MixTalk ! Ist unser Handwerk in der Krise?[heute u.a. zu Gast: @metzgermeister_roegele, @knuust_de !Thema
Handwerk in der Krise? Experten diskutieren Fachkräftemangel und Zukunftsperspektiven

Die Diskussion beleuchtet die Krise im Handwerk, Fachkräftemangel, Imageprobleme und Arbeitsbedingungen. Handwerker berichten von finanziellen Schwierigkeiten und fehlender Wertschätzung. Es werden Lösungsansätze wie bessere Aufklärung, Imagekampagnen und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen diskutiert. Auch die Rolle von Social Media und die Bedeutung von Wertschätzung und Achtung im Handwerk werden thematisiert.
Begrüßung und Einführung in das Thema Handwerk in der Krise
00:10:2800:10:28 Und damit einen wunderschönen guten Abend hier bei der ARD beim Mixtalk. Schön, dass ihr wieder mit dabei seid. Ich bin Marvin und wir sprechen heute über das Thema, ist unser Handwerk in der Krise, Leute? Und ich habe schon gesehen, es gibt einige von euch, die dazu was zu sagen haben. Ich bin sehr gespannt, welche Geschichten wir heute hören werden, was unsere Gäste sagen, die wir eingeladen haben.
00:10:51 Und vor allem, wie wir alle gemeinsam diese Hitze hier heute aushalten, denn wir stecken ja gerade in unserer Hitzewelle. Ich kann euch schon verraten, hinter den Kulissen steht auf jeden Fall mein Ventilator bereit, der mich hier anbläst, sodass ich hier nicht eingehe. Aber schön, dass ihr wieder mit am Start seid und schön, dass ihr wieder heute Abend euch die Zeit kamen habt. Wo seid ihr eigentlich gerade alle? Seid ihr gerade zu Hause oder seid ihr unterwegs? Sitzt ihr vielleicht gerade am Fluss oder sonst irgendwo und habt euer Handy parat? Würde mich mal interessieren. Schreibt mir mal in den Chat, wo ihr gerade seid, wo ihr...
00:11:18 diesen ultraheißen Abend hier aushaltet und euch dann auch noch entscheidet, bei der Arte hier live zu sein. Also, und tatsächlich sprechen wir heute eben über das Handwerk, wobei man dazu sagen muss, by the way, es ist nicht überall heiß. Ich sitze hier in Mainz und da ist es sehr warm. Aber schreibt mir doch gerne mal trotzdem in den Chat, wo es bei euch warm ist. Wie dem auch sei, ich möchte erstmal zum Start von euch wissen,
00:11:42 Habt ihr eigentlich studiert oder habt ihr eine Ausbildung gemacht? Schreibt mal für ein Studium bitte eine 1 in den Chat und für eine Ausbildung eine 2. Und es gibt ja auch noch das duale Studium. Dementsprechend für die Leute, die das betrifft, macht mal eine 1 und 2 in den Chat. Würde mich interessieren. Oh, Flamingo schreibt Mannheim 34 Grad. Das ist auf jeden Fall heiß. Also, 1 für Studium, 2 für Ausbildung und beides zusammen ist eine 1 und eine 2. Das würde mich mal interessieren.
00:12:09 Cannabis Hornlio schreibt auf jeden Fall eins, also Studium. Zwei, einige zwei auch dabei. Johnny schreibt zwei und später eins neben dem Job. Auch spannend. Knust, den wir gleich auch noch im Stream hier dazuschalten, eine zwei. Der Keller, 94, auch zwei. Okay, okay. Also, ja, relativ durchmischt, würde ich sagen. Relativ durchmischt. Für alle, die gesagt haben Studium, für alle, die gesagt haben Studium, habt ihr es...
00:12:38 Bereut? Wenn ja, da mal wieder eine Eins in den Chat und eine Zwei für Nein. Also Studium, habt ein Studium, Leute. Habt ihr es bereut, dass ihr studiert habt? Eins Ja, zwei Nein. Habt ihr mit in den Chat. Ich muss sagen, ich habe tatsächlich studiert, wobei ich mich im Nachhinein schon ein bisschen geärgert habe, nicht eine Ausbildung gemacht zu haben. Habe es ein bisschen bereut, weil ich mir dachte, was habe ich im Studium eigentlich gelernt am Ende des Tages? Nicht so viel. Ja, oh, sehr viel Zweier.
00:13:06 Wobei unser ARD-Dent ist eineinhalb. Also mehr bereut das Studium als alles andere. So was mit den Ausbildungsleuten. Habt ihr das bereut? Habt ihr das bereut, eine Ausbildung zu machen? Auch dafür mal eine 1 und eine 2 in Chat. 1 Ja, 2 Nein, würde mich mal interessieren. Denn wir werden auch heute darüber sprechen, welche Herausforderungen es gibt im Handwerk explizit und welchen Herausforderungen denjenigen in den Weg gelegt werden, die da eine Ausbildung machen unter anderem.
00:13:35 Dr. Med schreibt auf jeden Fall, ja, hat er bereut tatsächlich. Und übrigens, auch mal eine Frage, sind eigentlich Handwerker im Stream? Wenn ja, schaltet euch gerne dazu. Wir streamen together. Wie immer gilt, ihr könnt euch dazu schalten und mit uns zusammen mitdiskutieren. Dann bekommt ihr so ein kleines Fenster unter mir, neben mir, über mir. Und dann könnt ihr euch für ein, zwei Minütchen auch gerne mal dazu schalten. Und wenn auch Handwerker im Chat sind, schreibt das doch gerne auch gerne mal.
00:14:02 in den Chat. Sibis Welt. Ich habe es nicht bereut, eine Ausbildung zu machen, aber zum Schluss bereut, nicht früher die Reißlein in der Pflege zu ziehen. Auch spannend. Und außerdem, Sibi, hast du auch noch geschrieben, ja, das Handwerk steckt in der Krise. Es fehlen Auszubildende. Termine gibt es oft erst Wochen oder Monate später. Viele wollen nur noch studieren und sich die Hände nicht dreckig machen. Das kann man aber nicht nur aufs Handwerk auslegen, sondern auch auf die Pflege im ...
00:14:29 Land. Flamingo Stopped Röderung ist ein Thema heute mal wieder interessant, das freut uns. Es ist mal wieder ein Thema, was ja, zugegebenermaßen, wie Marty McFly auch schon gesagt hat und schon eine ganze Ewigkeit beschäftigt, war das Handwerk nicht schon vor 30 Jahren in der Krise. Ja, wir werden heute darüber sprechen, wie lange das auch schon anhält. Und Dedex, der auch schon öfter bei uns im Stream auch da mit dabei war, als Gast aber auch.
00:14:54 im Chat. Das Handwerk war schon immer in der Krise, wenn man die Bezahlung der Mitarbeiter betrachtet. Und Flamingo schreibt auch noch, nichts ist so abschreckend, eine Ausbildung im Handwerk zu machen, wie mit dem Azubi aus dem Handwerk zu sprechen. Warum ist das so abschreckend? Warum ist das so abschreckend, Flamingo, eine Ausbildung im Handwerk zu machen? Schreib mir gerne deine Begründung da in den Chat dran. Würde mich echt mal interessieren. Und michamec73, ja, ich bin...
00:15:21 Tischler-Geselle seit 91 ausgelernt, leider jetzt wegen Gesundheit den Job aufgeben müssen, aber bereuen tue ich es nicht. Ah, Micha, wenn du mit uns sprechen möchtest, ist natürlich kein Zwang, aber wenn du möchtest und ein bisschen Einblicke geben willst, wie das war, auch in den 90ern oder Nullerjahren im Handwerk, dann komm doch gerne dazu bei Streamtogether. Kannst ja nochmal überlegen, ob du das machen möchtest. Ansonsten schreib alles mal in den Chat rein. Und Dr. Medrescher schreibt auch das Problem dabei.
00:15:47 Just übrigens nicht das Handwerk, sondern die Politik und der Populismus- und rechte Politik, die das Handwerk zerstört. Ja, warum habe ich es nicht getan, fragt Dedex? Warum habe ich nicht Ausbildung gemacht? Ehrlicherweise, und da kommen wir auf ein großes Thema schon zu sprechen, weil ich nicht davon wusste. Weil ich nicht wusste, welche coolen Ausbildungen es auch im Medienbereich geben kann.
00:16:08 wo ich sie finde, also wo ich danach suchen muss. Ich kam ehrlicherweise erst darauf, als ich mal für meinen Bruder danach gesucht habe und dann mal Plattformen durchstöbert habe und mal geguckt habe, also der Handwerkskammer tatsächlich auch, und geguckt habe, was es eigentlich so in Deutschland gibt und dann ist mir das aufgefallen, ja super, da gab es ja richtig viel, was ich hätte machen können. Naja, und Tischler in Johanna, dich begrüßen wir gleich auch noch, definitiv nicht bereut, nur als selbstständige Tischlerin ein Kind zu bekommen.
00:16:35 War keine gute Idee. Johanna, darüber sprechen wir nachher noch drüber. Ja, Leute, ich würde sagen, wir holen unseren ersten Gast dazu, den wir uns eingeladen haben, nämlich Knust, der Bäcker und wahrscheinlich auch in der Bäckerei, Bäcker-Ausbildung gemacht hat. Wir holen mal dazu als ersten Gast. Hallihallo, Knust. Hallihallo, ich grüß dich. Schönen guten Abend. Du, Knust, du hast eine Ausbildung gemacht als Bäcker, richtig? Genau, genau, genau, richtig.
00:17:03 2010 schon ein bisschen her, aber Handwerk wollte ich immer, Bäcker ist Zufall geworden, aber hat mich schon immer sehr interessiert und bereue es auch bis heute eigentlich nicht. Du bereust es bis heute nicht. Nimm uns noch mal so ein bisschen mit in deine Geschichte. Du warst selbstständig, also hast eine Ausbildung gemacht, warst dann selbstständig, jetzt bist du wieder angestellt. Wie muss ich mir gerade dein Arbeitsverhältnis vorstellen?
Knusts Weg vom Auszubildenden zum selbstständigen Bäcker und zurück ins Angestelltenverhältnis
00:17:3000:17:30 Ich fange einfach mal von vorne an. Ich habe meine Ausbildung gemacht, habe während meiner Ausbildung schon gemerkt, okay, das macht mir Spaß definitiv und ich will mich auch selbstständig damit machen, weil vielen, ja, das war mir eigentlich relativ wichtig, habe mich dann direkt auch für den Meister eingeschrieben, was bei einigen...
00:17:52 Berufen in Deutschland noch Pflicht ist, bei einigen nicht. Becker gehört dazu, dass du Meister haben musst, um deinen eigenen Betrieb führen zu können. Und habe meinen Meister in Vollzeit dann gemacht und habe während der Meisterausbildung auch direkt einen Betrieb gesucht, der schon vorhanden ist, weil das ist auch damals schon ein Problem gewesen, dass die Leute keinen Nachfolger gefunden haben.
00:18:20 Und da gibt es coole Plattformen auch von der Handwerkskammer gestützt, wo Betriebe angeboten werden zur Übernahme. Und da habe ich mich schon umgeguckt und habe dann 2010 mir eine kleine Bäckerei in Kiel gekauft. Bin dafür von Hannover nach Kiel gezogen. Krass. Und dann jetzt wieder, aber dann bist du ja wieder jetzt angestellt in einem Betrieb tatsächlich. Also hast du einen Schritt sozusagen zurückgemacht.
00:18:48 Genau, genau, genau. Und das 2010 bis 2025 Januar und bis diesem Jahr Januar war ich selbstständig mit der Bäckerei, hatte Höhen und Tiefen, Corona-Krise und alles da mitgenommen und war jetzt so, dass ich mir aussuchen könnte, entweder mache ich weiter, was für mich...
00:19:08 heißen würde, ich müsste ganz, ganz viel investieren, damit es einfach irgendwie zukunftssicher ist und dann wahrscheinlich auch so, dass einfach ein oder zwei Generationen das abzahlen müssen, weil es ist, Maschinen und so weiter sind sehr teuer und da habe ich mich dagegen entschieden, eben durch die Krisen, weil so eine Selbstständigkeit in der Größe ist nur möglich, wenn du selber
00:19:35 Und im Bäckerhandwerk, muss ich dazu sagen, du selber zwei bis dreihundert Prozent gibst. Das ist nämlich da so, ich produziere Waren und warte dann, dass die Kunden zu mir kommen. Das heißt, du hast gesagt, glaube ich, du hast eine Tischlerausbildung gemacht? Ich nicht. Das war jemand im Chat. Ich nicht. Mein handwerkliches Talent beschränkt sich auf ein paar Möbel mit gutem Plan zusammenbauen.
00:20:03 Stimmt, du hast es eben vorgelesen. Ja, genau. Vorgelesen hast du es. Und da ist das halt so, du schaffst dir alles an und dann kommt ein Kunde zu dir und der bestellt etwas bei dir und du machst das sozusagen im Auftrag. Ist halt mit Lebensmitteln leider nicht so einfach. Die produzierst du hin und wartest dann, dass die Kunden kommen. Und ja, das ist so.
00:20:25 mit den steigenden Rohstoffkosten, aber auch mit den super gestiegenen Personalkosten, was die letzten Jahre durch den Mindestlohn und so weiter waren. Es ist leider immer noch ein Niedriglohnsektor. Ja, sehr schwer geworden, das wirtschaftlich zu betreiben. Ja, zu finanzieren überhaupt. Genau. Und ich habe mich dann dafür entschieden,
00:20:52 den Weg auch zugunsten meiner Frau und meiner Kinder und dem Familienleben einfach zu gehen, dass man nicht 350 Stunden im Monat arbeitet, sondern ich habe gesagt, okay, ich höre auf und ich gehe wieder ins Angestelltenverhältnis. Und übrigens, J. Lodi, sorry, wenn ich mich unterbreche, wollte ich nur kurz reinfahren. J. Lodi schreibt übrigens so ein spannendes Thema, habe so großen Impact vor allem die im Handwerk.
00:21:17 Das wollte ich weitergeben. Und vor allem für alle, die jetzt neu dazugekommen sind und sich fragen, okay, Barbara, sprechen wir heute? Ist unser Handwerk in der Krise? Haben wir euch was vorbereitet? Und das Tolle ist, der Stream heute Abend ist eine Zusammenarbeit zwischen uns, also sprich dem SWR in der ARD.
Kooperation mit dem Saarländischen Rundfunk und Video zum Thema Fachkräftemangel und Insolvenzen im Handwerk
00:21:3300:21:33 Und im saarländischen Rundfunk, worüber wir uns sehr freuen, einmal mehr, die nämlich hier unsere Gäste eingeladen haben, aber auch Recherche betrieben haben. Also vielen lieben Dank dafür. Und es sind auch Gäste aus dem Saarland, also die wir uns eingeladen haben, auch heute mit dabei. Die holen wir dann nachher dazu. So und für alle, die sich jetzt fragen, warum geht es heute? Ist das Handwerk wirklich eine Krise? Hier mal ein Video für euch. Fast sechs Millionen Menschen arbeiten in Deutschland in über einer Million Handwerksbetrieben.
00:22:00 Doch so langsam gehen uns die HandwerkerInnen aus. Das Institut der deutschen Wirtschaft schätzt, dass 113.000 Fachkräfte fehlen. Die MeisterInnen sind verzweifelt auf der Suche nach Nachwuchs. Besonders in Fleischereibetrieben, Tischlereien und bei MalerInnen und LackiererInnen. Das ist aber nicht das einzige Problem. Im vergangenen Jahr haben knapp 10% der Handwerksbetriebe Insolvenz angemeldet. Die Zahl steigt seit 2022.
00:22:28 Expertinnen schätzen, dass die Betriebe ihre Insolvenz während Corona-Zeiten nur aufgeschoben haben, weil es Fördermaßnahmen und Corona-Hilfen gab. Zum Beispiel im Saarland will jeder zehnte Handwerksbetrieb zusätzliche Fachkräfte einstellen. Doch auch hier wird händeringend nach ihnen gesucht. Die Handwerkskammer des Saarlandes fordert deshalb, dass die Fördermittel für die Nachwuchsarbeit und Imagekampagnen aufgestockt werden.
