MixTalk ! ARD-Chef Florian Hager im Q&A [heute zu Gast: @Catszplay & @HeadMunk] !Thema
ARD-Chef Florian Hager im Gespräch: Einblicke in die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
Der Mixtalk bietet eine Plattform für den ARD-Chef Florian Hager, um sich den Fragen und der Kritik der Zuschauer zu stellen. Es geht um die Bewertung der ARD, seinen ungewöhnlichen Karriereweg und die Herausforderungen seiner Position. Die Diskussion beleuchtet auch die Zukunft linearer Angebote, die Entwicklung von Spielen und die Bedeutung von Transparenz bei Gehältern und Parteizugehörigkeit. Hager spricht über die Notwendigkeit, alle Generationen zu erreichen und das Vertrauen in die Medien zu stärken.
Einführung des Mixtalks mit ARD-Chef Florian Hager
00:10:04Der Mixtalk beginnt am Mittwochabend um 20:30 Uhr auf dem ARD-Kanal mit dem Ziel, wöchentlich Diskussionen zu ermöglichen, unterschiedliche Meinungen zusammenzubringen und den Dialog zu fördern. Für diese Ausgabe wurde ein besonderer Gast eingeladen: Florian Hager, der ARD-Chef persönlich. Die Zuschauer haben die Möglichkeit, Kritik zu äußern, Fragen zu stellen, die sie schon immer beschäftigt haben, oder Formatideen vorzuschlagen. Es wurden bewusst weniger Gäste als üblich eingeladen, um mehr Raum für die Meinungen und Fragen der Community zu schaffen. Der Chat wird aktiv dazu aufgerufen, Fragen einzureichen oder sich über die 'Stream Together'-Funktion direkt in die Sendung zu schalten, um ihre Anliegen persönlich vorzutragen. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass voraussichtlich nicht alle Fragen beantwortet werden können.
Bestandsaufnahme der ARD aus Zuschauersicht
00:11:18Zu Beginn des Mixtalks wird das Publikum gebeten, die ARD auf einer Skala von 1 bis 10 zu bewerten, wobei 1 für 'totaler Fail' und 10 für 'genau das, was ihr euch wünscht' steht. Die Bewertungen aus dem Chat zeigen ein durchwachsenes Bild: Es gibt viele positive Rückmeldungen mit 8 und 9, aber auch einige im Mittelfeld (5, 4) und sogar eine 1. Dies deutet darauf hin, dass es noch Verbesserungspotenzial gibt, was den Gast Florian Hager interessieren dürfte. Die ARD Twitch-Livestreams werden jedoch als 'eine 10' gelobt. Florian Hager, der jüngste ARD-Vorsitzende, wird vorgestellt. Er hat einen ungewöhnlichen Werdegang, der von einem Ingenieursstudium über Tourmanagement und eine Kneipe in Lissabon bis zur Mitgründung von Funk reicht, bevor er 2022 Intendant des Hessischen Rundfunks und Anfang 2023 ARD-Chef wurde.
Herausforderungen und Freuden der ARD-Chef-Position
00:13:58Die Rolle des ARD-Chefs wird als eine Position beschrieben, die mit einem großen, manchmal schwerfälligen Apparat und viel Kritik konfrontiert ist. Florian Hager räumt ein, dass es Momente mit 'Hass und Ähnlichem' gibt, betont aber, dass er nicht der Einzige sei, der solche Erfahrungen auf Social Media mache. Er empfindet die Arbeit dennoch als 'großartig', da er an der Zukunftsgestaltung eines großen Medienverbunds mitwirken kann. Mit seiner digitalen Vergangenheit und der Mitgründung von Funk sieht er es als 'geilen Job', den Wandel von einem klassischen Radio- und Fernsehsender zu einem digitalen Medienhaus voranzutreiben. Auf die Frage nach seinen Gaming-Erfahrungen erwähnt er Klassiker wie 'Leisure Suit Larry' und 'Bombjack' aus der Arcade-Zeit, was bei einigen Zuschauern nostalgische Reaktionen hervorruft. Er beschreibt diese Spiele als frühe, comicartige Animationen mit Quests, die trotz ihrer Einfachheit fesselnd waren.
