MixTalk ! Massentourismus: problematisch? [heute u.a. zu Gast: @mowky & Caro + Andreas Robens] !Thema
Massentourismus im Fokus: Mallorca, Hallstatt und die Folgen für Einheimische

Der Mixtalk analysiert den Massentourismus am Beispiel von Mallorca und Hallstatt. Caro und Andreas Robens berichten über die Situation auf Mallorca, steigende Mietpreise und die Belastung der Ressourcen. Der Bürgermeister von Hallstatt schildert die Herausforderungen durch Tagestouristen. Prof. Dr. Sommer erläutert Strategien für nachhaltigen Tourismus und gibt Tipps für Reisende.
Einleitung und Urlaubserfahrungen
00:10:15Der Stream beginnt mit einer Begrüßung und der Ankündigung, dass es im heutigen Mixtalk um das Thema Massentourismus gehen soll, inspiriert durch die eigenen Urlaubserfahrungen. Es wird die Frage aufgeworfen, ob Festivalbesuche auch unter Massentourismus fallen können. Die Zuschauer werden nach ihren Urlaubsplänen und -zielen gefragt, wobei die Vielfalt der Reisevorlieben und die Beliebtheit von Auslandsreisen betont werden. Es wird darauf hingewiesen, dass der Tourismus nicht nur positive Aspekte hat, sondern auch Auswirkungen auf die besuchten Orte. Mallorca und insbesondere der Ballermann werden als Beispiele genannt, wobei betont wird, dass Mallorca mehr als nur der Ballermann ist. Zuschauer können sich live in die Diskussion einschalten und ihre eigenen Erfahrungen und Meinungen zum Thema Massentourismus teilen. Persönliche Urlaubserlebnisse, wie überfüllte Straßen und leergekaufte Supermärkte in Norddeutschland, werden angesprochen, um die Problematik zu veranschaulichen. Die Frage, was einen touristischen Ort ausmacht, wird aufgeworfen und die Bedeutung der Anzahl der Besucher im Verhältnis zur Einwohnerzahl hervorgehoben.
Mallorca als Beispiel für Massentourismus: Caro und Andreas Robens im Gespräch
00:14:17Als ersten Schwerpunkt des Mixtalks wird Mallorca in den Fokus genommen, wobei Caro und Andreas Robens, bekannt aus der Sendung Goodbye Deutschland, als Gesprächspartner eingeladen werden. Die beiden sind nach Mallorca ausgewandert und berichten aus erster Hand über die Veränderungen, die sie seit ihrem Umzug erlebt haben. Caro und Andreas schildern ihre Beweggründe für die Auswanderung, darunter das Wetter, die Mentalität und die Kultur der Insel. Sie betonen, dass der Tourismus in den letzten Jahren stark zugenommen hat und die Insel kaum noch tragen kann. Die steigenden Mietpreise, die durch den Kauf von Wohnungen durch Ausländer und die illegale Ferienvermietung verursacht werden, werden als großes Problem dargestellt. Einheimische können sich die Mieten kaum noch leisten und leben teilweise in prekären Verhältnissen. Strände sind überfüllt und es gibt keine Geheimtipps mehr. Die Ferienvermietung wird als Hauptursache für die Wohnungsnot und den unkontrollierten Tourismus genannt. Andreas fordert ein Verbot der illegalen Ferienvermietung und eine Aussetzung der legalen Vermietung für zwei Jahre, um die Situation zu entspannen.
Auswirkungen des Massentourismus auf Ressourcen und Lebensqualität auf Mallorca
00:23:39Die Diskussion vertieft sich in die negativen Auswirkungen des Massentourismus auf Mallorca, insbesondere den hohen Wasserverbrauch durch Ferienwohnungen, der in manchen Orten zu Wasserknappheit führt. Es wird kritisiert, dass die Behörden nicht ausreichend gegen die illegale Ferienvermietung vorgehen. Andreas und Caro betonen, dass der Staat die illegale Urlaubsvermietung stärker bestrafen und kontrollieren muss, anstatt den Urlaubern Vorwürfe zu machen. Sie sehen eine mögliche Lösung darin, die legale Wohnungsvermietung für einen bestimmten Zeitraum auszusetzen, um die Situation zu stabilisieren. Es wird festgestellt, dass die Urlaube teurer geworden sind, Touristen aber weniger Geld vor Ort ausgeben, was der Inselwirtschaft nicht zugutekommt. Mallorca ist aufgrund seiner Nähe, der deutschen Sprache und der europäischen Standards ein beliebtes Reiseziel. Die Sicherheit, das gute Gesundheitssystem und die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten tragen ebenfalls zur Attraktivität bei. Die Zustände auf Mallorca werden mit denen auf Sylt verglichen, wo sich Einheimische den Wohnraum ebenfalls nicht mehr leisten können. Es wird kritisiert, dass Gesetze nicht durchgesetzt werden und die Ursachen des Problems, wie die private Ferienvermietung, nicht bekämpft werden.
