MixTalk ! REACTIONS: Mehrwert oder unfair? [heute u.a. zu Gast: @Klengan, @ZoeMatthea] !Thema

ARD Mixtalk diskutiert: Reactions – Mehrwert oder Ausbeutung für Content?

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- - 02:00:37 - 13.850 - Just Chatting

Der ARD Mixtalk analysiert Reactions im Web-Video-Bereich. Gäste wie Marius und Rechtsanwältin Vivian erörtern Urheberrechtsfragen und finanzielle Aspekte. Es geht um Mehrwert, systemische Probleme und faire Vergütung. Abschließend wird diskutiert, inwiefern Reactions zur Thematisierung gesellschaftskritischer Themen beitragen können und ob Original-Content gefährdet ist.

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Begrüßung und Einführung in das Thema Reactions

00:10:17

Katharina eröffnet den Mixtalk auf dem ARD-Kanal und freut sich über ihre Rückkehr nach einer Auszeit. Sie begrüßt sowohl bekannte als auch neue Zuschauer und weist auf das neue Studio hin. Das Thema der Sendung ist 'Reactions: Mehrwert oder unfair?', inspiriert durch den Konflikt zwischen Papa Platte und seinem Reaction-Cutter Paul. Katharina erläutert, dass Reactions ein riesiges Phänomen sind, mit über 560.000 Videos allein auf YouTube, die den Hashtag Reactions verwenden. Die Diskussion soll klären, welchen Mehrwert Reactions bieten, ob Original-Content ausgenutzt wird und wer finanziell profitiert. Zudem wird die Frage aufgeworfen, warum Reactions so beliebt sind und ob Zuschauer das Originalmaterial im Anschluss ansehen, um die Urheber zu unterstützen. Verschiedene Meinungen aus dem Chat werden vorgestellt, die von der Entdeckung neuer Inhalte bis zur Kritik an fehlendem Mehrwert reichen. Einige Zuschauer sehen Reactions als Möglichkeit, eine eigene Meinung zu bilden oder sich mit anderen auszutauschen, während andere den Gemeinschaftsaspekt betonen oder das Originalmaterial parallel laufen lassen, um die ursprünglichen Content-Ersteller zu unterstützen. Es wird auch erwähnt, dass Reactions die Reichweite vergrößern und sowohl für Reaktor als auch Originalposter von Vorteil sein können.

Diskussion mit Marius über Reactions

00:16:23

Marius, ein Content Creator mit YouTube-Kanal und Spotify-Podcast, wird als erster Gast vorgestellt. Er hat sich in der Vergangenheit kritisch über Reactions geäußert, produziert aber selbst keine. Marius erklärt, dass seine Kritik aus seiner Zeit als Twitch-Streamer stammt und er Reactions hauptsächlich dann für sinnvoll hält, wenn er thematisch etwas ergänzen kann. Er betont, dass es nicht sein Anspruch war, Reactions zu machen, da er oft keinen Mehrwert darin sieht, Videos nur zum Zweck des Zuschauens zu konsumieren. Er findet es in Ordnung, wenn andere auf seine Videos reagieren, solange es im Rahmen bleibt. Marius kritisiert, dass sich Reactions als System in der Web-Video-Welt etabliert haben und dass das Problem nicht einzelne Personen sind, sondern die unregulierte Verbreitung des Formats. Er räumt ein, dass Reactions positive Effekte haben können, insbesondere wenn die reagierenden Personen wohlgesonnen sind und ihre Community weiterleiten, aber die Conversion sei oft nicht sehr hoch. Marius betont, dass es wichtig ist, Inhalte zu erstellen, auf die es Spaß macht zu reagieren, und dass man beim Videomachen bereits darüber nachdenken kann, wie gut sich der Inhalt für eine Reaction eignet. Er glaubt, dass die Motivation, Original-Content zu produzieren, von innen kommen muss und dass die beiden Formate sich nicht ausschließen müssen.