Karriereweg zum ARD-Chef und Bedeutung von Lebenserfahrung
00:16:15Florian Hager beantwortet die Frage nach seinem Karriereweg zum ARD-Chef, indem er betont, dass es kein bewusstes Lebensziel war, diese Position zu erreichen. Er beschreibt seinen Werdegang als eine Reihe von Möglichkeiten und das Glück, viele Dinge ausprobieren zu dürfen. Er studierte Maschinenbau, dann Filmwissenschaften in Paris, arbeitete in der Postproduktion von Filmen (Special Effects, 3D-Effekte) und kam über Arte zum ZDF. Er sieht seinen Weg nicht als 'Vitamin B', sondern als das Ergebnis von Menschen, die seine Arbeit interessant fanden und ihm Chancen gaben. Als besonders nützliche Fähigkeit in seiner heutigen Position nennt er seine Erfahrung als Kneipenbesitzer in Lissabon. Diese Zeit, in der er von morgens bis abends hart arbeitete und alle anfallenden Aufgaben erledigte, habe ihm Resilienz verliehen und ein tiefes Verständnis für die harte Arbeit anderer Menschen vermittelt.
Diskussion über den 'Linkstrall' in öffentlich-rechtlichen Medien
00:18:38Florian Hager nimmt Stellung zur oft gestellten Frage nach einem angeblichen 'Linkstrall' in den öffentlich-rechtlichen Medien. Er verweist auf eine Studie aus Mainz, die untersuchte, was in den Medien fehle. Diese Studie kam zu dem Ergebnis, dass die öffentlich-rechtlichen Medien nicht 'linker' seien als andere Medien. Die Kritik bezog sich eher darauf, dass alle Medien, einschließlich der öffentlich-rechtlichen, zu kritisch mit den aktuell Regierenden umgingen. Die Studie stellte die Frage, ob dies gut für die Demokratie sei, wenn ausschließlich über negative Aspekte berichtet werde. Hager betont, dass die ARD ein wichtiger Teil des demokratischen Systems in Deutschland sei und Sorge tragen müsse, nicht zur Erosion der Demokratie beizutragen, indem nur Negatives berichtet werde. Er räumt ein, dass die Studie einen 'leichten Linkstrall' feststellte, insbesondere eine Überrepräsentation sozialstaatlicher und liberal-progressiver Perspektiven, und dass wirtschaftsliberale Perspektiven unterrepräsentiert seien. Er betont die Notwendigkeit, ein breiteres Spektrum an Perspektiven abzubilden, da alle Bürger den Rundfunkbeitrag zahlen und somit ein Recht auf Meinungsvielfalt haben.
Transparenz bei Gehältern und Parteizugehörigkeit
00:21:03Auf die Frage nach seinem Gehalt im Vergleich zu seinem Vorgänger Kai Kniffke erklärt Florian Hager transparent, dass er mit 150.000 Euro weniger als Kniffke (der knapp 400.000 Euro verdiente) deutlich weniger erhält. Er räumt ein, dass dies immer noch 'viel Geld' sei und betont die Notwendigkeit, transparent damit umzugehen, da die Gehälter der ARD-Führungskräfte offengelegt sind, im Gegensatz zu anderen Bereichen. Er hat sein Gehalt sogar auf einen Stundenlohn umgerechnet, der in der Größenordnung eines Handwerkers liege. Bezüglich der Parteizugehörigkeit in höheren Positionen der öffentlich-rechtlichen Medien stellt Hager klar, dass er selbst kein Parteibuch besitzt und ein 'klassischer Wechselwähler' sei. Er betont, dass es keine Pflicht sei, ein Parteibuch zu haben, und es auch kein Nachteil sei, wenn jemand politisch engagiert ist, solange dies transparent gemacht wird, insbesondere bei Personen vor der Kamera. Er würde es persönlich nicht tun, respektiert aber, dass sich Menschen in Parteien engagieren.
