MixTalk ! Medfluencer: vertraust du ihnen? [heute u.a. zu Gast: handfussmund, deinhausarzt] !Thema
Medfluencer im Fokus: Vertrauen in Gesundheitstipps auf Social Media?

Die Sendung beleuchtet den Aufstieg der Medfluencer, also Influencer mit medizinischem Hintergrund. Experten wie Kinderarzt Nibras und Verbraucherschützerin Gesa diskutieren über Qualifikation, Verantwortung und den Umgang mit Falschinformationen im Netz. Es geht um Transparenz, die Rolle der Pharmaindustrie und die Frage, wie man vertrauenswürdige Gesundheitsinformationen online findet.
Einführung in Medfluencer und die Rolle von medizinischen Inhalten in sozialen Medien
00:09:06Der Stream beginnt mit einer Begrüßung des Publikums und der Vorstellung des Themas Medfluencer, also Influencer, die medizinische Inhalte erstellen. Es wird betont, dass es sich nicht um mittelalterliche Getränke handelt, sondern um Personen mit unterschiedlichem medizinischen Hintergrund, darunter Ärzte und Medizinstudenten. Der Chat wird nach seiner Erfahrung mit solchen Inhalten gefragt, wobei die Moderation eigene Erfahrungen als Laie einbringt. Es wird auf die Vielfalt der Themen eingegangen, einschließlich Supplements, und die Bedeutung der Meinungen im Chat hervorgehoben. Zuschauer werden ermutigt, sich aktiv zu beteiligen und ihre Fragen oder Geschichten zum Thema beizutragen. Der Begriff Medfluencer wird definiert als jemand, der medizinische Themen aufgreift und auf Plattformen wie Instagram, TikTok oder YouTube Content dazu erstellt, wobei ein kurzer Themen-Teaser einen Einblick in die Thematik gibt. Abschließend wird die Frage aufgeworfen, wem man bei Gesundheitsthemen vertraut: ÄrztInnen oder Medfluencern?
Vorstellung der Gäste: Nibras von Handfußmund und Gesa vom Verbraucherschutz
00:14:52Nibras stellt sich als Kinderarzt und Oberarzt in einer Kinderklinik vor, der seit 2020 zusammen mit seinem Kollegen Florian als Aufklärer online aktiv ist und sich selbst als Medfluencer sieht. Er erklärt, dass sie mit einem Podcast begannen und nun auch auf TikTok und Instagram präsent sind, um Eltern in Bezug auf Kindergesundheit aufzuklären. Gesa leitet das Projekt Faktencheck Gesundheitswerbung der Verbraucherzentralen NRW und Rheinland-Pfalz und beschäftigt sich mit Medfluencing und Gesundheitswerbung im Internet. Ihr Ansatz umfasst rechtliche Schritte gegen Verstöße und Aufklärung für Verbraucher, insbesondere die junge Zielgruppe, auch auf Instagram und TikTok, wo sie mit Gesundheitsirrtümern aufräumen und über Produkte informieren. Sie betonen, dass sie viele Beschwerden erhalten, auch über Instagram, und fordern die Zuschauer auf, sich bei Bedenken zu melden.
Der Aufstieg der Medfluencer: Ursachen, Auswirkungen und die Rolle von Corona
00:18:40Nibras erklärt, dass der Trend für medizinische Podcasts bereits vor Corona existierte, aber durch die Pandemie verstärkt wurde. Die Idee entstand aus der Notwendigkeit, Eltern und Kinder über Diagnosen aufzuklären und Fragen zu beantworten, da in Arztpraxen oft die Zeit fehlt. Der Podcast ermöglicht es, Themen ausführlich zu besprechen und für viele zugänglich zu machen. Gesa bestätigt, dass seit 2020 viel Desinformation im Netz unterwegs ist und es wichtig ist, dass seriöse Medfluencer dem entgegentreten. Sie betont die positive Ergänzung durch Aufklärung im Netz, da das Gesundheitssystem überlastet ist und manche Themen schambehaftet sind. Die Frage wird aufgeworfen, wie man vertrauenswürdige Medfluencer erkennt, wobei Gesa auf Werbung, Qualifikation und Belege für Informationen hinweist. Sie erwähnt, dass viele Studien, die von Influencern zitiert werden, qualitativ minderwertig oder von Pharmaunternehmen gesponsert sind.
