1525 - Wenn Worte brennen ! Pen&Paper mit @orkenspaltertv , @lizagrimm , @geschichtsfenster und @steinwallen
Historisches Pen&Paper: Bauernkrieg 1525 mit Liza Grimm, Steinwallen u.a.

Im Jahr 1525 eskaliert im Süden Deutschlands der Bauernkrieg. Leibeigene greifen zu den Waffen, während der Adel sich rüstet. In diesem Pen&Paper leitet Mháire Stritter die Mitspielenden Liza Grimm, Steinwallen und Geschichtsfenster durch die Wirren dieser Zeit. Die Podcast-Produktion 'Das war der Bauernkrieg' liefert historischen Hintergrund.
1525 - Im Süden Deutschlands haben sich die Bauern erhoben: Die Wut der Leibeigenen brodelt nicht nur, sondern Bauern und Handwerker greifen zu den Waffen. Doch auch die Adeligen rüsten auf: Ein blutiges Jahr kündigt sich an. In dieser dunklen Zeit spielt unser historisches Pen&Paper. Mit dabei sind als Spielleitung Mháire Stritter und als Mitspielende Liza Grimm, Steinwallen und Geschichtsfenster. Viel historischen Hintergrund zum Rollenspiel liefert die aufwendige Podcast-Produktion „Das war der Bauernkrieg“ - und den gibt es hier zu hören und überall, wo es Podcasts gibt. [https://1.ard.de/bauernkrieg?tw](https://1.ard.de/bauernkrieg?tw)
00:00:09 Untertitelung. BR 2018
00:04:33 Anfang war eine Schnecke.
Auslöser und Verbreitung des Bauernkriegs
00:04:3900:04:39 Im Sommer des Jahres 1524 müssen die Bauern in der Grafschaft Stühlingen am Bodensee ihre Sensen niederlegen, ihre Dreschflegel, mitten in der Erntezeit. Denn die Gräfin Clementia von Lupfen hat ein Problem. Ihre Zofen langweilen sich. Deshalb hat sie sich eine besonders ausgefallene Beschäftigungstherapie ausgedacht. Die Zofen sollen Spinngarn auf Schneckenhäuschen wickeln.
00:05:08 Und dieser Schneckenhüsli sollen die braven Bauern einsammeln und nebenbei Bären dazu schließe ich es bei Zeit für Eingemachtes. Durch solcher kleinführiger Ursachwillen ein unsäglichs Würgen und Brennen durch ganz Germanien sich erhebt. So klingt frühneuhochdeutsch im Jahr 1524. Schwere Kost für heutige Ohren. Deshalb durch eine solch kleine Ursache sollte sich ein
00:05:36 unsägliches Würgen und Brennen durch ganz Deutschland erheben.
00:05:42 Das war der Bauernkrieg. Folge 1, der große Aufruhr. Von Michael Zametzer, gesprochen von Maike Rötzer. Eine Schnecke als Auslöser für Aufruhr, Revolte, Aufstand, Krieg? Für einen Konflikt, der sich 1524 in der Schwarzwaldgegend und am Bodensee entzündet und sich dann 1525 über Schwaben nach Franken und schließlich bis nach Thüringen frisst? Eine Feuersbrunst aus Gewalt, Vergeltung?
00:06:11 Plünderung aus Mord und Meuchelei? Massakrierende Landsknechte gegen plündernde Bauern? Eine Schnecke? Ernsthaft?
00:06:21 Also diese Geschichte der Gräfin von Lupfen zeigt dieses Ganze sehr überspitzt. Lea Wegner leitet das Deutsche Bauernkriegsmuseum in Böblingen bei Stuttgart. Auch ein Ort, der mit dem Blut tausender Bauern getränkt werden wird, aber dazu später mehr. Ob wirklich eine Schnecke den Deutschen Bauernkrieg von 1525, die Revolution des gemeinen Mannes, die Empörung des untersten Standes entfacht hat? Nicht sicher. Aber wenn die Geschichte erfunden ist,
00:06:50 So ist sie gut erfunden. Ich denke, mit dieser Geschichte verstehen wir sehr, sehr gut, wie sich die Aufständischen vermutlich gefühlt haben. So eine Banalität letztlich der Schneckenhäuschen haben natürlich die Aufständischen oder die Bauern wirklich als Drangsalieren empfunden. Und drangsaliert werden die Bauern von Stühlingen, so wie in vielen Regionen im Südwesten des heutigen Deutschlands. Als Leibeigene müssen sie Frohndienste für ihre Grundherren leisten.
00:07:19 Mal zwölf Tage im Jahr, aber auch oft 52. Je nach Bedarf und Laune des Herrn. Und wenn es nicht Schneckensammeln ist, dann Holzfällen, Baumaterial auf die Burggarren, Brotbacken, Bierbrauen. Dazu kommen immer mehr Abgaben und Zahlungen. Der zehnte Teil der Ernte für die Kirche. Ein Huhn im Jahr, das Fastnachtshuhn. Ein jährlicher Leibzins und und und. Das wollen sich die Stühlinger Bauern nicht mehr gefallen lassen.
00:07:48 Sie haben es satt, dass ihnen ihre Grundherren immer mehr abnehmen, sich bereichern. Am 23. Juni 1524 reicht es ihnen.
00:07:58 Sie versammeln sich, bewaffnen sich mit Sensen, Dreschflegeln, aber auch mit Pieken und Schwertern. Immerhin sind unter ihnen auch gediente Soldaten. An die zweitausend Mann ziehen zur Burg des Grafen Sigismund von Lupfen, dem Gatten der Schneckengräfin Clementia, und sie verlangen zumindest Gehör zu finden für ihre Beschwerden. Sie wehren sich gegen die Willkür ihrer Herrschaft, dass wir ihnen alles tun sollen, was sie uns heißen.
00:08:28 Als wären wir geborene Knechte und es mit der Zeit dahin möchte kommen, dass sie uns auch verkaufen würden. Und der Graf macht das, was die meisten Adligen in jener Zeit machen, wenn der gemeine Mann oder die gemeine Frau aufmucken. Abwiegeln, hinauszögern, drohen oder gleich den Vogt mit ein paar eisernen, geschliffenen oder spitzen Argumentationshilfen ins Dorf schicken.
00:08:55 In jedem Fall aber sollen sich die wiederborstigen Bauern unterwerfen.
00:09:00 Diesmal aber ist etwas anders. Die Stühlinger Bauern haben bei ihren Schweizer Nachbarn gesehen, wie man sich der Obrigkeit entledigt und sich eine gerechtere Ordnung, eine Eidgenossenschaft erkämpft. Das macht Mut. Und sie merken schnell, dass sie nicht allein sind. Die Bauern im nahen Waldshut sind auch wütend. Und im Schwarzwald und am Bodensee und im Neckartal.
00:09:25 In den Tavernen und Wirtshäusern fließen nicht nur Bier, sondern auch die Nachrichten aus den umliegenden Herrschaften zusammen. Ein Wort ergibt das andere. Vom Schwarzwald aus breitet sich zum Jahresende 1524 die Unruhe weiter aus. Zeitgleich kommt es in Franken, in Forchheim am Rand der Fränkischen Schweiz und auch schon in Thüringen zu Auflehnungen gegen die Obrigkeiten. Es gärt. Und zwar an vielen Orten gleichzeitig. Und...
00:09:54 Die Orte wissen voneinander. Der Theologe und Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann hat erforscht, wie die Menschen im 16. Jahrhundert Informationen ausgetauscht haben. Also es ist von der Logistik her in der Tat eindrucksvoll.
00:10:09 Und es zeigt auch, mit welcher Intensität kommuniziert wurde zwischen den verschiedenen Ortschaften. Man kann etwa zeigen, dass innerhalb von zwei Monaten die Sachen sozusagen vom Südwesten nach Thüringen und so weiter gelangt sind. Also ein erheblich rasanter Verbreitungsgrad. Der Leidensdruck ist riesig. Viele Bauern leben als Leibeigener. Ihre ganze Existenz ist oft von einem Grundherren abhängig.
00:10:36 Von einem Adligen wie unserem Schneckengrafen oder auch vom Abt eines Klosters. Wie in Kempten im Allgäu. Auch dort leiden die Bauern. Es gibt dort nicht nur Leibeigene, sondern auch freie Bauern. Und auch die sind unter Druck. Freie Bäuerinnen und Bauern lassen sich nämlich schlecht ausbeuten. Wenn die nämlich nicht mehr wollen, können die einfach wegziehen. Deshalb erpresst der Kemptener Fürstabt Sebastian zu Breitenstein die Leibeigenschaft von den freien Bauern.
00:11:06 Wenn beispielsweise ein Leibeigener eine Freie heiraten will, muss die Braut sich auch dem Abt zu eigen geben, also Leibeigene werden. Und wer sich nicht hergibt, der wird weichgekocht. Im Kerker. So wie Hans Sommer.
00:11:24 Ich, Hans Summer zum See, Leibeigner des Gotteshauses, der hat ein freies Mädchen geheiratet. Da setzte ihn mein Herr gefangen und begehrte, dass er sie zu eigen gäbe. Die Bauern haben über 300 Fälle im Kemptener Leibeigenschaftsrodel, einem Buch, zusammengeschrieben, um das Unrecht vor Gericht anzuklagen.
00:11:50 Ich, Ursula Neckerin, bin gefangen worden und in Eisen gelegt. Um herauszukommen, musste ich mich verschreiben und einen Eid leisten. Da hat der Fürstabt schlichtweg Urkunden, lateinische Urkunden, fälschen lassen und Rechtsansprüche geltend gemacht, die vorher überhaupt nicht bestanden hatten. Nicht heiraten dürfen, wen man will. Nicht hinziehen dürfen, wohin man will. Nicht vererben dürfen, was man will und an wen man will.
00:12:18 Das ist die Bauernrealität anno 1524. Entrechtung und Unterdrückung. Die Wut darüber gab es schon lange, aber frühere Aufstände waren örtlich begrenzt. Die haben sich wieder verlaufen.
00:12:36 Dieses Mal ist es anders. Die Bauern erinnern sich nun immer häufiger an das alte Recht, das alte Herkommen, wie sie es auch nennen. An die Zeit, in der sie noch fischen durften und jagen und Brennholz schlagen. Und sie fragen sich, was gibt den Adligen, den hohen Geistlichen eigentlich das Recht, uns unser altes Recht zu nehmen? Sie schreiben erst einmal Beschwerdebriefe oder lassen sie schreiben?
00:13:05 Weil die Bauern aber in der zweiten Hälfte des Jahres 1524 merken, dass das nicht viel bringt, gehen sie einen Schritt weiter. Nennen wir es kleine Übergriffe durch kleine Provokationen. So der Theologe und Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann. Die Bauern weigern sich, ihre Abgaben zu zahlen. Kein jährliches Fastnachzuhn mehr für den Herrn Grafen. Keinen Zehnt mehr für den ehrwürdigen Abt. Frohendienst?
00:13:33 Vergesst es, lehnt's er. Ziviler Ungehorsam anno 1524. Das ist jetzt mal ne Fanfare wert. Aufstand! Aufruhr!
00:14:57 Hallo und einen wunderschönen Abend wünsche ich allen, die da sind, sowohl hier vor Kameras als auch da draußen als Zuschauende. Wir spielen heute historisches Pen & Paper auf der ARD Twitch Plattform. Also nicht, dass der ARD die Plattform gehört, aber auf der Plattform, die uns die ARD auf Twitch präsentiert.
Einführung in das historische Pen & Paper Spiel
00:15:2500:15:25 Ist es meine Ehre und meine Pflicht und mein Vergnügen, ein paar wichtige Dinge zu erklären und vor allen Dingen auch Namen zu nennen und klar zu machen, was ist das hier überhaupt? Warum tun wir das? Wer sind diese Leute? Und wann gibt es den zweiten Teil? Solche Dinge. Und ihr habt den Titel möglicherweise mit scharfen Augen schon feststellen können. Wir spielen heute 1525, wenn Worte brennen.
00:15:51 Wir werden möglicherweise eine Menge Dinge brennen und nicht nur Worte, aber es geht tatsächlich viel um Definitionen und wichtige Worte wie Leibeigenschaft, Freiheit und das verfluchte Fastnachtshun. Wir beschäftigen uns mit dem Bauernkrieg. 500 Jahre, Jubiläum.
00:16:11 Sagt ja normalerweise, es gibt was zu feiern. Vielleicht ist es eher etwas zu gedenken, aber es ist auf jeden Fall ein guter Zeitpunkt, um einen Blick zurückzuwerfen auf eine extrem spannende, extrem blutige, aber auch durchaus gut nachzuvollziehende historische Zeit, die einiges verändert und geprägt hat in Europa und auch speziell in Deutschland. Und dafür haben wir uns hier zusammen getan.
00:16:37 Unter anderem mit der Redaktion, die beim Bayerischen Rundfunk dafür zuständig ist, so etwas aufzuarbeiten. Ihr habt gerade auch schon den Podcast Alles Geschichte gehört, wo es aktuell Folgen zum Bauernkrieg gibt. Das heißt, wenn ihr da noch mehr rausfinden wollt, könnt ihr schon mal ein bisschen reinspitzen und vielleicht auch vorhören.
00:17:03 Und diese Geschichtsredaktion des BR hat mir freundlich auch Händchen gehalten und ausgeholfen, sowie eine ganze Reihe anderer Leute, die da vermittelt wurden. Das ist das dritte Mal. Auf irgendwoher kam auf einmal mein Ton. Ich entschuldige mich nicht, weil ich glaube, es war nicht meine Schuld. Die Zuschauer werden mir das wieder anlasten, weil Tonproblem ist mein zweiter Vorname. Okay, gut.
00:17:32 Leute haben mir Händchen gehalten.
00:17:34 Bei der Recherche in der Redaktion und auch andere Leute, da werde ich noch ganz viel Dankeschön sagen. Wir werden auch einige später noch zusätzlich davon sehen und hören. Das ist das dritte Mal, dass wir historisches Pen & Paper spielen. Der Stefan ist da schon unser sozusagen Haudigen, der mir einfach mit dabei war. Lisa war auch schon einmal dabei und wir haben heute jemanden, der das erste Mal dazu stößt zum historischen Pen & Paper. Ich bin Meiri, Meiri Stritter. Ich bin eine professionelle Spielleitung für Pen & Paper Spiele, was ein sehr seltener und sehr seltsamer Beruf ist.
00:18:04 Aber es gibt ihn, ich tue das und habe unter anderem auch die Ehre und die Verantwortung und das Vergnügen für die ARD, historisches Pen & Paper, aber auch Tatort Pen & Paper umzusetzen. Das heißt, vielleicht haben wir uns hier ja auch schon mal gesehen. Und dieses Mal...
00:18:24 Wie gesagt, haben wir eine schöne Zusammenstellung aus Leuten mit einem starken historischen Hintergrund, Leuten mit einem starken Pen-and-Paper-Hintergrund. Und ich würde einfach mal im Uhrzeigersinn durch unsere Spielenden durchgehen. Wir haben oben rechts als Bruder Albert mit der Fackel in der Hand, Stefan, der auch als Steinwallen normalerweise bekannt ist. Ein so knangvoller Name, dass ich tatsächlich zu den Leuten gehöre, die ein Jahr lang genickt haben und gesagt haben, Steinwallen, bis mir klar wurde, dass es Wallenstein gedreht ist.
00:18:53 Aber ja, du hast einen Hintergrund als Historiker. Oh mein Gott. Ich gebe zu, mir ist das auch nicht direkt aufgefallen. Das hat gedauert. Von was gelernt. Es lohnt sich hier einzuschalten. Er hängt sogar hier irgendwo. Schaut dir verwegen über die Schulter.
00:19:17 Wie ist sozusagen dein Stand bei den Bauernkriegen? Ist das ein Thema, mit dem du dich irgendwann, bei dem Bauernkrieg, auch wenn es natürlich sehr viele verschiedene Brandorte und Brandstätten waren, war das ein Thema, mit dem du dich schon mal beschäftigt hast, professionell oder aus Interesse?
00:19:34 Das ist ganz interessant. Ich bin in der DDR aufgewachsen und in der DDR war der Bauernkrieg ein Riesenthema. Also da wurde man schon von Kind an irgendwie mit konfrontiert. Natürlich ein bisschen ideologisch, verbrämt, marxistisch, in einem marxistischen Geschichtsbild verdreht, so wie ich das heute sehe. Aber dennoch wurde da sehr stark daran erinnert. Es gab diverse Geschichten, Kunst, Literatur darüber, sogar schon Jugendbücher und sowas. Also Bauernkrieg waren wir schon ein...
00:20:04 eigentlich von Kind an einen Begriff, habe mich aber später dann auch mal professioneller damit befasst. Dann rechts unten. Lisa ist eine Autorin für Fantasy, aber auch Pen & Paper und Streamerin. Und sie ist das zweite Mal jetzt dabei beim historischen Pen & Paper. Normalerweise bist du ja eher in der Fantasy unterwegs. Kannst du dich in dein historisches Setting ähnlich gut fallen lassen?
00:20:32 Ich hoffe es. Also ich freue mich enorm darauf. Ich mag historische Settings, wenn ich sie konsumiere, also wenn ich lese oder Filme schaue. Aber das ist natürlich immer alles mehr oder weniger historisch korrekt dann wahrscheinlich. Ich bin nicht vom Fach und vermutlich wird der Faktencheck heute einiges dann für mich auch noch einmal richtigstellen. Aber ich habe mich eingelesen und bemühe heute, meinen Bildungsauftrag auch ein wenig zu erfüllen.
00:21:01 Dafür bedanke ich mich auf jeden Fall schon mal. Und links unten André, den man manchmal sogar zügeln muss, wenn man irgendein Thema zu der Zeit anspricht. Aber man möchte es nicht, weil er sehr flüssig und sehr eloquent dazu dann Dinge vortragen kann und auch sehr unterhaltsam. Auf YouTube unterwegs als Geschichtsfenster, um...
00:21:23 Fenster aufzumachen zu unterschiedlichen Geschichtsthemen. Immer ein Thema rauspicken und dann einmal gründlich durcharbeiten. Du bist das erste Mal hier dabei und vorhin im Vorgespräch war es auch so ein Oh, das ist das erste Mal, dass ich Pen & Paper vor der Kamera im Livestream spiele. Ich bin gespannt, wie es wird. Hast du Bedenken oder Hoffnungen für den heutigen Abend?
00:21:42 Bedenk nicht, ich bin ja so unfassbar lange Rollenspieler. Ich habe 1985 angefangen mit 12. Und jetzt ist das erste Mal wirklich, ich habe mich lange bemüht, möchte ich jemanden nicht mitspielen lassen und jetzt hat es funktioniert. Dankeschön dafür nochmal. Und ich bin sehr, sehr gespannt drauf. Freue ich mich. Sehr gut. Dann ist die...
00:22:04 Menge der Leute vor der Kamera, natürlich meistens in der Regel klein im Vergleich zu den Leuten hinter der Kamera. Ganz, ganz vielen Dank an alle, die nicht sichtbar auch zum heutigen Abend beitragen oder vorbeigetragen haben. Im Chat zum Beispiel sind das Carina, Katharina und Benedikt, die ein Auge drauf haben, dass...
00:22:23 Leute, die sich mies verhalten und gemein zu euch sind, vielleicht sanft in Richtung Tür verwiesen werden, aber auch sonst auf Rückfragen eingehen, euch informieren, was verschiedenste Befehle für den Bot im Chat sind und überhaupt zur Verfügung stehen, falls es irgendwelche Probleme gibt oder Wünsche. Und dann haben wir auch noch Unterstützung von einem Team von den Luther-Museen.
00:22:48 Die auch Fragen, jetzt im Chat, da ich teilweise live beantworten kann, aber wir werden nachher mit Jan und Mirko auch zwei Leute von den Luther Museen haben, die in einem Q&A, vermutlich dann in einem regen Wortabtausch mit unseren Historikern hier, auch noch auf Fragen eingehen werden, unter anderem eben auch auf Dinge wie, was war im Spiel nicht historisch exakt so.
00:23:14 Und wo haben wir Abweichungen gemacht? Oder wo war etwas so, wie wir es tatsächlich belegen können? Wie war die Situation tatsächlich, soweit wir sie den Quellen nach nachvollziehen können? Also ihr könnt gerne auch zwischendurch schon Fragen im Chat stellen. Die werden dann auch von unseren ModeratorInnen rausgepickt und danach wird das Q&A aufbewahrt, damit wir das dann noch einmal durchsprechen können. So, dann.
00:23:39 Auch noch ganz liebe Grüße generell an Benedikt, der das Ganze angestoßen hat, die Triebfeder des Pen & Paper beim Bayerischen Rundfunk und ganz liebe Grüße an Carina, die das wunderschöne Artwork für heute gemacht hat.
00:23:54 Und damit sind wir so weit, dass wir zu spielen anfangen können. Kurz zur Erklärung, wir werden bis circa 22 Uhr spielen, wie das so ist. Beim Pen & Paper kann das ein bisschen kürzer, ein bisschen länger sein, je nachdem wann wir heute an einen guten Punkt kommen. Am Donnerstag, 19 Uhr, werden wir weiterspielen. Da machen wir einen kleinen Zeitsprung. Da passieren sehr spannende Dinge, so ab März, April im Jahre 1525. Und dann schauen wir mal, wo ihr landet.
00:24:23 Wir werden zwischendurch einmal kurz eine Pause machen. Ab 22 Uhr ungefähr kommt das Q&A und es wird später ein kleines Gewinnspiel geben. Eine letzte Sache noch. Es ist keine...
00:24:37 Blümchenhaft sanfte Zeit in der Geschichte Zentraleuropas. Das heißt, wir werden unter Umständen durchaus Beschreibungen von Gewalttaten und dergleichen haben. Damit seid ihr gewarnt, aber ich vertraue darauf, dass ihr selber eure Grenzen davon kennt, was euch gruselt. Und so können wir beginnen.
Szene in Schillingsfurt: Papierherstellung und politische Unruhe
00:25:0000:25:00 Wir denken uns in das Jahr 1525 und zwar in die schönen Hasberge in Franken.
00:25:12 Alle paar Berge steht hier eine kleine Burg. Es gibt zahlreiche Flüsse. Die Täler sind gut aufgearbeitet. Mühlen klappern leise vor sich hin. In fast jedem kleineren Örtchen, wo man Wasserkraft nutzen kann, wird sie genutzt. Und insgesamt ist es eine Region, die nicht unbedingt zu den Ärmsten gehört. Aber...
00:25:37 Dort, wo Leute vielleicht nicht zu den Ärmsten gehören, gibt es immer welche, die unter ihnen sind. Das Örtchen Schillingsfurt ist eine von den vielen, vielen etwas zerstreuten Siedlungen der Region.
00:25:52 Es gibt eine ganze Reihe von Bauernhöfen, die in der Regel miteinander gemeinsam die Äcker bearbeiten, um die übliche Drei-Felder-Folge, zu der auch ein Jahr Brachzeit gehört, umsetzen zu können, ohne dass jemand ein Jahr lang dann auf einmal überhaupt nichts produzieren kann auf seinem Land. Hinzu kommt ja, dass ärgerlicherweise teilweise das Land in immer kleinere Flecken aufgeteilt wird, wenn man zu viele Leute hat, die auf dem Hof hocken und erben wollen.
00:26:19 Aber eine wunderbare Einkommensquelle für dieses Örtchen und die Burg in der Nähe, zu der es gehört und für die man bzw. deren Herren man dort in der Regel arbeitet, ist die Mühle. Umgebaut zu einer Papiermühle, denn der Buchdruck ist nach Europa gekommen. Und man druckt, was man drucken kann. Bücher, die Bibel natürlich, sehr frisch, sogar auf Deutsch. Und?
00:26:49 Flugblätter en masse, um verschiedensten Leuten Dinge, Dreck an den Stecken zu schmieren oder verschiedenste politische Gesinnungen auszudrücken. Und dafür braucht es Papier. Und Papier muss hergestellt werden. Aus Lumpen und Hadern. Und dann rotten sie in großen Fässern, bis sie zerwalkt werden, um dann geschöpft zu werden. Und in dieser Mühle.
00:27:15 Von Schillingsfurt, etwas außerhalb, auch aufgrund des immensen Gestangs, den die rottenden Hadern und Lumpen erzeugen, arbeitet Katharina an diesem Morgen und sortiert das Material, das ausgewaschen worden ist, nach verschiedenen Gütegraden, während draußen sich ein Karren nähert. Ludwig, der als Lumpensammler durch die Gegend zieht,
00:27:39 Weberreste, Seilfasern, abgetragene Lumpen und dergleichen, um sie für ein paar Pfennige dann weiter zu verkaufen. Der kommt mit seinem Karren nach Schillingsfurt an und sieht...
00:27:53 Als erstes diesen Ort, der auch morgens schon reichlich betriebsam ist, wo Leute durch die Gegend ziehen, Hühner zwischen den Häusern nach irgendetwas zum Aufpicken suchen. Leute sind auf den Feldern unterwegs, wo der Winterämmer jetzt im Frühjahr schon einen grünen Teppich darstellt. Und auf den Almendewiesen weiter hinten, also den eigentlich öffentlichen Gelände, stehen Schafe, vermutlich zum Ärger der Bauern, die das Gras kurz abknapsen.
00:28:22 Wie sieht Katharina aus? Das könnt ihr rechts ein bisschen sehen. Vielleicht ist sie nicht immer ganz so aufgebracht wie in diesem Moment, aber die Haare zusammengebunden. Du hörst draußen das leise Klappern von dem Wagen von Ludwig, das recht vertraut kommt. Er hat so ein Iken, Iken, Iken am rechten Rad, das man vielleicht endlich mal reparieren sollte. Was tust du?
00:28:49 Erwarte ich Ludwig an diesem Morgen? Nicht gezielt vielleicht an diesem Morgen, aber doch des Öfteren. Also der kommt regelmäßig, unregelmäßig vorbei und man kennt sich. Ihr seid in derselben Gegend aufgewachsen, seid Kindern miteinander vertraut. Dann würde ich tatsächlich meine Arbeit unterbrechen und nach draußen gehen und freundlich grüßen. Guten Morgen. Grüß Gott, Frau Katharina.
00:29:17 Na, gibt's Neuigkeiten? Ich hab ganz gut Lumpen gesammelt, die Beginnen in Haßfurt hatten einiges zurückgelegt, das hat sich gelohnt heute. Aber ist da schon wieder eine neue Schafherde auf unserer Almende? Die Grundherren stellen uns jedes Jahr eine neue aufs Feld, oder? Ja, ich zuck so mit den Schultern, so Schafe interessieren mich jetzt nicht sonderlich. Ja, aber schaut mal, wunderschön, altes Bettzeug, fast weiß, das wird...
00:29:46 Mit gutes Papier. Soll ich euch abladen helfen? Sehr gerne, sehr gerne. Springe ich von dem Pferd und öffne den Wagen und ziehe Säcke herunter, werfe mir auf den Buckel und trage sie, wo immer Frau Katharina sie hinhaben möchte. Du schleppst die Säcke. Mehrere Leute aus dem Ort sind auch aufmerksam geworden, dass du gerade angekommen bist.
00:30:16 Eine ältere Dame macht sich auf dem Weg zu euch, die Haare sehr streng nach hinten unter ihrer Haube hochgesteckt und geht mit einem leichten Ziehen. Die Adelheit ist auch nicht mehr die Jüngste und winkt in eure Richtung. Frau Adelheit, ich hoffe es geht euch gut, Mume.
00:30:39 So gut wie ich es kann. Ich weiß es nicht, aber habt ihr irgendetwas damit zu tun? Sie wedeln mit einem Papier, das sie in der Hand hat. Ich.
