Immer mehr Frauenhass & Femizide: Tut die Politik zu wenig? I Politik & wir mit CDU, Expert:innen, Betroffenen und @carinapusch @herrhaerter

Gewalt gegen Frauen: Ursachen, Folgen und Lösungsansätze im Fokus

Immer mehr Frauenhass & Femizide: Tut...
ARD
- - 02:16:49 - 4.728 - Just Chatting

Die Sendung analysiert die Zunahme von Gewalt gegen Frauen, beleuchtet Ursachen wie wirtschaftliche Abhängigkeit und Hass im Netz. Betroffene schildern ihre Erfahrungen. Expert:innen fordern mehr staatliche Unterstützung, Sensibilisierung der Justiz und Täterarbeit. Es wird diskutiert, ob Femizid als Mordmerkmal verankert werden soll und wie Spanien Gewaltprävention umsetzt.

Im Schnitt wird alle drei Tage eine Frau vom Partner oder Expartner getötet. Morde an Frauen – aus Hass auf Frauen – werden mehr. Hinzu kommt: alle drei Minuten erlebt eine Frau oder ein Mädchen häusliche Gewalt. Das gesellschaftliche Klima scheint rauer geworden zu sein gegenüber Frauen. Was kann die Politik dagegen tun? Wie können wir Frauen besser schützen und was hilft, um das Gewalt-Problem bei Männern anzugehen? Wir haben diskutiert mit Claudia Igney von dem Verein "Frauen gegen Gewalt" und Lilia Usik von der CDU Berlin. Außerdem mit dabei: Carina Pusch, die sexistische Gewalt online erlebt hat und HerrHaerter, der als Lehrer gegen Frauenfeindlichkeit bei jungen Menschen ankämpft.

Just Chatting

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Einführung in die Thematik und Vorstellung der Gäste

00:09:57

Der Stream beginnt mit einer erschreckenden Statistik über Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Es wird betont, dass fast jeden zweiten Tag eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet wird und alle drei Minuten eine Frau oder ein Mädchen Opfer häuslicher Gewalt wird. Im Studio werden Claudia Igney vom Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Lilia Uzik, Mitglied des Abgeordnetenhauses in Berlin (CDU), vorgestellt. Es folgt eine Triggerwarnung bezüglich der Schilderung von Gewalttaten im Verlauf der Sendung. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Frage, wie man junge Männer davon abhalten kann, überhaupt erst gewalttätig zu werden, und wie die Gesellschaft insgesamt auf das Problem reagiert. Der Chat wird nach Meinungen und Erfahrungen gefragt, ob der Ton rauer geworden ist und in welchen Bereichen Frauen besonders von Hass betroffen sind. Es werden erste Kommentare aus dem Chat aufgegriffen, die wirtschaftliche Faktoren und fehlende Frauenhausplätze ansprechen. Abschließend werden die BKA-Zahlen und ein Lagebericht zur geschlechtsspezifischen Gewalt gegen Frauen thematisiert.

Ursachen und Hintergründe des Anstiegs von Gewalt gegen Frauen

00:14:07

Lilia Uzik äußert sich zu den Gründen für den Anstieg der Gewaltzahlen. Sie betont, dass vermehrte Anzeigen aufgrund von Kampagnen wie MeToo und der Istanbul-Konvention eine Rolle spielen. Wirtschaftliche Abhängigkeit und Krisensituationen, die besonders während der Pandemie verstärkt wurden, tragen ebenfalls dazu bei. Ein weiterer Faktor ist der zunehmende Hass im digitalen Raum, einschließlich Cyberstalking und Sextortion. Claudia Igney ergänzt, dass die genannten Zahlen das Hellfeld darstellen, also nur die der Polizei bekannten Fälle. Es gibt ein großes Dunkelfeld von nicht angezeigten Fällen. Eine aktuelle BKA-Studie soll Ende des Jahres neue Erkenntnisse liefern. Igney betont, dass Gewalt Frauen aus allen sozialen Schichten betreffen kann und widerspricht der Annahme, dass es nur privilegierte Frauen betrifft. Abschließend wird auf Hass im Netz und das Frauenbild in der Gesellschaft eingegangen. Eine Theorie des feministischen Paradoxons wird erwähnt, wonach zunehmende Frauenrechte auch zu stärkerem Druck führen können.