00:22:53 Was können wir tun, um Handwerksberufe wie SchreinerInnen, FriseurInnen oder ElektrikerInnen wieder interessanter für junge Menschen zu machen? Darüber wollen wir mit euch diskutieren.
00:23:04 Genau, darüber wollen wir mit euch sprechen. Und ich habe hier noch zwei Kommentare, die ich euch nicht vorhanden möchte. Zum einen hat Henna hat Langeweile geschrieben. Ich bin gelernter Elektroniker und komme vom Bau und bin mittlerweile Elektrofachplaner und Bauleiter. Ich habe eine Weiterbildung zum Techniker gemacht, weil ich dieses toxische oder dieses, genau, diese toxisch-männliche...
00:23:24 dieses toxisch-männliche so im Handwerk als queere Person nicht mehr ertragen habe. Also auch hier Diskriminierungserfahrungen, über die wir nachher noch intensiver sprechen werden. Und Flamingo meint auch, mein Kumpel kriegt bei einer Sechstagewoche 600 netto raus. Und Einspringen ist Pflicht. Schlechtes Gehalt und teilweise verwirrt Arbeitszeiten. Teilweise verwirrt?
00:23:45 Die verwirrende Arbeitszeiten sind fast Pflicht, wahrscheinlich war das so gemeint. Du Knust, bevor wir jetzt erst mal nach Lösungen suchen, würde ich erst einmal das Warum ergründen wollen mit dir und dir die Frage stellen, warum ist deiner Meinung nach denn das Handwerk in Deutschland in einer Krise? Du hast das sehr gut vorhin gesagt. Also es wird einem nicht...
Gründe für die Krise im Handwerk: Auffindbarkeit, Image und Arbeitsbedingungen
00:24:1200:24:12 Es wird eigentlich zu wenig präsentiert. Ich finde, in den Schulen ist zum Beispiel auch zu wenig Praktika, sollten sie von mir aus jedes Halbjahr machen und nicht einmal im Schuljahr, damit Leute auch einfach mal da reinschnuppern können und sich das sehen können. Ich hatte ein konkretes Beispiel.
00:24:36 Ich hatte jemanden, der durch meine Streams, ist ein junges Mädchen, mal zu mir gekommen und hat nach einem Praktikumsplatz, Schulpraktikumsplatz gefragt. Dann habe ich gesagt, ja, machen wir, im Verkauf kein Problem, du bist 15, da geht das, nachts ist es immer schwierig in dem jungen Alter. Und die wollte sich, ich kannte sie vom Seelen, weil sie ist eine Stammkunde gewesen damals.
00:25:04 Und dann hat sie sich aber irgendwie nicht mehr gemeldet. Irgendwann durch Zufall habe ich sie vor einem Verkauf wieder gesehen und dann halt einfach gefragt, und was ist mit deinem Praktikum geworden? Willst du das noch bei uns machen? Und da war eine Gymnasialschülerin und da hat sie mir als Antwort gegeben, wahrscheinlich ohne darüber nachzudenken und ich habe es im ersten Moment einfach so aufgekommen, nee, meine Lehrerin hat mir gesagt, willst du dir nicht was Richtiges suchen?
00:25:32 Und ja, es wird auch nicht so leider so anerkannt, weil ich habe eben gerade auch der Kommentar, sechs Tage Woche 600 Euro irgendwie raus ist, ja Quatsch, das ist ja unter Mindestlohn, das geht ja gar nicht. Das heißt aber, das erste, was du gesagt hast, auf jeden Fall die Auffindbarkeit. Auf jeden Fall. Da würde mich mal von euch übrigens im Chat interessieren, wo ihr denn eigentlich Jobs...
00:25:58 oder vielleicht auch Ausbildungen damals gesucht habt, wo habt ihr denn danach geschaut? War das damals schon auf, damals, vor fünf, sechs Jahren oder zehn Jahren gab es auch Social Media. War das auf Social Media? War das auf irgendwelchen Foren? Würde mich mal interessieren, schreibt mir das gerne mal in den Chat. Vielleicht können wir auch sogar noch voneinander lernen, wo man das auffindet. Aber Auffindbarkeit ist für dich so das ganz große, oder eines der großen Probleme, wie man das eigentlich findet. Und du hast gerade schon gesagt, in deinem Streams zum Beispiel sind Leute dann unter anderem darauf aufmerksam geworden.
00:26:27 Genau, genau. Ich kann mich auch an einen Stream-User erinnern, der gesagt hat, er möchte abbrechen. Ihm kam auch irgendwie was Toxisches, er kam mit seinen Kollegen nicht klar. Also bevor du abbrichst, guck doch mal, es gibt ganz viele Bäckereien, gibt es sehr zum Glück noch viele und ruf doch einfach mal einen anderen ein, vielleicht kannst du da mal reingucken, vielleicht einfach nur den Betrieb wechseln, wenn du mit den Menschen nicht klarkommst, weil oft wird auch einfach...
00:26:54 abgebrochen und gar nicht irgendwie nach einer Alternative dazu gesucht. Und das war auch etwas, was ich mir gemerkt habe, wo ich gesagt habe, guck mal, und jetzt danach hat er sich öfter gemeldet, das war das Beste, was er machen konnte. Es hat ihm richtig Spaß gemacht und ich bin der Meinung, er hat sich dann auch nach seiner Ausbildung noch zum Meister angemeldet. Und er war kurz davor abzubrechen.
00:27:18 Wobei ich mich ja auch gerade in deinem Job, in deinem Feld, also Bäckerei oder Backwaren auch frage, mal abgesehen von der Auffindbarkeit, das ist ja das eine Problem, diesen Job oder Ausbildung erstmal zu finden für junge Menschen oder jüngere Menschen. Das andere Problem ist aber auch, will den Job mit diesen Arbeitszeiten heute überhaupt noch irgendjemand machen? Was sind da deine Erfahrungen? Ja, das ist schwierig, definitiv.
00:27:45 Ich hatte Azubis, die waren alle Gamer, wo wir hier auf Twitch sind. Und die kannten das aus der Schulzeit, nachts zocken und dann morgen zur Schule noch trotzdem gehen. Und für die war das eigentlich ganz cool, nachts zu arbeiten. Jetzt so als Beispiel. Aber es ist schon richtig, es ist definitiv nachts arbeiten und so ist nicht das Schönste. Andersrum ist, wenn du nachts arbeitest, es wird ja immer auf dem Gehalt rumgehackt und so weiter kriegst du ordentlich.
00:28:14 Zuschläge und das macht das schon auch gar nicht so, dass man so schlecht verdient, wie ich finde. Wie alle immer sagen auch, ich habe mir das vorhin extra mal aufgerufen. Heutzutage, ich kann mich daran nennen, ich glaube, ich hatte in meinem ersten Ausbildungsjahr 320 Euro. Heutzutage erstes Ausbildungsjahr sind schon fast 1000 Euro, so 930. Ist schon auch um einiges besser geworden.
00:28:38 Und wenn man einen modernen Betrieb, es gibt viele Konzepte, auch glaube ich da unten im Saarland, wo wir gerade sind, ein ganz Bekannter, der auf Social Media sehr viel macht, der einfach über Tag packt. Moderne Technik, die Betriebe müssen definitiv umdenken. Moderne Technik, speziell bei Bäckern, Langzeitführung von Teigen, kann das so machen, dass du auch über Tag arbeitest.
00:29:07 Dass du zum Beispiel auch als Frau, was ja auch noch immer relativ wenig ist, weil wenn du dann plötzlich eine Mutter wirst, kannst du nicht mehr nachts arbeiten und kannst dann nicht bei deinem Kind relativ frisch sein und musst dann aus dem Beruf eigentlich so gut wie raus.
00:29:29 Die haben irgendeine Tagschicht. Und wenn du zum Beispiel durch diese modernen Konzepte mit Gärverzögerung, Gärunterbrechung, das da einführst, kannst du trotzdem dein Kind um 9 oder 8 in die Kita bringen und kannst trotzdem zur Arbeit gehen. Was auch für Frauen, wenn der Mann nicht gerade auf das Kind aufpasst.
00:29:52 Zugegeben, bei Gärverzögerung hast du mich ein bisschen verloren, ist aber auch nicht so schlimm, das müssen wir nicht vertiefen an der Stelle, aber scheinbar eine Methode, um Arbeitszeiten auf den Tag zu verlegen. Also das heißt, Auffindbarkeit ist das Problem und tatsächlich sind Arbeitszeiten, wenn ich dich jetzt so ein bisschen zusammenfasse, gar nicht mal, zumindest in deinem Berufsfeld, so das große Problem, da lassen sich schon Leute finden, plus es gibt schon Möglichkeiten, gerade in Bäckereigeschäften oder wo Backwein hergestellt werden, Möglichkeiten, dass
00:30:22 eher in den Tag zu verschieben. Also da gibt es scheinbar Möglichkeiten. Das heißt, es muss ja dann auch andere Gründe geben und die sind dann, würde ich mal behaupten, oftmals auch finanziell, finanzieller Natur. Gerade auch in Bäckereien. Bist du eigentlich zufrieden mit dem, was du verdienst gerade? Ich muss ehrlich sagen, ja. Also ich auch...
00:30:44 Ja, doch. Und ich sehe auch, also es ist, was will man? Also es ist ja nicht so, dass man hat eine Ausbildung gemacht und ich sage mal so, du hast eine Ausbildung gemacht und du arbeitest Vollzeit als Bäcker. Mit Nachtstunden sogar, wenn du die da hast, kommst du auf knapp über 2000 Euro, wenn du da so arbeitest als Bäcker. Bist du Meister, kriegst du mehr.
00:31:10 fünf oder sechs Tage Woche, das von Betrieb zu Betrieb verschieden, Bäcker-Standard ist sechs Tage Woche, aber das macht kaum noch ein Bäcker einfach, um das attraktiver auch für die Mitarbeiter zu machen. Und es ist jetzt nicht viel, klar, man kann damit nichts reißen, aber es ist auch nicht so, dass man sagen kann, dass es einfach zu wenig ist.
00:31:38 2.000 reicht ja fast für meine Miete, lese ich gerade im Kommentar. 2.000 reicht fast für meine Miete. Klar, Ansprüche müssen gesehen werden und so. Es ist ja auch immer die Frage, du bist natürlich jetzt ausgelernt und arbeitest Vollzeit.
00:31:54 In der Ausbildung selbst natürlich, darüber werden wir auch sprechen, verdient man in der Regel natürlich deutlich, deutlich weniger. Viele sprechen daher auch von Ausbeutung von Arbeitskräften über zwei bis drei Jahre. Bevor ich unseren zweiten Gast gleich dazu hole, will ich aber noch mal ein bisschen auf eure Kommentare eingehen. Ich habe gerade eben gesehen, ich wollte ja von euch wissen, wo schaut ihr denn eigentlich so nach, nach Ausbildung? Da kam nicht so viel und es kam vor allem Zeitung.
00:32:17 Ich glaube, ich würde behaupten, damit kann man heute nicht mehr so gut punkten, wenn man jüngere Menschen erreichen möchte. Nichts gegen Zeitung, Zeitung ist sehr wichtig, aber ich glaube dafür falsche Adressierung. Hasen Group schreibt übrigens, wir müssen was bewegen und in den Schulen anfangen.
00:32:36 Und Maite McFly schreibt noch was zu Bäckereien. Und zwar, in meiner Heimatstadt war es damals so, dass die kleinen Bäckereien nach und nach von einer Großbäckerei übernommen wurden. Wie gesagt, in den 90ern war das. Und die haben einfach keine gelernten Mitarbeiter.
00:32:52 Auch sehr spannend, explizit zu dem Fall. Und dann schreibt noch Widowmaker, genau zum Thema Suchen vor 30 Jahren gab es nicht viele Möglichkeiten zum Suchen, entweder Zeitung oder Arbeitsamt. Das hat sich heute dann doch ein bisschen verändert. Und Christoph schreibt noch, auch eine andere Erfahrung noch, ich bin Dachdecker seit 19 Jahren und durch Zufall in die Ausbildung gerutscht durch einen Ferienjob. Das Handwerk hat halt...
00:33:18 immens ein Imageproblem, weil es immer schlecht geredet wurde. Über das Gehalt kann ich sagen, habe 2,2 netto im Monat plus ab und zu einen Akkordbonus. Ich arbeite maximal 40 Stunden die Woche in einer 5-Tage-Woche. Also das Imageproblem scheint auf jeden Fall eins zu sein, über was wir auch noch sprechen sollten, als auch Geld. Und Geld kann ich sehr gut auch mit unseren nächsten Gästen sprechen.
00:33:44 Nämlich Seide, die wir jetzt mal dazu holen. Und die sollte jetzt gleich irgendwie erscheinen. Ach, da ist sie schon. Hallo, schönen guten Abend. Hallo. Hallo, schönen guten Abend. Schönen guten Abend. Seide, du kommst aus dem Saarland. Wie gesagt, wir haben übrigens eine Kooperation hier am Start mit dem Saarländischen Rundfunk. Hast du übrigens, Seide, hast du eventuell Kopfhörer da zufälligerweise, die du dir anziehen kannst? Weil ich glaube, ich höre mich immer so ein bisschen selbst bei dir.
00:34:11 Ist das eventuell möglich? Das wäre super. Wenn ich darf hier, dann bin ich sofort da, ja. Ja, mach das mal, weil dann hören wir dich auch ein bisschen besser, weil gerade so Klickgeräusche auch die ganze Zeit da sind und ich nicht so ganz sicher bin, wo die herkommen. Ich glaube, du hörst hier auch Knus, ne? Ja. Aber gar kein Problem. Bekommen wir alles hin? Seide schaut nach Kopfhörer, dann haben wir das gleich.
00:34:34 Perfekt Steffi schreibt auch, gibt ja leider auch viele Handwerkberufe, die aussterben, die nicht so bekannt sind, die man bekannter machen muss. Also die natürlich dann auch darunter leiden, dass man nicht so ganz genau weiß, wo sie eigentlich auffindbar sind oder wo nicht. Und, da habe ich gerade noch was gelesen zu Selex, Gehalt zu vergleichen, ist halt auch so ein Ding. 3000 Netto in München und 2000 Netto im Dorf von Brandenburg ist quasi
00:35:02 Das Gleiche. Das tut tatsächlich. Knust, wenn ich fragen darf, wo ungefähr wohnst du? Wo kommst du her? In Kiel. In Kiel. Also jetzt gerade auch. Kommt man da mit dem Gehalt, was du bekommst, gut hin? Also ich komme klar. Aber ich habe auch nicht so, ich sage mal, die großen Ansprüche. Aber ja, definitiv. Okay. Also das scheint gut zu sein. Aber tatsächlich, ja, ein guter Kommentar. Also Gehalt kann man nicht immer sehr gut miteinander vergleichen.
00:35:28 Ich hatte vorhin auch einmal kurz gelesen, mit 2.000 Euro netto und der Miete aus den 80ern, aber das ist ja, in den 80ern hast du auch keine 2.000 Euro netto verdient, also 4.000 D-Mark, wenn man es so ganz blöd sagt, hast du auch als Bäcker da nicht verdient. Beides gestiegen.
00:35:46 Das stimmt. Während Seite noch ihre Kopfhörer holt, das bekommen wir alles geregelt, schreibt, ich bin der Gilb, schreibt noch, mich würde eine Umfrage mal interessieren, wie viele Leute hier die aktuellen Handwerken? Dann machen wir das doch mal. Wie viele von euch Handwerken? Ich bin der Gilb, meinst du damit jetzt Leute, die wirklich das Arbeiten oder handwerkliches Talent haben? Ich vermute mal Leute, die im Handwerk arbeiten, oder? Probieren wir mal. Also Leute, arbeitet ihr im Handwerk? Eins für Ja und zwei für Nein?
00:36:15 Knus, du musst ja sagen. Du bist auf jeden Fall eins. Ja, safe. Sehr schön. Würde mich interessieren, wie viele von euch sind jobtechnisch Handwerker?