Qualifikation und Verantwortung: Wer darf medizinische Ratschläge online geben?
00:23:15Nibras betont, dass auch Medizinstudierende interessante Inhalte erstellen können, z.B. über das Medizinstudium. Problematisch wird es jedoch, wenn falsche Titel wie "Doc" verwendet werden, ohne den tatsächlichen Status anzugeben. Er plädiert für Transparenz und die Angabe des Ausbildungsstandes in der Bio. Bei Ratschlägen ist Vorsicht geboten, besonders bei Kindern, da es viele Falschinformationen gibt, z.B. zum Thema Impfungen. Er sieht es als Verpflichtung, auf Instagram aktiv zu sein, um ein Gegengewicht zu bilden. Nibras schlägt ein "Ärztekammer-Badge" für Social-Media-affine Ärzte vor, um die Qualifikation auf einen Blick erkennbar zu machen. Gesa äußert Zweifel an der Umsetzbarkeit, da die Ärztekammern oft keine Kapazitäten haben, um Social Media zu überwachen. Sie verweist auf ein Zitat der Bundesärztekammer, das die begrenzten Ressourcen bestätigt und auf Hinweise von Konsumenten angewiesen ist.
Meldung von Falschinformationen und der Umgang mit Werbung durch Medfluencer
00:28:40Gesa erklärt, dass Meldungen meist von kritischen Konsumenten kommen, die besonders auf Nahrungsergänzungsmittel achten. Sie ermutigt dazu, über Insta-Kanal, TikTok oder die Webseite zu melden und Links sowie Screenshots bereitzustellen. Nibras berichtet von Werbeanfragen, die meist abgelehnt werden. Er betont, dass sie mit Firmen wie DM zusammenarbeiten, um Videos zu Themen der Kindergesundheit zu erstellen, ohne Produkte zu zeigen oder Rabattcodes zu verwenden. Es geht um Aufklärung und die Erklärung medizinischer Sachverhalte. Nibras betont, dass sie auf die Berufsordnung achten, die Anpreisungen verbietet, und Umfragen in der Community durchgeführt haben, um sicherzustellen, dass die Zusammenarbeit akzeptiert wird. Er sieht die Content-basierte Zusammenarbeit als hilfreich, um die Arbeit zu stemmen, ist aber sehr vorsichtig, um keinen Shitstorm auszulösen.
Kritische Stimmen und die Rolle der Pharmaindustrie in der Medizin
00:35:02Eine kritische Nachricht aus dem Chat wird eingeblendet, die das Misstrauen gegenüber Influencern und die Lobbyarbeit von Ärzten thematisiert. Nibras betont, dass es einen Unterschied macht, ob über Wirkstoffe oder Produkte gesprochen wird. Er räumt ein, dass die Medizinwelt nicht lobbyfrei ist, aber mittlerweile stark reglementiert. Früher wurden Ärzte zu Kongressen mit Komplettpaketen eingeladen, was heute nicht mehr üblich ist. Pharmafirmen informieren über neue Produkte, aber Ärzte verdienen nicht an Produkten mit oder erhalten Provisionen. Sollte dies der Fall sein, ist es illegal und sollte gemeldet werden. Gesa bestätigt dies. Es wird auf eine Dokumentation verwiesen, in der Nibras' Alltag als Kinderonkologe und seine Social-Media-Aktivitäten gezeigt werden.