Einfluss großer Influencer und subjektiver Mehrwert

00:26:14

Es wird die Frage aufgeworfen, ob große Influencer, die auf Inhalte reagieren, die Qualität des Original-Contents beeinflussen, indem sie ihren Geschmack verbreiten. Marius äußert, dass eine Wechselwirkung existiert und dass es eine Tendenz gibt, dass auf bestimmte Lieblingskanäle immer wieder reagiert wird, was die großen Kanäle noch größer macht. Er gibt zu, dass er sich selbst dabei erwischt, eher eine Reaction anzusehen als das Original, wenn er den reagierenden Kanal mag. Die Mehrwertdebatte wird als subjektiv und wenig zielführend kritisiert, da der Mehrwert von Person zu Person unterschiedlich definiert wird. Für manche ist es das gemeinsame Lachen beim Ansehen eines Videos, für andere die zusätzliche Einordnung durch Experten. Marius schlägt vor, die Debatte auf einer systemischen Ebene zu führen und die Tatsachen zu betrachten, wie die Konzentration auf bestimmte Kanäle und die finanzielle Seite. Er sieht ein gewisses Diebstahlpotenzial darin, wenn andere auf seine Videos reagieren, da sein Content vervielfältigt und abgespielt wird, ohne dass er eine garantierte Gegenleistung erhält. In seiner Idealwelt sollte jeder alles nutzen dürfen, solange er sich vernünftig damit auseinandersetzt, aber die Realität sieht anders aus.

Juristische Aspekte von Reactions mit Rechtsanwältin Vivian

00:34:33

Vivian, eine Rechtsanwältin spezialisiert auf Medien-, Urheber- und Social-Media-Recht, wird hinzugezogen, um die rechtlichen Aspekte von Reactions zu beleuchten. Sie erklärt, dass Reactions regelmäßig Teil ihrer Arbeit sind, insbesondere in Bezug auf Urheber- und Persönlichkeitsrechte. Die Legalität von Reactions hängt vom Einzelfall ab. Grundsätzlich ist die Verwendung fremder Werke urheberrechtlich geschützt und bedarf einer Einwilligung. Ausnahmen bestehen, wenn man sich inhaltlich mit dem Originalwerk auseinandersetzt und vom Zitatrecht Gebrauch macht, was einen Mehrwert erfordert. Die Definition von Mehrwert ist jedoch schwer greifbar und subjektiv. Vivian betont, dass eine Quellenangabe unerlässlich ist, um sich auf das Zitatrecht berufen zu können. Sie geht auch auf die Frage ein, welches Recht greift, wenn ein Deutscher auf ein US-amerikanisches Video reagiert, und erklärt, dass in der Regel deutsches Recht gilt, wenn das Video in Deutschland ausgespielt wird und der Betroffene seinen Wohnsitz dort hat. Abschließend wird die Idee diskutiert, dass Content Creator einstellen können, dass sie automatisch an Werbeeinnahmen von Reactions beteiligt werden. Marius befürwortet eine solche Lösung, da die Machtverhältnisse derzeit unausgewogen sind. Vivian stimmt dem zu, weist aber darauf hin, dass die Fälle sehr unterschiedlich sind und eine pauschale Aufteilung der Einnahmen möglicherweise nicht immer fair ist.

Emotionale Ebene und rechtliche Aspekte bei Reactions

01:05:31

Rechtsstreitigkeiten im Persönlichkeitsrecht sind oft emotional und teuer, wobei die Abwägung zwischen Persönlichkeitsrecht und Meinungsfreiheit zentral ist. Einzelne Äußerungen in Beef-Situationen werden detailliert analysiert, um Tatsachen von Meinungen zu unterscheiden und deren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Timon äußert sich kritisch zu Reaction-Ketten und sieht darin oft wenig konstruktiven Beitrag zur Debatte, sondern eher eine Art 'Soap' für Gossip. Vivian betont, dass rechtliche Schritte oft Öl ins Feuer gießen und Gespräche oder Mediation zielführender sein könnten. Blackstar sieht Reaction-Ketten als Trash-TV-Ersatz mit Unterhaltungswert. Es wird diskutiert, ob Reactions zur Debattenkultur beitragen können, indem sie andere Meinungen aufzeigen. Timon merkt an, dass ihn die Meinungen anderer großer Creator interessieren und er diese durch Reactions erfährt. Reactions können eine Antwort sein, wenn man ein Thema wirklich diskutieren will, aber viele Reactions entstehen aus Content-Notwendigkeit und sind ein 'Free-Money-Glitch'. Es gibt immer mehr Reaction-Kanäle und immer weniger Original-Content. Das führt dazu, dass es immer unlukrativer wird, Original-Content zu machen und immer lukrativer Reaction-Content zu machen.