Diskussion um Krimis, Schlagershows und die Zukunft des linearen Fernsehens
00:24:16Florian Hager äußert sich zur Frage, ob Krimis und Schlagershows zur Grundversorgung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehören. Er erzählt anekdotisch, wie seine frühere Aussage, er könne mit Schlager 'nichts anfangen', in Boulevardmedien als 'Skandal' fehlinterpretiert wurde. Trotz seiner persönlichen Präferenz ist er der Meinung, dass beides dazugehört, da es bestimmte Bevölkerungsgruppen anspricht und Schlager einen 'gewissen Eskapismus' bietet. Er lädt dazu ein, die Atmosphäre eines 'Schlagerbooms' vor Ort zu erleben, um die Faszination zu verstehen. Er betont jedoch, dass die ARD nicht nur Schlager macht und dass über die Menge an Krimis diskutiert werden könne. Generell vertritt er die Ansicht, dass zu viele lineare Angebote existieren und stattdessen mehr im digitalen Bereich getan werden müsse. Er sieht die ARD noch nicht so aufgestellt, dass sie für alle Perspektiven und Generationen adäquate Angebote hat, was sein Hauptansatzpunkt ist.
Kika und die Zukunft linearer Angebote im Reformstaatsvertrag
00:26:42Florian Hager korrigiert die Annahme, dass der Kinderkanal (Kika) abgeschaltet werde. Er erklärt, dass der Auftrag der ARD durch ein Gesetz, den Reformstaatsvertrag, geändert wird. Dieser Vertrag sieht vor, dass die ARD zu viele lineare Angebote hat und bestimmte Angebote verändert, mit dem ZDF gemeinsam betrieben oder abgeschaltet werden müssen, einschließlich Radiokanälen. Bezüglich des Kika besagt der Vertrag, dass es nach 2033 voraussichtlich keinen linearen Digitalkanal mehr geben muss, da die Medienforschungsdaten zeigen, dass die Nutzung immer stärker ins Digitale verlagert wird. Bereits 2030 sollen 60 Prozent der Menschen ihre Inhalte nonlinear konsumieren, bei jüngeren Altersgruppen noch früher. Der Kika wird jedoch bis mindestens 2033 ein Linearkanal bleiben. Hager betont die Wichtigkeit des Kika als 'mega wichtiges Angebot' und berichtet von einem Besuch in der Zentrale in Erfurt, wo er sich mit Mitarbeitern austauschte. Er sieht, dass immer mehr Menschen den Kika digital nutzen.
Diskussion über ARD-Chef Florian Hager und Gaming-Engagement
00:44:28Der Live-Stream, der Teil der wöchentlichen 'Mixed Talk'-Reihe ist, bringt Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zusammen. Diese Sonderausgabe widmet sich Florian Hager, dem ARD-Chef, und bietet den Zuschauern die Möglichkeit, Fragen und Kritik im Chat zu äußern oder sich direkt über 'Stream Together' einzuschalten. Ein zentrales Thema ist die Entwicklung von Spielen durch die ARD, die Florian Hager als 'Fingerübungen' bezeichnet, um Erfahrungen zu sammeln und das Thema Gaming besser zu verstehen. Er betont, dass die ARD nicht zu einer Gaming-Plattform werden sollte, sondern das Experimentieren mit Gaming-Engines zur visuellen Weltgestaltung, insbesondere für fiktionale und dokumentarische Inhalte, als wichtig erachtet. Die Diskussion beleuchtet auch die Herausforderungen, die sich aus dem Rundfunkstaatsvertrag ergeben, der vorschreibt, dass Spiele an bestehende Formate angedockt sein müssen. Hager sieht dies als Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und die Community einzubinden, um Inhalte zu entwickeln.
Skeptische Reaktionen auf ARD-Spieleentwicklung und Vergleich mit Arte
00:49:22Im Chat zeigen sich viele Zuschauer skeptisch gegenüber der Idee, dass die ARD Spiele entwickeln sollte, wobei Kommentare wie 'klares Nein' und 'kein Business des Öffentlich-Rechtlichen' dominieren. Florian Hager selbst räumt ein, noch nicht vollständig überzeugt zu sein, sieht aber Potenzial in 'Serious Games' und der Nutzung von Gamification zur Wissensvermittlung, insbesondere für Kinder. Er stellt klar, dass es nicht darum geht, Ego-Shooter oder GTA-ähnliche Spiele zu entwickeln. Ein Zuschauer verweist auf Arte als positives Beispiel für Spieleentwicklung im öffentlich-rechtlichen Bereich. Hager erklärt, dass Arte aufgrund eines deutsch-französischen zwischenstaatlichen Vertrags ein anderes Konstrukt ist und in Frankreich eine völlig andere Kultur und ein breiterer Auftrag für Medienproduktionen existieren, der auch die Entwicklung von Spielen einschließt. Arte France hat eine eigene Plattform für Spiele, was in Deutschland aufgrund des Rundfunkstaatsvertrags und der damit verbundenen Einschränkungen für ARD und ZDF nicht möglich ist.