Angst und Falschinformationen im Netz: Die Rolle von Ärzten als sicherer Hafen
00:38:11In der Dokumentation wird thematisiert, dass Eltern oft zu viel Angst haben oder durch das Internet verwirrt sind. Nibras bestätigt, dass Clickbait und übertriebene Darstellungen Angst machen. Er und sein Kollege kommentieren solche Videos und fordern dazu auf, die Kirche im Dorf zu lassen. Gesa ergänzt, dass Krebs ein großes Angstthema ist, das für irreführende Werbung, insbesondere im Supplement-Bereich, genutzt wird. Nibras erklärt, dass Eltern alles googeln und die Idee entstand, dass Ärzte mehr ins Internet gehen müssen, um einen sicheren Hafen mit verlässlichen Informationen zu schaffen. Er hat einen Tag pro Woche Zeit, um Content zu erstellen, da sein Arbeitgeber den Wert dieser Arbeit schätzt. Im Chat wird berichtet, dass Google oft Krebs als Diagnose vorschlägt, was Sorgen bereitet.
Die Zukunft der Medfluencer: Eine Schere zwischen guten und schlechten Inhalten
00:47:37Gesa betont, dass man bei Google immer skeptisch sein muss, nicht nur bei Symptomen, sondern auch bei Heilmitteln. Studien zeigen, dass Google oft falsche Empfehlungen gibt. Sie empfiehlt, Listen mit guten Internetseiten zu suchen oder dem Medfluencer des Vertrauens zu folgen. Gesa sieht eine auseinandergehende Schere zwischen guten und schlechten Inhalten und einen Anstieg der Beschwerden. Sie bemängelt die schlechte Überwachung und das Fehlen einer zentralen Meldestelle. Sie sieht es als Gemeinschaftsaufgabe, Falschinformationen zu bekämpfen. Nibras stimmt zu und betont, dass er mit der Erstellung von Inhalten begonnen hat, um eine Lücke zu füllen und Mehrwert zu schaffen. Auch er hat den Eindruck, dass der Mist-Content stark zunimmt, nicht nur in Bezug auf Werbung, sondern auch auf Falschinformationen.
Die Zunahme von Desinformation und die Rolle von Medfluencern
00:50:09Im Zeitalter der Desinformation, die heutzutage salonfähig geworden ist, ist es entscheidend, vernünftigen Content online zu fördern, besonders wenn es um die Gesundheit von Kindern geht. Es gibt zwar immer mehr 'Mist', aber auch der gute Content nimmt zu. Die Professionalisierung der Content-Erstellung, einschließlich Videoschnitt und durchdachter Themenpräsentation in kurzer Zeit, ist bemerkenswert. Der Begriff 'Medfluencer' wird als negativ behaftet empfunden, Alternativen wie 'Meducator' werden bevorzugt. Trotzdem überwiegt der positive Aspekt mit 51 Prozent. Es wird die Frage aufgeworfen, ob solcher Content das Gesundheitssystem entlasten könnte, indem er kleinere Arztbesuche ersetzt. Ausbildung und Aufklärung können dazu beitragen, medizinische Hilfe zu vermeiden und Situationen besser einzuschätzen, was besonders für Eltern von Kindern von Bedeutung ist. Dies darf jedoch nicht von dem Ärztemangel ablenken, der eine Katastrophe darstellt, wenn die ältere Ärztegeneration in Rente geht. Ein kleiner Beitrag kann aber bereits jetzt geleistet werden.
Wünsche an Medfluencer und Plattformen
00:53:52Es wird der Wunsch nach mehr Transparenz geäußert, um die Arbeit von Medfluencern für Nutzer leichter erkennbar zu machen. Ärztekammern sollten sich dem Thema annehmen und Meldestellen für Probleme einrichten. Die Plattformen selbst sollten mehr gegen Verstöße und auffällige Profile unternehmen, insbesondere im Bereich der Heilpraktiker und Coaches ohne Impressum. Es wird eine strengere Regulierung wie in Frankreich gefordert, wo es ein Influencer-Gesetz gibt. Viele fordern die Umsetzung bestehender Gesetze, aber es wird auch mehr Mut bei der Regulierung gefordert. Abschließend wird den Gästen für ihre wertvollen Einschätzungen gedankt.
