Just Chatting

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Just Chatting

00:00:02 Vielen Dank.

00:14:55 Na, wieder Lust auf Tagesschau Together? Diesen Sonntag das ARD-Sommerinterview mit Bärbel Bas von der SPD. Wie die OGs unter euch wissen, haben wir auch noch ein zweites Thema am Start. Also viel Spaß mit Hanin und Felix. Wir gehen rein.

Begrüßung und Themenübersicht

00:15:23

00:15:23 Ja, danke Susanne und hallo zusammen und herzlich willkommen zurück hier bei Tagesschau Together. Mein Name ist Tannin. Hey, ich bin Felix. Ja, und wir starten hier heute unsere vierte Watchparty zum großen ARD-Sommerinterview mit der SPD-Parteivorsitzenden Bärbel Bass. Ja, und in diesen Sommerinterviews kommen bei uns die führenden Köpfe der im Bundestag vertretenen Parteien zu Wort. Und in den letzten Wochen hatten wir zum Beispiel auch schon Bundeskanzler Friedrich Merz bei uns.

00:15:51 Oder auch die AfD-Parteichefin Alice Weidel. Aber bevor es mit dem ARD-Sommerinterview losgeht, wollen wir nochmal auf ein anderes, wichtiges Thema der Woche blicken, nämlich die Lage in der Ukraine. Da ist ja gerade viel in Bewegung. Also da schauen wir gleich auch noch rauf. Und aber, Chat, erstmal der Hinweis an euch. Wir sind heute nicht nur live bei Twitch, sondern auch bei YouTube, bei Instagram, bei TikTok, in der ARD-Mediathek und später auch live bei Tagesschau24. Ja.

00:16:15 Und erst einmal aber auch die Frage an euch, lieber Chad. Wie geht es euch denn heute? Schreibt doch gerne einfach mal eine 1 rein, falls es euch gut geht, eine 2, falls noch Luft nach oben ist. Bin gespannt. Ich bin jetzt auch echt gespannt. Wie geht's denn dir?

00:16:32 Felix, du hast das voll smooth gefragt, muss ich jetzt hier anmerken. Ja, soweit so gut. Ich freue mich immer, wenn wir Tagesschau Together machen. Ja, sehr schön. Wie ist es bei dir? Ja, auch. Ich freue mich auch. Gutes Wetter, sogar in Hamburg. Sogar in Hamburg, stimmt. War jetzt die letzten Tage nicht so. Aber heute und gestern, endlich geht es wieder bergauf. Ja, finde ich auch. Und der Chat, relativ gut dabei, mit einigen und zweien aber. Also einigen geht es auch nicht so gut, aber...

00:16:59 Ich würde sagen, den meisten geht es gut. Ja, vielleicht können wir die Zweien so ein bisschen zu Einsen machen. Ja, vielleicht können wir dazu beitragen heute. Das wäre eigentlich ganz cool, oder? Auf jeden Fall. Dann seid ihr nicht alleine, sondern wir sind hier zusammen an dem Sonntag bei TagesschauTogether. Auch wenn wir ein paar Themen haben, die so ein bisschen wieder schwerer sind, aber wir sind gemeinsam da mit euch immerhin, oder? Auf jeden Fall. Absolut. Okay.

00:17:27 Einsen und Zweien, mehr Einsen und Zweien im Chat als auf meinem Zeugnis, schreibt jemand. Ja, aber das ist auch, ich weiß, ja, hattest du viele Einsen und Zweien im Zeugnis? Nee, also ich hatte ein paar Zweien, aber Einsen waren rar gesät, glaube ich. Ich glaube, beim Sport hatte ich immer eins. Ja, kann ich mir vorstellen. Das war immer mein einziger Eins, aber bei dir?

00:17:54 Ja, ich machte ja Sprachen sehr gerne, so Englisch und Deutsch hatte ich auch als Leistungskurse, da hatte ich Einsen. Du, Sport, ja, dabei sein ist alles. Ich habe immer noch ein Trauma von dem Bundesjugendspiel. Warum was denn? Ja, weil ich finde, Bundesjugendspiele sind extrem traumatisierend, findest du nicht? Wieso? Ja, weil das ist immer so, das wird so übermäßig ernst genommen und du hast das Gefühl, du bist in so einer Drucksituation und jeder muss abliefern. Und dann denkst du dir manchmal so, warum muss ich jetzt hier?

00:18:23 so einen krassen Weitsprung machen, for what? Also ich meine, okay, du kannst nicht relate und du so... Weiß ich nicht, ich denke mir irgendwie so, das Leben ist ja voller Drucksituationen und wenn man da mal reingeworfen wird in so kaltes Wasser und dann performen, also performen, aber weiß ich nicht, also... Ja, hast recht, ja, so ein bisschen Abhärtung. Genau, aber ja. Du, dabei sein. Volles Verständnis und genau, du sagst schon, dabei sein ist alles. Gut, dass du dabei warst.

00:18:50 Bundesjugendspiele waren super, Schreib-Bubi. Ja. Fand ich auch. Haribo307 hat geschrieben, wir haben alle ein Sporttrauma. Siehst du, das ist so 50-50. Finde ich gut. Also, lieber Chat, wir freuen uns, wenn ihr euch beteiligt, so wie jetzt hier eben beim Austausch oder auch bei den coolen Funktionen, die wir haben. Das geht allerdings am besten hier.

00:19:13 bei Twitch. Und zwar haben wir, wie wir sie liebevoll nennen, Extensions bei uns. Da könnt ihr Avatare erstellen und die Outfit-technisch so richtig cool machen. Und wir haben diesmal auch ein Voting, wo ihr euch auch dran beteiligen könnt. Weiteres von Felix. Coole Sache. Also, ihr könnt euch customisen und dann hinter uns auftauchen. Wir drehen uns jetzt immer an dieser Stelle um. Das machen wir jetzt auch mal. Und dann taucht ihr einfach hier auf, auf unserem schönen Planeten.

00:19:41 Und seid mit uns am Start, Leute. Richtig cool. Wir können jetzt einfach nochmal gucken, wer alles schon dabei ist. Tamogi ist schon dabei. Mit den Headphones oder sind das Ohrwärmer? Ja, ich glaube Headphones so. Ohrwärmer wäre vielleicht auch. Nein, Ohrwärmer, nicht Ohrwürmer. Nee, ich habe Ohrwärmer gesagt.

00:20:07 Ja, ja, Felix. Aber irgendwann habe ich auch ganz viele Lieder, die ich immer mag. Ja. Junge Brew ist auch dabei. Habe ich das richtig ausgesprochen? Ich glaube. Evo Lea. Katzenohren. Cool. Schuba 3-4. Und mit dem Kawaii Hood. Cool. Ja, jeder hat so seinen eigenen Style. Das gefällt mir sehr gut. Richtig cool. Nice. Cool. Oh, Risky. Risky. Auch am Start.

00:20:35 Sehr, sehr nice. Ja Leute, ihr könnt übrigens mit dabei sein, indem ihr auf den Jetzt aktivieren-Button klickt am PC. Und wenn ihr vom Handy aus zuschaut, dann geht das, indem ihr auf das blaue oder weiße ARD-Logo klickt. Dann seid ihr auch mit dabei und könnt hier mit am Start sein.

00:20:53 Richtig. Und ja, wir haben noch einen kurzen Hinweis für euch. Auf jeden Fall. Das wollte ich nämlich gerade sagen, bevor wir uns die schönen Leute hier hinter uns angeguckt haben. Auf TikTok und Instagram sind die Kommentare bzw. der Live-Chat heute aus. Das liegt daran, dass es in der Vergangenheit dort zu Hate kam. Und deshalb gerne auch nochmal der Reminder an euch Leute. Wir wollen natürlich heute auch wieder einen konstruktiven Austausch haben. Deshalb seid bitte lieb zueinander und dann diskutieren wir ja zusammen. Sehr gut.

Ukraine-Krise im Fokus: Treffen Trump-Putin und die aktuelle Lage

00:21:21

00:21:21 Ihr habt es gerade gehört, wenn ihr euch beteiligen wollt, dann macht es doch gerne direkt hier bei Twitch, kommt rüber oder gerne auf YouTube, da geht es ja auch. Und ich würde sagen, wir starten mit unserem ersten Thema, das Thema Ukraine. Es ist jetzt klar mittlerweile, dass sich am kommenden Freitag der US-Präsident Trump und der russische Präsident Putin treffen wollen. Möglicherweise geht es dann auch um eine Waffenruhe. Beide wollen erst einmal gemeinsam miteinander sprechen.

00:21:48 ohne den ukrainischen Präsidenten Zelensky, der ist halt nicht mit dabei. Ja, und derweil gehen Russlands Angriffe auf die ukrainische Bevölkerung trotzdem weiter und sie richten schwere Schäden an. Welche das sind und wie gerade die aktuelle Lage in der Ukraine ist, das wollen wir uns jetzt einmal mit unserem Korrespondenten und dem Leiter des ARD-Studios in Kiew anschauen, Vassili Golot.

00:22:12 Und noch einmal der Hinweis an euch, lieber Chad, wenn ihr Fragen an Vassili habt, dann schreibt sie doch jetzt gerne rein. Hallo Vassili. Hallo Vassili. Hey Hannin, hey Felix, grüßt euch und grüßt euch alle, die gerade zuschauen. Yes, wir blicken gleich einmal auf das Treffen zwischen Trump und Putin und auf die Lage in der Ukraine. Erst einmal die Frage an dich, Vassili, wo stehst du da gerade?

00:22:40 Ich stehe gerade in Kiew vor einem Wohnhaus, das am 31. Juli von einer russischen Rakete direkt getroffen worden ist. Und ich kann einfach mal zur Seite gehen und mein Kollege zeigt das Ausmaß der Zerstörung. Also wir sehen das, was mal Wohnungen waren. Da sind die Tapeten an den Wänden, da sind Heizkörper noch zu sehen. Das alles ist...

00:23:07 zerstört worden, weil dort eben direkt diese Rakete eingeschlagen ist. Und das Tragische ist nicht nur, dass ein Gebäude zerstört worden ist, sondern es sind sehr, sehr viele Menschen bei diesem Angriff getötet worden. Und hier direkt vor dem Haus werden Blumen niedergelegt. Wir haben heute auch viele Leute gesehen, die hergekommen sind. Und man sieht Bilder, Fotos der Opfer, der Getöteten, viele...

00:23:33 Jüngere Menschen auch dabei, also Bewohner dieses Wohnhauses. Es wurden auch Kinder getötet bei dem Angriff. Insgesamt 28 Menschen, die...

00:23:43 geschlafen haben, bis eben die Rakete kam, bis der Angriff kam. Und ich habe zwei Jungs kennengelernt. Der eine lebt direkt hier nebenan in einem anderen Wohnhaus, hat also diese Angriffsnacht hier in diesem Kiewer Stadtteil erlebt. Mit denen habe ich gerade schon gequatscht. Deshalb stehen Sie hier und warten auf mich. Das sind Mikola, der gerade in Großbritannien studiert. Mit dem quatschen wir gleich.

00:24:11 Maxim war hier in einem Gebäude direkt nebenan, da wohnt er. Und ich frage ihn jetzt, wie er die Nacht erlebt hat, diese Angriffe.

00:24:40 Es wird loswerden. Es war sehr nahe der Leuch. Es ging, Gott sei Dank. Es war schwer, aber du wirst, du wirst.

00:24:53 Er beschreibt, dass er in diesem frühen Morgen um vier Uhr am Computer saß. Dann kamen die Angriffe. Es war sehr, sehr nah dran, sehr laut. Er ist direkt auf den Boden gefallen, hatte Angst, dass Splitter ihn treffen, dass die Fenster durch die Druckwelle auch bei ihm kaputt gehen. Und er sagte, das ist total beängstigend, aber man gewöhnt sich auch daran. Und was er damit meint, ist eben, dass diese Angriffe vor allem in den letzten Monaten sehr, sehr häufig waren mit Drohnen, mit Raketen. Diese Explosionen sind...

00:25:22 in der ganzen stadt hörbar und du sprichst auch ein bisschen deutsch richtig das liegt daran dass du in deutschland auch vor zwei jahren gelebt hast eine weile ja natürlich und jetzt lebst du auch im ausland du bist gerade bei deiner familie hier zu besuch du studierst in großbritannien kannst du

00:25:46 beschreiben, wie du die Zukunft deiner Generation siehst, wie du überhaupt nach vorne schaust, wie ihr alle nach vorne schaut.

00:26:12 um alle Probleme, die jetzt passiert sind in Ukraine, und alles, was jetzt ist der Россия.

00:26:27 Also Mikola sagt, dass seine Haltung die ist, dass seine Generation, die der 16-Jährigen, jetzt am besten ins Ausland gehen sollten, um dort möglichst eine gute Bildung zu bekommen, ganz viel Wissen sich anzueignen, um dann mit diesem Wissen in die Ukraine zurückzukehren und das Land aufzubauen, die Zukunft des Landes wieder aufzubauen und all das wieder aufzubauen, was Russland mit den Angriffen zerstört hat. Also das zwei Stimmen hier aus der Ukraine.

00:26:56 Ich sage den beiden jetzt Tschüss und bin dann bereit für die Fragen von euch, aber auch die Fragen von der Community.

00:27:09 Ja, Vassili, vielen Dank auch für die Einblicke tatsächlich von den Leuten da, die du vor Ort getroffen hast und auch, dass du uns quasi in real life das Ganze hier zeigst und wir das einmal mit dir verfolgen können. Ich höre euch gerade nicht, falls ihr mich noch hört. Doch, wir hören dich gerade noch. Das ist so der Vorführeffekt, weil wir haben dich vorhin noch gehört, als wir es geprobt hatten.

00:27:37 Aber das kriegen wir sicherlich gleich hin.

00:27:50 Aber ihr habt viele Fragen gestellt, deswegen freuen wir uns, dass wir sie dann gleich stellen können. Alex schreibt, wann Berichterstattung zu Gaza? Da haben wir tatsächlich letztes Wochenende drüber gesprochen. Also das war auch ein sehr, sehr interessanter Stream, ein interessanter Blog. Wenn du möchtest, kannst du da gerne nochmal reinschauen ins Real Life, unter anderem bei YouTube geht das.

00:28:11 Ja, und einmal der Hinweis jetzt an euch. Also wir klären jetzt einmal nochmal die Technik bzw. dass Vassili, wenn wir gleich wieder nach Kiew in die Ukraine schalten, uns hören kann. Und ja, solange tauschen wir uns einmal mit euch gemeinsam aus. Und TigerLightningTV schreibt immer lächeln. Gut, also es kommt ja natürlich auf die Situation immer an. Man geht das natürlich immer mal durch, damit...

00:28:38 man auch einen guten Plan hat für den Ablauf. Aber live is live, sagt man so schön. Das ist so. Auf jeden Fall. Deswegen schauen wir einfach zusammen. PalutaFans schreibt, cool, dass ihr jetzt auch auf Twitch seid. Genau, den Copy habe ich gerade aufgelesen. Wir freuen uns auch sehr darüber. Live is live, live is live.

00:29:03 Ja, wir streamen ja heute nicht nur das Thema, was wir gleich mit Vasily besprechen werden, und zwar die aktuelle Lage in der Ukraine, sondern wir schauen uns auch gemeinsam das große ARD-Sommerinterview an. Richtig, Willi? Ja, richtig. Da wird die Parteivorsitzende der SPD, Bärbel Bas, zu Gast sein, die ja auch Arbeitsministerin ist. Also jemand aus der GroKo-Regierung ist am Start.

00:29:28 Und da bin ich schon ganz gespannt, was für Fragen da gestellt werden. Immer die Sommerinterview, aber auch später im Q&A mit euren Fragen. Denn diese Woche haben wir fleißig eure Fragen gesammelt, die wir dann, Frau Baas, im Q&A mit unserer Kollegin Amelie stellen können. Also bin ich schon ganz gespannt drauf. Ja, ich auch. Das ist immer einer der spannendsten Teile, weil dann ihr tatsächlich auch zu Wort kommt mit den Fragen, die ihr habt.

00:29:54 Und in der nächsten Woche ist übrigens Jan van Acken von den Linken bei uns. Genau, da werden auch noch mal fleißig Fragen gesammelt. Unsere Motz haben auch gerade geschrieben, habt ihr Fragen an Hanine und Felix. Ich habe ein bisschen Sorge, aber stellt auch gerne eure Fragen. Was wollt ihr wissen, Chad? Was macht ihr so nach der Arbeit? Tiger Lightning TV. Gute Frage. Was machst du so nach der Arbeit?

00:30:22 Ähm, um ehrlich zu sein, entspannen. Ja, ne? Ja, oder? So ein bisschen chillen, einfach so auf der Couch sitzen, snacken, runterkommen. Oder? Du? Ja, also ich gehe meistens auch ein bisschen einkaufen. Irgendwie kaufe ein paar Sachen. Natürlich auch gesund. Ja, ja. Und dann gehe ich manchmal auch in eine TK-Pizza, okay. Aber dann geht es in der Regel noch zum Sport. Laufen oder Fitnestudio. Und dann wieder nach Hause. Ja. Mittagsablauf immer. Ähm, genau.

00:30:51 Also, wir schalten jetzt wieder einmal zu Vasily in die Ukraine nach Kiew. Er sollte uns jetzt wieder hankern. Hallo Vasily. Hi Vasily. Hi, grüßt euch. Entschuldigt bitte, wir hatten ein bisschen Tonprobleme, aber jetzt sollte alles wieder funktionieren.

Fragen an ARD-Korrespondent Vassili Golot zur Lage in der Ukraine

00:31:09

00:31:09 Perfekt. Wir freuen uns, dass du uns hören kannst. Der Chat hat fleißig Fragen gestellt. Deswegen würde ich sagen, verlieren wir keine Zeit. Und ich würde dir einmal jetzt die erste Frage aus unserem Chat stellen. Und zwar fragt Sanne, 12 Juni 1960. Hallo Vasili, danke für deinen unermüdlichen Einsatz. Wie erträgst du das Grauen dort überhaupt? Wünsche dir viel Kraft. Vielen Dank für...

00:31:37 Diese freundliche Rückmeldung und die Frage ist, ist tatsächlich für uns alle, die wir hier arbeiten, für mich und mein Team auch nicht gleich. Denn wir leben mit diesem Krieg. Wir leben auch in Kiew. Das heißt, wenn diese Stadt angegriffen wird, dann hören wir das Surren der Drohnen über unseren Häusern. Dann hören wir auch die Versuche der Flugabwehr, das alles abzuschießen. Das ist sehr, sehr laut. Das ist beängstigend. Wir hören auch die Einschläge. Und bei diesem Angriff in dieser...

00:32:06 Vor einigen Wochen sind auch bei einem meiner Kollegen zu Hause die Fenster durch die Druckwelle rausgeflogen. Glücklicherweise ist ihm und seiner Familie nichts passiert. Aber dieser Krieg macht sozusagen auch vor uns nicht Halt. Aber es ist eben wichtig, hier zu sein und für euch zu berichten über das, was passiert, über die Verbrechen, die Russland hier seit Jahren begeht. Und natürlich auch über alles andere, was in diesem Land passiert.

00:32:35 junge Menschen, die Musik machen, es gibt Leute, die weiter Sport machen, die versuchen, ihr Leben zu leben, auch wenn der Krieg das alles eben erschwert. Der Chat fragt sich auch gerade zum Beispiel, Mika The Gamer Wolf hat gefragt, seit wann bist du in Kiew? Und vielleicht schließt das da auch nochmal ganz gut dran an, wie sieht denn dein Alltag aktuell aus?

00:32:56 Ich berichte aus Kiew selbst, aus der Ukraine seit Juni 2022, also seit ziemlich genau drei Jahren, seit ein bisschen mehr als drei Jahren.

00:33:07 Und mein Alltag sieht so aus, dass ich morgens, wenn ich denn überhaupt durchschlafen konnte, wenn es nicht eine Angriffsnacht war, was in den vergangenen Monaten kaum der Fall gewesen ist, weil praktisch jede Nacht irgendetwas war, dann geht der erste Blick aufs Handy und ich gucke, wo Russland angegriffen hat, wo was passiert ist. Immer in der Hoffnung, dass natürlich Menschen nicht zu Schaden gekommen sind dabei.

00:33:36 Zivilisten in der Ukraine getötet worden sind bei russischen Angriffen. Ich gucke mir an, wie die Frontlage aussieht. Und dann habe ich Kontakt unter anderem mit euch oder mit anderen Redaktionen in Deutschland. Und wir besprechen, inwieweit das, was an diesem Tag in der Ukraine passiert, auch relevant ist für die täglichen Nachrichtensendungen, für die Tagesschau, für die Tagesthemen. Wir berichten ja auch für andere Sendungen, für Magazine wie den Weltspiegel, das Europa-Magazin. Wir machen...

00:34:02 Ja, ganz viel auch für Tagesschau Social. Also das alles ist sozusagen Teil meiner Arbeit, unserer Arbeit hier. Und wir planen auch Reisen im Land, weil es reicht nicht aus, nur in Kiew zu sein. Wir reisen auch in den Osten der Ukraine, in den Süden der Ukraine, in den Norden, auch in den Westen, um zu zeigen, wie die Menschen dort all das sehen und wie sie aktuell leben, wie es ihnen geht.

00:34:25 Und ich glaube, was du eben gesagt hast, Vassili, mit der Frontlage ist ein ziemlich gutes Stichwort, denn wir möchten uns einmal die aktuellen Entwicklungen an der Front gemeinsam mit dir anschauen. Und zwar haben wir einmal eine Karte dazu, wo man das ganz gut sehen kann. Das zeigen wir jetzt auch einmal im Chat, wo man tatsächlich hier den Verlauf sehen kann an der ukrainischen Front.

00:34:51 Genau, und ganz konkret sind wir da bei der Stadt Pokrovsk, die ja gerade unter Beschuss steht. Und Vassilio, du kannst es gerade nicht sehen, hat ihn es gerade schon gesagt, aber wir sehen auf jeden Fall, wie die russische Armee, das ist hier rot gekennzeichnet, Pokrovsk ja quasi einkesselt. Und Chad, wir wollen euch einmal kurz zeigen, wie es da vor einem Monat so aussah. Wenn wir hier einmal hingehen, dann sieht man, okay, das sah noch anders aus.

