Politik & wir I Neuer Papst: Soll sich die Kirche in die Politik einmischen? [!Thema]

Kirche und Politik: Wie weit darf Einflussnahme gehen? Experten diskutieren.

Habemus Papam, habemus Politik & wir-Stream! Aber Religion und Politik – passt das zusammen? Nein, sagen zumindest einige Politiker:innen der Unionsparteien. Kirchenvertreter:innen aus Deutschland sehen das aber anders. Und auch der erste US-amerikanische Papst Leo XIV ist jetzt schon für seine Kritik an US-Präsident Donald Trump bekannt. Also: Soll sich die Kirche in die Politik einmischen? Darüber reden wir bei Politik & wir heute mit: Anna-Nicole Heinrich (Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland), Konrad Körner (Mitglied des Bundestages, CSU), Jessica Wilhelm (Initiative Maria 1.0), Ulrike Bieritz (rbb-Redakteurin für Gesellschaft und Religion), Lisa Quarch (katholische Feministin), @karloimmenso und @robaboyjj

Just Chatting

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Vorstellung des Themas und der Gäste

00:10:26

Der Stream beginnt mit einer herzlichen Begrüßung zu "Politik und Wir", der ersten Ausgabe mit dem neuen Papst Leo XIV. Thematisiert wird die Frage, ob sich die Kirche in die Politik einmischen soll, angesichts der politischen Aktivität seines Vorgängers Franziskus. Julia Klöckner, die neue Präsidentin des Bundestags, wird als Beispiel genannt, die Kritik an der Einmischung der Kirche in die Tagespolitik äußert. Der Chat wird zu einer Umfrage aufgerufen, ob sich die Kirche in die Politik einmischen soll (1 für Ja, 2 für Nein). Anna Nicole Heinrich, Präses der 13. Synode der Evangelischen Kirche Deutschland, wird als Gast vorgestellt. Sie erklärt ihre Rolle als vergleichbar mit der Bundestagspräsidentin der evangelischen Kirche und erläutert die Bedeutung der Jugendpartizipation in der Kirche, die zu ihrer Wahl in dieses Amt führte. Sie selbst kommt aus einem nicht christlichen Elternhaus und fand über den Religionsunterricht und die Jugendarbeit zur Kirche. Konrad Körner von der CSU, ein junger Abgeordneter im Bundestag, wird ebenfalls als Gast vorgestellt, der über seine Wohnungssuche in Berlin und seine ersten Erfahrungen im Parlament berichtet. Er spricht über seine Interessen an Digitalisierung, Generationengerechtigkeit und Sozialversicherungssystemen und seine Wurzeln in der kirchlichen Jugendarbeit.

Diskussion über die Rolle der Kirche in der Politik

00:24:22

Die Diskussion dreht sich um die Frage, inwieweit sich die Kirche in die Politik einmischen soll. Anna Nicole Heinrich betont, dass Christsein und Kirche immer politisch seien und Stellung zu Themen wie Migration und Klimaschutz beziehen müssen. Konrad Körner stimmt zu, dass die Kirche Werte vermitteln und eine mahnende Rolle einnehmen soll, sieht aber eine Grenze bei der Einmischung in die Tagespolitik. Er argumentiert, dass die Kirche eine höhere Flughöhe haben und aus größeren Zusammenhängen heraus agieren sollte. Verschiedene Chat-Kommentare spiegeln unterschiedliche Meinungen wider, von der klaren Trennung von Kirche und Staat bis zur Befürwortung eines Einflusses der Kirche auf die Politik, um Politiker auf den richtigen Kurs zu bringen. Das Beispiel der Bewahrung der Schöpfung wird als ein Thema genannt, das die Kirche zur Sprache bringen sollte, um die Klimakrise ernst zu nehmen. Es wird kurz über den neuen Papst gesprochen und die Frage aufgeworfen, was der Chat von ihm erwartet.