ARD auf Roblox: Risikobewertung und Unabhängigkeit
00:55:21Die Präsenz der ARD mit einem Spiel namens 'Baue eine Burg für die Gräfin' auf der Plattform Roblox wird kritisch hinterfragt, insbesondere im Hinblick auf den Schutz von Kindern vor sexuellen Übergriffen. Sebastian, ein weiterer Gast, sieht die Präsenz der ARD auf Roblox nicht negativ, da die Plattform ohnehin existiert und die ARD durch eigene Inhalte Sicherheitsstandards gewährleisten kann. Florian Hager betont, dass das betreffende Spiel vom SWR entwickelt wurde und die ARD bei ihren Gaming-Aktivitäten Werbefreiheit und Jugendschutz garantiert. Er unterstreicht die Unabhängigkeit der ARD, die es ihr ermöglicht, jederzeit von Plattformen wie YouTube oder Roblox zurückzutreten, sollte dies notwendig sein. Diese Unabhängigkeit, die durch die fehlende Notwendigkeit, Geld zu verdienen, gegeben ist, wird als großer Luxus des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hervorgehoben und als Alleinstellungsmerkmal gegenüber kommerziellen Anbietern.
Vorschlag für ein ARD-Games-Format und Plattformstrategie
00:58:44Sebastian schlägt ein Games-Format für die ARD vor, das als Ankerpunkt für die Entwicklung von Spielen dienen könnte, die den Vorgaben des Rundfunkstaatsvertrags entsprechen. Er verweist auf das amerikanische Studio Digital Eclipse, das Klassiker mit dokumentarischen Inhalten verbindet, und sieht darin ein Modell, um die deutsche Videospielkultur widerzuspiegeln und mehr Aufmerksamkeit für ARD-Games zu generieren. Florian Hager zeigt sich offen für diese Idee und nimmt den Vorschlag zur Prüfung mit. Er erwähnt, dass es in der Vergangenheit auf 3sat Sendungen zur Gaming-Kultur gab, die nicht mehr existieren. Im weiteren Verlauf der Diskussion wird die Frage nach einer Zusammenlegung von Audiothek und Mediathek verneint, da die Nutzungsgewohnheiten und Zielgruppen zu unterschiedlich sind. Die ARD darf keine eigenen Social-Media-Plattformen wie Twitch aufbauen, sondern konzentriert sich auf den Ausbau eines 'Public Open Space' auf Basis ihrer bestehenden technologischen Infrastruktur, der interaktive Elemente integrieren und für andere Anbieter offen sein soll.
Diskussion über politische Ausrichtung und Meinungspluralität
01:03:48Auf die Frage nach dem Einfluss auf einzelne Sendungen antwortet Florian Hager mit 'Null'. Eine Zuschauerfrage bezüglich der politischen Ausrichtung von Funk-Formaten, insbesondere des Vorwurfs einer 'linken' Schlagseite, wird von Hager relativiert. Er betont, dass es um Perspektivenvielfalt geht und nicht um eine einfache Links-Rechts-Einordnung. Er räumt ein, dass bestimmte Perspektiven, wie die von jungen Menschen oder Menschen mit Migrationshintergrund, möglicherweise unterrepräsentiert sind, weist aber den Vorwurf eines politischen Bias zurück. Hager betont, dass extremistische, rassistische oder diskriminierende Formate nicht geduldet werden. Die Diskussion geht über in den Fall Julia Roos und die Sendung 'Klar', die als bewusst konservatives Magazin konzipiert war. Hager kritisiert die 'Eregungswellen' und Kampagnen, die um das Format entstanden sind, und stellt klar, dass der NDR die Zusammenarbeit mit Julia Roos aus inhaltlichen Gründen beendet hat, während sie ihre Moderation für den Bayerischen Rundfunk fortsetzt. Er gesteht ein, dass die Kommunikation in diesem Fall 'unterirdisch' war und dass die ARD daran arbeiten muss, besser zu kommunizieren und mehr Perspektiven abzubilden, ohne sich auf ein binäres Pro-Contra-Schema zu beschränken.