00:35:15 Hier gehörte noch mehr Territorium der Ukraine, was der Ukraine immer noch gehört, aber da standen vor einem Monat noch keine russischen Truppen. Jetzt tun sie das aber. Und dann deshalb einmal die Frage an dich, Vassili, wie ist die Lage um Pokrovsk und warum ist die Stadt gerade so umkämpft?

00:35:33 Russland versucht sehr, sehr lange schon Pokrovsk einzunehmen, seit mehr als einem Jahr und das bisher erfolglos. Aber genau wie du gerade beschrieben hast, in den letzten Monaten, aber vor allem in den letzten Wochen ist da sehr viel mehr Tempo reingekommen. Russland rückt vor, versucht diese Stadt einzukesseln und die ukrainischen Soldaten versuchen mit aller Kraft, diese Stadt zu halten, zu verteidigen, weil sie strategisch wichtig ist. Pokrovsk ist ein Knotenpunkt, ein logistischer Knotenpunkt.

00:36:03 Knotenpunkt, von dem aus auch andere Truppen im Donbass, also im Osten der Ukraine, in diesem Gebiet in der Region Donetsk versorgt werden. Und wenn es Russland gelingen sollte, wonach es aktuell aussieht, also vieles deutet darauf hin, dass Russland diese Stadt bald erobern könnte, weil es eben dort auch große Truppenansammlungen gibt, mehr als 100.000 russische Soldaten, die das versuchen. Wenn das gelingt, dann sehen Experten das so.

00:36:32 dass Russland auch ein weiterer größerer Durchbruch gelingen könnte, weil die Ukraine dann eben Schwierigkeiten haben wird, andere Städte wie Slavensk und Kramatorsk zu versorgen. Vor allem natürlich mit militärischer Unterstützung, damit die Soldaten dort diese Städte verteidigen können. Aber da geht es auch um humanitäre Fragen, denn da leben sehr, sehr viele Menschen weiterhin. Das ist für viele Menschen das Zuhause. Und deswegen ist Pokrovsk gerade so umkämpft seit vielen Monaten.

00:37:01 Vassili, Stichwort, dass die Städte und Orte für viele Menschen das Zuhause sind. Es gibt ja eine Person bei uns, die hat auch im Chat gefragt auf Twitch, JustGoodBusiness, fragt, wie sieht es mit dem Durchhaltewillen der Bevölkerung in Kiew und außerhalb der Stadt aus? Gibt es da Unterschiede? Welche Hoffnungen machen sich die Menschen dort und wie schätzen sie die Gesamtlage ein?

00:37:27 Es ist ja so, dass es in der Ukraine seit mehr als elf Jahren Krieg gibt, seit 2014, aber dieser Krieg seit dreieinhalb Jahren massiv ausgeweitet wurde von Russland und dass wirklich das gesamte Land betroffen ist von diesem Krieg. Und das merkst du den Menschen natürlich an, wenn diese Angriffsnächte sind, dass sie nicht schlafen, dass viele Familien mit ihren Kindern in den Keller gehen, in U-Bahn-Stationen gehen. Ich habe mit Olena, einer Mutter, vor einiger Zeit...

00:37:56 die sagt, ich gehe inzwischen jede Nacht vorsorglich mit meinem Kind runter, weil ich einfach nicht will, dass ihm was passiert. Und immer mehr Menschen sagen, vor allem Mütter mit Kindern, sagen, sie schauen sich das jetzt noch einige Wochen, einige Monate an, aber sie spielen immer mehr mit dem Gedanken, das Land zu verlassen, weil das halt einfach so schwer auszuhalten ist. Und doch muss ich sagen, dass diese Resilienz, also dieses ...

00:38:18 das Durchhaltevermögen der Menschen unglaublich groß ist. Denn sie alle sagen, das ist unser Land, das ist unsere Heimat. Wir wollen nichts anderes als hier leben, als hier friedlich leben, als unsere Zukunft zu planen. Aber das können wir nicht, weil Russland uns nicht lässt.

00:38:33 Die Hoffnung, weil du das, Hanin, gerade angesprochen hast, ist, dass die Unterstützung der Partner weiterhin da ist, im besten Fall sogar größer wird und dass der Druck auf Russland größer wird. Wir sehen ja jetzt zum wiederholten Mal, dass es dem russischen Machthaber Putin gelungen ist, ein Ultimatum, das Donald Trump ihm gesetzt hat, wieder nach vorne oder wegzuschieben, zu umgehen, indem er ein Treffen in Aussicht gestellt hat. Aber die Menschen in der Ukraine sagen, Putin taktiert nur, er hat kein Interesse daran.

00:39:03 diesen Krieg zu beenden. Sonst hätte er das längst tun können. Sonst könnte er auch einfach die Angriffe einstellen. Und deswegen hoffen sie, dass einerseits sie weiter unterstützt werden und zum anderen der Druck auf Russland erhöht wird. Nächste Woche kommt es ja zu dem besagten Treffen zwischen Trump und Putin. Was ist davon denn zu erwarten?

Erwartungen und Sorgen hinsichtlich des Treffens zwischen Trump und Putin

00:39:23

00:39:23 Die Menschen, mit denen wir hier sprechen, erwarten davon relativ wenig, bis sie haben Sorge davor. Sie haben die Sorge, dass da zwei mächtige Männer sich treffen und über ihre Köpfe hinweg irgendwelche Entscheidungen treffen wollen. Und aus Sicht der Ukrainerinnen und Ukrainer funktioniert das so natürlich nicht, weil sie sagen,

00:39:42 Hier geht es um unser Leben, um unser Land. Wir haben klare Staatsgrenzen, die seit 1991 in der Verfassung festgeschrieben sind. Und wir wollen, sagen die Leute, die aktuell nicht mehr zu Hause leben können, weil Russland diese Gebiete besetzt, die sagen, wir wollen nach Hause zurück. Wir wollen dort leben, wo wir schon immer gelebt haben. Und das sind Frieden. Und Russland sollte unser Staatsgebiet verlassen. Also die Forderung Russlands, dass die Ukraine sich noch weiter zurückziehen sollte,

00:40:11 verschenkt werden an Russland. Dem hat der ukrainische Präsident ja eine Absage erteilt und gesagt, dass das keine Option ist, weil das eben in der Verfassung geregelt ist und weil die Ukraine das Völkerrecht achtet. Insofern keine großen Erwartungen, aber die Hoffnung, dass politisch die Ukraine und auch die europäischen Partner Donald Trump davon überzeugen, dass er eben nicht über die Ukraine hinweg einfach so irgendwas entscheiden kann.

00:40:35 Ja, und Vasily, du hast eben auch die Meinung der Menschen in der Ukraine dazu angesprochen. So ein bisschen, was sie über das Treffen zwischen Putin und Trump denken. Diese Frage hatten wir eben auch bei YouTube. Was ich aber auch ziemlich interessant finde, ist, es gibt eine Person auf Twitch, die hat so eine ähnliche Frage gestellt. Und zwar CloseTV hat gefragt, was macht es mit den Menschen und Bewohnern in der Ukraine durch das Hin und Her zwischen Putin und Trump sowie Zelensky? Welche Auswirkungen hat die Verzögerung?

00:41:05 Geroen.

00:41:09 Ja, das ist natürlich extrem belastend. Also wenn ich zurückdenke, als Donald Trump US-Präsident geworden ist, Anfang des Jahres, da gab es wirklich einige Menschen, die gesagt haben, wir haben Hoffnung, auch wenn dieser Mensch nicht sonderlich berechenbar ist, aber wir haben Hoffnung, weil er ja auch gesagt hat, er beendet diesen Krieg innerhalb von 24 Stunden, dass er einfach kommt und den Druck auf Russland so erhöht, dass Russland merkt, dieser Krieg ist einfach so nicht mehr weiterzuführen. Und diese Hoffnung ist dann sehr schnell in...

00:41:38 Vernüchterung gemündet, weil die Menschen gesehen haben, okay, er macht jetzt eine Täter-Opfer-Umkehr. Er setzt plötzlich die angegriffene Ukraine unter Druck, streicht Militärhilfen.

00:41:50 sagt, die Ukraine müsse irgendetwas abgeben und der Täter Russland kann einfach weiter die Angriffe durchführen. Wir erinnern uns ja auch an das Treffen im Oval Office, als Zelensky da rausgeflogen ist, als es diesen Eklat gab. Und das alles hat den Menschen einen großen Teil ihrer Hoffnung genommen. Und dieses Hin und Her, dass es immer wieder dann doch Ultimaten jetzt gab in den vergangenen Monaten von Trump auch in Richtung Russland, dass diese Ultimaten aber nie eingehalten worden sind,

00:42:19 eben auch viele daran zweifeln, ob Trump wirklich ein Interesse daran hat, der Ukraine und damit auch den Menschen hier zu helfen. Und trotzdem sind natürlich Hoffnungen da, weil mit diesem Krieg zu leben ist einfach extrem zermürbend. Es ist schwer. Ich habe ja gerade auch beschrieben, wie Familien das alles erleben und empfinden. Und viele hoffen doch auf eine Art Wunder, dass es gelingt, diesen Krieg, diese Aggression Russlands zu beenden.

00:42:46 Ein neuerliches Ultimatum von Trump ist ja auch jetzt erst ausgelaufen. Wir wollen aber auch noch mal kurz auf Europa schauen. Wo bewegen sich eigentlich die europäischen Staaten? Die haben jetzt eine gemeinsame Erklärung herausgegeben, in der sie zwar begrüßen, dass Trump das Vorhaben hat, mit Putin eine Waffenruhe zu verhandeln oder ihn zu einer Waffenruhe zu bewegen, aber das halt nicht gehe ohne das Einverständnis, beziehungsweise ohne, dass die Ukraine da mit am Tisch sitzt, einfach über die Köpfe der Ukrainerinnen und Ukrainer hinweg.

00:43:15 Und auch Bundeskanzler Merz hat sich heute dazu geäußert und zwar in den Tagesthemen im Interview. Und wir schauen da einmal gemeinsam rein. Freitag treffen sich US-Präsident Trump und der russische Präsident Putin in Alaska in den USA. Wie gefährlich ist es, dass wohl weder die Ukraine noch die EU mit am Tisch sitzen werden?

00:43:37 Darüber hat es in den letzten Tagen intensivste Beratungen auf allen politischen und administrativen Ebenen gegeben. Ich werde noch heute ein weiteres Telefonat mit Präsident Trump führen. Wir bereiten uns intensiv auf europäischer Ebene zusammen mit der amerikanischen Regierung auf dieses Treffen vor. Und wir hoffen und gehen davon aus, dass die Regierung der Ukraine, dass Präsident Zelensky, an diesem Treffen beteiligt wird. Wir können jedenfalls nicht...

00:44:06 akzeptieren, dass über die Köpfe der Europäer, über die Köpfe der Ukrainer hinweg,

00:44:11 Territorialfragen zwischen Russland und Amerika gesprochen oder gar entschieden wird. Ich gehe davon aus, dass die amerikanische Regierung das genauso sieht. Deswegen gibt es diese enge Abstimmung. Die wird sich auch in den nächsten Tagen fortsetzen. Das werden wir auch in Berlin weiter fortsetzen. Und dann hoffen wir, dass es am Freitag einen Durchbruch gibt. Vor allem, dass es endlich einen Waffenstillstand gibt und dass es Friedensverhandlungen in der Ukraine geben kann. Dieser Krieg dauert jetzt seit dreieinhalb Jahren.

00:44:40 Tausende von Opfern gefordert. Es wird Zeit, dass er zum Ende kommt. Ja, Vestili, wir haben es eben gerade gehört. Friedrich Merz hat sich, sorry, Friedrich Merz hat sich dazu in den ARD-Tagesthemen geäußert. Und wie ist denn diese Aussage von Merz einzuordnen? Also er sagt ja auch, er geht davon aus, dass die Ukraine an diesen Gesprächen beteiligt sein wird. Könntest du uns einmal etwas noch dazu erzählen?

00:45:10 Das deckt sich auch mit den Informationen, die ich habe. Vor allem dieses relativ Unkonkrete und dieses Hoffen und davon Ausgehen. Was ist passiert? Es gab ja den Besuch des US-Sondergesandten Witkow in Russland, in Moskau. Der war im Kreml, hat sich da mit Putin getroffen. Dann hat Witkow aus Moskau aus Trump angerufen.

00:45:32 Und ihm das Gespräch zusammengefasst und gesagt, da gibt es möglicherweise Bewegung. Dann hat Trump direkt einige europäische Köpfe zusammengerufen. Da gab es einen Konferenzcall, da war Selenskyj auch dabei. Und in diesem Gespräch hat Trump gesagt, hier, da gibt es gerade eine gute Möglichkeit und Russland ist durchaus gesprächsbereit. Und dann gab es aber noch ein paar weitere Telefonate nach diesem Tag. Und es hat sich herausgestellt, dass entweder Witkow Trump vielleicht nicht richtig gebrieft hat oder Trump nicht so genau zugehört hat.

00:46:01 bisschen mehr Hoffnung gemacht hat, als das, was da tatsächlich besprochen wurde zwischen Witkow und Putin. Jedenfalls ist es so, dass niemand so richtig weiß, woran er ist und was die Europäer gerade machen. Friedrich Merz unter anderem, der britische Premierminister Kirstama.

00:46:17 Frankreichs Präsident Macron, die telefonieren gerade ganz viel untereinander. Die telefonieren ganz viel mit dem ukrainischen Präsidenten Zelensky. Und die haben heute ja diese Erklärung rausgegeben, in der sie, was du, Felix, gerade ja erzählt hast, die eigenen Positionen ganz klar abgesteckt haben. Und was Merz gerade versucht ist, er will auch seinen Einfluss nutzen bei Donald Trump und will ihn davon überzeugen, dass es notwendig ist, dass Zelensky auch dabei ist. Dass, wenn es vielleicht kein Dreiertreffen gibt, weil Russland das ablehnt, es zumindest zu einem Treffen zwischen

00:46:46 Trump und Zelensky kommt, damit die ukrainische Position gleichberechtigt gesehen wird. Also im Hintergrund diplomatisch passiert gerade wahnsinnig viel, aber eben hinter verschlossenen Türen. Aber dieser Punkt, es wird ein europäisches Land angegriffen, völkerrechtswidrig und Europa sitzt nicht mit am Tisch. Das passt auch zur Frage von René Harrison. Er oder sie fragt, warum ist die EU nicht am Treffen beteiligt? Also aber auch von Anfang an nicht. Warum?

00:47:14 Das ist die zentrale Frage und die richtige Frage. Und die Antwort ist, weil in den Augen Donald Trumps die EU schwach ist, die EU sehr, sehr viele Köpfe hat und weil er die EU nicht als eigenen Player akzeptiert. Man sieht ja ohnehin bei ihm, dass er ein eher autokratisches Mindset hat, dass er sich selber als sehr mächtigen Mann sieht, was er auch ist als gewählter US-Präsident, dass er aber sehr gerne sich mit Menschen trifft, die Diktatoren in ihren jeweiligen Ländern sind.

00:47:44 Wir erinnern uns in seiner ersten Präsidentschaft mit Kim Jong-Un. Wir sehen auch, dass er sehr gerne mit Wladimir Putin, mit dem russischen Machthaber, telefoniert und dass er sich gerne eben selber als starker Mann inszeniert. In der EU macht Trump eben keinen solchen starken Mann aus, den er auf Augenhöhe mit zu einem solchen Treffen einladen will. Und deswegen müssen die europäischen Staats- und Regierungschefs eben so agieren, wie sie es gerade versuchen, dass sie gemeinsame Erklärungen...

00:48:13 dass sie versuchen, mit Trump zu telefonieren und dass sie versuchen, Trump davon zu überzeugen, dass es natürlich wichtig ist, dass sie da mitreden, dass es natürlich wichtig ist, dass die Europäische Union auch etwas zu sagen hat. Denn es geht in der Ukraine, wie du es gerade zu Recht gesagt hast, ja um die Friedens- und Sicherheitsordnung des europäischen Kontinents. Und da kann nicht irgendwie der US-Präsident mit dem russischen Machthaber irgendwas verhandeln ohne die europäische Position.

00:48:43 Ja, und Felix hat das vorhin auch kurz angerissen. Wir sprachen ja über die Erklärung, die es gibt, um auch zu unterstützen, dass es bei diesen Verhandlungen nicht dazu kommen sollte, die Ukraine nicht mitzubeteiligen, denn es ist zwingend wichtig, dass sie mit dabei sind. Wir haben nämlich noch einen zweiten Clip von den ARD-Tagesthemen, wo Friedrich Merz sich nochmal zu diesem Brief äußert. Da schauen wir einmal gemeinsam rein.

00:49:09 Sie haben nun mit anderen europäischen Staats- und Regierungschefs ja ein Papier veröffentlicht und darin steht, dass ein Frieden nur möglich ist, wenn die ukrainische und die europäische Sicherheit gewährleistet sind. Ist diese Botschaft an Donald Trump gerichtet und wird er auf Europa hören?

00:49:27 Diese Botschaft ist vor allen Dingen an Russland und an Präsident Putin gerichtet. Wir können nicht akzeptieren, dass die gesamte europäische Sicherheit von Russland aus weiter bedroht wird. Und deswegen kann es hier keinen Frieden geben, der russisches aggressives Vorgehen belohnt und möglicherweise weiteres Vorgehen ermutigt und ermuntert. Das ist die Botschaft, die wir hier gemeinsam ausgesprochen haben.

00:49:56 einem sehr, sehr engen Dialog mit den Amerikanern sind. Wir hatten den NATO-Gipfel in Den Haag vor einigen Wochen. Die NATO hat sich verpflichtet, große Anstrengungen zur Verteidigung des NATO-Gebietes zu unternehmen. Und das NATO-Gebiet, das ist Europa und das ist Amerika. Wassily, welche Signale senden die europäischen Staaten mit diesem Brief? Die europäischen Staaten haben...

00:50:22 Ihre Position klargemacht und die Position ist die, dass das Völkerrecht geachtet werden muss, dass die territoriale Integrität der Ukraine geachtet werden muss, also dass die Ukraine ein Recht auf ihr Staatsgebiet hat. Sie haben sehr, sehr klar beschrieben, dass die Ukraine weiter militärisch unterstützt werden muss und sie fordern, dass der Druck auf Russland aufrechterhalten werden muss, beziehungsweise wenn Russland keine echten, konkreten Schritte in Richtung Frieden macht, dass der Druck sogar

00:50:51 weiter erhöht werden muss. Das alles steht in diesem Schreiben. Das alles, so hoffen es die Vertreter Europas, wird Donald Trump zur Kenntnis nehmen, wird er auch in seine Position mit aufnehmen. Aber es zeigt eben, in was für einer vergleichsweise schwachen Position die europäischen Staaten sind. Sie können sich nicht einfach selber zu diesem Treffen einladen und versuchen es eben einerseits über öffentliche Erklärungen und zum anderen über die Versuche der direkten Kontakte.

00:51:20 mit US-Präsident Trump. Und dieses Treffen, was nächste Woche stattfinden wird zwischen US-Präsident Trump und dem russischen Präsidenten Putin, da wollen Sie ja über eine mögliche Waffenruhe sprechen. Wie realistisch ist denn jetzt aktuell so eine Waffenruhe?

00:51:42 Entschuldigung, war eine Wespe gerade. Die Waffenruhe ist von ukrainischer Seite aus jederzeit möglich. Das ist ja eine Forderung, die US-Präsident Trump relativ früh zu Beginn seiner Amtszeit aufgestellt hat. Er hat gesagt, ihr beiden, ihr einigt euch auf eine sofortige Waffenruhe. Die Ukraine hat am 11. März diesen Jahres gesagt, Waffenruhe, wir können das sofort machen von heute auf morgen. Russland hat diese Waffenruhe bisher immer abgelehnt, tut das auch weiter.

00:52:12 Jetzt am Freitag, Felix hat es gesagt, ist das neuerliche Ultimatum ausgelaufen, was eigentlich Sanktionen gegen Russland zur Folge hätte. Diese Sanktionen wurden aber erst mal nicht eingeführt. Das heißt, Russland ist es immer wieder gelungen, Trump in gewisser Weise an der Nase herumzuführen, Sanktionen immer weiter aufzuschieben, trotzdem weiter Krieg zu führen, keiner Waffenruhe zuzustimmen. Und das alles macht...

00:52:39 die Menschen in der Ukraine natürlich nervös, weil sie eben denken, okay, Putin scheint Trump in gewisser Weise in der Hand zu haben. Was bei einem solchen Treffen rumkommen könnte, ist schwer zu sagen, weil das, was Putin gerade versucht, ist, sich so viel ukrainisches Territorium wie möglich zu sichern.

00:52:55 Also er will versuchen, Trump zu überzeugen davon, dass Trump die Ukraine zwingt, einfach Teile ihres Staatsgebiets Russland zu schenken. Und dass Putin sagt, wenn das passiert, dann können wir uns auf eine Waffenruhe einigen. Für die Menschen der Ukraine und auch für den ukrainischen Präsidenten ist das keine Option. Er sagt, wir werden unser Staatsgebiet nicht verschenken. Was wir machen können, ist die Front jetzt einzufrieren.

00:53:19 Also eine Waffenruhe sofort einzuführen und dann Gespräche darüber zu führen, wie es weitergeht. Und da ist eine Sache für die Ukraine.

00:53:26 Sehr, sehr wichtig. Ich sagte ja schon, der Krieg dauert seit mehr als elf Jahren. Damals hat Russland der Ukraine die Krim weggenommen, die Krim besetzt, einen Krieg im Osten des Landes angefangen. Und die große Sorge der Menschen der Ukraine ist, dass Russland eine mögliche Einigung nur als Verschnaufpause sieht, um dann noch weiter anzugreifen in einigen Jahren. Und da sagt die Ukraine, wir brauchen Sicherheitsgarantien. Also entweder Schutz, in dem westliche Soldaten auch in der Ukraine präsent sind.

