch dazu sagen, dass das ja nicht der einzige Schock war bei META. Nicht nur, wie sie sich nach außen und in den Mechaniken ihrer Plattformen neu koordinieren möchten, sondern sie möchten ja auch intern ihr komplettes Diversitätsprogramm jetzt über Bord werfen. Also das heißt, wir reden bei META von knapp über 70.000 MitarbeiterInnen. Da sind die Themen wie zum Beispiel Gleichberechtigung von Frauen, aber auch von queeren Menschen, von Menschen mit Behinderung, alle Inklusionsthemen, die werden jetzt über Bord geworfen,

01:40:38 halt diesem trumpischen Wind, der jetzt durch Amerika weht, fügt. Aber klar, die Faktenchecks, die abgeschafft werden, gerade natürlich auch mit Blick schon auf den letzten amerikanischen Wahlkampf, sollte das eigentlich nicht die Lehre sein. Ich würde eine kleine Beruhigung aussprechen für Europa, weil bisher noch nicht hier angekündigt wurde, dass auch die Zusammenarbeiten, gerade eben wurde es schon erwähnt mit Korrektiv, aber zum Beispiel auch mit der DPA oder AFP, dass die

01:41:08 dass die gekündigt werden. Es ist aber zu befürchten. Das Einzige, was...

01:41:14 dagegen so ein bisschen hält und spricht, ist, dass dann auch durch den DSA, also Digital Service Act, Meta hohe Strafen drohen. Da geht es um bis zu sechs Prozent von ihrem globalen Umsatz. Das ist ein Batzen Geld für Meta, das wollen sie nicht abdrücken, aber es wird darauf hinauslaufen, dass sie mit der Zeit Stück für Stück auch hier in Europa ihr gesamtes System so eher dem

01:41:38 x- und masssystemen anpassen und was dann passiert das haben wir wunderbar letzte woche gesehen also ich habe mir leider diese gesamten ich glaube anderthalb stunden in diesem space gegeben von inhalten also ich kann das alles fakten checken ich hätte jetzt auch 1000 postings dazu machen können aber da stimme ich dir auch vorne und ganz zu warum also ich fühle mich doch selbst auch ein bisschen bescheuert wenn ich morgens aufstehe und ich kreier hier ein post warum hitler kein kommunist war aber möglicherweise besteht die zukunft auch meines jobs

01:42:07 ein zweiter Teil der Frage, darin immer stupidere Dinge, selbst Fakten checken zu müssen, weil das ja sonst niemand mehr auf der Plattform macht. Also rosige Aussichten sind es gerade nicht wirklich.

01:42:20 Ich frage auch, weil du ja viel auf Social Media stattfindest, also da dein Kerngeschäft hast. Es gibt zum Beispiel viele Leute, die sagen, ich schließe meinen X-Account, ich werde da nicht mehr stattfinden. Würdest du auch in letzter Konsequenz, wäre ja vermutlich nicht so leicht,

01:42:38 Wenn es soweit käme, einen Instagram-Account zu überdenken, ob du den haben willst. Beziehungsweise auf der anderen Seite, vielleicht wird es auch total super für dich, wenn Zuckerberg sagt, er will politische Inhalte stärken. Also, was ist da dein Gefühl?

01:42:52 Ja, da habe ich mich auch an einer Headline sehr erfreut, weil natürlich also zwar die Faktenchecks abgeschafft werden, aber grundsätzlich wieder mehr politische Inhalte über Instagram und über alle Meta-Plattformen ausgespielt werden sollen, was ja komplett diametral dem gegenübersteht, was eigentlich angekündigt wurde, vor einem Jahr als politische Inhalte eingeschränkt werden sollten. Aber wenn man sich das im Detail anschaut, die UserInnen sollen auch zukünftig weiter entscheiden können, was sie ausgespielt bekommen. Und da hat Adam Mossery,

01:43:21 Geschäftsführer von Instagram gesagt, es gibt drei Kategorien. Irgendwie die erste war less, also reduziert die Sichtbarkeit von politischen Inhalten. Da wäre ich relativ schnell weg von der Bildfläche. Standard, da bin ich vermutlich noch mit drin. So ein bisschen Politik, aber eben auch irgendwie ein paar Hunde und Katzen. Und dann more, also das wäre auch wahrscheinlich eher was für uns in der Runde, was wir auswählen würden, weil wir wollen das ja alles sehen. Das heißt, mein Job am Ende, zumindest dieser Job des Newsfluencers, steht und fällt

01:43:50 ein wenig damit, wie die UserInnen vor allem im deutschsprachigen Raum ihre Instagram-Einstellungen tätigen. Also das ist ein Faktor, den ich auch schwer beeinflussen kann, komme aber auch bei der letzten Änderung, also das haben ja damals schon alle aufgeschrieben, also es hieß, die politischen Inhalte werden eingeschränkt. Wir haben dann zwei Monate später mal so einen kleinen Testdurchlauf gemacht. Im deutschsprachigen Raum wurde eigentlich kaum was eingeschränkt. Also es hatte positive und negative Faktoren. Also für mich war es positiv, weil meine Beiträge wurden kaum eingeschränkt.