Objektivität, Neutralität und Fehlerkultur in der ARD-Berichterstattung
01:12:10Die Frage nach der Neutralität der ARD-Berichterstattung wird von Florian Hager differenziert beantwortet. Er bevorzugt den Begriff 'Objektivität' und betont die Notwendigkeit, Inhalte einzuordnen, anstatt sie neutral darzustellen, insbesondere bei Themen, die zu Gewalt aufrufen. Die Meinungsbildung solle im Kopf der Nutzer stattfinden, wobei der Prozess der Meinungsfindung transparent gemacht werden müsse. Er räumt ein, dass dies in kurzen Formaten wie der Tagesschau schwierig ist und plädiert für die Nutzung digitaler Formate wie Podcasts, die mehr Zeit für Erklärungen bieten. Die Kritik an der Corona-Berichterstattung, insbesondere der Darstellung von Demonstrationen, wird als 'Sonderfall' bezeichnet, der aufgearbeitet wird. Hager argumentiert, dass die Berichterstattung die damals vorherrschende Meinung der Mehrheit der Bevölkerung widerspiegelte und weist den Vorwurf der Einseitigkeit zurück. Er lädt Zuschauer ein, Fehler in der Tagesschau zu markieren und Programmbeschwerden einzureichen, um die Qualität der Berichterstattung zu verbessern. Er betont, dass Fehler passieren und die ARD eine offene Fehlerkultur pflegt.
Diskussion über Gendern und Qualitätskontrolle bei Funk-Formaten
01:18:57Die Diskussion berührt auch das Thema Gendern, wobei Nena Brockhaus von Welt TV dies als Zeichen einer politischen Haltung kritisiert. Florian Hager stellt klar, dass die Tagesschau nicht gendert und die ARD es niemandem vorschreibt. Er betont, dass die ARD ein Angebot für alle machen muss und es viele Menschen gibt, die Gendern wichtig finden. Laura, bekannt als Streamerin Catsplay, stellt Fragen zur Qualitätskontrolle bei ARD-Beiträgen, insbesondere im Hinblick auf kontroverse Aussagen in Funk-Formaten wie 'Brave Mädchen'. Hager erklärt, dass es Abnahmeprozesse und ein Vier-Augen-Prinzip gibt, aber Fehler passieren können. Er räumt ein, dass bei 'Brave Mädchen' Fehler gemacht wurden, die intern reflektiert und aufgearbeitet werden. Er betont die Wichtigkeit einer Fehler- und Feedbackkultur und die Bereitschaft, zuzugeben, wenn etwas nicht optimal gelaufen ist. Die Komplexität der ARD-Strukturen und die Abgrenzung zwischen ARD, ZDF und Funk werden als oft unklar wahrgenommen, wobei Laura die Notwendigkeit einer besseren Erklärung der Produktionswege sieht.
Transparenz und Markenführung bei Funk
01:27:15Anfangs fehlte bei Funk die klare Kennzeichnung öffentlich-rechtlicher Inhalte, was zu Verwirrung führte. Mittlerweile wird verstärkt auf die Steuerung und das Labeling der Marken geachtet, um Transparenz zu gewährleisten. Die Kritik an einzelnen Formaten wie 'brave Mädchen' trifft das gesamte Funk-Netzwerk und die ARD, was die Notwendigkeit einer klaren Aufschlüsselung der Inhalte unterstreicht. Es wird betont, dass Fehler eines Formats das gesamte Netzwerk betreffen, aber auch als Chance zur Qualitätsverbesserung und zur Förderung des Austauschs zwischen Communities gesehen werden. Die dezentrale Struktur der ARD, die aus der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs entstand, soll verhindern, dass eine einzelne Person alles steuert, und ermöglicht eine vielfältige Inhaltsproduktion. Die Idee ist, dass das Netzwerk und die Communities gemeinsam zur Qualitätssicherung beitragen.