Vorstellung der Gäste Azad und Sebastian: Content Creation im Medizinbereich
00:57:59Azad, ein Medizinstudent im letzten Jahr, sieht den Begriff 'Medfluencer' unproblematisch und versucht, dem negativen Image entgegenzuwirken. Er klärt über Medizin, seinen Alltag im Studium und die Verbindung zwischen Gesundheit und persönlichem Leben auf. Sebastian Alsleben, ein Allgemeinmediziner, findet den Begriff 'Meducator' ansprechend und erklärt, dass sein Content aus der Notwendigkeit entstand, Patienten in der Praxis trotz Zeitmangels aufzuklären. Er thematisiert Gesellschaftserkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes und stellt Übungsvideos online. Beide erstellen Inhalte, um medizinische Informationen zugänglich zu machen und aufzuklären.
Herausforderungen und Strategien bei der Content-Erstellung
01:03:50Es wird diskutiert, wie man auf Plattformen wie TikTok und Instagram Aufmerksamkeit erregt. Sebastian erklärt, dass provokante Videos, die gängige Gesundheitsmythen aufgreifen und humorvoll widerlegen, sehr erfolgreich sind. Azad bestätigt, dass der Aufwand für ein Video oft nicht mit der Klickzahl korreliert. Beide betonen die Schwierigkeit, komplexe medizinische Themen in kurzer Zeit faktisch korrekt darzustellen. Sie nutzen Captions, um zusätzliche Informationen zu liefern und Missverständnisse zu vermeiden. Es wird hervorgehoben, dass die Gefahr besteht, durch Zuspitzung falsche Vorstellungen zu erwecken, wie zum Beispiel die Annahme, dass der einmalige Konsum von Instant-Nudeln schädlich sei. Die Diskussion dreht sich um die Balance zwischen unterhaltsamem Content und korrekter Information.
Vertrauenswürdigkeit von Influencern und Werbepartnerschaften
01:10:08Die Frage wird aufgeworfen, wie man Influencern vertrauen kann, wenn Schnitttechnik und Präsentation im Vordergrund stehen. Sebastian betont, dass der Schnitt allein nichts über die Vertrauenswürdigkeit aussagt, sondern dass man auf Rabattcodes und Produktbewerbungen achten sollte. Er lehnt Produktwerbung ab, um seine Glaubwürdigkeit zu wahren. Azad wählt seine Werbepartner sehr bewusst aus und arbeitet nur mit Produkten zusammen, die er selbst nutzt. Er vermeidet es, Nahrungsergänzungsmittel zu bewerben, da er der Meinung ist, dass man alles, was man zum Leben braucht, aus der herkömmlichen Nahrung beziehen kann. Es wird diskutiert, ob es vertretbar ist, als Medfluencer Werbung für Produkte zu machen, die nicht direkt mit Medizin zu tun haben.
Authentizität und die Rolle von Ärzten in der Öffentlichkeit
01:16:32Es wird betont, dass die Entscheidung, ob man jemandem vertraut, oft auf Sympathie basiert. Man solle sich die Fakten und die Belegbarkeit der Aussagen ansehen, sowohl bei Medfluencern als auch bei anderen. Ärzte unterliegen strengeren Regeln und dürfen keine expliziten Produktempfehlungen geben, was ihnen eine höhere Vertrauenswürdigkeit verleiht. Es wird kritisiert, dass Influencer mit medizinischen Falschaussagen Geld verdienen, was besonders problematisch ist, wenn junge Menschen diese als Vorbilder sehen. Die Unterschiede zwischen den Befugnissen von Ärzten, Medizinstudenten und normalen Influencern werden erläutert. Ärzte unterliegen einer Berufsordnung und dürfen keine Fremdwerbung für Medizinprodukte machen. Medizinstudenten dürfen theoretisch alles bewerben, handeln aber idealerweise nach ärztlicher Ethik.
Grenzen der Empfehlungen und die Bedeutung von Reaktionen
01:22:48Die Frage wird diskutiert, ob es Influencern generell verboten werden sollte, medizinische Ratschläge zu geben oder Medizin zu bewerben. Es wird argumentiert, dass es problematisch ist, wenn Ärzte für medizinische Produkte bezahlt werden, da dies einen bitteren Beigeschmack hat. Kooperationen im privaten Bereich, wie Sportartikel, werden als weniger problematisch angesehen. Es wird betont, dass es wichtig ist, keine absoluten Aussagen zu treffen, da es in der Medizin selten absolute Wahrheiten gibt. Stattdessen sollte man Korrelationen aufzeigen und alltagsgerechte Medizin vermitteln. Um Falschaussagen zu entkräften, werden Reactions auf Videos empfohlen, um den Quatsch, der gesagt wird, auszuhebeln und die korrekte Information zu vermitteln.