00:30:51 Ich deute verlegen auf Frau Katharina. Vielleicht Frau Katharina, aber ich drucke nicht. Ich mache nicht mal Papier. Ich fahre nur Dinge herum. Katharina, diese Freundin von dir aus der Stadt, die ist gestern angekommen und untergekommen und heute Morgen hängen wieder solche Papieren herum. Sie schaut nach rechts und nach links und drückt es dir dann in die Hand. Wir wollen ja nicht, dass es...
00:31:19 dass falsche Leute vielleicht da Schlüsse draus ziehen. Das wäre ja ganz fatal. Ich nehme das Papier so und schiele mal drauf, was Elsa da schon wieder angestellt hat. Es ist eine Liste von Forderungen, die in großen Buchstaben darauf stehen, an die direkt damit beginnen, dass es nicht wirklich eine Einleitung gibt, nur eine Oberschrift Forderungen für die freien Bauern und Bürger.
00:31:48 Und es startet mit dem Wunsch, dass man seinen eigenen Pfarrer zu wählen hat. Das klingt vernünftig. Wo ist das her? Heute Morgen war das an mehreren Türen hier festgemacht. Dass nachdem gestern der Vogt nun mit ein wenig Schimpf und Schande aus dem Ort geschmissen wurde. Ich finde, der Vogt könnte diese Worte durchaus mal lesen.
00:32:16 Das hat er vermutlich getan, mein Liebes. Aber so sehr, sie schaut sich erneut um, so sehr wir vielleicht durchaus ein gewisses Gefühl von Sympathie hügen mögen. Ein wenig Vorsicht wäre vielleicht auch angebracht. Vorsicht.
00:32:40 Was steht denn noch darauf? Ich reiche den Zettel rüber. Ah ja, ich nehme den Zettel. Nicht nur der Priester soll gewählt werden, der Zehnt soll direkt an den Priester gezahlt werden, die Frohendienste sollen weniger werden. Die Mummeradelheit neigt sich noch einmal vor. Der Albert ist da.
00:33:09 Der, der, der, der, der. Klosterbruder. Was macht denn der hier? Ist der vom Kloster weggelaufen? Oh, wollt ihr das noch lauter sagen? Das machen gerade viele. Das habe ich auch gehört. Sie streicht ihre Schürze glatt. Ich kann mir vorstellen, dass er vielleicht einen kleinen Besuch euch abstatten mag.
00:33:41 Ja, das würde ich mich freuen. Ich habe ihn lange nicht gesehen. Und wenn er hier ist, könnte das auch den Zorn des Herrn von Donnerstein ein bisschen...
00:33:53 Zügeln? Beruhigen. Dämmen? Ich weiß nicht, wie zornig er ist. Oh, falls ihr euch treffen wollt mit uns. Einige wollen besprechen, wie wir mit der Lage umgehen. Ich denke, wir werden uns beim Rulf treffen, da wir keinen anderen Grüße am Wort haben.
00:34:17 Was denn für eine Lage? Sie hat sich gerade schon gedreht und das Gespräch offensichtlich für beendet erklärt. Man dreht sich dann nochmal um mit so einem leicht schiefen Lächeln. Nun, wenn wir gestern nun die Zahlungen unterschlagen bzw. verweigert haben eines Fastnachtuhns,
00:34:40 Und möglicherweise jemand, sie streicht den deutschen Schütze glatt, auch wenn wir sicherlich keine Namen nennen wollen, Mist, nachdem Herrn Vogt geworfen hat, so sollten wir doch klären, ob wir dahinter stehen wollen oder ob, wenn er erneut zurückkehrt, wir klein beigeben mögen. Wieso sollen wir das klären? Die Sache ist doch ganz klar. Dann sagt das Rulf, meine Liebe. Fertig. Damit dreht sie sich um und von der Mühle weg.
00:35:08 Und wenn es die Recht ist, Stefan, würde ich sagen, läuft sie damit einfach fast in Herrn Wallen, nein, nicht Wallenstein, Donnerstein hinein, der in die Gegenrichtung kommt, in Richtung Mühle. Gute Frau, seid vorsichtig. Ihr seid nicht allein auf der Welt. Ja, zu meinem Bedauern zu weinen. Verzeihung, Bruder.
00:35:37 Nichts für ungut. Ludwig, Katharina, lange nicht gesehen. Schön, euch zu sehen. Sehr erfreut, euch zu sehen. Ich dachte, ihr seid fernab im Kloster.
Begegnungen und Gespräche über soziale Ungerechtigkeit
00:35:5200:35:52 Ja, ihr hört es vielleicht allen Teilen. Hier im Ort ist ja auch schon einiges los. Es herrscht Aufruhr im Land. Und ich glaube, es ist Zeit, dass sich was ändert. Zumindest habe ich mir das gesagt. Bei mir sollte sich was ändern. Ich kann es nicht mehr ertragen. Der Abt meines Klosters, der lebt in Saus und Braus. Der schikaniert uns rum, selbst uns. Die Paters, die Brüder, es ist ein Graus.
00:36:22 Ich bin abgehauen. Und ich wusste keinen besseren Ort als diesen hier. Ihr wisst, mein Cousin lebt hier. Auch wenn ich ihn mag, aber wo soll man hin? Tja. Und nun spazier ich hier rum. Ich habe gerade noch gescherzt, ob ihr abgehauen seid. Und dann seid ihr es wirklich. Das ist ja... Nun ja. Ich wusste schon immer, dass ihr einer von den Guten seid. Ich klopfe ihm so richtig nonchalant auf die Schulter. Ja, ich weiß nicht, ob das gut ist.
00:36:51 Aber ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Habt ihr die Forderung hier gelesen? Ja, ich wollte gerade sagen, was hast du in der Hand? Es gibt so viele Schriften in letzter Zeit, die kursieren. Ich bin nicht ganz durch, ich lese nicht so gut, aber...
00:37:08 Ich lese schnell drüber und bin erstaunt. Wo kommt das her? Hast du das gedruckt, Katharina?
00:37:30 Das ist weder ein Ja noch ein Nein. Ich halte kurz das Blatt gegen die Sonne und sage, nein, das Wasserzeichen ist nicht Ihres. Eine von den Fensterläden am Hauptgebäude der Mühle, die ein mittelgroßes, unterschlechtiges Mühlrad die ganze Zeit auch im Hintergrund vor sich hin knarrt, auch wenn gerade das Stampfwerk nicht in Betrieb ist.
00:37:55 fliegt auf und Katharinas Vater starrt raus und mit einem betont neutralen Gesichtsausdruck schaut er auf die beiden Gäste, die du da hast. Katharina. Ich greife direkt wieder nach einem Sack. Ja. Wirst nicht untätig sein. Herr Müller, grüß Gott. Oh, grüß Gott. Pater, Bruder, Herr.
00:38:20 Er stammelt sich ein bisschen durch seine Unklarheit, wie er dich anreden soll und nickt dann nur. Ich bin fast fertig. Sehr gut. Die Elsa ist im Ort. Ja, wirklich, das überrascht mich, Vater.
00:38:46 Katharina kann wirklich nicht gut lügen. Ich nehme an, du willst mit ihr reden. Ja. Wo ist sie denn? Soweit ich weiß, ist sie beim Rulf untergekommen. Aber wenn du vorher die Ladung von Ludwig untergebracht und sortiert hast, dann... Dann magst du gehen. Aber...
00:39:12 Wofür brauchen wir denn die Ladung vom Ludwig? Also, für wen ist das Papier? Oh, die Klosterbrüder haben eine Bestellung geschickt. Ah ja, ja, ja, ja, alles klar, Vater. Ich flüstere Bruder Albert kurz zu, die Elisa ist aus der Stadt. Ja, ich weiß. Ja, aber Albert nicht.
00:39:40 Ah, aus der Stadt. Ach, das ist die Frau, die auch beim Rulf untergekommen ist. Ich hause da auch jetzt. Anders kann man das nicht bezeichnen im Übrigen. Interessante Frau, gebildet. Scheint lesen zu können. Ja, offensichtlich. Stammt das möglicherweise von ihr? Vielleicht sollte ich mal mit ihr sprechen.
00:40:07 Sie scheint ja Ähnliches zu denken, wie der eine oder andere, den ich kenne. Ich wüsste gern, wo das geschrieben wurde.
00:40:17 Ich auch. Es gibt keine Unterschrift oder sonst irgendetwas, was ein Autor kenntlich machen würde, gibt es auf den Flugblättern nicht. Aber in der Regel kann man vom Inhalt drauf schließen, welcher Gesinnung die Person logischerweise ist. Im Ort selber könnt ihr von hier aus sehen, ist jetzt einiges an Bewegung, eine ganze Reihe Leute sind unterwegs.
00:40:44 Und versammeln sich auf dem Zuweg zu einem der größeren Höfe. Viele Köpfe werden zusammengesteckt, Leute gestikulieren, aber driften alle langsam in Richtung des größeren Hauptgebäudes. Ich würde trotzdem noch die Ladung so halbwegs fertig machen. Ich packe einfach mit an, dann geht es schneller.
00:41:12 Bitte, ich beklage mich nicht, wenn einer hilft und werfe mir den nächsten Sack auf den Buckel. Relativ schnell. So groß ist der Karren nicht. Es sind die Lumpen und Hadern alle verladen. Vielleicht nicht zwingend sehr reinlich sortiert, aber zumindest schon mal unter Dach gebracht, damit man sie weiter verarbeiten kann. Da würde Katharina sich jetzt auch keine große Mühe geben bei der Sorgfalt tatsächlich. Also ich mache das mehr schlecht als recht, nachdem ich gehört habe, dass das...
00:41:39 Material fürs Kloster ist, bin ich da jetzt auch nicht mehr so enthusiastisch dahinter, aber möchte trotzdem natürlich die Arbeit schnellstmöglich fertig machen, bevor ich Ärger mit Vater bekomme. Und dann würde ich mich interessiert, dem Treiben dazu wenden. So schön euer weißes Papier ist, es stinkt ganz schön, wenn ihr es macht. Ja, die Schwaden sind fast sichtbar.
00:42:03 die von dem vor sich hin faulenden Material ausgehen. Aber irgendwie muss man die Fasern voneinander trennen und aufweichen, damit man Papier schöpfen kann. Schöne Dinge kommen manchmal aus den widerlichsten Umständen. Der Hof, auf den ihr zuhaltet, ist vom Ort der größte. Und auch der mit den meisten Leuten, die darauf arbeiten.
00:42:28 Und Rulf, der hier das Sagen hat, Rulf Schaller, hat auch sogar eine ganze Reihe von Tagelöhnern, die für ihn arbeiten und selber in einem kleinen Hütchen in der Nähe leben. Und vor allen Dingen hat er als einziger im Ort genügend Raum, um auch Gäste unterzubringen und vor allen Dingen eine Stube, in der man dann auch einkehren kann, wo ein bisschen improvisiert die Leute zusammensitzen. Aber immerhin gibt es da diesen öffentlichen Raum.
00:42:52 Und dorthin drängen sich jetzt gerade auch alle. Es ist ein wildes Wirrwarr von Leuten, die durcheinander reden, Nachfragen stellen, ein verwirrtes Stubenhuhn, das rausflieht und Leute, die näher kommen, wütend anstarren. Irgendwo liegt eine Katze und beobachtet das Ganze. Aber eine gewisse Anspannung liegt über der Szene. Ich bringe noch kurz das Pferdwerk und komme gleich zu euch.
00:43:20 Ich würde direkt, oder ich halte direkt Aussprache nach Elsa. Ich flüstere zu Katharina. Was ist hier los? Ich dachte, ich komme in ein beschauliches Provinzenest. Und es gibt es auch hier Aufruhr.
00:43:40 Ärger. Nun, also, falls euch die Kunde erreicht, dass gestern jemand mit Scheiße beworfen wurde, wäre das auf jeden Fall etwas, was ich nicht ganz abstreiten könnte. Wortwörtlich. Scheiße. Im Rücken. Das bringt hier alle Bauern zusammen. Nun gut, wir werden gleich hören. Ich eile mich sehr, das Pferd kurz in mein Haus zu bringen. Wie heißt es denn?
00:44:12 Margarete. Margarete. Exzellent. Margarete wird also abgeschirrt und in den Stall gepackt, bevor ihr euch da auch eben hinbegebt zu der ganzen Szenerie. Und Katharina, die die Augen offen hält, sieht auch die Elsa, die tatsächlich ein bisschen aus der restlichen Menge heraussticht, einfach durch die Qualität der Stoffe, in die sie gekleidet ist, mit einem hellblauen Gewand, mit feinen Knöpfen geschlossen und einem Untergewand aus hellem Lein.
00:44:41 die auch über die anderen Leute hinweg, sie richtet sich dann ein bisschen auf, dich sieht und grüßend die Hand hebt und versucht, sich durch die anderen etwas in deine Richtung zu schieben. Ich grüße zurück und sobald ich sie sehe, strahlt mein Gesicht auch sehr. Ich freue mich sehr, sie wieder zu sehen. Katharina, es ist so gut, dich zu sehen. Ich wollte ohnehin zu dir kommen, aber gestern gab es eine Klar. Nicht hier auf dem Hof, aber auf dem Nachbarshof. Deswegen...
00:45:10 Einen Eklat. Einen Zwischenfall, eine Eskalation möglich ist, möchte ich es fast nennen. Der Vogt vom Herrn Ritter war hier und hat das Fastnachtshuhn eingefordert und er hat keine bekommen. Dann war es ja kein Eklat, sondern mehr Gerechtigkeit, die dort geschehen ist.
00:45:33 Und so sehe ich das auch. Ich bin tatsächlich sehr aufgemuntert und es bestärkt mich in vielen von den Streitgesprächen, die ich in letzter Zeit geführt habe, dass ich auch hier auf dem Land bei euch zu sehen bekomme, dass die Leute endlich tatsächlich sich auf ihre Hinterbeine stellen und etwas unternehmen. Und wenn sie auch einfach nur sich verweigern dem unrechtlichen Zugriff. Aber... Durchaus.
00:46:02 Elsa, du musst unbedingt jemanden kennenlernen. Ich winke Bruder Albert heran.
00:46:08 Grüß Gott, gute Frau. Ich bin überrascht, so eine weltgewandte Frau hier zu sehen. Sie halten Reden. Ich glaube, er wird. Nun ja, Darina Ludwig. Hattet ihr schon hier Reden gehalten vor den Bauern? Nein, aber Elsa tut es. Wie kommt's? Was treibt euch in dieses kleine Dorf? Ich bin eigentlich hier, um Papier einzukaufen. Ah.
00:46:38 Für die nächste Flugschrift. Und ich reiß gut, vielleicht den Zettel mal aus der Hand. Oh, ich weiß ja nicht, wovon ihr redet. Ich handle nur mit dem Papier. Ich besitze keine Druckerei. Ah. Verzeihung. Frau Else, aber wisst ihr, wo das Geschriebene herstand? Aus dem Württembergischen. Aus dem Württembergischen? Dort schließen sich die Bauernshaufen zusammen.
00:47:06 Und stellen ihre Forderungen auf. Und nicht nur dort. Und ich sag euch, es wird nicht wieder so laufen wie mit dem Bundschuh.
00:47:16 Ich sag euch, die Zeit ist endlich soweit. Wörtenberg, da haben Sie noch viel Leibeigenschaft und so etwas. Das kann ich mir vorstellen, aber nichts ist bei uns zu besten Stände. Das mit dem Huhn. Das ist eine Frechheit mit dem Huhn. Ich habe nicht mal ein Viertel Hufen und Sie wollen nicht ein Viertel Huhn von mir, Sie wollen ein ganzes Huhn. Aber wollen Sie nicht jedes Jahr ein Huhn? Ist das nicht alles recht?
00:47:44 Den Todfall und Weihabgabe und Beete und den großen Zehnt, den kleinen Zehnt. Und alles nicht ein Viertel davon, sondern was sie gerade wünschen. Und was wollen sie überhaupt mit all den Hühnern? Tierfreunde sind sie nicht gerade. Was wollen sie schon mit ihnen? Wollen essen? Ich habe nichts dagegen, dem Grundherrn und dem Pfarrer abzugeben, was ihnen ist. Aber das, was unsere Väter und Großväter hatten und nicht jedes...
00:48:13 Ja, etwas Neues. Schau auf die Almende. Die Schafe, die dort stehen, sind nicht unsere. Das sind die vom Grundherrn. Und es kommt immer eine Herde dazu. Ich verstehe. Also doch, das Huhn ist neu. Also dieses Huhn. Nein, das Huhn ist nicht neu. Aber es sind immer kleinere Hufenteile, die wir haben. Und es ist immer nicht ein Viertel, ein Achtel. Was kommt danach? Egal, Huhn, sondern es ist immer ein ganzes Huhn. Und als Grundherr, ein Hufe, ein Huhn.
00:48:42 Und bei vier Viertelhöfen hat es vier Hühner? Ich bitte euch. Bei dem lauten Ausrufen von Katharina und dem immer ansteigenden Vortrag von Ludwig werden die Leute ringsum etwas leiser und drehen sich zu euch um. Die Witwe räuspert sich, alle halten ihm euch. Und der anstehende Frohendienst für den Neubau der Kapelle sowie für den Neubau der Brücke, den der Brücke plant für dieses Jahr oder das nächste, wann immer es er uns abpressen kann erneut.
00:49:12 Übrigens auch kein Viertelfrohn, sondern ein ganzer Frohn. Für mich als Viertelhofener.
00:49:18 Oh, das Kloster hier will auch eine neue Kapelle haben. Die ganzen Äbte, die beginnen zu spinnen seit Jahrhunderten. Die Mauern sind fest, aber dann kommt irgendeine neue Mode und dann muss eine neue Kapelle her. Ich verstehe es auch nicht. Es kommt Besuch aus Rom. So ist es. Auch das noch.
00:49:44 Da geht ein Tuscheln durch die Menge. Und jemand fragt, wirklich? Das haben Sie gesagt. Also, das Letzte, was ich gehört habe, ist, dass der König Erfolg hatte bei seinem Feldzug in Norditalien. Und ihr denkt also, dass wir nun tatsächlich Gesandtschaft bekommen aus hier? Ja, was weiß der nicht.
00:50:13 Vielleicht will er nach Bamberg oder so etwas und kommt hier durch. Aber als ich Kalk gebracht habe zum Kloster, gerade vor zwei Tagen, da hieß es, dass Besuch aus Rom erwartet wird. Und deswegen muss diese Kapelle im allerneuesten Stil sein. Weil die Leute aus Italien mögen ja nicht unsere spitzen Bögen und so etwas. Sie wollen das ja alles anders haben. Dafür dann wahrscheinlich auch die Hühner, hm? Ja, wahrscheinlich. Das Viertelhuhn mischt sich jemand ein von weiter hinten.
00:50:43 Ja, das Viertelhuhn, das landet einmal, es ist ein Haps, wie ich den Popanz da aus Rom kenne. Der Rulf Schaller, der Besitzer dieses Hofes, kommt jetzt tatsächlich endlich auch in den Raum, wo die Leute sich in den Ecken teils zusammen gedrängt haben, an den zwei Tischen, die dort sind, sitzen auf Bänken und auf Hockern.
00:51:05 Großer Mann mit einem Gesicht wie eine Bulldogge und leicht triefäugigen blauen Augen, der in die Runde schaut und zum Ludwig nur knurrt. Viertelhofer, der hätte es gern mehr sein können, aber wer wollte nicht? Da wird er ganz still.
00:51:28 Ich bin aber kein Bauer mehr. Ich habe noch meinen Hof, aber ich habe jetzt einen anderen Beruf. Ich habe einen Wagen, ich habe ein Pferd, ich habe Dienste zu erfüllen, ich habe Aufträge zu erfüllen. Und ganz im Ernst, ich weiß nicht, ob ich einer von euch Hofbauern sein möchte. Ich baue mich auf, verschränke die Arme, wenn er mich so angeht. Was muss er wollen? Ah, ist der Herr was Feineres? Nein.
00:51:55 Aber ich bin bestimmt keiner, der sich mit einem Stück lang kaufen lässt. Unterstellt ihr mir da was?
00:52:04 Nein, ich sag nur, wie es ist. Was macht ihr hier? Er ignoriert dich, unterbricht dich, setzt wieder an und dreht sich zu Albert um. Was macht ihr hier? Wieso? Ich wohne doch unter eurem Dache. Und ich wollte kurz in meine Kammer und dann sehe ich diesen Aufruhr. Was ist hier los? Es geht darum, ein bisschen Vernunft unter die Leute zu bringen. Also in Ruhe!
Konfrontation und theologische Auseinandersetzung
00:52:3400:52:34 Ihr schreit so laut, ich verstehe euch nicht. Er bellt ein tiefes, bassiges Ruhe in den Raum und es wird tatsächlich auch leiser. Leute geben noch so ein leises Brummeln von sich. Ich weiß nicht, ob Ludwig noch beschäftigt damit ist, seinen Vortrag zu halten. Ich wurde ignoriert, also habe ich aufgehört. Gut. Also, wer auch immer, es war die gestern Dreck.
00:53:05 Und den Mist auf den Vogt und seine zwei Leute geworfen haben. Ich hoffe, dass ihr euch eines Besseren besinnt. Und dass wir friedlich wieder zusammenkommen können in diesen Dingen. Und dass wir uns fügen in die gottgegebene Ordnung.
00:53:29 Bei der gottgegebenen Ordnung bin ich dabei, aber ich habe mir sagen lassen, dass viel von dem gottgegebenen gar nicht in der Schrift steht. Ist es nicht so, Bruder Albert? Jetzt drehen sich alle um, verrenken die Hälse und starren den Kirchenmann an. Nun gut, wenn ihr mich direkt so fragt. Also, in der Schrift steht, dass wir alle vor Gott gleich sind.
00:53:58 Hört, hört. Soweit ist es wahr. Mann und Frau? Oh. Sie geht ja auch einen Rauen durch die Menge. Elsa hält sich so eine Hand vor den Bund, als würde sie ein Lächeln verbergen. Wenn irgendjemand von den Bauern weitergeht, so weit würde ich jetzt nicht gehen. Da kann man unterschiedlicher Meinung sein. Hier steht zum Beispiel, ich tippe auf das Papier.
00:54:25 Ist es unbrüderlich und dem Wort Gottes nicht gemäß, dass der arme Mann nicht Gewalt hat, Wildbrecht, Geflügel und Fische zu fangen? Denn als Gott, der Herr, den Menschen erschuf, hat er ihm Gewalt über alle Tiere, den Vogel in der Luft und den Fisch im Wasser gegeben. Das steht in der Schrift.
00:54:41 Und es wird Zeit, dass ihr alle die Schrift lesen könnt, dass wir sie auf Deutsch in unserer Sprache lesen können. Dann könnt ihr selber nachlesen, was in der Schrift steht und müsst nicht vertrauen auf die hohen Pfaffen und auf die Äbte. Einer von den anderen vielen kleinen Hufern im Ort.
00:55:04 Einer von den Schnabelbrüdern, Wenzel, lehnt sich vor. Aber wer garantiert uns denn, dass dann in der deutschen Bibel das steht, was wirklich da drin stehen soll?
00:55:15 Was ist das für eine Frage? Die Übersetzer, wir, die des Lateinischen mächtig sind, werden natürlich nach bestem Gewissen und Wissen dies übersetzen. So wie es Martin Luther getan hat zum Beispiel. Aber ist Luther nicht auch ein Pfaffe? Natürlich, aber keiner, der prasst und machthungrig ist und Herrschaft ausüben will.
00:55:44 So wie die Klosterleute. Und ganz oben hier steht, dass die Gemeinden das Recht haben sollen, ihren Pfarrer zu wählen und notfalls auch zu entsetzen, wenn er sich ungebürdig verhält. Jetzt geht ein Raunen durch die Menge. Und ich hätte da jemanden im Auge für uns. Oder Albert dreht sich um. Ich gucke Richtung Decke.
00:56:14 Nun mal halblang. Warum seid ihr jetzt hier wegen der Beschmutzung des Vogtshauses, wegen des Huhnes? Sagt Bauer Rulf, ihr seid doch auf der gleichen Seite wie die anderen hier. Ihr müsst doch auch ein Huhn, jedes Mal noch ein Huhn. Und auf welcher Seite soll das sein?
00:56:36 Ich sag euch, ich bestelle mein Land gut und ich wirtschafte gut und wenn ich einmal im Jahr einen Huhn zur Fastnacht dem Herrn übergeben muss, so kann ich das tun und werde das tun. Du hast ja auch ein Dutzend Hühner. Und?
00:56:58 Glaubst du, die hat der Herrgott mir einfach herabregnen lassen? Nein, aber der Lange Johann, der Georg, der Hans, geht's denen genauso gut? Nun, sie beschweren sich wohl nicht bei mir. Ja, nicht bei dir, das glaub ich wohl. Ah, er dreht sich um zu seinen Tagelöhnern, die alle in unterschiedliche Richtungen schauen. Seid ihr unzufrieden mit der Arbeit, die ich euch biete und mit dem Geld, das ich euch gebe und mit dem Haus, in dem ihr wohnt? Und dann wieder zu Ludwig. Siehst du, siehst du?
00:57:28 Du redest schon wie ein Herr. Was unterscheidet dich denn aus, dass du keine Burg hast, sondern einen Hof? Warst du nicht derjenige, der gerade sagte, dass wir alle gleich sind vor Gott? Gleich, ja. Aber du bist vielleicht ein bisschen gleicher als wir. Was dich wieder mit dem Herrn auf der Burg gemein macht. Ich verstehe nicht, was du da sagst, aber ich glaube, du beleidigst mich.
00:57:55 Dann nimm es nicht. Es wird schon richtig sein. Ich werde mir von einem Lumpensammler wie dir hier nicht sagen. Fuhrunternehmer? Fuhrunternehmer. Mit deinem Gaul? Das soll ein Fuhrunternehmen sein? Dann bin ich Fugger. Das ist ein Wagen, das ist ein Fuhrwerk. Ich bin ein Fuhrunternehmer.
00:58:18 Nichts gegen Margarete. Du bist nur... Weil ich nicht dein Knecht bin, verachtest du mich. Ja, du bist nicht mal mein Knecht. Das ist richtig. Ja. Also. Knechte hast du gern. Das ist die Welt, wie du sie willst. Aber das ist nicht die Welt, wie die es wollen.
00:58:37 Diese Welt, so wie sie ist, mein Lieber, ist eine, in der wir alle unseren Platz haben und in der wir alle unsere Arbeit tun und in der wir uns unterordnen in eine Ordnung, die der Herr selbst uns gegeben hat. Das sagt der Mann, dem ist nicht schwer, seinen Huhn abzugeben. Und wie wir gerade gehört haben, ist es ja gar nicht so, dass der Herr selbst die Welt so gemacht hat. Denn Leibeigenschaft, ja, davon steht nichts in der Heiligen Schrift. Im Gegenteil.
00:59:06 Da steht auch drin, dass Frauen gleich mit Männern sind. Also es gab erst ein neugieriges Raun und jetzt wird es sehr ungläubig. Auf dem Flugplatz steht nichts von Frauen und Männern, dass sie gleich seien. Der Wenzel lehnt sich vor und tippt Albert an. Steht das wirklich? Also von Leibeigenschaft ist in der Bibel in der Tat nicht die Rede, wie ich schon sagte.
00:59:34 Vom Zehnten allerdings schon, muss ich zugeben. Und auch die Herrschaft gibt es in der Bibel. Also eine gerechte Herrschaft ist sicher eine gute Herrschaft, aber so wie ich höre, scheint die Herrschaft hier nicht mehr gerecht zu sein. Das ist doch wohl das Problem, oder? Und von welchen von den beiden Zehnten steht denn was drin? Vom Großen oder vom Kleinen? Mal, wir zahlen ja zwei davon.