00:53:55 finanzielle Unterstützung der ukrainischen Armee. Das alles wird gerade auch im Hintergrund diskutiert. Aber diese Sicherheitsgarantien, dieses relativ komplizierte Wort, das ist für die Menschen in der Ukraine total zentral, wenn es um ihre Zukunft geht. Ja, wir werden natürlich gespannt verfolgen, was das Treffen da am Freitag ergibt. Das ist sehr viel in Bewegung. Vassili, vielen, vielen Dank für deine Einblicke und Einordnungen. Das war wie immer sehr erkenntnisreich. Vielen lieben Dank, Vassili.

00:54:23 Danke euch und danke an die Community für die klugen Fragen. Ciao, macht's gut. Ciao. Ciao.

00:54:29 Ja. Ich glaube, die Community hätte sicherlich gerne noch mehr Fragen gestellt. Ich finde es immer besonders spannend, weil Vasily auch für uns vor Ort ist, dass wir sie an ihn weitergeben können. Von daher, ich bin mir sicher, dass der Chat noch weiter loben wird. Aber das war es jetzt tatsächlich erstmal gerne, gerne nicht, sondern das war es jetzt erstmal mit dem Ukraine-Thema an dieser Stelle. Und ja.

00:54:56 Leute, wir schauen jetzt gleich das ARD-Sommerinterview mit der SPD-Co-Parteichefin Bärbel Baas. Deshalb noch einmal ein paar Infos für euch. Also für diejenigen von euch, die letztes Mal dabei waren, die wissen es vielleicht schon. Für die Leute, die es noch nicht wissen, die Sommerinterviews bei uns sind nicht mehr live.

00:55:17 Genau und deshalb haben wir diese Woche auch schon fleißig Fragen von euch gesammelt für Frau Baas. Nächste Woche ist der Parteichef von den Linken, Jan von Aken, da. Auch da könnt ihr jetzt gerne schon mal eure Fragen in den Chat schreiben. Aber ihr könnt auch noch mal nächste Woche unter unsere Videos bei TikTok oder Instagram schauen und auch da eure Fragen stellen. Dann nehmen wir die auch gerne mit rein und ja, Chat. Aber wenn ihr jetzt schon mal Fragen habt, schreibt die sehr gerne rein. Und natürlich auch für Baas. Also vielleicht können wir die auch noch mal sehen.

00:55:46 Nee, in dem Fall nicht. Die für Bars hatten wir ja schon gestellt, aber für Jan. Genau, richtig. Absolut. Sehr gut. Und ja, wir sind ja heute erstmal bei Bärbel Bars. Wir sprachen eben drüber, ihre SPD regiert gemeinsam mit der Union.

00:56:04 Also fast 100 Tage sind sie jetzt im Amt, also die GroKo ist jetzt am Start. Und deshalb die Frage an euch, Chad, wie zufrieden seid ihr denn mit der aktuellen Regierung? Wir starten jetzt einmal unsere Extension dazu, unsere Umfrage.

00:56:22 Bin gespannt. Also ihr könnt jetzt, wenn ihr auf Twitch seid, das heißt, falls ihr auf YouTube seid, kommt vielleicht auch gerne auf Twitch rüber, bei uns abstimmen. Da fragen wir euch nämlich gerade, wie zufrieden seid ihr mit der GroKo? Ihr müsst auf den Jetzt aktivieren-Button klicken und dann könnt ihr mit abstimmen auf Twitch. Genau, und da ist auch gerade schon viel in Bewegung.

00:56:46 Das ist immer interessant, weil Felix und ich können hier direkt schon sehen, wie in etwa das Ergebnis aussieht. Aber viele Leute entscheiden sich dann noch immer im letzten Moment um oder stimmen gerade ganz neu ab. Deswegen fügt sich das ganz intuitiv zusammen. Das ist aber schon deutlich. Ja, sehr deutlich.

00:57:10 Okay, aber wir lassen uns einmal gleich kurz überraschen, deswegen mache ich extra das Fenster weg und dann schauen wir gleich drauf. Stimmt, gerne jetzt noch ein bisschen auf Twitch ab zur Frage, wie zufrieden seid ihr mit der aktuellen Regierung, wie zufrieden seid ihr mit der GroKo und dann schauen wir gleich einmal gemeinsam auf das Ergebnis. Die Antwortmöglichkeiten sind einmal sehr zufrieden, nur zufrieden, weniger zufrieden oder gar nicht zufrieden. Wie im ARD Deutschland Trend, den wir später auch nochmal angucken.

00:57:38 Stimmt, guter Teaser. Ja. So, dann schließen wir gleich auch die Umfrage. Gleich, ganz gleich. Vielleicht noch auf fünf Stimmen warten. Oder drei. Schließen wir die gleich? Ja, fast. Wenn wir jetzt noch eine haben, dann haben wir so in etwa eine gute Handvoll.

00:58:03 Ja, dann würde ich sagen, schließen wir sie jetzt und gucken uns einmal das Ergebnis eurer Abstimmung an. Wie zufrieden seid ihr mit der GroKo? Das ist keine repräsentative Umfrage, aber sie liegt uns sehr am Herzen, weil sie von euch kommt, von unserer Tagesschau Together Community. Wir schauen einmal drauf.

00:58:18 So. Trommelwirbel. Da ist sie. Das ist die Auflösung. Okay. Okay. Ah, wir müssen gar nicht zur Seite, sondern... Nee, wir müssen uns gar nicht umdrehen. Wir haben es sogar hier groß im Bild. Sehr cool. Okay, wow. Das ist aber ein sehr eindeutiges Ergebnis, oder? 47% sagen, sie sind gar nicht zufrieden. Insgesamt haben 102 Leute übrigens mitgemacht. 102 Stimmen, danke dafür. 47% sagen, sie sind gar nicht zufrieden und 40% sagen, sie sind weniger zufrieden.

00:58:48 Wow. Und der Rest? Ja, nur 11% sind zufrieden und gerundet sind 1% sehr zufrieden. Aber auch wirklich nur gerundet. Chat, woran liegt das? Schreibt mal gern rein, woran das liegt. Warum stimmt ihr gerade so eindeutig ab?

00:59:06 Schreibt eine Person, einer hat sich verklickt. Kann auch mal passieren. Das auch. Alex schreibt alles. Pfeif, zu nah an der AfD dran. Verpasste Asylwende, schreibt Mr. Check. Mika TheGamerWolf schreibt, Merz wollte nur Kanzler werden, okay. Christoph schreibt, fremdenfeindliche Politik, unsozial, umweltfeindlich.

00:59:35 Alex schreibt zu links. HappyFapy schreibt Merz Dobrindt Spahn. Also nur drei Namen genannt.

00:59:45 Philus schreibt zu rechts und rückwärts gewandt. Ja, spannend. Ich würde sagen, wir blicken einmal gemeinsam auf dieses Ergebnis, aber auch später auf noch ein anderes Ergebnis mit unserem Kollegen Stefan Stuchlik im AD-Hauptstadtstudio, der uns auch schon verfolgt hier. Und den holen wir jetzt mal dazu. Hey Stefan. Hi Stefan. Servus an Ihnen. Hallo Felix. Grüße gerne raus an die Community. Grüße euch.

01:00:12 Lieber Stefan, cool, dass du heute mit uns dabei bist. Wir haben dich später noch einmal nach dem Sommerinterview quasi, dann analysieren wir das Ganze gemeinsam, aber jetzt einmal erstmal quasi vorab. Du hast ja gerade schon mitbekommen, wir haben diese nicht repräsentative Umfrage mit unserer Tagesschau Together Community gestartet, wie zufrieden sie mit der aktuellen Regierung sind. Und wir würden jetzt einmal direkt mit dir gemeinsam auf den Deutschlandtrend schauen, wie es da nämlich aussieht. Da haben wir nämlich eine deutschlandweite Umfrage.

01:00:42 und können ja einmal im Vergleich quasi gucken, wie die Zufriedenheit mit der Bundesregierung ist vom Deutschland-Trend. Genau. Genau. Die Frage ist nur, fahren wir das jetzt mit unserem Stream Deck ab? Okay. Die Regie macht das. Die Regie macht das. Da ist es schon perfekt. Genau, hier haben wir es ja. Und ja, ein Prozent sagt...

01:01:08 sehr zufrieden. 28 Prozent sagen zufrieden, 41 Prozent sagen weniger zufrieden und 28 Prozent sagen gar nicht zufrieden. Und was auch noch auffällig ist, da gibt es einige Veränderungen. Also plus neun Prozentpunkte bei weniger zufrieden und plus sechs Prozentpunkte bei gar nicht zufrieden. Warum werden die Menschen dann weniger zufrieden jetzt irgendwie mit der aktuellen Regierung?

01:01:36 Also ich könnte mir vorstellen, dass natürlich diese Projektionen jetzt aufhören. Bei der Wahl konnte sich ja jeder noch vorstellen, was passiert, wenn meine Partei, die Partei für dich Sympathien habe, gewinnt. Jetzt sieht es ja so aus, dass die ersten Gesetzesvorschläge da ins Parlament gehen, vom Kabinett. Und man kann relativ genau gucken, wen das denn treffen wird. Und man sieht auch genau, dass es teurer wird. Man sieht auch genau, dass dieses Versprechen, wir nehmen da riesige...

01:02:05 Summen an Geld auf und es wird de facto nichts kosten, dass diese Versprechen im Prinzip leer sind. Das wird nämlich gespart werden müssen. Und dann glaube ich schon, dass einiges, was in der Außenpolitik da gerade passiert, Stichwort Gaza, natürlich auf die Stimmung drückt, gerade was die Beurteilung der Regierung angeht.

01:02:25 Ja und ich finde es auch spannend zu sehen, es gibt eine kleine Parallele zu der Umfrage, die wir eben hatten und zwar bei sehr zufrieden hatten wir auch gerundet nur eine Person, die dafür war und hier ist ja auch ein Prozent beziehungsweise minus zwei Prozentpunkte sehr zufrieden, dass an dieser Stelle.

01:02:45 Aber genau, einmal nochmal der Aufruf an den Chat. Wenn ihr Fragen habt an Stefan bezüglich des ARD-Sommerinterviews, was wir gleich auch führen werden, beziehungsweise was wir uns anschauen werden mit Bärbel Bas, dann stellt sie doch gerne jetzt. Wir leiten eure Fragen sehr gerne auch an Stefan weiter.

01:03:02 Und ja, ich würde jetzt noch einmal gerne auf dich eingehen, Stefan. Und zwar bist du ja heute unser Experte im Hauptstadtstudio und du bist ja auch unter anderem ein SPD-Experte. Vielleicht kannst du uns noch einmal erzählen, das interessiert sicherlich auch viele Leute hier im Chat, wie das so läuft als Corrie mit so einem Parteischwerpunkt. Also wie sieht dein journalistischer Alltag in dem Fall aus, wenn du über die SPD berichtest?

01:03:29 Naja, wir haben alle unsere Schwerpunkte, unsere Arbeitsfelder. Bei mir ist die Außensicherheitspolitik und die SPD. Ich kümmere mich ein bisschen auch um Arbeitsmarkt und Sozialpolitik. Dann ist so die Frage, wie kriegt man denn möglichst schnell die Stimmungen mit? Denn das eine sind ja die...

01:03:51 Nachrichten, die laufen und das andere ist, was steckt dann eigentlich dahinter? Wer hat denn was entschieden? Wer ist dafür und wer ist dagegen? Das heißt, ein größerer Teil von so einem Arbeitstag besteht ja auch darin, mal ein bisschen die Temperatur zu fühlen, mal zu gucken, wer ist denn gerade mit dem, was da auf dem Markt ist, zufrieden, unzufrieden? Wer hat möglicherweise daran gedreht?

01:04:13 Da hat man vermutlicherweise oder im Idealfall einfach eine lange Telefonliste und kann gucken. Und ansonsten guckt man natürlich da drauf, was ist die Nachricht des Tages? Fällt das irgendwie in meiner Ressortzuständigkeit? Was will die Tagesschau, die Tagesthemen? Was will Tagesschau.de? Wir haben ja natürlich einige Formate, die wir da bedienen, unter anderem natürlich jetzt auch euch. Und hat dann...

01:04:39 Im Prinzip die Aufgabe für die einzelnen Formate, was herzustellen. Also im Fall Tagesschau, Tagesthemen, Interviews anzufertigen, Filme zu machen und möglicherweise mit Live-Schalten zur Verfügung zu stellen. Also das ist eigentlich ein cooler Job, würde ich sagen. Es ist zwar tierisch anstrengend manchmal, aber es macht richtig Spaß. Und Chad?

01:05:01 Ihr seid richtig auf Zack. Einige haben es gerade moniert, gerade im ARD-Deutschland-Trend, den wir gezeigt haben, sollen wohl nicht insgesamt 100% am Start gewesen sein. Und ey, lass mal zusammen rechnen, Hanin. Es war nie meine Stärke, ehrlich gesagt, aber wir rechnen jetzt mal zusammen. Also, wie Sie sehen, 28 plus 28 sind 54. Richtig? Nee, 56. 56. Da fängt es an, Chat. Aber gut, dass ich auch richtig gesagt habe und ich jetzt eben es habe. Finde ich gut.

01:05:27 Als du gesagt hast, lass uns zusammenrechnen, dachte ich schon, wir hätten es nicht machen. Dann haben wir die 41, das sind 97 plus 1 sind 98, fehlen noch 2%. Wo sind die 2%? Die 2% haben keine Angabe gemacht bzw. waren sich nicht so sicher, deswegen haben sie keine Angabe gemacht.

01:05:49 Und deswegen kommt das, lieber Chat. Aber ihr habt sehr gut aufgepasst. Richtig. Hätten wir noch sagen sollen, das ist natürlich immer, wenn wir auf die Grafiken drauf gucken, wir wissen das dann immer. Aber ihr habt es natürlich richtig angemerkt, ihr könnt es nicht wissen. Diese Angaben sind dann immer, die Prozentpunkte quasi, die fehlen oder die Prozente sind immer weiß nicht oder keine Angabe. Deswegen standen sie da jetzt nicht drin. Okay, das war ein kleiner kurzer Exkurs. Ja, bisschen Mathe muss auch sein. Nee, bitte nicht. Deswegen bin ich Journalistin. So, von daher...

01:06:18 Felix, gehen wir einmal zurück zu dir, Stefan, würde ich sagen. Genau, und wir haben ja gerade schon gesagt, Stefan ist unser SPD-Experte. Und da haben wir auch eine Frage zu, und zwar von Enrico. Enrico fragt, warum glauben Sie, sind die SPD-Umfragewerte so niedrig?

01:06:37 Das ist die One-Million-Dollar-Question. Ich glaube, wenn die SPD das selber wüsste, dann wären die ein großes Stück weiter. Die Partei ist halt in einer extrem schweren Lage, das muss man sich schon mal vorstellen.

01:06:51 Denn wenn jetzt die Umfragewerte für die Koalition kommen, also für die Regierung, dann muss man mal sagen, guck dir mal die Sonntagsfrage an. Wer würde denn die SPD wählen, weil am Sonntag Bundestagswahl wäre? Und die liegen da bei 13, irgendwas Prozent. Das heißt, für eine Partei, die sich als Volkspartei begreift, die wirklich denkt, dass es große Spektrum abbildet, ist das ein desaströser Wert. Und ich glaube halt, dass Frau Baas als neue Co-Vorsitzende...

SPD's Herausforderungen und Profilsuche

01:07:20

01:07:20 da ein Riesenproblem damit hat. Warum ist das so? Das hat mehrere Gründe, denke ich. Zum einen hängt natürlich der SPD die zum Teil desaströse Performance der Ampel-Regierung hinterher. Da hat er sich ja einen großen Anteil daran. Ich erinnere noch mal daran, dass es einen Bundeskanzler gab, der Scholz hieß, der war von der SPD. Vermutlich ist es auch keine gute Idee gewesen, den noch mal aufzustellen und quasi die SPD an dessen Profil auszurichten.

01:07:49 Muss man ja sagen, wenn man sich die Partei anguckt, dann hat man schon Schwierigkeiten zu sagen, wofür steht die eigentlich? Wo ist denn das Profil? Man hat versucht, das auf mehreren Ebenen zu finden, aber so richtig gelungen ist es nicht. Man hat da irgendwie so in den letzten Jahren, das kann man auch in Wählerbefragungen sehen, das Problem, dass Wähler...

01:08:08 die Partei es beliebig beschrieben haben. Ist das jetzt die Partei der sozialen Gerechtigkeit? Macht die wirklich was für die Arbeiterinnen und Arbeiter? Ist es nicht möglicherweise eher eine Arbeitslosenpartei? Ist es nicht möglicherweise eine Partei von Bonzen etc. pp.? Also ich würde sagen, schwierige Personalfrage, Scheutz, schlechtes Profil, beziehungsweise schlecht definiertes Profil und natürlich eine Lage, dass sich in der Welt draußen sehr, sehr viele Sachen verändert haben.

01:08:34 Stichwort Ukraine-Krieg, Stichwort Gaza-Krieg, Stichwort großes Problem mit den Verbünden USA, also Außenpolitik. Also alles Themen, bei denen sich die SPD sehr, sehr schwer tut, sich zu positionieren. Also wenn ich jetzt nochmal meinen Monolog fortsetzen darf, möchte ich nochmal daran erinnern, dass die SPD ja eine Partei war.

01:08:53 die zum Beispiel immer für gute Beziehungen zu Russland gestanden hat. Wir haben tatsächlich auch dazu eine gute Chatfrage. Dann kannst du es, glaube ich, sogar noch anhand der Chatfrage noch besser ausführen. Und zwar der Barrikadenpoet hat gefragt an Stefan, hat die SPD inhaltlich noch ein klares Profil oder nur Koalitionskompromisse? Ich glaube, das ist ein sehr schöner Übergang, zu dem du gerade hin wolltest.

01:09:18 Ja, das beschreibt, glaube ich, das Dilemma der SPD hinreichend. Man muss sich ja gucken, die SPD war ja auch vorher in der Regierung, das war eine große Koalition. Dann kam die Ampel, jetzt ist sie wieder in einer großen Koalition. Und um meinen letzten Punkt noch mal kurz auszuführen, die muss natürlich sehr viel Kompromisse machen, auch jetzt. Das werden wir, glaube ich, sicher in diesem Sommerinterview mit Bärbel Baas sehen, dass sie ein paar Positionen verteidigen muss, die sicher nicht die ihren sind und die sicher nicht die der SPD sind.

01:09:47 Das Wort Weltpolitik wollte ich dann schon nochmal sagen. Die SPD hatte immer Schwierigkeiten, das Verhältnis mit Russland vernünftig zu ordnen. Da ist die Partei bis heute uneins. Man ist mit dem transatlantischen Verhältnis auch nicht immer so gut klargekommen. Und das sind beides große Themen, die da gerade stattfinden. Und dann der Gaza-Konflikt mit der Palästina-Frage.

Koalitionsstreit um Verfassungsrichterin Brosius-Gersdorf

01:10:10

01:10:10 Das ist nichts, wo man jetzt sagen würde, die SPD hat da Heimspiel, man hat da bereits eine Position und die Sympathien fliegen einem zu, sondern das sind alles drei Themen, mit denen sich die SPD sehr schwer tut. Stichwort Koalitionskompromisse. Da gab es ja in den letzten Wochen auch den Fall Frauke Brosius-Gersdorf, den Fall dieser Verfassungsrichterin, die jetzt eben nicht zur Wahl antritt, nicht Verfassungsrichterin wird. Kannst du uns noch mal erzählen, worum es da eigentlich ging?

01:10:41 Also im Prinzip ist es ja so, das Bundesverfassungsgericht hat Richter, die werden auf Vorschlag der Richterwahlkommission eingesetzt. Das heißt, da setzen sich die Parteien im Bundestag, ich vereinfache das jetzt so ein bisschen zusammen und sagen, wer ist denn eigentlich richterwürdig?

01:10:58 Da haben die Parteien der Regierungskoalition Vorschlagsrechte, also hat die CDU-Kandidaten vorgeschlagen, die SPD. Die SPD hat Frau Brosius-Gerstoff vorgeschlagen, der Richterwahlausschuss, wo also die Union drin saß und die SPD hat gesagt, das ist eine gute Idee. Und danach kam es in der Öffentlichkeit zu großen Debatten darüber, ob die inhaltlichen Positionen von Frau Brosius-Gerstoff besonders

01:11:25 zum Paragraf 218, Stichwort Schwangerschaftsabbruch, geeignet sind, um sie zur Richterin am höchsten deutschen Gericht zu machen. Und die CDU-CSU-Fraktion hat sich am Ende dazu entschieden, sie nicht zu wählen, obwohl vorher die Zusage klar dargegeben wurde. Das hat die SPD extrem übel genommen.

01:11:48 Das hat zum großen Koalitionskrach geführt. Der ist im Moment so ein bisschen entschärft, weil die Richter-Kandidatin, Richterinnen-Kandidatin Frau Moses-Gerstoff zurückgezogen hat. Aber so richtig bereinigt ist die Sache dadurch nicht. Man muss ja noch jemand anderen vorschlagen als Ersatz und gibt es dann dieselbe Debatte etc. pp. Also es ist das erste Mal in der Bundesrepublik, dass die Besetzung von Richterämtern wirklich für eine politische Debatte

01:12:15 gesorgt hat. Und das ist sowas, was man in anderen Ländern schon gesehen hat. Das ist in Polen der Fall gewesen, in den USA. Nicht, dass wir uns in Richtung Polen und USA bewegen würden, aber es ist ein Thema, was ich glaube bis dato in der Bundesrepublik Deutschland noch nie zu einem größeren Konflikt geführt hat. Jetzt haben wir ihn, jetzt haben wir eine große Debatte darüber.

01:12:39 Und ich bin sehr gespannt darauf zu sehen, wie die jetzige Regierungskoalition damit umgehen wird. Ja, dazu gab es auch tatsächlich jetzt noch eine Chatfrage. Und zwar fragt Mr. Cutie, Ed Stephan, wie einflussreich würdest du den Vorfall um Professor Brosius Gerstorf bei der Zustimmung bewerten? Und sieht die SPD die Union noch überhaupt als verlässlichen Koalitionspartner?