Erfahrungsbericht einer Angehörigen und politische Einordnung

00:17:43

Diana König schildert den Mord an ihrer Tante durch ihren Ehemann und die traumatischen Erfahrungen im Zusammenhang mit den Prozessen. Sie beschreibt die Kontrolle und Eifersucht des Täters sowie die Schuldumkehr, die er betrieb. Ihre Tante war mehrfach im Frauenhaus, kehrte aber immer wieder zu ihrem Mann zurück, da sie Angst vor finanzieller Unsicherheit und Einsamkeit hatte. König kritisiert die Frage, warum das Opfer den Täter nicht früher verlassen habe, da dies die Komplexität der Situation verkennt. Lilia Uzik betont die Notwendigkeit staatlicher Unterstützung in der akuten Phase der Trennung, um Eskalationen zu verhindern. Sie fordert eine stärkere Sensibilisierung der Justiz und anderer Bereiche, wie Krankenhäuser, durch verpflichtende Fortbildungen. Es wird diskutiert, ob Femizid als Mordmerkmal im Gesetz verankert werden sollte, um Täter besser zur Rechenschaft zu ziehen. Claudia Igney erklärt, dass es keine einheitliche Definition von Femizid gibt und die Statistik dadurch verzerrt wird. Sie betont, dass es wichtig ist, den Blick nicht nur auf die Betroffenen, sondern auch auf die Täter zu richten und auf Warnsignale zu achten.

Gesetzeslage, Hilfsangebote und gesellschaftliche Verantwortung

00:34:47

Es wird erörtert, warum das spanische Modell zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen in Deutschland nicht vollständig umgesetzt ist. Das Gewalthilfegesetz, das jeder Frau einen rechtlichen Anspruch auf einen Frauenhausplatz zusichert, wird thematisiert, wobei die Umsetzung noch bis 2027 bzw. 2032 dauert. Claudia Igney kritisiert die freiwilligen Leistungen und die prekäre Finanzierung von Frauenberatungsstellen. Die Exklusion von Transfrauen im Gewalthilfegesetz wird diskutiert, wobei Lilia Uzik betont, dass dies noch nicht das Ende der Diskussion sei. Igney ergänzt, dass Transfrauen laut Gesetz Frauen sind und die Fachexpertinnen an der Basis keine Probleme bei der Aufnahme in Frauenhäusern sehen. Es wird auf die Website frauenaussuche.de verwiesen, wo man bundesweit nach freien Plätzen in Frauenhäusern suchen kann. Die Diskrepanz zwischen der Anzahl der vorhandenen und der benötigten Frauenhausplätze wird hervorgehoben. Diana König berichtet von ihrer Selbsthilfegruppe für Betroffene und Angehörige und betont die Notwendigkeit von Zeit, Therapie und Hilfestellung. Sie kritisiert, dass Täter oft ihr Leben weiterführen können, während die Opfer alles aufgeben müssen. Abschließend fordert sie mehr Aufmerksamkeit für Gewalt und eine Sensibilisierung der Institutionen.

Zunahme von Gewalt und die Rolle von Betroffenen

00:53:51

Eingangs wird die Zunahme von Gewalt in verschiedenen Bereichen thematisiert, insbesondere häusliche Gewalt gegen Frauen. Romy Stangel, die selbst Gewalt erlebt hat, spricht darüber, warum sie sich entschieden hat, öffentlich über ihre Erfahrungen zu sprechen. Sie betont die Notwendigkeit, die Dynamiken von Gewalt sichtbar zu machen, nicht erst beim ersten Schlag, sondern schon viel früher. Stangel erklärt, dass sie in ihrer Kindheit keine klaren Grenzen gelernt habe und daher in eine Beziehung geriet, in der sie zunächst Liebe und Verständnis suchte. Im Laufe der Zeit entwickelte sich jedoch eine Strategie des Partners, sie emotional zu manipulieren und zu demütigen, besonders nach der Geburt des Kindes. Dies steigerte sich bis zu Freiheitsentzug, Schlägen und einer versuchten Vergewaltigung. Stangel betont, dass Betroffene oft die Schuld bei sich selbst suchen, was durch Isolation und fehlende Unterstützung verstärkt wird. Sie kritisiert die Frage, warum Frauen nicht einfach gehen, und fordert stattdessen die Frage, warum Männer Gewalt ausüben dürfen. Am Ende half ihr die Sorge um ihr Kind und die Zivilcourage einer Kindergärtnerin, die Verletzungen bemerkte und sie in ein Frauenhaus brachte. Sie betont die Bedeutung von Vertrauen und Information für Außenstehende, die helfen wollen, und rät, Angebote zu machen, ohne Druck auszuüben.