00:36:28 So, Knusserbeer 1. Rasenbeermann München. Auch 1. Guter Name. Sehr guter Name. Dedex nicht. Okay, ja. Ist gut durchgemischt, oder? So ein 2er 1er. Auf jeden Fall gut durchgemischt. Früher 1, jetzt 2. Warum das denn? Warum früher 1 und jetzt 2? Das würde mich tatsächlich mal interessieren, warum das der Fall ist. Aber doch relativ durchgemischt. Das ist doch super. Das finde ich persönlich super.
00:36:57 Du Knust, du hast ja gerade eben schon gesagt, dass der Job des Backers in deinem Fall jetzt durchaus familienfreundlich sein kann. Ich stelle es mir aber trotzdem auch herausfordernd vor, oder?
00:37:09 Definitiv ist es. Aber ich glaube, dass es nicht nur Bäckern so geht. Also wenn ich mir jetzt keine Ahnung vorstelle, zwei Verkäufer, die bis 20 Uhr arbeiten, in der Kasse oder halt Büro mit Homeoffice, ist auch schwierig. Aber es ist definitiv schwieriger als so.
00:37:32 Ja, die Arbeitszeiten machen es schwierig, wobei, ich sag mal bei mir was, meine Frau ist nicht Bäckerin, sondern sie arbeitet in einem anderen Beruf und sie war einfach nachts zu Hause und ich bin nach Hause gekommen, auch während meiner Selbstständigkeit, so gegen 8, 9 Uhr waren meine Kinder in der Schule. Ich habe dann acht Stunden geschlafen, während sie acht Stunden in der Schule waren und bin dann aufgestanden, als sie da waren. Dann hatte ich abends noch, bis ich zur Arbeit musste, einfach Zeit mit denen.
00:38:00 Und viele Eltern, Väter dann noch bis, keine Ahnung, 20 Uhr vielleicht auch unterwegs sind. Und ich war schon um 15, 16 Uhr da. Ja. So, da ist halt auch wieder Hallihallo. Hallihallo. Jetzt musst du wahrscheinlich nur einmal dein Mikrofon entmuten und auf den Knopf drücken, dann hören wir dich wahrscheinlich gut. Da müsste so ein kleiner Knopf sein, da musst du kurz drauf drücken und dann hören wir dich gut. Auf jeden Fall hören wir kein Knistern mehr. Das ist auf jeden Fall.
00:38:27 Weil gut, aber du hast den Knopf wahrscheinlich nicht. Kannst du dir mal gerade was sagen, Seide? Ah, wir hören dich leider nicht. Ah, das ist schade. Warum hören wir dich nicht? Bekommen wir auf jeden Fall hin. Während wir das machen, Leute, und das nochmal checken, zeigen wir euch nochmal, worum es eigentlich heute geht. Also wahrscheinlich sind ein paar von euch neu mit dazu gekommen in den letzten paar Minuten. Das heißt, hier ist nochmal ein kleines Video und nochmal ein kleines Update. Heute in Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Rundfunk. Also hier nochmal ein kleines Update, worum wir heute sprechen.
00:38:58 Wenn das Video gleich kommt. Fast sechs Millionen Menschen arbeiten in Deutschland in über einer Million Handwerksbetrieben. Doch so langsam gehen uns die HandwerkerInnen aus. Das Institut der deutschen Wirtschaft schätzt, dass 113.000 Fachkräfte fehlen. Die MeisterInnen sind verzweifelt auf der Suche nach Nachwuchs. Besonders in Fleischereibetrieben, Tischlereien und bei MalerInnen und LackiererInnen.
00:39:23 Das ist aber nicht das einzige Problem. Im vergangenen Jahr haben knapp zehn Prozent der Handwerksbetriebe Insolvenz angemeldet. Die Zahl steigt seit 2022. Expertinnen schätzen, dass die Betriebe ihre Insolvenz während Corona-Zeiten nur aufgeschoben haben, weil es Fördermaßnahmen und Corona-Hilfen gab. Zum Beispiel im Saarland will jeder zehnte Handwerksbetrieb zusätzliche Fachkräfte einstellen. Doch auch hier wird händeringend nach ihnen gesucht.
00:39:52 Die Handwerkskammer des Saarlandes fordert deshalb, dass die Fördermittel für die Nachwuchsarbeit und Imagekampagnen aufgestockt werden. Was können wir tun, um Handwerksberufe wie SchreinerInnen, FriseurInnen oder ElektrikerInnen wieder interessanter für junge Menschen zu machen? Darüber wollen wir mit euch diskutieren.
Herausforderungen im Friseurhandwerk: Niedrige Bezahlung und fehlende Wertschätzung
00:40:1100:40:11 Genau, darüber wollen wir diskutieren. Knust, wir haben ja gerade eben schon angesprochen, dass du tatsächlich mal selbstständig warst, also als Bäcker. Wie war das damals bei dir? Also nimm uns mal mit, vor welchen Herausforderungen standst du da eigentlich?
00:40:25 Also erstmal überhaupt. Ich habe das relativ schnell hintereinander gemacht. Also ich habe meine Ausbildung abgeschlossen, habe einen Meister gemacht und dann nach der Meisterschule ungefähr sechs Monate später war ich selbstständig. Vor welchen Vorausforderungen stand ich? Also erstmal, ich habe das eigentlich mit null Geld, also komplett finanziert gemacht. Die Geldbeschaffung war da ein Problem.
00:40:47 Weil so eine Bäckerei, ich sag mal so, wenn du einen neuen Ofen kaufst, ich habe das alles gebraucht gekauft, aber der kostet 200.000. Und da bist du als junger Mensch, wenn du das machen willst, einfach, das ist ein großes Hindernis, was du machen musst. Du musst einfach sehr viel Geld investieren, erstmal. Ob es Kredit ist, ob es irgendwo herkommt, von der Familie oder so, ist halt...
00:41:11 Eine Sache. Dann sind auch in der Meisterschule und auch in der Schule wird dir ganz vieles nicht beigebracht.
00:41:21 Wie zum Beispiel ich habe das ja abgekauft und wie man das richtig versteuert. Es gab, ich habe noch nie was von einer Gesamtveräußerung gehört eines Betriebes, was es da wohl gab. Das ist dann brutto wie netto und wie es aussieht, mein Steuerberater auch nicht. Das heißt, ich habe nach den ersten sechs Monaten erstmal eine Anzeige von einem Staatsanwalt bekommen wegen Steuerhinterziehung. Einfach, weil ich es nicht wusste und musste man sich einigen, weil mein Anwalt gesagt hat, ja, was hast du denn alles gekauft und ich sollte es auch...
00:41:50 Und dann haben wir versucht, da die Umsatzsteuer von zu ziehen. Gibt es aber bei einer Gesamtveräußerung nicht. Da haben wir beide was gelernt. So Sachen werden halt einfach viel zu wenig. Und gab es damals auch beigebracht und gab es auch da zu wenig. Es gibt...
00:42:10 Zu wenig Info stellen für sowas. Ich hatte mich beim Arbeitsamt auch informiert und habe da auch eine Förderung bekommen, aber die Förderung war für eine Krankenkasse und für, ich glaube, Rentenbeitrag geltlich. Da kam irgendwie eine Überweisung für 24 Monate, bin ich der Meinung, ein kleiner Teil und das war's.
00:42:34 so eine Art Mentor oder auch erfahrener Mensch, der das schon mal vielleicht ein paar Jahre gemacht hat, der dir beiseite steht, das wäre schon cool. Oder der es halt einem im Internet zeigt oder auch sagt, das ist heute für mich das Top, deswegen habe ich ja auch damals gestreamt, dass die Einblicke durch diese ganzen sozialen Medien gewährt werden. Das finde ich mega gut. Ja, das heißt, du standst einfach wirklich
00:43:03 Erstmal wurde eine Gründung zur Herausforderung und die hat einfach die Info dann erstmal gefehlt. Seide, wir versuchen es doch mal. Kannst du uns hören? Und können wir dich hören? Ich höre euch ganz gut, ja. Yes, jetzt hören wir dich auch. Sehr schön, sehr schön. Seide, nochmal ein herzliches Willkommen. Schön, dass du heute Abend mit dabei bist. Du kommst aus dem Saarland und bist Friseurin. Du verrat uns doch mal, kannst du eigentlich von deinem erlernten Leben, du hast auch eine Ausbildung gemacht zur Friseurin,
00:43:31 Kannst du davon gut leben? Leider, ich glaube, das ist das größte Problem beim Viseurhandwerk, dass man wirklich sehr, sehr schlecht bezahlt wird. Und ich bin seit ungefähr 19 Jahren im Beruf. Und wenn ich mich vergleiche mit meiner älteren Tochter, die seit fünf Jahren ihre Ausbildung fertig gemacht hat und Vollzeit arbeitet.
00:44:00 dass sie zweifache, natürlich als Mama bin ich sehr stolz, dass sie zweifache verdient als jemand, der 19 Jahre im Beruf ist. Definitiv nicht. Das kann ich mir gut vorstellen. Übrigens, wenn ihr Fragen untereinander habt, fragt euch untereinander und nochmal an euch der Aufruf, wenn ihr euch dazuschalten möchtet, könnt ihr das gerne immer machen per Streamtogether. Macht das gerne und wenn ihr übrigens alle keinen Stream mehr verpassen wollt, dann folgt uns auch gerne hier bei der ARD.
00:44:29 Seide, du hast gerade schon gesagt, dass es dir schon schwerfällt, so nach wie vielen Jahren Arbeit, 19 Jahren Arbeit in deinem Job? 19 Jahre, genau, drei Jahre meine Ausbildung und seit 16 Jahren bin ich auch, genau, ja. Dann lass uns doch mal über das Thema Geld sprechen, weil ich sehe auch ganz viele Kommentare dazu im Chat. Wenn ich dich fragen darf, wie viel verdienst du denn gerade in deinem Job?
00:44:55 Musste ich ganz genau sagen. Du kannst es grob sagen. Ich arbeite Vollzeit.
00:45:06 Ein bisschen mehr als 1.500 Euro. Was du netto rauskommst. Und ich bezahle eine kleine Wohnung, die mir 750 Euro kostet. Und vielleicht für manche ist es peinlich, aber für mich ist es nicht so peinlich, weil da möchte ich auch sehr...
00:45:27 offen darüber reden. Und ich habe auch gestern mit deinen Kollegen auch darüber geredet. Und dann habe ich, weil sie mich gefragt hat, ob ich eine WLAN zu Hause habe. Und da habe ich gesagt, leider, ich habe auch keine WLAN. Seit zwei Jahren sind meine Töchter ausgezogen und ich bin alleine. Und ich muss sehr ehrlich sagen, 50 Euro für mich ist auch viel, dass ich...
00:45:47 eine WLAN zu Hause habe und vielleicht benutze ich, sage ich, abends, wenn ich nach Hause komme, eine Stunde oder zwei Stunden. Und das ist ein kleines Beispiel. Das tut weh. Vielleicht, manche schämen sich, aber das ist die bittere Wahrheit, ja. Ich glaube, wir alle, Knus, du, ich und alle, die gerade hier im Chat sind und im Stream sind, sind sehr dankbar, dass du da auch so offen mit umgehst. Denn ich glaube, gerade in deinem Bereich ist es, und auch im Tätigkeitsbereich,
00:46:15 bist du da definitiv nicht alleine. Welche Erfahrung hast du gemacht? Du hast gesagt, du bist 19 Jahre jetzt tätig, du hast eine Ausbildung gemacht und sagst, ich verdiene viel zu wenig, das kann doch nicht möglich sein. Was muss sich denn ändern, deiner Meinung nach? Eins sage ich dir ganz ehrlich, ich habe auch gar keine Hoffnung, dass es um eine große Veränderung kommt, weißt du, weil so lange das keine so Gewerkschaft...
00:46:42 hinter diesem Handwerk wirklich steht und sich für uns einsetzt. Ich glaube, das passiert wirklich nicht so groß. Natürlich, von einem sage ich Salon zu dem anderen, vielleicht ist es auch ein bisschen, aber wirklich ein bisschen anders. Manche verdienen ein bisschen mehr, aber je du in großen Städten arbeitest, desto bezahlst du natürlich mehr, aber dann bezahlst du für deine Miete und für deinen Lebensunterhalt auch viel mehr.
00:47:10 sage ich, ich bin auch ehrlich gesagt sehr hoffnungslos und kann ich mir auch nicht so vorstellen, dass in ein paar Jahren es zu einer großen Veränderung kommt. Und ich glaube mir, manchmal fühle ich mich wie eine moderne Sklavin, dass du einfach so eine Beschäftigung hast, dass du Ende des Monats um die Runde kommst. Und da bleibt auch wirklich ganz wenig Motivation auch leider.
00:47:37 Ich habe mich gerade eben knus, als ich mit dir darüber gesprochen habe, was muss ich Arbeitszeiten technisch ändern. Du hast ja auch schon gesagt, es sind weniger die Arbeitszeiten oder vielleicht der zeitliche Aufwand insgesamt, sondern am Ende des Tages ist es wahrscheinlich auch bei vielen Leuten auch das Geld. Und das sehe ich auch im Chat. Viele haben das kommentiert, was sie so verdient haben. Ist für dich oder ist für euch beide
00:48:04 Das Geld, mal abgesehen von diesem Image-Problem, was wir eben schon herausgearbeitet haben für das Handwerk, meistens die Bezahlung das ganz große Problem, Sari und Knust? Für mich definitiv, ja. Ich glaube, ja. Weil es gibt einfach viel einfachere Berufe, wo du einfach mehr raus hast am Ende.
00:48:30 Vor allem körperlich anstrengend. Also auch beim Friseur stehst du den ganzen Tag. Ganz genau, das ist wirklich genau. Stehst du den ganzen Tag wirklich, ich sage es nur körperlich, emotional. Du musst auch immer 100 Prozent für deine Kundschaft wirklich da sein. Ist egal, wie es dir geht, du musst immer freundlich sein. Ganz genau und das ist wirklich genauso. Du musst immer lächeln, egal wenn manchmal.
00:48:56 Jeder von uns im Privat hat auch schlechte Tage. Aber wie du sagst, du musst wirklich jeden Morgen mit Lächeln nach vorne gehen. Ich liebe Menschen. Ich liebe mit Menschen arbeiten. Aber manchmal geht es dir richtig schlecht. Aber du musst dastehen wie ein Psychologin. Ich sage es manchmal, du bist nicht nur Physierin, du bist auch Psychologin. Da musst du dastehen und sage ich emotional 100 Prozent auf deine Kundschaft auch bedienen.
00:49:22 René will übrigens noch mal kurz wissen, was heißt denn Vollzeit bei dir? Wie viele Stunden pro Woche arbeitest du? Ich habe 38,5 Stunden. Jetzt ist ja nicht nur das Gehalt, was man bekommt. Bei dir zumindest sei das ein Thema. Bei dir, Knust, weiß ich nicht genau, wie viel Trinkgeld eine Rolle spielt. Aber zumindest sei das bei dir auf jeden Fall.
00:49:50 Welche Rolle spielt Trinkgeld?
00:49:53 100 Prozent ohne das Trinkgeld, ich sage es sehr ehrlich, ich hätte bestimmt sehr, sehr früh wirklich so aufgehört. Und eins dazu muss ich sagen, in diesem Salon, wo ich 16 Jahre beschäftigt bin, das ist wirklich so Familie. Ich habe einen super toller Chef, eine super tolle Geschäftsführerin und super nette Kollegin und ein Grund, dass ich wirklich immer wieder zu mir sage,
00:50:22 Bleibt da. Da denke ich, das ist wirklich mein Arbeitgeber und meine tolle Kollegen. Und eine tolle Sache, dass in Corona-Zeit für mich wirklich passiert ist, weil einmal haben wir drei Monate war Betrieb zu und einmal zwei Monate. Und nachher sind wir in Kurzarbeit. Das heißt, drei Monate gar kein Trinken und nochmal zwei Monate kein Trinken. Und nachher hast du in Kurzarbeit gekommen und ich habe tolle Kollegen gehabt.