01:13:03 Das ist die Frage, wen man dann in der SPD dazu fragt. Also wenn ich jetzt sagen würde, der einfache SPD-Abgeordnete, der kocht vor Zorn und auch vor allem die einfache SPD-Abgeordnete, denn sehr, sehr viele Mitglieder der Partei sehen das ja auch als einen frauenfeindlichen Akt. Die sagen ja irgendwie, wenn es um Männer geht, wird er dann nie darüber debattiert werden. Jetzt kommt eine Frau, die fordert Frauenrechte, Stichwort Schwangerschaftsabbruch.

01:13:31 Und schon wird die in die Zange genommen. Auf der anderen Seite muss man natürlich sagen, wir haben jetzt drei Monate erst eine Regierung. Und wenn ich Verantwortung hätte in der SPD, würde ich natürlich auch gucken, dass ich das Ganze möglichst nach unten spiele. Ich bin da gespannt, was da Frau Barster sein wird. Und man wird sagen, na ja, wir haben das ja bereits gehört. Das ist ein Ausrutscher gewesen. Das darf nicht nochmal so passieren.

01:13:55 Wir gucken uns das an und beim nächsten Mal muss die Union dann liefern. Aber zumindest hier in Spahn, der Fraktionsvorsitzende der Union, ist für die meisten Mitglieder der SPD spätestens jetzt ein rotes Tuch. Stefan, vielen, vielen Dank bis hierhin. Wir sprechen uns später nochmal und analysieren dann auch zusammen das AD-Sommer-Interview. Das wird cool. Ja, bis später. Bis später, lieber Stefan.

01:14:22 Also Chat, wir gehen jetzt sofort rein in das ARD-Sommerinterview mit Bärbel Bas und ihr könnt gerne mal reinschreiben, kennt ihr Frau Bas eigentlich? Schreibt mal eine 1, wenn ihr sie kennt und eine 2, wenn ihr sie nicht kennt und jetzt geht's los. Bis gleich.

ARD-Sommerinterview mit Bärbel Bas: Sozialpolitik und Rentenreform

01:14:43

01:14:43 Sie steht vor einer fast unlösbaren Aufgabe. Als Arbeitsministerin soll sie unseren Sozialstaat reformieren und gleichzeitig als neue SPD-Chefin die deutsche Sozialdemokratie vor dem Untergang retten. Wie ist das miteinander vereinbar? Wie geht es nun weiter mit unserer Rente und dem Bürgergeld?

01:15:02 Und was sagt sie zur Kritik an der Entscheidung der Bundesregierung, vorerst keine Rüstungsgüter mehr an Israel zu liefern, die im Gazastreifen eingesetzt werden können? Das will ich heute von ihr wissen in ihrem ersten ARD-Sommerinterview. Bärbel Bas, herzlich willkommen. Ich freue mich sehr, hier zu sein, Herr Deiß.

01:15:21 Frau Baas, eins kann man sagen, Sie sind eine Person mit Seltenheitswert. Denn unter den elf Personen, die im Koalitionsausschuss sitzen, das ist ja der Ort, wo über die Geschicke dieser Bundesregierung verhandelt und auch entschieden wird, da sind Sie die einzige Frau. Wie fühlt sich das an, wenn da Merz-Mannschaft tagt?

01:15:41 Also ich würde mir natürlich wünschen, dass ich auch noch andere Kolleginnen dabei hätte. Aber die Situation ist jetzt so, wie sie ist. Und das ist manchmal nicht ganz angenehm, wenn man einfach auch keine Mitstreiterin hat. Aber ich muss sagen, es gehen alle vernünftig mit mir um. Und ich bin auch selbstbewusst genug, mich da durchzusetzen. Sie haben ja in Ihrer Bewerbungsrede als SPD-Vorsitzende ein Plädoyer gehalten für starke Frauen.

01:16:07 Es darf nicht sein, dass wir Frauen einen Bogen um Verantwortung machen. Es geht um Sichtbarkeit, um Respekt und ja, es geht auch um Macht. Sie machen nun wirklich keinen Bogen um Verantwortung, um Macht auch nicht. Und Sie können jetzt Friedrich Merz aus nächster Nähe beobachten. Würden Sie sich das Amt der Kanzlerin zutrauen?

01:16:29 Also erstmal haben wir ja jetzt einen Kanzler und ich merke einfach, was das für eine große Verantwortung ist, auch in meinem Amt, überhaupt in der Bundesregierung zu sein. Ich bin ja das erste Mal Mitglied der Bundesregierung und das ist schon eine ganz andere Verantwortung, die man da übernimmt, fürs ganze Land, für viele Menschen, gerade in meinem Ressort.

01:16:46 Ich finde gut, dass es so ist, wie es ist. Und ich habe mit meiner Aufgabe genug zu tun. Wir reden ja gerade über die Rolle von Frauen in der Politik. Und die Partei, die Sie anführen, die SPD, die hat noch nie eine Kanzlerkandidatin gestellt. Da sind Ihnen andere Parteien in Deutschland weit voraus. Deshalb die Frage, wird es da nicht mal höchste Zeit?

01:17:06 Also es ist in jeder Funktion höchste Zeit. Wir haben auch noch nie eine Bundespräsidentin gehabt. Also es gibt viele Ämter, wo noch nie eine Frau waren an der Bundestagsspitze, wo ich ja letzte Legislatur meine Arbeit auch gemacht habe. Das war einfach so nach 23 Jahren wieder eine Frau. Und ich glaube, es braucht diese Vorbilder einfach auch für die jungen Frauen in diesem Land, die sagen, ja, auch Frauen können diese Ämter wuppen. Und das ist für mich ganz entscheidend, auch ein Vorbild zu sein für viele, die vielleicht nach mir folgen und genau diese Ämter dann auch übernehmen.

01:17:33 Jetzt haben Sie aber über die Kanzlerkandidate nicht geredet. Nee, darum geht es ja jetzt auch nicht, weil ich bin jetzt Arbeitsministerin, das macht mir großen Spaß und ich denke, wir reden gleich sicherlich auch noch darüber. Das machen wir, vielen Dank bis hierhin. Eine Frau jedenfalls mit SPD-Bezug, die hat diese Woche das Handtuch geschmissen. Was der Rückzug der Richterkandidatin Frauke Brosius-Gerstoff für den Zustand der Koalition bedeutet, auch darüber sprechen wir später. Erstmal aber geht es jetzt um etwas.

01:17:59 Was alle von uns ganz direkt und persönlich betrifft, die Rente und das Bürgergeld. Es sind die zentralen Baustellen von Bärbel Baas und bei beiden liegt sie mit dem Koalitionspartner Union ziemlich überkreuzt. Stefan Stuchlik. Das macht eine prozentuale Zustimmung von 95 Prozent.

01:18:23 Sozialkahlschlag wird es mit mir nicht geben. Es ist unbestritten, dass wir länger arbeiten müssen. Punkt. Ich kann jetzt nicht die Renten kürzen, weil das ist eine Generation, die hat dieses Land mit aufgebaut.

01:18:44 Außerdem hat das Kabinett ein Rentengesetz verabschiedet. Die Rente finanziert sich schon lange nicht mehr nur aus Beiträgen. Sie braucht Milliarden Steuerzuschüsse.

01:18:55 Der gesamten Regierung fehlt in der Beziehung auf die Sozialpolitik komplett der Realitätssinn. Man bewegt sich sehenden Auges in komplett die falsche Richtung. Die Frage, welche Sozialleistungen unser Staat künftig tragen sollte, beschäftigt einmal mehr die Politik. Die Ausgaben für Bürgergeld sind im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Für Menschen im Bürgergeld hat der Staat 2024 rund 47 Milliarden Euro an Hilfen gezahlt.

01:19:22 Die Kosten steigen an. Das ist alles nicht finanzierbar und das merken die Menschen auch. Viele sind unzufrieden damit, dass diese Probleme nicht angegangen werden.

01:19:32 Wir haben es gehört, viele sind unzufrieden, Frau Baas. Und das kann man auch belegen, denn im aktuellen ARD-Deutschland-Trend, das sind die Zahlen von diesem Donnerstag, sind Sie und Friedrich Merz die beiden großen Verlierer, was die Zufriedenheit angeht. Friedrich Merz verliert 10 Prozentpunkte, kommt jetzt auf 32 Prozent, die noch zufrieden sind mit ihm. Sie verlieren 6 Prozent und landen auf 26. Wie erklären Sie sich Ihren eigenen Absturz?

01:20:00 Also ich glaube, dass die Situation, was die Sozialversicherung angeht, viele Menschen beschäftigt. Ich bin jetzt gerade auch viel unterwegs und zwar von beiden Seiten. Und was mich stört, ist einfach, dass die andere Seite, also wir diskutieren sehr stark über die Finanzierung, aber die andere Seite kaum diskutiert wird. Die Menschen sind verunsichert, obwohl sie lange eingezahlt haben, keine anständige Rente mehr daraus bekommen. Und das treibt sie genauso um. Und meine Aufgabe ist es, genau dazwischen, zwischen diesen beiden Feldern auszutarieren. Das ist eben Politik.

01:20:30 für die nächste Generation passt, was wir jetzt machen und entscheiden wollen. Aber es muss auch für die Rentnerinnen und Rentner, die in Zukunft jetzt in Rente gehen, in den nächsten fünf bis zehn Jahren, eben auch passen. Auch die müssen ihre Miete bezahlen. Und das kann die Ursache sein, weil man natürlich im Moment die Lösung, die ideale Lösung noch nicht hat. Es gibt viele Vorschläge und daran arbeiten wir. Und deshalb sind im Moment die Verunsicherung halt größer als der Zuspruch. Aber das wollen wir natürlich ändern.

01:20:56 Ich glaube, die Zahlen zeigen, dass es auch ganz konkret an der Rentenregelung liegt, die Sie jetzt diese Woche ja durchs Kabinett gebracht haben. Muss man nochmal sagen, die schreibt ja das Rentenniveau bis 2031 fest. Aber die nötige grundlegende Reform, da sind sich ja alle einig, die es bei der Rente braucht, die verschieben Sie auf die nächste Legislaturperiode. Und die Bürger, die haben das schon erkannt, weil 81 Prozent sagen in diesem Deutschlandtrend, Zitat, hätten kein Vertrauen, dass diese Bundesregierung...

01:21:25 Also Bärbel Bars, die gesetzliche Rentenversicherung zukunftssicher macht. Da tönt auch gleich das Blaulicht und die Sirene. Hat damit nichts zu tun, aber das ist ein Alarmzeichen. 81 Prozent. Auch diese zahlen übrigens von diesem Donnerstag. In der Schule würde man bei so einer Ablehnung sagen durchgefallen.

01:21:43 Also ich bin vielleicht versetzungsgefährdet, aber noch nicht durchgefallen, weil wir arbeiten ja an den Programmen. Und was im Moment nicht durchgekommen ist, sind die beiden Elemente, die ja noch kommen, wo wir natürlich auch schon über die Zukunft nachdenken. Wir haben ja neben der Haltelinie diese 48 Prozent, die übrigens sehr wichtig sind für die, die in den nächsten Jahren in die Rente gehen. Ich mache mal nochmal die Zahlen, weil die wichtig sind. Ein Mann bekommt einen durchschnittlichen Zahlbetrag, wenn er in Rente geht, von 1.405 Euro. Bei Frauen ist es sogar noch weniger, 955.

01:22:13 kann diesen Menschen jetzt nicht die Botschaft geben. Wir senken das Niveau weiter ab, weil dann würden sie noch weniger bekommen und landen am Ende auch beim Staat, nämlich in der Grundsicherung, im Alter, weil sie Zuschüsse brauchen. Das kann auch nicht die Option sein. Und deshalb ist mir wichtig, die anderen beiden... Aber viele Bürger, wenn ich da reingehen darf, haben das Gefühl, dass sie sagen, diese positive Botschaft, die setzen sie. Das ist jetzt auch für die vielen Boomer, die in Rente gehen, wichtig. Den signalisieren sie auch, ihr müsst auf nichts verzichten. Aber die unangenehmen Botschaften, die...

01:22:42 Verschweigen Sie für andere. Was ist zum Beispiel jetzt mit der Rente für die, die heute 25 sind, die eben jetzt für die Boomer auch zahlen und die ja für die Frühstartrente, die Sie für die ganz Jungen jetzt durchaus andenken, die dafür nicht in Frage kommen?

01:22:58 Aber das ist ja auch etwas für die nächste Generation, indem wir jetzt schon ansparen mit der Frühstartrente. Und natürlich bauen wir auch die Betriebsrentensäule aus. Also uns ist ja allen klar, und das ist ja auch die Botschaft, wobei ich sage, das ist ja keine unangenehme Botschaft, sondern die Botschaft an die junge Generation soll sein, wir wollen die gesetzliche stabil machen. Das ist ein Zweig, weil viele Menschen haben nur diesen einen Zweig. Die haben keine Betriebsrente aufgebaut, die haben auch keine private Vorsorge. Und die Zukunft wollen wir ja diese drei Säulen ausbauen. Das heißt, wir wollen die betriebliche.

01:23:28 Säule dazunehmen und wir wollen die Privatvorsorge stärken. Das sind ja die drei Elemente. Welche Vorschläge dafür die besten sind, das wollen wir in der Rentenkommission natürlich beraten. Denn wir haben Erfahrung mit der Riester-Rente gemacht, die gezielt ja damals in der Idee war, dass es gerade Geringverdiener machen sollen. Die Erfahrung zeigt aber, es hat nicht funktioniert. Wir müssen jetzt ein Modell finden und miteinander besprechen, wie wir diese private Säule, die die nächste Generation dringend aufbauen muss, und das sollte sie auch wissen als Botschaft.

01:23:57 Das ist aber, wie ich finde, keine unangenehme Botschaft, sondern es hilft ja am Ende, über diese drei Säulen eben eine lebensstandardsichernde Rente auch zu haben. Und das ist das Ziel.

01:24:07 Das wissen wir auch, dass Sie die Kommission einsetzen wollen für diese grundlegende Reform. Die soll 2026 eingesetzt werden. Die soll 2027 Ergebnisse vorlegen. Und dann sagen Sie aber jetzt schon in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, die werden dann wohl nicht mehr umgesetzt, diese Ergebnisse in dieser Legislaturperiode. Was sagen Sie denen, die sagen, das klingt ehrlich gesagt ein bisschen nach Verzögern?

01:24:31 Damit meinte ich eigentlich nur, wenn man an Sozialversicherungszweige geht oder etwas aufbauen will wie eine private Säule. Das muss man ja erstmal machen. Also die Schritte kann man gehen. Aber bis sie wirkt, das wird ja erst in der nächsten Legislatur sein. Und es wird Themen geben... Das heißt umsetzen, nur damit diese klar. Umsetzen schon noch in dieser Legislaturperiode. Wenn wir das gemeinsam hinbekommen. Dazu muss die Koalition ja auch einheitlicher Meinung sein. Wir kennen die Ergebnisse der Kommission noch nicht. Sie wissen, dass die Koalition gesagt hat, dass wir das Rentenalter zum Beispiel in dieser Legislatur nicht anheben wollen.

01:25:01 Das haben wir fest vereinbart. Das meinte ich damit. Da wird es möglicherweise in dieser Legislatur keinen Beschluss zu geben. Aber es kann ja Ergebnis einer Kommission sein. Das muss man sehen. Wie sieht das Ergebnis aus? Wo können wir jetzt schon Flöcke einsetzen? Deshalb wollte ich das nicht vorwegnehmen. Es kann aber sein, nach meinem Gefühl, weil die Vorschläge liegen ja alle auf dem Tisch, dass es Teile geben wird, die wir in dieser Legislatur möglicherweise nicht mehr entscheiden werden. Das habe ich damit nur mitteilen wollen. Man konnte auch den Eindruck haben, dass Sie ein bisschen der Mut verlassen hat, ehrlich gesagt.

01:25:30 Wir haben ja im Mai wirklich einen mutigen Vorschlag gemacht. Nämlich, dass Beamte, Abgeordnete und Selbständige zukünftig einfach in das gesetzliche Rentensystem einzahlen müssen, um das stabil zu halten. Und da haben sie viel öffentliche Prügel für bekommen. Und man könnte ...

01:25:45 zumindest ahnen, dass das vielleicht der Moment war, wo sie dann den Mut verlassen hat. Nee, da bleibe ich auch bei. Und das wird auch ein Thema in der Kommission sein. Genauso wie der Vorschlag von Frau Reiche zu sagen, wir müssen länger bis 70, aber der Vorschlag wird da auch diskutiert. Ich habe nur gesagt, ich will das jetzt nicht vorwegnehmen, das Ergebnis, weil das wäre schlecht, dann brauche ich keine Kommission mehr einrichten, wenn ich das Ergebnis schon vorwegnehme. Da wird alles diskutiert werden müssen. Und am Ende wird es eine politische Entscheidung geben müssen. Was wollen wir davon jetzt noch umsetzen oder was wird die nächste Legislatur umsetzen?

01:26:15 müssen oder dann politisch entscheiden. Es gibt ja verschiedene Säulen. Ich kann über die Einnahmen, wer zahlt ein, welche Einkommensarten. Ich kann über Menschen reden, die einzahlen. Und deshalb habe ich die Berufsgruppen Abgeordnete, Selbstständige, die übrigens auch sehr oft in der Altersarmut landen, weil Selbstständige oft selbst nicht vorsorgen. Und die Beamten gehören auch für mich dazu, um das System insgesamt tragfähiger zu machen.

01:26:38 Wahrscheinlich aber erst jetzt die Botschaft an die Beamtinnen und Beamten. Die müssen alle keine Angst um ihre Pension haben, weil das ist auch etwas, was längerfristig erst umgesetzt werden kann. Das wissen wir alle, das ist auch mir bekannt. Aber wir müssen an diese drei Säulen auch ran. Das ist mir wichtig, dass wir das nicht außer Acht lassen, nur weil wir uns vielleicht unter SPD und CDU und CSU jetzt gerade an der Stelle verkämpfen. Aber ich finde, die Kommission hat die Aufgabe, sich all diese Vorschläge anzuschauen, weil sie wichtig sind für die nächste Generation.

Bürgergeld-Reform und Sozialstaatskommission

01:27:07

01:27:07 Haben wir verstanden, auch das Signal nochmal mitgenommen, vielleicht doch schon diese Legislaturperiode da zu konkreten Beschlüssen zu kommen, die wichtig sind. Das ist beim Bürgergeld, Frau Baas, ja ganz genauso wichtig, denn das ist die nächste Großbaustelle, für die Sie zuständig sind. 47 Milliarden Euro insgesamt sind 2024 an Bürgergeld und Co. gezahlt worden beim Bürgergeld.

01:27:34 Soll es mit der Reform ein bisschen schneller gehen? Zumindest einen Teil davon wollen Sie ja im September schon ins Kabinett bringen. Was können Sie uns dazu sagen, wie wird das konkret aussehen? Also wir haben ja im Koalitionsvertrag verschiedene Instrumente vereinbart. Und mir ist wichtig, erstmal die Botschaften, da sind wir uns in der Koalition einig, dass wir den Menschen helfen wollen, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, die im Moment Schwierigkeiten haben. Und dazu brauche ich zum einen natürlich auch eine Wiederbelebung unseres Arbeitsmarktes, sonst wird uns das nicht gelingen.

01:28:02 Das ist die eine Botschaft und da sind wir uns auch einig. Die zweite Botschaft, da sind wir uns auch einig, dass bei denen, die arbeiten können, es aber nicht wollen, auch mit Instrumenten arbeiten wollen, mit härteren Mitwirkungspflichten, so dass die Kooperationsvereinbarungen, die die Jobcenter-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eben auch mit den Akteuren vereinbaren, auch eingehalten werden. Also da muss ein bisschen mehr Pflicht rein, weil es eben auch um viel Geld geht und wir wollen den Menschen ja helfen, dass sie aus dem System rauskommen. Das ist ein gemeinsames Anliegen.

01:28:32 Deshalb wird es die ersten Vorschläge zu Karenzzeiten, Vermögen, aber auch zu Mitwirkungspflichten jetzt schon im Herbst geben. Sanktionen?

01:28:41 Ja, was die Entzugsraten angeht, das ist mitbestimmungspflichtig. Das Thema werden wir besprechen müssen auch in der Sozialstaatskommission. Die startet jetzt am 1. September. Das ist schon festgelegt. Da geht es auch um weitere staatliche Leistungen. Und diese Transferzahlung an sich, also Geldleistung zu kürzen, das ist mitbestimmungspflichtig auch im Bundesrat. Deshalb habe ich diese beiden Teile getrennt. Wir wollen das mal ein bisschen noch mal auftröseln. Da ist jetzt viel zusammen drin. Wenn wir über die Sanktionen sprechen. Das ist vielen ja...

01:29:10 in Deutschland wichtig, weil die sagen, das ist einfach ungerecht, wenn jemand, der nicht arbeiten will, am Ende Geld passiert. Das wollte die Ampel auch schon machen. Was schwebt Ihnen da persönlich konkret vor und geht das über die Ampelpläne hinaus oder ist das das, was da schon geplant war?

01:29:25 Also ich mache mal ein Beispiel. Ich bin jetzt ja viel auch in Nordrhein-Westfalen gerade im Sommer jetzt unterwegs. Und ich rede da auch viel mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Jobcentern, aber auch mit denen, die davon abhängig sind, von diesen Leistungen. Es ist zum Beispiel so, dass mir die Jobcenter-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sagen, wenn ich doch ein...

01:29:43 einen Termin zu jemandem schicke und da kommt der Brief zurück, unbekannt verzogen. Da muss ich doch das Instrument haben, die Leistung sofort einstellen zu können. Weil da muss ich ja davon ausgehen, der Mensch wohnt da nicht mehr, der braucht die Hilfe nicht mehr. Das sind so Instrumente, wo wir uns einig sind, dass wir sagen, da müssen wir stärker rein. Wenn der Mensch sich dann wieder meldet und sagt, ja, ich bin umgezogen, ich habe vergessen, das mitzuteilen, dann hat man wieder den Kontakt. Man kann dann auch wieder die Mitwirkungspflichten auch einfordern und dann läuft die Zahlung auch wieder. Und man kann...