Umgang mit Falschaussagen und Relevanz in der Medfluencer-Szene
01:28:27Es wird diskutiert, wie man mit Falschaussagen im Internet umgehen soll. Eine spielerische Aufarbeitung oder humorvolle Herangehensweise kann manchmal angebracht sein, um die Aussagen nicht zu ernst zu nehmen und ihnen keine zusätzliche Relevanz zu verleihen. Wenn man jede falsche Behauptung ernsthaft widerlegt, kann dies kontraproduktiv sein. Eigene Erfahrungen mit Drohungen und Anfeindungen aufgrund von Kritik an bestimmten Produkten oder Personen werden geteilt. Es wird betont, dass in solchen Situationen oft eine Aussage gegen eine andere steht, unabhängig von der eigenen Expertise oder Followerzahl. Die Dynamik in diesen Szenen, die oft von Nichtmedizinern getrieben wird, kann sehr intensiv sein. Die Kluft zwischen der Richtigkeit von Inhalten und ihrer Erstellung wird immer größer. Es wird die Frage aufgeworfen, ob es Themen gibt, die man bewusst vermeidet, weil sie zu heikel oder missverständlich sein könnten. Schwierigkeiten entstehen, wenn man sich als Influencer von einer wissenschaftlichen Herangehensweise entfernt, wie z.B. bei der manuellen Therapie, für die es keine ausreichende Evidenz gibt. Medikamentenempfehlungen werden als besonders problematisch angesehen, da die Entscheidung idealerweise von einem Arzt vor Ort getroffen werden sollte, der individuell auf den Patienten eingehen kann. Es wird betont, dass man bei der Erwähnung von Medikamenten vorsichtig sein und idealerweise den Wirkstoffnamen nennen sollte, um keine bestimmte Marke hervorzuheben. Ein Disclaimer, der auf die Notwendigkeit der Rücksprache mit einem Arzt hinweist, kann ebenfalls hilfreich sein. Solange man sich an Leitlinien und Richtlinien hält und keine Partnerschaft mit einem bestimmten Unternehmen besteht, ist die Erwähnung von Medikamenten in Ordnung.
Vorstellung von Fumbi und Prof. Dr. Martin Smollich: Ihre Arbeit und Motivation im Bereich Medfluencing
01:34:48Fumi, eine 23-jährige MFA und Medizinstudentin, teilt Einblicke in ihr Studium und ihren Alltag auf Instagram und TikTok und erstellt Aufklärungsvideos. Ein Beispiel ist ein Video über die Warnzeichen eines Schlaganfalls. Martin Smollich, Pharmakologe, Ernährungswissenschaftler und Professor, konzentriert sich auf die Vermittlung von Fakten im Bereich Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel, wo viele Mythen kursieren. Er teilt seine Inhalte hauptsächlich über Instagram-Posts, wie z.B. einen Beitrag, der die Hypothese widerlegt, dass Vitamin C vor Krebs schützt. Fumi begann mit dem Teilen ihres Lebens, zunächst im Bereich der medizinischen Informatik, dann im Medizinstudium. Sie möchte Menschen, die ohnehin viel Zeit auf Social Media verbringen, positive und verständliche Informationen mitgeben. Martin hat sich lange gegen Social Media gesträubt, da er die Verbreitung von Fehlinformationen in der Ernährungsmedizin als gefährlich ansieht. Er wurde jedoch von seinen Mitarbeitern ermutigt, einen Account zu erstellen, um die Menschen zu erreichen und evidenzbasierte Informationen zu verbreiten. Er erlebt täglich, wie gefährlich falsche Empfehlungen in der Ernährungsmedizin sein können. Ärzte und medizinisches Fachpersonal genießen immer noch hohes Vertrauen als Informationsquellen, gefolgt von staatlichen Gesundheitsbehörden und Krankenkassen. Familie und Freunde sowie das Internet folgen danach, Social Media steht an letzter Stelle. Einige Medfluencer möchten eine positive Quelle im Internet darstellen und gegen Fehlinformationen vorgehen.