01:00:02 Nur von einem Zehnt natürlich. Und der ist ja auch eine gute Sache am Ende. Muss ja auch Seelsorge bezahlt werden. Der Pfarrer muss bezahlt werden. Irgendjemand muss den Gottesdienst machen und, und, und. Und es gibt viele, viele gute Leute. Ich war gerade erst in Hasbro bei den Beginnen. Das sind noble Frauen, das sind gute Frauen.
01:00:26 Und jetzt Rolf richtet sich wieder auf Frauen, die sich unterordnen und die in Keuschheit leben und die ihren Dienst treu dem Herrn tun.
01:00:40 Von denen wird man keine sehen, wie sie hier allein und ohne Bedeckung durch die Gegend läuft. Aber was ist, wenn der Herr tyrannisch wird, wenn seine Forderungen immer größer werden und die Forderung der Äbte und deren Bäuche auch immer größer werden und deren Kirchen auch immer größer werden? Was dann?
Kritik an der Verschwendung und Forderung nach Entschuldigung
01:01:0101:01:01 Es sind nun mal harte Zeiten. Alles ist teurer geworden. Ja, ich kann euch aber sagen, ich komme direkt aus einem Klo, aus einem anderen. Da merkt man nichts von harten Zeiten. Die Tische sind so prall gefüllt wie eh und je, vielleicht sogar preller. Und schaut euch doch die Herren an, wie sie mit ihrem Zeug herumlaufen, mit den Schlitzen in der Kleidung und der Seite, die heraus hervorquillt und mit einem Schamlatz, der so groß ist wie eine halbe Melone.
01:01:29 Und eine Barrette mit Federn von Tiervögeln aus was weiß ich wo. Bei Scham-Latz geht es durch die jüngeren Leute in der Menge, die zuhören. Ein Getuschel untereinander. Ich finde das eigentlich schon recht kleidsam. Aber was spricht denn der feine Herr aus dem Kloster? Ist das nicht euer Cousin, den ihr hier als einen Tyrannen bezeichnet?
01:01:56 Und offenbar. Ich erfahre ja jetzt, dass die Abgaben immer mehr werden und er sich um nichts schert. Das hat nichts mit Verwandtschaft zu tun. Er ist Cousin, entfernter Cousin. Nun ja, er ist verwandt mit mir. Es ist eine Schande, aber es ist so. Nun, man sagt ja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Also seid ihr verdorben oder ist er rein?
01:02:25 Ich halte nichts von dieser Stammeslehre. Jeder Mensch entwickelt sich anders, ist irgendwie gleich, aber auch anders. Das sind sehr feine Reden, die Erde schwingt. Aber ich komme darauf zurück. Ich erwarte, dass sich diejenigen, die gestern den Vogt derart duskiert und angegriffen haben, sich entschuldigen.
01:02:50 Ich werde vorstrecken, dass das Huhn für jeden Haushalt geliefert wird an die Burg, aber ich schwöre, ich werde mir diese Schulden von euch zurückholen. Aber es geht hier nicht um Hühner. Und diese Schulden wollen auch gar nicht gemacht werden. Dann hätte die Hühner gleich rausrücken sollen. Was ist überhaupt mit euch?
01:03:19 Ihr schaut so unschuldig, aber hat euer Haushalt etwas beigesteuert? Meint er mich? Ja. Wie soll mein Haushalt ein Huhn beisteuern? Wir machen Papier. Ein Papierhuhn vielleicht? Wäre das etwas, was genehm wäre? Ja, Herrgott, indem ihr eins kauft. Ich soll einen Huhn kaufen, um es dann abzugeben. Jetzt rate mal, Frau Katharina, bei wem ihr das Huhn kaufen sollt.
01:03:49 Ah!
01:03:53 Ich habe auf jeden Fall genug gehört. Ihr seid weiterhin hier willkommen, denn ich will nicht mich schlechter Gastfreundschaft schuldig machen, denn auch das steht in der Bibel. Aber von diesen Reden will ich hier nichts mehr hören. An die Arbeit, dreht sich um zu seinen Tagelöhnern, scheucht die mit rüten Gesten aus dem Raum und verlässt zu lautem Gemurmel und Geplapper die Schankstube. Ich sag euch doch, der kloppt, er sei ein Herr und das hier sei seine Burg.
01:04:22 Hier brennt ja die Luft, meine Güte. Leider nur die Luft. Gott, Katharina.
Beschwerden über steigende Steuern und Abgaben
01:04:3301:04:33 Elsa ist erneut mit so einem Lächeln hinter der Hand. Wie lange geht das denn schon so, Ludwig? Ist es wirklich so schlimm? Ich meine, sie sagt mal ein Huhn, ein Viertel Huhn. Das Huhn ist es nicht, aber im letzten Jahr haben wir eine Türkensteuer bezahlt. Gut und recht. Alles richtig, aber in Bamberg haben sie vier Jahre in Folge Weihsteuer zahlen müssen, weil das einen neuen...
01:05:01 Bischof hier gab, einen neuen Weihbischof da und all diese Dinge. Und es wird immer mehr, es wird wirklich immer mehr. Unten an der Taube haben sie eine Bier- und Weinsteuer gehabt, weil die Herren Geld brauchten. Alles wälzen sie auf uns ab. Immer wenn sie Geld brauchen, dann kommen sie und dann wird etwas Neues gebracht. Und die Frohendienste werden verlängert. Und wie ich gesagt habe, die Schafe auf unsere Elementen getrieben. Die Wälder, die Wälder gehören ihnen alle.
01:05:25 Überall haben sie in den Dörfern die Wälder wieder abgenommen und jetzt sind es ihre Wälder und wenn wir Brennholz holen wollen, dann müssen wir dafür bezahlen. Mein Großvater, Gott hab ihn selig, der hatte einen ganzen Hof, hatte eigene Wälder und hatte eigene Knechte. Zwei Generationen und das ist vorbei. Und dabei haben wir es noch gut. Der Wenzel-Schnabel neigt sich etwas selbstverständlich in euer Gespräch rein, als wäre er davon immer schon teil gewesen. Ja, man darf nicht mehr jagen. Und fischen auch nicht.
01:05:54 Also nicht einmal Hasen oder so etwas? Ja. Darf man Eichhörnchen? Ja, aber da ist ja nichts dran. Man hat die ganze Zeit die Haare zwischen den Zähnen. Wie esst ihr denn euer Eichhörnchen? Und Igel?
01:06:13 Ich würde es halt niemandem sagen, aber... Ja, wir essen am besten gleich die Ratten. Aber denken alle so? Also jetzt mal außer Rolf. Es geht ja allen gleich. Wie viele Bauern haben wir denn noch, die einen ganzen Hof besitzen? Das ist doch immer wieder aufgeteilt worden, immer wieder kleiner geworden. Und immer wieder gibt es die Todfallabgabe und keiner wird hier wohlhabender. Was meinst du, Pater Albert, warum ich mittlerweile...
01:06:42 mit meinem Wagen mein Geld verdiene.
01:06:45 Da kann man etwas mit verdienen. Das ist etwas Reelles. Ich kriege von Frau Katharina meine Aufträge, ich kriege von einer meiner Aufträge, ich fahre in die Stadt und zurück. Ich lebe davon gar nicht schlecht. Aber wenn ich versuchen würde, mit meinem Haus und meinem Garten und meinem bisschen Land zu überleben, ich wäre längst abgemagert und dem Hungertod nah. Die Katharina ist eine gute, sagt Wenzel, der noch fünf Sätze zurück ist im Gespräch.
Verdacht der Flugblattverteilung und die Möglichkeit einer Veränderung
01:07:1501:07:15 Aber wenn ich das richtig verstehe, gibt es jetzt jemanden, bist du es, Ludwig, bist du es, Katharina, der jetzt hier diese Flugblätter verteilt und ihr habt euch doch abgesprochen, ihr sagt doch nicht jeder zufällig, ich gebe kein Huhn. Hier ist doch irgendwas los. Was wollt ihr?
01:07:38 Ich war ja gar nicht im Ort. Ich war ja unterwegs. Aber ich sage dir blutig, wenn du hier gewesen wärst, dann hätten wir dir Bescheid gesagt.
01:07:51 Ah, ihr habt das alles abgesprochen hier. Respekt. Nein, tatsächlich nicht. Ich weiß weder, wer die Flugblätter aufgehängt hat, noch wer den Mist geworfen hat, noch sonst irgendetwas. Aber wenn ich sehe, dass es überall im Lande kocht, dann ist es vielleicht Zeit, etwas zu verändern.
01:08:11 Aber was glaubt ihr, was wird jetzt passieren? Ihr gebt euer Huhn nicht ab, ihr beschmeißt die Amtsträger mit... Ich wage es gar nicht auszusprechen. Was wird passieren? Mein Cousin wird runterkommen mit seinen Amtsknechten und Rambo-Zambo machen. Aber wie viele Amtsknechte hat er dann?
01:08:31 Ihr seid mehr, noch. Aber ihr wisst doch, was im ganzen Land unterwegs sind. Die Herrschaften sammeln ihre Ritter, ihre Söldner und ziehen durch das Land. Und wer sind die Eltern von diesen Söldknechten? Meint ihr das? Das sind Leute von sonst noch. Die Adelheit unter anderem.
01:08:53 Also nicht von allen natürlich. Eure Dorfknechte, okay, mit denen kommt ihr sicher zurecht. Aber davon rede ich nicht. Die Herren werden sehr schnell merken, dass sie und ihre Ritter gar nicht mehr so viele sind, wenn die Sollknechte auf der Seite ihrer Brüder und Schwestern stehen. Gesehen davon habe ich mal gehört, dass ein geköpftes Huhn nur noch wenige Sekunden weiterläuft. Wes? Kommst du jetzt auf ein geköpftes Huhn?
01:09:22 Ich glaube, sie will nicht nur, naja. Ich wurde sehr, sehr beschämt. Was ich sagen wollte, ihr müsst mit Bedacht vorgehen. Seid vorsichtig. Ihr müsst an den nächsten und übernächsten Schritt denken. Ihr müsst an das Ende denken. Ihr könnt jetzt nicht einfach das Huhn verweigern und dann glauben, dadurch ändert sich alles.
01:09:46 Es geht doch, wie gesagt, nicht um das Huhn. Aber das, was da auf dem Flugplatz steht, das ist doch alles vernünftig. Im letzten Absatz schreiben sie ja sogar, wenn etwas davon nicht gerecht ist und nicht gottgewollt ist, dann wollen sie es aufgeben. Da steht auch nichts von Kopf ab. Ich sage ja auch nicht, dass es nicht gerecht ist und nicht vernünftig, aber wir müssen vorsichtig, ihr müsst vorsichtig vorgehen. Und habt ihr dann schon mal...
Wahl eines Wortführers und Formulierung von Forderungen
01:10:1401:10:14 Eine, habt ihr vielleicht schon mal, wie soll ich sagen, jemanden gewählt, der euch vertritt gegenüber dem Vogt oder dem Ritter, meinem Cousin? Ich bin froh, dass ihr euch freiwillig meldet, Bruder Albert. Nun ja, ich bin kein Teil dieses Dorfes. Klar, kann ich euch helfen? Ihr macht das, Bruder Albert. Ich klopfe ihm auf die Schulter. Nein, nein, stopp, stopp, stopp. Nicht wahr, Ludwig? Der macht es, der Bruder Albert.
01:10:43 Ja, aber Wortführer zu sein ist keine ganz ungefährliche Angelegenheit. Ich will auch kein Wortführer sein. Ich wollte euch nur sagen, dass ihr einen braucht. Das ist was anderes. Na, aber ihr macht das doch gut. Ihr macht das doch hervorragend. Wer soll denn sonst gehen? Ich kann euch vielleicht helfen, um auch so ein Papier zu verfassen oder um eure Forderungen aufzuschreiben. Ich kann euch vielleicht die Tür öffnen bei meinem Cousin. So was kann ich.
01:11:11 Aber ihr müsst erst mal wissen, was ihr wollt. Hier steht doch genau, was wir wollen. Da ist es schwarz auf weiß. Ich könnte es nicht besser sagen. Ich könnte es nicht mal halb so gut sagen. Elsa dringt sich auch in das Gespräch. Ihr stimmt also all den Dingen zu, die da gefordert werden. Ja, was gibt es denn da nicht zuzustimmen? Nicht nur einen rutenbergischen. Selbst hier. Ich hole mir noch mal das Papier und lese das noch mal. Können wir mal quasi so...
01:11:38 fünf Stichpunkte hören, was da jetzt im Einzelnen eigentlich besteht. Wir wollen unseren eigenen Dorfpriester wählen. Wir wollen den Zehnt direkt an ihn zahlen. Wir wollen weniger Frohendienste. Wir wollen ein Ende der Leibeigenschaft oder zumindest einen gerechten Umgang. Wir wollen Leute heiraten dürfen, ohne dass wir uns dafür in Leibeigenschaft begeben müssen, wenn einer von beiden schon darin ist. Und wir wollen, dass das alles mit Gerechtigkeit getan wird. Und eigentlich wollen wir auch keine Waffengewalt üben.
01:12:08 Aber es wird erwähnt, dass man könnte, mehr oder weniger. Gut, aber ich sag dir, Ludwig, ich sag dir, Katharina, wenn ihr jetzt mit diesem Flugblatt zu meinem Cousin geht, der weiß doch, das habt ihr nicht geschrieben, sondern kommt von irgendwo außen. Dann schreiben wir das Huhn noch mit hinein. Ja, genau, sowas zum Beispiel. Wir müssen verhandeln. Das Dorf...
01:12:37 Mit dem Ritter. Nicht die große Politik. Vergesst das da draußen. Wir müssen eine Lösung für euer Dorf finden. Und für den Ritter. Glaubt ihr? Ansonsten holt er sich Hilfe von sonst wo. Glaubt ihr, dass das reicht? Bruder oder Pater? Es ist auf jeden Fall ein Versuch wert. Oder was ist euer Plan? Ich habe keinen Plan.
01:13:04 Ja, das ist der bessere Plan. Nein, ich habe keinen Plan, aber ich sage euch etwas. Inzwischen schließen sich auch viele von den kleineren Rittern und anderen Lehnshaltern den Haufen an. Welchen Haufen? Ah. Von Haufen haben wir noch gar nicht gesprochen. Den Bauernhaufen.
Die wachsende Unruhe und die Suche nach einer Lösung
01:13:3001:13:30 Es braucht manchmal nur ein bisschen Druck und dann stehen die einfachen Leute auf, schließen sich dann zusammen. Ich meine, wie oft haben welche von euch schon Waffendienst leisten müssen für einen Herrn? Ja, ich. Aber wollt ihr, Frau Elsa, uns damit sagen, dass es da draußen schon Aufruhr und Krieg ist?
01:13:58 Das kann ich bestätigen. Und der Krieg steht vor der Tür, mein Lieber.
01:14:06 Wohl wahr. Deswegen warne ich euch auch. Aber vielleicht hat Elsa eine gute Idee. Vielleicht können wir meinen Cousin überzeugen. Erstens, dass er euch besser behandelt, aber wir können ihm vielleicht auch was anbieten. Das wir? Nee, zum Beispiel das Kloster. Das Kloster? Der ganze Klosterbesitz.
01:14:32 Wenn das Kloster aufgelöst werden würde, könnte man ihm das doch zuschlagen und dafür eure Belastung reduzieren. Und das Kloster kann natürlich bleiben, aber warum muss ein Kloster Herrschaft haben über Ländereien? Es geht um Seelsorge.
01:14:52 Sollen die Brüder in Armut leben, der Abt ebenso sich um die Seelsorge der Gemeinden kümmern, sich auf das Wesentliche konzentrieren. Auf Gott. Und nicht auf Schinken, Speck und guten Wein.
01:15:12 Ich sag euch nur, wir werden nicht mehr alle lange Zeit haben, darüber zu entscheiden, auf welcher Seite wir in diesen Sachen stehen wollen. Der König hat und seine Lehnsleute haben einiges an Landsknechten entlassen, nachdem die Schlacht von Pavia jetzt geschlagen ist. Und er, Franz, eingebläutert, welches Haus das Sagen haben wird. Die!
01:15:41 Die kommen jetzt alle zurück, Herr von Donnerstein, ohne dass jemand sie bezahlt. Und ich sag euch, nichts ist schlimmer als ein Mann, der schon im Krieg war, nichts anderes mehr als Handwerk kennt und der weiß, wenn er Geld will, dann muss er es sich holen.
01:16:06 Ja, das sage ich ja, Ludwig Katharina. Das kann übel enden, wenn wir es nicht gut angehen. Aber wir müssen ja irgendetwas tun. Also so kann es nicht weitergehen. Ja, aber doch nicht Scheiße gegen die Häuser werfen. Wir haben keine Scheiße gegen die Häuser geworfen, wir haben die Scheiße ihm an den Kopf geworfen. Noch schlimmer. Wir sind vor Vorschläge offen. Aber ich fand die Scheiße an den guten Anfang.
01:16:36 Katharina ist das Beste. Sie hat recht.
Die Wahl von Albert und Ludwig als Sprecher
01:16:4201:16:42 Es löst sich aber langsam ein bisschen auf, ohne dass es so richtig zu einer entschlossenen Entscheidung oder irgendetwas gekommen ist. Leute reden immer noch untereinander. Ihr habt auch euer Grüppchen, das mit Elsa so auch einen Kristallisationspunkt hat, die neben Katharina steht. Aber zu irgendwelchen Übergaben von Hühnern oder Verweigerung weiterer Dienste oder dergleichen hat sich niemand so recht durchringen können.
01:17:07 Es gibt aber noch einige Leute, die bleiben und so hoffnungsvolle Blicke auf euer Trüppchen und speziell Albert richten und untereinander tuscheln. Aber mit eurem Vetter sprechen ist nicht dumm. Es kostet ja nicht. Und man kann sehen, wo er steht.
01:17:26 Das denke ich auch. Wir sollten das tun. Aber wir brauchen auf jeden Fall, ich kann hier nur vermitteln und ich warne auch gleich, ich fürchte es auch nicht so gut auf mich zu sprechen. Insofern sind meine Dienste hier vielleicht auch etwas zweischneidig. Wie auch immer, wir brauchen jemanden von euch, mindestens ein, vielleicht zwei, drei, die euch vertreten. Wir sollten die aus diesem Kreise hier wählen. Was sagt ihr, ihr Leute? Ich wende mich zu denen, die noch da sind.
01:17:55 Wer soll für euch sprechen? Haben wir jetzt wirklich beschlossen, dass wir einfach wählen? Sie schauen sich etwas hilflos untereinander an. Ich fange an, so einen leisen Sprechchor zu starten. Albert, Albert. Nein, ich komme ja nicht von hier. Meiko Sankt wirft mich vor die Tür. Du warst als Junge immer hier. Ja.
01:18:22 Ich erinnere mich, wie du in den Mühlbach gefallen bist, dass wir alle Sorge hatten, dass du unter das Rad gerätst. Ja, ich war ab und an hier, aber ich bin doch keiner von euch. Ich kann eure Interessen nicht vertreten. Wie wäre es mit Ludwig? Was sagt ihr zu Ludwig? So, ich zeige auf Ludwig. Ist das ein Versuch, die Menge von dir abzulenken und in Zustimmung zu Ludwig zu heischen? Ja, natürlich ist es das.
01:18:49 Großer Geste, dann können wir jetzt tatsächlich vielleicht mal würfeln. Das ist ein Wurf auf Empathie. Das System, mit dem wir arbeiten, ist sehr einfach. Es gibt nur sechs Grundeigenschaften. Eine davon ist Empathie. Damit liest man sowohl die emotionale Lage und die Absichten von jemand anders als auch...
01:19:07 seine eigene auf andere zu projizieren, manipulieren, überreden, die Stimmung aufbauen, das geht alles darauf. Und wir würfeln so viele sechsseitige Würfel, wie Albert in diesem Attribut hat. Genau, ich habe Empathie 4, das heißt, ich würfel 4 Würfel. Ich würde sagen...
01:19:27 Zwei Folge brauchst du, du hast drei. Tatsächlich vier, fünf, sechs sind Erfolge. Und wie sich gehört, liegt einer davon auf mir. Bei dem System landen immer irgendwelche Würfel auf irgendwelchen Gesichtern. Das heißt, ja, die...
01:19:40 Die Blicke von den Leuten, die so ein bisschen so wie die Leute, die an der Wiese stehen und dem Schäferhund zuschauen, der hin und her, rechts, links, rechts, links geguckt haben, die schwenken jetzt alle ihren Blick rüber zu Ludwig. Der Ludwig kann schon gut mit Worten umgehen. Ein Sprechkoan. Ludwig, Ludwig. Katharina, das Fähnchen im Winde.
01:20:06 Naja, auch ich würfel jetzt nicht dagegen. Ich wurde überzeugt von Bruder Alberts. Absolut großartiger Empathie. Elsa lehnt sich ein bisschen vor. Und was wäre mit deiner Sprecherin? Stille. Das wäre mit deiner Sprecherin. So, ab jetzt hast du das Sagen.
01:20:37 Das sagen, wobei, ihr sagt, ich soll es machen und ihr kennt mich, ich nehme kein Blatt vor den Mund. Aber wir können alles, was wir tun können, ist zum Donnerstein gehen und ihm sagen, was da draußen passiert, was hier passiert, wie es steht. Und wenn er ein weiser Mann ist, dann wird er sich mit uns gutstellen wollen, bevor hier irgendwelche Bauernheere auftauchen.
01:21:03 Das ist das, was wir tun sollten. Und dann, je nachdem, wie er reagiert, sollten wir weitersehen. Sage ich. Ja, such dir vielleicht noch zwei Leute, die mitkommen. So ein Zufall.
Die Zusammenstellung der Delegation und die Vorbereitung auf die Verhandlung
01:21:2401:21:24 Also, ich brauche dich, Bruder Albert, ich brauche die Katharina und dann noch zwei, die mitkommen, denn der hat seine Landsknechte da oben und ich möchte nicht ganz allein da oben vor ihm stehen.
01:21:40 Ich gucke mal in die Menge, ob irgendwo Leute sind, die ich mir dazu vorstellen könnte. Also du siehst, Wenzel, der ja ohnehin sich in euer Gespräch gedrängt hat und seine beiden Brüder, die Schnabelbrüder, die alle auch nur noch irgendwie eine Viertelhufe bewirtschaften können jeweils.
01:22:03 Du willst ja nicht böse sein, aber mit großer Einsicht oder Durchsicht hat der Herr sie nicht gesegnet, aber dafür mit relativ treuen Seelen. Adelheit, die ohnehin ein bisschen das Biest des Dorfes ist, könnte sich sicherlich gegen jeden durchsetzen. Die Tagelöhner.
01:22:24 sind teils auch, sag ich mal, nicht zwingend so groß positiv gegenüber den Herren und auch dem größeren Bauern eingestellt, aber die sind wieder zurück aufs Feld berufen worden.
01:22:39 Das ist mehr oder weniger deine Auswahl. Plus Albert, plus Katharina. Schnabels, kommt ihr mit? Und die Frau Adelheit vielleicht auch, weil bei den Landsknechten ist ja der Frank dabei und das wäre vielleicht nicht ganz schlecht, wenn... Dem kann ich immer noch die Ohren langziehen. Glaubt mir das, auch wenn er sich runterpücken muss dafür. Also, gehen wir hoch? Jetzt gleich? Ja.
01:23:07 Also, tragt ihr eure Forderungen mündlich vor. Das ist wahrscheinlich das Beste. Ich würde dieses Schreiben so ein bisschen... Was spricht gegen Papier? Ja, dann lasst es uns hier aufschreiben. Uns, eure Forderungen, aber lasst dieses gedruckte Papier hier weg. Wir sollten es definitiv aufschreiben. Gut.
01:23:32 Dann machen wir das. Habt ihr Papier hier? Ich reichschiebe dir die Rückseite ins Flugplatz. Achso, ja, ja, ja, ohne dass, ja, ich, ich, äh, Verzeihung. Nun, Papier sollte jetzt nicht das Problem sein. Wir haben eine ganze Mühle voll. Ja. Na gut. Da sind einige Stapel, die gerade trocknen, bevor sie dann an die Einkäufer vom Kloster in der Stadt von Druckereien und dergleichen geschickt werden. Dann organisieren wir das.
01:24:02 Ich schlage vor, ihr seid mit all diesen Forderungen, die auf diesem Flugplatz steht, seid ihr einverstanden. Das sind auch die euren. Verstehe ich das richtig? Ich sehe nicht daran, was falsch ist. Gut, dann schlage ich vor, ich nehme das und formuliere das so ein bisschen um. Dass es anders klingt, dass es einfacher klingt, dass es ein bisschen nach euch klingt.
01:24:29 Ich gucke kurz verwirrt in Richtung Katharina. Ich gucke sehr verwirrt in Richtung Bruder Albert. Außerdem muss es mein Cousin ja auch verstehen, ihr kennt ihn ja. Wir dürfen nicht zu kompliziert schreiben.
01:24:45 Das lasse ich mir eingehen. Dann schreiben wir das und wir schreiben auch noch, dass mit Blick auf die Kapelle, die gebaut werden soll, dass dafür nicht der Zehn verwendet werden soll. Wir flechten also Dinge ein, die den Ort betreffen. Die Schnabel stimmen alle zu? Ja, also die Kapelle. Albert, Bruder Albert, Pater Albert, er hört von Donnerstein.
01:25:13 Wie sollen wir euch nennen eigentlich? Nennt mich ruhig Bruder. Ich bin ja nicht mehr auf dem Kloster. Ich weiß auch noch nicht, was aus mir werden wird.
01:25:28 Nenn mich Bruder Albert. Nun, ich hörte, wenn diese Forderungen durch sind, haben wir eine Stelle zu besetzen. Ja. Ja, nun halblang. Nein, es ist gesetzt. Wir gehen dort hoch. Wir setzen unsere Forderungen durch. Und du kannst gleich reinschreiben, dass wir einen eigenen Pfarrer wählen wollen. Ja, das steht ganz oben, aber... Das steht dürfen, wir wollen es aber auch. Ihr wollt es, das schreiben wir rein, aber bitte, bitte, tut mir einen Gefallen, erwähnt nicht.
01:25:57 dass ich euer Pfarrer sein soll, das würde der Sache sehr abträglich sein. Aber warum? Weil mein Cousin mich nicht leiden kann und er denkt, ich hätte das jetzt hier alles eingerührt, um mir eine Stelle zu verschaffen, nachdem ich aus dem Kloster abgehauen bin. Das müssen wir unbedingt vermeiden. Ich glaube, der Donnerstein weiß, dass der Bruder Albert ein ziemlich kluger ist und den will er nicht als Pfarrer vor die Nase gesetzt bekommen. Ihr seid aus dem Kloster abgehauen?
01:26:26 Ja, so ist es. Diese Art des Klosters, diese Zeit für diese Art des Klosters ist vorbei. Steht da nicht Strafe drauf? Wahrscheinlich. Deswegen bin ich ja hier. Ich habe gehört, den Luther, den haben sie für vogelfrei erklärt.
01:26:48 Ja, es sind gefährliche Zeiten. Insofern bitte ich euch gerade auch deswegen meinen Namen hier nicht auf diesen Zettel zu schreiben. Oder ich schreibe ihn ja selber. Ich schreibe ihn einfach nicht rauf und ihr erwähnt ihn nicht, ja? Wir sind uns einig. Ich kann ohnehin nicht schreiben, Bruder Albert. Insofern alles gut. Aber bitte sagt es auch nicht. Katharina, ihr habt aber auch ein Auge drauf, dass er alles so schreibt, wie es soll, ja? Auf jeden Fall. Ich weiß nicht, ob ich hier im weggelaufenen... Also, ich meine, er hat Gelöbnis... Bruder Albert können wir vertrauen.