Finanzielle Schwierigkeiten und Wertewandel im Handwerk
00:50:4900:50:49 weil ich auch leider ein Jahr vorher war ich auch getrennt. Und ich habe Geld gebraucht. Ich habe als einmal die Geschäftsführerin zu mir gekommen ist und da hat gesagt, wir müssen alle in Kurzarbeit. Ich habe wirklich vor meinem Kunden geweint, weil dann habe ich gesagt, nein, nein, nein, nicht jetzt in Kurzarbeit, weil ich brauche das Geld. Ich habe damals in einer großen Wohnung mit den Töchtern gewohnt und ich habe eine Miete von 933 Euro gehabt und in Kurzarbeit.
00:51:18 habe ich nur 600, ich glaube, 600 oder 630 Euro verdient. Da muss ich dazu sagen, ich habe am meisten gearbeitet, weil viele Kollegen haben gesagt, wir haben Ehemänner oder Partner zu Hause und das mehr Stunden arbeiten als uns. Und trotzdem, das hat nicht gereicht. Knust, spielt Trinkgeld bei dir eine Rolle? Nein, also Backstube gar nicht. Aber nicht vor einem Verkauf.
00:51:46 Doch, verkauft vorne und Kaffee vor allem, wenn das so ist, schon eine kleine Rolle. Und das ist wirklich super, wenn man nicht so angewiesen ist von diesem Trinken. Weil immer, wenn du krank bist, dann musst du immer mit diesem Gedanken, oh Gott, oh Gott, ich habe eine Woche Krankenschein, das heißt eine Woche keinen Trinken. Wenn du Urlaub hast, genauso. Und das finde ich sehr traurig.
00:52:12 Wenn du nicht genug verdienst und immer mit diesen Gedanken jeden Tag, wie läuft das? Manchmal Kundschaft bezahlen mit Karte, da gibt es kein Trinkgeld. Keine Ahnung, ich kann auch nicht von einem Rentner, der selbst nicht genug verdient, dass ich erwarte, mir auch Trinkgeld gibt oder viele junge Leute.
00:52:33 Die sind lieb und nett, die kommen rein, die bedanken sich, bekommen eine tolle Arbeit. Aber du kannst auch nicht für die jungen Menschen erwarten, dass sie ja kein Trinkgeld geben, weil ich denke, diese Krise irgendwie hat uns alle betroffen. René schreibt übrigens dazu auch noch, Trinkgeld wird halt nicht angerechnet für später. Das ist natürlich auch so ein Punkt, den man dabei nicht vergessen darf. Knust.
00:52:59 Vielen Dank, dass du dabei warst. Wir holen nämlich die nächsten Gäste mit dazu. Vielen lieben Dank, dass du deine Ansichten mit uns geteilt hast. Danke, dass ich dabei sein durfte. Sehr, sehr, sehr gerne. Danke dir, Knus. Es sei denn, wir holen direkt unsere nächste Gäste mit dazu, nämlich Johanna, die ja, auch im Handwerk arbeitet. Also wir haben heute ganz viele Leute aus dem Handwerk. Und nochmal die Erinnerung.
00:53:23 Danke an die Kolleginnen und Kollegen vom Saarländischen Rundfunk, die nämlich sich auch heute mitunter auch um die Gäste gekümmert haben, wie Johanna und Seider. Also vielen Dank und falls ich mal dazuschalten möchte von euch, wer gerade zuschaut, die gerade zuschaut, schaltet euch gerne per Streamtogether hinzu, dann kommt ihr hier unten hin. Genauso wie Johanna. Hi Johanna, schönen guten Abend. Hi. Schön, dass du mit dabei bist. Johanna, du bist selbstständig und spezialisiert, Achtung, auf Restauration.
00:53:50 von Japan, unter anderem von japanischem Handwerkszeug und Umbau, genau, und hast ein landwirtschaftliches Gelände umgebaut zur Werkstatt und Schreinerei. Mensch, das ist auch tatsächlich eine ganz besondere Sparte. Wir haben gerade über Trinkgeld gesprochen und welche Rolle das eigentlich spielt. Und ich glaube, das ist auch eben Teil von dieser Krisehandwerk, über die wir sprechen. Deshalb aber auch nochmal an dich die Frage, warum findest du eigentlich, ist das Handwerk in Deutschland in der Krise?
00:54:20 Ich weiß gar nicht, ob ich das finde, dass das Handwerk in der Krise ist. Also ich glaube tatsächlich, wir sind sehr, sehr stark im Umbruch. Wir haben einen ganz großen Wertewandel. Wir haben natürlich auch einen Wandel sozusagen der Werkzeuge, die wir nutzen. Ganz viel wird digitaler. Es verändert sich ganz viel. Die Arbeitskultur verändert sich. Ich glaube, von der Krise würde ich gerade noch nicht sprechen. Also auch, wenn ich natürlich viele Probleme sehe. Aber ich glaube, ich sehe auch einfach total viel Hoffnung und guten Wandel.
00:54:49 Und weil ich gerade eben schon Community-Gast erwähnt habe, so schnell geht es, wir haben einen Community-Gast mit dabei, den ich gerne noch mit dazu holen möchte, der jetzt erscheint. Hallihallo, schon guten Abend. Wer heißt du denn? Oh, wir hören dich noch nicht. Wahrscheinlich müssen wir einmal kurz auf das Mikro drücken und dich unmuten oder muten, unmuten und dann hören wir dich wahrscheinlich auf dem Interface hier irgendwo.
00:55:11 Sag mal gerade was. Hören wir dich? Nein, wir hören dich leider nicht. Du hast auf den Knopf gedrückt, oder? Auf den digitalen Knopf auch. Also nicht aufs Mikro selbst, sondern im Interface bei Streamtogether auf den kleinen Knopf. Da müsste so ein Mikrosymbol sein, da musst du dich einmal entmuten, anmuten. Wo kommen wir hin? Wo kommen wir hin? Ich gebe dir mal kurz ein paar Sekunden. Leider hören wir dich nicht.
00:55:37 Pass auf, probier es einfach mal ein bisschen weiter aus. Wir bekommen das sicher hin, keine Sorge. Bleibt einfach da und ich spreche mit Johanna so lange erstmal weiter mit Seide über unser Thema. Aber keine Sorge, wir bekommen das auf jeden Fall hin. Okay, Johanna, du hast auf jeden Fall gesagt, du findest jetzt gar nicht so per se, dass das Handwerk in der Krise ist. Dann frage ich dich andersrum. Was läuft denn gut? Wo siehst du denn Potenzial? Und was ist denn für dich ermutigend?
Herausforderungen und Chancen für Frauen im Handwerk
00:56:0400:56:04 Ich kann da auch natürlich aus eigener Erfahrung sprechen. Ich bin ja selbstständig, seit neun Jahren schon. Ich habe ziemlich groß investiert, 2018, in meine eigene Werkstatt. Und dann habe ich knapp drei Jahre später, bin ich schwanger geworden und habe dann gemerkt, das war jetzt eigentlich nicht so vorgesehen. Und habe zudem gemerkt, dass das wirklich...
00:56:29 eigentlich noch niemanden so wirklich beschäftigt hat. In den Verbänden nicht und auch im Handwerk nicht so wirklich. Und es gab dazu keine Positionierung. Es gab dazu nicht wirklich Leute, die dazu gesprochen haben oder die sich dafür eingesetzt haben, dass eben zum Beispiel Selbstständige auch Mutterschutz bekommen. Und das bekommen sie eben derzeit nicht. Und das ist gerade für uns im Handwerk ein Riesenproblem. Und in diesen drei Jahren ist total viel passiert für mich. Also ich bin seitdem sozusagen mit dem Thema aktiv.
00:56:55 Und der Zentralverband des Deutschen Handwerks zum Beispiel, der hat das jetzt auch als Thema für sich mit aufgegriffen, als Forderung. Und ich habe das Gefühl, dass ganz viele Handwerkskammern auch ganz viel machen zu Frauen im Handwerk, zu neuer Arbeitskultur und zu, also ganz viel, um sozusagen die Strukturen auch zu verändern und zu verbessern, was jetzt Vereinbarkeit betrifft. Und da haben wir natürlich viel aufzuholen, das ist richtig, aber ja.
00:57:21 Ich sehe auch, dass der Wille total da ist und das finde ich gut und das macht mir Hoffnung. Ja, übrigens auch für euch gilt, wenn ihr Fragen untereinander habt, stellt sie euch gerne. Dafür sind wir da. Ich finde es nur so krass, weil ihr beiden, also Seide und du, Johanna, einfach scheinbar sehr unterschiedliche Perspektiven habt auf das Handwerk in Deutschland. Also, dass du, Johanna, im Zweifelsfall echt eher positiv und Seide bei dir, wie hast du es gerade eben gesagt, du fühlst dich als… Obwohl ich ein sehr optimistischer Mensch bin, aber leider…
00:57:50 Das ist die Wahrheit. Ich kann das schon noch nachvollziehen. Ich glaube, es ist wirklich auch teilweise ein weiter Weg. Und das Problem ist wirklich, manchmal geht es halt einfach an die Substanz. Und vor drei Jahren war das bei mir auch so hochschwanger auf der Baustelle. Ich weiß nicht, ob ich meine Fixkosten noch halten kann, ob ich die Aufträge fertig kriege. Und ob ich dann wirklich nicht im Wochenbett meinen Betrieb zumachen muss. Das war...
00:58:18 auch sehr, sehr heftig für mich. Und was es mit mir gemacht hat, eigentlich diese Wut und diese Verzweiflung, war, dass ich aktiv geworden bin. Und dadurch habe ich sozusagen für mich eine Art von Momentum gefunden, wo ich merke, okay, ich kann aber mitgestalten. Und ich weiß aber, dass es extrem viele Ressourcen kostet, die man nicht unbedingt hat. Vor allem nicht als Mutter oder als alleinerziehende Mutter. Also die ja einfach auch total belastet ist. Das kann ich voll nachvollziehen.
00:58:46 Wir versuchen es nochmal mit unserem Community-Gast. Wahrscheinlich musst du dich einmal kurz... Ja, jetzt hören wir. Geil. Das war das falsche Zielgerät. Die falsche Zielquelle war ausgewählt. Ich bin Roman. Hi, guten Tag in die Runde. Hi Roman. Hallo. Schönen guten Abend. Ja, warum hast du dich dazu geschaltet? Was ist dein Take?
Image des Handwerks und Fachkräftemangel
00:59:0500:59:05 Mein Take ist, dass ich selber Meister bin. Ich habe Zersparungsmechaniker mal früher gelernt, vor zwölf Jahren, 2013. Habe da Meisterschule gemacht, bin dann Feinwerkdrehermeister geworden. Und ich arbeite jetzt quasi in so einem Bereich, reine Verwaltung, Büro, wo es aber darum geht, Leuten auch für Jobs zu begeistern. Ich habe mal mit Berufsberatern zusammengearbeitet und Ähnliches. Und das ist halt ein Riesenthema bei uns die ganze Zeit.
00:59:30 Also ich habe 2012 Abi gemacht und 2012 war es am Gymnasium Dauerthema. Alle gehen nur studieren, Handwerk, alles böse. Wenn du Abi gemacht hast, dann brauchst du auch keine Ausbildung mehr machen, sondern du musst dann akademisch dich ausbilden lassen. Also wir wurden alle so geprimed, nur in die Richtung. Und ich habe das dann einmal so getestet. Den ultimativen Praxistest in Germanistik und Politik war kein, nicht gut. Dann habe ich gesagt, okay, Ausbildung. Und das war die richtige Entscheidung. Und ich glaube, das...
00:59:58 bräuchte man mehr, also die Schulabgänger auch mehr in so eine Richtung auch wieder öffnen, dass die nicht nur alle einfach irgendwas studieren und dann wieder abbrechen im Zweifelsfall. Ich finde, das ist ein relativ harter Umstieg. Also ich war auf einem relativ guten Gymnasium, würde ich sagen, jetzt im Nachgang betrachtet. Und trotzdem, ich bin danach, also die Fallhöhe war krass, dann einfach in irgendeiner riesen Uni mit 40.000 Studis hingeschmissen zu werden. War brutal. Deswegen, Ausbildung war top damals.
01:00:24 Ich bin der Gilb, er hat dazu aufgeschrieben, das Problem ist die Wertschätzung generell im Handwerk, du hast es gerade schon angesprochen, damals war 2012, hast du gesagt, das ist jetzt auch schon echt 12, 13 Jahre her, ungefähr um die gleiche Zeit habe ich auch Abi gemacht, da stand bei wenigen Leuten und ich...
01:00:38 bin auf dem Land groß geworden, da könnte man ja noch denken, viele wollen vielleicht auch eine Ausbildung machen. Da stand das aber auch nicht so auf der Agenda, da wollten das auch nicht so viele Leute machen tatsächlich. Aber cool, also du hast Zerspanungsmechaniker gelernt, das habe ich mir richtig aufgeschrieben. Trotzdem eine Sache finde ich gerade... Ja, dieser ist so der eigentliche Begriff. Ich habe es mir trotzdem feinsäuberlich aufgeschrieben, damit ich das nicht vergesse tatsächlich. Stopp.
01:01:03 Aber eine Sache, weil ich die gerade hier im Chat noch lese, das würde mich auch von dir, Johanna, sehr interessieren. Und zwar Mimi mal anders schreibt. Ich wollte damals mein Schulpraktikum in der Schreinerei absolvieren. Ich wurde aber abgelehnt mit den Worten, Frauen vom Gymnasium nehmen wir nicht.
01:01:25 Das ist so traurig. Ich bin auch eine Frau vom Gymnasium, ja. Also ich war auch erst auf dem Gymnasium und danach kriegst du halt irgendwie so ein Vorurteil im Handwerk, dass du quasi nur im Kopf arbeitest und zwei linke Hände hast. Und da darfst du eh das Frau sein sowieso noch mit dazu. Ich finde es echt traurig. Und dann kommst du eigentlich, also wenn du den Betrieb findest, kommst du da rein und du wirst die ganze Hände beobachtet, du wirst bewertet.
01:01:53 Du willst ja eigentlich was lernen, aber du wirst eigentlich sozusagen schon direkt wieder degradiert. Also es ist teilweise wirklich hart, das ist natürlich jetzt zugespitzt, aber letztendlich bist du immer eine Exotin, du bist immer die, die anders ist, du bist immer die, die irgendwie nicht so richtig dazugehört. Also es ist schon, ja, das ist schon schade teilweise. Ich forschalisier das jetzt gerade ein bisschen, aber es ist wirklich...
01:02:17 Der Kommentar ist auch ein bisschen überspitzt. Aber wir haben, und ich meine, das kommt natürlich auch auf den Bereich an. Ich glaube, bei dir ist der Frauenanteil ...
01:02:26 Natürlich sehr hoch. Es kommt da ganz aufs Handwerk an. Wir haben aber mal eine Grafik für euch da vorbereitet, wie es eigentlich ausschaut mit dem Frauenanteil im Handwerk. Wir blenden euch das jetzt mal ein. Genau, da seht ihr es ja schon. Also 2013 ist der weiße Biken, 2024 ist hier der orangen Biken. Und ihr seht, zumindest Meisterinnen gibt es ein paar mehr. Aber ich meine, gegenüber den 23-24% oder 13-17 und 47-45% stehen...
01:02:55 natürlich auf der anderen Seite die Männer gegenüber und wahrscheinlich ist der Anteil der Non-Milären beispielsweise dann noch einen Ticken kleiner, aber da seht ihr schon, also der Hauptteil ist dann doch immer noch männlich. Johanna und Seide, welche Erfahrung habt ihr denn eigentlich gemacht? Wir haben es ja gerade schon angesprochen mit Diskriminierung als Frau. Seide, wie schaut das bei dir aus? Gab es da überhaupt irgendwas? Ich vermute mal, weil dein Beruf als Friseurin einfach
01:03:23 grundlegend von mehr Frauen ausgeüpfelt. Wahrscheinlich gar nicht, oder? Oh, jetzt hören wir dich wieder nicht. Ah, da ist dein Ton leider gerade wieder weg. Wahrscheinlich, da ist so ein Knopf, da musst du dich entmuten. Da ist so ein kleiner Knopf, vermute ich. Ich bin mir aber gerade nicht sicher. Ah, nee, du hast den Knopf ja tatsächlich nicht. Es sei denn, wir probieren es gleich nochmal bei dir. Kein Problem. Wir bleiben am Ball technisch. Dann gehe ich auf dich, Johanna. Welche Erfahrung hast du denn eigentlich gemacht mit Diskriminierung? Wir haben es gerade schon angesprochen.