Der neue Papst Leo XIV. und seine Bedeutung

00:30:34

Laurens aus Berlin schaltet sich zu und äußert sich zur Papstwahl. Er findet die Wahl von Leo XIV., der dem progressiven Lager zuzuordnen ist, bemerkenswert und sieht ihn als moralisches Gegenstück zu Donald Trump. Er betont die Bedeutung der stillen Diplomatie der katholischen Kirche in Krisenzeiten und ihre Rolle als Wertegemeinschaft. Konrad Körner zeigt sich erleichtert über die Wahl eines relativ jungen und amerikanischen Papstes, der sich gegen Krieg ausspricht. Er warnt jedoch davor, ihn zu einem Gegenspieler von Trump zu stilisieren, da dies seine Glaubwürdigkeit untergraben könnte. Anna Nicole Heinrich gesteht, dass der Papst für Protestanten keine starke Identifikationsfigur ist, aber seine Worte dennoch Gewicht haben. Sie hofft, dass Papst Leo den Mut hat, sich klar zu Themen wie Krieg und Frieden zu positionieren und Solidarität mit der Ukraine zu zeigen. Sie betont, dass jede inhaltliche Positionierung auch eine Fremdzuschreibung mit sich bringt.

Betrachtung des neuen Papstes Leo XIV. und die Rolle der Kirche in der Politik

00:44:19

Ulrike Bieritz, Leiterin der RBB-Redaktion Gesellschaft und Religion, gibt Einblicke in die Bedeutung des neuen Papstes. Sie betont, dass Leo XIV. sowohl US-Amerikaner als auch Peruaner ist, was ihn zu einem Verbinder und Brückenbauer macht, der die katholische Kirche in dieser Zeit braucht. Sie hofft, dass er ein Gegengewicht zu Trump sein kann und den Weg von Franziskus weitergeht, indem er sich für die Armen einsetzt. Bieritz wünscht sich, dass er klar bleibt und sich nicht domestizieren lässt, sondern Rücksicht auf die Vielfalt der katholischen Kirche nimmt. Sie unterscheidet zwischen politischer Äußerung und Parteipolitik und befürwortet, dass sich die Kirche politisch äußert, insbesondere in ethischen Fragen und in Bezug auf das Menschenbild. Sie erwartet von der Kirche, dass sie den Finger in die Wunde legt und sich um die Schwachen der Gesellschaft kümmert. Abschließend wird auf eine Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hingewiesen, die sich mit den Gründen für Kirchenaustritte und -zugehörigkeit befasst.

Erwartungen an die Kirche und das Verhältnis zur Politik

00:49:42

Es wird erwartet, dass sich die Kirche sozial engagiert, insbesondere in Bereichen wie Kindergärten, Schulen und Hospizen, ohne zu missionieren. Dieses soziale Engagement wird als hochpolitisch angesehen. Die evangelische Kirche wird manchmal zynisch als Vorfeldorganisation der Grünen wahrgenommen, was durch die Beteiligung ehemaliger oder aktiver Politiker wie Katrin Göring-Eckardt und Anja Siegesmund am Kirchentag verstärkt wird. Kritiker bemängeln, dass die Kirche sich wie eine NGO verhält, insbesondere in Bezug auf Themen wie Klima und Tempo 30, was den Eindruck erweckt, dass sich dort vor allem Anhänger der Grünen tummeln. Trotz dieser Kritik wird betont, dass die Bewahrung der Schöpfung ein wichtiger Aspekt ist, auch wenn dies durch Maßnahmen wie langsameres Autofahren geschieht. Der Kirchentag wird als hochpolitisch, aber nicht parteipolitisch angesehen, obwohl einige Kommentatoren ihn mit einem Parteitag der Grünen vergleichen, da tagespolitische Themen oft überlagern. Es wird jedoch hervorgehoben, dass der Kirchentag ein spezielles Format ist, das Diskussionen und Austausch fördert, im Gegensatz zu Predigten, bei denen der Pfarrer das Privileg hat, ohne Widerspruch zu reden.