01:27:18 Wenn du das sagst, Katharina. Das mit der Brücke. Der Frohendienst für die Brücke, der vorgesehen ist.
01:27:26 Vielleicht konzentrieren wir uns ein bisschen auf das Kloster und wir wollen ihn doch weismachen, dass bei ihm alles so ein bisschen bleiben kann und wir eigentlich nur die Grundherrschaft des Klosters loswerden wollen. Dann wird das schon besser werden hier. Aber auch das mit dem Huhn? Ja, das Huhn will er doch bestimmt auch nur für das Kloster haben oder für die Leute aus Rom. Die wollen wir ja auch nicht haben. Das stimmt.
01:27:54 Dann schreib es doch ganz oben hin, dass wir lieber ihn als Grundherrn haben wollen als das Kloster. Das wird ihm schmeicheln.
01:28:03 Aber er ist doch unser Grundherr. Er arbeitet dem Kloster nur zu. Ja, na ja, aber wenn er das Kloster dann auch noch hat, dann ist das ja alles für ihn besser. Ja, das sagen wir ihm. Ich weiß, mir wäre es auch recht, wenn ich weniger zahlen müsste und wenn ich mehr meine Arbeit auf dem eigenen Feld machen könnte und nicht für den Frontdienst herangezogen werde. Aber die können doch die Gottesleute nicht bestehlen.
01:28:33 Es geht ja nicht darum, die zu bestehlen, sondern ihr solltet hier eure eigenen Pfarrer haben, der sich um euch kümmert, um eure Seelsorge. Den bezahlt ihr aus eurem Zehnten. Und gut ist, vielleicht gibt es auch noch eine kleine Kirche dann bald hier im Dorf. Wie wäre das? Das könnte man alles von eurem Zehnt bezahlen. Aber doch nicht. Wozu müsst ihr denn bezahlen? Für irgendeine neumodische Kapelle.
01:29:01 In einem Kloster sonst wo. Für diese Kirche müssten wir aber auch frohen Dienst leisten, oder? Oder bezahlen.
01:29:11 Aber dann hätten wir eine Kirche und wir würden es für uns tun und für unsere Gemeinschaft. Und nicht für irgendwo, irgendwen sonst, damit irgendjemand, den ich überhaupt nicht kenne, unsere Hühner isst. Außerdem steht es hier, dass die Herrschaft, die Bauern die Dienste nicht über das bei der Verleihung festgesetzte Maß hinaus erhöhen sollen. Und ich bin mir ganz sicher, dass Bruder Albert schnell herausfindet, was bei der jeweiligen Verleihung als froh und vereinbart war. Wenn es dann aufgeschrieben wurde?
01:29:40 Dann müssen wir es in Zukunft aufschreiben. Und das können wir machen, wenn wir einen Pfarrer im Dorf haben. Genau. Wir müssen alles einfach aufschreiben. Dann wird es schon besser. Ha, ja. Solange auch immer jemand noch draufschaut, was da steht. Aber Bruder Albert, eine letzte Sache. Wenn wir euch dann wählen zu unserem Pfarrer. Ja, lasst doch das mal bitte. Redet davon noch nicht. Aber dann würde ich bei euch beichten. Ja.
01:30:11 Natürlich. Was spricht dagegen? Gar nichts, gar nichts, gar nichts. Ich denke, ich würde mich vielleicht wohler fühlen, da mit euch zu sprechen. Das mit den Beichten. Ich glaube, in der neuen Kirche muss gar nicht gebeichtet werden. Jetzt werden sehr viele Leute hellhörig. Die neue Kirche?
01:30:41 Das besprechen wir ein andermal. Jetzt lasst uns erstmal den ersten Schritt vor den anderen machen. Ja, nun. Frau Katharina, warum will er eigentlich nicht Pfarrer werden, aber ich muss die jeder Anführer sein, hm? Es geht euch doch... Ihr könnt auch von mir aus jemanden anderen wählen. Es geht doch darum, dass ihr entscheiden könnt.
01:31:11 was mit eurem Geld passiert. Dann schauen wir mal. Haben wir das erst aufgeschrieben? Ja. Dann... Frau Adelheid, soll ich das Vorberg holen oder wollt ihr zu Fuß gehen? Ich... Das schaffe ich noch, mein guter Ludwig. Ein kurzer Marsch hat noch niemanden umgebracht. Und... Danke.
01:31:39 Ja, dann auf. Sehr gut. Katharina Liebes, darf ich mich auf dich stützen? Aber natürlich. Danke. Und ihr versteht aber, dass wenn wir das Recht in die Hände von uns allen legen, zu wählen wir hier Pfarrerwert, Herr Bruder Albert, dann werdet ihr diese Wahl ja wohl auch annehmen müssen.
Aufbruch zur Burg und die Warnung vor Adelheits Einmischung
01:32:0101:32:01 Ja, wenn es dann soweit ist, dass ihr das wählen dürft, dann werde ich natürlich nicht Nein sagen, aber bitte, bitte, redet doch jetzt nicht mehr davon. Das ist doch nur ein Punkt von vielen und wenn mein Cousin das erfährt, dann wird er gleich Nein sagen. Also, schweigt still darüber. Sie presst die Lippen zusammen, richtet sich auf, stützt sich auf Katharina und gibt mehr oder weniger dann das langsame Tempo.
01:32:28 kleinertes, chaotischen Schwarm von Leuten vor, der sich Ludwig anschließt. Vor allen Dingen die Schnabelbrüder, noch ein paar einzelne andere, kleinere Bauern, ein paar Halbstarke, die sich anschließen, vor allen Dingen, weil irgendetwas Spannendes endlich mal passiert. Und den Weg über die allemenden Schafweiden, die... Ich fluster dabei zu Ludwig und Katharina. Bitte sorgt aber dafür, dass hier die Adelheit hier nicht spricht. Es ist nur die Begleitung, ja?
01:32:57 Die ist dabei, weil ihr Sohn als Landsknecht auf der Burg dient. Ja, aber sie soll hier nicht die Verhandlungen führen. Ich versuche, ihr über das mal auszureden. Ich verbiete auch einer jungen Frau das Wort, wenn es sinnvoll ist. Was ich noch sagen wollte, Frau Adelheit hat sehr gute Ohren. Exakt, ich bin alt, nicht taub.
01:33:24 Und ich erinnere mich noch, wie ihr ein naseweißer kleiner Hosenscheißer wart, Bruder Albert. Und als ihr Besuch hier wart, vom Pferd geflogen seid und geheult habt.
01:33:41 Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist mit dem Wählen. Ach, jetzt nicht mehr, ja? Es war doch euer Wunsch. Es ist eine herausragende Idee. Aber er hat doch mich wählen lassen. Es war doch nicht mehr... Ach.
01:33:58 Selbst der Kaiser wird gewählt, verkündet Adelheid und marschiert voran. Durch neugierig, aber auch etwas gleichgültig dahin blökende Schafe zwischen ihnen springen die Lämmchen umher, die noch nichts davon ahnen, was ihnen am Ende der Fastenzeit zustoßen wird, zumindest einigen von ihnen.
01:34:19 Hüpfen und keilen aus zwischen den Muttertieren, die geduldig maulvoll und maulvoll Gras abknipsen durch ein dünnes Streifchen Wald und dann anstrengend hoch auf den Sporn, auf dem Felsvorsprung, auf dem die Schillingsburg liegt, die, wie schon mehrfach ja angesprochen und dann am Ende doch nicht auf dem Papier gelandet, gerade Umbauarbeiten erfährt. Die Kriegsführung hat sich verändert, als die Burg gebaut wurde.
01:34:48 gab es noch keine Arke Busen, nichts, was hier in die Nähe gebracht werden könnte, was großartig die Mauern zum Einsturz bringen könnte. Aktuell sind die Leute damit beschäftigt, irgendeinen Plan auszuhacken, wie man das Ding vielleicht sicherer machen kann. Aber vor allen Dingen wird gerade die Brücke ausgebessert, die aus Holz und teils schon leicht verrottet den Graben überspannt.
Konfrontation mit den Wachen und Ankunft des Vogts
01:35:1501:35:15 Gerade sind die Arbeiten offensichtlich ruhend. Möglicherweise haben auch hier Leute die Werkzeuge niedergelegt. Stehen zwei Wachen neben dem Eingang in den auch noch relativ neuen Zwinger, also den Bereich zwischen zwei Mauern, der als Schutzvorrichtung für den eigentlichen inneren Bereich der Burganlage dient. Und schauen sichtlich beunruhigt in eure Richtung. Spieße in der Hand. Als der Haufen auf sie zuwuselt. Kennen wir die beiden Wachen da?
01:35:44 Es ist nicht Frank, also nicht der Sohn von Adelheit, wie ihr gehofft habt, tatsächlich.
01:35:55 Wer da steht, sind Johann und Wolfram. Johann ist groß und dürr und vielleicht Grad 20 und mit einer, naja, Beschaffenheit geschlagen, die bedeutet, dass er schlagsig und nur im Gesicht, nur aus Nase und Kind bestehen scheint und mit kleinen rötlichen Pusteln belegt ist, als wäre er zwölf, während Wolfram eher ein gemütlicher, bärtiger.
01:36:21 Eine bärenhafte Aura ausstrahlt. Die zwei ungleichen Leute schauen euch aber beide ähnlich missmutig entgegen, so als hätten sie wirklich gar keine Lust auf den sichtlichen Ärger, den da auf sie zurollt. Plappernd mit einem umgedrehten Flugblatt in der Hand, auf dem man aufgrund des dünnen Papiers den Druck von der anderen Seite noch durchsieht. Was?
01:36:45 Das ist ja nicht dein Papier, das da verwendet wurde. Das ist minderwertig. Hättet ihr Zeit gehabt, dein Papier aus der Mühle zu holen, dann würde man da nichts durchsehen von der anderen Seite. Natürlich. Ich atme tief ein. Ich winke jetzt. Gute Herren, gute Männer. Hier ist von Donnerstein. Ich möchte meinen Cousin sprechen, gemeinsam mit denen.
01:37:13 Mit uns, wir. Wir wollen ihn sprechen. Ich bin leicht nervös, wie man merkt. Die auch. Die beiden schauen sich gegenseitig an, bis Wolfram vortritt. Guter Herr von Donnerstein. Ihr dürft sicherlich eintreten. Sicherlich wird euer Cousin sich auch Zeit nehmen, mit euch zu reden. Aber die anderen fürchte ich, die werden draußen vorbleiben.
01:37:38 Warum? Verzeiht mir das zu sagen, aber die sehen aus wie ein aufgebrachter Bienenschwarm. Wir sind nicht aufgebracht, wir sind ganz ruhig. Doch, kommt's von hinten.
01:37:52 Nein, hier ist niemand ausgebracht. Wir sind ja extra hier hergekommen, um gemeinsam mit meinem Cousin zu sprechen. Denn es geht um die Sache des Dorfes. Das kann ich nicht tun. Wir haben auch keinen Dung dabei. Ich lächle freundlich. Bei dem Stichwort kommt hinter Ihnen Welf Goiter, der Vogt.
01:38:17 der die ganze Verwaltungsarbeit und eben auch das Eintreiben der Abgaben für den Ritter und dann indirekt auch für die Abteile in der Nähe durchführt. Vorgetreten in seinem feinen grünen Wams, das elegant ausgestellt, ihm breite Schultern und an den Knien auch so eine machtvolle Silhouette gibt.
01:38:42 Mit einem fein beschlagenen Gürtel zusammengehalten und mit einem großen Barrette auf dem Kopf und mit einem Gesichtsausdruck, der andeutet, dass er die Scheiße schon riechen kann, von der ihr gesprochen habt. Oder vielleicht sind das die Überreste davon, was er gestern abgekriegt hat. Also, was passiert denn hier? Wir wünschen, mit dem gnädigen Herrn von Donnerstein zu sprechen.
01:39:11 Und wenn der gnädige Herr von Donnerstein mit euch nicht zu sprechen wünscht, so fürchte ich, dass das bedeutet, dass ihr wieder abziehen werdet. Oder seid ihr hier, um Entschuldigungen zu bitten für das ungebührliche Verhalten des gestrigen Tages? Wart ihr da nicht unter den Leuten? Nein, nein. Start dich kurzsichtig an. Ich war nicht unter den Leuten, aber ich würde mich auch...
01:39:37 sicherlich dafür entschuldigen, wenn es denn zu einem Gespräch kommt, denn dafür sind wir hier und ich halte das für ausgesprochen wichtig bei all dem, was gerade in der Welt vor sich geht. Und es ist nicht so, dass wir kommen, um unverschämte Forderungen zu stellen, ganz im Gegenteil. Wir wollen darüber reden, wie wir es besser machen als andernorts. Und ihr glaubt zu wissen, was das sein soll.
01:40:04 Ihr kleiner Karrenfahrer. Ach, so klein bin ich gar nicht. Aber ja, ich habe so ein paar Vorstellungen, wie es besser geht. Doch, doch. Haltet ein, Welf. Es ist so, der Ort hat gewählt. Der Ort hat was? Sie haben die beiden, die drei, die Gruppe als Sprecher gewählt. Sie vertreten den Ort. Ja. Und es geht darum,
01:40:33 dass wir gemeinsam zu einer Lösung kommen. Sie vertreten den Ort. Wolf Schaller vertritt den Ort.
01:40:41 Richtig. Ihr vertretet den Ort in Vertretung von Donnerstein. Aber Sie vertreten den Ort in Vertretung der Bewohner des Ortes. Das ist noch etwas anderes. Was sollen das für Gepflogenheiten sein, die hier einkehren? Wäre es euch lieber, wenn wir jetzt hier mit 60 Mann auflaufen? Wenn man es genau nimmt, sind das die Gepflogenheiten, die wir lange hatten, nicht wahr? Aber was Bruder Albert sagt, wir haben extra nicht herkommen wollen mit einer großen Meute, sondern haben gewählt, wer...
01:41:10 anstatt der Meute kommt und ein sinnvolles Gespräch führt, anstatt zu schreien und mit Dungen in sich zu werfen. Fräulein Müller, von euch bin ich besonders enttäuscht. Von mir? Dass ihr euch mit solchen Leuten abgebt. Mit solchen Leuten? Die solche aufrührerischen Reden führen. Ich dachte, ihr werdet eine gebildete junge Dame. Nun, das bin ich und deswegen sollte man mich anhören, nicht wahr?
01:41:38 Und ihr seid der Meinung von diesen Raubeinen und Krakeler. Wer krakelt denn hier? Es gibt offenbar einen Konflikt, guter Vogt. Ich habe die junge Dame gefragt, Albert. Danke. Ich lechle ihm sehr näher zu.
01:42:03 Nun, wir haben Ideen dabei, wie wir alles ein wenig besser machen können für uns alle. Auch für euch. Kann ich diese Ideen sehen, dass ich sie meinem Herrn vielleicht vortragen kann?
01:42:19 Wir haben sie tatsächlich aufgeschrieben, denn Dinge auf Papier sind immer gut. Ja, aber nicht um sie abzugeben, sondern um sie selbst vorzutragen. Dies ist korrekt. Richtig. Als könntet ihr lesen, Ludwig. Es ist nicht gut und sehr langsam, aber es reicht gerade so.
01:42:38 Ich glaube, mein Cousin wäre ziemlich sauer, wenn er nicht die Gelegenheit hat, darüber zu reden. Weil es könnte auch für ihn von Vorteil sein.
Der Vogt fordert eine Erklärung und Entschuldigung
01:42:5401:42:54 Erklärte mir das, Albert. Wie soll das von ihm von Vorteil sein, wenn die Bauernschaft wählt und beschließt, ihre Abgaben nicht zu zahlen, wenn sie die Weibe aufwiegelt?
01:43:10 Wir haben doch nicht gewählt, um irgendwie die Abgaben nicht zu bezahlen, sondern wir haben nur gewählt, damit wir nicht mit 50 Mann auflaufen, sondern damit das gesittet und ruhig im kleinen Kreis besprochen werden kann. Aber doch hier nicht auf dem Burghof. Was sind denn das für Sitten?
01:43:29 Ja, schlimme Seiten bringen schlimme Sitten hervor. Habt ihr so viel Angst vor den Bäuerlein hier? Ihr glaubt.
01:43:50 Ihr sagt mir, 50, 60 Mann hättet ihr hierher führen können, wo wir drei an guten Tagen sechs vielleicht hier unter Waffen haben. Und dann werft ihr mir vor, dass ich vielleicht ängstlich sei solchen Drohungen gegenüber? Es gab gar keine Drohung.
01:44:13 Wir sind unbewaffnet. Wir sind unbewaffnet. Wir wollen reden. Dagegen wird es nichts zu sagen geben. Höflich reden. Ohne Dung. Dann beginnt damit. Entschuldigt euch bei mir. Wenn ihr Sprecher seid für die Dorfgemeinschaft.
01:44:36 dann könnt ihr sicherlich auch in ihrem Namen sprechen und sich entschuldigen dafür, dass ich und meine Leute mit Schimpf und Schande und Besenschlag aus dem Dorf gejagt wurden. Ja, das tue ich gerne. Ich entschuldige mich im Namen des Dorfes dafür, dass man nach euch dünge geworfen hat oder dich vertrieben hat. Und kein Vogt, der getreu seine Arbeit verrichtet und die redlichen Abgaben einfordert, sollte so etwas geschehen.
01:45:07 Lasst mich diese Forderung sehen. Ich gucke auf einen Blick zu Albert. Es wäre das Beste, wenn wir es vortragen können. Das denke ich auch. Ihr wartet von mir, dass ich einfach vorlasse.
01:45:30 Nein, einfach nicht, sondern... Wirklich? Wir bitten ganz untertänigst um Ansprache bei unserem Herrn. Das gefällt mir. Wenn ihr ausreichend kriecht, Ludwig, dann werden wir sicherlich übereinkommen.
01:46:04 Ich stoße mich irgendwie an. Ich bleibe betont ruhig. Ihr Halt, starriger kleiner Mann. Wie ihr sagt, Herr.
01:46:25 Und als kleiner Mann stehe ich hier. Für Sprache für viele andere kleine Männer und Frauen. Ein kleiner Mann, der für viele kleine Männer spricht. Wir werden ein Land von kleinen Leuten und kleinen Geistern. Amüsiert euch das, Bruder Albert!
01:46:47 Nein, nein, ich würde nur gerne endlich mit meinem Cousin sprechen, zusammen mit diesen Leuten hier. Dann kommt rein, dreht sich um, macht so eine lapidare Geste in eure Richtung, die beiden Wachen höchst erleichtert, weichen nach rechts und links zur Seite und ihr könnt in die Burg hinein und eine Pause, weil wir die Hälfte der Spielzeit jetzt auch erreicht haben.
01:47:16 rüberwandern, bevor ich uns in die Pause schicke, dass wir wir vier auch einmal kurz durchatmen, was zu trinken holen und sowas machen können und ihr auch gerne noch Fragen im Chat stellen könnt. Ich sehe, dass da auch rege schon unsere Leute von den Luther-Museen damit beschäftigt sind, Dinge zu kommentieren und Fragen zu beantworten. Dann
01:47:39 Habe ich noch kurz was anzukündigen. Ich habe am Anfang ja schon gesagt, dass es unter anderem auch ein kleines Gewinnspiel geben wird. Wie gesagt, es gibt ja den Podcast zu Das war der Bauernkrieg. Wenn ihr da reinhört, denke ich, könnt ihr das auch beantworten. Denn die Frage ist, wer wird laut dieses Podcasts als der Darth Vader, der ultimative Bösewicht des Bauernkrieges, benannt. Wenn ihr teilnehmen wollt.
01:48:08 an diesem kleinen Spiel. Dann schreibt an brnexttwitchatbr.de Ich hoffe, das wird doch im Chat geblendet. Sonst sitze ich hier wie die Leute, die das sind die Nummer, die sie anrufen müssen. Ja, also brnexttwitchatbr.de und schreibt da mit eurem Vornamen und der Bestätigung, dass ihr über 18 Jahre alt seid, die Antwort auf diese Frage. Und es wird eine kleine Überraschung unter euch verlost bis zum 6.3.
01:48:35 um 10 Uhr morgens, also an dem Tag, an dem wir auch den zweiten Teil spielen. Dann machen wir jetzt kurz eine Pause und sehen uns in ein paar Momenten wieder. Vielen Dank schon mal fürs Mitspielen, für die Kommentare und für die Aufmerksamkeit. Bis gleich.
01:49:11 Untertitelung des ZDF, 2020
01:54:53 Da sind wir wieder. Ich hoffe, allen geht es gut. Niemand hat irgendjemand mit irgendetwas beworfen, während wir in der Pause waren. Kann ja noch kommen. Okay, ich weiß nicht, was du heute Abend noch vorhast.
Die Verhandlungen auf der Burg beginnen
01:55:1201:55:12 Wir machen weiter mit unserem Pen and Paper 1525, wenn Worte brennen, mitten im sich entwickelnden Bauernkrieg. In Schillingsfurt geht es ums Fastnachthuhn und um Frohendienste und Abgaben. Und man wuselt gerade in die Schillingsburg hinein, weil man vorhat, mit dem Burgherrn zu reden darüber, wie man das Ganze regeln will. Aber was so.
01:55:41 in der Nähe passiert? Das ist eine andere Frage, die vielleicht noch mit reinspielen mag heute. Immerhin Elsa aus der Stadt ist da. Die hat einige Sachen durchaus schon angedeutet. Gerade aber marschiert Ludwig, unfreiwillig zum Sprecher des Dorfes gewählt worden. Bruder Albert noch nicht zum Pfarrer des Dorfes gewählt worden und auch nicht sehr willig, das geschehen zu lassen. Und Katharina, die Stimme im Hintergrund, die zu Brandstiftung aufruft.
01:56:09 Zusammen mit einer Handvoll anderen Bauern. Noch habe ich mich zur Brandstiftung aufgerufen, nur zum Köpfen. Noch nicht. Stimmt. Köpfen auch nur von Hühnern bisher. Das war eigentlich mehr so metaphorisch gemeint vorhin. Ah, Meta-was? Bruder Albert, was heißt das? Lassen wir es.
01:56:36 Ich werde auch brav, wenn ich in die Burg reinkomme, meinen Hut abnehmen, die Gugel nach hinten klappen und den Hut vor meiner Brust mit den Händen ein bisschen knautschen. Die klassische Landbevölkerung spricht vor. Haltung, wie sich das gehört. Mehrere von den anderen Bauern tun es dir nach. Es werden Hüte und Strohhüte abgenommen und man murmelt untereinander. Der Hof der Burg.
01:57:01 Die ganze Anlage hat durchaus schon bessere Zeiten gesehen. Die Remisenstelle und kleine Wirtschaftsgebäude, die könnten durchaus auch mal eine Erneuerung von Balken und Dach gebrauchen. Was aber aufrecht steht, wie eh und je ist der Bergfried mit einem seitlich angebrachten, holzverschalten Treppenhaus, das in den Eingang über dem ersten Stock.
01:57:27 Und nun ist das Ganze nur ein gesichtsloser, eine gesichtslose felsige Wand. Frank, der dritte von den üblichen Verdächtigen an Landsknechten, marschiert gerade über den Hof unbewaffnet, sondern mit irgendwas anderem beschäftigt und bleibt vollkommen wie vom Blitz getroffen, auf freier Fläche stehen, neben dem Brunnen der Burg, als er euch kommen sieht, inklusive seiner Mutter.
01:57:55 schawenzelt dann seitwärts wie ein leicht verwirrtes Huhn, um sich euch in den Weg zu stellen. Da könnt ihr doch nicht einfach so stehen bleiben. Ich bleibe stehen. Ich schiebe seine Mutter ein Stück vor und sage, regel das. Aber der Herr Funk hat uns reingelassen und
01:58:23 gesagt, wir sollen zum Herrn gehen. Verzeihung. Entschuldigung, Mutter. Es ist meine letzte Ansage. Es hieß, ich sollte euch nicht reinlassen. Ich konnte nicht wissen, dass sich das alles so schnell geändert hat. Albert, Ludwig, Katharina, hallo. Habt Dank.
01:58:49 macht ihr mitkommen ich gut wär's wenn katharina sich dann wohler fühlt zum beispiel sehr
01:59:07 Ich mache eine theatralische Geste. Du hast immer noch seine Mutter am Arm, die sich auf dich stützt. Er bietet dir seinen Arm an, vorsichtig, um sich drauf zu stützen. Natürlich brav. Nicht, dass er dich um Detail greift oder sonst etwas, sondern sehr angemessen. Rot anlaufend. Und so hält euer kleiner Trupp auf den Bergfried zu. Im Stall daneben stehen mehrere Pferde. Eins davon ist frisch.
01:59:34 offensichtlich abgesattelt worden. Das wird gerade mit Stroh abgerieben und scharrt ungeduldig mit den Hufen. Die Ohren flackern nach vorne und nach hinten, während es auch versucht, sich zu drehen, in eure Richtung zu starren. Und daneben im Zwinger sitzen mehrere von den Jagdhunden des Herrn. Leicht schäckige und drahthaarige Tiere, die hechelnd euch ebenfalls hinterherstarren.
02:00:01 Vermutlich war der gute Herr mal wieder auf einem seiner vielen, vielen Jagdausflüge, mit denen er sich die Zeit vertreibt. Wer von euch will denn zuerst in die knarzenden Dienen hochsteigen zum eigentlichen Eingang? Ich bin hier der Wortführer, ich gehe als Erster. Ludwig voran, den Hut in der Hand.
02:00:24 Und der Raum, in den ihr eintretet, ist sicherlich der wohnlichste in diesem Turm. Jemand hat ein Feuer geschürt und mehrere Leute sitzen an einem Tisch zusammen. Unter anderem zwischen ihnen die Gestalt von Alberts Cousin, dem Burgherrn der Schillingsburg, Vincent von Donnerstein.
02:00:51 Ungefähr in deinem Alter, vielleicht ein paar Jahre älter, mit schmutzig-blondem Haar und einem Schnitt, den wir heute vielleicht als ungünstig bezeichnen würden. Und etwas topfig altmodisch auch zu der Zeit schon ausgefallen ist. Und dann zu euch rüberschaut mit einer Mine, die man als vielleicht sieben Tage mindestens schlechtes Regenwetter bezeichnen sollte.
02:01:20 Ich halte mich noch so ein bisschen zurück. Ich bin, glaube ich, als Letzter hochgegangen und stehe so hinter allen anderen.
02:01:30 Was ist das? Ich mache einen Schritt nach vorne, beuge mein Knie, verbeuge mich so halb, wie es so üblich ist. Gnädiger Herr von Donnerstein, euer Gnaden, die Leute aus dem Dorf haben uns geschickt, um mit euch wichtige Dinge zu besprechen.
02:01:55 Es ist so, dass Kunde kommt aus dem ganzen Land, das Aufruhr ist überall und das wollen wir nicht. Dann sind wir ja einer Meinung. Ihr könnt auch gerne wieder gehen.
02:02:09 Ja, nun, es ist so, dass wir mit euch in einer wichtigen Sache sprechen wollten, denn, wie sage ich es gerade heraus, wir wollen nicht frohen Dienste leisten für das Kloster, wenn doch alle überall die Kloster aufgegeben werden. Wir wollen...