01:44:20 Aber natürlich auch die größte Hetze und Desinformation und solche Kampagnen wurden auch ausgespielt. Also es dauert immer ein bisschen, bis das auch wirklich über diesen großen See hier rüberschwappt. Aber zumindest von dem, was bisher angekündigt wurde, mache ich mir durchaus berechtigte Sorgen. Okay, dann sag mir doch am Schluss die kleine große Frage, die auch unsere Sendungsfrage ist. Entscheidet Social Media die Bundestagswahl? Was ist da dein Take?

01:44:48 Ich komme mir jetzt vor wie ein Politiker, der immer versucht, um so eine Frage irgendwie sich herum zu ... Also, nein, die harte Antwort ist Nein. Was vielleicht ein bisschen merkwürdig wirkt, weil das natürlich auch mein Geschäftsmodell ist, politische Inhalte auf Instagram, TikTok und Co. zu spielen. Aber im Endeffekt sind auch, und das soll jetzt keine hochphilosophische Runde hier werden, aber natürlich das, was wir im sozialen Raum sehen, diese Themen, ein Spiegel der Gesellschaft, der Offline-Welt. Und ich wurde letztens schon ausgelacht, weil ich einmal Erich Fromm zitiert habe.

01:45:18 Niemand kauft dir ab, dass du Erich Fromm zitierst. Aber der gute Fromm hat mein Buch rausgebracht, genau in dem Jahr, als meine Mutter zur Welt kam. Und da spricht er von, heute würde man sagen, dem Nährboden. Er hat damals gesagt, da ging es um die Bürgerrechtsbewegung in den USA und um quasi diese Vorherrschaft der Weißen. Und er hat gesagt, zur Befriedigung dieses narzisstischen Selbstbildes, was damals die weißen Menschen in den USA zum Teil hatten, bedarf es nicht.

01:45:47 es immer eine Bestätigung durch die Realität. Das heißt, ein TikTok von Alice Weidel oder auch von Sarah Wagenknecht, Robert Habeck, wie auch immer, kann nur gut performen, wenn es irgendwo auf reale Ängste, Sorgen, Interessen, Wünsche stößt. Und dementsprechend glaube ich, dass der Wahlkampf weiterhin auch in der echten analogen Welt geformt wird. Wir verstärken ihn nur über Social Media. Und da drehen wir ordentlich am Lautstärkenregler.

01:46:16 Ich glaube aber nicht, dass im Zweifel nur Social Media über solch eine Wahl entscheiden kann. Ich glaube, da bist du und Fromm nah an dem, was Studien auch sagen, dass sozusagen vorhandene Einstellungen schon da sein müssen, um dann in die eine oder andere Richtung verstärkt werden können. Fabian, danke, dass du dabei gewesen bist. Sehr gerne. Schönen Abend. Schönen Abend dir auch noch. Tschüss.

01:46:38 Ich weiß gar nicht, in welche Kamera ich bin. Die stimmen alle. Lasst uns doch vielleicht noch ein Video zusammenschauen, wenn ihr mögt. Und zwar vergleichen wir jetzt zwei Videos der Union und zwei Videos der AfD. Ich sage erstmal nichts dazu und dann könnt ihr dazu reagieren.

01:47:02 Herr Schäuferler. Man weiß nicht, ob man weiß, was Herr Schäuferler ist. Herr Schäuferler ist ein Stück Schweineschulter. Ist für einen Franken. Schäuferler mit Soß und Klos. Ist im Winter unverzichtbar. Also ich liebe Schäuferler. Schäuferler ist auf Platz vier. Entschuldigung, Entschuldigung, Entschuldigung. Was für ein Lied hören Sie gerade? Deutsche Nationalhymne. 10-Stunden-Version. Dankeschön.

01:47:32 Vielen Dank für deine Note. Die Alternative für Deutschland, die AfD, ist tatsächlich die eine und einzige Alternative für unser Land. Unsere letzte Wahl, wenn du mich fragst. Ich wünsche dir und Präsident Donald Trump alles Gute.

01:47:49 All the best for the upcoming tenure. Möchtest du, dass wir alle verschwinden aus Deutschland? Das ist eine mutige Frage, die du mir da stellst, oder? Du weißt schon, was sein Messer an der Kehle ist. Echte Männer haben keine Angst vorm Messer und auch nicht im Sohling. Es gibt Leute, die müssen raus.

01:48:09 Anna, Moaz, also wir können über Söder ist reden in diesem Zusammenhang. Wie schaust du auf die Videos? Da kommt er auch wieder mit dem Thema Botschaften oder Personality zeigen. Ja, also ich glaube, ich wiederhole das, was ich vorher schon ganz häufig gesagt habe.