01:03:54 Bei mir war das so, ich war in einem Betrieb für die Ausbildung, da war ich mit vielen anderen Auszubildenden, die weiblich waren. Das war cool. Also ich glaube, da war es nicht so das Thema, außer wenn jetzt zum Beispiel Lieferungen kamen, dass ich rausgegangen bin mit einem Mitauszubildenden, der ist im Kopf kleiner gewesen als ich und der Lkw-Fahrer war total enttäuscht, dass sozusagen hier eine Frau mit rausgeschickt wurde und wo denn die starken Männer sind.
01:04:17 Und das ist jetzt noch so gewesen, als Meisterin dann, dass sie bei mir auf den Hof kommen und dann total froh sind, dass ein Praktikant mit rauskommt, der eigentlich noch nie viel gehoben hat und auch nicht die Erfahrung hat wie ich. Das ist manchmal wirklich nervig. Ich war vier Jahre lang auf traditioneller Wanderschaft. Das kennt ihr ja wahrscheinlich jeweils. Und da war es so. Also ich war in verschiedenen Ländern und ich hatte den Eindruck, dass die Vorurteile gegenüber Frauen im Handwerk über ein bisschen unterschiedlich waren.
01:04:46 Das hat es für mich sehr gut relativiert. Also ich war zum Beispiel in Kanada für fast ein Jahr und habe da an verschiedenen Tischlereien gearbeitet. Und da hatte ich den Eindruck, dass einem das Heben zum Beispiel nicht zugetraut wurde, aber dass man die Zeichnung lesen kann, dass man technisches Verständnis hat und so weiter. Und dann war ich in Neuseeland, habe da gearbeitet und da war es irgendwie genau andersrum. Also da war es eher so, dass die einem das zugetraut haben anzupacken. Und dann war ich ein Jahr lang in Japan und da war es so, dass es wirklich irgendwie...
01:05:15 Und das Bild da war, dass Frauen sozusagen generell die Belastung, diese sozusagen emotionale und diesen Druck nicht aushalten können. Und da war ich wirklich am Ende dann auch an einem Punkt, wo ich dachte, ja und jetzt habt ihr euch selber entlaubt. Ich mache dann nicht mehr mit bei den Vorurteilen. Roman, du hast gerade eben gesagt, dass du jetzt gerade in einem Büro arbeitest und Leute versuchst, für Jobs zu begeistern. Jetzt bist du ja auch ein Mann und jetzt...
01:05:38 Stell ich mir vor, du musst jetzt aber auch Frauen für den Zersparnungsmechaniker oder Mechanikerinnenberuf irgendwie begeistern. Vor welchen Hürden steht ihr da denn gerade, junge Leute, junge Frauen auch für solche Handwerksberufe zu begeistern? Ja, dass sie einfach keinen Bock drauf haben, aus nachvollziehbaren Gründen. Also ich kann allem beipflichten, was hier vor mir schon gesagt wurde, nämlich, dass ich...
01:06:02 Als ich damals Azubi war, drei Jahre in einem großen, riesen Metall produzierenden Konzern, plus nach drei Jahren als Geselle, dass eine Praktikantin beispielsweise auch vom Girls' Day mal vorbeikommt. Ich habe immer so die Praktikantinnen alle so ein bisschen an meiner Maschine gezeigt, was ich mache. Da waren echt fähige Leute bei, wurde alles abgewiegelt. Also mein Meister hat immer den legendären Satz gesagt, ja, Frauen haben hier eh keine Chance in der Abteilung. Fertig. Dann haben wir das Thema vergessen.
01:06:28 Der führt 40 Leute. Wenn der schon so eine Einstellung hat, dann brauche ich hier, kann ich auch mit einer Wand reden. Und dann, ich würde sagen, trotzdem versuchen, versuchen, damit der Change kommt. Weil jetzt, wie es jetzt ist, ist es unhaltbar. Also die Statistik, die du gerade gezeigt hast, ist ja noch vor dem Hintergrund, dass ja Frauen in Deutschland tendenziell immer bessere Schulabschlüsse erzielen und immer besser schulisch qualifiziert sind als Männer. Und trotzdem.
01:06:56 geht da ja auf dem Weg was verloren. 2013 habe ich selber gelernt und der Anteil der Gesellenden ist im Vergleich zu 2024 derselbe geblieben. Das geht halt nicht fit. Also das ist wirklich in elf Jahren, wenn ich es richtig gesehen habe, hat sich nichts geändert. Also ich sage immer zu den Leuten, versucht es trotzdem. Bei den Mädels muss man leider sagen, die müssen vielleicht mehr Bewerbungen schreiben, leider.
01:07:20 Aber trotzdem versuchen, der Fachkräftemangel, weil der Engpass macht es gerade einfacher, in Anführungszeichen, weil wirklich, was ich mitbekomme von den Handwerksbetrieben, die schreien gerade nach Leuten, die nehmen gerade jeden. Also die Not ist gerade so groß. 2013 war es für mich mit Abi super schwierig, eine Azubi-Stelle zu bekommen. Ich wurde einfach abgelehnt mit einem 2.2er Abi, weil ich als überqualifiziert galt für eine Ausbildung.
01:07:45 Und heute ist es egal, du gehst einfach irgendwo hin in den Betrieb und die sind froh, wenn überhaupt sich jemand auf die Stellen bewirbt. Und das kommt dem Ganzen gerade zugute, würde ich sagen. Obwohl man ja sagen muss, sorry, wenn ich reingehe, aber es betrifft ja vor allem Haupt- und Realschüler, und ich habe das hier nochmal vorbereitet, obwohl die ja am häufigsten Ausbildungsplätze suchen, bleiben die ja oft unversorgt tatsächlich. Und gleichzeitig bleiben ja gerade Ausbildungsstellen, die nur mittlere oder einfache Schulabschlüsse erfordern, häufig unbesetzt.
01:08:13 Also das ist ja irgendwie so ein ganz interessantes Spannungsfeld. Die bleiben dann einfach oft leer aus oder gehen leer aus, besser gesagt.
01:08:22 Ja, also das, darf ich da kurz was zu sagen? Also ich habe, was ich von so Ökonomen mitbekommen habe, ist, dass wir jetzt auch nicht streng genommen einen richtigen Engpass oder einen Mangel an Fachkräften haben, sondern die jeweils passend qualifizierten Personen in Deutschland sind falsch verteilt, in Anführungszeichen. Das ist mit der Volkswerte mal irgendwie so erklärt. Und das Matching muss wieder funktionieren. Ich glaube, das Matching funktioniert auch dadurch, wenn...
01:08:46 Wie gesagt, man die Leute motiviert, die Frauen in dem Sinne dann auch wirklich, bleibt hartnäckig und bewerbt euch. Und dass man aber auch den Arbeitgebern sagt, dass die gefälligst auch einen Teil von ihren Vorurteilen und den Sexismus mal ablegen. Also das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es einfach mehr als genug Arbeitgeber gibt, meinen Ex-Arbeitgeber mit eingerechnet, mit solchen Äußerungen vom Meister, die da echt nicht bereit sind, nicht mal andersweise bereit sind, auch mal über den Tellerrand hinaus zu schauen.
01:09:15 sondern einfach nur weiter da ihre 40-Mann-männliche Abteilung behalten wollen. Ja, und so wird auch untereinander umgegangen. Also ich fand es in einem rein männlichen Umfeld zu arbeiten auch jahrelang irgendwann auch nicht mehr witzig. Und deswegen bin ich aus dem Konzern raus, ganz ehrlich. Sag ich als Mann selber. Roman, vielen Dank, dass du mit dabei warst, dein Take heute mit uns geteilt hast. Super cool, dass das geklappt hat und dass du dich hier beim Mixed Talk per Stream Together eingewitzt hast. War gar nicht so kompliziert. Kann man dir gerne nachmachen.
01:09:41 Sehr schön. Danke dir, Roman. Wir probieren es nochmal. Sag mal was. Wir probieren mal, ob wir dich hören.
01:09:51 Nein, wir hören dich leider nicht, Seide. Dabei hätte ich noch ein, zwei spannende Fragen für dich gehabt, Seide. Willst du es noch einmal probieren, irgendwelche Knöpfe zu drücken, irgendwas zu machen, Seide? Vielleicht funktioniert es gleich, dann bekommen wir das hin, weil ich finde ja das Thema, wir haben ja, Johanna, wir haben über das Thema Diskriminierung gesprochen aufgrund des Geschlechts, aber ich glaube, was Seide, vielleicht kannst du Seide mit...
01:10:13 Zumindest nicken, mit uns sprechen. Aber was beiseite ja dann wahrscheinlich nicht das Problem ist, weil dort in dem Handwerksberuf dann einfach auch sehr viele Frauen sind. Aber da ist ja dann auf der anderen Seite wieder...
01:10:24 finanzielle Diskriminierung, könnte man sagen, oder einfach große finanzielle Benachteiligung einfach da. Also das, was wir gerade eben von Seide ja gehört haben, dass es einfach fehlt. Und Seide, ich wollte eigentlich mit dir noch so ein tolles Zitat durchsprechen oder dir sagen, und zwar von Jörg Dietrich. Der ist nämlich Handwerkspräsident und der hat nämlich gesagt, wenn der Friseur zum Luxusprodukt wird, sind wir auf der schiefen Ebene. Und da habe ich mich nur so gefragt, okay, bedeutet das?
01:10:48 Friseure dürfen nicht teuer werden, weil dann haben wir ein Problem, aber höhere Preise würden ja auch bedeuten, okay, vielleicht würdet ihr mir hoffentlich Geld verdienen. Ach, das hätte ich so gerne mit dir besprochen, aber würdest du mit ihm da übereinstimmen, Seide? Kannst du nicken? Ja oder nein? Ja, okay. Ich merke schon, du willst was sagen dazu. Ach, ist das so ärgerlich. Wenn ich Seide, schreib es gerne in den Chat, dann bleibst du uns auf jeden Fall so erhalten. Es tut mir total leid.
01:11:17 dass es nicht ganz funktioniert. Aber Seide, schreib es gerne in den Chat rein und wir holen unsere nächsten Gast mit dazu. Aber trotzdem sehr, sehr, sehr spannend und mega cool, dass Seide so offen war und auch ihre Probleme und Problematiken hiermit uns so offen geteilt hat. Das weiß ich wirklich, wirklich sehr zu schätzen, denn so einen offenen Umgang, auch du, Johanna, also auch das, was du auch erklärst, ich glaube, das ist tatsächlich sehr, sehr selten. Dementsprechend vielen lieben Dank.
Aufklärung, Leidenschaft und strukturelle Probleme im Handwerk
01:11:4201:11:42 Wir hören unseren nächsten Gast aber mit dazu, und zwar Tim Rögele, der jetzt gleich neben uns, über uns, unter uns erscheint, hier im Fenster. Einen schönen guten Abend, Tim. Hallo. Hallo, servus, Marvin. Das ist mal ultra cool, dass du das Ganze machst, finde ich. So den Hammer. Ich hoffe, ihr könnt mich hören komplett. Geht das alles? Ihr könnt euch sehr gut hören. Einwandfrei könnt ihr dich hören. Okay, also ich muss sagen, so handwerkstechnisch muss ich sagen, finde ich so allgemein.
01:12:08 finde ich, fehlt einfach ein bisschen die Aufklärung. Ich finde, klar verdient man jetzt vielleicht ein bisschen weniger, als wenn man studiert oder so, aber ich finde, viele haben vergessen, dass es in vielen Berufen um Passion geht, um wirklich eine Berufung, um einem, was einem gefällt, dass man so wirklich dieses eigene handwerkliche Geschick auch mal umsetzt oder sowas. Das finde ich, das wird viel zu wenig wahrgenommen. Es geht immer nur, wie kann ich am meisten verdienen, verdienen, verdienen, anstatt mal wirklich mal drüber nachzudenken, was möchte ich ja nicht wirklich machen.
01:12:37 irgendwie. Und das, finde ich, kommt ein bisschen zu wenig und da müsste man ein bisschen mehr aufklären. Und da sind wir momentan jetzt Social Media-mäßig, wie jetzt zum Beispiel Knus oder auch andere Leute, wo das Handwerk mal transparent zeigen und den Leuten mal die Möglichkeit geben zu zeigen, eigentlich super. Ich habe gerade Tim gesagt, ich wollte eigentlich Timo sagen, sorry dafür, dein Name ist falsch ausgesprochen.
01:13:02 Du bist ja auch auf Twitch unterwegs und streamst auch und versuchst so auch das Handwerk populärer zu machen. Tatsächlich habe ich am Anfang mit Knus auch schon darüber gesprochen, dass Auffindbarkeit, das Image tatsächlich so ein bisschen das Problem ist, weil Johanna, ich glaube, da würdest du mir auch zustimmen, du hast ja schon gesagt, du bist begeistert von deinem Handwerk. Du brennst dafür und siehst halt strukturelle Probleme, so grundsätzlich. Aber das Handwerk an und für sich,
01:13:31 glaube ich, je nachdem, was man natürlich macht, da seid ihr beide total Fans von. Und es ist dann die Auffindbarkeit und das Imageproblem dann oftmals auch. Definitiv. Was begeistert dich dann persönlich so sehr an deinem Handwerk? Die Varianz. Also Metzgerhandwerk zum Beispiel selbst, finde ich, persönlich ist ein Handwerk, was für alle Sinne ist. Das heißt, hören, sehen, fühlen, schmecken, alles ist irgendwo mit dabei. Bedeutet, man möchte was kreieren und
01:13:59 macht sich Gedanken drüber. Ich möchte ein neues Produkt entwickeln. Zum Beispiel, wie ich es jetzt öfter mache, dass wir die Community einladen und die entscheiden, was für ein Produkt am Ende gemacht wird irgendwie. Die sagen, was kommt mit rein und man lässt sich auf neue Sachen ein, man geht kreativ in den Job rein auch und hat dann einfach dieses Gespür dafür, um das Produkt dann am Ende auch überhaupt erstehen lassen zu können. Und das finde ich so cool an diesem Handwerk, dass wir eigentlich so...
01:14:24 Dieses, was jeder so schmecken möchte oder man gerne sich wünschen würde, was für ein Produkt es gibt, dass wir dafür sorgen können in diesem Handwerk, dass wir es eigentlich umsetzen können. Und das finde ich so mega. Die Kreativität, dieses Abwechslungsreichtum von wir fangen an zu zerlegen, wir machen die Würste, wir wissen, was in der Biochemie passiert mit den Produkten. Und das ist das, was mich so begeistert, da nicht dahinter.
01:14:51 mehr oder weniger Kopf bis Fuß, auch wenn es jetzt eine wirkliche passende Metapher ist, wirklich alles verwenden zu können und das Wissen anwenden zu können dafür. Wobei, was ich mich frage, auch Johanna, in dieser ganzen Image- und Auffindbarkeit-Debatte,
01:15:09 Trotzdem steht ja immer noch strukturell, gibt es ja strukturelle Probleme. Du warst ja auch unter anderem beteiligt an einem offenen Brief und Petition 2024 der Azubi-Hilfe, des Azubi-Hilfe-Netzwerks. Und wenn ich mal kurz daraus zitieren darf, was da so drin stand, unter anderem nämlich, die allgemeine Situation von Auszubildenden im Handwerk ist erschütternd. Azubis werden mit drei bis sechs Euro Stundenlohn als billige Arbeitskräfte ausgebeutet und müssen oft unter rechtswidrigen Arbeitsbedingungen arbeiten.