02:02:32 Einen Herren haben und einen, dem wir Dienst tun, wie es halt hergebracht ist. Wir wollen nichts hören von Dingen, die nicht mehr gegeben werden. Und wir wollen nichts hören von Dienst, die nicht mehr geleistet werden. Wir wollen aber gerechte Dienste leisten und gerechte Abgaben geben. Und wir glauben, dass das für uns alle am besten ist. Denn hoher Herr, euer Gnaden auch.
02:02:59 Den Rittern geht es nicht wie früher, dafür geht es den hohen Herren besser denn je. Und wir wollen nicht, dass all unser Geld am Hof verprasst wird. Wir wollen es in eure Hände geben und nicht in die andere. Und daher finden wir, dass ihr das Land des Klosters innehaben sollt als unser Herr und wir euch dienen wollen.
02:03:29 Was? Ich soll das Klosterhaus? Was soll ich damit machen? Soll ich die ganzen Pfaffen und die Brüder vor die Tore setzen und denen sagen, gut, dann scharren die jetzt wie die Hühner und das Land gehört mir? Wie stellt ihr euch das vor, Ludwig? Aber das ist was anders, wo auch passiert.
02:03:52 In den Klöstern rennen die Mönche weg. Ja, das kann ich sehen. Er starrt Albert an. Ich dachte, er hätte ihn noch nicht gesehen, aber ich stelle mich jetzt ein bisschen peinlich berührt daneben, neben Ludwig. Wir aus Schillingsfurt wollen, dass wir eine Pfarrkirche bekommen und einen Pfarrer, der sich um uns kümmert und nicht das Kloster. Und ihr als unser Herr. Und wir wollen den Zehnt an die Pfarrkirche geben und die Abgaben, die euch gebühren, an euch. Aber nicht jedem.
Bauernforderungen und Vermittlungsversuche
02:04:2102:04:21 Das, was ihnen gerade einfällt und weil die Kirche Hühner braucht, ihnen noch mehr Hühner. Wir wollen, dass es wie früher ist und jeder weiß, was er abzugeben hat und jeder weiß, was er wem schuldet. Und euch, Herr, schulden wir unsere Abgaben, der uns behütet und beschirmt. So ist das richtig. Und sollte jemand euch vor die Gerichtsgebarkeit zerren, so werde ich euch zur Seite stehen. Und die Abmachung, die wir getroffen haben zwischen mir, dem Herrn und euch...
02:04:47 den Leuten dieses Landes. Die werden auch weiterhin so gelten. Aber ich verstehe nicht, woher ihr die Dreistigkeit nehmt, mit so etwas hier hereinzukommen. Und du, Albert, hast du es jetzt abgesehen hier auf mein kleines Schärflein? Ist dein Zweig der Familie so vertrocknen?
02:05:11 Winzer, ich versuche hier nur zu vermitteln. Es gibt offensichtlich Unruhe hier im Dorf, in vielen Dörfern. Man sagt, die Abgaben werden immer höher, die Frohendienste werden immer höher. Und hörst du nicht, was los ist im Land? Solche Burgen wie deine sind schon gestürmt worden. Klöster werden...
02:05:37 ebenfalls gestürmt und aufgelöst oder geplündert. Das wollen wir verhindern. Wir wollen, dass es hier friedlich zugeht. Aber es gibt durchaus gute Gründe, dass nicht alles so bleiben kann, wie es ist. Und darüber wollen wir mit dir reden oder wollen deine Leute mit dir reden.
02:06:03 Ihr kommt ja also und sagt, dass ihr mich beschützen wollt vor irgendwelchen Bauernhaufen, die die Bogen stürmen sollen. Wir wollen nicht, dass Unfrieden kommt und Krieg allenthalben. Wir wollen aber auch nicht, dass es so bleibt, wie es jetzt ist. Gnädiger Herr.
02:06:23 Ich sag euch, niemand will einen Krieg, aber was weißt du von Krieg, Ludwig? Bist du schon mal eingezogen und marschiert? Hast du schon mal auf einem Schlachtfeld gestanden? Um es genau zu sagen, ja, das habe ich. Das nimmt ihm ein bisschen den Wind aus den Segeln. Ihr erinnert euch vielleicht, aber... Er greift zu einem Krug, gießt sich einen Becher voll, es riecht etwas säuerlich und stürzt den runter.
02:06:50 Mit einer abwehrenden Hand unterbricht aber auch das Gespräch, sich ein bisschen Zeit verschaffen. Ich weiß genau, wie es geht in diesem Land.
02:07:03 Ich denke, manchmal muss man dann einfach den Blutzer zerschlagen. Aus dem Most wird kein Wein. Das lassen wir nicht zu Ende ziehen. Was sind das für Forderungen? Was wollt ihr für Veränderungen? Es gibt viele Forderungen da draußen und stimmt, sie sind gerecht?
Beschwerden über Abgaben und Forderungen nach Veränderung
02:07:2702:07:27 Und vor allen Dingen ist es so, dass überall das Wort geht, dass vieles von dem, was uns auch vom Kloster immer gesagt wurde, so gar nicht in der Heiligen Schrift steht. Und als gute Christenmenschen wollen wir das wohl geben, was der Herr uns auferlegt hat. Und das wohl geben, was guter alter Brauch ist, aber nicht immer mehr und immer mehr. Und so kann es auch nicht weitergehen. Und es ist ja so, dass in Schillingsfurt viel Neues ist. Die Papiermühle zum Beispiel. Aber es ist doch nicht sinnvoll.
02:07:56 Die gute Frau Katharina mit Frohnabgaben zu belegen, obwohl sie gar kein Bollrin mehr ist. Oder mich mit meinem Vorwerk. Was soll ich einem Huhn geben, wenn ich doch, wie es anderswo schon üblich ist, Geldzins geben kann, der viel sinnvoller ist für das, was wir tun. Und immer mehr Zinsen gehen auch gar nicht an euch her. Immer mehr Zinsen gehen darüber hinaus und keiner von uns hat etwas davon. Das ist doch nichts. So kann es doch nicht bleiben. Und wir wollen...
02:08:26 Diese kleinen Teile, die Hilfen werden immer kleiner. Es gibt nur noch einen großen Bauer in ganz Schillingsfurt. Und der ist ziemlich gemein. Und ihr werdet doch auch nicht ein Wohlhabender her, wenn ihr nur einen Bauern habt. Und sonst nur so kleine Hufner wie uns. Von Wohlhabend kann hier ohnehin keine Rede sein. Gut, ich habe euch gehört. Ihr wollt wie alle.
02:08:53 Wie alle wollt ihr eures zusammenhalten und wollt nichts geben. Gute Christmenschen nennt ihr euch. Nein, das ist nicht so. Aber das Beste Stück zum Beispiel. Was bringt euch das beste Kleidungsstück von mir, wenn ich da eins sterbe? Was tut ihr damit? Frau Katharina als Lumpen verkaufen, aber meine Familie hat weniger. Das ist doch nicht gut so. Er schaut ein bisschen verdutzt.
02:09:20 Das ist eine gute Frage. Was machen wir damit? Wer nennt sich so an die anderen? Der Vogt, wir sammeln sie und ihr tragt einige davon, aber auch viele von euren direkten Untergebenen hier. Und Frohendienst, jeder Tag, den ich Frohendienst leiste, kann ich mein Vorwerk nicht benutzen. Da verliert jeder, alle verlieren dabei und so muss es doch nicht bleiben. Wir können es doch besser machen. Ich.
02:09:51 Ich knete meinen Hut.
Konfrontation und Ablehnung der Forderungen
02:09:5702:09:57 Wir haben das auch alles aufgeschrieben. Habt ihr das? Hilfreich irgendwie beizupflichten. Natürlich habt ihr das. Alle Welt schreibt und druckt heutzutage. Das Wort ist billig geworden. Ich habe mir erlaubt, das Wort der Dörfler hier, die Forderungen einmal aufzuschreiben.
02:10:25 So, ich übergebe das dann mal. Er schaut drauf mit leicht wässrigen Augen. Wollen ihren Pfarrer wählen. Schaut hoch zu dir. Schaut wieder runter. Er liest weiter, wobei er die Lippen mitbewegt und laut liest, wie die meisten Leute, die lesen können. An Abgaben nicht mehr als...
02:10:54 Jetzt er knüllt es in der Hand, dreht sich um und pfeffert es in den Kamin, in die Flammen. Nicht so voreilig, werter Cousin. Ihr bekommt doch sicher die Nachrichten, die Geschichten mit. Alles, was man sich erzählt, was um uns herum passiert. Wisst ihr, ich glaube, die Zeit der Klöster, wie wir sie kennen, ist vorbei. Die Klöster, die große Ländereien bewirtschaften.
02:11:23 Frohendienste verlangen, Abgaben verlangen. Wofür? Nutzt doch die Gunst der Stunde. Guter Cousin, das ist euer Moment. Stellt euch auf die Seite dieser guten Leute und nutzt den Moment und nehmt euch das Klosterland. Niemand kann euch daran hindern. Und im Gegenzug
02:11:55 Erfüllt ihr oder geht ihr ein auf diese Forderung und allen ist geholfen. Eine Situation, wo ihr gewinnt und wo die Leute hier gewinnen. Und wir wollen euch auch treu dienen, gnädiger Herr, aber wir wollen nicht dabei verhungern. Ich trafe mich ein bisschen.
02:12:28 Ich habe Nachrichten, durchaus. Ich weiß, Albert, dass du dich für immer deutlich schlauer und gebildeter gehalten hast als mich. Aber es ist nicht so, als würde ich nicht hören, was vor sich geht. Tausende sich versammeln im Schwäbischen Bund und die Städte bedrohen. Das sind Fanatiker, sag ich dir, Albert. Mit so etwas hier, mit irgendeiner kleinen Veränderung, werden die sich nicht zufrieden geben. Entweder...
02:12:57 Entweder werde ich zu denen gehören, die das alles niederschlagen werden und ich sage dir, das wird passieren. Jetzt schon. Jetzt sammeln die Fürsten Landsknechte. Noch verhandeln sie mit den Bauern. Aber ich sage dir, sobald diese Waage sich auch nur leicht in die andere Richtung bewegt, werden sie zuschlagen.
02:13:23 Oder ich werfe mein Gewicht in die andere Waagschale. Aber ein Zwischenweg? Ein Kompromiss, den ihr morgens am Tag vorher schon Mittwoch auf ein Stück Papier gekritzelt habt? Das soll mich davor bewahren? Ja.
02:13:57 Cousin, ich möchte davon nie zu hören, ich muss in mich gehen. Bitte lass mich allein. Nun ist es aber genug. Welf schmeißt sie raus, auch das vorlaute Weib. Vorlautes Weib? Kommt Katharina, wir können hier nichts mehr erreichen. Nein! Er dreht sich um und einen Speichelfaden spritzt von seiner Unterlippe, als er immer lauter wird.
02:14:22 Jeden Tag kommt jemand her und sagt mir, was ich tun soll, was ich eintreiben soll. Aus diesem Stein kann ich nichts mehr quetschen. Du sagst es selber, Ludwig, zu geben habt ihr nichts. Aber ich habe auch nichts zu geben. Verlieren können wir hier nur alle. Das ergibt natürlich viel Sinn. Mit dem Land des Klosters wäre das hier eine prächtige Burg.
02:14:51 Ich bin... Der dreht sich um, greift noch den Krug und den Becher, während seine beiden Spießgesellen im wahrsten Sinne des Wortes, seine Kumpane, mit denen er gerne auf die Jagd zieht, feindlich brüht hinter ihm her, schauen. Welf räuspert sich, winkt Frank näher heran, der entschuldigend zu Katharina schaut und deutet dann auf die Tür. Bitte.
Strategie für die Zukunft
02:15:1902:15:19 Pass es nicht. Ich wünsche nicht, ich hätte Dung mitgenommen. Nur beruhigt euch. Das ist doch gar nicht so schlecht gelaufen. Das ist nicht schlecht gelaufen? Was? Er hat immerhin gesagt, er überlegt es sich. Er ist verzweifelt. Er geht jeden Tag auf die Jagd, statt sich um dieses Problem zu kümmern, das er offensichtlich sieht. Und wir, die wir uns hinsetzen und etwas besprechen und Dinge planen und Vorschläge liefern, werden angespuckt und rausgeworfen.
02:15:48 Das ist ungeheuerlich. Wie soll ich mich von diesem Mann schützen lassen, frage ich euch. Katharina, lass uns gehen. Hier zu sprechen, das ist nicht sinnvoll. Ich versuche, dass der mich hört. Ich bin sehr sauer. Gebt ihm doch Zeit. Der steigt gerade die Treppe hoch und der hält auch inne, als Katharina hinter ihm her schreit, schüttelt dann aber den Kopf und steigt weiter.
02:16:12 Welf mit einem sehr zufriedenen und auch leicht schleimigen Grinsen tritt vor, als ich denke. Ihr solltet euch zurückziehen. Ja, ja, lass mal dein Grinsen stecken. Wir gehen schon, aber gebt ihm Zeit. Ich kenne meinen Cousin. Der wird darüber nachdenken.
02:16:38 Es hätte schlimmer laufen können. Und ich werde ihm beratend zur Seite stehen dabei. Und jetzt schert euch von der Burg. Gut, lasst uns gehen. Das wird...
02:16:55 Ihr schert euch für den Brang, Pferdedung in die Hand zu nehmen und in sein Gesicht zu werfen, als wir an den Stellen vorbeikommen. Wir sind alle sehr stolz auf dich. Ich greife ganz sanft an Katharinas Schulter und führe sie in Richtung Tor.
02:17:16 Das Tor wird jetzt auch betont hinter euch geschlossen. Alle drei Landsknechte, Frank inzwischen auch mit Waffen angetan, stehen davor. Murmeln untereinander. Der Haufen, der Kleine, der euch begleitet hat, zerstreut sich relativ mutlos wieder im Dorf. Adelheid steht noch neben euch und Else.
02:17:44 Wartet ebenfalls ein paar Schritte entfernt auf Katharina. Und Albert sagt, es sei gut gelaufen. Naja, ihr kennt ihn offenbar nicht. So wie ich. Was hätte denn noch schlechter laufen sollen, Bruder Albert? Er hätte uns seinen Hunden zum Fraß vorwerfen können. Oder in den Keller sperren können. Kaum. Wir hatten Adelheit dabei.
02:18:13 Naja. Jetzt bleibt erstmal nur zu hoffen und zu warten. Aber er weiß schon, dass er keine Zeit hat, oder? Warten? Worauf sollen wir denn warten? Ich sage, wir nutzen das Papier und verbreiten unsere Ideen im Dorf.
02:18:38 Ja, hat ja gestern auch schon jemand gemacht. Es steht ja quasi dasselbe drin. Und es hat funktioniert. Was würdest du denn schreiben? Elsa tritt näher. Oder schreiben lassen. Das, was wir abgegeben haben. Nur auf hochwertigem Papier. Auf gutem Papier.
02:19:03 Ich habe es noch in Erinnerung. Ich kann es noch mal aufschreiben. Inklusive des Fastnachtsuns. Natürlich. Es ist mittlerweile auch keine Druckerei. Wir müssten alles handschriftlich vervielfältigen. Gott, das ist nächtelange Arbeit. Gut, vielleicht auch nicht. Eine Nacht reicht auch.
02:19:28 Aber mit welchem, also ich lasse mich hier hinreißen von euch, aber was soll das eigentlich? Wir haben unsere Forderungen abgegeben, jetzt müssen wir warten und schauen. Nein! Ja, was erwartest du denn jetzt, wenn wir die Flugblätter verteilen oder irgendwo annageln? Was soll dann passieren? Dass mehr Menschen von unseren Ideen erfahren, dass sie sich gesehen fühlen, dass sie ihre eigenen Ideen zu uns bringen. Wir sollten eine Versammlung einberufen und noch mehr Ideen sammeln.
02:19:59 Wir haben uns doch schon versammelt. Ludwig ist gewählt, Herr Sprecher.
02:20:04 Reicht das nicht? Nein. Es ist ja nichts geschehen. Wir wurden weggeschickt. Wir sollten uns erneut versammeln. Wir sollten neue Ideen sammeln. Er hat doch gesagt, er weiß nicht, er schwank zwischen dem einen oder dem anderen. Er muss darüber nachdenken. Habt ihr das nicht gehört? Und was ist, wenn er sich für das eine entscheidet? Wenn er sagt, wir sind Aufrührer? Wenn er sich Leute holt und sie über uns herfallen? Was ist dann? Dann sollten wir schnell weglaufen.
02:20:34 Ja, dann ist alles zu spät. Meine Familie hat diese Mühle aufgebaut. Ich werde hier nicht weglaufen. Und ich bin auch nicht fürs Weglaufen. Ich sage, wir machen eine Versammlung. Und dann schauen wir, wie viele für uns stehen. Und ich glaube, dass wir gar nicht so schwach dastehen. Denn auch unser guter Herr sollte nicht vergessen, er hat ganze drei Männer unter sich. Und wir haben die Ideen und die Argumente. Elsa tritt auch näher.
02:21:04 Bruder Albert, liegt euch denn etwas an eurem Cousin? Was soll das heißen? Dass nur einen Tag von hier etwas mehr als 100 Leute unter Waffen mit ähnlichen Forderungen wie den Euren durchs Land ziehen, um sich einem anderen Haufen anzuschließen.
02:21:38 Ja, ich denke, wir sollten hier nicht irgendwie von Mord und Totschlag sprechen. Ich bin immer noch der Überzeugung, dass das friedlich gelöst werden kann, das Ganze. Also wir sollten erst mal, wir sollten in zwei Tagen wiederkommen und hören, was er zu sagen hat, wie seine Entscheidung ist. In zwei Tagen? Und dann können wir beraten. Aber in zwei Tagen kann viel passiert sein.
02:22:06 dann ist es vielleicht nicht mehr so friedlich wie jetzt. Macht, was ihr denkt.
02:22:15 Ich denke, dass wenn Vincent von Donnerstein sich nicht richtig entscheidet, vielleicht unter Anleitung eines Cousins oder den Gebildeteren und Entschlosseneren unter den Leuten hier in diesem Dorf, diese Burg vielleicht nicht mehr lange stehen wird. Elsa, was schlägst du vor?
02:22:42 Sollte man nicht in einer solchen Zeit für das Richtige einstehen, Katharina? Sollte man. Dann sollte sicherlich jemand den Herrn von Donnerstein davon überzeugen, zu seinem eigenen Wohl. Zumindest kurzfristig. Aber ich habe eine Bestellung an Papier, die ich dir abkaufen will. Das bekommen wir hin.
02:23:11 Ich wäre lieber dafür, zum Kloster zu ziehen und dort vollendete Tatsachen zu schaffen. Holt euch aus dem Kloster das, was ihr abgegeben habt. Die Keller sind voll, die Fässer sind voll und zeigt es meinem Cousin, dass die Zeit dieser Art der Klöster vorbei ist. Und wenn wir beides tun?
02:23:35 Wenn wir mit genug Leuten unter Waffen zurückkommen und den Herrn von Donnerstein dazu auffordern, uns anzuführen, wenn wir das Kloster...
02:23:45 Ja, die Idee ist vielleicht nicht schlecht, ihn aufzufordern, jetzt oder nie, lasst uns das Kloster stürmen, führe uns an. Deswegen eine Versammlung im Dorf, damit wir sehen, was wir überhaupt haben. Wer ist auf unserer Seite? Ja, also ich denke, der Vincent ist ein Haudegen. Wenn man ihn so kommt, man darf es bloß nicht bedrohlich erscheinen lassen. Ah, schwierig.
02:24:14 Ich denke, ein kleiner Mann wie er fühlt sich von allem bedroht. Es wird sehr schwierig, etwas so zu tun, dass er sich nicht bedroht fühlt.
02:24:23 Nun gut, aber die Idee, bereit zu stehen und mit ihm gemeinsam das Kloster zu stürmen, das hat was. Das Kloster stürmen. Nein, ich will nicht sagen stürmen. Die wehrlosen Brüder aufzufordern, das Gebäude zu verlassen und es zu übergeben. Wäre es nicht besser, mit den Brüdern dort zu sprechen und zu sehen, wer auf unserer Seite steht? Warum müssen wir denn davon ausgehen, dass sie auf der falschen Seite stehen?
02:24:51 Vielleicht kämpfen auch sie zurecht. Selbstverständlich sollten wir vorher mit ihnen sprechen, das sehe ich genauso. Auch ihr habt die wahre Schrift Gottes erkannt, Bruder Albert. Wer sagt denn, dass die Brüder dort ist nicht auch zu sehen? Wir reden mit ihnen. Wir wollen ja nicht den Brüder an den Kragen, wir wollen dem Abt stellen und dann werden die Brüder schon sehen, dass jetzt Gelegenheit ist, ihre Stimme zu erheben, wenn es ihnen danach ist.
Versammlung im Dorf und Eskalation
02:25:1802:25:18 Genau. Insofern, ich würde Vincent noch nicht abschreiben. Aber eine Versammlung kann nie schaden, über die Dinge nochmal zu sprechen. Dann auf ins Dorf und versammeln wir uns.
02:25:33 Es ist ein bisschen so, als würde die Zeit wieder rückwärts laufen. Ihr marschiert die Strecke zurück, sammelt Leute wieder ein, die teils die Arme den Himmel werfen. Schon wieder! Ich komm nicht voran. Glaub dir, das Unkraut jältet sich von selbst. Es gibt krass Wichtigeres als dein Unkraut. Wichtigeres als den Winter, Emma. Gut, wahrscheinlich. Aber...
02:26:01 Wenn die Ernte schlecht ausfällt, mache ich dich dafür verantwortlich, Ludwig. Ja, alle machen mich dieser Tage für irgendetwas verantwortlich. Du hast so ein Gesicht dafür. Schau nicht immer so ehrlich. Das ist dein eigenes Problem.
02:26:17 Wo wollt ihr denn die Leute zusammentreiben? Ja, in der Gaststube. Nur egal, was der Schaller dazu sagt. Da der Schaller gerade unterwegs ist, du siehst aber sofort einen von seinen Tagelöhnern loseilen, offensichtlich ihn suchen, ist das überhaupt kein Problem. Strömt zusammen. Teilweise setzen sich die Leute wieder auf dieselben Plätze, die sie irgendwie vor einer Stunde noch hatten. Das ist eine etwas seltsame Stimmung, man murmelt untereinander.
02:26:47 Da es auch Mittagszeit ist, viele Leute eine kleine Vespa mitgebracht und werden Dinge aus Schalen gelöffelt und Bierhumpen mit verdünmtem Bier an die Lippen gehoben, während man Ludwig anstarrt. Dann red mit uns. Was hast du erreicht auf der Burg? Nichts. Nichts haben wir erreicht. Ja, das würde ich so nicht sagen. Ich schon. Der Herr von Donnerstein.
02:27:16 Denkt darüber nach. Und das dauert zu lang. Und deswegen sage ich, dass wir uns sammeln und zum Kloster ziehen und uns holen, was uns ist. Und vorher gehen wir zur Burg und sagen dem Herrn Donnerstein, ganz klar, er soll uns dabei anführen. Denn er hat nicht verstanden, dass wir in Wahrheit auf derselben Seite stehen.
02:27:39 Es wird gemunkelt. Mach du doch auch mal einen Wurf auf Empathie. Wie ausgerechnet. Kann ich dir jemanden aufs Maul hauen? Also, du kannst auch versuchen, dich damit durchzusetzen. Guck mal, das ist doch super. Das ist doch fantastisch. Ja, also, deine Empathie wäre, die Blicke, die du erntest, die Stille,
02:28:07 in der man das von dem einzelnen Hühn in der Ecke hört. Das trifft dich so sehr regelrecht in die Magengrube. Deine Schultern krümmen sich ein bisschen nach vorne. Wenn das raus, dein Attribut singt für den Rest des Abends um eins. Da ist nicht mehr viel zu singen. Ich weiß, aber das war bemerkenswert schlecht.
02:28:36 Leises zwischen untereinander Meere stehen auf. Ich weiß nicht, was du von uns willst, Ludwig. Jetzt sollen wir die Burg stürmen und danach direkt auch noch das Kloster. Von Burgstimmen hat keiner was gesagt und vom Kloster stürmen auch nicht. Aber die Frau Elsa sagt, überall im Land sind die Bauern unterwegs und hier in der Nähe stehen sie auch schon bewaffnet. Und jetzt, wenn wir etwas tun wollen, dann müssen wir jetzt dem Herrn zeigen, auf der Burg, wie die... Sag du doch auch etwas, Katharina. Jetzt soll ich etwas sagen, Ludwig? Ja!
02:29:05 Ach, das sind ja ganz neue Töne. Ich starre ihn sehr vernichtend an, aber dann erhebe ich mich.
02:29:16 Ist es nicht so, dass die Kirche uns jahrhundertelang das Wort Gottes, das wahre Wort Gottes vorenthalten hat? Uns guten christlichen Leuten, sie haben uns irgendwelche Dinge erzählt, Dinge, die überhaupt nicht stimmen, damit sie in Saus und Braus leben und sich tolle Gebäude bauen können. Und jetzt sollen wir ihnen noch mehr geben und noch mehr geben? Ich sage, wir stehen auf, wir stehen hier auf, wir stehen heute auf.
02:29:45 Und wir ändern etwas daran. Bruder Albert hat es verstanden. Bruder Albert hat das Kloster verlassen und er ist hier und kämpft an unserer Seite, damit wir ihn zum... Ich halte sie kurz. Ja, mach mal weiter. Damit wir ihn wählen. So. Nein, darum geht es nicht. Darum geht es auch. Es geht darum, dass wir die Wahl haben. Dass wir tun können, was richtig ist. Dass wir...
02:30:14 Wissen bekommen, dass wir das Wort Gottes bekommen und dass wir die Wahrheit bekommen und dass wir nicht angelogen werden. Von hinten kommt ein, dass sie nicht wiederkommen mit ihren Ablassbriefen, weil ein neuer Dachstuhl gebaut werden soll oder jemand seine Schulden abbezahlen will. Und unsere Hühner wollen wir auch behalten, genau.
02:30:39 Das zieht durchaus auch das Argument, wenn auch nicht auf einer etwas anderen Ebene. Das Huhn im Hintergrund scharrt weiter vor sich hin. Rings um dich wird genickt durchaus mehr und auch entschlossener als bei Ludwig. Und wenn wir gar nichts tun, dann wird das auch nichts ändern. Denn wenn hier die Bauern aufstehen, dann werden trotzdem die Söldner kommen und sich nehmen, was sie wollen. Wir müssen...
02:31:07 Jetzt etwas tun wir. Wenn wir nichts tun, sind wir auf jeden Fall die Verlierer. Also was sagst du, Katharina?
02:31:19 Ich schaue etwas ratlos zu Elsa. Nein, nicht zu Elsa. Ich finde, das war ein guter Plan. Holt den Ritter auf eure Seite, holt euch euren Besitz zurück vom Abt und von dem Kloster und dann tretet ein für die gerechte Sache.
02:31:41 Wir gehen zu von Donnerstein und stellen ihn vor die Wahl und dann gehen wir zum Kloster und stellen die Brüder vor die Wahl. Und wer nicht auf unserer Seite ist, der ist gegen uns und muss unser Land verlassen. Ich meine das Land von Donnerstein, natürlich. In dem Moment platzt Rulf Schaller wieder in seinen Raum. Was geht hier vor? Gerechtigkeit! Das...
02:32:09 Er hält inne, sichtlich verblüfft. Fräulein. Ich braue mich groß und breit vor ihm auf. Dann fangen wir doch einmal an mit, wer steht auf unserer Seite, Schaller. Stehst du auf unserer Seite oder nicht? Was soll das für eine Seite sein? Die richtige!