01:48:29 persönlich aus meiner Perspektive heraus natürlich immer zu Inhalten tendieren. An dieser Stelle müssen wir einfach mal sagen, da hat Maximilian Krah am meisten geliefert. Also er bezieht sich damit ja ganz aktiv darauf, dass es zunehmende Medienberichte darüber gibt, dass er naja alle abschieben will, die hier nicht in Deutschland geboren sind oder aber auch nur so aussehen, als könnte es irgendwann mal der Fall gewesen sein. Dementsprechend, ja, muss ich wirklich sagen, dass ich selbst

01:48:57 Lustigerweise das Video von Maximilian Klar am Inhaltsstärksten fand. Insgesamt von diesen dreien muss ich aber wirklich sagen hadere ich mit allen, weil ich mich bei allen frage,

01:49:09 Was möchte man mir mitteilen? Was ist jetzt, sage ich mal, der Call to Action? Ich schaue diese Videos und dann soll was passieren. Also fühle ich mich irgendwem persönlicher verbunden. Aber vielleicht ist es ja auch so meine individuelle Wahrnehmung und Menschen im Chat oder aber du nimmst das total anders wahr, weil vielleicht bin ich auch schon zu lange in dieser Branche. Was möchte Söder von uns, wenn er das macht, Iris? Ey, ganz ehrlich, ich sehe da echt so zwei Sachen. Also einmal ist es wie so ein Verkehrsunfall angucken. Du siehst da diese

01:49:39 Dieses Söder-Gesicht, also da gibt's ja ganz viele Videos, so ganz nah, wo der so ganz, ganz, ganz, ganz, ähm, also wirklich unästhetisch auch rüberkommt. Und, ähm, und es ist ihm aber scheißegal. Also sehr selbstbewusst. Und er transportiert natürlich auch noch mal die Nachricht, dass er so gar nicht so Anti-Fleisch ist. Dass er darauf steht, so ein fettes Ding da zu essen, ernährungswissenschaftlich. Also dieses Video schreit ...

01:50:07 Also da streckt den Grünen den Mittelfinger aus. Das ist so in diese, wie er es nennen würde, Voke-Gesellschaft, das ist so deren, das Gegenbeispiel. Und deswegen finde ich, sehe ich da so einen

01:50:22 Ticken-Message tatsächlich bei dem Söder drin. Ja, das ist, weil das passiert so beiläufig. Ja, Antithese auch irgendwie. Voll krass. Das beherrscht er so gut, dieses total Selbstbewusste. Und bei Krah, genau, da hatte ich ja vorhin schon gesagt, dass, also gerade so für mich als Gastarbeiterpapa, das spricht das total an. Also, ich bin davon weit entfernt. Ich würde da niemals mein Kreuz machen.

01:50:50 Aber ich nehm's zur Kenntnis und denk mir so...

01:50:55 Okay, der hat irgendwie gerade was verstanden, weil sich auch viele Menschen aus der türkisch-arabischen Community gerade nicht abgeholt fühlen und Angst haben, wenn man mal guckt, was bei der Union irgendwie gerade für Themen am Start sind. Wobei das Video jetzt schon was älter ist, aber, um ehrlich zu sein, sind die Unionsforderungen mit Abschiebung und Doppelpassverlust auch älter. Also insofern, ja, abgeliefert, würde ich schon auch sagen. Paar Kommentare reingekommen.

01:51:24 Während diese aktuelle Videorunde lief, Center Shock 44. Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich halte das alles nicht mehr aus. Sebis Welt schreibt, Söder ist das nicht der komische Foodfluencer aus Bayern? Mehlblume auf Englisch schreibt, mir wird bei allen Videos übel und Softgirl schreibt, darf ich sagen, was viele denken, was für ein Bullshit.

01:51:46 Ach man, so und Fabian vor Hardware schreibt, es braucht halt keinerlei Expertise oder Bildung, um auf Social Media politischen Content zu machen. Jeder, der Cam und Mic hat, kann alles absondern. Anna Mors, du würdest vermutlich widersprechen und jetzt.

01:51:59 Haben wir endlich kurz Zeit. Du musst mir mal erzählen, wie läuft das denn? Du hast ja auch Content für den Bundestagsabgeordneten Amon Zorn gemacht, SPD. Amon, ja. Amon. Trefft ihr euch morgens und macht ein Brainstorming? Machst du ein Workshop mit ihm? Wie sieht das denn aus? Wie muss ich mir das denn vorstellen, wenn du da deine Kunst machst? Ja, ich glaube erstmal soweit, dass ich vielleicht mal einen Überblick dazu gebe, was

01:52:25 oder wie so ein Arbeitsablauf bei vielen Politikerinnen und Politikern aussieht. Ich glaube, ein guter Workflow besteht darin, dass der Politiker selbst sich erstmal darüber bewusst ist, wie man sich selbst überhaupt darstellen möchte, wo vielleicht auch eigene Grenzen liegen. Wir haben jetzt wirklich eine totale Bandbreite von Videos gesehen, also von Karin Lay, die dort anfängt zu singen bzw. zu rappen über

01:52:46 Reichenig, die direkt in die Kamera spricht über einen Krah. Da war ja wirklich eine totale Brandweite an Selbstpräsentation dabei. Und ich glaube, in erster Instanz muss der Politiker sich darüber bewusst sein, wie man selbst wahrgenommen werden möchte. Und von da an können wir dann quasi anfangen, damit zu arbeiten und zu sagen, okay, dann versuchen wir das doch mal in die Bahn zu lenken und mit deinen Themen zu unterfüttern. Warum ich jetzt auch spezifisch oder was so ein bisschen den Arbeitsablauf da auch noch mal mit bedingt ist,

01:53:13 Es ist total von der Person abhängig. Also, man kann Leute haben, die haben total Lust auf die Plattform, sind bereit, sich da reinzufuchsen. Es gibt Leute, die sind einfach nicht affin dafür. Und lustigerweise, ich würde mich da selbst gar nicht ausnehmen. Also, wenn man mich selbst, wenn ich Politiker wäre, und ich weiß, warum ich es nicht bin, dann könnte man mich da vor die Kamera stellen, und da würde wahrscheinlich nichts bei rumkommen. Und andere Leute haben da totale Affinität zu. Ich glaube, das ist auch irgendwo Teil dieses Berufsstandes, das irgendwie mit rauskitzeln zu können. Und sage ich jetzt mal so eine