Stimmungslage auf Mallorca und Lösungsansätze
00:34:09Es wird diskutiert, wie die Stimmung der Einheimischen gegenüber Touristen ist. Es wird betont, dass die negativen Darstellungen in der Presse übertrieben sind und es sich bei den Protesten hauptsächlich um eine kleine linke Randgruppe handelt. Allerdings wird auch eingeräumt, dass die Unzufriedenheit wächst, insbesondere aufgrund der Wohnungsnot. Caro und Andreas betonen, dass sie und ihre Gäste noch nie Anfeindungen erlebt haben und die meisten Menschen freundlich sind. Sie leben vom Tourismus, aber nicht von dem exzessiven Massentourismus, der die Lebensqualität der Einheimischen beeinträchtigt. Die Ferienwohnungsvermietung wird erneut als Hauptproblem identifiziert, da sich die Touristen dort oft nicht an die Regeln halten. Es wird gefordert, dass die Regierung eingreift und die private Ferienvermietung verbietet oder aussetzt. Positiv wird hervorgehoben, dass der Tourismus auch positive Auswirkungen hat, wie Investitionen in die Infrastruktur und kostenlose Angebote für die Bevölkerung. Andreas und Caro wünschen sich von der Regierung eine Begrenzung der Mietwagen, um die Straßen zu entlasten. Sie betonen, dass eine Lösung des Problems mit der Ferienvermietung viele andere Probleme lösen würde. Abschließend wird die Idee einer europäischen Lösung für den Massentourismus diskutiert, wobei Mallorca als Vorreiter fungieren könnte. Es wird ein Zitat von Alexander Panschuk von der TUI Care Foundation angeführt, der die hohen Lebenshaltungskosten und Wohnkosten als Hauptgrund für die Proteste sieht.
Vergleich von Madeira und Mallorca als Reiseziele
00:50:03Der Abschnitt beginnt mit einem Vergleich von Madeira und Mallorca als Reiseziele. Madeira wird als bergig und naturbelassen beschrieben, ideal für Wanderer und weniger für Partyurlauber, im Gegensatz zu Mallorca, das oft mit Partymeilen in Verbindung gebracht wird. Es wird jedoch klargestellt, dass Mallorca vielfältiger ist und auch Familien, Rentner, Radfahrer und Wanderer anzieht. Der Mythos des reinen Partyurlaubs auf Mallorca wird entkräftet, obwohl es in bestimmten Gebieten wie Arenal exzessive Partys gibt. Die Verschmutzung durch Touristen wird sowohl auf Madeira als auch auf Mallorca thematisiert, wobei auf Madeira besonders das Problem von verschmutzten Wanderwegen durch unsachgemäße Entsorgung von Abfällen hervorgehoben wird. Lösungen wie das Aufstellen von Toiletten und die Einführung von Wanderweggebühren werden diskutiert.
Der Einfluss von Social Media auf Madeira und Mallorca
01:00:24Es wird diskutiert, wie Social Media das Image von Reisezielen wie Madeira und Mallorca beeinflusst. Madeira erlangte durch Influencer, die dorthin zogen und Content erstellten, an Bekanntheit. Mallorca hingegen war schon immer ein beliebtes Ziel, bekannt als die "Putzfraueninsel" aufgrund seiner Erschwinglichkeit in den 1970er Jahren. Der Zuzug von Influencern nach Madeira wird oft mit Steuervorteilen in Verbindung gebracht, aber es wird betont, dass dies nicht der einzige Grund ist. Auch der Zuzug von Prominenten nach Mallorca wird thematisiert, was das Image der Insel verändert und sie für ein breiteres Publikum attraktiv macht. Es wird jedoch betont, dass Respekt gegenüber den Einheimischen und ihrer Kultur unerlässlich ist.
Massentourismus in Hallstatt, Österreich
01:14:30Alexander Scheutz, Bürgermeister von Hallstatt, spricht über die Herausforderungen des Massentourismus in seiner kleinen Gemeinde. Hallstatt, bekannt für seine lange Geschichte und das älteste aktive Salzbergwerk der Welt, wurde 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Die Gemeinde hat jedoch mit einem enormen Tagestourismus zu kämpfen, mit etwa 1,2 Millionen Besuchern pro Jahr bei nur 745 Einwohnern. Dies führt dazu, dass sich die Einheimischen in ihrem eigenen Ort nicht mehr wohlfühlen. Ein Teil von Hallstatt wurde in China nachgebaut, was die Bekanntheit des Ortes weiter steigerte. Der Tourismus bringt zwar Geld in die Gemeinde, aber es gibt auch negative Auswirkungen wie Lärm und die Besetzung des öffentlichen Raums.