02:32:35 Und was tust du, wenn ich Nein sage? Haust du mir dein volles Pfund aufs Maul? Ich guck so an ihm runter. Das wäre gar kein schlechter Vorschlag. Seine Augen werden schmaler, die Tränensäcke tiefer und er starrt von unten an dir hoch. Dann tust doch. Aber ich glaub, du wirst es nicht wagen, du feige Sau.
02:33:03 Ich versuch dazwischen zu gehen und da wie zu schlichten. Wir sollten uns jetzt hier nicht untereinander bekämpfen. Dann kommen wir überhaupt nicht voran. Ich kann gar nicht hören, was das Männlein da sagt. Es ist zu leise. Ich sag, du bist ne feige Sau. Hört hier jemand etwas? Hört hier jemand eine Maus flüstern?
02:33:29 Ich gucke zu seinen Tagelöhnern. Was ist mit euch? Weiter ausgebeutet werden von dem? Oder willst du zum Prost vergehen? Oh, das ist Arbeit. Na dann. Die ersten davon driften zu euch rüber. Shala baut sich immer weiter auf. Der ist trotzdem immer noch einen halben Kopf kürzer als du, wenn auch breiter in den Schultern.
02:33:55 Dann kannst du sehen, wie irgendwo hinter seinen Augen, hinter seiner Stirn etwas Knack macht und er holt aus, um wiederum dir ins Gesicht zu schlagen. Dann versuche ich mir zuvor zu kommen. Dann würfel doch mal auf den Nahkampf. Da bin ich besser als mit Empathie. Wir wollten es gewaltfrei lösen. Na toll, vier Würfel und ich verkack's.
02:34:20 Das ist kein einziger Erfolg. Und die 1 verlierst du auch. Nein, das ist kein einziger. Der schallert ja eine schallert.
02:34:30 Ja, also du verlierst einen von deinen vier Trefferpunkten und kriegst einen nicht sehr stilvollen, aber dafür heftigen Schwinger ins Gesicht. Du hättest nicht damit gerechnet, dass diese hängebackige Bulldogge dir derart einen verpassen kann. Es gibt einen Knacken in deinem Kiefergelenk und für einen Moment hast du das Gefühl, dass so eine ganze Schar von Hühnern so leise... Ich fange mich an einem Stuhl ab.
02:34:57 Und ich gehe jetzt nochmal dazwischen. So, jetzt ist aber genug hier! Ich brülle richtig. Ich schreie ganz laut. Er ist gegen uns! Und versuche die Meute gegen ihn aufzubringen. Würfel auf Empathie.
02:35:10 Warum endlich suche ich das Würfelfenster? Empathie habe ich drei. Es sind so viele Fenster da. Ich würde dir einen Würfel extra geben. Du hast sehr viel, sehr viel gute Vorarbeit geleistet. Und die anderen auch. Also vier Würfel. Das sind zwei Erfolge. Das reicht tatsächlich. Mehrere springen auf einer von den Tagelöhnern, packt den Schaller auch von hinten und zieht ihn von Ludwig und Albert weg.
02:35:37 Die ganze Stimmung beginnt gerade zu kippen. Die ersten Leute beginnen auch so, gib ihm! Die Sau soll ihr Fett abbekommen! Irgendjemand zieht ein Essensmesser. Die ersten Leute springen auf. Stoppt! Stoppt! Stoppt das hier! Ich werfe mich dazwischen irgendwie. Versuche das zu verhindern oder so. Und packe irgendwie Schaller so ein bisschen bei Schlawitz. Schaller jetzt!
02:36:04 Ich beruhige dich und du auch, Ludwig. Ich versuche mich auch irgendwie zu... Ich halte meinen Kiefer. Egal. Panik. Ich schreie euch alle beide an. Mensch, Schaller, denk doch mal nach. Die Versammlung hat hier stattgefunden. Du hängst sowieso mit drin. Jetzt beruhige dich doch erstmal. Ich hänge mit... Ja, alle, wir werden sagen, bei Schaller hat die Versammlung stattgefunden.
02:36:33 Du willst mich anschwärzen?
02:36:38 Wir werden sagen, du hast angefangen, weil du deine Hühner nicht hergeben möchtest. Das ist Lüge. Das ist infame Lüge. Und jeder hier im Dorf weiß das. Welf weiß das vor allen Dingen. Der Vogt wird sich für mich verbürgen. Ihr habt überhaupt nichts gegen mich in der Hand. Ich drehe mich zu den anderen um. Hand hoch, wer gesehen hat, dass er angefangen hat mit diesen Worten. Ich glaube, das ist denen zu hoch.
02:37:04 Hand hoch können sie. Sie wissen nicht genau warum, aber sie verstehen, dass Katharina möchte, dass sie die Hand heben.
02:37:13 Sieht nicht so gut aus. Schaller weicht zurück. Schiebt auch die Leute, die ihn von Ludwig weggezogen haben, von sich. Geht rückwärts zur Tür. Die Augen gehen gehetzt nach links und rechts. Ihr schmeißt mich von meinem eigenen Hof. Davon hat keiner geredet, aber wenn ihr gehen wollt, dann... Ihr kennt die Tür.
Entscheidung zur Konfrontation
02:37:4402:37:44 Ihr könnt euch uns auch anschließen, der gerechten Seite. Und was habt ihr vor? Gerechtigkeit in diese Welt bringen. Wir wollen hier nur unsere Forderungen durchsetzen und im Gegenzug meinem Cousin das Land des Klosters anbieten. Eine Hand wäscht die andere. Das kennt ihr doch. So betreibt ihr doch auch euer Geschäft.
02:38:16 Schaut sich um, die ganzen Gesichter, die ihn anstarren, Ludwig mit der anschwellenden Wange, die alles andere als glücklich aussieht, und Katharina, die zwischen allen steht, mit regelrecht gesträubten Haaren vor Wut, die unter ihrer Haube hervorlugen. Dann lasst ihr mir ja kaum eine andere Wahl. Ja, jetzt hat er es verstanden.
02:38:47 Nun, ihr habt schon eine Wahl, aber wenn euch die Konsequenzen der einen Wahl nicht gefallen, dann ist es vielleicht auch die falsche. Was für ein Mundwerk an dieser Frau. Ich werde mit euch gehen. Aber dem Welf soll nichts passieren.
02:39:13 Es soll niemandem was passieren. Ich würde auch vorschlagen, dass wir erst einmal ohne Waffen gehen, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass wir die Burg stürmen wollen. Aber wir wollen die Burg und das Kloster. Wollen wir nicht. Doch wir wollen! Ich bin dafür, die Waffen mitzunehmen und ihn zu unserem Anführer zu machen. Denn wenn wir ohne Waffen kommen, dann sind wir wieder nur ein paar Bauern. So ist es.
02:39:40 Ringsum nicken, die Tagelöhner stehen schon auf. Er soll sehen, was die Stunde geschlagen hat. Das könnte auch als Provokation verstanden werden. Er hat es ja schon als Provokation verstanden, als wir höflich mit einem Brief bei ihm waren. Ich wiederhole meine Worte, ein kleiner Mann sieht alles als Bedrohung. Na gut.
02:40:10 Es sind Leute schon damit beschäftigt, die aus dem Gebäude rausdriften. Ein Spieß? Einen Spieß, den hat fast jeder irgendwo.
02:40:25 Fast alle Männer im wehrfähigen Alter haben irgendwann zumindest mal wenigstens improvisiert, Waffen greifen müssen, sind irgendwo aufgestellt worden. Ziemlich schnell sieht die sogar jemanden mit einer armen Brust anrücken, die sicherlich schon deutlich bessere Zeiten gesehen hat. Und wo er sie her hat, ist auch zichtlich fragwürdig. Aber sie ist geschultert. Und der ältere Herr, der sie hat, schaut grimmig in die Menge. Ich gehe auch zu meinem Haus. Ich will das Vorwerk holen, wenn wir schon zum Kloster gehen.
02:40:54 Ich würde auch in die Papiermühle zurückgehen und mein Vater hat bestimmt auch irgendwo einen Spieß oder ähnliches, den ich entwenden kann. Du weißt ganz genau, wo einer aufbewahrt wird.
02:41:16 in einem der Lagergebäude, sorgfältig eingeschlagen, in geöltes Leinentuch, dass die Spitze keinen Rost anlegt. Und als du da reinmarschierst, mit so einem leisen, die scheuen Katzen, die hier leben, davon schleichen, irgendwo, irgendwo bist du dir ziemlich sicher, ist aktuell auch ein Wurf. Du hast es Miepsen gehört und eine von den Katzen war zuletzt sehr, sehr dick gewesen. Hörst du hinter dir die leise Schritte von deinem Vater, Katharina?
02:41:43 Ja, bin nur was holen. Komme bald wieder. Katharina, Liebes, was steht in der Tür, hat seinen Hut in der Hand, ähnlich wie Ludwig vorhin, knetet den das geweigte Wolle zwischen den Fingern hin und her. Was machst du denn? Das Richtige. So, wie du mich erzogen hast.
02:42:11 Ich habe dich erzogen, das Richtige zu tun, Katharina. Ja. Aber sag mir nicht, dass ich dich erzogen habe, dich in Gefahr zu bringen. Wer redet denn von Gefahr? Was holst du denn hier? Eine Überzeugung und ein Argument. Du.
02:42:35 Du holst den Spieß. Ein Argument, so wie ich sagte. Das... Das ist doch nichts für dich, Liebes. Wieso ist das nichts für mich? Weil... Weil?
02:42:56 Weil ich eine Tochter habe, Katharina. Eine schlaue und schöne und willensstarke Tochter, wie ihre Mutter, von der ich gehofft habe, dass sie einen guten Beruf lernen kann, dass sie ein Leben in Frieden führt.
02:43:20 Bin auf dem Weg dorthin. Aber aktuell leben wir nicht in Frieden, aktuell leben wir in Ungerechtigkeit und in Ungerechtigkeit kann Frieden nicht existieren. Ich wünschte, ich hätte dich nicht so erzogen. Schwör mir, dass du auf dich aufpasst, mein Liebes. Ich schwöre, Vater, ich werde auf mich aufpassen und auf das, was gut ist, so wie du es mir beigebracht hast. Und wenn ich wiederkomme, dann ist alles anders, dann ist alles besser.
02:43:50 Solange du wiederkommst, das musst du mir versprechen. Ich verspreche es. Lass dich nicht von diesem Ludwig zu irgendwelchem Unsinn hinreißen. Entschuldigung. Das werde ich nicht, keine Sorge. Außerdem bin ich mir sehr sicher, dass Gott auf unserer Seite ist. Das kann nur er wissen, meine Liebe.
02:44:17 Er geht aber zu der Wand, wo neben anderem gerät, der der Spieß aufbewahrt wird, dreht sich um und hält ihn dir entgegen. Ich hoffe, deine Mutter wird mir verzeihen, wenn ich sie ernst wieder sehe. Ich bin mir sicher, dass sie sehr stolz auf uns beide sein wird und auch auf dich, dass du eine so großartige Tochter erzogen hast.
02:44:42 Er zieht dich näher zu sich heran. Dann drückt dich, so wie früher, als du klein warst, und gibt dir kurz einen Kuss auf den Scheitel. Dann klopft er etwas unbeholfen auf deine Schulter. Dann... Dann... Ja. Ja. Gutes Kind. Pass auf dich auch. Ja. Katharina kommt mit einem Spieß wieder.
Marsch zur Burg und Konfrontation mit den Wachen
02:45:1102:45:11 Es sind inzwischen an die 30 Leute versammelt, die größtenteils, es ist eine bunte Mischung aktuell an Waffen, keine davon scheinen von der gleichen Hand hergestellt zu sein, aber die Burschen, teils auch älteren Leute und auch ein paar Frauen haben alle irgendetwas in der Hand, mit der sie zur Not schlagkräftige Argumente liefern können.
02:45:40 Alle schauen erwartungsvoll Ludwig an. An. Auf geht's. Ich sitze auf dem Zugpferd meines Kachens. Ich habe demonstrativ keine Waffe, sondern meine Bibel. Rudalbert, auf auf den Wagen. Ja, das lasse ich mir nicht zweimal sagen.
02:46:04 Du wirst auf den Karren geladen und juckelst dann hinter Margarete Polterich den nicht besonders gemütlichen Weg zur Burg hoch. Ringsum marschieren alle anderen. Es gibt das Klackern von Geräten, die Leute geschultert haben. Das ist keine große Disziplin. Diese Leute hier sind nicht.
02:46:29 Ständig unter Waffendienst. Häufig gibt es ein, ah, pass auf, wenn irgendjemand sich umdreht mit etwas, von dem man unterschätzt hat, wie viel Reichweite es hat. Aber der Enthusiasmus ist auf jeden Fall da, als es Berg angeht. Drei Landsknechte schauen euch sehr viel beunruhigter als beim letzten Besuch entgegen. Einer von ihnen macht kurz das Tor auf und rennt rein, um Bescheid zu sagen. Die anderen beiden treten mit ihren Spießen in der Hand vor.
02:47:02 Wolfram, ihr erinnert euch, der etwas bärigere mit dem Bart zu Toren. Was? Jetzt habt ihr mit Worten nichts erreicht. Jetzt kommt ihr mit Waffen wieder. Zeitlich Alba, wir wollen nichts von euch. Also eigentlich sollten sie sich uns schon anschließen. Insofern wollen wir schon etwas von ihnen.
02:47:31 Wir ziehen nicht gegen die Burg, wir ziehen gegen das Kloster. Und wir wollen euch einladen mitzukommen. Ihr wisst aber schon, dass das hier die Burg ist und nicht das Kloster. Denn so wie ich das sehe, ist das gerade so verdächtig, so als würdet ihr gegen die Burg ziehen, mein Lieber. Der Herr von Donnerstein soll uns anführen, darum geht es uns. Genau, er hat uns versprochen, dass er darüber nachdenken wird. Wir waren ja gerade in kleiner Gruppe da. Und nun hat er bestimmt darüber nachgedacht. Und deswegen sind wir jetzt in großer Gruppe gekommen.
02:48:00 Um ihn abzuholen. Ja. Der Vogt hat gesagt, niemand soll mit dem Herrn sprechen. Wir wollen ja auch nicht sprechen. Er soll einfach zu uns kommen. Wir wollen ja auch mit dem Herrn sprechen und nicht mit dem Vogt. Dann könnt ihr sicherlich hier draußen warten. Schiebt sein bärtiges Kind vor.
02:48:28 Das hatten wir vor, wir wollten nicht alle in die Burg kommen, da wird es eng. Aber ich bin ganz sicher, dass der Herr bald hier rauskommt und mit uns reden wird. Dann ziehen wir hier, wer länger warten kann. Aber ihr sagt ihm doch Bescheid, oder? Der Frank ist reingelaufen und hat Bescheid gesagt, dass er anrückt, ja. Naja, dann werden wir hier nicht lange warten müssen, ist doch klar.
02:48:58 Seid ihr bereit für den Marsch zum Kloster? Ich schau ihn an. Ihr werdet ja sicher mitkommen, nicht wahr? Für die Gerechtigkeit kämpfen und die gute Sache. Und das Wort Gottes. Katharina. Ja? Ich arbeite für meinen Sold.
02:49:16 das ist doch recht so will dir niemand reinreden deswegen ja damit er sollt weiter fließen kann müssen wir hier ein paar dinge regeln
02:49:29 Die beiden stehen da mit dem Rücken zum Portal. Hinter euch tuschelt und drängelt sich die Bauernschaft. Die innenumbau befindliche Brücke ist so eine neutrale Zone zwischen euch. Es kehrt langsam Stille ein. Ein einzelnes, verirrtes Huhn marschiert, ungeachtet der Tatsache, in welches Spannungsverhältnis es gerade reinläuft, an euch vorbei und pickt sich Stückchen für Stückchen an verlorenem Getreide, das geliefert wurde, über diese Brücke hinweg.
02:49:58 Also meins war das nicht. Sage ich mir einen Blick auf das hin. Meins ebenfalls nicht. Du hast ja auch gar keine. Exakt. Was? Einer von den Schnabelbrüdern, Wenzel, lehnt sich vor. Ludwig, was machen wir denn jetzt? Die lassen uns nicht rein. Wir warten. Jedenfalls ein Walchen.
02:50:25 Wie lange denn? Hm, nicht zu lang. Weil wir können doch ohne den Herrn zum Kloster. Aber dann hat er sich seine Seite gesucht. Und das weiß er. Nicht wahr, Herr Bruder Albert? Er weiß es ja. Dumm ist er nicht. Also.
02:50:48 Das versteht er schon. Das ist ja genau das, was er vorhin gesagt hat, nicht wahr? Und er hat uns doch ganz klar gesagt, er wird seine Seite wählen, wenn er muss, und jetzt muss er halt. Wie er gesagt hat. Ja, das hat er gesagt. So sieht's aus. Ich wollte ihm zwar ein bisschen länger Zeit geben, aber nun gut. Um auf einem der Wehrtürme, relativ neu noch Teil der Konstruktion, die den Zwinger überblicken, seht ihr den Umriss,
Entscheidung des Herrn und Marsch zum Kloster
02:51:1802:51:18 Von Vincent von Donnerstein auftauchen. Ich winke freundlich. Blickt runter auf die Menge. Gott zum Fuß, Herr Gnaden! Was?
02:51:37 Was wollt ihr? Wir wollen, Herr von Donnerstein, dass ihr uns anführt, wenn wir gegen das Kloster ziehen und dem Abt sagen, was die Zeit geschlagen hat.
02:51:51 Er nickt nur so eine Schattensilhouette da oben gegen den leicht diesigen, aber trotzdem noch sehr hellen Himmel. Steigt dann wieder hinunter. Eine oder zwei Minuten tuscheliges Warten später. Das Huhn zieht weiter, öffnet sich das Portal und Vincent tritt raus. Die Augen sind blutunterlaufen. Er hat einen leicht verschmierten Fleck auf der rechten Wange. Und er hat...
02:52:19 Durchaus überraschend, ein Schwert gegürtet. So, als wäre er bereit für eine Auseinandersetzung. Tritt langsam auf euch zu. Und nun, Bauernsprecher.
02:52:39 All diese Leute sind hier, weil sie, wie ich gesagt habe, nicht Pfaffen geben wollen, was nicht rechtens ist, was nicht in der Heiligen Schrift steht. Und ihr als unser Herr, als unser Beschützer und Beschirmer, euch wollen wir an unserer Spitze haben, wenn wir uns im Abt stellen.
02:53:02 Ich habe geschworen, euch zu beschützen und beschirmen. Da habt ihr recht. Aber wie kann ich wissen, dass dies tatsächlich der Wille Gottes ist? Wie kann ich wissen, dass ich mich nicht der Verdammnis einheimgebe, wenn ich gegen ein Kloster ziehe? Versteht ihr das nicht, Ludwig? Einer Vetter hier steht und er kennt die Heilige Schrift, er hat sie studiert.
02:53:32 Albert, sag es mir. Heißt das, dass alle vor uns, die festgehalten haben an der Kirche,
02:53:42 Dass wir getäuscht wurden? Getäuscht. Fehlgeleitet waren sie. Betrogen. Um Geld und Hab und Gut. Fehlgeleitet. In der Bibel steht nichts von Klöstern, von Leibeigenschaft, von... Ablass. Dass es Bischöfe gibt und die Land beherrschen sollen. All das steht dort nicht. Wir brauchen das nicht. Wir brauchen nur... Ich halte die Bibel hoch. Dieses Buch hier.
02:54:11 Wir brauchen nur die Bibel. Wir können selbst zu Gott sprechen. Jeder soll darin lesen können. Das genügt. Und wenn ich bete? Aber er spricht nicht zu mir, Albert.
02:54:29 Dann gibt es weiterhin Pfarrer, die gewählt werden, die allen helfen dabei, wenn ihnen dies nicht so einfach gelingt. Aber dazu braucht es keine protzigen Ringe, keine pompösen Kirchen, keine Bilder von Heiligen und Göttern. Dazu braucht es nur Menschen und das Wort Gottes.
02:55:01 Albert, er tritt näher, du riechst den säuerlichen Wein auf seinem Atem. Dann sag mir, wenn ich das Schwert erhebe und mit euch zum Kloster ziehe und vielleicht auch noch weiter für das, was Katharina Gerechtigkeit nennt, sag mir, dass ich dann Vergebung erfahren werde.
02:55:32 Wir wollen nicht töten. Wir wollen, dass der Abt und die Mönche abziehen und dass wir anders den Glauben leben dürfen. Wenn man uns das verweigert, das werden sie nicht tun, weil sie keine Waffen haben. Aber wenn es andere gibt, die uns entgegenstellen, dann ist das ein gerechter Kampf.
02:56:00 Das sichere ich euch zu. Es ist ein Kampf für eine gute Sache. Und wie ich gesagt habe, Herr, der Kampf wird hierher kommen. Ob wir es wollen oder nicht. Aber das hier, das hier ist unser Kampf. Und deswegen müssen wir ihn auskämpfen, nicht irgendwelche anderen.
02:56:23 Macht mein Pferd fertig. Ihr bekommt, was ihr wollt. Ich wende mich zu den Bauern und juble. Wir hoffen, dass sie einfallen. Handgeklapper! Du drehst dich um und so, aber nachdem Katharina dann hinter dir eine Anweisung gibt, jubeln sie tatsächlich. Nicht auf dein Geheiß hin. Die Kutsche ist abgefahren, fürchte ich, zumindest für heute.
02:56:51 Vincent tritt nochmal näher an Albert heran, greift ihm am Ärmel seiner Tracht, zieht ihn näher ran. Ich muss dir vertrauen in diesen Sachen. Und ich bitte dich, betrüge mich nicht.
02:57:18 Ich sage dir die Wahrheit. Ich habe die Bibel gelesen. Ich weiß, was darin steht. Und immer mehr Menschen wissen das. Und immer mehr glauben, dass sich etwas verändern muss, dass eine Reform durchs Land gehen muss. Dass wir unseren Glauben anders glauben können, als es bis jetzt der Fall war.
02:57:45 Davon bin ich fest überzeugt. Nun, ob man mir eine Türkensteuer abnimmt und von mir verlangt, gegen die zu ziehen, oder ob ihr mir sagt, ich soll für meine eigenen Leute kämpfen. Ich verstehe das nicht, Albert, und ich habe es nie verstanden, aber...
02:58:05 Ich vertraue dir. Sein Pferd wird mittlerweile auch gebracht. Unter Verhaltenen, aber auch nicht sehr geeinten, aber Jubelrufen, setzt sich die kleine Truppe in Bewegung, zumindest mit ein paar Berittenen, die dem Ganzen vorangehen. Und etwas mehr als eine halbe Stunde später, in der auch die entschlossene Stimmung bleibt, schaut er vom Hügelpfad runter auf die Klosteranlage.
Ankunft am Kloster und Konfrontation mit dem Abt
02:58:3402:58:34 Mittelgroßes Benediktinerkloster, der Innenhof von oben gut erkennbar in der Lage. Drumherum Wein und Felder, eine schöne und gepflegte Anlage und erhobene Baukonstrukte rings um die Kapelle. Die Dachpfannen sind abgedeckt und Leute arbeiten daran. Und als man neuer ansichtig wird,
02:59:02 Könnt ihr auf den Feldern Leute sehen, die die Hände heben, in eure Richtung blicken, dann die ersten, die sich in Bewegung setzen und dann das Ding, Ding, Ding, Ding, Ding von einer Glocke, die geläutet wird. Ich hebe meinen Spieß und deute damit so einmal über das Land quasi und sage, das alles wird euch gehören von Donnerstein.
02:59:32 Dafür tue ich es nicht, aber es klingt gut. Er hat einen Trinkschlauch dabei, nimmt einen letzten herzhaften Schluck davon, wirft ihn dann über die Schulter zu einem seiner Begleiter und treibt das Pferd den Pfad runter in Richtung Kloster. Und dort kommt euch eilig mit wogendem Gewand und skapulier.
02:59:56 Ein Mann mit dünn, herren Gesichtszügen, dunklen Augen und Tonsur entgegen. Mit geknotetem Gürtel, der sauertöpfisch reinblickt. Also sauertöpfisch, wie als hätte man das Kraut vor einem halben Jahr angesetzt und danach nicht mehr geschaut. Und euch entgegen eilt. Was soll das bedeuten? Ich gucke zu meinem Cousin, ob der irgendwie...
03:00:26 Das Wort ergreifen möchte? Der macht so eine lapidare Geste und sagt, Abd Gaudiusus, das Volk sagt, das Land hier gehört mir. Ist das nicht so? Ihr schaut über die Schilte zu euch. Genauso ist das.
03:00:50 Gaudiuses, eine Fehlbenennung, falls ihr jemals eine gehört habt. Schaut in die Runde, macht dann einen halben Schritt zurück, hebt den Zeigefinger und deutet vor Wut zitternd in Richtung Albert, ihr werdet das nicht wagen.
03:01:09 Herr Abt, wir sind hierher gekommen. Wir wollen keine Gewalt. Wir wollen euch nur sagen, dass die Zeit dieser Klöster, dass die Zeit der Äbte, dass die Zeit der Heiligen vorbei ist. Verlasst das Kloster. Oder schließt euch uns an.
03:01:33 Was die Frau Katharina sagt, denn ihr könnt unter uns leben. Ihr seid herzlich willkommen. Mit uns. Wir sind dankbar für eure Seelsorge, aber nicht in einem prächtigen Kloster, das von unserer Hände Arbeit bezahlt ist, sondern unter uns, bei uns, mit uns. Nicht wahr, Katharina? Ja, Ludwig. Von hinten kommt ein. Und wir haben gehört, eure Keller sind voll mit Essen und Wein und Bier. Und Hühnern.
03:02:02 Es gibt kurz Verwirrung, warum ihre Keller voll mit Hühnern sind, aber man glaubt ja, das wird auch mit aufgenommen. Bruder Albert sagt, ihr schlagt euch die Wänste voll. Was für ein unmönchisches Verhalten ist das denn?
03:02:20 Fresst euch satt auf unsere Kosten. Die Gruppe löst sich so auf. Die ersten warten mit fröhlicher Entschlossenheit in die Feldern rein, wo die arbeitenden Mönche sich umdrehen und mit klatschenden Sandalen und gerafften Kleidern in Richtung Kloster laufen.
03:02:39 Und alles rings um euch löst sich ein bisschen auf und schwärmt aus. Die ersten Leute pfeifend und gut gelaunt treten eine Tür zu einem der Nebengebäude auf, zu einem der Wirtschaftsgebäude. Und ihr hört drinnen das Rascheln und Knistern von Dingen, die hin und her geschoben und geworfen werden. Das ist nicht gut, Katharina, wenn sie alle überhin laufen.
03:03:02 Da ist dein Ton gerade kurz abgebrochen, Lisa. Es ist nicht gut, wenn ihr überall hinlauft.
03:03:11 Du kannst gerne nochmal einen Wurf auf Empathie machen, um zu versuchen, die beisammen zu halten. Aber gerade zerren die ersten Leute Säcke voll mit Getreide aus einem der Speicher. Zwei Erfolge. Das sorgt dafür, dass zumindest der Dekern, die Schnabels und mehrere andere Leute bei euch bleiben und erwartungsvoll in eure Richtung schauen. Aber es gibt wütende Rufe. Einer von den Leuten, die hier auf dem Kloster arbeiten, hält eine Kiste.
03:03:41 Oder sag irgendetwas zurück, an dem einer von den Bauern zerrt und sie schieben das hin und her, während sich der Dritte, der einen Spieß in der Hand hält, nähert, sichtlich mit der Absicht, sich da einzumischen und diesen Streit, um das Essen zu entscheiden. Die Glocke läutet weiter im Hintergrund. Wir müssen das Ganze hier geordnet angehen. Wir sind hier, um jene, die auf unserer Seite sind, auf unserer Seite zu wissen und den Rest nicht.