Kirchentag: Einblicke und Diskussionen

00:51:59

Der Kirchentag wird als ein Ort der Vielfalt und des Austauschs dargestellt, an dem Menschen unterschiedlicher Hintergründe zusammenkommen, um über Werte und Glauben zu diskutieren. Der Bürgermeister von Hannover betont, dass er stolz darauf ist, dass so viele Menschen zusammenkommen, um über gesellschaftliche Werte zu diskutieren. Der Kirchentag bietet eine breite Palette an Angeboten, von Gottesdiensten und Andachten bis hin zu Workshops und Diskussionsrunden, in denen jeder etwas finden kann, an dem er sich stößt oder inspiriert wird. Es gibt Kritik an der Themenauswahl, wie beispielsweise 'Queere Tiere auf der Arche' oder 'Polyamorie und Nichtmonogamie', aber es wird argumentiert, dass diese Themen ihren Platz haben, da sie von engagierten Gemeindemitgliedern eingebracht werden und dazu dienen, sich in einem geschützten Raum auszutauschen. Es wird betont, dass der Kirchentag partizipativ organisiert ist und dass viele Menschen aus Gemeinden an der Gestaltung des Programms beteiligt sind. Die Themen sollen Menschen dazu anregen, sich mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen und sich über verschiedene Perspektiven auszutauschen.

Glaube, Politik und die Rolle der Kirche in der Gesellschaft

01:01:18

Es wird diskutiert, ob die Kirche austauschbar wird, wenn sie sich politisch äußert, oder ob sie dadurch an Relevanz gewinnt. Es wird betont, dass Äußerungen der Kirche auf biblischen Grundlagen basieren und konkrete Handlungsanweisungen für die Institution und ihre Mitglieder beinhalten sollten. Die Sorge, dass die Kirche den Menschen das freie Denken nimmt, wird angesprochen, aber es wird entgegnet, dass der christliche Glaube Orientierung gibt, ohne Meinungen zu unterdrücken. Die biblische Botschaft ist nicht immer eindeutig, und es ist in Ordnung, sich daran zu reiben und unterschiedliche Positionen zu haben. Der Glaube soll nicht abstrakt und abgehoben sein, sondern mit dem Hier und Jetzt verbunden werden, insbesondere in einer digitalisierten Welt, in der die Frage nach Wahrheit eine neue Bedeutung hat. Es wird betont, dass Kirche ein Ort des Gesprächs sein sollte, an dem Menschen mit unterschiedlichen Meinungen respektvoll miteinander diskutieren können, ohne sich gegenseitig das Christsein abzusprechen. Es wird als positiv hervorgehoben, dass es Politiker gibt, die sich öffentlich zu ihrem christlichen Glauben bekennen.

Kirche zwischen NGO und Wahrheitsanspruch

01:07:47

Die Kirche wird von einigen als austauschbar wahrgenommen, wenn sie sich wie eine NGO zu tagesaktuellen Themen äußert, anstatt sich auf die grundlegenden Fragen von Leben und Tod zu konzentrieren. Dies könnte dazu führen, dass sich Menschen von der Kirche abwenden, insbesondere diejenigen, die nicht zu den 'Kirchenultras' gehören. Es wird argumentiert, dass die Kirche einen biblisch begründeten Grund für ihre Äußerungen haben muss und als Institution Vorbild sein sollte. Es wird die Frage aufgeworfen, ob die Kirche noch alle erreicht, die im Kirchenbänkchen sitzen, oder nur die engagierten Kirchenbesucher. Die Kirche hat einen Wahrheitsanspruch, der sie von Parteien unterscheidet, aber sie sollte sich in Themen, in denen sie keine Wahrheit gepachtet hat, zurückhalten. Eine katholische Theologin berichtet von ihren Erfahrungen auf dem Kirchentag und betont, dass es dort nicht nur um politische Themen geht, sondern auch darum, wie der Glaube in die Gesellschaft eingebracht werden kann. Sie hebt hervor, dass der Kirchentag ein unabhängiger Verein ist, der den Glauben und die Gesellschaft miteinander verbinden will. Es wird betont, dass es auf dem Kirchentag Menschen aller Generationen gibt und dass auch unkonventionelle Gottesdienste Anklang finden.