01:30:12 Qualifizierung gehen, Beratung und Vermittlung auf den Arbeitsmarkt. Aber diese Instrumente, die gibt es zum Teil schon, die wollen wir aber noch mal verstärken, weil es wichtig ist, das wünschen sich übrigens auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass mehr Verpflichtung reinkommt. Weil wir bieten ja sehr viel an. Wir machen viel Beratung, viel Vermittlung und das muss auch Wirkung haben. Und deshalb ist das wichtig. Eine weitere Forderung, die es gegeben hat aus der letzten Woche, war ja von Markus Söder, das Bürgergeld allen Ukrainern zu streichen. Das haben Sie ganz klar abgeräumt.

01:30:41 kommen, brauchen wir nicht mehr drüber sprechen. Aber es gibt offenbar rund 50.000 arbeitsfähige ukrainische Männer in Deutschland, die kein sogenanntes Vermittlungshemmnis haben. Zum Beispiel, wenn man kein Deutsch spricht, dann ist man schwierig zu vermitteln. Deswegen sind die dann so ein bisschen ausgelistet. Warum bekommen die noch Bürgergeld? Sie sagen ja gerade, das finden Sie selber ungerecht und sagen, die, die arbeiten können, die müssen das auch tun und würden sonst sanktioniert werden.

01:31:06 Erstmal will ich sagen, es arbeiten ganz viele. Woran es bei uns oft hapert, sind die Sprachvermittlung, das heißt die Deutschkurse und vor allen Dingen Qualifizierung. Ich habe Sie ja jetzt ganz gezielt nach denen, die kein Hemmnis haben. Ja, statistisch ist es diese Zahl, aber da sind schon noch Hemmnisse. Weil wer stellt denn jemanden ein, der die Sprache nicht richtig spricht? Dann haben wir Probleme immer mit der Qualifikationanerkennung. Das sagen uns ganz viele Arbeitgeber. Ich würde den gerne einstellen, aber die Qualifikation ist nicht geklärt.

01:31:35 Und da wollen wir ja diese neue Work-and-Stay-Agentur ins Leben rufen, die diese bundesweit einheitlich diese Qualifikation prüft, damit das schneller geht. Also das sind schon noch Hemmnisse, die da sind, aber sie haben recht, die, die eine Qualifikation, wo sie anerkannt ist, wo es keine Sprachhemmnisse gibt, wo die Qualifikation stimmt, die müssen arbeiten. Das sehe ich genauso, da gibt es auch gar keinen Widerspruch. Und würden dann auch sanktioniert werden sollen?

01:31:56 Das ist das, was ich über Mitwirkungspflichten sage. Das kann man Sanktionen nennen oder die Mitwirkungspflichten werden angeschärft. Es kommt aufs Gleiche raus, dann gibt es keine Leistung. Wobei, ich muss immer rechtlich sagen, wir haben in Deutschland Gerichtsurteile. Da ist kein Unterschied über die Nationalität, sondern das Existenzminimum muss immer gewahrt bleiben. Das wird immer vergessen in der Diskussion. Aber das Thema Ukraine hat...

01:32:21 die Woche jetzt viele beschäftigt, weil auch im Koalitionsvertrag kann man nachlesen, ja vereinbart ist, dass Ukrainer, die nach dem 1. April nach Deutschland kommen, die sollen gar kein Bürgergeld mehr bekommen, sondern eben andere Leistungen, die ein bisschen weniger wertig sind. Bis heute ist es aber nicht umgesetzt, hat es noch nicht mal ins Kabinett geschafft. Zu welchem Datum wollen Sie da denn diesen Koalitionsvertrag umsetzen?

01:32:43 Also an mir hat es jetzt nicht gelegen, weil ich habe den Vorschlag in die Abstimmung der Regierung gegeben. Ja, es war noch nicht im Kabinett, es gibt noch Diskussionen, weil ein wesentlicher Teil immer vergessen wird. Asylbewerberleistungsgesetz tragen die Kommunen und die Länder und die wollen dafür eine Kompensation.

01:33:00 Und deshalb ist es wichtig, das auch vorher zu klären, weil wir entschieden haben, dass die Kommunen nicht weiter belastet werden dürfen durch Entscheidungen, die wir im Bund treffen. Und deshalb ist jetzt gerade in Klärung erstens, wie ist die Kompensation für die Kommunen, die natürlich mehr Leistungsbezieher im Asylbewerberleistungsgesetz durch diesen Wechsel haben werden. Und wie lösen wir das Thema Arbeitsvermittlung? Denn der Anspruch, wenn ich den Restkreis wechsle von Grundsicherung zu...

01:33:25 Asylbewerberleistungsgesetz mache, ist kein Rechtsanspruch mehr. Und trotzdem wollen wir ja, dass Ukrainerinnen und Ukrainer auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen und arbeiten gehen. Und das ist der wichtige Punkt, der jetzt noch innerhalb der Regierung geklärt wird. Und dann wird das sicherlich auch bald im Kabinett sein.

01:33:40 Haben wir viel zum Bürgergeld erfahren, Frau Baas, ganz kurz zum Schluss bei diesem Komplex noch. Sie haben gesagt Sozialstaatskommission, da geht es dann um weitere Bürgerreformen. 1. September startet die. Wenn das so kurz davor ist, können Sie uns jetzt schon sagen, wer da drin ist? Zwei, drei Namen? Nein, das kann ich noch nicht sagen, das tut mir leid. Aber mir ist schon mal wichtig, dass sie jetzt auch startet, weil sie soll ja schon zum Ende des Jahres Ergebnisse vorlegen. Und da geht es übrigens nicht nur ums Bürgergeld, sondern wir haben ja noch andere staatliche Leistungen. Wir wollen es insbesondere für die Menschen einfacher machen, digitaler machen.

01:34:09 Sie kennen die Beispiele, wo man 30 Formulare ausfüllen muss, um an fünf staatliche Leistungen zu kommen, die einem zustehen, die einem helfen. Und das funktioniert in diesem Staat nicht. Und das führt übrigens auch zur Politikverdrossenheit, dass viele Menschen sagen, der Staat funktioniert nicht mehr, ich stelle einen Antrag und ich muss ein Jahr warten, bis der genehmigt wird. Und das frustriert viele Menschen. Wissen Sie, was uns aufgefallen ist? Keine andere Ministerin oder kein anderer Minister nimmt das Wort Kommission so oft in den Mund wie Sie. Hören Sie mal kurz.

01:34:38 Die Zeit drängt, die Demografie wartet nicht, sie ist da und die Probleme müssen wir schneller lösen. Wir werden daher eine Rentenkommission einsetzen. Ich will der Rentenkommission, die ja jetzt Anfang 26 eingerichtet wird, nicht vorgreifen. Wir werden deswegen eine Kommission zur Sozialstaatsreform einsetzen. Ich möchte jetzt, da die Kommission ja noch eingerichtet wird, nicht vorweggreifen. Kommission, Kommission, Kommission, Kommission.

01:35:04 Was sagen Sie denn denen, die sagen, die Bärbel Bas, die versteckt sich hinter Kommission, obwohl der Kanzler ja schnelle Ergebnisse will?

01:35:11 Also ich verstecke mich nicht, ich habe auch sehr viele eigene Vorschläge, aber wenn ich die jetzt schon kundtun würde, hätte die Kommission auch keine Arbeit mehr. Nein, die haben wir fest vereinbart. Es ist ja nicht so, dass ich die erfunden habe, sondern die stehen im Koalitionsvertrag und viele davon sind in meiner Federführung und die muss ich umsetzen. Deswegen nenne ich das auch so oft, aber Sie können mir glauben, ich habe auch viele eigene Vorschläge und die werden da einfließen. Aber ich habe die ja nicht erfunden, sondern die haben wir vereinbart und dass ich die dann auch nenne, wenn sie vereinbart sind.

01:35:38 Das gehört zu meinem Job. Damit sind wir bei der gemeinsamen Zusammenarbeit in der Bundesregierung. SPD und Union haben diese Woche entschieden, gemeinsam vorerst keine Rüstungsgüter mehr an Israel zu liefern, die im Gazastreifen eingesetzt werden können. Viele fragen sich jetzt an diesem Wochenende, Frau Waas, wie ist diese Entscheidung mit dem deutschen Grundsatz Israel Sicherheit, ist deutsche Staatsräson vereinbar? Was sagt die SPD-Vorsitzende?

01:36:05 Also ich will mal ganz deutlich sagen, dass mich wundert, dass jetzt ein Zweifel daran aufkommt, dass Deutschland, auch die Bundesregierung, auch der Kanzler nicht mehr zu Israel stehen. Das möchte ich wirklich weit zurückweisen, denn uns ist doch völlig klar, dass wir den Staat Israel schützen müssen. Und er hat in dieser Region eine wirklich...

01:36:26 Es ist eine schlimme Situation, denn es gibt ja drumherum Terroristen, Länder, Regime, die den Staat Israel auslöschen wollen. Und deshalb wird es nach wie vor die Unterstützung und die Hilfe geben. Jetzt ist es allerdings so, wir haben ja, ich bin nicht Mitglied des Sicherheitskabinetts, aber ich weiß, das hat ja auch schon dreimal getagt. Und die Situation hat sich politisch, was auch die Situation in Gaza angeht, die humanitäre Situation, dass Kinder verhungern.

01:36:51 Auf der anderen Seite aber Israel sich auch gegenüber der Hamas zu verteidigen hat. Und ich war nach dem Angriff 23 im November Ende des Jahres vor Ort. Das sind schlimme Dinge, die da passiert sind. Und immer noch sind hunderte von Geiseln nicht frei. Dennoch erleben wir eine Situation, wo Kinder verhungern und plötzlich die politische Regierung in...

01:37:14 in Israel sagt, sie will Gaza komplett einnehmen und es kommt zur Vertreibung. Und ich finde, dass dann eine deutsche Regierung darüber nachdenkt, wie sie mit dieser Situation, die sich politisch verschärft, umgeht und wie wir den Menschen, den Palästinenserinnen und Palästinensern auf der einen Seite auch helfen müssen, eine Verantwortung haben, das ist eine Gratwanderung. Aber ich halte es für richtig, im Moment keine, und ich glaube, es ist richtig zu wissen.

01:37:41 Ich bin nicht im Sicherheitskabinett. Die Lage ist da diskutiert worden, dass es um Munitionslieferungen geht. Und völkerrechtlich haben wir immer, das ist auch keine Neuheit, ausgeschlossen, dass in Kriegssituationen das...

01:37:54 deutsche Waffen in diesen Situationen eingesetzt werden. Und bei Munition kann ich es halt nicht ausschließen. Deshalb halte ich es für richtig, in dieser Situation es erstmal auszusetzen. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass die SPD sich schon früher hätte konkrete Maßnahmen jetzt gegenüber Israel vorstellen können. Werten Sie die Entscheidung von Friedrich Merz deshalb jetzt auch als Zugehen auf die SPD?

01:38:18 Nein, das haben wir miteinander diskutiert und deshalb, ich finde es, Friedrich Merz zu unterstellen, er würde Israel verraten, das ist schon starker Tobak, weil ich ihn kenne und der ist immer sehr, sehr eng und das wird sich auch nicht ändern, genauso wie die SPD und auch ich persönlich übrigens, immer sehr eng an der Seite Israels. Aber wir müssen halt auch die aktuelle Situation bewerten und völkerrecht, am Ende müssen wir auch als Bundesregierung, wenn es zu Gerichtsverfahren später kommt, eben auch sicher sein, dass wir...

01:38:46 uns nicht mitschuldig machen. Und trotzdem muss die Botschaft sein, wir müssen Israel weiter unterstützen und ihnen auch helfen. Aber dennoch haben wir auch eine Lage mittlerweile.

01:38:57 dass wir auch die Menschen im Gazastreifen nicht vergessen dürfen. Auch das ist eine Verantwortung, die wir tragen. Aber Sie haben ja mitbekommen, das fällt wirklich aus, wie viel Kritik es am Wochenende besonders aus den Reihen der Union an dieser Entscheidung gegeben hat. So viel übrigens, dass der Bundeskanzler heute sogar seinen Urlaub unterbricht, um seinen neuen Kurs zu rechtfertigen. Wir stehen ohne Zweifel weiter an der Seite dieses Landes.

01:39:24 Wir haben einen Dissens mit der Regierung, noch einmal. Das kann eine Freundschaft auch aushalten, das muss sie aushalten. Und Solidarität mit Israel bedeutet nicht, dass wir jede Entscheidung, die eine Regierung trifft, für gut halten und ihr dabei auch noch Unterstützung zukommen lassen, bis hin zu militärischer Unterstützung durch Waffen. Frau Baas, eigentlich räumt man intern Gegenwind doch vorher ab, damit der Unmut überhaupt nicht entsteht. Stichwort Kommunikation.

01:39:53 merkt man da Friedrich Merz immer noch trotz jetzt fast 100 Tagen im Amt die fehlende Regierungserfahrung an und seinem Kanzleramtsminister auch.

01:40:04 Ich kann das ehrlicherweise nicht beurteilen. Ich kann ja nur von meiner Fraktion, wie wir miteinander kommunizieren. Wie gesagt, ich bin jetzt zum Beispiel kein Mitglied im Sicherheitskabinett. Ich habe aber immer die Informationen gehabt, zumindest die, die man auch weitersagen kann. Das sind ja auch oft geheime Dinge, die man auch nicht weitertragen darf aus diesen Sitzungen. Aber ich fühlte mich immer auch mit meiner Fraktion informiert. Und deshalb ist es, glaube ich, in der Tat etwas, wo die Fraktionen der CDU, CSU miteinander klären müssen, wie sie ihre Kommunikationswege in solchen wichtigen Fragen...

01:40:33 aufbaut und auch sicherstellt. Und das kann ich nur empfehlen, dass man das tut, weil ansonsten hat man einen öffentlichen Streit, den sollte man vermeiden, weil wir wollten es alle miteinander besser machen als die Ampel. Und das sieht im Moment nicht danach aus, das muss man jetzt so kritisch sagen. Und ich kann nur sagen, ich fühle mich immer und auch glaube, mein Fraktionsvorsitzender und große Teile oder auch alle meiner Fraktionen, auch der Partei, gut informiert.

01:40:57 Die Kommunikation, das kann man, glaube ich, ganz deutlich so sagen, ist ja auch im Fall Brosius-Gerstoff innerhalb der Union schon komplett in die Hose gegangen. Frau Baas, die Kandidatin, die ja von Ihnen vorgeschlagen worden ist, die hat jetzt diese Woche zurückgezogen. Haben Sie die Woche mit ihr telefoniert und was haben Sie ihr gesagt? Also ich habe persönlich jetzt nicht mit ihr telefoniert. Das war Matthias Miersch, der mit ihr...

01:41:21 an diesen letzten Tagen gesprochen hat und ich muss einmal sagen, das ist...

01:41:27 Also es hat ja nicht nur damit zu tun, dass es irgendwie Kommunikationsschwierigkeiten gegeben hat. Dahinter steckt ja eine ganz andere Dimension. Und als Frau sage ich auch ganz offen, wie mit Frauen hier in diesem Land zum Teil umgegangen wird, wie sie angegriffen werden von außen, von Netzwerken und hier an der Stelle von rechten Netzwerken. Das ist ein massives Demokratieproblem. Da geht es gar nicht nur darum, ob die Unionsfraktion oder wir miteinander gut kommunizieren, sondern das Thema liegt viel tiefer. Und das müssen wir auch miteinander klären. Ich habe wenig Lust, jetzt neue Kandidatinnen vorzustellen.

01:41:57 die am Ende genauso wieder durchs Land getrieben werden von rechten Netzwerken. Deshalb müssen wir jetzt auch in der Koalition und auch an der Parteispitze miteinander klären, wie wir damit umgehen. Ich brauche auch einen verlässlichen Partner in der Koalition. Das heißt, Sie wollen heute auch hier keine Alternativkandidatin nennen?

01:42:16 Nein, das will ich nicht, weil ich möchte jetzt auch keine Namen nennen, weil wir haben gesehen, was passieren kann, wie von außen wirklich integre Persönlichkeiten, wirklich hervorragende Juristinnen, wo man früher niemals darüber diskutiert hätte, ob sie fähig sind, Verfassungsrichterin zu sein an einem Bundesverfassungsgericht, durchs Land getrieben werden. Und ich möchte keine weiteren Personen beschädigen, indem ich jetzt einen Namen nenne, weil das Problem, was wir haben...

01:42:40 Das ist noch nicht gelöst, nur weil eine Kandidatin zurückgetreten ist. Da würde ich gerne nochmal zukommen, denn die Union hat das jetzt durchgesetzt, dass Frau Brosius-Gerstoff keine Verfassungsrichterin wird. Was ist denn der politische Preis dafür oder lässt die SPD das einfach mit sich machen? Erstmal lassen wir uns das, das meine ich damit, wir lassen das nicht einfach mit uns machen, aber wir haben jetzt auch kein Tauschgeschäft. Das ist erstens unseriös, weil hier geht es um den Fall.

01:43:07 Wie wollen wir in Zukunft eigentlich noch gute Kandidatinnen und Kandidaten finden, die sich bereit erklären, nach dieser öffentlichen Hetze für dieses höchste Gericht in unserem Land überhaupt noch sich zur Verfügung zu stellen?

01:43:21 Und deshalb ist das für mich auch keine Kleinigkeit und das ist auch noch nicht geklärt. Also wer glaubt in der Unionsfraktion, so nach dem Motto, die Kandidatin hat jetzt zurückgetreten, jetzt können wir weitermachen, alles ist gut. Das hat Wunden hinterlassen, um es mal so zu sagen, auch in meiner Fraktion und Partei. Und ich erwarte jetzt, dass wir das miteinander klären. Wenn in einem Richterwahlausschuss die Zustimmung für drei Kandidatinnen und Kandidaten da ist, dann erwarte ich auch.

01:43:45 dass wir sie am Ende dann auch mit Mehrheit durchs Parlament bringen. Frau Baas, wir sind bei der Abschlussflage. Bitte eine kurze Antwort. Vertrauen Sie nach all dem, was passiert ist? Jens Spahn noch, der die Unionsfraktion leitet. Ich will mal sagen, das Vertrauen ist angeschlagen. Und ich kann auch nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen. Und wir werden darüber auch noch sprechen. Bärbel Baas, das war das ARD-Sommer-Devue. Unsere Zeit ist um. Vielen Dank für Ihre Antworten. Und vielen Dank für Ihr Interesse.

01:44:12 Einen Faktencheck finden Sie heute noch auf tagesschau.de. Bei tagesschau.dogether auf dem Twitch-Kanal der ARD beantwortet Bärbel Bas gleich noch die Fragen der Userinnen und User. Dort wird das Sommerinterview außerdem ausführlich nachbesprochen, genau wie morgen in unserem Podcast Berlin Code. Nächsten Sonntag dann das nächste ARD-Sommerinterview mit Anna Engelke im Gespräch mit linken Chef Jan van Aken. Bis dahin, tschüss und schöne Sommertage.

01:44:44 Ja, und wir haben eben gerade mit euch gemeinsam das ARD-Sommerinterview mit der SPD-Parteivorsitzenden Bärbel Bas geschaut. Und jetzt einmal die Frage an euch hier im Chat, an euch Zuschauenden. Wie fandet ihr das Ganze? Schreibt uns gerne einmal rein, was euer Eindruck von diesem Interview ist.

01:45:07 Und wir begrüßen jetzt an dieser Stelle die Zuschauerinnen und Zuschauer von Tagesschau24. Schön, dass Sie, schön, dass ihr jetzt auch mit dabei seid bei TagesschauTogether. Wir streamen hier das ARD-Sommerinterview mit Bärbel Bas, das haben wir gerade geschaut. Und jetzt werden wir das Ganze analysieren und später auch nochmal ins exklusive Q&A mit den Fragen aus der Community gehen. Aber wir waren gerade am Chat und haben gefragt, wie der Chat das Sommerinterview fand.

01:45:32 Absolut. Es gibt hier gerade auch schon viele Antworten, wie die Menschen das Sommerinterview empfunden haben bei uns hier im Stream, die gerade zuschauen.

01:45:42 Enrico Schreiter schreibt zum Beispiel Fragen gut, Antworten in Ordnung. Ich habe eben gesehen, dass es auch Leute gegeben hat, die nach einem Faktencheck gefragt haben. Ein Faktencheck ist jetzt auch online bei uns zum ARD-Sommerinterview mit der SPD-Parteivorsitzenden Bärbel Bas und zwar auf tagesschau.de. Dort könnt ihr jetzt einmal nachschauen. Was sagt der Chat noch? Gerade gesehen, mixed feelings. Nicht besonders gut. Besser als von Merz, schreibt Hans Maulwurf.

01:46:15 John Doe schreibt, 30 Minuten sind ein Witz, viel zu kurz. Also es gibt Interesse nach mehr Austausch und mehr Informationen. Aber das ist eigentlich auch ein gutes Stichwort, denn wir werden das Ganze gleich noch einmal analysieren und nachbesprechen mit unserem Korrespondenten vom Hauptstadtstudium in Berlin, Stefan Stuchlik. Ich würde sagen, wir holen ihn jetzt einfach dazu. Yes.

01:46:40 Hey Stefan. Hi, grüß euch wieder. Hi Community. Du hast das Interview auch verfolgt. Wie ist denn dein Andruck? Wie hat sich Frau Bass geschlagen?

01:46:50 Also ich fand sie am Anfang ein bisschen nervös, aber insgesamt würde ich sagen, hat sie das wesentlich besser gemacht, als ich das erwartet habe. Matthias Weiß hat ja am Anfang gesagt, sie hat wirklich keine sehr vergnügungssteuerpflichtige Rolle. SPD-Vorsitzende mit so miesen Ergebnissen und dann Arbeits- und Sozialministerin mit Reformvorstellungen bei Rente und Bürgergeld.

01:47:17 Dafür fand ich Sie an ein paar Stellen sehr lässig und sehr selbstironisch. Aber Achtung, Achtung, bitte das alles noch mal vom geistigen Auge ablaufen lassen und sagen, das ist ein Mitglied der parlamentarischen Linken innerhalb der SPD. Da steht die Linke innerhalb der SPD. Und das, finde ich, muss man sich immer schon mal vor Augen halten, wenn man über Positionen auch innerhalb.