Diskussion über die Wahrnehmung von Frauenschutz und Gewaltprävention

01:08:38

Joshua äußert die Sorge, dass der Fokus auf den Schutz von Frauen bei einigen Männern negativ ankommen könnte, da sie sich unter Generalverdacht gestellt fühlen könnten. Er plädiert für einen allgemeineren Ansatz, der Gewalt gegen alle Menschen thematisiert, um keine unnötigen Fronten zu schaffen. Romy Stangel stimmt zu, dass Männer stärker in die Thematik einbezogen werden müssen und Gewalt gegen Männer ebenfalls berücksichtigt werden sollte. Sie betont jedoch, dass die Zahlen eine klare Sprache in Bezug auf Gewalt gegen Frauen sprechen. Stangel fordert Männer dazu auf, ihr eigenes Männlichkeitsbild zu hinterfragen und auf respektvollen Umgang miteinander zu achten. Sie kritisiert, dass zu oft weggeschaut wird, wenn es um sexuelle Belästigung oder frauenfeindliche Witze geht und betont, dass dies der Nährboden für Gewalt ist. Es wird festgestellt, dass ein Drittel der Männer ein geschlossen antifeministisches oder sexistisches Weltbild haben. Der Appell geht an die Zivilgesellschaft, einzuschreiten und menschenfeindlichen Einstellungen entgegenzutreten.

Antigewalt-Trainings für Täter häuslicher Gewalt

01:19:56

Mark Thomas wird zugeschaltet, um über die Arbeit mit Tätern zu sprechen und wie man sie stoppen kann, bevor sie zuschlagen. Er erklärt, dass viele Männer sich zu Unrecht beschuldigt fühlen und Abwehrstrategien nutzen, um ihre Verantwortung zu verschieben. Thomas leitet Antigewalt-Trainings, die sowohl von Freiwilligen als auch von der Justiz zugewiesenen Personen besucht werden. Das Programm umfasst eine Aufnahmephase mit Anamnese und Diagnostik, gefolgt von 34 Gruppensitzungen, die sich über zehn bis elf Monate erstrecken. Der Fokus liegt auf der Auseinandersetzung mit dem Gewaltverhalten und der Übernahme von Verantwortung. Thomas betont, dass Gewalt ein erlerntes Verhalten ist und das Ziel darin besteht, dieses Muster zu verlernen. Ein wichtiger Aspekt ist die Tatrekonstruktion, bei der die Initialtat reflektiert wird, um alternative Konfliktlösestrategien zu entwickeln. Das Ziel ist die Erhöhung der Steuerungsfähigkeit, damit Täter erkennen, wann und warum sie wütend werden und wie sie Eskalationen vermeiden können. Thomas gibt an, dass er bei etwa 70 Prozent der Teilnehmer ein gutes Gefühl hat, betont aber, dass eine langfristige Erfolgsmessung schwierig ist.

Strukturelle Herausforderungen und Gesetzesinitiativen in der Täterarbeit

01:25:26

Mark Thomas erläutert, dass die Täterarbeit bundesweit sehr unterschiedlich aufgestellt ist und die Finanzierung oft unzureichend ist. Er betont, dass es sich um ein junges Feld handelt, das mehr Aufmerksamkeit verdient. Etwa drei Viertel der Teilnehmer an seinen Programmen werden von der Justiz zugewiesen, während ein Viertel freiwillig kommt. Er stellt fest, dass die Auflagen keinen Unterschied in der Arbeit machen, da bei allen Teilnehmern Motivationsarbeit geleistet werden muss, um Abwehrstrategien abzubauen. Thomas erklärt, dass das neue Gewalthilfegesetz die Täterarbeit erwähnt, aber die Umsetzung noch nicht spürbar ist. Es gibt eine Gesetzesinitiative, die darauf abzielt, die Täterarbeit im Gewaltschutzgesetz zu verankern, um Weisungen zur Täterarbeit über das Familiengericht zu ermöglichen. Thomas betont die Notwendigkeit, die elektronische Aufenthaltsüberwachung mit Täterarbeit zu begleiten und fordert bundesweit standardisierte Gefährdungsinstrumente und interdisziplinäre Fallkonferenzen. Er kritisiert, dass der Datenschutz manchmal über dem Opferschutz steht und plädiert für eine gründliche Prüfung und Umsetzung von Maßnahmen.