01:15:38 Im Handwerk wird Schutzausrüstung nicht gestellt, über Gefahren nicht aufgeklebt und so weiter und so weiter. Also ich frage mich da, also die Frage geht an euch beide, aber vor allem an dich jetzt in dem Fall, Johanna, Image ist das eine und Begeisterung für eure Berufe zu zeigen online auf Social Media ist super, aber gleichzeitig habe ich dann auch so ein bisschen das Gefühl, naja, dann haben wir im nächsten Jahr, wenn das funktioniert, ganz viele Leute, die total begeistert sind und werden dann jetzt ein bisschen zugespitzt hier, aber ausgebeutet.
01:16:07 Wie passt das zusammen? Was muss passieren, Johanna? Ich glaube, das ist eh immer so eine ziemliche Gradwanderung, die man betreibt. Also ich will ja auch über das reden, was mir total gefällt an meinem Handwerk. Also das ist auch genauso die Vielseitigkeit und dieses wirklich vielfältig gefordert sein und wirklich sinnstiftend zu arbeiten.
01:16:27 Und gleichzeitig ist es so, dass wir strukturelle Probleme haben, dass wir neue Leute haben, die ins Handwerk wollen oder im Handwerk sich auch entfalten wollen und die so ein bisschen aus so einer Altherrenliga manchmal trifft. Und ich finde es total wichtig, da auch zu vermitteln. Also ich habe das Gefühl, ich stehe da manchmal so ein bisschen dazwischen. Also ich bin natürlich viel mit den Handwerkskammern im Austausch und auch mit dem ZDH, um zu gucken, was können wir sozusagen strukturell verbessern.
01:16:54 Und da gibt es Leute, die sich wahnsinnig gut dafür einsetzen, dass auch Auszubildende gut gehört werden. Und gleichzeitig haben wir aber junge Leute, die eben sagen, ich möchte wirklich vertreten sein mit meinen Anliegen, aber es gibt keine wirklichen Gremien dafür, habe ich den Eindruck. Und ich finde es total wichtig, dass diese Welten da auch miteinander kommunizieren und zusammenwirken können. Deswegen war es für mich auch wichtig, auch wenn ich jetzt zum Beispiel von dem...
01:17:18 Auf einem Brief hätte ich manche Wörter vielleicht anders gewählt, aber für mich war dann auch gleich, ich werde denen jetzt nicht vorschreiben, wie die sich auszudrücken haben. Ich will auf jeden Fall die Sache an sich unterstützen und sagen, hey, es ist so wichtig, dass die gehört werden. Und auch vielleicht aus einer persönlichen Erfahrung heraus, bei der ich unglaublich viel auf Instagram angeschrieben wurde, von Mädchen, die in Sandberg wollen oder gerade die Ausbildung angefangen haben.
01:17:46 Und mir dann schreiben, ich weiß überhaupt nicht, wohin ich mich wenden soll. WhatsApp-Chef zum Beispiel von der Berufsschule sind total rassistische, total sexistische Nachrichten. Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie ich sozusagen damit umgehen soll. Und ich stehe da und kriege dann Screenshots, bei denen ich mir gewünscht hätte, ich hätte eine Triggerwarnung gekriegt und ich bin zehn Jahre älter oder sogar 15 Jahre älter.
01:18:07 Man fragt mich, okay, also wie krass ist das für die? Ich finde es total wichtig, dass sie unsere Ansprechpersonen haben, dass sie auch das Gefühl bekommen, gehört zu werden. Und deswegen finde ich es total wichtig, das zu unterstützen. Auch wenn natürlich klar ist, es ist nicht immer einfach in der Kommunikation untereinander. Da müssen alle echt noch ganz schön viel lernen am Netzwerk, glaube ich. Wie machst du das so ein ähnliches Gefühl?
01:18:29 Ich meine, ihr seid ja auch unterschiedliche Branchen, muss man dazu sagen, dass es bei euch auch so strukturelle Probleme gibt, wo man sagen kann, naja, ist ja schön, wenn wir mehr Image machen, mehr Image-Kampagnen machen, mehr online sind, aber am Fundament ändert das trotzdem nichts. Also Image prinzipiell ja, aber das ist jetzt eher so wegen veganen Fleisch essen und so. Was jetzt zum Beispiel...
01:18:51 Bezahlung, Arbeitsschutz und sämtliche Geschichten angeht, kann ich jetzt zumindest von allen, wo ich jetzt eine Ausbildung kenne, vom Meisterkurs kennen, von meiner Tour, die ich Anfang Deutschlands gemacht habe, kennen, das jetzt eher weniger bestätigen, dass da weniger darauf geachtet wird bei Auszubildenden.
01:19:07 Ich kenne auch viele Frauen, die Metzger entweder in der Lehre angefangen haben, mit mir in der Lehre waren, auch mit mir den Meister gemacht haben. Auch da war das nie ein Problem. Ich weiß nicht, ob das jetzt vielleicht berufsspezifisch ist, das ganze Thema. Bei uns selbst ist das null Problem eigentlich. Also kenne ich jetzt nicht anders, sage ich es mal so. Wir haben damit auch kein Problem jederzeit. Wir hatten auch letztens oder mehrere Frauen jetzt eigentlich im Laufe von unserer Metzgerei Frauen angestellt gehabt.
01:19:35 Und es ist absolut kein Thema. Man findet Lösungen für Defizite, egal ob es jetzt Mann oder Frau ist. Und sorgt halt dafür, dass man einfach einen schönen Arbeitsablauf hat. Wir sind halt ein kleinerer Betrieb. Wir sind eine kleine Dorfmetzgerei. Ist vielleicht wieder was anderes wie in einem Großbetrieb oder sowas. Aber bei mir muss ich persönlich sagen und auch im allgemeinen Handwerk, was ich persönlich kennengelernt habe, gibt es die Probleme eigentlich eher weniger. Imagemäßig ist es im Metzgerhandwerk eher eben, wie gesagt, vegan, vegetarisch.
01:20:03 diese Konfrontationen. Lieber Chat übrigens, mich würde mal interessieren, welchen Handwerksberuf würdet ihr eigentlich aussuchen, ausüben, wenn ihr denn eigentlich müsstet? Also, wenn ihr müsstet und euch einen raussuchen müsst, welchen würdet ihr machen? Schreibt das mal in den Chat, würde mich sehr interessieren. Ich würde, das muss ich selbst mal überlegen, ich habe die Frage gestellt und habe nicht überlegt, was ich dazu sagen würde, tatsächlich. Das ist eine gute Frage. Was würde ich denn machen? Ich glaube, ich hätte am Ende schon Bock, irgendwas zu
01:20:32 Oh, doch, ich wüsste was. Ich glaube, ich wäre Polsterer, weil mein Dad hat das gemacht. Und so hätte ich zumindest schon eine Grundlage und wüsste dann, wen ich mich wenden müsste. Also ist leider Gottes auch so ein aussterbender Beruf, Polsterer, Sachen zu polstern. Aber ich glaube, das würde ich machen, weil ich wüsste dann, wen ich mich wenden müsste. Aber schreibt mir das gerne mal in den Chat. Ich sehe auf jeden Fall Elektriker, sehe ich. Metzger wird auch geschrieben Landwirt, stimmt, ja. Kfz-Mechatroniker oder Mechaniker. Elektriker, Schreiner, wenn ich nochmal wechseln könnte, definitiv.
01:21:01 Restaurator. Ich würde immer wieder bei der Elektro-Trächtigkeit bleiben. Viele Mechaniker hier. Schreidermeister auch. Oder Dachdecker, wäre auch gut. Tischterritten, Kfz-Mechaner, Elektra. Ich glaube, das sind, daran kann man doch ganz gut erkennen, zumindest welche Berufe ein gutes Image haben oder welche Berufe sehr gebraucht werden. Ich würde sagen, Elektriker, da gibt es generell ein bisschen Notstand.
01:21:29 Auch was, also wenn ich mir angucke, wie lange ich so warten muss auf so einen Termin. Dauert schon mal ein bisschen. Koch ist auch mit dabei. Und Schmied. Oh. Wäre ja auch gut. Schmied ist sehr, ist schon sehr traditionell, sehr alt. Oder Busfahrer. Wo ist Busfahrer an Handwerk? I'm not sure. Da bin ich mir jetzt nicht so ganz sicher.
01:21:49 wo es Faden an Handwerk ist. Aber gut. Alles, was Gas, Wasser ist. Also alles, was sehr nützlich ist, wo wir sowieso schon Notstand haben, wo wir nicht genug Leute haben. Dedex Hotelfachmann. Ist das... Da bin ich mir nicht ganz sicher.
01:22:02 Ob das ein Handwerk ist, weiß ich jetzt auch nicht. Aber Goldschmied finde ich auch gut. Da kann man doch in der Oberstein fahren, die Edelsteinstadt Deutschlands, um da als Goldschmied eine Ausbildung zu machen. Fun Fact, aus der Gegend komme ich ursprünglich her. Da haben tatsächlich einige Leute die Ausbildung zum Edelsteinschleifer oder Schleiferin gemacht. So, wie bekomme ich jetzt den Übergang wieder hin? Timo.
01:22:28 Gibt es eigentlich bei euch in der Branche, also gerade explizit in dieser Metzgerbranche, eigentlich Probleme, Nachwuchs zu finden? Habt ihr da Probleme? An sich definitiv ja. Also was ich jetzt auf der Tour miterlebt habe, ist, dass wir schon sämtliche andere Lösungswege gehen müssen oder wollen oder gehen, ja doch eigentlich auch schon irgendwo gehen müssen.
01:22:48 ist, dass man jetzt sich darum kümmert als Selbstständiger, dass man jetzt zum Beispiel dann Auszubildende aus dem Ausland zusammenholt, dass man irgendwie das Handwerk überhaupt am Leben erhält, die Arbeitskapazität überhaupt halten kann, dass jemand die Verantwortung übernimmt, beziehungsweise jemand die Arbeit übergeben kann. Ich selber muss jetzt sagen, also wir persönlich, wir kriegen jetzt wieder einen Auszubildenden, muss ich auch sagen, ist auch wieder Social Media mäßig ein Grund, warum es überhaupt so passiert.
01:23:16 Ich habe jetzt, seitdem ich jetzt mit YouTube Social Media allgemein oder das Metzgerhandwerk mal populärer zu zeigen angefangen habe, habe ich jetzt schon über 20 Auszubildenden ins Metzgerhandwerk gebracht, aber jetzt nicht im Sinne von, ich mache es, weil es der Metzgermeister Röckele macht, sondern weil man ein bisschen einfach mal den Job zeigt und das Interesse mal den Leuten gibt.
01:23:36 Und das finde ich, das fehlt heutzutage einfach viel, dass wenn man in der Schule ist, bombardiert mit Wissen und man muss auswendig lernen, auswendig lernen, auswendig lernen, sich wenig Gedanken darüber macht, was will ich später mal werden und sich da auch wirklich keinen Kopf darüber macht, was muss ich dann überhaupt machen, so übertrieben gesagt. Und so Metzger oder weißt du schon, solche Berufe wie Bauer, Metzger, Bäcker und solche Geschichten, da denken wir erstmal nicht drüber nach, weil erst einmal ist das Sinn.
01:24:02 für irgendwas muss ich mich entscheiden, ja, ich will mal jetzt irgendwie groß Geld machen. Das wird, finde ich persönlich, zu wenig gefördert einfach. Und deswegen habe ich das mit YouTube so ein bisschen angefangen, für Leute, die gerne konsumieren, beispielsweise Fleisch oder Wurst und sich dafür interessieren, wie wird es gemacht, einfach mal zeigen, den Leuten näher bringen den ganzen Beruf und ich denke, so ist es der beste Weg, wenn wir den Leuten wirklich mal attraktiv, oder was ist attraktiv, einfach mal zeigen, wie es in der Realität ist, der Beruf, so kriegen wir die meisten rein, weil es muss halt einfach gesehen werden, es ist wie...
01:24:31 Wenn ich die Wurst nicht in der Tee gelegen habe, kauft die kein Mensch. Die Leute wissen ja gar nicht, dass es das gibt. Ich muss es denen präsentieren, ich muss es denen zeigen und nur so kriege ich die Leute ins Handwerk rein auch. Und da ist halt die Arbeit, finde ich, von Handwerkskammer, Innungen und so weiter ein bisschen zu gering. Deswegen habe ich mich dafür entschieden, das auf meine eigene Kappe zu machen und so zu zeigen.
01:24:54 Herr Dredd möchte von euch beiden übrigens wissen. Zuerst Johanna, du darfst ja gleich gerne darauf antworten. Ich fände es interessant, es wird nicht ganz angezeigt jetzt gleich, aber ich lehne es ein. Ich fände es interessant, wie Erfahrung von den beiden zum Umgang mit Azubis aussieht. Kennst du bei mir aus dem Wohnungsbau, wo man viel mit Elektriker, Maurern, Malern, Metallbauer und so weiter zu tun hat, dass Azubis extrem zur Sau gemacht werden, wenn die in den ersten zwei Monaten nicht alle Werkzeuge und Begriffe können. Am besten am ersten Ausbildungstag direkt.
01:25:23 alles kennen und handwerklich was drauf haben. Johanna, wie schaut denn das aus? Welche Erfahrungen hast du da gemacht? Ich würde schon sagen, dass auszuwillen oft so das untere Ende der Fahnenstange sind, leider. Also ich glaube, das ist noch so ein Problem, was wir haben im Handwerk, dass wir eine Federkultur haben, die nicht besonders gut ist und dass wir oft auch das ein bisschen von oben runter abwälzen. Also ich glaube, das liegt schon durchaus daran, dass der Umgang ist.
01:25:52 nicht immer super respektvoll und dann bleibst auch an den Auszubildenden eben ganz unten hängen. Also ich habe auch Erfahrungen gemacht, wo du dann sozusagen in der Situation nicht weißt, habe ich jetzt wirklich diesen Fehler gemacht oder war das nicht doch der Meister, der das aber versucht hat, sozusagen an mir hängen zu lassen. Also ich habe mal mit einem eine Tür eingebaut, in eine Glastür. Die war vermessen, die habe ich auch nicht ausgemessen, aber ich bin mit zu der Montage gefragt.
Fehlerkultur und Selbstreflexion im Handwerk
01:26:1701:26:17 Und dann habe ich an dem einen Ende gehabt und der an dem anderen Ende, der hat mich hochgerissen, weil er doch noch versucht hat, die in die Öffnung zu bekommen, hat nicht funktioniert. Und dann ist sie aber, weil er da hochgezogen hat, ist sie bei mir runtergefallen und er hat auch nichts kommuniziert. Und dann hat er irgendwie, als wäre er wieder in Betrieb gekommen, wenn einen auch, ja, ja, und außerdem hat die Tür gut gemacht gemacht. Und das ist, ja, das ist schon irgendwie ein bisschen demotivierend, wenn man nicht einfach sagen kann, hey Leute, die Tür rüber vermerken und wir haben es nicht hingekriegt.
01:26:45 Es ist halt jetzt blöd gelaufen, wo gehobelt wird, fallen ja Stehnen. Ich glaube, da kann schon noch was passieren. Bisschen mehr Selbstreflexion. Ben Berger, den kennt ihr wahrscheinlich, aber kennen viele von euch vielleicht auch, Tischler und Influencer, sagt dazu übrigens sehr passend Folgendes, wir haben da mal was vorbereitet. Es gibt im Handwerk keine Fehlerkultur und keine Selbstreflexion. Findet auch er. Simo, findest du das genauso?
01:27:15 Ich verstehe das nicht. Es gibt in Handwerk keine Fehlkultur und keine Selbstreflexion. Genau, keine Fehlerkultur und keine Selbstreflexion. Also sich selbst zu hinterfragen und selbst zu gucken, okay, wo läuft was falsch. Vielleicht auch in dem Fall explizit mit der Zubis. Also sage ich, wie es ist, auch wieder das, was ich jetzt kennengelernt habe, sei es jetzt als Fanwerkmechaniker, wo ich mein erstes halbes Jahr gemacht hatte und dann erst ins Metzger-Handwerk sogar gefunden habe, hat sich mal familientechnisch reingesprungen.