01:47:45 der Sozialdemokratie debattieren will.

01:47:49 Und noch einmal der Hinweis, wir schauen uns gleich noch einmal das exklusive Q&A mit Bärbel Bars an, wo auch die Fragen von euch, also von der Community mit vorgekommen sind. Deswegen bleibt doch gerne noch dran. Da schauen wir gleich einmal drauf. Stefan, ich habe jetzt noch eine Frage und zwar, es ging ja auch viel um das Thema Rente beziehungsweise auch die Frühstartrente. Und ich fand das sehr eindrucksvoll, weil ich hatte das Gefühl, dass die Beantwortung der Frage vom

01:48:18 Bärbel Bas da so ein bisschen unzureichend war. Vielleicht könntest du uns einmal sagen, worum geht es da denn eigentlich? Weil Matthias Deis, unser stellvertretender Leiter des Hauptstadtstudios, hat ja schon gesagt, für die 25-Jährigen zum Beispiel kommt da nicht viel bei rum. Was ist da mit dieser Frühstartrente und warum ist Bärbel Bas dieser Frage so ausgewichen? Was war dein Eindruck?

01:48:42 Naja, das ist ja im Prinzip immer der Versuch, das Rentenmodell auf eine, ich sag mal zum Teil privat finanzierte Säule draufzustellen. Und so richtig will die SPD das ja nicht immer angehen. Das ist immer so ein bisschen gebremst worden. Es gab die Riester-Rente, da will ich jetzt gar nicht zu weit rein, sondern einfach die Frage, sparen wir einen Kapitalstock?

01:49:04 an, von dem wir dann später zehren können. Und nun ist diese Frühstartrente ja begrenzt. Das sagt ja schon der Name. Das heißt, jeder, der älter ist als 25, wird davon nie mehr profitieren.

01:49:17 Und bis dieser Kapitalstock angewachsen ist, sodass da wirklich was dabei rumkommt, wird es wahrscheinlich Jahrzehnte dauern. Deswegen fand ich das schon ganz gut, dass Matthias Deiß da in seiner Frage irgendwie darüber hinweggegangen ist. Denn das ist eines der großen Argumente, die Bärbel Bas immer ins Feld führt. Warum ist sie da unsicher? Weil es eigentlich ein Instrument ist, von dem jeder weiß, das ist ein wackeliger Kompromiss mit der CDU, CSU, von der SPD ungeliebt, aber eben auch in der Ausführung.

01:49:46 Ich würde sagen, wenn man die Mehrzahl der Experten da ansieht, handwerklich schlecht gemacht. Aber wie soll das Rentenniveau dann jetzt langfristig gesichert werden? Super Frage. Ja, das wüssten, glaube ich, irgendwie sehr viele Leute auch gern.

01:50:05 Tatsache ist ja, mit dem, was Bärbel Bas da vorgeschlagen hat mit dem Kabinettsvorschlag, wird es mit Sicherheit auf Dauer nicht gehen. Das weiß sie natürlich selber auch. Sie hat eigentlich der Generation, die jetzt in Rente geht, den Buhmann hat sie eigentlich versprochen, dass das Niveau mehr oder weniger gleich bleibt. Sie hat von dieser Halterlinie von 48 Prozent gesprochen.

01:50:30 Ein Durchschnittsrentner kriegt 48 Prozent seines Einkommens da ausbezahlt. Nur es ist ja auch klar, das wissen wir doch alle, es arbeiten immer mehr junge Menschen für immer weniger Alter. Das heißt, man braucht...

01:50:45 unglaublich viel Arbeitskraft und die Leute, die jetzt quasi die Rentner finanzieren, die werden selbst wahrscheinlich keine vernünftige Rente mehr bekommen. Das heißt, es braucht eine grundlegende Rentenreform. Man müsste, gibt es verschiedene Ideen, man müsste wirklich eine Kapitalrente einziehen, sowas wie eine Aktienrente. Das hat ja die Ampel schon mal in der großen Debatte versucht, zumindest ansatzweise hinzubekommen.

01:51:10 Man zahlt auf den Kapitalmarkt ein, der Kapitalmarkt erwirtschaftet dann Renditen und von den Renditen werden wieder Teile der Rente einbezogen. Das ist das eine, das heißt nicht nur Beiträge von gesetzlich Versicherten. Und das zweite ist, man könnte möglicherweise die Berechnungsbasis erweitern. Also im Moment zahlen ja zum Beispiel Beamte nicht in diese gesetzliche Rentenversicherung ein. Da hat Bärbel Bas gesagt, das sollten Sie aber machen.

01:51:38 Auch das ist was, von dem jeder Experte weiß, das dauert ewig, weil man muss das ganze System umdrehen. Selbstverständlich wäre das vernünftig. Es gibt Nachbarländer, wo es funktioniert. Aber um jetzt nochmal auf den Anfang zurückzukommen, wenn jeder wüsste, wie dieses Rentenniveau auch für eine Generation, wie die meisten unserer User hier sind, gesichert werden könnten, dann würde der mit Sicherheit einen großen goldenen Preis gewinnen.

01:52:05 Ja, ich glaube, derzeit werden sie noch keinen großen goldenen Preis gewinnen, sondern die beste Community-Interaktion, denn wir wollen einmal im Chat nachfragen, wer von euch kümmert sich denn schon um seine private Altersvorsorge? Vielleicht könnt ihr uns einmal schreiben, eins, wenn ihr euch schon darum kümmert, um die private Altersvorsorge oder zwei, wenn ihr das noch nicht getan habt. Das wäre vielleicht nochmal ein spannendes Stimmungsbild.

01:52:31 Boah, wir sehen richtig viele Einsen. Sehr viele Einsen, wow. Voll vorbildlich. Okay, jetzt kommen auch zwei. Alter. Richtig gut. Ja, das ist ja eigentlich auch schon mal ein gutes Zeichen. Es gibt eine Person, die schreibt zwei, ich habe kein Geld.

01:52:53 Sweetfire schreibt 10 Euro damals eingezahlt. Ja, möglicherweise sind aus den 10 Euro jetzt ein paar mehr Euros geworden. Immerhin. Es gibt eine Person, die schreibt, eins bleibt nur nicht so viel übrig.

01:53:13 So und ja, also Stefan, ich hatte jetzt noch einmal eine Frage und zwar im Interview ging es ja auch um die Richterwahl beziehungsweise um den Fall Brosius Gerstorf und die SPD-Parteivorsitzende Bärbel Baas nannte das Ganze ja eine offene Wunde. Also nach dem Verzicht von der Juristin Brosius Gerstorf auf die Wahl zur Verfassungsrichterin brodelte es ja in der SPD, aber auch zwischen

01:53:40 Der SPD und dem Koalitionspartner CDU-CSU ist ja die Stimmung so ein bisschen jetzt angeknackst, weil die SPD sich ja auch mehr Verlässlichkeit erhofft hatte. Glaubst du, die können da noch einmal zusammenkommen und da zurückkommen nach diesem Fall? Wie schätzt du das Ganze ein?

01:53:55 Naja, wenn wir uns jetzt Frau Baas angehört haben, dann habe ich den Eindruck, die müssen. Ich hatte es ja vor dem Interview kurz angesprochen, die Mehrzahl an der SPD-Basis ist natürlich empört darüber. Man hat ja schwerwiegende Entscheidungen, also für die SPD sehr schwerwiegende Entscheidungen des Koalitionspartners mitgetragen. Also ich erinnere ja mal dran.

Kontroverse in der Ampelkoalition und Kritik an Jens Spahn

01:54:19

01:54:19 dass die Union mit der Idee reinkam und sagte, wir müssen jetzt die Außengrenzen sichern. Wir müssen strenger sein in der Migrationspolitik.

01:54:27 Und man weiß, mit so ein paar Connections in die SPD, das heißt, man braucht noch mal keine Connection in die SPD, wie schwer dieser Partei gefallen ist, dazu zu stimmen und zu sagen, ja, das machen wir. Die weinen ja strikt dagegen die ganze Zeit. Und jetzt ist halt irgendwie die Lesart, wir machen bei allem mit, was uns wirklich schwerfällt. Und ihr könnt uns noch nicht mal eine Stimme bei der Richterwahl garantieren, die er uns fest zugesagt hat. Und ich glaube also, ich frage mich halt immer, mit wem spricht man?

01:54:56 die SPD. Wie viel Vertrauen ist da auf der anderen Seite drüben? Und ich nenne jetzt nochmal das Wort Jens Spahn, weil ich glaube, der ist für viele und auch für den Fraktionsvorsitzenden mir schon zu einer sehr, sehr schwierigen Verhandlungs...

01:55:11 Person geworden und ein rotes Tuch, habe ich gesagt, und ich glaube, das ist die richtige Formulierung. Ich glaube, man wird sich zusammenreißen müssen. Man kann keine Regierung nach drei Monaten sprengen, schon gar nicht wegen einer Richterwahl. Das hat man mehrfach gehört von beiden Seiten. Aber auf der anderen Seite ist es so, wenn schon sowas das Gleichgewicht, die Balance stört, dann möchte ich nicht wissen, was passiert, wenn jetzt eine richtig größere Krise kommt.

01:55:38 Und Stefan, wir haben es eingangs schon gesagt, nach dem ARD-Sommerinterview ist vor dem exklusiven Q&A mit den Fragen der Community. Und ich würde sagen, wir schauen da einmal gemeinsam rauf und reakten einfach mal und dann geht's los.

01:55:52 Hallo und willkommen zu Tagesschau-Türkern, nach dem Sommerinterview. Heute mit Bärbel Bass, der Co-Chefin der SPD, und Matthias Dyes vom ARD Hauptstadtstudio. Frau Bass, wir haben vorher Fragen in unseren Communities eingesammelt und es sind ganz schön viele zusammengekommen. Deshalb würde ich Sie bitten, möglichst schnell und kompakt zu antworten, damit wir viele beantwortet bekommen. Okay.

01:56:15 Okay, wir starten mit einer Frage, die sich auch auf Ihre Vergangenheit bezieht. Sie war nämlich vorher Bundestagspräsidentin und Elias möchte gerne wissen, was ist besser, Bundestagspräsidentin oder Ministerin? Also wenn ich es mir hätte aussuchen können, wäre ich wahrscheinlich gerne Bundestagspräsidentin geblieben. Tatsächlich? Tatsächlich. Einmal kurz, das ist doch eine krasse Aussage, oder Stefan? Also ich würde sagen, das ist der Hammer. Ja.

01:56:39 Also das muss man sich jetzt mal vorstellen. Also die Frau ist Arbeits- und Sozialministerin und verantwortet ein Etat von über den Daumen. 180 Milliarden Euro, also 180 mal einer Million mal einer Million Euro. Das ist eine der einflussreichsten Positionen am Kabinettstisch. Also da gibt es nicht mehr so viele, die mit so viel Gewicht sprechen können.

01:57:05 Wir erinnern uns an Hubertus Heil, ihr Vorgänger, der es eigentlich kaum lassen wollte. Der wäre liebend gern Minister geblieben. Und hier kommt jemand, der quasi eines der höchsten Ministerämter, der wichtigsten, nicht der höchsten Ministerämter bekleidet und sagt, ich wäre lieber Parlamentspräsidentin. Ich wäre lieber jemand, der so ein bisschen über der ganzen Sache schwebt, der ein bisschen Regeln setzen kann.

01:57:30 Das finde ich für jemanden, der vorher gesagt hat im Interview, er ist ehrgeizig, beziehungsweise so habe ich das ja verstanden, ich gehe der Verantwortung nicht aus dem Weg, so hat er das gesagt.

01:57:40 Das ist enorm erstaunlich. Ich kann mir das gut vorstellen, warum. Sie ist jetzt auf einmal irgendwie im Alltag angekommen. Sie muss jeden Tag reagieren. Als Parlamentspräsidentin muss sie das nicht. Und sie ist natürlich sehr, sehr vielen Anwürfen eben auch ausgesetzt. Denn die Arbeits- und Sozialpolitik ist eines der größten umstrittenen Themen. Wie soll es denn da eigentlich weitergehen?

01:58:02 Und dann musste sich natürlich auch der gesamten Wirtschaftspresse aussetzen. Das ist sich, glaube ich, auch nicht gewohnt, der gesamten konservativen Presse, die sagt hier, für die Industrie machst du doch gar nichts, das ist reiles Schlimm. Der Langrede kurzer Sinn, ich bin jetzt ehrlich gesagt sehr beeindruckt. Also die Antwort hätte ich überhaupt nicht erwartet.

01:58:22 Und weiter geht's. Warum? Es hat mir einfach als Parlamentarierin wirklich Spaß gemacht, einfach diese Sitzung zu leiten, den ganzen Apparat, der am Ende entscheidet. Also wir in der Regierung legen jetzt Gesetzentwürfe vor, aber am Ende entscheidet das Parlament. Also da ist die Macht eigentlich der Abgeordneten und insofern fand ich das sehr spannend. Diese Aussage finde ich interessant, weil...

01:58:46 Sie sagt, es hat ihr Spaß gemacht, Sitzungen zu leiten, aber sie ist jetzt Arbeitsministerin und verwaltet so viel und hat so viel Verantwortung. Das sollte ja auch eventuell Spaß machen, aber das ist jetzt einfach nur eine Reaktion meiner Seite. Also ich glaube ja nicht, wenn sie sagt, ich war da gerne, weil da eigentlich die wichtigen Entscheidungen fallen im Parlament. Das halte ich für vorgeschoben. Ich kann mir vorstellen, dass ihr dieses so ein bisschen Präsidialere besser liegt.

01:59:14 Aber weil, wie gesagt, es ist sicher kein Spaß, als Ministerin rauszugehen und sich jeden Tag der Debatte zu stellen. Aber dass jemand, der nur wirklich mit so einer Karriere, die sie schon hinter sich hat, als Arbeiterkind quasi steil nach oben bis zur Ministerin sagt, ich würde gerne irgendwie...

01:59:36 einen Job haben, mit dem ich weniger Gestaltungsmöglichkeiten habe. Das muss man sich mal vorstellen. Also du hast 180 Milliarden Euro bei allem, was man darüber debattieren kann, was da schon festgeschraubt ist und was du noch irgendwie einsetzen kannst. Aber du kannst Ideen entwickeln. Du kannst sagen, da soll es meiner Meinung nach lang gehen. Als Parlamentspräsidentin hast du sehr, sehr geringen Handlungsspielraum. Also ich wiederhole mich, ich bin bas erstaunt. Wir schauen einmal weiter. Stressfreies.

02:00:02 Nee, das war genauso das Stress ein anderer. Aber jetzt bin ich mehr im Tagesgeschäft. Das macht mir auch große Freude. Aber die Frage war ja, soll man, wenn ich mir aussuchen könnte, ich glaube, ich wäre gerne Bundestagspräsidentin geblieben. Interessant. Marlon bei Instagram möchte gerne wissen, dürfte jemand wie Helmut Schmidt mit seiner Art und Meinungen heutzutage noch Spitzenkandidat der SPD werden?

Helmut Schmidt, Migration und das Asylrecht

02:00:22

02:00:22 Also Helmut Schmidt hat ja sehr visionäre Positionen auch vertreten und wenn man das von damals gehört hat, hat er viel Wahres gesagt, was uns heute eingetreten ist. Also insofern glaube ich vom Alter her vielleicht schwieriger gewesen, wenn er jetzt in seinem hohen Alter noch Kanzler geworden wäre. Aber dass er die richtige Person, manchmal zu richtigen Zeiten, die richtigen Personen, warum nicht? Es geht im Netz gerade so ein...

02:00:48 Oder immer wieder ein Video viral oder rum, wo er bei Sandra Maischberger vor ungefähr 15 Jahren schon gesagt hat, äußert er sich zu Einwanderungspolitik und so weiter. Da merkt man schon, dass er sehr konservative Ansichten zum Teil hat. Passt das noch zur SPD? Also er war ja damals auch sehr umstritten in der eigenen SPD. Er war nicht der beliebteste Kanzler. Also heute hat sich das verändert, wenn man dann Positionen von damals sieht und heute. Aber dass wir Migration steuern wollen, das passt auch zur heutigen SPD. Also wir halten am Asylrecht.

02:01:18 fest. Wir wollen den Menschen helfen, die vor Flucht und Verfolgung auch ihre Heimatländer verlassen müssen. Das steht gar nicht außer Frage. Auf der anderen Seite müssen wir aber auch schauen, dass wir die Migration eben auch für die Kommunen machbar machen. Also das heißt, die Menschen müssen ankommen dürfen, die müssen integriert werden, die müssen Sprachkurse lernen und das überfordert, wenn es zu viele sind. Ich glaube, das ist nicht strittig, aber wo wir uns manchmal auch mit Konservativen, wo wir uns unterscheiden, ist, dass wir sagen, das Recht auf Asyl muss bestehen.

02:01:47 bleiben. Immer muss es die offene Tür in Deutschland geben für Menschen, die verfolgt werden vor Terrormord oder auch, weil sie eine andere sexuelle Orientierung haben. Da muss auch unser vielfältiges Land helfen, würfen und muss es auch tun. Dazu passt die Frage von Karambolage bei Instagram. Sie schreibt, wie kann es sein, dass ihr denn... Könntest du etwas sagen, Stefan? Man muss, glaube ich, zur Ehrenrettung der konservativen Parteien, also vor allem der Union, sagen...

02:02:13 Von Unionseite hätte auch niemand das Asylrecht in Frage gestellt. Also da muss man, glaube ich, schon die Kirche im Dorf lassen. Wenn sie damit die AfD kritisiert, die das offen tut, dann ist es eine andere Geschichte. Aber zu sagen, wir brauchen jetzt da einen Kompromiss, weil das Asylrecht wackelt, das halte ich für ein bisschen zu weit debattiert. Und dann würde ich gerne noch mal weiter vorne zustimmen und sagen, jeder, der über Hermut Schmidt spricht, der sollte genau wie Babel Barnes darauf hinweisen. Der war in seiner eigenen Partei hoch umstritten.

02:02:42 Es hat einiger strategischer Winkelzüge bedurft seinerseits, um sich irgendwie länger an der Macht zu halten. Also das ist keineswegs so, dass der immer so gut beleumundet war wie jetzt im Nachgang.

02:02:55 Einen Familiennachzug ausgesetzt habt. Das ist ja eine Entscheidung, die Sie in der Koalition jetzt getroffen haben. Das stimmt, weil wir insgesamt einfach auch auf die Kommunen gehört haben. Ich bin auch aus einer Kommune, die jetzt noch aus den Jahren 2015, als wir, als viele Menschen zu uns gekommen sind, immer noch nicht alle integriert haben, auf den Arbeitsmarkt Fuß gefasst haben, die immer noch auf ihre Asylverfahren warten. Und deshalb ist es wichtig, dass wir, und uns war wichtig zu sagen, dass...

02:03:23 Es ist eigentlich kontraproduktiv. Wenn Leute sich integrieren sollen, braucht es auch die Familie. Auf der anderen Seite müssen wir die Zahlen im Moment auch im Griff behalten. Das heißt, für die, die da sind, müssen wir die Integration erstmal hinbekommen. Deshalb hat uns das schwer... Es war wirklich kein... Es hat der SPD überhaupt nicht gefallen. Wir haben das aber mitgetragen. Aber nur mit dem Punkt zu sagen, das ist zeitlich befristet, nicht dauerhaft. Da ist der Unterschied auch zu unserem Koalitionspartner. Frau Barster, wird jetzt in diesem Zusammenhang...

02:03:52 Also ich finde, man sieht ja so richtig an, wenn man hier dazu guckt, auch körperlich, wie ja das wehtut. Ich habe ja davor gesprochen, dass es doch irgendwie schwierige Entscheidungen gegeben hat, wo die SPD mitgezogen hat mit ihrem Koalitionspartner, mit der Union. Man muss sich mal das Wahlprogramm der SPD angucken. Man muss sich mal die Debatten auf den Parteitagen anhören, wo immer wieder gesagt wird, Familiennachzug ist.

02:04:17 Wenn man hier eine Integration erreichen will, dann brauchen wir die Familie in den Ländern. Und das ist vollständig Quatsch, zu sagen, wir brauchen weniger Leute. Wir brauchen eher gut integrierte Leute und wir dürfen nicht zu sehr auf die Zahlen schielen. Was sie hier gerade macht, ist eine Argumentation der Union zu wiederholen und zu sagen, wir müssen jetzt gucken, dass wir die Zahlen runterkriegen. Dass die Kommunen darauf gedrängt haben, den Familiennachzug komplett auszusetzen, stimmt so in der Totalität auch nicht.

02:04:44 Wir haben gerade diskutiert darüber, ob Deutschland nicht Kinder aus dem Gazastreifen aufnehmen sollte. Da gibt es die Initiative von vielen Bürgermeistern, die sagen, wir müssen denen helfen. Was sagt die SPD-Vorsitzende dazu?

02:04:55 Oder haben Sie Angst, dass die dann auch wieder ihre Familien noch hinterher nehmen und dass die nächste große Migrationsfälle auslösen? Nein, ich glaube, darum geht es darum. Wir haben ja im Gazastreifen im Moment das Problem, dass keine medizinische Hilfe, da sind schwer verletzte, schwer kranke Kinder, die keine medizinische Versorgung bekommen. Und da bin ich ganz dabei, dass wir, und das ist gar kein Widerspruch, dass wir sagen, die müssen, also...

02:05:18 Da bin ich sehr dafür, dass wir es hinkriegen. Das haben wir bei anderen Kriegssituationen auch schon gemacht. Schwerverletzte, schwerkranke Kinder zu uns tun, medizinisch behandeln. Und natürlich wollen die wieder in ihre Heimat zu ihren Eltern zurück. Das wird ja gar nicht anders gehen. Aber hier geht es bei dem Thema um die medizinische Versorgung. Das hat jetzt mit den anderen Migrationsbewegungen, die wir haben, nichts zu tun. Sondern das haben wir immer schon gemacht, wenn Kriegssituationen waren. Und ich finde, wir sollten es auch für die Kinder tun, die jetzt gerade da sehr leiden.