Auswirkungen des Tourismus auf Madeira und Appell an Reisende und Auswanderer
01:29:03Die Pandemie hatte unterschiedliche Auswirkungen auf den Tourismus in Hallstatt und Madeira. Hallstatt verzeichnete nach einer kurzen Corona-Pause wieder steigende Besucherzahlen, während die Auswirkungen auf Madeira nicht so deutlich waren. Es wird betont, dass der Tourismus auf Madeira die Preise in die Höhe treibt und zu Wohnungsnot führt. Ein Appell an Reisende und Auswanderer wird ausgesprochen, sich an der Gemeinschaft zu beteiligen, die Einheimischen zu respektieren und die Umwelt sauber zu halten. Es wird darauf hingewiesen, dass man sich bewusst sein sollte, wann es zu viel wird und man möglicherweise einen Schritt zurücktreten sollte, um andere schöne Orte zu entdecken. Abschließend wird sich für das Gespräch bedankt.
Vorstellung von Prof. Dr. Guido Sommer und Diskussion über Tourismusintensität
01:36:36Prof. Dr. Guido Sommer, Leiter des Instituts für nachhaltige und innovative Tourismusentwicklung, wird als Gast begrüßt. Er lobt den vorherigen Appell und betont die Schwierigkeit, Menschen zur Einhaltung von Regeln zu bewegen. Sommer erläutert seine Arbeit an der Hochschule Kempten, wo er sich mit nachhaltiger Tourismusentwicklung und Besuchermanagement beschäftigt. Er grenzt den Begriff 'Overtourism' ein und verweist auf die Tourismusintensität, die in Mecklenburg-Vorpommern am höchsten ist (18 Übernachtungen pro Einwohner), während Mykonos im Mittelmeerraum bei 116 liegt. Das Schloss Neuschwanstein mit einer Million Besuchern jährlich wird als Beispiel für Reibungspunkte mit lokalen Gemeinden genannt. Es wird kurz auf technische Probleme hingewiesen, bevor der Chat zur Beteiligung eingeladen wird.
Entstehung des Massentourismus und die Rolle von Billigfliegern und Ferienwohnungen
01:41:19Ein Video über die Entstehung von Tourismus wird gezeigt, beginnend mit wohlhabenden Bürgern, die an die Nord- und Ostsee reisten, bis hin zur Erschwinglichkeit von Reisen für die Mittelschicht nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Frage wird aufgeworfen, ob Urlaub ein Privileg oder für jeden erschwinglich sein sollte. In den Wirtschaftswunderzeiten erlebte der Tourismus einen Aufschwung, mit einem deutlichen Anstieg derReisenden nach Italien. Die Entwicklung des Tourismus wird auf Billigflieger, günstige Ferienwohnungen (insbesondere durch Airbnb), gestiegenen Wohlstand in Ländern wie Indien und China sowie soziale Medien zurückgeführt. Die Auswirkungen von Airbnb auf den Wohnungsmarkt werden thematisiert.
Auswirkungen von Airbnb und Kreuzfahrttourismus auf lokale Gemeinschaften
01:48:50Die Diskussion dreht sich um die Auswirkungen von Airbnb auf die Wohnkosten und die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung, sowohl im Allgäu als auch in anderen touristischen Hotspots. Die EU-Verordnung zur Meldepflicht wird erwähnt, um Kommunen mehr Kontrolle zu geben. Es wird betont, dass mutige politische Entscheidungen notwendig sind, um den Einfluss von Investoren zu begrenzen. Der Airbnb-Chef wird mit einem Zitat zu steigenden Wohnungspreisen in Barcelona zitiert. Das Thema Kreuzfahrttourismus wird angesprochen, wobei die Wertschöpfung durch Kreuzfahrtpassagiere im Vergleich zu Übernachtungsgästen diskutiert wird. Alexander schildert die Situation in Hallstatt, wo der Verkauf von Häusern an Auswärtige die Wohnsituation für Einheimische verschärft und die Gemeinde versucht, durch den Bau von Gemeindewohnungen entgegenzuwirken. Die Gemeinde investiert in Infrastruktur wie Parkraumbewirtschaftung und ein Lebensmittelgeschäft, um die Lebensqualität der Einwohner zu erhalten.
Maßnahmen zur Tourismussteuerung und Appell an Touristen
01:58:10Alexander erläutert die Maßnahmen, die Hallstatt zur Steuerung des Tourismus ergriffen hat, wie Busterminals außerhalb des Ortes, Shuttle-Systeme und die Sperrung von Wohngebieten. Er betont die Notwendigkeit von Unterstützung durch die Landesregierung, um den Touristenstrom zu begrenzen. Trotz aller Bemühungen sei es schwierig, Touristen vom Besuch abzuhalten, da Hallstatt als ein Muss in Europa gilt. Guido Sommer spricht über Tourismussteuerung durch Ticketing (wie in Neuschwanstein), Permits (wie in Nationalparks) und verschiedene Maßnahmen wie Sensibilisierung, Nudging (z.B. Druckervoreinstellungen), Preisgestaltung, Kontingentierung und Verbote. Er nennt Amsterdam als Beispiel für eine Stadt, die keine Tourismuswerbung mehr macht und stattdessen Attraktionspunkte außerhalb des Stadtzentrums schafft. Abschließend gibt Guido Tipps für Touristen, wie weniger häufig, dafür aber länger zu verreisen, lokale Angebote zu nutzen und All-Inclusive-Resorts zu meiden.