MixTalk ! Warum schauen wir anderen beim Arbeiten zu? [heute u.a. zu Gast: @verena, @LizaGrimm @MetzgermeisterRoegele]
Coworking-Streams: Produktivität durch Gemeinschaft und neue Arbeitswelten
Die Diskussion konzentriert sich auf Coworking-Streams als Phänomen der modernen Arbeitswelt. Es werden Einblicke in die Motivation der Teilnehmer, die Rolle der Community und die Bedeutung von Authentizität gegeben. Auch die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sowie die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit werden thematisiert, um ein umfassendes Bild zu zeichnen.
Die Rolle des Streamers und der Community
00:00:00Der Streamer teilt seine Erfahrungen mit den Mods, die er als Bekannte aus dem Internet, ähnlich wie Zockerfreunde, beschreibt. Trotzdem trifft man sich einmal im Jahr für eine LAN-Party. Im Chat werden kuriose Themen wie 'Kuh-Huf-Trim-Videos' diskutiert, die Millionen von Aufrufen haben, was der Streamer als amüsantes, aber ablenkendes 'Rabbit Hole' bezeichnet. Es wird auch die Frage aufgeworfen, ob man vor der Kamera eine Rolle spielt. Der Streamer vergleicht sich mit Krusty dem Clown aus den Simpsons und gibt zu, dass er vor der Kamera gute Laune vermitteln möchte, auch wenn er sich manchmal schlecht fühlt. Er spricht offen über den Druck und die Belastung, die das Streaming mit sich bringt, und wie sein Privatleben darunter leidet, da er oft Termine absagen muss, was seine Familie bereits gewohnt ist.
Suchtgefahr und Authentizität im Streaming
00:03:05Es wird die Suchtgefahr von Pack-Openings auf Twitch thematisiert, bei denen Streamer hohe Summen für Booster ausgeben. Der Streamer warnt davor, dass Zuschauer dies fälschlicherweise als Geschäftsmodell missverstehen könnten, während der eigentliche Verdienst durch die Zuschauerzahlen generiert wird. Er betont die Authentizität von IRL-Streams, die einen unverfälschten Einblick in das Leben bieten, im Gegensatz zu geschönten Reisemagazinen. Eine nostalgische Betrachtung von YouTube zeigt, dass die Plattform früher von intrinsischer Motivation geprägt war, da Geldverdienen utopisch schien. Viele YouTuber waren damals Außenseiter, die über die Plattform Anschluss fanden und persönliche Geschichten teilten, wie in den 'Draw My Life'-Formaten.
Herausforderungen des modernen Social Media und die Zukunft des Streamings
00:05:16Die Diskussion wendet sich den Herausforderungen moderner Kinder und Jugendlicher im Umgang mit Social Media zu, insbesondere im Kontext von Cyber-Grooming. Der Streamer, der auch Klassenlehrer ist, berichtet von unterschiedlichen Reaktionen der Kinder auf solche Vorfälle. Er kritisiert das tägliche Streaming als psychische Belastung, die ohne zusätzliche Social-Media-Präsenz und YouTube-Uploads kaum zum Erfolg führen kann. Die Möglichkeit einer zukünftigen Zusammenarbeit der ehemaligen Content-Creator wird nicht ausgeschlossen, aber ein Comeback im alten Format wird als unwahrscheinlich angesehen. Man möchte lieber etwas 'richtig Cooles' machen, wenn es dazu kommt, und betont die besondere Energie, die zwischen den Beteiligten besteht.
Einführung in Coworking-Streams und erste Gäste
00:10:03Der Mixtalk beginnt mit der Begrüßung der Zuschauer und der Vorstellung des heutigen Themas: Coworking-Streams. Es wird erklärt, dass Coworking-Streams Live-Übertragungen sind, bei denen Menschen ihrer Arbeit nachgehen und Zuschauer entweder mitarbeiten, lernen oder einfach nur zusehen können. Der Moderator fragt die Community, ob sie solche Streams nutzen und ob diese zur Produktivität beitragen. Er selbst hat positive Erfahrungen gemacht und empfindet sie als angenehme Alternative zu Pausen im Homeoffice. Die erste Gästin, Liza Grimm, eine Fantasy-Buchautorin, die seit 2020 Coworking-Streams auf Twitch macht, wird vorgestellt. Sie berichtet von ihren Anfängen, als sie ihren Bildschirm zeigte, was sie jedoch schnell wieder aufgab, da es ihren kreativen Prozess störte. Heute zeigt sie einen Timer und ihre To-Do-Liste, aber nicht mehr ihre aktuelle Arbeit oder private Dokumente wie die Steuererklärung.