01:53:40 irgendwo auch ein Bauchgefühl dafür zu haben, wer dafür funktioniert und wer nicht. Und dann kommst du mit fünf Ideen an und sagst, für dich passt ja dieser Ton, dieser Rap, auf den könntest du das und das machen oder wie funktioniert, also was ist, wie machst du das konkret? Ja, du hast mich jetzt auf meinen vorherigen Chef, den Amor, angesprochen und ich gehe ganz konkret nicht auf ihn ein, weil ich glaube, dass auch mit zu

01:54:06 oder zu meinem Job gehört, da irgendwie auch so ein Safe Space zu schaffen. Also wirklich zu sagen so, hey, das ist das.

01:54:13 was ich in meiner alltäglichen Arbeit mit einer Person mache, und davon dringt jetzt nichts außen, aber ich berate ja ein Glück noch viele andere Politikerinnen und Politiker. Und dort ist es tatsächlich so, dass ich mit dieser Frage einsteige, also wirklich frage, hey, wenn du mir jetzt mal beschreiben musst, was ist denn dein Mission Statement? Also die Menschen sollen dich sehen, die Menschen sollen dich auf einem Video sehen, das soll zahlreiche Aufrufe haben, was nehmen die mit, was, wofür möchtest du stehen? Und ich hatte da auch schon in vergangenen Beratungen Situationen, da saß ich mit MdB da, die schon mehrere Legislaturperioden im Bundestag

01:54:42 Bundestag sind, die tatsächlich auch eine gehobene Summe an Geld und Aufmerksamkeit dafür kriegen, dass sie diese Rolle einnehmen in einer repräsentativen Demokratie, die mich dann anschauen und sagen,

01:54:52 Ja, was ich erreichen möchte hier im Bundestag, da bin ich mir eigentlich auch selbst noch gar nicht so sicher. Und dann können wir es sein lassen. Auf der anderen Seite hat man Personen, die haben eine sehr klare Vorstellung davon. Und da geht man dann hin und sortiert aus, schaut, was man konkret umsetzen kann. Du merkst schon, es ist sehr personenabhängig. Also nicht, dass ich dir da keinen konkreten Workflow Schritt 1 bis Schritt 10 geben möchte. Aber wenn man mit Menschen arbeitet, dann dauert das tatsächlich. Du hast Situationen, da drehst du das auch in einem Tape ab. Du hast Situationen, da bist du da zweimal.

01:55:21 Stunden für 30 Sekunden Videozeit. Genau. Danke dir. Ich sehe nämlich gerade noch, dass wir in Richtung Schluss reiten, aber wir haben noch ein bisschen Zeit. Und wir haben der Dara da. Das ist ein Kollege von dir vielleicht. Ich weiß nicht, ob ihr euch kennt. Jedenfalls bist du der Dara Dara, Contentberater für die Linken auch. Und deinen Ton hat man noch nicht. Hört man mich noch nie?

01:55:49 Doch, jetzt hat man dich. Du sagst auch, Social Media wird die Wahl entscheiden? Ja, auf jeden Fall. Beziehungsweise das macht es praktisch seitdem es eigentlich Social Media gibt. Also Social Media ist aus meiner Sicht sogar eine ziemlich große Gefahr eigentlich für die Demokratie. Und die Demokratie wird Social Media auf Dauer nicht überleben.

01:56:11 Wenn du Contentberater bist, was machst du bei den Linken? Ich glaube viele verstehen leider Social Media gar nicht und können sich die Ausmaß davon gar nicht vorstellen. Ich berate seit ein paar Monaten die Partei Die Linke, wenn es um Social Media geht, beispielsweise wenn es um YouTube geht.

01:56:29 Da konnten wir schönerweise auch eine ganze Menge rausholen. Wenn man da mal auf den YouTube-Kanal von den Linken gehen möchte, da hat sich einiges geändert. Und ja, das hatten die eigentlich schon aufgegeben. Und wie gesagt, so das, was ich gelernt habe, weil ich auch selber Content Creator bin, ich bin selber auf Twitch seit drei Jahren und auch auf YouTube aktiv.

01:56:54 Ja, der Kollege Fabian, der vorher gesprochen hatte, hat ja gesagt, dass Social Media ist sozusagen auch so ein Spiegel der Gesellschaft. Ich halte das für eine ganz, ganz falsche Analyse, weil es sogar teilweise genau das Gegenteil ist. Weil das stimmt für die alten Medien, das stimmt für Zeitungen, das stimmt für Fernsehen und so weiter, dass die Menschen das schauen, was sie interessiert. Die Algorithmen von Social Media

01:57:19 bestimmen sehr viel, was die Leute sehen und wofür sie sich interessieren und auch generell, was sie gezeigt bekommen. Und das sorgt teilweise für genau das Gegenteil, nämlich dass die Menschen in Social Media Dinge gezeigt bekommen, die eigentlich gar nicht in der Realität großartig wichtig sind oder eben

01:57:34 viele Menschen eigentlich gar nicht interessieren. Dara, ich würde total gerne, jetzt wo wir dich haben, auch mit dir noch ein Video, komm doch zu unserer Watchparty dazu. Wir haben noch, ich glaube, ein oder zwei Videos und ich glaube eins ist auch mindestens mit der Linken, das wir vorbereitet haben. Deswegen freue ich mich, wenn du dabei bist und deinen Eindruck sagst.