Gottesdienst und Rituale als Zusammenhalt, Freiheit im Glauben

01:27:49

Gottesdienste und Rituale haben eine unglaublich verbindende Kraft, besonders nach inhaltlichen Auseinandersetzungen. Die Idee der Gemeinde, in der alle zusammenkommen, muss in diesen Ritualen immer wieder aufleben. Abseits davon sollte es jedoch Freiheit geben, sich das auszusuchen, was dem eigenen Glaubensleben guttut. Man muss sich nicht gezwungen fühlen, an Dingen teilzunehmen, die einem nicht guttun oder wo man sich ständig rechtfertigen muss. Der Besuch einer christlichen Gemeinschaft sollte aus dem Wunsch nach Wachstum im Glauben und Austausch mit anderen resultieren, nicht aus Pflichtgefühl. Es ist wichtig, sich wohlzufühlen und nicht in rein gemeindlichen Strukturen gefangen zu sein. In Bezug auf Grenzen wurde festgestellt, dass Politik sich aus Predigten heraushalten sollte, während Rituale gemeinschaftlich gestaltet werden sollten, ohne politische Inhalte. Der Papst sollte keine Gesetzesvorhaben mitverfassen oder zum Gegenspieler von politischen Figuren werden. Abschließend wurde die Frage des Segens in der katholischen Kirche thematisiert, wobei klargestellt wurde, dass jeder Katholik andere Menschen und Gegenstände segnen darf, außer den offiziellen Segen am Ende der Eucharistiefeier, der nur ordinierten Personen vorbehalten ist.

Diskussion über die politische Rolle der Kirche mit Jessica Wilhelm von Maria 1.0

01:31:33

Ein Raid von Wild Mix wurde begrüßt und die Diskussion darüber eröffnet, wie politisch die Kirche sein darf. Jessica Wilhelm von Maria 1.0, einer Organisation, die sich für die katholische Lehre einsetzt, wurde vorgestellt. Sie betonte, dass die Kirche in erster Linie Christus im Blick haben und die Wahrheit des Glaubens weitergeben sollte. Die Kirche habe den Auftrag, auf die Gesellschaft einzuwirken, sollte sich aber auf ihren Kern konzentrieren und keine Parteipolitik betreiben. Es wurde diskutiert, wann die Kirche zu politisch sei, wobei es schwierig sei, eine klare Grenze zu ziehen, da dies von der individuellen Wahrnehmung abhänge. Wilhelm äußerte sich nicht direkt zu dem Zitat des letzten Papstes 'Diese Wirtschaft tötet', betonte aber, dass sich die Kirche auf die Verkündigung Christi konzentrieren und den Menschen den Nutzen des Glaubens aufzeigen sollte. Katholiken beziehen sich nicht nur auf die Bibel, sondern auch auf die Tradition, den Papst und den Katechismus der katholischen Kirche. Die Kirche hat eine eigene Soziallehre, auf die sich Papst Franziskus bezieht. Wilhelm befürwortete, dass sich die Kirche im Sinne der Bewahrung der Schöpfung zur Klimakrise äußern sollte, äußerte sich aber kritisch zu einer Predigt über queere und feministische Helden der Bibelgeschichte. Sie betonte, dass die katholische Kirche eine klare Definition von Mann und Frau sowie der Ehe habe und diese Wahrheit nicht vorenthalten sollte.

Kontroverse um Liebe, Ehe und Segen in der Kirche

01:38:21

Es wurde über die unterschiedlichen Positionen innerhalb der Kirche diskutiert, von konservativ bis progressiv, und wie sich alle in einem Gottesdienst angesprochen fühlen können sollten. Es wurde betont, dass die Kirche jedem Menschen mit Würde begegnen müsse, aber es wurde auch die Frage aufgeworfen, ob die Kirche Menschen abweisen solle, die eine gleichgeschlechtliche Ehe eingehen wollen. Jessica Wilhelm argumentierte, dass jeder Mensch eine von Gott gegebene Würde habe und geliebt werde, aber man zwischen der Person und ihren Handlungen unterscheiden müsse. Sie betonte, dass die Kirche zwar jeden segnen könne, aber gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht die gleiche Qualität wie eine Ehe hätten und daher nicht gesegnet werden könnten. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob es in Ordnung sei, wenn Menschen aufgrund dieser Positionen die Kirche verlassen. Wilhelm, die sich bewusst für das Katholischsein entschieden hat, akzeptiert, dass es Grenzen gibt und man entweder voll hinter der Lehre steht oder nicht. Maria 1.0 vertritt die offizielle Lehre der Kirche und möchte diese bekannt machen, da viele Menschen nicht mehr wissen, wofür die katholische Kirche steht.