Detailfragen vs. Große Prinzipien: Herausforderungen und Empfehlungen für gesunde Ernährung im Social Media Kontext
01:41:20Martin Smollich erwähnt, dass er in einer Story dazu geraten hat, weniger Gesundheitscontent zu konsumieren, obwohl er selbst welchen produziert. Er erklärt, dass sich viele Menschen in Detailfragen der Ernährung verlieren und dabei die grundlegenden Prinzipien vergessen. Dieses Mikromanagement ist verkäuflich, aber die einfachen Regeln wie "nicht zu viel, hauptsächlich pflanzlich, abwechslungsreich und frisch" sind weniger attraktiv. Er rät Patienten mit schweren Krankheiten, sich weniger auf Social-Media-Gesundheitscontent zu verlassen und mehr auf ihren gesunden Menschenverstand zu hören. Fumi betont, dass sie versucht, Themen so simpel wie möglich zu erklären, aber dennoch fachlich korrekt zu bleiben. Martin erklärt, dass seine Universität keinen eigenen Studiengang für Wissenschaftskommunikation hat, er aber Social-Media-Beispiele in seine Studiengänge für medizinische Ernährungswissenschaft und Ernährungsmedizin integriert, um den Studierenden die Verantwortung zu vermitteln, die mit der Verbreitung von Informationen einhergeht. Er betont, dass man nicht einfach unreflektiert Meinungen verbreiten sollte und dass es schwierig ist, die Qualität von Inhalten zu regulieren. Fumi hat bisher keine Sensibilisierung für das Thema Influencer-Tätigkeit im Studium erfahren, aber sie weiß, dass einige ihrer Kommilitonen ebenfalls Content erstellen.
Austausch und Selbsthilfe: Die Rolle von Medfluencern und die Bedeutung von Transparenz und Qualifikation
01:47:54Ein Kommentar auf Instagram zeigt, dass manche Menschen im Internet eine Anlaufstelle finden, um sich über medizinische Themen zu informieren und sich auf Arztgespräche vorzubereiten. Martin Smollich betont, dass der niedrigschwellige Zugang zu medizinischen Informationen durch Social Media fantastisch ist, aber das Problem darin besteht, dass Laien seriöse von unseriösen Informationen schwer unterscheiden können. Fumi betont, dass sie nicht die erste Anlaufstelle sein möchte und rät den Leuten, bei Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Sie gibt jedoch Einstiegsinformationen und beobachtet, dass sich in ihren Kommentarbereichen Menschen austauschen und gegenseitig unterstützen. Martin äußert sich zum Thema Ashwagandha und betont, dass er Studien einordnet und übersetzt, damit jeder selbst entscheiden kann, ob er das Risiko oder die Chance nutzen möchte. Er differenziert zwischen der Datenlage und seiner persönlichen Einschätzung. Er ist zurückhaltend mit der Äußerung seiner persönlichen Meinung, um niemanden zu beeinflussen. Martin rät, bei der Informationssuche auf Social Media auf eine formale Qualifikation des Content-Erstellers zu achten, betont aber, dass dies keine Garantie für Fehlerfreiheit ist. Er empfiehlt auch, den gesunden Menschenverstand einzusetzen und vorsichtig zu sein, wenn ökonomische Interessen im Spiel sind oder Empfehlungen im Widerspruch zu Fachgesellschaften stehen. Fumi vermeidet Kooperationen mit Supplement-Firmen, damit die Leute erst mal selber feststellen, ob sie einen Mangel haben. Sie nimmt nur Sachen an, die sie selber konsumiert hat und teilt dies transparent mit den Leuten. Sie möchte auch nach Abschluss ihres Studiums Aufklärungskontent erstellen, aber sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Sie schließt aus, über Impfungen zu sprechen, da dort oft Gegenwind herrscht.