01:57:55 In diesem jetzt geht es darum, wie offensiv oder wie defensiv man sich vielleicht auf Social Media verhält. Genau, wir schauen mal rein und du kannst gerne dann dein Take dazu sagen. Sie haben irgendwo gesagt, Sie seien cooler. Das kann nicht sein. Ich kenne keinen, der uncooler in Deutschland ist als Sie, lieber Herr Scholz. Ehrlich.

01:58:23 Ja, ja, der Russe, dem ist nicht zu trauen. Und deshalb müssen jetzt Mittelstreckenraketen her. Der Friedenskanzler. Markus Söder hat das Problem, dass er nicht verstanden hat, in welcher Zeit wir leben. Markus Söder hat nicht verstanden, was die Ursache der Wirtschaftskrise ist, wie die Dinge zusammenhängen. Und deswegen kann er solche, naja, solche Foodblogger-Posts machen. Wo waren Sie in den letzten 22 Jahren?

01:58:52 Bundeskanzlerin. Olaf Scholz ist seit Jahrzehnten im Dienst für Deutschland. Und Friedrich Merz ist im Dienst für Friedrich Merz. Also da war jetzt nicht die Linke dabei. Eine Ex-Linke war dabei. Wie guckst du denn darauf? Also es ging jetzt, teilweise wurde hart angegriffen, teilweise wurde versucht, Argumente zu widerlegen. Ist das was, was funktionieren kann?

01:59:18 Das ist praktisch das, was eigentlich nur noch funktioniert. Und ich bin auch ein Riesenfreund davon, wenn ich meine Streams mache und dann auch auf YouTube Videos hochlade. Das ist halt auch nur Attacke, was ich inzwischen mache. Und das ist etwas, was ich hasse wie die Pest. Also ich muss seitdem dreimal am Tag duschen und so weiter. Aber es funktioniert.

01:59:40 Und solange Social Media da ist, kann man darauf praktisch gar nicht verzichten. Und das, was wir zum Beispiel auch bei dem Kanal von den Linken gemacht haben, ist, dass wir viel mehr Bundestagsreden hochgeladen haben. Und die sehr reißerisch verpacken mit reißerischen Thumbnails, reißerischen Titeln. Und dann gehen die total durch die Decke. Weil, und das ist halt eben auch so eine Wahrheit, ich habe selber eine Zielgruppe, die ist recht alt, die geht von vor allem zu 80 Prozent von 35 aufwärts. Das sind bei mir

02:00:07 fast 100.000 Menschen, die regelmäßig zum Beispiel auf YouTube reinschalten. Da sehe ich zum Beispiel, dass es gar nicht nur junge Menschen sind auf Social Media, sondern eigentlich alle. Ich glaube, dass da gar nicht mehr ein großer Unterschied besteht zwischen jungen und alten Menschen. Und das, was viele, glaube ich, sich nicht eingestehen wollen, ist, dass sie Trash eigentlich lieben.

02:00:31 und gerade dieses Dreckige total anspricht. Und dass sie selber eigentlich dann die Grünen wählen und sich halt zum Beispiel als sehr wissenschaftsaffin sehen und auch als faktenorientiert und so weiter. Aber trotzdem klicken sie dann am ehesten das Video an, wenn dort jetzt der eine dem anderen eins aufs Maul geht sozusagen.

02:00:49 Und die Parteien sind da total zögerlich. CDU, BSW und AfD haben es total verstanden. Also die sind da total drin. Sarah Wagenknecht, die größte Politik-Influencerin in Deutschland, das haben auch viele noch gar nicht gereilt, dass sie den größten Auftritt hat als individuelle Politikerin. Und die AfD macht das sowieso. Und die CDU zieht so hinterher. Und die machen es alle richtig. Und das sind alles die Parteien, die sozusagen im Aufwind sind. BSW ist jetzt wieder abgestürzt, seitdem man weniger an Social Media von denen hört.

02:01:17 Und SPD kann sich gar nicht damit anfreunden. Die Grünen, Habeck, hat da tatsächlich eine ganz gute Strategie und kommt so einigermaßen hinterher, aber versucht auch immer sehr sachte sozusagen anzugreifen. Und ich kenne das von den Linken, wenn ich mit den Politikern spreche, die hassen das. Darf ich eine Rückfrage stellen?

02:01:38 Ich würde deinen Eindruck gerne, Anna Mors, zuspielen und du darfst gerne auch eine Rückfrage stellen. Voll, ja. Du hast eben davon gesprochen, dass vor allen Dingen Attacke, wie du es so benannt hast, besonders zieht und das vor allen Dingen, sage ich jetzt mal, eine sehr populistisch zugespitzte Art, zum Beispiel des Zuschnitts oder der Rhetorik, besonders viel Resonanz hervorruft.