Diskussion über Trash-TV und Reality-Formate im Öffentlich-Rechtlichen
01:30:18Es wird die Frage aufgeworfen, ob öffentlich-rechtliche Sender Trash-TV oder Reality-Formate abbilden sollten. Während die ARD den Auftrag hat, allen ein Angebot zu machen, wird betont, dass nicht alles umgesetzt werden muss. Bei 'brave Mädchen' war die Absicht, eine junge weibliche Zielgruppe zu erreichen, nicht das Ziel, Trash zu produzieren. Es wird klargestellt, dass Diskriminierung und Bloßstellung von Personen nicht gewollt sind. Formate wie 'Werwölfe', eine Reality-Game-Show, werden als Möglichkeit gesehen, Zielgruppen zu erreichen, die mit anderen Inhalten nicht angesprochen werden. Die Diskussion zeigt, dass die Aufarbeitung solcher Formate im öffentlich-rechtlichen Kontext kritisch hinterfragt wird, wobei nicht jedes Trash-Format umgesetzt werden soll. Es wird anerkannt, dass bei 'brave Mädchen' bereits beleidigende Aussagen und veraltete Rollenbilder propagiert wurden, was zur Pausierung des Formats führte.
Zusammenarbeit mit CreatorInnen und die Herausforderungen
01:33:28Die Zusammenarbeit mit CreatorInnen ist ein wichtiger Hebel für Funk, um Reichweite zu generieren. Es gibt zwei Ansätze: entweder die größten CreatorInnen zu gewinnen, was aufgrund finanzieller und motivationsbedingter Gründe schwierig ist, oder unbekannte Talente groß zu machen. Letzteres ist Funk gelungen, mit Beispielen wie dem Podcast 'Mordlos' oder der Moderatorin MyT. Ein dritter Ansatz ist die gemeinsame Weiterentwicklung mit CreatorInnen, die ein gutes Gespür für ihre Community haben. Dabei werden journalistische Werte und die Fähigkeit zur visuellen Darstellung kombiniert. Es wird auch das Risiko angesprochen, mit CreatorInnen zusammenzuarbeiten, die grenzwertige Inhalte produzieren, wobei die Bereitschaft zur Weiterentwicklung seitens der CreatorInnen entscheidend ist. Scheitert diese Entwicklung, müssen Konsequenzen gezogen werden. Die Diskussion unterstreicht die Notwendigkeit, flexibel auf die Dynamiken der digitalen Medienlandschaft zu reagieren.
Zielgruppenansprache und der Verlust der 30- bis 50-Jährigen
01:36:04Es wird die Frage aufgeworfen, ob die Zielgruppe nach Funk (14-29 Jahre) von den ARD-Inhalten gut abgeholt wird. Die ehrliche Antwort ist, dass dies nicht ganz der Fall ist. Viele, die mit Formaten wie 'Game 1' oder 'Game 2' aufgewachsen sind und nun über 29 Jahre alt sind, fühlen sich verloren, da es bei Funk keine Inhalte mehr für sie gibt und sie die ARD Mediathek nicht aktiv nutzen. Die meisten sind auf YouTube und Twitch unterwegs. Es wird anerkannt, dass die ARD noch nicht generationengerecht aufgestellt ist und zu viele Inhalte für über 50-Jährige produziert, während bestimmte Zielgruppen unterversorgt sind. Die Initiative Funk sollte diesen Missstand beheben, und im Kinderbereich ist die ARD gut aufgestellt. Es gibt jedoch eine Lücke nach Funk und vor der Mediathek, die geschlossen werden muss, beispielsweise durch Formate wie 'Almanja' oder 'Y-Kollektiv'.
Medienvertrauen und die Rolle der ARD im Streaming-Bereich
01:39:02Die ARD sieht sich dem Vorwurf der Irrelevanz im Streaming-Bereich ausgesetzt, was durch Statistiken relativiert wird. Es wird darauf hingewiesen, dass die monatlichen Abrufzahlen von ARD und ZDF zusammen mehr Menschen in Deutschland erreichen als Netflix. Eine Grafik zeigt jedoch, dass YouTube mit 46% und Netflix mit 35% bei der täglichen und wöchentlichen Nutzung vor ARD und ZDF (jeweils 24%) liegen. Trotzdem wird betont, dass die ARD im Streaming-Bereich gut aufgestellt ist, aber noch Luft nach oben hat. Das Vertrauen in öffentlich-rechtliches Fernsehen ist auf dem tiefsten Wert seit Beginn der Mainzer Langzeitstudie zum Medienvertrauen. Dieser Abwärtstrend wird als besorgniserregend angesehen, da das Vertrauen die Basis für die Existenz der öffentlich-rechtlichen Sender ist. Es wird ein gesamtgesellschaftliches Problem im Vertrauen in Institutionen erkannt, dem die ARD durch Inhalte für alle Zielgruppen, Fehlerkultur, Transparenz und Dialogräume begegnen will.