01:27:44 habe ich das persönlich nicht kennenlernen müssen. Zum Glück, offensichtlich ist es scheinbar ein größeres Problem, was scheinbar herrscht. Von der Ausbildung, wie ich mit den Azubis gesprochen habe und auch mit mir selbst, wie ich es erlebt habe, war das eigentlich schon relativ annähernd. Also das heißt, wenn da der Geselle war und ich und der Meister war weg und irgendwas ist passiert, hat meistens der Geselle sogar
01:28:11 die Schuld auf sich genommen, obwohl ich absolut einen Miss gebaut habe zum Beispiel. Und deswegen kann ich das da jetzt nicht so bestätigen. Auch jetzt, wenn bei uns was passiert oder so, wir kriegen jetzt dann auch ab September einen Azubi, würde ich niemals sagen, du Idiot, bist jetzt schuld oder weißt du schon, das macht für mich null Sinn einfach. Vielleicht bin ich da jetzt wieder in der Generation, wo das vielleicht einfach so wieder komplett anders ist.
01:28:35 Ich weiß, dass es früher natürlich von auch höheren Sagen, jetzt heißt Vater, Opa und so weiter, dass es damals brutal schlimm war und so weiter. Aber wenn ich mir jetzt so meine Generation jetzt anhöre, wie die Ausbildungen laufen und so weiter und so fort, finde ich, werden teilweise dazu bis auch sehr in Sandhandschuhen genommen teilweise. Zumindest was ich bei mir in der Region nehme. Zu sehr vielleicht. Also ich finde, es wird viel mittlerweile.
01:29:03 finde ich, muss ich sagen, wird viel von den Azubis jetzt selber her, weil es so reingelegt wird, auch das Ganze ein wenig ausgenutzt teilweise. Sei es, ich bin dann krank oder ich habe keinen Bock oder, oder, oder. Ist schwierig, ist schwierig. Es kommt immer auf den Menschen an sich an und man muss halt als Meister, finde ich persönlich, wissen, wie gehe ich mit dem Azubi um und muss den kennenlernen. Das ist so der erste Schritt und dann muss ich wissen, wie gehe ich mit dem um. Was jetzt bei anderen Betrieben angeht, muss ich sehr...
01:29:31 oder sage ich es euch, wie es ist, juckt mich eher weniger. Ich muss gucken, dass mein Azubi sich zufrieden, also dass mein Azubi was lernt, dass der zufrieden ist und auch Spaß für den Job hat. Ich kann mich nicht um andere kümmern, weil es ist ja nicht meine Aufgabe. Ich konzentriere mich halt auf die, wo ich habe und schaue, dass das einfach absolut top läuft. In meinen Augen und auch mit dem Feedback von ihm oder den Eltern, auch wenn man natürlich teilweise immer Aufgaben machen muss, die einem vielleicht dann nicht so gefallen.
01:30:00 Aber mein Gott, es gehört ein bisschen dazu, dass man auch ein bisschen über sich hinauswächst und auch ein bisschen was lernt dadurch halt auch, finde ich. Christoph hat übrigens geschrieben, die Erfahrung über das, was wir gerade geschrieben haben, äh, nicht geschrieben haben, gesprochen haben. Die Erfahrung habe ich zum Teil auch gemacht. Also dieses eher schlechte Behandeln von Azubis kommt aber auf den einzelnen Handwerker an. Also natürlich auch.
01:30:20 wie wir es gerade gehört haben. Es kommt einfach darauf an, man kann es nicht verallgemeinern. Und ja, ich weiß gerade nicht mehr, wer es war im Chat. Ich schaue gerade nochmal nach. Einsamer Wolfo, ja, diese Gleichmacherei-Aussagen ist auch komplett lost. Ich finde nicht persönlich, dass es komplett lost ist. Hier sprechen ja einzelne Leute aus ihren eigenen Erfahrungen heraus. Und natürlich kann man das nicht verallgemeinern. Und von Betrieb zu Betrieb oder Handwerk zu Handwerk kann das natürlich durchaus unterschiedlich sein. Aber weil du, Timo, gerade die eine Sache angesprochen hast,
01:30:48 Bezüglich, ja, manche nutzen das ein bisschen aus, fand ich gerade ein bisschen spannend. Johanna, hast du auch das Gefühl, jetzt in deinem Bereich, in deinem Handwerksbereich, dass da, um es jetzt nochmal ein bisschen zugespitzt auszudrücken, eine mangelnde Arbeitsbereitschaft herrscht bei den Leuten, die sich melden und eine Ausbildung machen möchten? Würde ich jetzt erstmal sagen, nicht.
01:31:13 Aber ich habe bisher zwei Menschen ausgebildet in meinem Betrieb und das waren wirklich welche, die es unbedingt lernen wollten und die voll dabei waren. Und ich glaube tatsächlich, da hilft es auch einfach, wenn du als Meisterin oder als Chefin auf Augenhöhe kommunizierst, die Leute einbindest und auch forderst und förderst sozusagen. Also ich will nicht sagen, dass mir das immer gelungen ist, weil ich auch quasi so sozialisiert worden bin, ich eben sozialisiert bin.
01:31:41 Aber in der Theorie ist es ja so, dass man dann auch zwischendurch mal sagt, so hey, das war jetzt auch von mir nicht so geil. Also ich habe auch Situationen noch vor Augen, also wo ich selber als Chefin irgendwie da stehe und es ist was passiert und ich merke, es kommt so ein Gefühl in mir hoch. Und ich weiß genau, dass das jetzt überhaupt nicht berechtigt, weil ich ja als Chefin einfach auch dann die Arbeitsprozesse so gestalten muss, dass die Leute nicht überfordert sind. Aber das ist ein Weltprozess. Ich glaube, wenn man da wirklich auf Augenhöhe miteinander umgeht, dann ist, glaube ich, okay.
01:32:12 Ja, dann passiert das auch nicht, dass irgendwie dann jemand sich so voll fallen lässt. Also ich weiß das von mir selber auch, als ich sozusagen noch die war, die sozusagen gelernt hat, wenn ich genau wusste, meine Vorgesetzten sind voll dahinter, dann war ich auch Feuer und Flammen dabei. Also ich war bei einem Meister in Japan, wo wir wirklich, wir hatten Monatsende, zwei, drei Tage im Monat, wo wir nicht gearbeitet haben und die anderen Tage waren wir immer im Betrieb von morgens bis ab und das war wirklich klar.
01:32:40 Ich mache das auf jeden Fall auch, weil alle machen das und es ist ganz klar, dass das erwartet wird. Das habe ich ja gemacht. Das ist schon heftig. Christoph, oder ich will noch ein paar Kommentare aus dem Chat noch vorlesen. Christoph schreibt, dass auf Azubis so herabgesehen wurde oder wird es richtig schrecklich, das verkrault den Nachwuchs, schreibt Christoph. Braham Hindu schreibt, wenn der Azubi einen Fehler macht, sollte immer sich erst der Meister...
01:33:08 Fragen, ob er einen Fehler gemacht hat. So habe ich es mit meinen Azubis gelebt. Und Kini schreibt dazu auch noch, zu dem, was du gerade gesagt hast, Johanna. Da musste ich in meiner Ausbildung, da musste ich in meiner Ausbildung auch durch, wenn man selbst gut ausbilden möchte, setzt man diese Tradition in Anführungszeichen fort. Wobei Tradition ist ja erstmal nichts Positives oder Negatives als Wort.
01:33:32 dementsprechend, wie dem auch sei. Ja, aber sehr spannend. Johanna, vielen lieben Dank, dass du heute Abend dir die Zeit genommen hast, mit uns zu sprechen. Wann musst du morgen früh aufstehen? Wann geht's weiter? Ja, ich hab ne Tochter, ne? 6.30 Uhr geht's los in Kehrarbeit. Ja, also jetzt, dann lieber jetzt bald ins Bett gehen, damit du ein gut ausgeschlafenes Morgen. Johanna, vielen lieben Dank dir. Bleib uns vielleicht aber noch ein paar Minuten im Chat erhalten, falls du noch mitdiskutieren möchtest. Merci, merci. Auf jeden Fall. Danke euch. Danke dir. Ciao.
Achtung und Wertschätzung im Handwerk
01:34:0101:34:01 Und wir holen direkt unseren nächsten Gast dazu, nämlich Andreas, der da erscheint. Hallihallo, Andreas. Hallo und guten Abend. Schönen guten Abend. Andreas, du bist Schreiner und studierter Architekt erst mal. Fun Fact, mein allererstes Praktikum war in einem Architekturbüro und ich habe sogar nach zwei Wochen Schülerpraktikum 50 Euro bekommen. Ich glaube, das war damals sehr spendabel.
01:34:26 von diesem Architektenbüro, dem nutzlosen Schülerpraktikanten überhaupt irgendwas zu geben. Aber naja, das war meine persönliche Story zu Architekten. Schön, dass du die Zeit nimmst heute. Also erstens ist es so, es geht um eine Achtungsebene, wie man miteinander umgeht, also ob das Meister, ob das Geselle ist, ob das Lehrling ist, ob das Architekt ist oder ob das ein Praktikant ist.
01:34:47 Und wenn man mit der Achtungsebene entsprechend umgeht, dann hat man damit auch keine Probleme und dann hat das auch nicht mit 50 Euro, 100 Euro oder 200 Euro zu tun, sondern einfach da mit dem jungen Menschen zu zeigen, hey, ja, du hast was für mich gemacht oder du hast zumindest mit den Augen gelernt und dann kann man ihm auch Geld geben. Ich will mich ganz kurz vorstellen, ich bin 59 Jahre alt, ich gehöre eigentlich in die Kategorie von den Leuten, die heute Abend hier nicht in dem Chat bis jetzt waren, weil ich den Vorteil habe, dass ich die vierte Generation eines...
01:35:14 Handwerksunternehmens bin, das ich Abitur gemacht habe, 86, außer mir ist nur ein Freund von mir ins Handwerk gegangen, alle anderen sind studieren gegangen oder damals noch zur Bundeswehr. Ja, wir haben irgendwann gelernt, schneller, höher, weiter ist auch nicht gut. Und drittens, ich habe natürlich auch diese Azubi-Netzwerkgeschichten gelesen. Da wird es mir auch teilweise ein bisschen schlecht, wenn man das liest, weil das eigentlich, ja...
01:35:40 eine schöne Sicht der Dinge ist, aber auch wieder so ist, dass eigentlich keine Achtungsebene anerkannt wird. Ich habe Architektur studiert, ich bin seit 30 Jahren Architekt, ich habe Schreinermeister gemacht, bin seit 30 Jahren Schreinermeister und habe jetzt seit 10 Jahren das Familienunternehmen, ich sage jetzt mal an der Backe. Und wenn alles gut läuft, wird im Jahr 2028 mein Sohn das Ding übernehmen und dann kann ich mich in meine Privatsphäre zurückziehen. Warum bin ich heute dabei?
01:36:08 Du benutzt meine Moderation hier. Entschuldigung. Nein, nein, nein. Ich finde das aber klasse, wenn Gäste sich selbst die Frage stellen, dann die anderen. Nein, nein, Quatsch. Alles Gute, Andreas. Ich wollte nur kurz reingehen, weil ich kurz sagen möchte an den lieben Chat. Ich weiß, manchmal wird es auch hier beim Mixtalk manchmal mehr im Chat.
01:36:31 aufregend und spannend diskutiert und ich sehe das, Leute. Also bitte immer schön die nette Kette beachten. Das wäre mir persönlich ganz wichtig und auch unseren Bots hier von der ARD ganz, ganz wichtig. Also bitte ein bisschen Ruhe bewahren und nochmal drauf schauen. Wir können bei Mixtalk alle unterschiedliche Meinungen haben. Es ist aber wichtig und auch gar nicht auf einen Nenner kommen. Das ist gar nicht unser Ziel, aber wir können respektvoll und nett miteinander diskutieren. Ich glaube, das bekommen wir heute Abend hier alle.
01:36:58 Sonst rauchen auch unsere Köpfe und die rauchen ja sowieso schon von der ganzen Hitze, die wir so im Südwesten Deutschlands zumindest mal hier haben. Ihr zwei, bevor ich gleich weiter mit euch sprechen möchte, möchte ich noch gemeinsam mit euch ein Video anschauen, nämlich zum Thema Fachkräftemangel. Darüber möchte ich nämlich danach mit euch sprechen. Das schauen wir uns mal gemeinsam hier an.
01:37:21 Im deutschen Handwerk bleibt inzwischen fast jede zweite Stelle unbesetzt. Besonders betroffen sind der Hoch- und Tiefbau- sowie Dachdecker-Innenbetriebe. Hier fehlen laut Institut der deutschen Wirtschaft zehntausende ausgebildete Fachkräfte. Auch sogenannte grüne Berufe wie zum Beispiel Sanitär- und HeizungstechnikerInnen leiden unter dem Fachkräftemangel. Dabei sind sie besonders wichtig, um den Klimaschutz voranzutreiben.
01:37:46 Laut den Handwerkskammern liegt das Problem unter anderem am schlechten Image und mangelnder Perspektive. Einige Eltern schicken ihre Kinder deshalb lieber an die Uni, weil sie glauben, dass dort die besseren Zukunftschancen liegen. ExpertInnen sehen aber auch die Betriebe in der Verantwortung, um junge Menschen besser zu erreichen. Zwar werden viele Stellen bereits online ausgeschrieben, aber oft auf den falschen Kanälen.
01:38:09 Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung fordert deshalb, Handwerksbetriebe müssen dahin gehen, wo junge Menschen wirklich unterwegs sind, also auf YouTube, WhatsApp oder TikTok. Lieber Andreas, Stichwort Fachkräftemangel, das wird ja oft in den Raum geworfen. Hast du auch dieses Gefühl, dass es da einen Mangel gibt oder dass gleichzeitig oder andersrum die Betriebe einfach nicht die richtigen Wege finden, um die Leute anzusprechen? Wie ist das bei dir?
01:38:38 Das ist wohl beides. Also die Betriebe finden auf der einen Seite die Wege nicht. Ich muss dazu sagen, die Handwerkskammern, die Innungen finden, diese Wege auch nicht. Die Schulen haben ihre Schuld daran. Es machen ja heute 98 Prozent der jungen Leute Abitur. Ich weiß gar nicht genau, wie die das schaffen. Da sind bestimmt auf dem Weg ganz viele junge Leute dabei, die gute Handwerker werden würden. Und das müssen irgendwie Schreiner, Maler oder Metzger sein.
01:39:06 Zudem die Säde ist zum Beispiel eine, die mir die Haare schneidet. Hat mich ziemlich ergriffen, wie sie es eben so erzählt hat. Und da fängt es schon an. In der Schule.
01:39:19 Und da müssen wir präsenter sein, da muss das Handwerk präsenter sein, da müssen die Innungen präsenter sein. Ich halte nichts davon, junge Leute in einer Ausbildung zu holen. Die müssen bei mir Praktikas machen, vorher zwei Wochen, dass ich mir die angucken kann. Aber schöner wäre es doch, die würden einfach ein Jahr wie ein Berufsgrundbildungsjahr machen, dass man einfach gucken kann, taugt der vielleicht schon in dem Jahr zum Schreiner, vielleicht ein besserer Metzger oder ein besserer Maler, ein besserer Zimmermann.
Work-Life-Balance und Ausbildung im Handwerk
01:39:4401:39:44 Da passt gerade eine Frage von Tulke Wulki, die ich gerne weitergeben würde, weil ich glaube, dass auch immer wieder mit reingeworfen wird, wenn es darum geht, welche Anforderungen stellen neue Auszubildende im Betrieb oder was wollen sie eigentlich. Und zwar, Tulke Wulki fragt nämlich, wie er, also wie du, Andreas, das Thema Work-Life-Balance in seinem Betrieb angeht, falls die Frage okay ist.
01:40:10 Und natürlich ist die Frage okay. Also die Frage ist okay. Wir haben seit acht Jahren in meinem Betrieb eine sogenannte 5- und 4-Tage-Woche. Das bezieht sich aber auf meine Gesellen, weil meine Gesellen haben 38,5 Stunden und meine Lehrlinge haben 40 Stunden. Das ist auch schon Wahnsinn, oder? Und die haben so unterschiedlich Schule, dass die in dieses System nicht einzubinden sind.