02:01:58 Glaubst du, vor allen Dingen auch in deiner Rolle als Kommunikationsberater, dass wir auch eine Verantwortung in unserem Beruf haben? Also glaubst du, dass es richtig ist, nur auf Zuspitzung auszugehen und vor allen Dingen auch vor dem Hintergrund, dass du gerade beschrieben hast, dass digitale Räume letztlich ja auch stark verzerren können, wie politische Meinungen vielleicht auseinandergehen oder zusammenliegen? Ja, absolut.

02:02:25 Bin immer so am hin- und herschwanken ob es überhaupt einen weg sozusagen daraus gibt also gibt es die möglichkeit dass man mit fakten orientierten demokratisch orientierten content noch da sozusagen gewinnen kann weil aktuell ist es so dass rechtsextremismus praktisch das ist was am besten funktioniert das ist das trash tv der politik das ist einfach das das klickt sich am besten und es gibt sich also wirklich youtube ist inzwischen voll mit

02:02:51 AfD-Propaganda-Kanälen. Es gibt WhatsApp-Gruppen, da empfehlen die Leute nicht mehr, macht hier Dropshipping, macht hier Bitcoin oder sowas, sondern macht einen AfD-Propaganda-Kanal, machst ein paar kleine Videos, acht Minuten lang, laberst irgendwas in die Kamera, das wird sich klicken wie sonst was, du verdienst 2000, 3000 Euro im Monat und das ist sogar wahr. Das kann keine andere Partei haben und ob man dagegen ankommen kann, ich habe keine Ahnung. Es ist so, dass das, was ich versuche, ist, man nimmt den Konflikt,

02:03:19 und versucht darin, die Inhalte zu verpacken, weil die Inhalte alleine sehr häufig eben nicht der große Renner sind. Wenn ich ein Video mache über Mietenpolitik, klickt sich in der Regel nicht, weil tatsächlich die Leute eigentlich sich gar nicht so großartig dafür interessieren. Auch wenn man sie fragen würde, soll die Politik sich mal mehr um Wirtschaft kümmern, dann sagen sie ja, aber auf Social Media würden sie das nicht anklicken. Wenn ich aber ein Video mache,

02:03:45 weiß nicht was, auf dem YouTube-Kanal der Linken, Heidi Reichnig zerlegt diesen Antrag der CDU. Hat das direkt plötzlich 50.000 Klicks und dann in der Rede ist trotzdem ganz viel Fakten basiert. Da ist ganz viel Inhalt drin. Da ist ganz viel zu Mietenpolitik zum Beispiel drin. Und dann kriegen die Leute das mit und haben dann sozusagen schön verpackt oder interessanter verpackt Inhalte bekommen.

02:04:13 Da sehe ich meine Verantwortung, dass man darauf achtet, weil am Ende geht es darum, als Demokraten natürlich mit der Wahrheit, ich sag mal, da draußen zu kämpfen und nicht Zuspitzung im Sinne von, wir erfinden jetzt einfach irgendwas oder übertreiben maßlos. Danke dir, Dara, dass du dich reingeschaltet hast. Vielen Dank. Natürlich. Hab noch einen schönen Abend. Ciao. Anna, hier kommt eine Frage in dem Zusammenhang und du darfst gerne darauf reagieren.

02:04:41 Wenn ein Politiker ein Social Media Team hat, kommen Kommentare, die man dann unter einen Post haut, überhaupt bei diesem Politiker an. Sind die Teams also im Austausch mit dem Politiker? Ja, hoffentlich. Ich glaube, es kommt auch da total auf Setting an. Also gehen wir doch einfach mal ein paar verschiedene Beispiele durch. Wir nehmen uns zum Beispiel einfach mal einen einzelnen MdB oder eine einzelne MdB.

02:05:03 Und diese MdB hat jetzt keine größere Rolle innerhalb der Partei oder innerhalb der Fraktionen. Es ist also jetzt nicht, sagen wir, Fraktionsvorsitzender ist nicht nochmal in einem Ministeramt oder ähnliches tätig, sondern ist einfach MdB. Dann ist es tatsächlich sehr häufig so, dass die Leute nochmal Feedback kriegen, dass die vielleicht nochmal sich die Kommentare auch selbst durchlesen, Zugang zu ihren Accounts haben. Ich kenne genauso Politiker, denen der Zugang zu ihren eigenen Accounts entzogen wurde, weil sie sich nicht benehmen konnten. Wer denn? Ja genau, Namen.

02:05:32 Die gebe ich jetzt mal nicht durch, aber die Fälle gibt es. Und auf der anderen Seite muss man auch einfach sagen, ist es kaum praktikabel, wenn man auf größere Politiker schaut. Ich glaube in dem Fall ist es auch in gewisser Art und Weise unsere Verantwortung,

02:05:46 auszuwerten und dann regelmäßig Feedback zu geben. Aber ja, durchaus bei einzelnen MDBs kenne ich das so, dass die Zugang haben und dann auch teilweise Kommentare selbst beantworten. Ich meine, ist ja auch auf anderen Plattformen total häufig gegeben. Jetzt zum Beispiel auf ehemals Twitter X kennen wir das vielleicht. Oder wenn ihr den Christian Lindner Account kennt, dann wird ja manchmal mit Team Lindner, manchmal mit Christian Lindner unterschrieben. Und genau, also je nachdem, wie es geregelt ist. Und ich finde, erfahrungsgemäß auch je nachdem, wie sehr die einzelne Person für die kommuniziert wird, das priorisiert.