Meinungsfreiheit, Moral und die Rolle der Kirche in der Politik

01:47:06

Die Zuschauer teilten ihre Meinungen zur Rolle der Kirche in der Politik, wobei einige forderten, dass sich die Kirche für Gerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit einsetzen müsse. Andere kritisierten den Gottesbezug im Grundgesetz. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob es ohne den christlichen Glauben keine allgemein verbindliche Moral gäbe. Ein Jurist argumentierte, dass es auch in nicht-christlichen Regionen Moralvorstellungen gebe, aber die christliche Tradition maßgeblich zur Entwicklung von Werten wie der Menschenwürde beigetragen habe. Es wurde ein Zitat von Gregor Gysi diskutiert, der die Meinungsfreiheit der Kirchen betonte. Es wurde klargestellt, dass die Meinungsfreiheit primär für Personen gilt und sich auf Institutionen ableitet. Die evangelische Kirche hat kein Lehramt im katholischen Sinne, sondern ist durch Vielfalt und die Frage nach der Wahrheit geprägt. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob eine Institution überhaupt eine Meinung haben kann. Die Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts hat eine Meinungsfreiheit, die sich durch die Individuen dahinter bildet. Es wurde diskutiert, ob die Kirche ihre Funktion ausüben darf. Abschließend wurde die Frage aufgeworfen, warum christlich geprägte Parteien die Kirchen kritisieren, während Linke ihnen zur Seite springen. Es wurde betont, dass die C-Parteien nicht konfessionell gebunden sind, sondern eine christlich-soziale Lehre vertreten. Wenn die Kirche eine gewisse Flughöhe verlässt, muss sie sich wie jeder andere Akteur im politischen Austausch behandeln lassen und kann keine Sonderregeln beanspruchen.

Kirchlicher Auftrag, Kirchenaustritte und weltoffene Kirche

01:55:18

Es wurde betont, dass man nicht der Kirche, sondern Gott nachfolge und die Kirche Orientierung gibt. Katholische und evangelische Kirche unterscheiden sich in ihrer Auffassung von Kirche. In der katholischen Kirche ist die Kirche ein Heiliges, während sie in der evangelischen Kirche eine Institution ist, die Menschen zusammenbringt, um ihren Glauben zu leben. Politiker mit christlichem Hintergrund sollten aus ihrem Glauben heraus begründen können, warum sie bestimmte Positionen vertreten. Die Kirche maßt sich nicht an, bessere Politik zu machen, sondern wird oft um Stellungnahmen gebeten und sieht ihre Rolle als Mahner. Es wurde die Frage aufgeworfen, für wen die Kirche spricht, wenn sie politische Forderungen stellt, insbesondere angesichts sinkender Mitgliederzahlen. Es gibt vielfältige Gründe für Kirchenaustritte, darunter politische Äußerungen, Umgang mit Missbrauch, Geld und Frust. Hauptgrund ist jedoch die abbrechende Sozialisation, also das Fehlen von Identifikationsfiguren im familiären Kontext. Die Kirchen müssen weltoffener werden und für unterschiedliche Lebens- und Beziehungsformen offen sein, um Menschen mit der biblischen Botschaft in Kontakt zu bringen. Es wurde betont, dass man mehr über den Glauben in der Öffentlichkeit erzählen und unterschiedliche Identifikationsfiguren präsentieren müsse. Abschließend wurde erwähnt, dass es unterschiedliche Umfragen zu den Gründen für Kirchenaustritte gibt, wobei der Missbrauchsskandal und die Kirchensteuer oft als wichtige Argumente genannt werden.

Fazit und Ausblick

02:05:51

Ein 19-jähriger Zuschauer namens Josse zog das Fazit, dass der Fokus zu stark auf der Religion der Kirche lag und die Vielfalt anderer Religionen in der Gesellschaft zu kurz kam. Er betonte, dass sich Institutionen mit einer großen Anhängerschaft zu aktuellen Themen äußern sollten, aber der Deckmantel einer bestimmten Religion eine zu große Gruppe ausschließe. Die Diskussionsteilnehmer betonten, dass katholisch und evangelisch unterschiedlicher seien, als man auf den ersten Blick sehe, und dass es sich lohne, im Gespräch zu bleiben und unterschiedliche Meinungen auszuhalten. Es wurde die Frage aufgeworfen, was der richtige Weg für die Kirche sei, um Menschen mitzunehmen und ihren kirchlichen Auftrag zu erfüllen. Abschließend wurde auf die ESC-Vorschau am nächsten Tag auf dem ARD-Twitch-Kanal hingewiesen.