03:04:09 Lass das Mönchlein in Ruhe, das hat ja gar nichts getan. Der mit dem Spieß dreht sich um und sagt, ich dachte, hast du das nicht auch gesagt? Und du, Albert, das ist unser Essen, das sie uns gestohlen haben? Dann soll er es mir wiedergeben. Nicht zu beeilen. Wart ab. Ich wende mich an den Abt. Ihr seht, das droht hier ein bisschen zu eskalieren. Es ist an euch. Ob das hier ein schlimmer Tag wird oder ein...
03:04:39 Tag für die Gerechtigkeit. Sag, wie es ist, Bruder Albert. Ein Tag für die Gerechtigkeit, wo niemand sterben muss oder verletzt wird. Bitte sagt euren Leuten, sie sollen unseren Anweisungen folgen und ihr verlasst dann am besten das Gelände.
03:04:59 Auch dir? Sei ein Wurf auf Empathie nahegelegt. Ja. Und drei Erfolge brauchst du schon, um Gaudi Joses dazu zu bringen, dass er seine Leute beisammenschart und ohne weiteren Protest. Oder zumindest keinen Lauten. Das ist ein Erfolg. Nun. Ihr kommt mit Waffen in eine Gemeinschaft Gottes. Ihr habt euer eigenes Gelübde gebrochen.
Eskalation im Kloster: Bauern fordern Rechenschaft und plündern
03:05:3203:05:32 Es ist keine Gemeinschaft Gottes. Ihr predigt nicht das Wort Gott. Wir kennen nun das Wort Gottes. Und ihr habt viele davon gebrochen. Ihr habt euch selbst nicht daran gehalten. Also erzählt uns nicht, dass ihr die Männer Gottes seid. Und die Zeit läuft euch davon, Herr Abt. Dennoch hören sie. Aber nicht, wenn ihr halsstarrig seid.
03:05:58 Verschwindet sofort von unserem Land! Es ist unser Land! Ich verlange von euch, dass ihr euch zurückzieht! Und er kommt näher. Sein glatt rasiertes Kinn zittert vor Wut. Seine Tonsur hat sich vorne in so einzelne Strähnen aufgelöst, die an der Stirn kleben. Geht zurück! In eure Karten! Was glaubt ihr, Herr Abt, wenn die Leute eure Gemächer sehen?
03:06:26 Was dann passiert, wenn sie sehen, in welchem Saus und Braus ihr lebt? Ein Wort und wir werden in das Kloster gehen und dann werden sie sehen, wie ihr schlaft, wie ihr esst, wie ihr euch kleidet.
03:06:44 Er dreht sich von euch weg und läuft hinter den inzwischen in den Hauptgebäuden angekommenen Bauern hinterher. Haltet ein! Haltet sofort ein! Und rennt mit seinen dürren Beinen. Vincent gibt nur so einen von sich. Schaut rüber. Dann schätze ich, hat sich das alles entschieden, Cousin. Gut, dann gehen wir in seine Gemächer und zeigen den Leuten, wie er so lebt, nicht wahr? Wir holen uns die Hühner.
03:07:14 Ich gehe hinter dem Abt her. Der wird von mehreren Leuten gepackt, gegen die Wand gestoßen und festgehalten, während ein ganzer Trupp mit euch tatsächlich in die Zelle des Abtes geht. Und dann herrscht die Zelle. Es heißt Zelle, ja. Das Abtes geht und dann herrscht kurz Schweigen. Und dann greift Wenzel nachdenklich zu dem Daunenbett.
03:07:42 das da liegt, und hebt das hoch. Ihr wisst nicht genau, was passiert, aber dann beginnen die Leute, Dinge von den Wänden zu reißen und das Federbett abzustechen. Gemälde werden Jolen durch die Gegend geworfen. Irgendjemand läuft vorbei mit einer heiligen Statue über dem Kopf und schmeißt sie mit großer Begeisterung in den Zierbrunnen im Innenhof des Kreuzgangs.
03:08:09 Rings um euch bricht das Chaos los. Den Abt habt ihr aus den Augen verloren. Bruder Albert, sprecht zu den Brüdern. Sie sollen auf unsere Seite kommen. Ich fürchte, das ist etwas zu spät. Nach dem, was hier passiert. Allerdings, dass hier diese Götzenbilder abgenommen werden, das kann ich nur gutheißen. Und ich mach mit.
03:08:36 Ich laufe sozusagen in den Kirchenraum und nehme die Bilder da weg und zerkloppe sie auch. Ich stelle mich neben Bruder Albert und gucke ihm dabei zu und dann sage ich zu ihm, seht ihr Bruder Albert, das ist es, wenn man davon spricht, dass etwas gut gelaufen ist. Ich versuche in der Zeit auf die Bauern einzutreten, nicht alles kaputt zu machen, sondern mitzunehmen, was wertvoll ist. Davon lassen sie sich leicht überzeugen.
03:09:05 Und aus feinen Metallen gearbeitete Kelche, Schmuckringe, die sehr bequem gepolsterten Schemel, die sehr, sehr schön gestaltete Bibel aus dem persönlichen Besitz des Abtes wird in Säcken und Kisten abtransportiert. Und immerhin koordiniert ihr die Plünderung recht effektiv.
03:09:32 Während Albert einen Heiligen nach dem anderen von seinem Sims zieht und vor die Stufen der Kapelle schmeißt. Hinter wohlwollendem Blick von Katharina und durchaus auch Elsa, die im Hintergrund steht. Eigentlich mag ich diese Figuren ja, aber er wird wissen, was er tut.
03:09:51 Und da würde ich sagen, enden wir für heute. Ich glaube, ihr habt euch relativ eindeutig entschieden, auf welcher Seite ihr in diesem Konflikt stehen werdet. Und dann machen wir bis zum Donnerstag einen kleinen Zeitsprung und schauen dann mal, was in ein paar Monaten mit euch so ist. Dann sehen wir uns in einem anderen Kloster wieder.
03:10:17 Oder bei einem anderen Kloster. Müssen wir Konsequenzen tragen? Sind dies die Konsequenzen meiner Taten? Wer hätte dies ahnen können? Wie unangenehm. Punkt 10. Wir haben es sauber geschafft. Das freut mich wirklich sehr. Vielen, vielen, vielen Dank. Jetzt direkt schon mal an dieser Stelle an
03:10:44 Stefan, an André, an Lisa, für dieses hühnerreiche, plötzlich eskalierende und sehr, sehr schön einfach gespielte, viel geredete, viel diskutierte, viel miteinander interagierte Rollenspiel. Und ich freue mich sehr auf unsere zweite Session am Donnerstag. Von meiner Seite ganz viel Handgeklappe an euch. Mit einem besseren Empathiewurf.
03:11:11 Vielen Dank dir für die tolle Spiele. Ich bin wahnsinnig gespannt. Es ist üblicherweise völlig egal, mit welcher Chance ich würfel. Ich kann jedenfalls vermassen. Und nein, das hätten wir vielleicht vorher wissen sollen, dass du der Pechrabe bist hier in der Truppe. Es gibt immer so jemanden in einer Rollenspielgruppe. Das kann man leider nicht vermeiden. Da können mir Leute alles Mögliche dazu erzählen, wie ...
03:11:37 tatsächliche Wahrscheinlichkeitsverteilungen sind. Meine persönliche Lebenserfahrung hat mich etwas anderes gelehrt. Es gibt Leute, die können einfach nicht gut würfeln. Das ist Fakt. So, was machen wir jetzt gleich? Wir werden jetzt gleich noch Jan und Mirko von den Luther Museen mit, in denen die mitgearbeitet haben und sozusagen, dies ist eine Handreichung des Bayerischen Rundfunks und der ARD mit den Luther Museen zu 500 Jahre Bauernkrieg und wir werden fragen.
03:12:04 stellen und hoffentlich beantwortet bekommen, was sie ja durchaus auch im Chat gemacht haben. Und das ist auch die Chance für euch, liebe Leute, im Chat noch weitere Fragen zu stellen. Unsere wunderbare Moderation, ganz, ganz, ganz liebe Grüße an euch. Ihr wart blitzschnell, freundlich und bestimmt.
03:12:29 Und habe dafür gesorgt, dass es ein angenehmer Chat war. Ich habe das die ganze Zeit seitlich durchlaufen haben. In einer Sekunde habe ich auch alles fertig eingebettet. Dann können wir...
03:12:48 sagte sie. Es ist mehr als eine Sekunde, ich gebe es zu. Außerdem gibt es noch eine Menge andere Leute, natürlich, bei denen ich mich bedanken muss. Das ist weiterhin auch der Benedikt, das werde ich auch nochmal sagen, der generell das Pen & Paper beim Bayerischen Rundfunk ins Rollen gebracht hat. Und ich hätte nicht gedacht, als wir vor ein paar Jahren angefangen haben mit, wir probieren das einmal, dass das irgendwann zu seiner festen Einrichtung werden würde.
03:13:21 Tada! Und vor allen Dingen auch jetzt schon, Dankeschön, obwohl wir sie gleich erst sehen werden, an die lieben Menschen von den Luther-Museen, die nämlich auch teilweise zu unvernünftigen Uhrzeiten mir Rede und Antwort gestanden haben, zu Fragen wie, wie sieht eigentlich die Ernährung aus Anfang des 16. Jahrhunderts? Und andere Sachen. Schreibe ich, damit ich es nicht vergesse. Irgendwann...
03:13:50 Ich schreibe irgendwann um halb eins nachts, damit ich das nicht vergesse, weil ich Freiberuflerin bin und komische Arbeitszeiten habe. Und dann antworten die noch. So, da sind sie. Hallo Jan, hallo Mirko. Und im Hintergrund ist auch Elsa. Elsa ist nämlich sozusagen ein Gaststar-Charakter gewesen aus eurer Ausstellung. Wollen wir damit kurz anfangen? Wer ist Elsa? Die Hühner haben wir auch mit ihm gemacht. Ja, sehr schön, die Hühner. Ein schönes Detail.
Der Bauernkrieg im Spiegel der Geschichte: Ausstellung und aktuelle Bezüge
03:14:1603:14:16 Was ist das für eine Ausstellung, aus der Elsa ist und wie überschneidet sie sich teilweise mit dem, was wir heute gemacht haben?
03:14:24 Ja, wir sind Teil einer Gruppe von Museen, die sich in Sachsen-Anhalt dem Bauernkrieg widmet, also in einer großen Landesausstellung. Unser Teil ist eine Mitmachausstellung für Kinder und Jugendliche, aber auch irgendwie alle, die Spaß am Spielen haben, denn unsere Ausstellung ist interaktiv. Das heißt, man kann dort digital und analog sich durch den Bauernkrieg spielen, so ein bisschen wie heute Abend auch.
03:14:51 mit ähnlich vielen Hühnern, die tauchen nämlich auch bei uns öfters auf, deswegen haben wir sie auch hier dabei. Und wir finden das eine schöne Art und Weise, wie man die Zeit des Bauernkriegs mit der Gegenwart ein bisschen verbinden kann, denn wir haben festgestellt, dass gerade diese Themen des Bauernkrieges bis heute aktuell sind. Da geht es um
03:15:10 Klang ja auch schon ein bisschen anders. Es ging um Fragen der Mitbestimmung, der Gütergerechtigkeit, um Fragen von Toleranz und Intoleranz, religiös und nicht religiös. Also sozusagen alles die große Frage, was ist eigentlich Gerechtigkeit und wie kriegen wir es eigentlich hin, in einer Welt zu leben, die für möglichst viele Menschen gerecht ist. Und damit kann man sich sozusagen bei uns in der Ausstellung auseinandersetzen.
03:15:37 Anlass natürlich 500 Jahre Bauernkrieg, haben wir auch schon gesagt, 1525 jährt sich das 500. Ende des Bauernkrieges und dem Anlass zufolge haben wir eben diese Ausstellung gemacht und machen ganz viel auch an anderen Dingen. Es kommt auch ein Digitalprojekt, Aufstand 1525, das läuft auch gerade schon dabei, kann man sich auf den sozialen Medien auch mit den Figuren
03:16:04 beschäftigen, die bei uns in der Ausstellung vorkommen und auch mit Elsa. Elsa hat einen kleinen Besuch nach Franken gemacht und schlägt damit so kulturbotschafterisch die Parallele zwischen den Bundesländern. Echt schön, dass sie dabei war. Ja, das war eine sehr schöne Idee, die relativ kurzfristig noch irgendwie reinkam. Denn, das muss ich auch sagen, ihr hattet ja auch mich erst mal ganz unabhängig von diesem Projekt, einfach weil ihr
03:16:31 Pen & Paper kennt, eingeladen. Und ich kann die Aufstellung nur empfehlen. Ich habe gerade im Chat gesehen, Leute, oh, das ist ja in der Nähe. Das ist ja bei mir, da könnte ich ja vorbeischauen. Tu das. Ich fand es wirklich sehr, sehr schön aufbereitet. Ja, es richtet sich durchaus auch an jüngere Leute in dem Museum. Das bin ich nicht mehr.
03:16:52 Aber ich hatte sehr viel Spaß, mich da durchzuspielen. Und vor allen Dingen erinnere ich mich an den Kommentar, dass ihr eine SchülerInnengruppe da hattet und gefragt habt, und was habt ihr getan? Oder was habt ihr erlebt? Falsche Entscheidungen.
03:17:06 Ja, die kann man da auch so häufig treffen. Ich hoffe, das Reingehen in die Ausstellung ist jetzt keine falsche Entscheidung, aber ansonsten kann man sich da natürlich auch durchaus auch in die Ecke manövrieren. Aber heute Abend wurden ja gar keine falschen Entscheidungen getroffen. Das wird alles wunderbar gut ausgehen. Keine Konsequenzen haben. Ich habe eine Frage.
03:17:32 Ich habe eine Frage, die, glaube ich, auch den Leuten im Chat auf den Legeln brennt. Was hat es mit den Hühnern auf sich und den Fastnachtshühnern und dergleichen? Ja, die Hühner waren so ein bisschen ein Running Gag bei uns. Hat angefangen mit dem Fastnachtshuhn.
03:17:46 Und einer der Mitarbeiter, die nicht wussten, was ein Fastnachtshuner ist. Und dann spann sich daraus sozusagen ein Gag, der sich dann irgendwie nicht mehr einholen ließ. Und deswegen haben wir dann beschlossen, die müssen auch unbedingt bei uns in die Ausstellung. Fastnachtshuner gibt es tatsächlich, habt ihr ja auch drin gehabt, als Abgabe an die Herrschaft. Das waren ganz oft Abgaben, die an bestimmte Feiertage oder bestimmte Jahrestage gebunden waren. Das war in dem Fall auch die Fastnacht. Die Martinskanz ist ja ganz bekannt.
03:18:15 In Martins Gans ist ja ganz bekannt. Ja, richtig, genau, Martins Gans zum Beispiel, aber eben auch die Fastnacht, deswegen, weil dann nachher die Fastenzeit losgeht, braucht man sowieso weniger Eier in der Zeit, das ist dann ganz praktisch. Aber das ist eine ganz beliebte Abgabe bei den Herren in der Zeit, hat auch den großen Vorteil, man muss das Huhn auch immer persönlich vorbeibringen, das heißt, dann kann der Herr immer mal sehen, wer ist jetzt gerade der...
03:18:40 Der Bauer auf dem Hof und der Bauer sieht den aktuellen Herrn und dass man das jedes Jahr einmal macht, dann kann man sich immer gegenseitig das Herrschaftsverhältnis nochmal vor Augen führen. Und tatsächlich, was wir in der Runde auch hatten, was wirklich ein Aufreger war, wenn so Güter geteilt wurden, das Huhn wurde nicht geteilt. Da mussten mehrere Leute einen Huhn geben, obwohl sie eigentlich nur ein Viertelhuhn hätten geben müssen. Das war tatsächlich ein echter Aufreger. Ja, auf einem Viertelhuhn kann man nicht stehen. Man kann das sehr gut nachvollziehen.
03:19:09 Ich fand es schön, dass es sich bei euch am Huhn auch so hoch eskaliert hat, weil am Fastnachtshuhn hängt ja so ganz viel starke Emotionen dran. Also das eine ist, ja ich muss dieses Huhn abgeben, das ist irgendwie ungerecht, aber da hängt dann auch dran, ah und dann muss ich dem Typen in die Augen gucken und der demütigt mich da und zeigt mir nochmal, was mein Status ist und daran hängt sich ja diese Emotion irgendwie so fest und da geht es dann gar nicht mehr ums Huhn an sich.
Ursachen und Beteiligte des Bauernkriegs: Eine differenzierte Betrachtung
03:19:3403:19:34 Ich habe auch tatsächlich eine Frage, die sich bei mir immer mehr aufgebaut hat, während ich recherchiert habe. Vielen Dank jetzt auch nochmal, während ihr sozusagen hier mir direkt in die Augen schaut, für die viele Hilfe dabei bei der Recherche. Warum Bauernkrieg? Ich weiß, Bauernhaufen, aber so viele Leute, die da die Strippen ziehen und die da vorangehen, dergleichen.
03:20:03 Waren das alles Bauern? Ja, ich glaube, dann müssen wir sie ganz weit ausholen. Also ich beginne Vorträge auch gerne mit, einfach mal die Begriffe der Deutsche Bauernkriege als einzeln durchzustreichen, weil es sind mehrere Konflikte, die nicht nur ein Zusammenhängender sind. Das Wort Deutsch streicht man durch, weil es auch im Elsass...
03:20:26 in England, in ganz vielen Regionen, die außerhalb des Heiligen Römischen Reichs liegen, Aufstände gab. Unter Bauern streiche ich auch gerne durch, weil es eben nicht nur Bauern sind. Bauern ist eben mehr oder weniger auch eine Zusammenfassung, vielleicht auch schon damals ein feurativer Begriff, also ein abwertender Begriff, um alles, was nicht adlich und nicht derus ist, zusammenzufassen. Aber es sind auch sehr viele Städter dabei, es sind ganz viele...
03:20:52 Ja, von ganz verschiedenen Gruppierungen dabei, die zum Teil auch ganz eigene Agenten haben und ich sehe eben da, da will jemand was sagen. Entschuldigung, bitte. Nein, ich weiß kurz, genau an dem Punkt, was ich euch ergänzen wollte, überlegt mal, unter all den Figuren, die jetzt aufgetaucht sind in diesem Rollenspiel, hatten wir einen Bauern. Exakt, ja. Einen einzigen, das war dieser Rulf Schaller, der war Bauer.
03:21:17 Und alles andere, was aufgetaucht sind, war unterbäuerische Schicht. Und die ist in der Zeit ganz, ganz wichtig auch in den Bauernkriegen. Also für die Zuschauer ist, glaube ich, spannend zu sehen, da war nur einer Bauer. Und das ist dann interessanterweise der, der gar keinen Aufstand machen will. Ja, das stimmt. Das sind nämlich auch nicht alle, die dabei sind, alle die Bauern sind oder alle, die da auf dem Land sind.
03:21:35 wollen alle Aufstand machen. Manchen geht es auch ganz gut. Also den freien Bauern, die haben eigentlich gar nicht so großes Interesse daran, unbedingt da jetzt was zu ändern. Die Bergleute bei uns in Mitteldeutschland beispielsweise, denen geht es gut, die machen ihre eigenen Aufstände, haben das früher schon gemacht, die haben jetzt alles mit der Herrschaft ausgehandelt. Die beteiligen sich da gar nicht, obwohl sie von beiden Seiten heftig umworben werden. Also das ist...
03:22:00 viel vielschichtiger und komplizierter, als man das so im ersten Blick denken würde. Die Bauern waren ungerecht behandelt und deswegen stehen die auf. Das ist eben nicht so. Vor allem waren es doch auch Stadtbürger genauso.
03:22:13 Man schätzt so 10 bis 20 Prozent Stadtbürger sind dabei. Auf jeden Fall ist ein ganz großer Anteil. Das sind die Städte, die etwas ganz anderes wollen zum Teil. Die stellen übrigens ihre eigenen Forderungen auf. Es wäre schön, dass ihr auch ihre eigenen Forderungen aufgestellt habt. Denn das passiert aller Orten auch. Also die Memminger Forderungen, die man kennt, die zwölf Artikel, die sind jetzt zwar die, die am weitesten verbreitet sind und viele haben sich da quasi angehängt, aber viele machen auch ihre eigenen Forderungen.
03:22:42 Listen sozusagen. Du hast vorhin so schön gesagt, du bist deutsch, anderswo zündelt man es an, in Deutschland macht man erst mal Listen. Und überreicht es sich für ordentlich. Die aus heutiger Sicht auch völlig harmlos sind. Also wenn man sich die zwei Partikel durchliest, das ist ja super, super bescheiden eigentlich formuliert. Ja, die wollen den Zehnt nicht abschaffen, nur den kleinen Zehnt, der...
03:23:06 eine Neuerung ist. Also man will eigentlich zurück zu dem, was ist die gute alte Zeit, wo alles noch in Ordnung und gerecht war, aber... Die meint jetzt das finstere Mittelalter. Dahin wollen die zurück. Sag's ruhig.
03:23:16 Okay, okay. Wann in dem weiten Feld das Mittelalter ist, soll es den Finstern? Egal. Ich wollte noch kurz, ich schaue auch im Chat, liebe Leute, die Fragen, aber ich wollte kurz noch eine Frage einbringen, die mir auch wichtig ist, weil wir haben jetzt Charaktere gesehen wie Elsa, die eine Bürgerin ist und die ihr eigenes Unternehmen hat. Oder auch Katharina, die selbstverständlich mitarbeitet in einem Betrieb, wo sie ist.
03:23:42 Wenn ihr das in unter einer zweistündigen Diskussion so mit roten Fäden und Pinnwand oder dergleichen einmal kurz ansprechen könnt, was für eine Rolle haben denn auch Frauen da gespielt? Weil es gibt auch berühmte Ehefrauen von aufwieglerischen Leuten, gegen die dann sehr interessante Klagen im Raum standen und so etwas.
03:24:01 Also es gibt wenig Quälen. Wir haben natürlich Frauen im Bauernkrieg, die auftauchen. Das ist die schwarze Hofmännin, die angeblich, gerade beim berühmten Sturm auf die Burg Weinsheim, Weinsberg, es ist schon spät.
03:24:25 Und alle die sechste Stunde. Die dann angeblich eben aufwiegelt und sagt den Bauern, sie sollen doch bitte ihre Schwerter in dem Fett des Grafen fetten, damit es nicht rostet. Man weiß nicht, ob das alles stimmt. Also es gab sozusagen damals nichts Schlimmeres, als zu sagen, die Weiber waren aufständisch. Wenn selbst die Weiber das machen, dann ist es ja wirklich ganz schlimm. Ob das so war, wissen wir nicht.
03:24:54 Man kann es auch von der praktischen Seite sehen, wenn man irgendwo einen Aufstand macht und zieht dann zum Teil mit den Bauernhaufen rum und steht dann mit Waffen vor den Burgen oder plündert Klöster, irgendwer muss ja zu Hause nochmal nach dem Rechten sehen. Und das war nach damaliger Zeit ganz oft die Frau. Das heißt, die blieben zu Hause und haben sich um den Hof und um die Kinder gekümmert, um das Vieh.
03:25:17 Deswegen tauchen die auch gar nicht so oft in Quellen auf. Es gibt, wie gesagt, etliche Frauen, die auftauchen, also gerade auch die Utilie von Gersen, also die Ehefrau von Thomas Münzer, die taucht auf. Ilsa, die ist tatsächlich eine von den wenigen, die wir auch namentlich fassen können, die tatsächlich so einen kleinen Aufstand auch in Altstedt mit begleitet. Aber da sieht man Quellen immer mal wieder.
03:25:41 Man betont besonders, dass auch die Frauen dabei waren. Also es muss ganz schlimm gewesen sein, wenn die Frauen dabei waren. Das spricht eher dafür, dass es eher eine Ausnahme als die Regel war. Aber das ist ein ganz weites Feld und da gibt es ganz viele Forscher mit ganz unterschiedlichen Meinungen dazu. Das kann ich mir vorstellen. Aber danke für die in Ihrer Kürze doch sehr ausführliche Antwort. Eine Frage, die ich auch sehr spannend finde, die aus dem Chat kam.
03:26:05 Wie realistisch ist es denn überhaupt, dass ein Leibeigner zu der Zeit sich gedemütigt gefühlt hat? Oder war das nicht eine Selbstverständlichkeit für die Leute, dass das eben so ist, wie es ist? Nein, also die Leibeigenschaft ist gar nicht so alt, wie die immer scheint. Also das ist auch was, was...
03:26:25 sich so quasi so ein bisschen hochgeschaukelt hat. Das sind ganz oft wirtschaftliche Gründe, die die Leute gezwungen hat, in diese Leibeigenschaft auch einzutreten, also quasi aktiv auch einzutreten, weil es gar keine anderen Möglichkeiten gab. Insofern ist den Leuten das wahrscheinlich auch noch bewusst, dass es eben auch andere Zeiten gibt. Und als nun Luther und andere mit der Biele um die Ecke kommen, sagen, Leibeigenschaft ist aber irgendwas, was ja gar nicht so richtig in der Bibel drinsteht, also von Sklaven mal abgesehen, die stehen auch drin, aber dann ist das natürlich was, was
03:26:53 Was man dann ganz schnell hinterfragt und sagt, naja, muss das denn wirklich so sein? Wir wollen wieder zurück zu dem, was die Bibel sagt. Das sagte ja auch Luther. Wir wollen wieder zurück. Es geht gar nicht darum, irgendwas Neues zu machen oder die ganz bestehenden Verhältnisse zu ändern, sondern einfach nur wieder zurück zu dem Richtigen, zu dem Alten. Also das, was man gerade aktuell hat, ist das Verderbte, was irgendwie schiefgelaufen ist. Man will wieder zurück zur guten alten Zeit. Und da gab es halt keine Leib-Eigenen. Deswegen, das ist sozusagen auch durchaus ein Argument, das da vorgebracht wird.
03:27:22 Dann auch eine Frage, ist denn dieser Bauernkrieg so ein außergewöhnliches Ereignis, so ein singuläres Ding und hat das dauerhaft prägend irgendwas verändert? Und da würde ich auch dranhängen, was war denn vorher? Es ist ja nicht, also der Bauernkrieg, dann 1524, 1525, ist ja nicht das erste Mal, dass Leute das versuchen.
03:27:53 Es ist nicht das erste Mal, aber ich würde sagen, es ist ein Mal, in dem es sehr, sehr viel zusammenkommt. Weil wir halt gleichzeitig Medienrevolution haben, wir haben gleichzeitig Reformation. Und das kulminiert in diesem Ereignis, dass es in dieser Dimension vorher nicht gibt. Wir haben irgendwie so ein bisschen diese Bundschuhbewegung und so, so ein bisschen Vorläufer. Aber es ist dann schon was Besonderes in den Ereignissen von 1525. Da steht am Ende erstmal ein Scheitern. Das geht schief.
03:28:20 Spoiler. Spoiler? Ja, Spoiler für Dinge, die vor 500 Jahren passiert sind, weiß auch nicht. Ich glaube, das darf man sagen. Ich gehe nicht so sehr zu den Teil, aber so geil geht es jetzt nicht aus. Was aber schon in irgendeiner Form passiert, also diese Ideen sind ja nicht aus der Welt. Und man kann jetzt darüber diskutieren, wie viel davon es da jetzt rüber geschafft hat, aber so eine Grundlage, dass man sagt,
03:28:47 Da gibt es was, worüber man sprechen kann. Das bleibt aber halt in einer sehr, sehr, sehr kleinen Dosis. Besondere Form ist nochmal so ein bisschen die Schweiz. Da kommt man früher auf den Trichter, dass man vielleicht mal miteinander reden kann. Da werden ein bisschen mehr Forderungen darüber gerettet. Bei uns kann man so ein bisschen drüber streiten. Auf den ersten Blick quasi nichts, auf den zweiten Blick ein kleines bisschen was.