02:06:14 Du wolltest vielleicht noch auf Dara reagieren, hatte ich das Gefühl. Ansonsten würde ich noch gerne einen kleinen Sprung machen. Wir haben den Digital Services Act immer wieder angesprochen, als wir beim Thema Desinformation waren, beziehungsweise als wir auch beim Thema

02:06:33 Einflussnahme von Tech-Milliardären aus den USA waren, die also die Art, wie sich die EU möglicherweise wehren kann, ist der Digital Services Act. Wie gut hältst du dieses EU-Gesetz?

02:06:50 Dieser Digital Services Act, der hat ja irgendwie mehrere Facetten. Und unter anderem will er ja irgendwie in einem Bereich für sehr große Plattformen, also die halt auch viele Leute erreichen, so ein bisschen versuchen, das alles wieder so einzufangen, dass man sich benimmt, dass man gewisse Sorgfaltspflichten hat, dass es auch irgendwie einen Ansprechpartner gibt. Weil häufig war es ja auch so, wenn du irgendwie eine Rechtsverletzung hast, dass du gar nicht wusstest, an wen wendest du dich jetzt? Es war irgendwie ein Riesenthema. Also das versucht, es irgendwie alles so zu adressieren.

02:07:19 Aber so ein richtiger Anpack ist da ja gar nicht so drin. Und ich weiß, jetzt klinge ich irgendwie so super ommig, aber ich komme halt echt noch aus einer Zeit, wo wir vom Rundfunk gesprochen haben, gar nicht von Medien. Und ich bin ja von Haus aus Juristin und habe dann noch diese Rundfunkurteile vom Bundesverfassungsgericht, die so im Prinzip

02:07:41 wegweisend dafür waren, wie wir Fernsehen, Radio konsumieren und was die sich da für eine Patte gemacht haben. Darf privater Rundfunk neben dem öffentlich-rechtlichen existieren und auf gar keinen Fall darf es so etwas wie Meinungsmacht geben. Und es gab auch noch eine Kommission zur Ermittlung von Konzentration, also so richtig zu gucken, wo hat jemand eine zu große Meinungsmacht. Das gilt es zu verhindern.

02:08:10 Und Einzelpersonen, einzelne Gruppen dürfen diese Macht gar nicht haben. Und jetzt sind wir genau da drin, dass wir Plattformbetreiber haben, die mehr oder weniger entscheiden, ob sie es gut oder richtig finden. Bei Zuckerberg, wie gesagt, bin ich noch unentschieden. Aber du weißt es ja nicht, am Ende des Tages entscheidet der, was ich sehe oder wie ich konsumiere. Und das finde ich halt schon krass. Da ist eine Macht für eine einzige Person.

02:08:38 Und sorry, das kann auch der Digital Service Act nicht so richtig leisten. Das wäre auch ein sehr, sehr langjähriges Verfahren. Ja, das sowieso. Aber jetzt ist das Ding halt da. Es ist eine Verordnung, gilt ja auch unmittelbar. Und es gibt ja auch ein Verfahren, das auch gegen X läuft, unter anderem, ob

02:08:56 der vielleicht wirklich seinen Algorithmus in der Weise missbraucht, dass er den Elon-Musk-Content besonders bevorzugt. Wobei die Medienanstalt mir jetzt gerade gesagt hat, sie haben noch keine Belege dafür. Also es ist auch nicht so hundertprozentig schwierig zu greifen. Und das, was wir da mit Weidel und Musk gesehen haben, fällt halt einfach unter

02:09:16 Das Thema Meinungsfreiheit ist halt so, wohingegen wir als Presse- und Rundfunkveranstalter wahnsinnig viele Verpflichtungen haben, die wir gerade in Wahlkampfzeiten einzuhalten haben, was so Neutralität angeht, Trennung, Nachricht, Kommentar sowieso und eben auch Wahlwerbung, also Trillionen Vorschriften und da ist halt so alles scheißegal. Und da weiß ich nicht, ob wir das

02:09:39 Ob wir nicht den Fehler schon vor viel, viel, viel, viel, viel, viel längerer Zeit gemacht haben. Ich habe eben über das Urheberrecht gesprochen. Dass wir da einfach gesagt haben, nee, es muss alles irgendwie ungeregelt bleiben im Internet. Und jetzt haben wir die Scheiße irgendwie vor uns, weil wir kriegen es nicht mehr eingefangen. Es ist wie die Zahnpasta aus der Tube, kriegst du nicht mehr zurückgedrückt. Und deswegen, I don't know.

02:09:59 Ich würde dazu, danke dir, es ist jetzt 22.15 Uhr, ich würde noch Kommissar Monos Kommentar einmal vorlesen. Ich glaube nicht, sagt er, dass Social Media die Wahlen entscheidet. Beeinflussen ja, gefährlich oft, realitätsnah eher weniger. Wichtig ist meiner Meinung nach zu verstehen, die Realität ändert sich stetig.

02:10:27 geben einen kleinen Ausschnitt wieder, der ist aber morgen schon veraltet. Ich bin nicht hinterhergekommen hinter dem Kommentar. Er sagt glaube ich Reels geben, jetzt ist der Kommentar schon weg. Ich bin beim Vorlesen nicht ganz gegriffen. Es ist spät, alles gut. Worüber du reden wolltest. Ich glaube, dass Reels nur einen kleinen Ausschnitt immer natürlich der Welt wiedergeben und deswegen Social Media am Ende nicht wahlentscheidend ist.