Enthüllung von Belästigungserfahrungen und die Folgen in der Social-Media-Welt

01:34:46

Einleitung einer Diskussion über einen Fall, in dem ein bekannter YouTuber eine Frau in einem 20-minütigen Video massiv beleidigte, nachdem diese ihn der Belästigung beschuldigt hatte, ohne jedoch Namen zu nennen. Ein anderer YouTuber veröffentlichte später den Namen des Täters, woraufhin dieser die Frau direkt angriff. Die Streamerin schildert, wie sie sich daraufhin öffentlich äußerte und ihre eigene Geschichte mit dem gleichen Täter teilte, inklusive Beweise, was sie jedoch zur Zielscheibe machte. Trotz des Risikos für ihre Karriere war es ihr wichtig, moralisch zu handeln und der betroffenen Frau beizustehen. Dies führte zu einem dreijährigen Gerichtsprozess, den sie mit einem Vollbeweis gewann. In Zusammenarbeit mit einem anderen YouTuber entstand eine detaillierte Online-Reihe, die den Fall auf Selbstjustizebene aufarbeitet. Dieser Fall gilt als der erste MeToo-Fall in der Social-Media-Szene, der detailliert nachverfolgbar ist und mit einem gewonnenen Gerichtsprozess endet. Die Streamerin betont die anfänglichen Machtverhältnisse, da sie zum Zeitpunkt der Belästigung selbst noch keine Stimme hatte, was sich erst mit ihrem wachsenden Einfluss änderte. Trotzdem sah sie sich einer Welle von Hass und Beschuldigungen ausgesetzt.

Die Rolle von frauenfeindlichen Witzen und Aussagen in Social Media und die Notwendigkeit der Selbstreflexion

01:38:40

Diskussion über frauenfeindliche Witze und Aussagen von Influencern auf Plattformen, die ein großes Problem darstellen, sowohl im realen Leben als auch in Social Media. Es wird argumentiert, dass solche Witze und Misogynie die Basis für schlimmere Formen der Gewalt gegen Frauen bilden, bis hin zu Femiziden. Die Ursprünge liegen oft in der Erziehung und internalisierter Misogynie, von der alle betroffen sind, da wir in einem patriarchalischen System aufwachsen. Es wird betont, wie wichtig es ist, sich dessen bewusst zu werden, Selbstreflexion zu üben und andere zur Rechenschaft zu ziehen. Männer werden aufgefordert, sich aktiv zu beteiligen und Empathie zu zeigen, indem sie beispielsweise bei sexistischen Äußerungen von Kollegen einschreiten. Jeder Einzelne sollte sich hinterfragen, ob er jemals etwas Sexistisches gesagt hat, bewusst oder unbewusst. Die Einbeziehung von Männern ist entscheidend, um Veränderungen im Feminismus zu bewirken, und es wird ein Lösungsansatz vorgeschlagen, bei dem Männer im eigenen Umfeld ansetzen und Kollegen auf empathische Weise auf Fehlverhalten hinweisen.

Social Media als Bildungsfaktor und die Notwendigkeit der Medienkompetenz

01:41:56

Social-Media-Plattformen erziehen Schüler und Schülerinnen mit, werden aber kaum kontrolliert. TikTok, Twitch, YouTube und Co. sind die neuen Schulhöfe, wo frauenfeindliche Inhalte leicht zugänglich sind und als Spaß wahrgenommen werden, was zur Übernahme schädlicher Narrative führt. Große, meist männliche Creator, würdigen Frauen herab und inszenieren sich in Opferrollen, um Trends zu generieren. Die Politik trägt eine große Verantwortung, die Plattformen zu regulieren und die Medienkompetenz in Schulen zu stärken. Es geht nicht um Verbote, sondern darum, Kompetenzen zu vermitteln, da die digitale Welt zur Lebensrealität gehört. Gewaltpräventionsprojekte in Schulen sind wichtig, sollten aber strukturell verankert und flächendeckend ausgebaut werden, anstatt nur als Einzelprojekte stattzufinden. Lehrpläne müssen überarbeitet werden, um ein strukturelles Problem anzugehen, das nicht nur durch kurzfristige Aktionen gelöst werden kann. Es wird betont, dass es ein strukturelles Problem ist, das strukturell verankert werden muss und nicht nur eine Projektwoche geben darf. Die Lebenswelt der Schüler muss ernst genommen werden, indem Lehrer zeigen, dass sie sich für ihre Medieninhalte interessieren und diese im Unterricht thematisieren.