Entwicklung und Vorteile der Pomodoro-Technik im Coworking
00:20:28Liza Grimm reflektiert über die Entwicklung von Coworking-Streams seit dem Lockdown und die zunehmende Bekanntheit der Pomodoro-Technik, die sie in ihren Streams anwendet. Diese Technik beinhaltet 25-minütige Arbeitsintervalle, gefolgt von 5-minütigen Pausen, in denen sie mit der Community interagiert, an Wasser trinken erinnert und Rückenübungen macht. Viele Zuschauer, darunter auch neurodivergente Menschen, finden diese Struktur hilfreich für ihre Konzentration und Produktivität. Liza betont, dass diese Streams ihr helfen, bürokratische Aufgaben wie Steuererklärungen oder E-Mails zu erledigen, die sie sonst aufschieben würde. Sie ermutigt dazu, die unbeliebtesten Aufgaben zu Beginn der Pomodoro-Intervalle anzugehen, um das 'Backlog' zu reduzieren. Die Transparenz über gute und schlechte Tage im Stream ist ihr wichtig, um ein realistisches Bild des Arbeitslebens zu vermitteln.
Reaktionen der Buchbranche und die Rolle der Gemeinschaft
00:30:56Liza Grimm spricht über die gemischten Reaktionen der Buchbranche auf ihre öffentlichen Schreibprozesse. Während einige die Entmystifizierung des Autorenberufs schätzen, kritisieren andere, dass sie ein unrealistisches Bild vermittelt. Liza verteidigt ihre Methode und betont, dass Streamen kein Muss für Autoren ist, aber ihr hilft, Reichweite für ihre Bücher zu generieren. Sie weist die Neiddebatte um Reichweite und Buchverkäufe zurück und vergleicht sie mit ähnlichen Diskussionen um TV-Sternchen oder Influencer. Sie erwähnt auch die Schwierigkeiten, als Frau Fantasy in der deutschen Literaturbranche wahrgenommen zu werden. Johanna, eine weitere Gästin, berichtet, wie Coworking-Streams ihr geholfen haben, für eine Klausur zu lernen. Sie schätzt das Live-Gefühl auf Twitch, das ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt und sie motiviert, im Gegensatz zu aufgezeichneten YouTube-Videos.
Motivation durch Gemeinschaft und praktische Anwendung
00:39:01Johanna und Liza betonen das Gemeinschaftsgefühl, das durch Coworking-Streams entsteht. Die Möglichkeit, sich im Chat auszutauschen und gegenseitig zu motivieren, sei ein entscheidender Faktor. Johanna erklärt, dass sie sich durch das bloße Anschauen eines Coworking-Streams motiviert fühlt, selbst produktiv zu werden, da die Produktivität anderer ansteckend wirkt. Der Moderator fragt die Zuschauer nach ihren Arbeitsumfeldern (Büro, Homeoffice, hybrid, Handwerk), um die Vielfalt der Arbeitsrealitäten zu beleuchten. Liza erklärt, dass ihre Streams auch für Menschen außerhalb des Büros hilfreich sein können, insbesondere für Haushaltsaufgaben. Sie hat sogar 'Haushalts-Pomodoros' eingeführt, bei denen sie Tipps zum Aufräumen gibt und die Community gemeinsam Aufgaben wie Bad putzen oder Wäsche falten erledigt. Dies wird als 'betreutes Haushalt in den Griff kriegen' bezeichnet.