03:29:15 Diese Art des Protests gab es ja auch schon vorher. Die Bauern haben ja keine Möglichkeit, vor Gericht zu ziehen gegen Ungerechtigkeiten der Grundherren. Und die haben da die Möglichkeit, sozusagen ihren Protest auszudrücken, indem sie mit Waffen vor die Burgen ziehen. Und dann kommt der Herr mal kurz raus, redet mit ihnen, man macht irgendwas aus, was bei weitem nicht das ist, was die eigentlich fordern.
03:29:43 Alle ziehen nach Hause und betrinken sich und alles ist wieder gut. Das funktioniert eine ganze Zeit ganz gut auf die Weise. Das kennen wir bei den ganzen Bergleutenaufständen. Da scheint es so zu laufen. Da kommt auch niemand ums Leben oder so. Allenfalls wird man Rätelsführer gehängt oder so. Das war es dann auch schon. Aber es ist eine fast schon eingespielte Art des Protestes. Und das eskaliert aber 1525 wirklich enorm.
03:30:07 Aus den schon genannten Gründen. Also es hat eine plötzlich andere Konstellation. Es gibt den Faktor mit Reformationen. Es gibt die Angst der Fürsten, jetzt passiert irgendwas Neues. Jetzt müssen wir wirklich mal der Gegend reinschlagen, damit uns die Leute hier nicht von unseren angestammten Positionen vertreibt. Man fürchtet eine Art Verschweizerung. Das habe ich auch so einen schönen Begriff, den ich mal gehört habe. Die haben Angst, verschweizer zu werden.
03:30:34 weil da ja schon viel mehr passiert ist und da auch die Herrschaft weitaus zurückstecken musste. Die Bauern bräuchten ja auch örtliche Eidgenossenschaften nach Schweizer Vorbild. Ja, ja, genau. Und das ist ja auch, als wenn der Frauenkrieg scheitert, oh, jetzt habe ich mich verratet, aber die gehen dann auch in die Schweiz rüber, retten sich da quasi in die Schweiz rüber und versuchen sich dann neu zu formieren. Wir ziehen dann weiter nach Tirol.
03:30:57 Aber auch das sind Spoiler, da geht es dann auch ein bisschen weiter. Aber das ist tatsächlich ein Argument für die Fürsten, zu sagen, oh, da passiert irgendwas ganz Schlimmes, da müssen wir jetzt gegenhalten. Hat mir jetzt auch sehr gut gefallen in eurer Runde, dass ihr, das hat sich ja fast so natürlich ergeben, diese Konflikteskalationsstufen. Okay, wir gehen mal hin, wir reden mit denen. Okay, wir gehören uns nicht zu. Dann gehen wir nach Hause, jetzt holen wir uns Waffen, jetzt reden wir nochmal mit denen. Und erst Eskalationsstufe 3 ist dann, wir werden gewalttätig.
03:31:24 Und selbst dann ja erst mal gegen Gegenstände. Und dieses Eskalieren ist was sehr Historisches. Ich mochte auch den Kontrollverlust. Ja, schön. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum es dann bei Weinsberg so eskaliert. Also das ist auch das einzige Mal tatsächlich, dass wirklich die Bauern auch
03:31:47 gewalttätig werden gegen die Fürsten, also abgesehen natürlich von den letzten Schlachten dann, wo die Bauern unterliegen, aber letztlich geht die Gewalt eigentlich von den Fürsten aus, bis auf eben dieses eine Mal. Und dieses eine Mal wird dann immer wieder vorgebracht als Argument, die bösen Bauern, die bringen ja unsere Grafen um und noch schlimmer, die lassen die noch Spießrouten laufen, was also die irgendein ernste Art des Tötens ist, was man sich für eine Art Länge vorstellen kann. Also das geht gar nicht.
03:32:14 Umbringen ist ja schlimm genug, aber das auch noch, das geht gar nicht. Und daher regieren die Fürsten da komplett über und regieren mit einer bis daheim nie dagewesenen Gewalt gegen die Bauern. Da werden wir noch einen sehr charmanten Jörg kennenlernen in der zweiten Session. Oh Gott, oh Gott.
Mediale Kriegsführung und militärische Aspekte des Bauernkriegs
03:32:4303:32:43 Wo ich auch kurz nochmal drauf will, weil das fand ich sehr spannend auch in der Ausstellung in den Luther-Museen, nämlich die Sache mit den Flugblättern. Ihr habt ja Medienrevolution schon erwähnt und mir war das vorher nicht so klar, wie viel gedruckt wurde. Ist da quasi einfach ein Knoten geplatzt und jetzt haben wir die Technik und jeder knallt da einen Letternsatz aufs Papier, um Propaganda zu verbreiten.
03:33:11 Was ist da passiert auf einmal? Es ist eine zweite Erfindung, die gemacht worden ist, die gerne übersehen wird, nämlich das Flugblatt. Das ist, also vorher hat man Bücher gedruckt, Pamphlete gedruckt, aber das Flugblatt als solches, also aus ein oder mehreren Seiten bestehend, ist billig und kann sich jeder leisten. Und das ist ja auch ein Argument, man muss ja irgendwie Informationen unter das Volk bringen. Und dieses, obwohl viele nicht lesen und schreiben können, gibt es in jedem Ort mindestens ein paar Leute, die das können und die lesen den anderen vor.
03:33:39 Und so verbreitet sich die Information plötzlich in Windeseile. Also da ist wirklich was passiert, weil das ist der erste Aufstand, den wir überhaupt quasi geschichtlich fassen können, der medial begleitet wird, wo der Buchdruck oder eben der Druck von Flugblättern dazu sorgt, dass plötzlich eben vom Süden Deutschlands bis eben hier in Mitteldeutsche
03:34:01 bis runter nach Tirol, bis in Elders rüber, dass die Leute sich miteinander verständigen können, plötzlich lesen können, ach, die machen dasselbe. Das ist ja spannend. Wenn wir das jetzt auch machen, dann sind wir doch eine geeinte Macht und können dann quasi ebenfalls aufstehen und auch was tun. Da kommen die quasi auf die Ideen. Und das gab es bislang noch nicht. Und das macht, glaube ich, auch einen entscheidenden Faktor aus, dass wir plötzlich eben diese Informationsübertragung haben.
03:34:27 Es gab aus dem Chat auch noch die Frage im Anschluss vorhin an die Frauen, die da mit drin beteiligt waren. Wie weit hätte dieses Charakter, die Katharina, ihre Punkte mit immer und Frauen und die gleichen Rechte für alle sowas vorbringen können, bis das auf Widerstand stößt? Oder sind das Dinge, die da vollkommen fremd sind für das Denken der Menschen in der Zeit oder die durchaus gären?
03:34:57 Ich würde mal so beantworten, diese Idee der gleichen Rechte, die ist dieser Welt noch sehr fremd, weil aus dem Mittelalter noch diese Denke des Verschiedenen kommt. Also die frühe Neuzeit ist in einer gewissen Form eine sexistische Welt, aber sie ist anders sexistisch, als wir uns jetzt Sexismus vorstellen.
03:35:23 der Form, dass sie ganz klar Rollen und Zuständigkeiten zustreibt. Und in diesen Zuständigkeiten zu sein, ist für die Leute auch was wert und darin wird irgendwie aufgegangen. Davon wird sich noch nicht so wirklich gelöst. Es gibt aber natürlich neue Felder für Frauen, die erschlossen werden in dieser Zeit, mit Nonnen, die sagen, wir wollen unser Klosterleben nicht mehr haben, wir wollen jetzt irgendwie...
03:35:50 unser eigenes Ding machen, jetzt im Fall von Otili von Gersen, die dann flieht und ihren Thomas Münzer heiratet, sagen, wir wollen aus diesen Strukturen ausbrechen. Gleichzeitig geht mit der Reformation und mit dem Ende der Klöster aber auch für Frauen eine große Tür zu. Weil mit den Klöstern haben wir einen weiblich dominierten Raum, der auch in der Form intellektuell ist und der Entfaltung ermöglicht und den gibt es danach nicht mehr. Also es gibt auf der einen Seite klar dieses, da flieht jemand aus den Zwängen.
03:36:17 Aber auf der anderen Seite, für all diejenigen, für die Ehe jetzt vielleicht nicht die ideale Option war, verschließt sich was. Und insoweit ist es eine schwierige Zeit, die da so beide Seiten hat. Und von der Gleichheit aller Geschlechter sind wir noch sehr, sehr weit entfernt. Ich glaube, Lisa und ich sind nicht überrascht. Ungefähr 450 Jahre.
03:36:45 Ja, Dinge, die sich erst spät oder vielleicht auch nie ändern. Auch eine sehr spannende Frage. Gab es bei diesen Flugblättern schon sowas wie Fake News? Und wie wurden die verwendet? Also lustigerweise ist der Begriff Lügenpresse oder Lügenzeitung in dem Fall fast so alt wie der Buchdruck selber. Also der taucht Anfang des 17. Jahrhunderts, glaube ich, erstmals auf. Tatsächlich ist...
03:37:13 eine der großen Gegenargumente gegen den Buchdruck gewesen. Ja, jetzt könnte aber jeder was schreiben und wir wissen ja nicht, ob es dann echt ist oder nicht. Der Buchdruck sei ein trojanisches Pferd. Zitat aus einer der Beschwerden gegen den Buchdruck, weil da würde man ja quasi auch Lügen verbreiten können in Windeseile.
03:37:33 Die sind aber der Minderheit. Da gibt es tatsächlich nur so ein paar Stimmen aus Klöstern, die natürlich auch die Schriftkultur in Gefahr sehen. Aber tatsächlich, natürlich, gerade mit der Zeit der Flugblätter beginnt auch Propaganda. Also das ist, was bei der Reformation auch natürlich sehr eigen ist. Die fangen sehr früh an auch.
03:37:55 Dinge zu verbreiten, die nicht so ganz der Wahrheit entsprechen, aber vielleicht zum Gesamtbild, das man verbreiten möchte, passen. Und da sind sich auf beide Seiten da auch nicht, geben sich da gegenseitig nichts. Also da wird auch gerne natürlich Sachen verbreitet, die, so ähnlich wie bei unseren sozialen Medien, da hat man ein neues Medium und da steht was drin, da muss es ja stimmen.
03:38:21 Und das ist etwas, was man da auch schon feststellt. Also da ist man auch sehr leichtglücklich, glaube ich, wenn es immer gedruckt ist, dann müsste es ja stimmen. Und das merkt man recht schnell, dass man mit Fake News was machen kann, ja.
03:38:34 Das beste Beispiel finde ich immer unser Namensgeber hier im Museum Martin Luther, der ja wieder die räuberischen und mordenden Rotten der Bauern schreibt. Er schreibt ein riesiges Pamphlet, was sie doch alles für schlimme Dinge machen würden und dass es ja so nicht geht und das wäre ja Gewalt. Und diese raubenden und vor allem mordenden Bauern, von denen er schreibt, die gibt es einfach nicht. Also vor allem in seiner Umgebung, man weiß es nicht, hat er sich die ausgedacht.
03:39:02 Oder hat er Dinge, die er gehört hat, irgendwie verschärft? Oder glaubt er das bis zu einem gewissen Punkt selber? Aber da haben wir eine ganz berühmte Persönlichkeit und die schreibt in unserer Sprache, würde ich sagen, einen Leitartikel basierend auf Fake News. Das ist ein Thema. Ja, Luther macht das häufiger.
03:39:23 In einem seiner Feindbilder, den Juden beispielsweise, da greift er einfach wieder Sachen auf, die er selbst schon widerlegt hatte. Das gibt es ja überlegen gar nicht. In 15-, 20er Jahren schreibt er sehr judenfreundliche Sachen. In den 15-, 40er Jahren greift er plötzlich den ganzen Unsinn von früher wieder auf. Also diese Dinge gibt es tatsächlich und die sind natürlich dann durch den Buchdruck immer noch am schnellsten verbreitet. Eines des berühmtesten Beispiels ist natürlich der Hexenhammer, der letztlich eine Ansammlung von Fake News ist.
03:39:49 der in seiner Verbreitung natürlich wirklich gerade dazu beigetragen hat, dass sich so viel Unsinn und so viel gefährlicher Unsinn auch verbreitet hat. Gibt es jede Menge, ja, leider. Mit dem Buchdruck geht es natürlich dann los. Es hat natürlich beim Vorher auch schon gegeben, aber der Buchdruck führt dazu, dass sich das auch mal als Massenphänomen durchsetzt.
03:40:18 Wir hören dich nicht. Luther-Museen sind nicht die Luther-Wartoll-Museen. Das werdet ihr sehr schnell lernen, wenn ihr euch da Ausstellungen anschaut. Es ist auch faszinierend, das sind ja nicht nur Texte, sondern da sind dann auch Kupferstiche, Holzschnitte. Man muss nicht mal Photoshop oder die KI bemühen, man kann einfach schnitzen, was man da drauf drucken will als Bildmaterial. Es gibt...
03:40:46 Zwei Fragen, von denen ich weiß, dass zumindest eine davon eins von Jans Lieblings-Pet-Piefs zu dem Thema ist. Wie gut waren die Bauern eigentlich ausgerüstet? Ich glaube, es ist auch ein Pet-Pief von André, ja, das stimmt. Kann ich gerne machen. Das Lustige ist, gerade war ein lieber Freund von mir in den Luther-Museen und hat da einen Vortrag gehalten über die Waffen der Bauern.
03:41:11 in den Bauernkriegen. Mattes Herz hat ein großartiges Buch rausgebracht über das späte 15. Jahrhundert, da hat er ganz viele Listen gemacht. Ich habe es gerade nicht hinter mir stehen. Verdammt, wo ist das? Aber da hat er unfassbar große Listen und ich kann mich jetzt eher, ich glaube, er hat irgendwie über 5000
03:41:34 Bauern, Ausstattungen zusammengetragen. Und daher wissen wir, dass ungefähr zwei Drittel von denen Armbruste tatsächlich hatten. Und zwar so Windenarmbruste, richtig gute. Von diesen 5000 ist immer so ein schönes Ding, weil die Hellebarde ist ja immer so die typische Waffe in Fantasy und so. Drei. Drei bei den 5000. Und es gibt eine Liste, da wird einer genannt mit Hellebarde und der heißt Simon mit der Hellebarde. Aber wir haben jede Menge...
03:41:59 Wie hieß es, wir haben Schusswaffen, also gerade in Weinsberg gibt es Darstellungen, wie die Soldaten mit relativ modernen Schusswaffen anrücken. Und in Süddeutschland gibt es sogar Kanonen auf Seiten der Bauern, nicht viele, aber auch das gibt es, weil es kommt auf die Region an, das ist sehr unterschiedlich. Wie war die Wehrpflicht? Wo wir Leibeigenschaft haben, da ist natürlich keine Wehrpflicht, die haben wenig Waffen, aber es gibt Regionen, da ist die Leibeigenschaft schon gar kein Thema mehr und die Freibauern müssen Kriegsdienst leisten.
03:42:24 sind ausgestattet. Da sind auch Helme, Brustplatten sind durchaus da. Also dass wir unserer Bauernversammlung, dass der Ludwig geht und sich seine Armbrust holt, das ist tatsächlich nicht unrealistisch. Man muss ja ganz weit weg von den Flegeln. Flegel ist eine Sache, aber das sind keine umgebauten Trechflegel, sondern das sind echte Waffen. Die haben eine eiserne Verbindung, keine lederne wie die Trechflegel.
03:42:44 Und diese Sturmsense, die man so gerne hat, das sind keine umgeschmiedeten Sensen, das sind richtige Waffen, die sind dafür gemacht. Und sowas wie Mistgabel hat man eigentlich nicht groß verwendet. Gibt es auf Bildern, auch damals schon, weil eben dieses Topaz damals schon besteht. Aber man muss davon ausgehen, dass in vielen Regionen die Ausrüstung der Bauern nicht schlecht war, aber eben nicht an die professionellen Söldner der Zeit rankommen, die durchaus bessere Ausstattung haben. Und die natürlich auch bessere Ausbildungen haben. Und wenn wir uns jetzt hier in Mitteldeutschland Frankenhausen anschauen, auch...
03:43:11 Sowas wie Taktiken und sowas sehr sinnvoller einsetzen. Die können ja einfach ihre Artillerie auf die andere Seite des Hügels packen und dann, oh Mist, wir haben ein Loch in der Bresche. Ich glaube, bei Frankenhausen hatten die insgesamt 15 kleinere Geschütze, die sie aus der Stadt mit rausgebracht haben. Und das gegen moderne Artillerie der Zeit. Meire hat es vorhin ganz super gesagt, weil wir haben ja die italienischen Kriege in der Zeitschlacht von Pavia war gerade. Und es kommen extrem gut ausgebildete und erfahrene Söldner zurückgeschwemmt, die von den...
03:43:36 Übrigens, der Schwäbische Städtebund ist einer dieser Herren, die brutal gegen die Bauern vorgehen, also Städte. Und die müssen einfach nur Leute anwerben, da sind genug. Die Geld wollen. Die können das auch, ja. Und gerade richtig gute der Übung sind.
03:43:53 Und organisiert. Ein schönes Beispiel ist, dass auch ein Podcast schön erwähnt worden ist. Wenn da eben so ein Trupp Söldner, so ein Plänlein läuft und dann schießt jemand mit einer Kanone auf die, dann laufen die halt, die überleben einfach weiter. Wenn es auf die Bauern schießen, die das nicht gewohnt sind, die laufen aufeinander, rennen davon und dann werden sie natürlich von der Ratterei der Fürsten einfach niedergemacht, weil die dann leichte Beute sind sozusagen. Das ist halt auch ein Training. Das haben die Bauern eben dem Maß nicht.
03:44:21 Wir reden ja auch von einer relativ neuen Art der Kriegsführung, also von diesem Gewalthaufen von den Landsknechen, die gewohnt sind, enge Formation. Rüstung ist gar nicht mehr so wichtig, also das ist schon eine neue Art von Kriegsführung. Und wie du sagst, wenn eine Kanone in so einen Gewalthaufen reinmacht, die wissen genauso über Leben, nur wenn sie zusammenbleiben.
03:44:40 An dieser Stelle möchte ich Hallo sagen zu all den Leuten, die vom Weber-Knecht, von Maurice Weber rübergradet sind. Ihr habt unsere Abendplanung damit jäh verändert, denn das hatten wir vor, rüber zu Maurice zu reden. Aber hallo, schön, dass ihr da seid. Der Herr Weber ist ja auch sehr historienverhaftet. Letztes Wochenende habe ich mit Maurice meine Waffen und Rüstung ausprobiert. Das war sehr amüsant. Ja, was lag ihm denn?
03:45:09 Alles. Er durfte mit einer Stange auf eine Rüstung einprügeln. Ich glaube, das hat er genossen. Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Solange sein Krönchen nicht fällt, ist alles gut. Aber schön, dass ihr hier seid. Wir sind gerade noch dabei, ein bisschen Nachbesprechung zu machen, Fragen zu beantworten zum Bauernkrieg 1525. Wir haben einen Auftakt heute gespielt.
03:45:34 Und dann werden wir am Donnerstag sehen, wie es ausgeht. Spoiler. Wir haben ja gerade schon darüber geredet, dass die Landsknechte vielleicht ein bisschen besser aufgestellt waren, bewaffnungstechnisch und von ihrer Disziplin her. Und es gab aber noch ein paar Fragen, gerade währenddessen. Auch tatsächlich spannend.
03:45:54 Wie hat denn das Ausland reagiert? Wir haben gerade eben schon gehört, dass Leute dann teilweise die Schweiz sich als Vorbild genommen haben mit Eidgenossenschaften, beziehungsweise dann auch in die Schweiz oder nach Tirol abgehauen sind. Aber wie generell hat denn der Rest von Europa darüber gespäht zu dem, was in Deutschland passiert? Oder das, was wir heute Deutschland nennen?
03:46:16 Gute Frage. Die haben sich, glaube ich, relativ uninteressiert gezeigt. Also es gibt natürlich so Bereiche wie Tirol, wo dann die Aufstandsbewegung quasi dann erst losgeht, wenn die hier oben schon niedergeschlagen sind. Also da sammeln sich dann sozusagen auch einige Überlebende, die dann dort versuchen, dort nochmal die Verhältnisse zu ändern.
03:46:41 Es gibt auch Bereiche in Europa, wo es überhaupt keine Rolle spielt. Also in Frankreich passiert überhaupt nichts. Da gibt es natürlich eine große Auseinandersetzung. Da ist bei Zawarn wahrscheinlich eine der größten Feldschlachten überhaupt zwischen Bauern und Fürstenheeren. Aber andere Länder, die quasi fest in katholischer Hand sind, ich glaube, das könnte auch eines der Argumente sein, warum es da überhaupt nichts passiert ist.
03:47:04 Die sehen gar keine Notwendigkeit. Da ist die Reformation nicht gegriffen. Da möchte man an den Verhältnissen gar nichts verändern. Das ist die rechtliche Selbstsituation der Bauern anders. Da sind ganz andere Gemengelagen, die dabei sind. Es gibt auch bei uns im Land ganz unterschiedliche Regionen. In Bayern passiert gar nichts. Die fühlen sich da offensichtlich nicht angesprochen.
03:47:29 In Norddeutschland gibt es sehr viele freie Bauern, die haben gar kein Interesse daran, irgendwas zu verändern. Also das dauert erst. Wir hatten einen schönen Kommentar im Chat. Jemand hat gesagt, ich komme aus dem Rheinland. Ich habe jetzt zum ersten Mal von den Bauernkriegen gehört. Das fand ich sehr lustig. Wir haben übrigens die Luther-Museen verloren.
03:47:50 Ja, schade. Da ist gerade das Internet gestorben. Aber ich wollte ohnehin langsam Schluss machen. Es waren Fragen so, wie unter anderem, wie waren die Folgen? Ich glaube, das sind Dinge, die wir auch am Donnerstag dann in der Nachbesprechung haben werden. Weil da wird es eben darum gehen, wie geht das zu Ende? Was waren die Folgen auch für die Leute, die sich daran beteiligt haben? Leute wie ihr, also eure Charaktere. Und...
03:48:18 Wie geht das dann auseinander? Ich finde, wir könnten vielleicht mal die Figur des Heiligen des Internets irgendwie vom Podest holen und die Treppe runterwerfen. Auch eine sehr schöne Szene, aber da sind sie wieder. Eine Frage, die ich dann jetzt noch kurz stellen würde, ist, wenn ihr uns wieder hören könnt, gab es denn durch?
03:48:46 Die Bauern kriegt tatsächlich ein Problem mit der Nahrungsmittelbeschaffung. Wen wollte runterwerfen? Ein Heiligen des Internets.
03:48:59 Ich glaube, könnt ihr uns hören? Ich bin mir gerade echt nicht sicher. Es sind irgendwie 20 Sekunden. Kann das sein? Das kann sein. Ich gucke immer hin und her und ich höre Leute reden, aber die Lippen bewegen sich nicht. Okay, ja, ungefähr so 10, 15 Sekunden Verschiebung gerade. Aber dann würde ich sagen, dann machen wir vielleicht für heute Schluss.
03:49:26 Schicken euer Internet ins Fegefeuer und sehen uns am Donnerstag wieder. Dann werden wir auch wieder ein Q&A machen.
03:49:39 Und dann schauen wir auch, wie es ausgeht. Ja, da könnt ihr nichts für. Ich weiß nicht, ob ich mich darauf freuen möchte. Wir machen da noch eine Vorbesprechung. Wir werden da auch unter uns noch drüber reden. Ich bringe keine Charaktere um, ohne dass ich vorher mit den Spielen drüber rede, ob das okay ist. Das kann ich euch versichern. Also.
03:50:08 Donnerstag, 19 Uhr geht es weiter, wieder hier an derselben Stelle. Vielen, vielen Dank fürs Zuschauen, lieber Chat, und fürs Fragenstellen. Da waren auch sehr spannende Themen mit dabei, die ich sonst nicht hier ins Gespräch hätte bringen können. Ganz, ganz lieben Dank an Jan und Mirko, die trotz technischer Widrigkeiten zum Ende hin jetzt wirklich sehr schön und sehr konzis Dinge erklärt haben und natürlich aber auch an Andrei.
03:50:35 Und an Stefan, die Dinge mit eingeworfen haben. Ganz, ganz lieben Gruß an die Mods im Chat. Ihr habt einen tollen Job gemacht. Vielen, vielen Dank an Benedikt, der das hier angestoßen hat. Und ganz lieben Dank an Carina, die das Artwork mal wieder gemacht hat. Wer ansonsten noch in nächster Zeit auf Twitch irgendwie Futter braucht, morgen könnt ihr bei Arte reinschauen. Da ist Shaila von
03:51:04 Pulse React zu Gast und ist beim Soul Talk. Shaila habt ihr vielleicht heute gesehen, wenn ihr etwas früher eingeschaltet habt auf dem Kanal hier. Und beim Soul Talk, einem Safe Space für Mental Health, wird es dann ein bisschen in die Tiefe gehen. Oder ihr schaut morgen bei Politik und Wir hier rein. Da geht es um 20.15 Uhr um Bürokratiewahnsinn. Etwas, mit dem wir sicherlich alle Erfahrungen haben, weil man in Deutschland das nicht leben kann, ohne dass das passiert.
03:51:34 Und ganz, ganz lieben Dank an meine Mitspielenden, an Lisa Grimm, die alles anzündet.
03:51:43 Ich habe mich voll zurückgehalten. Ja, deswegen hat ja noch nichts gebrannt. Aber was noch nicht ist, das wird noch. Und ansonsten streamt und schreibt oder streamt, wie sie schreibt oder spielt. Ganz, ganz lieben Dank an Stefan aka Steinwallen, der als Historiker und Enthusiast für Taktik- und Strategiespiele ebenfalls als Streamer unterwegs ist, wenn er nicht hin und wieder auch mal wieder Whiskys testet.
03:52:12 Vielen Dank fürs Mitspiel. Danke. Und zu guter Lenz an Andrei, beziehungsweise Geschichtsfenster. Und den findet man vor allen Dingen auf YouTube, wo, wenn ihr irgendetwas wissen wollt, die Geschichte der Hose, worum das Mittelalter nicht finster war und dergleichen anschauen wollt. Oder, keine Ahnung, wenn wie Moritz Weber seine Waffensammlung ausprobiert, ich weiß nicht, ob ihr das gedreht oder gestreamt habt, dann...
03:52:40 findet ihr das dort. Street by the ARD. Sehr gut. Ich verabschiede mich. Ich bin Mayri. Und danke auch an Mayri, unsere hervorragende Spielleitung, die ihr in vielen Pen & Paper Funktionen auch bei Orkenspalter erleben könnt. Da werden viele Pen & Paper Runden gespielt. Das heißt, wenn ihr Fans dieses Genres seid, dann guckt ihr auf jeden Fall vorbei auf Twitch und YouTube.
03:53:09 Dankeschön. Bravo. Ich schalte hier jetzt in den Wartemodus, denn unsere Mods, die raiden euch jetzt rüber, nicht zu Maurice, die Kutsche ist auch abgefahren, aber zur Haselnuss, auch eine pen and paper affine Streamerin, grüßt sie ganz lieb von uns und wir machen Feierabend, wir sehen uns am Donnerstag. Tschüss. Und da sind sie wieder weg.
03:53:57 Bis zum nächsten Mal.