AfD-Verbot und Politikverdrossenheit

02:05:46

02:05:46 keine medizinische Versorgung haben. Das ist der Unterschied. Migration auch immer wieder Thema bei der AfD. Dazu möchte Lukas bei Instagram wissen, wieso verliert ihr Welle an die AfD und wieso wollt ihr sie verbieten, anstatt gute Politik zu machen? Also erstens glaube ich, dass gute Politik alleine nicht mehr reicht, weil wir im Moment etwas erleben, dass wirklich von rechten Netzwerken diese Demokratie... Okay, ja, auch eine interessante Aussage, oder Stefan? Gute Politik alleine reicht heutzutage nicht. Was braucht es denn noch?

02:06:16 Das würde ich von Frau Baas eben auch gerne wissen, denn die hat sich ja hingestellt, genauso wie Lars Klingbeier mit Schildern auf dem Parteitag und hat gesagt, wir müssen die AfD verbieten. Wenn man jetzt sagt, man muss ein Verbotsverfahren einleiten, wer mich interessiert, was sie jetzt gleich in der Folge sagen wird, mich würde interessieren, hätte ich was Konkretes in der Hand. Und dann frage ich mich, Verbotsverfahren einleiten, eine normale Politik machen, hat man ja immer gesagt.

02:06:44 Was, bitteschön, bleibt einem denn sonst noch anderes übrig? Also man könnte höchstens gucken, das hat die SPD ja auch festgestellt, dass sie dort, wo die AfD stark ist in den sozialen Medien, die die AfD nur wirklich sehr gut bespielt, sehr schlecht vertreten ist. Das ist das Einzige, wo ich mir vorstellen könnte, dass wir da noch nachbessern können.

02:07:03 Wenn es nicht genügt, mit einer Grundgesetzkeule zu drohen, also Verbot, und wenn es nicht genügt, vernünftige Politik zu machen, da sitzt es ja gerade, dann wüsste ich jetzt nicht, was da noch dazukommen sollte. Ja, wir hören mal weiter rein. ... die angegriffen wird. Und deshalb reicht es, glaube ich, nicht mal nur, einfach gute Politik zu machen. Dahinter steckt, ich bin viel im Land unterwegs, viel Politikverdrossenheit und extreme Parteien wie die AfD. Ganz kurz nur, aber...

02:07:29 Gute Politik machen würde ja helfen gegen diese Politikverdrossenheit, von der sie gerade spricht. Also mich irritiert einfach zu sagen, dass das nicht reicht und dann will man vielleicht eventuell dieses Parteiverbotsverfahren dann in die Wege leiten, wo ich mir aber denke,

02:07:46 Es gibt so viele Menschen, die fühlen sich nicht gehört, viele Menschen, die die SPD zum Beispiel auch an die AfD verloren hat. Das heißt, es bräuchte doch einfach mal gute Politik, um diese Menschen zurückzugewinnen. Deswegen finde ich diese Aussage gerade echt irgendwie auch nochmal interessant zu verfolgen. Aber das wollte ich nur noch einmal sagen. Lass mal hören, wie es sich näher ausführt. Also das würde mich jetzt schon interessieren, wie Ihre Argumentation weitergeht. Und dann können wir ja darüber reden.

02:08:10 Die haben einfache Botschaften, die am Ende aber auch nicht zur Lösung führen, sondern sie behaupten einfach, wenn sie an die Macht kommen, würden sie alles sofort von einer Situation, also mit einem Handstreich quasi verbessern. Und das wird nicht so sein. Die Enttäuschung wird danach noch viel größer sein. Aber wir müssen es schaffen, diese Politikverdrissenheit, also dass wir als demokratische Parteien wieder viel stärker im Leben der Menschen auch was verbessern. Darauf kommt es jetzt an. Und das ist ein Frust, den wir aufbrechen müssen.

02:08:40 Aber die AfD ist halt auch nicht nur in Teilen, sondern sie ist extremistisch. Sie hat im Untergrund ein Netzwerk, das sehen wir immer wieder in Europa, bis hin zu, dass Richterwahlen beeinflusst werden können. Das ist eine andere Dimension und das muss man auseinanderhalten. Da geht es nicht nur einfach um gute Politik. Das heißt, Sie und Ihre Partei sind für das AfD-Verbot. Wann soll das kommen?

02:09:05 Also wir haben ja entschieden, dass wir müssen es prüfen, weil es löst ein solches Verbot, ein Beschluss im Bundestag löst ein Gerichtsverfahren aus. Und die Erkenntnisse müssen auch so sein, dass wir sicher gehen können, dass es zum Erfolg auch führt. Und deshalb sind jetzt die, ich bin keine Juristin, aber da sind natürlich jetzt viele auch Verfassungsjuristinnen dran, auch die Beweislage zu prüfen. Und dann wird es sicherlich auch zu einem solchen Antrag kommen.

02:09:28 Mir ist immer wichtig, vielleicht sogar mit allen drei Verfassungsorganen, also Bundesrat, Bundestag und auch die Bundesregierung. Das hatten wir in anderen Fällen am Ende auch schon. Und das muss aber sicher sein. Es muss rechtlich sicher sein. Da habe ich noch eine Nachfrage, weil Sie haben ja auf dem SPD-Parteitag im Juni, da sind Sie so Vorsitzende ja gewählt worden, einen klaren Auftrag von der Partei bekommen. Da soll es eine Bund-Länder-Gruppe eingesetzt werden von der SPD, die nochmal ein bisschen Beweise sammelt und prüft.

02:09:54 Ist die jetzt schon eingesetzt? Wann kommt die? Schon wieder eine Kommission. Die Mitglieder des Bundesrates sind schon dran. Also ich weiß nur nicht, ob Sie jetzt diese Gruppe schon eingerichtet haben. Das bin ich jetzt nicht ganz aktuell. Aber ich weiß, dass wir das mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten besprochen haben. Also zumindest auf der Seite der SPD. Und die wollen das jetzt auch mit den anderen Vertretern des Bundesrates.

02:10:21 einrichten und wir haben das in der Tat so, dass wir das prüfen. Das meinte ich damit, dass wir jetzt sagen, wir wollen dieses Verfahren auf Rechtssicherheit prüfen und dann auch entscheiden gemeinsam, ob der Bundesrat oder der Bundestag oder sogar alle drei am Ende diesen Antrag stellen. Ich will sagen, das ist nämlich keine Kleinigkeit. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass man einfach einen politischen Mitkonkurrenten ausschließen will. Also dieses Parteienverbot ist ein wirklich starkes Schwert.

02:10:47 Und es hat sehr große Konsequenzen und das muss einfach sicher sein. So, Stefanie, du warst schon die ganze Zeit mit deinen Händen so ein bisschen nicht erkenntlich gemacht. Ja, weil ich habe euch vorher gebremst, weil ich erst mal hören wollte, wie sie dann argumentiert. Wir waren ja vorher bei der Politikverdrossenheit.

02:11:06 Ist natürlich kein neues Rezept, was sie da anbietet. Wenn sie sagt, wir müssen wieder im Leben der Leute davor kommen und wir müssen mehr zuhören, was die da machen. Das ist im Prinzip was, was ich seit Jahrzehnten höre, wenn es um das Thema AfD beziehungsweise Rechtsradikalität geht. Also da würden mich ein paar konkretere Konzepte dann schon mal irgendwie überzeugen. Was wollen sie denn machen?

02:11:30 Er will mir da jetzt, Felix Banaschalk hat gesagt, wer schickt jeden grünen Abgeordneten nach Osten? So etwas Ähnliches habe ich jetzt von der SPD noch nicht gehört. Also nur irgendwie näher am Leben der Leute zu sein, das scheint mir doch eine Floskel. Da bin ich mal gespannt, ob man allein damit irgendwie die AfD-Werten runterkriegt. Und was ich halt extrem interessant finde,

02:11:51 Dafür, dass das Versprechen so groß war auf dem SPD-Parteitag, hat sie im Moment eigentlich nichts anzubieten. Sie kann nicht sagen, wie schnell diese Kommission eingerichtet wird. Sie kann nicht sagen, ob es diese Bund-Länder-Arbeitsgruppe, von der ich immer noch nicht weiß, ist das jetzt auf der Parteiebene, also weil sie sagt, mit dem SPD-Ministerpräsidenten immer geredet. Sie kann nicht sagen, ob die überhaupt schon sitzen. Sie kann nicht sagen, ob es irgendwelche Fristen gibt, bis dahin, wo sie fertig werden müssen.

02:12:18 Also wenn ich da jetzt richtig zuhöre, dann habe ich große, große Zweifel daran, dass die SPD wirklich in der Lage ist, mit ihr an der Spitze ein AfD-Verbotsverfahren loszutreten. Und schon gar nicht, wenn sie sagt, irgendwie alle drei Verfassungsorgane zusammen, der Bundestag, der Bundesrat und die Bundesregierung.

02:12:43 Bei aller Liebe, so wie das jetzt im Moment sich anfühlt, was sie da gerade sagt, glaube ich da an ein Versprechen am SPD-Parteitag. Und ehrlich gesagt, habe ich so den Eindruck, da draußen ist eigentlich nichts gefolgt.

02:12:59 Eine Sache, die mir gerade noch in den Sinn gekommen ist, wäre es nicht einfach auch gerade mal wichtiger, sich darauf zu fokussieren, Wählerinnen und Wähler mit guter Politik zurückzugewinnen, anstatt jetzt die ganze Zeit, also sie wollen ja dieses Verbotsverfahren in die Wege leiten. Sie hat selbst gesagt, sie ist keine Juristin, das erfordert viel Mühen und Zeit. Aber das Profil der SPD wird wieder nicht erkenntlich, finde ich. Also es ist bei mir so der Eindruck, wenn ich so diese Antworten sehe.

02:13:29 Aber weißt du, Hannin, die Nummer heißt doch wirklich, du sagtest gerade, muss man nicht gute Politik machen. Die Grundfrage ist doch, was ist gute Politik? Wie komme ich wirklich so hin, dass ich die Probleme...

02:13:42 der Leute adressiere. Also wenn ich der Meinung bin, dass es wirklich im Alltag der Leute liegt, dass viele irgendwie zur AfD rüber wechseln. Die SPD hat erhebliche Teile ihrer Wählerschaft an die AfD verloren. Also das muss man sich schon auch mal irgendwie vor Augen führen. Und wenn ich jetzt die Analyse von ihr habe und so sagen, wir kommen im Leben der Leute nicht vor, dann würde ich doch gerne sagen, wie wollte denn da jetzt weiter vorgehen? Wie wollte denn an den Puls gehen? Müsstet ihr da nicht mehr Leute aus den Orten?

02:14:11 irgendwie einladen, müsstet ihr nicht gucken? Muss man dann dem Exodus aus dem Land nicht vorgreifen, wo es keine Post mehr gibt, keine Bank mehr gibt, keine vernünftige Busverbindung? Ist das wirklich irgendwie das Problem? Und wenn ihr glaubt, und so habe ich bei Bebas verstanden, das ist das Problem, dann hätte ich gern ein bisschen mehr als nur zu sagen, wir müssen im Alltag der Leute vorkommen oder so wie du das formuliert hast.

02:14:35 gute Politik machen. Und wenn das gute Politik ist, da hinzugehen, dann sehe ich da im Moment noch sehr, sehr wenig. Ich würde gerne über die Koalition sprechen. Sie haben gerade eben schon im Sommerinterview über Wunden gesprochen, die jetzt auch in Bezug auf Frau Brosius-Gerstoff passiert sind. Sie haben gerade gesagt, Sie mussten sich auch im Familiennachzug vielleicht Kompromisse eingehen.

Koalitionsarbeit, Vertrauen und SPD-Profil

02:14:58

02:14:58 Christine fragt, warum koalieren Sie mit der Union, wenn Sie dann doch die ganze Zeit eher gegen die Union arbeiten anstatt mit der Union? Wie funktioniert die Zusammenarbeit überhaupt? Also ich würde gerne mit der Union arbeiten. Das haben wir uns ja auch vorgenommen. Wir haben einen Vertrag geschlossen, der in der Tat eben nicht 100 Prozent SPD ist. Das heißt, da stehen halt auch Dinge drin. Und wir waren verlässlich, so will ich es mal sagen. Wir haben das, was bisher auch entschieden wurde im Bundestag, verlässlich, auch wo es bei uns wirklich Schmerzen bereitet hat.

02:15:27 diese Dinge umzusetzen. Aber sie waren vereinbart und wir waren nach der Wahl, wie Sie wissen ja, die einzige mögliche demokratische Koalition, die überhaupt möglich war. Und deshalb haben wir eine große Verantwortung. Und ich erwarte einfach auch von der CDU-CSU-Fraktion, dass sie zu den Dingen steht, die sie auch uns zugesagt hat. Da brauche ich auch Verlässlichkeit. Und deshalb, mein Ziel ist immer, das positiv zusammenzumachen.

02:15:51 Auch wenn es um Themen geht, die jetzt die SPD nicht gerne mitmachen wollte oder auch Themen gibt, die die CDU nicht gerne mitmachen wollte. Aber dazu haben wir uns vereinbart. Deswegen ist der Koalitionsvertrag schon auch wichtig. Das ist die Grundlage für die Zusammenarbeit. Jetzt hatten wir natürlich gerade den Bruch der Ampel. Haben Sie Sorge, dass es die Regierung wieder zerbrechen wird?

02:16:12 Also wir müssen alle daran arbeiten, dass das, ich will jetzt, wir sind erst drei Monate im Amt und dass da noch nicht alles glatt läuft, kann man glaube ich verstehen. Wir sind ja von einer vorgezogenen Wahl direkt in den Wahlkampf, sofort in die Koalitionsverhandlungen. Wir haben auch nicht wirklich schon so vertrauensbildende Momente gehabt, wo wir auch miteinander einfach mal außer der Arbeit auch mal in Ruhe zusammensitzen und auch ein bisschen Vertrauen aufbauen können. Also es gibt Einzelne, die gut miteinander können, da gibt es eine Vertrauensbasis.

02:16:39 Aber die muss noch in Gänze in der Fraktion stattfinden. Und das, was wir jetzt erlebt haben, hat auch schon ein bisschen, natürlich, es waren ein paar Störfeuer, die da drin waren. Und wir müssen das aber zusammenkriegen. Also es ist ja keine Lösung, jedes Jahr neu zu wählen. Wir erleben das in anderen Ländern in Europa, die jedes Jahr eine Neuwahl haben. Dann mache ich keine Politik mehr. Dann bin ich in einem permanenten Wahlkampf. Und das tut diesem Land nicht gut. Stefan, du hast gerade gelacht. Was hat dich so erheitert?

02:17:05 Naja, die Aussage, dass es noch keine Gelegenheit gegeben hätte, irgendwie Vertrauen aufzubauen, also das muss man sich schon mal vorstellen. Die Frau sitzt ja seit einer gehörigen Zeit im Parlament, zum Teil irgendwie als Parlamentspräsidentin. Die Leute, mit denen sie da zu tun hat, von der Unionsfraktion, die fallen ja nicht vom Himmel. Also die sind ja auch nicht irgendwie gerade eben erst da reingewählt worden. Also wenn ich nicht weiß, wenn ich...

02:17:32 Wenn ich die nicht kenne, dann habe ich da was falsch gemacht. Natürlich weiß sie, mit wem sie es da zu tun hat. Natürlich kennt sie die. Natürlich hat man sich da auch getroffen. Also es gibt genügend Absprachen, die zu treffen sind, auch wenn man jetzt von der von der Ampelsituation ausgeht zwischen Parlamentspräsidentin.

02:17:49 Und der damaligen Opposition etc. Das ist sehr, also das finde ich wirklich schön. Und zum anderen würde ich auf die Formulierung hinweisen, dass die SPD eben die einzige Alternative gewesen sei, die demokratische Alternative, um nochmal zu sagen, wir reden hier von keiner Liebeshochzeit zwischen der Union und der SPD, sondern wir reden von der einzig möglichen Koalition.

02:18:11 der demokratischen Mitte, so ist das immer bezeichnet worden. Das heißt, es gibt eigentlich gar keine Alternative, wenn man irgendwie verhindern will, dass die AfD ein großes Mitspracherecht gibt. Und das, glaube ich, ist auch so ein bisschen der Fluch und der Segen gleichzeitig, der auf dieser Koalition lastet, nämlich der Segen, weil es zusammenschraubt und der Fluch, weil es einfach Meinungsunterschiede wirklich gnadenlos unterdrückt. Wem vertrauen Sie denn persönlich schon in der Union?

02:18:39 Nach fast 100 Tagen im Amt.

02:18:44 Also ich habe natürlich, wir haben, also auch durch mein Amt jetzt BMAS, habe ich natürlich Anknüpfungspunkte zur Wirtschaftsministerin, zur Familienministerin, weil da auch Leistungen zusammenlaufen, also zu Frau Prien zum Beispiel. Da ist ein gutes Miteinander, auch mit der Frau Reich. Wir haben jetzt dieses Tariftreue-Gesetz, da sind wir auch sehr im Clinch. Ich wollte gerade sagen. Ja, wir tragen das aber auch offen aus, da gibt es nichts irgendwie so hintenrum, sondern wir sagen, wir kämpfen da die Themen auch aus.

02:19:13 Also das ist mir lieber, als irgendwie hintenrum zu hören. Das funktioniert nicht. Also dann möchte ich lieber direkt hören. Wir haben dann einen Konflikt und dann lösen wir den. Und das ist etwas, was ich mag. Eine offene Auseinandersetzung. Und dann lernt man sich auch kennen und weiß, wo der eine steht und der andere, wie weit man gehen kann. Und das finde ich immer sehr gut. Hätte ich nicht mit gerechnet, Frau Reicher, muss ich sagen. Aber mir ist aufgefallen, Friedrich Merz haben Sie noch nicht genannt.

02:19:38 Ja, ich kann jetzt alle aufzählen gerne, wenn Sie das wollen. Nein, ich will gar nicht die Verordnung fragen. Nein, also ich erlebe ihn ja jetzt noch in einer anderen Rolle als Parteivorsitzender. Also ich hatte ja erst meinen ersten Koalitionsausschuss hinter mir. Ich war ja jetzt als Parteivorsitzender noch nicht so oft dabei. Und das muss ich jetzt auch aufbauen. Also ich habe da gar keine Sorge, dass das nicht funktioniert. Wir haben ja ein gemeinsames Ziel und wir sollten nicht nach drei Monaten Regierung. Man vergisst immer, gefühlt hat man den Eindruck, wir sind schon ewig im Amt, aber es sind erst drei Monate. Und da haben wir schon viel gearbeitet.

02:20:07 Aber wir brauchen eben auch noch diese vertrauensbildenden Maßnahmen, ist mein Eindruck, um eben auch diese Legislatur am Ende gut durchzukommen. Es kommen ja noch schwierige Fragen auf uns zu. Und wenn wir die jetzt schon nicht lösen, dann wird es auch in Zukunft nichts.

02:20:22 Mein Punkt ist einfach auch die anderen Kollegen, Herrn Wildberger zum Beispiel, die auch neu sind, einfach auch besser kennenzulernen. Der macht einen guten Job bei den Digitalen und wir wissen, unser Land liegt bei Digitalen zurück. Das sind ja die User, die da sicherlich auch fragen, wann geht es mit der Digitalisierung weiter und voran. Also die kenne ich einfach persönlich noch nicht, die Kollegen und das kommt aber sicherlich noch. Reden wir mal weniger über die Union und mehr wieder über die SPD. Gerne dazu, Stefan.

02:20:51 Ich stehe euch mal die Frage zurück. Was glaubt ihr denn, was innerhalb von so einer Regierung eine vertrauensbildende Maßnahme sein könnte? Schnaps beim Italiener? Ich wollte gerade sagen, irgendwie ein Abendessen wahrscheinlich, oder?

02:21:06 Ich weiß es nicht. Vom Gedankengang her sollten ja Personen, die miteinander eine Koalition eingehen, schon diese gewisse Basis aufgebaut haben. Deswegen kann ich das auch nicht mit dem Schnapps bei Italiener beantworten.

02:21:28 Das ist doch die Frage. Man sitzt doch da zusammen, das ist doch ein richtiges Ringen um den Koalitionsvertrag. Nun saß da natürlich Saskia Esken und nicht Bärbel Baas, aber sie ist natürlich groß einbezogen worden, ganz sicher. Und man stellt da ein Programm auf für die nächsten vier Jahre Deutschland. Also da muss man doch auf der anderen Seite jemanden haben, wo man sagen kann, ich finde es schon lustig, dass da erstmal irgendwie acht Sekunden...

02:21:56 geschwurbelt sind und man nicht sagt, mit dem kann ich zusammenarbeiten oder mit der, dass ihr dann Frau Reiche einfällt, mit der sie sich jetzt die letzten Wochen öffentlichkeitswirksam gestritten hat, ist das Nächste, was mich sehr überrascht. Vermutlich ist es wahr, dass sie sich da über eine offene Auseinandersetzung freut, aber das, was ich da so mitbekommen habe, würde ich jetzt nie sagen, dass da zwei Leute übereinander sprechen, die irgendwie sehr viel Vertrauen ineinander haben.

02:22:22 Das ist ein Statement auf jeden Fall. Wer ist nochmal Frau Reiche, weil du sie gerade erwähnt hast? Das ist die, Entschuldigung, das ist die Wirtschaftsministerin, die neue, muss man ja wahrscheinlich sagen, seit drei Monaten, die ja sehr komplett unterschiedliche Ansichten hat, was Industrie und Wirtschaftspolitik angeht, vor allem aber was die Zukunft der Sozialversicherung angeht. Also Katharina Reiche ist rausgegangen und hat gesagt, ich stelle mir einfach mal vor, die Rente wird gesichert dadurch, dass alle bis zum 70. Lebensjahr arbeiten.