Frauenfeindliche Einstellungen in Deutschland und die Bedeutung von Selbstwertgefühl und Solidarität

01:52:52

Es werden erschreckende Zahlen zum Frauenbild in Deutschland präsentiert, die zeigen, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung frauenfeindlichen Aussagen zustimmt. Diese reichen von der Meinung, dass Frauen, die zu weit gehen, in ihre Schranken gewiesen werden sollten, bis hin zur Behauptung, dass Frauen sexualisierte Gewalt übertreiben, um Vorteile zu erlangen, und der Forderung, dass Frauen sich wieder mehr auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter besinnen sollten. Die Streamerin berichtet von ihren eigenen Erfahrungen mit Frauenhass, insbesondere während der Auseinandersetzung mit dem YouTuber Apparat, und wie sie Morddrohungen und Beleidigungen erhielt. Sie betont, dass sie aufgrund ihres starken Selbstbewusstseins und ihrer privilegierten Situation damit umgehen konnte, aber dass viele andere Menschen, insbesondere solche mit psychischen Problemen, darunter stark leiden würden. Es wird hervorgehoben, wie wichtig es ist, den Selbstwert zu stärken, um sich vor solchen Angriffen zu schützen, und gleichzeitig präventiv gegen Täter vorzugehen. Die drei Phasen der Viktimisierung werden erläutert: die Tat selbst, Victim Blaming durch Justiz, Freunde oder Lehrer, und schließlich die Verinnerlichung dieser Schuldzuweisungen durch das Opfer.

Spanien als Vorbild im Kampf gegen Gewalt gegen Frauen: Ein umfassendes Gesetzespaket und gesellschaftliches Umdenken

02:03:34

Spanien unterscheidet sich von Deutschland durch ein umfassendes Gesetzespaket, das vor 25 Jahren fraktionsübergreifend und ohne Gegenstimme beschlossen wurde, um Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen. Dieses Paket umfasst harte Strafen, Prävention und Hilfen für Opfer, wie monatliche Zahlungen für Frauen, die sich vom Täter trennen wollen, spezielle Gerichte für geschlechterspezifische Gewalt und eigene Polizeieinheiten. Eine vernetzte Datenbank ermöglicht den Informationsaustausch zwischen allen Provinzen. Besonders beeindruckend ist, dass die Spanierinnen das Thema aus der Tabuzone geholt und in die Öffentlichkeit gebracht haben, sodass Femizide in Nachrichtensendungen als Aufmacher präsentiert werden. Auch die Geste des Parlaments, den Opfern mit einer Schweigeminute zu gedenken, wird positiv hervorgehoben. Es wird betont, dass es sich um ein Zusammenspiel vieler Einzelmaßnahmen handelt, das wirkt, auch wenn es Kritik an einzelnen Aspekten gibt. Die Zahlen zeigen einen deutlichen Rückgang der Femizide seit 2004. Spanien veröffentlicht seit 2007 jährlich einen Bericht zur geschlechterspezifischen Gewalt, während es in Deutschland erst seit dem vergangenen Jahr einen solchen Bericht gibt.

Schlussrunde: Prävention, Bildung und die Notwendigkeit, frühzeitig anzusetzen

02:11:48

In der Schlussrunde wird betont, dass Prävention super wichtig ist, da Männer nicht erst im Erwachsenenalter zu Tätern werden, sondern es schon früh anfängt. Es wird auf das fehlende Geld in der Bildung hingewiesen und gefordert, dass bereits im Kindergarten kindgerecht aufgeklärt wird. Es wird kritisiert, dass schon bei Babystramplern stereotype Rollenbilder vermittelt werden. Es wird betont, dass es unfassbar wichtig ist, mehr Geld in Kindergarten, Schule und weiterführende Schule zu stecken und sich an die Welt anzupassen, da sich super viel in Social Media abspielt. Die Politik muss früh am Kern ansetzen, um Tätersein zu verhindern und Opfer zu schützen, indem Dynamiken offengelegt und erklärt werden, damit junge Menschen diese erkennen können. Es wird ein Tipp für Lehrer gegeben, Videos mit Laien-Schauspielern zu nutzen, die klassische Situationen in Paarbeziehungen nachstellen, in denen Warnsignale für Gewalt erkennbar sind. Abschließend wird betont, dass es an vielen Stellen fehlt: an Prävention, Frauenhäusern und Täterarbeit, und wie wichtig es ist, hinzuschauen, auch als Freunde und Nachbarn.