Finanzielle Aspekte und faire Aufteilung bei Reactions

01:12:51

Es wird die Frage nach einer fairen finanziellen Lösung für Reactions aufgeworfen. YouTube erkennt bereits, wie oft ein Video in anderen Videos verwendet wird und wie viele Klicks dadurch generiert werden. Es wird ein automatisches System vorgeschlagen, das die Einnahmen anteilig aufteilt, anstatt Reactions komplett zu verbieten oder alle Einnahmen einzubehalten. Ein prozentualer Split könnte von YouTube festgelegt oder individuell eingestellt werden. Die Frage nach einem React auf ein React auf ein React wird aufgeworfen. Der Vorschlag ist, dass das zweite Reaction-Video die Einnahmen 50-50 aufteilt und diese dann an das erste Reaction-Video fließen, von wo aus wiederum 50 Prozent an das Originalvideo gehen würden. Es wird über die Sichtbarkeit durch Reactions diskutiert und ob man nur zeitversetzt reacten sollte. Ein Fall aus den USA wird angeführt, bei dem ein großer Streamer einem kleineren Creator den Traffic 'weggezogen' hat. Es wird diskutiert, ob es eine gute Grenze für das Reacten geben sollte, da der Algorithmus manchmal Videos erst nach einiger Zeit 'explodieren' lässt. Jeder fehlende Klick sorgt dafür, dass das Originalvideo weniger gut im Algorithmus ausgespielt wird. Es muss ein Querverweis-Algorithmus stattfinden, damit das Originalvideo von der Reaction profitiert.

Reactions als Möglichkeit zur Thematisierung gesellschaftskritischer Themen

01:20:25

Zoe thematisiert in ihren Reactions auch gesellschaftskritische Themen wie Sexismus. Es wird diskutiert, inwiefern Reactions eine Möglichkeit bieten, Aufmerksamkeit auf Themen zu lenken, die sonst nicht genug beleuchtet werden. Gerade beim Thema Sexismus kann eine andere Perspektive, beispielsweise von einer Frau, ein besseres Verständnis bei Zuschauern schaffen, die sonst keine Berührungspunkte damit haben. Die Reaktionen im Chat sind jedoch oft gespalten, insbesondere bei Themen wie Sexismus, da Twitch eine männerdominierte Plattform ist. Zoe versucht, eine Balance in ihrem Content zu halten, da nicht alle Themen gleich gut ankommen. Timon glaubt, dass Reactions den größten Impact haben, wenn sie über ihre Bubble hinaus funktionieren und große Creator mit viel Reichweite ernste Themen aufgreifen und so eine neue Zielgruppe sensibilisieren können. Es wird die Frage nach der Verantwortung bei schweren oder kritischen Themen aufgeworfen, da Reactions auch Hasswellen auslösen können. Emotionen sind wichtig, sollten aber nicht unkontrolliert gezeigt werden.

Original-Content vs. Reactions und finanzielle Anreize

01:26:43

Es wird die Frage aufgeworfen, ob Original-Content irgendwann aussterben wird, wenn sich nichts ändert. Zoe glaubt das nicht, da Content nicht nur des Geldes wegen produziert wird, sondern auch, weil man etwas zu sagen oder erschaffen möchte. Timon merkt an, dass er damals aus intrinsischer Motivation angefangen hat, Content zu erstellen. Die Frage ist, ob YouTube langfristig relevant bleibt, wenn es keine originalen, coolen Inhalte mehr bietet. Eine finanzielle Regelung wäre wichtig, um Original-Content zu fördern. Es wird über den Split gesprochen und Zoe findet einen 30-70-Split cool und ausgewogen, da auch viele wollen, dass auf sie reagiert wird. Es wird diskutiert, ob man manche Menschen nicht finanziell unterstützen möchte, wenn man ihre Position kritisch sieht. Timon schlägt vor, Reactions einfach nicht zu monetarisieren, um zu vermeiden, dass Rechtsextreme mitfinanziert werden. Es wird darüber gesprochen, dass kritischer Content oft auch zur Belustigung geschaut wird und man so Klicks und Geld macht. Es wird die Frage aufgeworfen, ob durch Reactions die falschen Leute gepusht werden. YouTube hat ein Interesse daran, dass Leute möglichst lange auf der Plattform bleiben. Reactions sind offensichtlich besser für den Algorithmus, da es mehr Videomaterial gibt und die Videos länger sind.