Interaktive Elemente in Streams: Motivation vs. Ablenkung
00:47:55Die Diskussion konzentriert sich auf die Nutzung interaktiver Elemente in Streams und deren Einfluss auf Motivation und Konzentration. Johanna erklärt, dass sie solche Features im Chat kaum nutzt, da zu viele Bildschirm-Elemente ablenkend wirken können. Sie bevorzugt minimalistische Hilfsmittel wie Timer oder To-Do-Listen, die der Chat sogar selbst erstellen kann. Ablenkend findet sie es auch, wenn der Streamer selbst die vereinbarten Zeiten nicht einhält oder während der Arbeit anfängt zu plaudern. Leisa bestätigt dies und erzählt von einem Freund, der seine Pomodoro-Pausen oft überzog, was sie als Zuschauerin ablenkte, obwohl sie seine Streams und Musikauswahl schätzte. Für Leisa ist es wichtig, dass der Timer ernst genommen wird und der Streamer ein Vorbild ist. Sie wählt Musik für ihre Coworking-Phasen ohne Gesang, da dies sie beim Schreiben ablenkt.
Grenzen der Transparenz im Streaming-Alltag
00:51:55Leisa erläutert, wie sie entscheidet, welche Inhalte sie in ihren Streams zeigt. Sie beschränkt sich auf bereits öffentliche Informationen und nutzt ein Tablet, um versehentliches Leaken sensibler Daten zu verhindern. E-Mails, Cover-Entwürfe oder andere vertrauliche Dokumente werden bewusst nicht gezeigt. Johanna betont, dass für sie Streams am besten funktionieren, wenn die gestreamte Tätigkeit ihrer eigenen Arbeit entspricht. Dieses Gefühl, dass eine andere Person ebenfalls lernt oder arbeitet, motiviert sie und verhindert Ablenkung durch den Gedanken, dass andere produktiver sein könnten. Leisa bestätigt, dass viele Kreative in ihrer Community ihren Arbeitsrhythmus übernehmen, beispielsweise für die gemeinsame Buchhaltung, was ein Gefühl der Verbundenheit und des gemeinsamen Durchhaltens schafft.
Tipps für den Start eines Coworking-Streams und die Bedeutung der Selbstkenntnis
00:54:52Leisa gibt Ratschläge für angehende Coworking-Streamer: Das wichtigste Learning sei es, den eigenen Stil zu finden und nicht einfach andere zu kopieren. Da es unzählige Arbeitsweisen und Jobs gibt, ist es entscheidend, sich selbst gut kennenzulernen, um herauszufinden, was einen produktiv macht und motiviert. Dies beinhaltet die Wahl der richtigen Musik (egal ob Hard Metal oder Country) und die Schaffung einer optimalen Arbeitsatmosphäre. Ziel ist es, eine Vorbildfunktion einzunehmen und Menschen anzuziehen, für die dieser individuelle Ansatz ebenfalls funktioniert. Sie nennt das Beispiel einer Freundin, die 50 Minuten arbeitet und 10 Minuten Pause macht, was ebenfalls erfolgreich ist. Johanna bevorzugt meist die 25/5-Minuten-Pomodoro-Technik, passt diese aber flexibel an ihre Tagesform an. Ein Vergleich wird gezogen: Coworking-Streams sind wie Vereinssport fürs Arbeitsleben – gemeinsam fällt es leichter, sich zu motivieren.
Wissenschaftliche Perspektive auf Coworking-Streams und hybrides Arbeiten
00:58:27Martin Zeschke, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, schließt sich der Diskussion an und bietet eine wissenschaftliche Einordnung. Er bestätigt, dass Menschen Coworking-Streams schauen, um sich nicht allein zu fühlen. Er führt den Begriff der 'Social Facilitation' an, wonach wir Aufgaben, die wir gut beherrschen, besser ausführen, wenn wir dabei beobachtet werden. Dies könnte erklären, warum Streamer ihre Arbeit effektiver erledigen, wenn Zuschauer dabei sind. Martin erläutert, dass gemeinsames Arbeiten – sei es im Büro, digital oder im Stream – die Produktivität steigern kann, insbesondere wenn es um Konzentration und das Vermeiden von Ablenkungen geht. Die Anwesenheit anderer erzeugt ein Gefühl der Verpflichtung, bei der Sache zu bleiben. Der Austausch mit Kollegen kann ebenfalls förderlich sein, obwohl es auch Aufgaben gibt, die besser alleine erledigt werden.