Kritik an der ARD und Vergleich mit der BBC
01:42:07Ein Zuschauer kritisiert, dass die ARD nicht das Niveau der BBC erreicht, insbesondere im Bereich der Unterhaltungsformate, die bei der BBC (z.B. BBC One) völlig normal sind. Florian Hager erklärt, dass die BBC in einem anderen Wettbewerbsumfeld agiert, ohne duales Rundfunksystem und mit einer anderen Verlagslandschaft. Die BBC produziert zudem für den anglo-sächsischen Raum und hat einen anderen Erzählstil. Die ARD hingegen kommt aus einer anderen Tradition mit spezifischen deutschen Erzählformen. Obwohl die BBC in vielen Punkten erfahrener ist, wird betont, dass die ARD in fiktionalen Serien und Dokumentationen nicht weit hinterherhinkt. Es wird auch erwähnt, dass die BBC trotz ihres guten Rufs unter starkem Druck steht, ähnlich wie die ARD, insbesondere in Bezug auf Ausgewogenheit. Die Kritik am Umgang mit verfassungsfeindlichen Aussagen in Talkshows wird ebenfalls angesprochen, wobei die ARD gesetzlich verpflichtet ist, alle Parteien gleich zu behandeln, solange sie nicht verboten sind. Es wird anerkannt, dass die ARD Schwierigkeiten hat, diese Themen angemessen zu behandeln und Richtigstellungen nicht immer die gleiche Aufmerksamkeit erhalten wie Falschmeldungen.
Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien und KI-Einsatz
01:52:39Die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien in den nächsten 10 bis 20 Jahren wird positiv eingeschätzt, da der Auftrag auch weiterhin relevant sein wird, jedoch eine radikale Veränderung notwendig ist. Die aktuelle Aufstellung wird als nicht ausreichend betrachtet, insbesondere im Hinblick auf die Digitalisierung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). KI wird voraussichtlich in der Recherche, bei administrativen Aufgaben und in der Programmplanung eine Rolle spielen. Bei der Programmerstellung, wie beispielsweise einem 'Tatort' mit KI, sieht man jedoch Grenzen, da dies die Authentizität und die menschliche Nähe, die die öffentlich-rechtlichen Sender auszeichnen, untergraben würde. Es wird betont, dass Inhalte, die keine KI enthalten, gekennzeichnet werden sollten, und dass die Echtheit ein wichtiger Faktor für die Zukunft ist. Eine große Sorge ist, wie KI die Mediennutzung verändert und die Glaubwürdigkeit von Inhalten beeinflusst. Die ARD möchte Dialogräume schaffen, sowohl digital als auch im echten Leben, um ihre Korrektivfunktion in der Gesellschaft zu wahren und das Vertrauen wiederzugewinnen.
Einfluss der Rundfunkräte und Herausforderungen im Radiobereich
02:00:25Die Rundfunkräte haben keinen direkten Einfluss auf die Redaktionen, sondern dienen als Aufsichtsgremium. Ihre Aufgabe ist es, über die Einhaltung der Programmgrundsätze zu wachen und Programmbeschwerden zu bearbeiten. Die redaktionelle Hoheit ist gewahrt, und es gibt keine direkte Einmischung von oben. Im Radiobereich wird der Trend, dass junge Leute weniger Radio hören und stattdessen Streaming-Dienste nutzen, als nicht aufzuhalten betrachtet. Die ARD reagiert darauf mit der Audiothek, die neu gestaltet und mit mehr Inhalten versehen wird, um eine Alternative zu kommerziellen Plattformen wie Spotify zu bieten. Viele Podcasts der öffentlich-rechtlichen Sender sind bereits auf Spotify erfolgreich. Die Strategie ist es, sowohl auf eigenen Plattformen als auch auf externen Diensten präsent zu sein, um die Reichweite zu maximieren und ein Gegengewicht zu schaffen. Die Diskussion zeigt, dass die ARD die Notwendigkeit der Veränderung erkannt hat, aber die Umsetzung als zu langsam empfunden wird.