02:10:56 Frage, die nochmal zum Ende euch stellen. Würdet ihr sagen, Social Media entscheidet die Bundestagswahl? Ich glaube, die Frage sollte eher sein, Social Media beeinflusst, wenn überhaupt, nicht Wahlen. Social Media beeinflusst Menschen. Und ich glaube, da müssen wir auch nochmal schauen. Social Media ist ja nicht der einzige Einflusspunkt, den wir haben. Wir haben jetzt sehr viel darüber gesprochen, mit welchen Inhalten werden diese Menschen konfrontiert. Und ich glaube, während wir uns

02:11:21 das weiterhin vergegenwärtigen soll. Und während wir weiterhin auf den digitalen Raum schauen sollten, haben wir heute Abend auch darüber gesprochen, dass das eben nicht der einzige Space ist, in dem sich die Menschen aufhalten, dass die analoge Welt weiterhin existiert, dass lineare Medienangebote weiterhin existieren und dass man da, glaube ich, davon wegschauen sollte, das zugespitzt zu betrachten, auch wieder so ein bisschen den Sack zu machen zu all den Themen, die wir heute Abend hatten und sich

02:11:46 ja, wirklich erfragen sollten, was ist das Gesamtpaket an Medienkonsum, das die Menschen haben und wie wirkt das im Zusammenspiel nicht? Ist Social Media da wahlentscheidend oder nicht? Iris? Ich würde echt sagen, ja. Also ich kenne die Studienlage, die sagen, dass es nicht entscheidend ist. Aber wir sind jetzt gerade auch echt in einem Winterwahlkampf, wo du draußen gar nicht so viel machen kannst. Der Kontakt

02:12:10 Zum direkten Wählern ist beschränkt auch die kurze Zeit, die man hat, um seine Plakate irgendwo hinzuhängen oder vielleicht auch wirklich super catchy Wahlkampf-Slogans zu entwickeln.

02:12:23 Und deswegen glaub ich schon, dass das, was auf Social Media passiert, ähm, sehr wichtig ist. Oder viele Menschen, ähm, gucken wie so ... sich so vielleicht auch orientieren und ein Bild suchen. Aber ich halt es tatsächlich auch für gefährlich, weil eben diese Anonymität, du weißt manchmal nicht, wer hinter welchem Account steckt. Du weißt halt eben nicht, wir haben ja über Schattenarmeen, glaub ich, war das Wording, gesprochen, wie sehr die Kommentarspalte beeinflusst ist. Also, es ist halt ... Also ...

02:12:50 Es wär halt echt total geil, wenn jeder User, ich pack mir da genauso selber auch an die Nase, sich das anguckt und immer wieder hinterfragt, kann das wirklich sein? Ist das auch so? Und sich vielleicht eben auch aus verschiedenen Quellen informiert. Ich glaub, das ist so das, genau, was ich am Schluss...

02:13:11 Meine letzten Worte. Informiert euch aus verschiedenen Quellen. Ihr gebt uns auch ein kleines Fazit noch. Sofka schreibt, ich denke, dass Social Media schon die Wahl entscheidet und die erwähnte Verrohrung müssen wir ernst nehmen, denn das zeigt, was sich dort abbildet, überträgt sich ins echte Leben. Kanja 1 schreibt, nein, Stammtische und Familienverbände zählen da viel mehr.

02:13:37 DCI nur eins zwei schreibt ich denke nicht aber wird bestimmt auch was beeinflussen.

02:13:45 Mastercheap sagt, ich denke nicht, dass Social Media die Bundestagswahlen entscheiden. Ich hoffe, dass der Großteil der Wähler immer noch sich eine Meinung bildet, aufgrund von Fakten, aber ich bin mir sicher, dass Social Media zumindest einen immer bedeutenderen Einfluss bekommt, der nicht von allen Parteien gleich gut genutzt wird. Zombie Anne schreibt, ich glaube, Social Media beeinflusst politische Inhalte und nicht die Wahl.

02:14:10 Dann sage ich an der Stelle danke euch, dass ihr so mitgemacht habt, gechattet habt, euch dazu geschaltet habt.

02:14:17 Danke Anna Mors, danke Iris Seiram. Schön, dass ihr da gewesen seid. Danke auch für die tollen Snacks, die ich ja fast alleine aufgegessen habe. Gut, ich war ja auch fleißig dabei. Morgen könnt ihr mit Mixtalk darüber reden. Kilt-Streaming das Kino. Ganz anderes Thema. Kilt-Streaming das Kino. Redendet gibt es morgen bei Mixtalk als Thema und wir bei Politik und wir machen nächste Woche auch digitalen Wahlkampf. Schwerpunkt Außenpolitik. Wo stehen die Parteien beim Thema? Ukraine zum Beispiel wird also Thema sein.

02:14:46 sein. Wir reden mit Vertretern der CDU, SPD, Grüne und AfD. Nächste Woche Dienstag 20.15 Uhr natürlich auch mit euch, wenn ihr mögt. Danke fürs Mitmachen. Macht's gut. Tschüss. Vielen Dank.