Die Rolle von Streaming bei der Darstellung von Berufsalltagen und der Veränderung der Arbeitswelt
01:06:17Martin erklärt, dass Streamer ihren Berufsalltag live zeigen, um Einblicke zu geben und für ihr Handwerk zu begeistern. Dies wirkt der sogenannten 'Siloisierung' entgegen, bei der Menschen zunehmend nur mit Gleichgesinnten interagieren. Durch das Streaming können auch Berufe abseits des Büros, wie das Bäckerhandwerk, Wertschätzung erfahren und ihre schönen Seiten zeigen. Die Pandemie hat das hybride Arbeiten von einem Privileg zu einer Notwendigkeit gemacht und die technische Ausstattung im Homeoffice verbessert. Unternehmen und Teams müssen nun gemeinsam entscheiden, welche Aufgaben im Büro und welche im Homeoffice erledigt werden, was zu einer größeren Gestaltungsfreiheit führt. Johanna bevorzugt das persönliche Lernen in der Bibliothek, sieht Coworking-Streams aber als gute Alternative für Tage, an denen sie das Haus nicht verlassen möchte. Für sie ist es entscheidend, einen festen Arbeitsplatz zu Hause zu haben, um Konzentration zu gewährleisten und eine Vermischung von Arbeit und Freizeit zu vermeiden.
Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit: Herausforderungen und Lösungsansätze
01:12:56Martin betont die Bedeutung der 'Domain-Balance', die über die klassische Work-Life-Balance hinausgeht. Früher halfen Pendelwege und räumliche Trennung, mental auf die Arbeit vorzubereiten und danach abzuschalten. Im Homeoffice verschwimmen diese Grenzen leicht, besonders wenn kein separates Arbeitszimmer vorhanden ist. Studien zeigen, dass ein eigener Arbeitsbereich zur besseren Abgrenzung beiträgt. Für Menschen, die Schwierigkeiten haben, von der Arbeit abzuschalten, empfiehlt Martin Grenzziehungsrituale: keine E-Mails nach Feierabend, aktive Verfolgung von Hobbys außerhalb des Arbeitsortes (Sport, Freunde treffen) und gegebenenfalls das Wegpacken des Laptops. Unterstützung durch den Arbeitgeber, etwa durch das Abschalten von Servern nach einer bestimmten Uhrzeit oder Arbeitszeiterfassung, kann ebenfalls helfen. Bei mangelndem Respekt des Arbeitgebers vor diesen Grenzen rät er zur Kommunikation, gegebenenfalls zur Einschaltung des Personalrats oder zur Debatte über ein Recht auf Nicht-Erreichbarkeit auf gesetzlicher Ebene.
Verenas Coworking-Streams: Schwarmintelligenz und Community-Bindung
01:16:27Verena erklärt, warum sie bewusst nicht nach der Pomodoro-Technik arbeitet, sondern den Chat aktiv in ihre Arbeit einbezieht. Sie nutzt die Schwarmintelligenz der Community, um berufliche Probleme zu lösen und gemeinsam zu brainstormen. Der Chat agiert dabei wie ein Team von Kollegen, die gemeinsam Herausforderungen meistern. Diese Interaktion ist für Verena kein einseitiges Konsumieren, sondern ein aktiver Austausch, der ihr oft zu besseren Lösungen verhilft, als sie selbst gefunden hätte. Die Community-Bindung wird durch diese tiefere Einbeziehung in ihren Berufsalltag gestärkt. Verena schätzt die Vielfalt der Meinungen und Erfahrungen im Chat, die von Hausfrauen über Bauarbeiter bis hin zu Juristen reicht. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit war die gemeinsame Entwicklung eines Software-Tools für ein Matching zwischen Sponsoren und Streamern, das innerhalb von drei anstrengenden Streams realisiert wurde.