02:22:51 Und wir haben ja alle Bärbel Bas gehört. Ich glaube, die würde kein einzelnes Wort von diesem Satz unterschreiben. Und die hat ja auch mit der Faust auf den Tisch gehauen, zumindest verbal und gesagt, da muss jetzt mal Schluss sein. Da kommen ständig irgendwie diese Vorschläge vom Seitenrand. Und dass sie jetzt kommt und sagt, die Frau, die quasi über Wochen mit ihr eine öffentliche Debatte darüber geführt hat, ob man das Bürgergeld nicht anders anfassen muss und ob man die Rente nicht anders anfassen muss, das sei die, in die sie jetzt Vertrauen hätte. Sehr schön. Vielleicht doch.

02:23:20 Limoncello beim Italiener. Sehr interessant. Wir werden es nie wissen. Ende der Fragen ist mir aufgefallen, dass für viele nicht so richtig klar zu sein scheint, wofür die SPD steht. Also manche fragen, warum sind die so nah an den Grünen? Andere fragen, warum sind die jetzt so nah an der Union? Max fragt bei Instagram, was unterscheidet die SPD ihrer Meinung nach von anderen Parteien? Also wo ist das klar zu erkennende Profil ihrer Partei?

02:23:47 Aber das ist genau die spannende Frage, weil Sie das gerade, den einen sind wir zu konservativ und den anderen sind wir irgendwie zu links oder zu nah an den Grünen. Und das ist, glaube ich, auch unser Problem als Partei, dass die Menschen, die Wählerinnen und Wähler nicht mehr so genau wissen, weil wir so vielstimmig sind. Wo stehen wir jetzt eigentlich? Ich definiere mich immer noch an der Stelle, wo wir uns vor die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schützen. Also die, die wirklich, sagen wir mal, morgens aufstehen, sagen mit ihren Beiträgen, die Systeme finanzieren, die sagen, ich will auch den Schutz der Stadt.

02:24:17 Staat muss für mich funktionieren. Ich will auch irgendwann, wenn ich was Erspartes habe, mal wieder ein kleines Eigenheim erwerben. Und da sehe ich die SPD ganz klar an dieser Position. Ich will da gar nicht von Mitte reden. Man kann das Mitte nennen. Aber mir geht es eigentlich um die, dass wir die wieder klar machen, wo wir stehen. Nämlich an der Seite der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die brauchen Entlastung, die brauchen Schutzmaßnahmen, die brauchen gute Löhne und am Ende auch eine gute Rente. Und das haben wir vielleicht in den letzten Jahren so ein bisschen verloren.

02:24:43 uns diesen Fokus auch nochmal zu geben, wofür wir eigentlich stehen. Und das vermissen übrigens auch viele eigene Mitglieder an meiner Basis, bin gerade viel unterwegs, die sagen, wir müssen da wieder klarer werden. Aber Stefan, das, was Frau Bass gerade gesagt hat, ist das wirklich ein Alleinstellungsmerkmal heutzutage? Viele andere Parteien werden sich das ja auch auf die Fahnen geschrieben haben, oder? Gute Löhne, eine stabile Rente.

02:25:06 Das ist richtig, aber ich frage mich, also die Überschrift von ihr lautet, wir sind jetzt wieder eine Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerpartei. Ich frage mich aber immer, wenn Sozialdemokraten sowas formulieren, ob die nicht einen veralteten Begriff vom Arbeitnehmer haben. Also ich bin jetzt mal böse. Also bei vielen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten springt bei dem Wort Arbeitnehmer immer noch diese...

02:25:33 Ich sage mal, der Ruhrpott mit Bergarbeiter, Kumpel, Stahlarbeiter, so Arbeitswelten aus dem 19. Anfangs 20. Jahrhundert, wo eben die Sozialdemokratie eben auch herkommt. Aber die moderne Arbeitswelt mit der sehr individualisierten Herangehensweise, da bin ich mir nicht sicher, ob das da einfach genügt, um zu sagen, ihr müsst euch gewerkschaftlich organisieren und wir garantieren euch eine bessere Rente. Ich habe manchmal schon auch das Gefühl,

02:26:02 dass da eben auch die Partei, wie auch immer man das dann sehen will, doch sehr weit von der Lebensrealität weg ist. Also da hört man sich so manchmal so Sachen an, wo man denkt, ja, das war vor 30, 40 Jahren okay, aber wisst ihr eigentlich, wie ein durchschnittlicher Arbeitnehmer, eine durchschnittliche Arbeitnehmerin

02:26:23 im Moment aussieht in der Bundesrepublik. Und das sind eigentlich die Leute, die euch davonlaufen. Und dann ist die nächste Frage, auch das ist ja stark debattiert worden, wenn die SPD sich so stark einsetzt für Bürgergeldempfänger, dass viele von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern augenscheinlich das Gefühl haben, ja, die kümmern sich ja eher um die Leute, die keine Arbeit haben. Und was macht ihr eigentlich für uns, die wir uns versuchen in dieser modernen Arbeitswelt da so durchzuwinden?

02:26:50 Also das ist ein problematischer Begriff. Ich weiß, dass damit irgendwie sehr viele SPD-Herzen höher schlagen werden, wenn sie sagt, wir sind das wieder. Aber ich frage mich, ob das klar definiert ist. Es erinnert mich ein bisschen an die Aussage in der letzten Woche, als wir von Felix Banaszak gehört haben, die Grünen werden grüner. Also finde ich eine interessante Parallele. Aber wir schauen einmal weiter.

Politik für junge Arbeitnehmer und die Regenbogenflagge

02:27:16

02:27:16 Der Stichpunkt dazu passt die Frage von Jonas Wildlife. Der fragt, wann gedenkt die SPD wieder auch Politik für Arbeitnehmer unter 30 zu machen und nicht nur für Leute kurz vor der Rente?

02:27:26 Genau, das ist nämlich der Punkt, da habe ich gerade von gesprochen. Es sind genau die um die 30, die gerade dabei sind, eine Familie vielleicht zu gründen, die ihre Miete bezahlen müssen. Wir merken, wenn man im Ballerungsraum wohnt, die Mieten steigen permanent. Und viele wollen vielleicht wirklich ein kleines Eigentum sich erarbeiten. Das ist kaum noch finanziell möglich. Also das heißt, wir müssen die Rahmenbedingungen verbessern, gerade für junge Familien. Übrigens auch, dass beide partnerschaftlich, auch wenn sie wollen, arbeiten gehen können. Also ich sage mal, die haben eine Sorge, wie finde ich den richtigen Kita-Platz?

02:27:56 im Alter für meine Kinder, die Betreuungsmöglichkeiten, auch übrigens Familie und Beruf zu vereinbaren. Da die Rahmenbedingungen, das ist etwas, was die SPD jetzt auch durchsetzen muss, dass wir diese Betreuungsmöglichkeiten schaffen, dass wir Familie und Beruf zusammenbringen und dass wir am Ende auch durch eine Steuerpolitik, nämlich die mit genau die Generation entlasten, dass sie sagen, und ich habe jetzt auch wieder Spielraum, vielleicht mir ein kleines Häuschen auch für meine Familie aufzubauen.

02:28:23 Und da ist die SPD bisher nicht so klar gewesen. Also deshalb haben wir diese Position. Wir müssen sie nur auch wieder durchtragen. Stefan, du hast den Finger oben. Ja, weil das natürlich, das klingt alles sehr gut. Und ich bin ehrlich, ich glaube das auch, dass sie das gerne hätte. Nur die Familienpolitik, also die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Familienpolitik vertritt Frau Prien von der CDU. Das ist nicht ihr Ressort.

02:28:52 kann sie sich wünschen und sie kann natürlich versuchen, das am Kabinettstis auszuhandeln oder zwischen den Ministerien, aber das ist schwierig. Und eine andere Steuerpolitik, das muss ihr Kollege Klingbeil machen. Und bei dem und bei dessen Äußerungen, der ist von der SPD, da höre ich jetzt relativ wenig davon, dass man das Steuermodell irgendwie in der Hinsicht gerechter gestalten will. Also wenn man sich die konkreten Vorschläge und die konkreten Zahlen von Lars Klingbeil ansieht, dann findet man da relativ wenig.

02:29:21 Unterm Strich, ich glaube ja, dass er das gerne hätte. Ich glaube ja, dass er das als sozialdemokratisches Kernanliegen sieht. Aber weder die Familienministerin, mit der es zu tun hat, noch der Finanzminister machen, im Moment anstreiten, da auch nur einen Schritt in die Richtung zu gehen. Oder ich hätte mich da verguckt. Was passieren?

02:29:42 Also wir haben jetzt im Koalitionsvertrag ja zum Beispiel Einkommensteuerreform drin. Die wollen wir auch in dieser Legislatur noch umsetzen. Ich weiß, das ist alles unter Finanzierungsvorbehalt. Aber wir wollen das durchsetzen, weil uns genau diese Gruppe wichtig ist. Die jungen Familien, die sich ihr Leben aufbauen und die auch zum Wohlstand beitragen. Und vor allen Dingen die nächste Generation.

02:30:04 großziehen und die brauchen eine gute Bildungszugänge. Also SPD hat immer gesagt, Aufstieg durch Bildung. Ich habe an meinem eigenen persönlichen Beispiel, kann man das sehen, eine Ausbildung zu machen, einen Abschluss zu machen, studieren zu können. Während des Studiums übrigens auch eine Wohnung bezahlen zu können oder während der Ausbildung. Gerade die Berufsausbildung wird mir immer zu stark vergessen. Das ist eine super Qualifikation. Danach kann ich den Meister machen. Ich kann ein Unternehmen leiten.

02:30:29 Also das ist Kernthema der SPD und da wollen wir die Rahmenbedingungen verbessern. Stefan, du hattest eben wieder einmal die Hand kurz oben gehabt. Möchtest du dazu noch? Nein, wollte ich nicht. Womöglich bin ich einfach zu nervös mit meinen Händen. Ich fand nur die Formulierung.

02:30:47 Klar, das steht da drin. Also sicher werden jetzt Leute kommen und sagen, Alter, hast du denn gar nicht gelesen, dass die Einkommensteuerreform da drin steht? Ich fand es halt witzig, dass ihr das sofort im nächsten Moment, das Gegenargument gesagt, das steht alles unter Finanzierungsvorbehalt. Und so sehe ich das nämlich. Man kann Vieh an die Wand malen, wenn wir sagen, am Ende, wenn wir es nicht bezahlen können, machen wir es nicht. Also bei allen Ehren, ich glaube, ich kann mir vorstellen, worauf es herauslaufen wird.

02:31:14 Frau Baas hat gerade ihren eigenen Werdegang angesprochen, ihre eigene Historie. Wie war das damals bei ihr? Wie hat das angefangen? Also ich versuche jetzt mal, die biografischen Daten von ihr so ein bisschen zusammenzukriegen. Die ist wirklich das Idealbild. Also wenn man sich eine Sozialdemokratin malen würde, dann würde sie dabei rauskommen.

02:31:39 Ich glaube, sie hat fünf Geschwister, sie waren zumindest zu sechs, so hat sie das gesagt. Der Vater ist Busfahrer, das heißt, sie kommt aus einer wirklich einkommensschwachen Familie. Sie hat sich nach oben gekämpft, sie hat als Angestellte angefangen, sie hat kein Gymnasium gehabt, hat auf dem zweiten Bildungsweg Abschlüsse gemacht, hat sich auch in der Partei nach oben gekämpft, war in der Gewerkschaftsarbeit ganz vorne dabei. Also das ist so jemand...

02:32:04 den die Partei auch deswegen liebt, weil sie einfach zeigt, dass das Versprechen, was aus den 70er Jahren immer gekommen ist, nämlich wir garantieren, dass Leute, die wirklich aus ärmsten Verhältnissen kommen, auch eine Chance haben in diesem Land, dass es Beispiele dafür gibt, dass es funktioniert. Und wenn sie auf ihre Biografie verweist, dann finde ich, sollte man ohne Zynismus und ohne Böshaftigkeit sagen, großen Respekt davor, wie es jemand aus diesen Verhältnissen...

02:32:31 soweit gebracht hat, Bundestagspräsidentin und jetzt irgendwie Ministerin für Arbeit und Soziales, das ist wirklich eine große Leistung. Und dass sie darauf selber verweist, finde ich, ist kein Nachteil. Das ist auch keine Eitelkeit, sondern das ist was, woran man erinnern sollte. Nämlich da kommen sie her und da sind auch ihre Überzeugungen her.

02:32:51 Okay, wir kommen zur letzten Frage. Es geht um dieses Gebäude und die Flagge da oben drauf. Als Sie Bundestagspräsidentin waren, haben Sie sich für die Regenbogenflagge eingesetzt am CSD. Jetzt hat Ihre Nachfolgerin Julia Klöckner das rückgängig gemacht. Dazu möchte Buridan84 bei Twitch gerne wissen, wie Sie zu dem Thema stehen. Wie bewerten Sie auch vielleicht die Entscheidung von Frau Klöckner?

02:33:15 Also ich habe ja in meiner Amtsstadt bewusst mich dafür entschieden, diese Flagge zu setzen. Es ist ein Symbol einfach für Vielfalt in dieser Gesellschaft. Und ich stehe da auch zu, ich habe das auch an meinem Ministerium jetzt gemacht. Ich habe das, weil ich einfach sehe, dass auch die Community sehr stark angegriffen wird gerade.

02:33:34 diskriminiert wird also es hat wieder zugenommen und ich dachte eigentlich dass wir schon ein stück weiter waren deswegen ist für gerade für diese community ist wichtig auch symbole zu haben dass sie wissen der staat steht zu mir er hilft mir auch wir haben angriffe ich habe freunde die schwul oder auch lesbisch sind oder auch trans was auch immer und warum lassen wir die nicht einfach so leben deswegen ist es für mich ein wichtiges symbol gewesen und ich hätte das auch weiter gemacht gar keine frage und ich finde es schade und traurig dass man sagt wenn man doch

02:34:02 Vielfalt in dieser Gesellschaft will und unterstützt und als Staat auch zeigt, dass wir euch helfen und euch unterstützen. Das ist ein Menschenrecht. Dass man daraus dann so eine Diskussion macht oder so einen Kulturkampf, will ich fast sagen, finde ich einfach nur traurig, weil die Unterstützung, also die fühlen sich wirklich nicht mehr unterstützt. Der Kanzler hat ja gesagt, das ist kein Zirkus.

02:34:25 Wenn ich es richtig erinnere, in der Bundestag. Das ist ja eine direkte Kritik an Ihnen ganz persönlich, die das nämlich so entschieden hat. Ja, aber seine eigene Bundestagspräsidentin ist ja dann auch Zirkus, weil sie hießt ja einmal im Jahr am 17.05. Ich will es nur noch einmal klarstellen. Und das ist kein Zirkus. Es geht hier nicht um Zirkus, sondern es geht um Menschenrechte und um eine Haltung dieses Staates. Und deshalb kann er das gerne so bezeichnen oder auch mich persönlich kritisieren. Für mich war es kein Zirkus.

02:34:53 sondern eine klare Positionierung, dass wir diesen Menschen dazu stehen und ihnen helfen. Und die tun auch keinem weh, um es nochmal zu sagen. Sondern jeder soll frei leben, lieben, wie er will. Und da muss man kein Staatsprogramm draus machen, sondern es gehört zu unserem Land. Vielen Dank, Frau Baas, dass Sie sich die Zeit genommen haben für die Fragen unserer Community. Danke.

02:35:17 Vielen Dank fürs Zuschauen. Euch noch einen schönen Stream. Das war Tagesschau Together nach dem Sommerinterview.

02:35:25 Danke, Amelie. Und da sind wir wieder im Split zu sehen. Herr Staffan. Sie hat aufgehört, sie hat diese Sommerinterview beendet mit einem Frontalangriff auf die Union. Das sollte man sich, glaube ich, schon nochmal richtig auf der Zunge zergehen lassen. Sie war doch eigentlich, finde ich, sehr diplomatisch bei vielen Sachen, die sie auch über einen Koalitionspartner gesagt hat. Das ist ein Frontalangriff.

02:35:54 ihrer Nachfolgerin Julia Klöckner Kulturkampf vorwirft. Auch ein belegter Begriff nebenher gesagt, das ist historisch belegt. Und wenn sie zu ihrem Kanzler, der da am Kabinettstisch sitzt, wenn sie da unten sitzt, sagt, das kann er meinetwegen machen oder soll er mich da mal kritisieren, nach dem Motto, ist mir doch egal. Und wenn der Zirkus sagt, dann ist es Quatsch. Dann finde ich das bemerkenswert für jemand, der in der Position ist.

02:36:22 sich quasi so vehement gegen den Koalitionspartner zu äußern, das am Ende des Interviews zu machen.

02:36:33 Und ich glaube, das ist einer der Punkte, warum sie gerne Parlamentspräsidentin geblieben wäre, um einfach diese Solidarität da mitzutragen. Das scheint sie wirklich geärgert zu haben. Also den Einsatz für lesbische, schwule und trans Personen, den nehme ich ihr vollständig ab. Und ich fand ehrlich gesagt auch, dass die Empörung ihr anzumerken war. Und unterm Strich muss man sagen, persönlich verständlich, politisch.

02:37:02 Überraschend, auch in der Formulierung. Vielen, vielen Dank für deine Einordnung, lieber Stefan. Ich möchte einmal nochmal in den Chat blicken. Ich habe hier gerade mitgeschrieben, du wurdest sehr häufig gelobt. Jemand hat geschrieben, Kai F. hat geschrieben, dass du sehr gut den Finger in die Wunden legst. Und ja, auch andere haben dich und deine Arbeit hier gerade gelobt, deine Kommentierung. Wir können auch hier ein paar Sachen einmal einblenden. Viele finden die Live-Reaction auch super.

02:37:31 Und genau, dass wir künftig mehr Stefan brauchen, steht auch drin. Und an dieser Stelle möchten wir uns einmal nochmal bei dir bedanken für diese ausführliche Analyse und dass du mit uns auf das Ganze reacted hast. Und ja, bis hoffentlich ganz bald noch einmal mit dir. Vielen herzlichen Dank euch beiden.

02:37:56 Größe in der Community und dass man mehr Stefan braucht, das nehme ich mit und das lege ich meinen Chefs vor. Danke, bis bald. Bis dann. Ciao. Ja und jetzt verabschieden wir auch die Zuschauerinnen und Zuschauer von Tagesschau24. Schön, dass Sie, schön, dass ihr heute mit dabei wart. Genau, bleiben Sie gerne nächstes Mal auch dabei. Tschüss.

02:38:19 So, Chat. Cool. Jetzt sind wir wieder alleine. Wir sind tatsächlich wieder alleine, ja. Das Fernsehen ist weg. Wie fandet ihr es? Haut mal raus. Wie war das Q&A?

02:38:38 Vielleicht könnt ihr auch gerne noch in den Chat schreiben. Hat Bärbel Bars eurer Meinung nach abgeliefert? Eins wenn ja, zwei wenn nein. Schauen wir uns einmal da nochmal das Stimmungsbild an. Keks, so viel schreibt, bin enttäuscht von Frau Bars. Powerlord, besser als gedacht. Also schreibt gerne eins, wenn ihr es gut fandet, wenn sie abgeliefert hat und zwei wenn nein. Viele zwei, 1,5.

02:39:07 Ja, 1,5 nehmen wir auch, okay. Ja, das Ende war mega, schreibt Johanna.

02:39:21 Edith Zimmermann schreibt, ich fand das echt spannend, um die Live-Reaction dabei gewesen zu sein. Das finde ich aber cool, dass wir so viel gute Rückmeldung für die Live-Reaction bekommen. Wir versuchen natürlich auch jede Woche, wenn wir die Streams machen, nochmal bessere Elemente einzubauen. Das ist eine Abwechslung, ein bisschen Spice.

02:39:39 Ja. Ein bisschen Spice reinbringen, ganz genau. Was denn? Freut uns, dass es euch gefallen hat.

02:39:54 Ja, Punnuckel schreibt, sie hat leider viel zu wenig Kommission erwähnt. Ja, das war echt ein Running Gag. Ja, das war wirklich ein Running Gag. Und es gab doch noch bei dem Interview, hat sie doch auch die ganze Zeit gesagt, ein Stichwort. Dass sie da nicht irgendwie, dass sie da nicht mit drin involviert ist. Ging es da nochmal?

02:40:16 Eine ganz bestimmte Stelle. Aber da hat sie auch mehrmals dasselbe Wort erwähnt. Das hat sich dann irgendwann mal so ein Bingo... Ja, ich weiß, was du meinst. Ich erinnere mich. Sie ist nicht im Sicherheitsausschuss. Genau, sie ist nicht im Sicherheits... War das das? Ja, genau. Ich weiß, was du meinst. Genau.

02:40:36 Genau. Ja, der Faktencheck ist bei Tagesschau 24 zum ARD-Sommerinterview mit der SPD-Vorsitzenden Bärbel Bass. Danke, liebe Community, fürs Einschalten. Wir finden unsere Tassen übrigens auch cool, Plutern-Fan. Und danke fürs Mitmachen. Der nächste Stream hier auf dem Kanal ist am Donnerstag und zwar Levis & Soundtracks.

02:41:00 Folgt doch gerne dem ARD Twitch-Kanal. Das wäre super. Dann können wir irgendwann mal die 100k voll machen. Folgt uns gerne auf Instagram. Und dann Felix, würde ich sagen. Nein, ich habe noch einen kleinen Hinweis. Und zwar, lieber Chad, wenn ihr noch Fragen habt an Van Aken, der ja nächste Woche, nächstes Wochenende bei uns zu Gast sein wird im ARD Sommerinterview und im exklusiven Q&A, dann schreibt die sehr gerne jetzt auch schon mal in den Chat. Und wir sammeln sie und stellen ihnen dann die nächste Woche.

02:41:28 Genau, weil ihr habt ja gesehen, es kam auch eine Twitch-Frage vor beim Q&A. Also wenn ihr jetzt eure Fragen stellt, die ihr habt an Jan van Acken, dann kommen sie in der nächsten Woche mit ein bisschen Glück auch vor. Genau. Und ganz lieben Dank euch. Ja, danke schön. Und ich würde sagen, wir sagen Tschüss. Tschüss, bis nächste Woche.

02:41:53 Die Stream schon vorbei? Schade Schokolade. Oder Marmelade? Beides gut. Ich bin raus. Ciao.