Herausforderungen der Chat-Moderation und die Vermischung von Arbeit und Freizeit
01:23:48Verena beschreibt die Herausforderungen der Moderation eines Chats mit vielen unterschiedlichen Lösungsvorschlägen. Sie lernt mit der Zeit, die Stärken und Schwächen einzelner Chatter einzuschätzen, um relevante Beiträge herauszufiltern und Diskussionen zu lenken. Die Interaktion sei anstrengend, aber lohnenswert, da die Community aktiv mitdenkt und voneinander lernt. Viele Zuschauer arbeiten parallel oder warten gespannt auf die Coworking-Streams, um an den Tasks teilzunehmen. Martin sieht Verenas Modell als eine potenziell neue Entwicklung, die den Vorteil eines sehr diversen Teams bietet und ein sofortiges Feedback ermöglicht, das sonst durch aufwendige Befragungen gewonnen werden müsste. Verena gibt zu, dass Arbeit und Freizeit bei ihr oft verschwimmen, da sie gerne arbeitet und das Lösen geschäftlicher Probleme als eine Art Hobby betrachtet, ähnlich dem Knobeln oder Puzzeln für andere.
Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit
01:33:45Es wurde eine Umfrage im Chat durchgeführt, um herauszufinden, wie die Zuschauer die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit ziehen. Viele gaben an, eine klare Grenze zu ziehen, während andere bereit sind, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten erreichbar zu sein. Verena, eine der Gäste, betonte, dass sie ihrer Community niemals raten würde, 24/7 erreichbar zu sein, da dies langfristig ungesund sein kann. Sie spricht oft über mentale Gesundheit in ihren Streams und moderiert Gespräche zu diesem Thema, um sicherzustellen, dass ihre Zuschauer eine gesunde Balance finden. Sie greift ein, wenn im Chat ungesunde Arbeitsweisen propagiert werden, und teilt ihre persönliche Meinung dazu, um ihre Community zu schützen.
Verenas GmbH und das iPhone Rotenburg Rätsel
01:36:46Verena berichtete von einem komplexen Osterrätsel der Süddeutschen Zeitung, das sie mit ihrer Community gelöst hat. Das Rätsel bestand aus einem Online-Teil und einer Vor-Ort-Lösung, die sie mit rund 1500 Zuschauern in den letzten fünf Minuten am letzten Tag erfolgreich fanden. Sie beschrieb es als eine coole Kombination aus IRL-Streaming und Knobeln, unterstützt durch eine Discord-Gruppe. Des Weiteren erklärte Verena die Tätigkeit ihrer GmbH: Sie berät Agenturen und Marken im Bereich Twitch-Marketing. Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für Twitch als Marketingplattform zu schärfen, da viele Marken bereits mit Instagram und TikTok vertraut sind, Twitch aber noch als Nische betrachten.
Handynutzung am Arbeitsplatz und Produktivität
01:38:18Martin, ein weiterer Gast, sprach über Studien zur Handynutzung am Arbeitsplatz. Er erwähnte, dass allein die Anwesenheit eines Smartphones, selbst wenn es nicht benutzt wird, die Konzentration beeinträchtigen kann. Er empfahl die Pomodoro-Technik, bei der man in Intervallen von 25 Minuten konzentriert arbeitet und danach eine kurze Pause macht, um produktiver zu sein. Er räumte jedoch ein, dass dies nicht für jeden Job geeignet ist, insbesondere wenn ständige Erreichbarkeit erforderlich ist. Verena merkte an, dass sie persönlich durch die Pomodoro-Technik eher abgelenkt wäre, da sie ständig an das Handy denken würde, wenn es sich in einem anderen Raum befindet. Martin betonte, dass solche psychologischen Studien individuell unterschiedlich wirken und man seinen eigenen Weg finden muss.
Metzgermeister Timo Rögele und das Livestreaming
01:41:19Der nächste Gast, Metzgermeister Timo Rögele, wurde vorgestellt. Er streamt seinen Alltag im Metzgerhandwerk, um Transparenz zu schaffen und für den Beruf zu werben. Timo erklärte, dass Livestreaming eine direkte Live-Interaktion ermöglicht, die andere Plattformen wie Instagram oder TikTok nicht bieten. Er kann viel detaillierter auf Fragen eingehen und die Zuschauer aktiv in Entscheidungen einbeziehen, wie zum Beispiel bei der Kreation einer Wurst. Er gab zu, dass das Streamen seinen Arbeitsalltag anstrengender macht und er länger für seine Aufgaben braucht, da er ständig mit dem Chat interagiert und Dinge erklärt. Trotz des zusätzlichen Aufwands ist seine Hauptmotivation, das Image des Metzgerhandwerks zu verbessern und zu zeigen, dass es mehr ist als nur das Schlachten von Tieren.
Motivation und Herausforderungen im Metzgerhandwerk-Stream
01:45:32Timo begann mit dem Livestreaming, um dem negativen Bild des Metzgerhandwerks in den sozialen Medien entgegenzuwirken. Er möchte zeigen, dass der Beruf vielfältig ist und mit handwerklicher Sorgfalt ausgeübt wird. Er erhält sowohl positives Feedback von Zuschauern, die die Transparenz schätzen, als auch negative Kommentare von militanten Veganern oder Fleischliebhabern. Timo betonte, dass er versucht, auf offene Fragen einzugehen, aber beleidigende Kommentare konsequent entfernt. Er hat festgestellt, dass die Livestreams auch dazu beitragen, Mythen über das Handwerk aufzuklären, wie die Annahme, dass Hirn in der Leberwurst sei. Die Streams haben auch zu einem erhöhten Interesse an Ausbildungsplätzen geführt und sogar zur Gewinnung eines neuen Auszubildenden.
Umgang mit Hate-Kommentaren und Vorbildfunktion
01:47:51Verena berichtete von Sexismus und anzweifelnder Kompetenz in Form von OnlyFans-Kommentaren in ihren Streams. Sie hat gelernt, diese Kommentare zu ignorieren und zeigt klare Kante, wenn es zu weit geht. Früher haben sie diese Kommentare mehr beeinflusst, aber mit der Zeit hat sie gelernt, unwichtige Meinungen auszusortieren. Timo bestätigte, dass Hate-Kommentare im Social-Media-Bereich normal sind und man am Anfang mehr darüber nachdenkt, aber irgendwann seinen Weg findet. Beide sehen sich als Inspiration für ihre Communities: Verena motiviert dazu, das eigene Ding zu machen und sich nicht von Hatern beeinflussen zu lassen, während Timo das Metzgerhandwerk transparent zeigt, um Vorurteile abzubauen und junge Menschen für den Beruf zu begeistern. Er ist überzeugt, dass man das Handwerk zeigen muss, damit sich jemand dafür interessiert.
IRL-Streams, moralische Grenzen und Zukunftspläne
01:56:45Timo beschreibt seine Streams als eine Mischung aus Coworking und IRL, da die Zuschauer bei der Arbeit zuschauen und interagieren können. Verena macht ebenfalls IRL-Streams, in denen sie ihren Alltag zeigt, wie Reisen, Schlauchboottouren oder das Aufräumen ihrer Wohnung, oft basierend auf den Wünschen ihrer Community. Bezüglich moralischer Grenzen im Streaming betonte Timo, dass er Glücksspielgeschichten meiden würde, um niemanden zu gefährden oder in die Sucht zu treiben. Verena würde ebenfalls nichts zeigen, was andere negativ beeinflussen könnte. Für die Zukunft seines Twitch-Kanals plant Timo, die Server- und Kamera-Technik zu optimieren, um noch mehr Blickwinkel und eine bessere Qualität zu bieten. Er glaubt, dass die ständige Präsenz der Kameras auch die eigene Sorgfalt, z.B. bei Hygiene, noch weiter erhöht.
Abschluss und Ausblick
02:16:04Der Stream endete mit einem Dank an Timo für seine Teilnahme und seine Einblicke in das Metzgerhandwerk. Es wurde betont, wie viel die Zuschauer aus den verschiedenen Perspektiven der Berufsgruppen gelernt haben. Die Diskussion über Coworking-Streams und die Interaktion im Chat wurden als sehr positiv hervorgehoben. Für den nächsten Tag wurde TagesschauTogether angekündigt und für die kommende Woche ein weiterer Mixtalk zum Thema Gaming und Einsamkeit. Die Zuschauer wurden ermutigt, ein Abonnement dazulassen, um keine zukünftigen Streams zu verpassen. Abschließend wurde zu einem Cozy-Stream von Donny O'Sullivan geraden, um den Abend ausklingen zu lassen.