01:40:34 Ich glaube, der war Andreas. Ist noch da, Andreas? Ja, ich bin noch da. Ich kann es mal wiederholen. Meine Gesellen haben 38,5 Stunden. Mit denen habe ich seit acht Jahren eine 4- und 5-Tage-Woche. Das klappt sehr gut. Und meine Lehrlinge haben 40-Stunden-Woche und einen Tag Schule oder zwei Tage Schule. Und die bekomme ich in diese Varianz 4 und 5 Tage nicht rein.
01:41:03 Das schaffe ich nicht. Timo, wie schaut denn das bei dir aus? Work-Life-Balance, ist das ein Thema, was euch überhaupt beschäftigt? Wir gehen tatsächlich von Grund auf eigentlich schon so rein, dass wir selber sagen, okay, pass auf, mehr oder weniger entscheidet ihr euren Feierabend. Also ich momentan selber, ich meine, wir sind zu dritt in der Produktion, der Vater, ich und ein Angestellter aktuell, dann eben noch der Azubi dann.
01:41:32 Wir sagen halt einfach, wir geben Gas, so wie wir wollen, mehr oder weniger. Wir brauchen uns nicht rein stressen, alles entspannt und gleichen das über die Zeit aus. Wir haben Zeiten, da ist es mal mehr los, wir haben Zeiten, dass mal weniger los. Und wir gehen halt einfach, wenn Feierabend ist. Wir brauchen jetzt nicht unnötig noch jemanden irgendwo sauber machen lassen. Wir brauchen nicht unnötig jetzt jemanden früher gehen lassen.
01:41:54 Und dementsprechend gleicht sich das vieles dann entspannt aus. Wir haben auch eine Fünf-Tage-Woche, mehr gibt es da nicht. Und ich finde, prinzipiell ist man damit eigentlich auf einem normalen 40-Stunden-Job eigentlich gut bedient. Übrigens Türke Vuki schreibt, im Anschluss dazu, finde ich top, dass er auch als Handwerker darauf Wert legt, dass das ja nicht so einfach ist, weil das ja nicht so einfach ist vermutlich. Und Blood Angel 13 hat auch noch geschrieben, weil du hast es gerade eben auch erwähnt, Andreas.
01:42:20 Ich würde mir wünschen, dass sich Betriebe wieder an die Schulen begeben und dann die Zehntklässler sich bewerben. Fand ich übrigens sehr spannend, dass du gerade eben meintest, die müssen erstmal, was hast du gesagt, zwei Wochen lang bei dir sozusagen Probearbeiten. Habe ich das richtig verstanden? Bevor du überhaupt sagst, ja, das passt.
01:42:38 Ja, weil es ja eine Gegenseitigkeit ist, die passen muss. Also der junge Mann, die junge Frau muss sich das angucken, ob das Team, in dem sie dann ihre Ausbildung oder seine Ausbildung machen möchte, ob das passt, ob der Chef in Ordnung ist und so. Und auf der anderen Seite...
01:42:59 Ich schicke in der Regel meine jungen Praktikanten mit jedem meiner Gesellen mal auf eine Baustelle oder an eine Maschine oder an ein Möbelstück. Einfach, dass mir nachher jeder Geselle sagen kann, okay, alles klar, pass mal auf hier und hier, da können wir auch mit anfangen. Meine Lehrlinge, nochmal, meine Lehrlinge werden nicht, ich meine, ich sehe das ja als Architekt bei anderen Firmen, meine Lehrlinge sind für mich keine Hilfsarbeiter, die irgendetwas durch die Gegend schleppen sollen.
01:43:25 Sie sollen im ersten Jahr überwiegend mit den Augen lernen. Im zweiten Jahr haben Sie meistens schon diese ganzen Maschinenlehrgänge und dann können Sie auch schon kleinere Sachen machen. Und im dritten Jahr werden Sie an die Gesellenzeit herangeführt. Mein Anspruch ist, eine sehr gute Ausbildung zu haben. Ich habe vor zwei Jahren den Innungsbesten des Saarlandes ausgebildet, der auf der Deutschen Meisterschaft war. Das sagt schon genug aus.
01:43:48 Weil du gerade übrigens Saarländer wählst. Ich werde nicht müde zu erwähnen, dass du unser zweiter Gast bist, der heute aus dem Saarland kommt. Und du nämlich, Andreas. Und falls ihr es noch nicht wusstet, aber heute arbeiten wir jetzt zusammen mit dem Saarländischen Rundfunk, was uns sehr freut. Also vielen lieben Dank, dass die Kollegen da auch so viel vorbereitet haben. Und Saarland und der Saarländische Rundfunk SWR, das ergibt zusammen noch nicht ganz die ARD, aber zumindest zwei Teile davon. Und falls ihr der ARD mal folgen wollt hier auf Twitch und nichts mehr verpassen möchtet, dann folgt uns doch gerne mal. Einfach...
01:44:17 Mal folgen. Was bei euch beiden ja tatsächlich beides zutrifft ist, oder eine Sache, über die wir noch nicht gesprochen haben, ist eigentlich, wie das so ist, wenn man seinen Betrieb weitergibt an die nächste Generation. Timo, deshalb mal die Frage an dich. Wird überhaupt heute noch jemand Metzger, der nicht im Betrieb seine Eltern übernimmt?
01:44:39 Ja, auf jeden Fall. Also definitiv. Wir haben jetzt beim Meisterkurs hatten wir vielleicht von 30 Leuten vier, die selber quasi, wie nennt man es immer, Chefjunioren sind sozusagen, wo die den Betrieb übernehmen wollen. Es gibt immer noch in dem Handwerk und es in jedem genug Perspektiven, um auch aufzusteigen, um mit dem Meister auch dementsprechend mehr zu verdienen. Und definitiv gibt es da auch mehrere Möglichkeiten, sich da dementsprechend mit einzugliedern.
01:45:09 Aktuell hat sich natürlich vieles verändert. Ich meine, das war jetzt bei mir oder dem Vater. Mir gehört der Betrieb jetzt auch noch nicht. Das gehört noch mein Vater. Aber wir sind jetzt gerade auf einem Umschwung, wo wir jetzt gerade eben, sei es mit Twitch, mit dem Online-Shop und so weiter, natürlich jetzt eine ganz andere Linie einfahren, als es vorher war. Dass man natürlich da immer so ein bisschen an den Clinch kommt und sagt, okay, das ist jetzt eine bisschen eine Umstrukturierung des Geschäfts und es ist ein bisschen verrückt.
01:45:35 Da gerät man öfter mal an Streit, sagen wir es mal so. Aber am Ende des Tages ist es wichtig, dass man einfach offen kommuniziert und beide sagen, was so die Träume und Wünsche sind von dem Betrieb und dass es am Ende irgendwie weiterläuft und auch so, dass man sich vielleicht nicht, dass man am Ende den Betrieb nicht aufgeben muss, sagen wir mal so. Und da sage ich es so oft wie es ist halt. Ganz kurz, so oft wie es ist.
Emotionale Aspekte der Betriebsübernahme und Social Media im Handwerk
01:45:5901:45:59 Sorry, ich dachte, du warst schon fertig. Ich habe immer die Tendenz, die Leute zu früh zu unterbrechen. Sorry, Timo. Aber ich wollte nur Andreas fragen, weil Andreas, bei dir ist es ja auch durchaus ein Thema, einen Betrieb übernommen zu haben aus Familiengründen. Vielleicht kannst du uns ein bisschen Einblick geben, wenn du möchtest, aber wie groß ist denn da auch so ein emotionaler Druck, so ein Familienbetrieb auch weiterzuführen? Weil sowas lässt man ja auch ungerne liegen, weil da ist ja dann Geschichte auch hinten dran.
01:46:27 Ja, da ist sicherlich auch Geschichte hinten dran. Ich meine, den Laden, den ich da führe, der ist jetzt 100 Jahre in Saarbrücken und 130 Jahre existiert. Mein Sohn ist jetzt 24 Jahre alt, der hat die Ausbildung im Allgäu gemacht, zum Schreinergesellen, macht jetzt eine Rahmensburg-Meisterschule. Er hat natürlich überlegt, auch das Ding zu übernehmen. Natürlich hat das etwas Emotionales zu tun.
01:46:55 Ja, also ja. Hat einen emotionalen Grund auch. Ich hätte mich nach dem doch sehr überraschenden Tod meines Vaters auch entscheiden können, zu sagen, wir lassen die Schreinerei zu, ich mache mit meiner Architektur weiter und das war's.
01:47:10 Ja, aber tatsächlich, man spürt das glaube ich schon mehr und persönliches Beispiel, hier aus meiner Nachbarschaft gibt es auch einen Betrieb, der händeringend, der ist glaube ich schon Ende 70 oder so, der wirklich händeringend nach irgendjemandem sucht, der das übernimmt und scheinbar auch das nicht familiär geregelt bekommen hat und er jetzt gerade weiterarbeitet und ich weiß noch, ich stand nämlich letztens in seinem Elektronikladen und er meinte noch, ja, um das alles hier zu verkaufen, bräuchte ich, also das Inventar loszubekommen, bräuchte ich noch ein ganzes Leben.
01:47:39 um das irgendwie hinzubekommen. Also es ist manchmal gar nicht so einfach, dann auch im Betrieb, wenn er nicht übernommen wird, auch loszuwerden. Aber leicht anderes Thema. Was anderes, worüber ich noch sprechen wollte, weil Timo, du bist ja jemand, der sehr viel auf Twitch streamt und auch gerne da Arbeit zeigt oder zum Einglicken gibt. Da würde mich echt mal interessieren, auch von Andreas, wie du so eigentlich irgendwas findest. Könntest du dir vorstellen, aus eurem Betrieb?
01:48:06 heraus zu streamen und so öffentlich zu sein? Ehrlich gesagt, dafür bin ich zu alt. Das wird entweder mein Nachfolger machen, aber ich kann mich damit nicht mehr beschäftigen. Aber findest du es gut, wenn so etwas gemacht wird? Ich finde es prinzipiell gut. Nochmal, wir kaufen jetzt eine CNC-Maschine. Wir haben eine Maschine, die computergesteuert wird. Da kämpfe ich mich auch mit rein. Das überlasse ich dann aber auch meinen...
01:48:35 Junggesellen bzw. mein Lehrling ein drittes Lehrjahr, sich da reinzukämpfen, ich selber mit. Und ich bin nicht bei Facebook, ich bin nicht bei, wie heißt das alles, TikTok, wie das alles heißt. Da bin ich nicht und das ist auch nicht meine Welt. Das ist aber auch nicht schlimm. Also vielleicht wird ein Nachfolger von mir das machen.
01:48:55 ein junger Mann bei mir im Laden, der sagt irgendwann, Chef, pass mal auf, wir müssen das so oder so machen, aber da tanzend durch Facebook durchzutüpfen, um irgendwelche Mitarbeiter zu gewinnen, so ist das Handwerk, so ist ja gar keine Arbeit, Punkt. Also das ist ein bisschen Quatsch. Ja, manche Arbeit ist schon so, von dem einen oder anderen Influencer ist das tatsächlich die Arbeit, aber ich weiß natürlich, was du meinst. Timo, was sind denn so die Reaktionen eigentlich in deinem Stream von den Leuten?
01:49:24 Die finden es brutals interessant. Man kann über Sachen aufklären, also prinzipiell, ich livestream ja eigentlich einfach, wie ich meine Arbeit mache und erkläre noch zusätzlich, als hätte ich jetzt einen Lehrling vor Ort, was mache ich gerade? Wie wird es gemacht? Oder gehe ich auf die Fragen ein, die oft gestellt werden, sei es ultra kontroverse Fragen dazu oder tiefere Fragen oder auch eigentlich Fragen, wo man sich ein bisschen denkt, ja, könntest du eigentlich schon wissen, aber okay, wir gehen darauf ein.
01:49:51 Es ist aber schon viel so, dass eigentlich wirklich die Leute echt Bock drauf haben und viel das einfach mal interessant finden zu wissen, was konsumiere ich da eigentlich gerade? Was steckt da für eine Arbeit dahinter? Was kommt mit rein und so weiter und so fort? Das ist so der größte Fall. Selbstverständlich hat man natürlich so, wie wir es vorhin schon hatten, mit so Gegenrichtungen vegan, dann sei es teilweise so Morddrohungen oder Beleidigungen oder sämtlichen Geschichten natürlich auch mit am Start.
01:50:19 Aber ich meine, dafür haben wir dann die Mods und das prinzipiell juckt eigentlich eher weniger. Man muss schon dazu sagen, das ist ja dann schon eigentlich ein zweites Business, was daneben dran entsteht. Da frage ich mich schon, weil wir ja darüber gesprochen haben, Image, Auffindbarkeit, Imageproblem, neue Azubis finden, ob das dann überhaupt, naja, sozusagen dazu führt, dass ihr neue Leute kriegt und neue Auszubildende kriegt, die deshalb auf euch zukommen.
01:50:48 Oder ist das überhaupt euer Ziel? Sorry, das war meine Frage. Ziel ist es erst einmal nicht. Also natürlich ist es ein positiver Nebeneffekt, wie jetzt mit dem Auszubildenden, den wir haben, der auch richtig Bock hat, hat auch ein Praktikum gemacht, war auch live dabei, weil ich meine, ich bin live in der Produktion, die ist nicht so groß, dass er dann natürlich in den Livestreams wieder bei ist, muss ihm auch irgendwo bewusst sein, das gehört mittlerweile zu einem Geschäft, Kern ein bisschen dazu. Er hat auch gesagt, er findet es ultra geil und hat da Bock drauf.
01:51:16 Aber es ist jetzt nicht der Hauptziel von dem Thema. Für mich ist das Hauptziel, ein bisschen mehr allgemein den Menschen ein bisschen bewusster zu machen, worum geht es in dem gemeinen Beruf. Allgemein ein bisschen die Produkte, die den Leuten ein bisschen näher bringen, die Wertschätzung in dem Produkt ein bisschen näher bringen. Denn, wie gesagt, das Berufsbild auch ein bisschen wieder besser zu führen. Ich habe da angefangen, wo es gerade eher mit der veganen Richtung populär geworden ist, habe ich mir gedacht, jo.
01:51:41 Und es gibt auch andere Seiten, das müssen wir den Leuten zeigen und es gibt keinen, der es macht. Jetzt fange ich damit mal an und zeige den Leuten, wie wir es machen in unserem Handwerksbetrieb und klären mal auf, was da so die Unterschiede sind zwischen dem Ganzen, was so Mainstream-mäßig gezeigt wird, zu dem, wie es eigentlich in einem kleinen Handwerksbetrieb gemacht wird und so. Und das ist eigentlich mehr das Ding. Leute fürs Handwerk begeistern, für die, die sich dafür interessieren, Leute, die Produktnähe zu bieten, die sich auch wieder dafür interessieren oder auch einfach mal Lust haben zu wissen, wie wird denn der Wienerle oder...
01:52:10 die weiße Stärkstelle, die ich so tagtäglich esse, übertrieben gesagt. Das ist mehr so das Ziel. Zwei Fragen. Erstmal, Andreas, ist bei dir Licht ausgefallen, Stromausfall? Das kann ich erst gar nicht sagen. Es ist ganz dunkel. Es ist dunkel, wir können dich noch sehen. Wir können auch deine Umrandungen sehen, deines Gesichts.
01:52:33 Und ja, vielleicht müssen wir den Elektriker rufen. Ich weiß nur nicht, wie lange der Termin braucht, bis er besser erscheint. Wir haben keinen Elektriker gerade im Chat, oder? Der sich das mal anschauen könnte, obwohl wir hatten auf jeden Fall einige, die sich dafür interessiert haben. Also Andreas, wir sehen dich und hören dich auf jeden Fall gut. Das ist ja das Wichtigste. Aber falls du das mit dem Licht gelöst bekommst, umso besser. Könnt ihr irgendwie das gut sagen?
01:53:03 Könnt ihr das nicht einmachen. So kommen wir geregelt. Stimmi fragt ihr übrigens, sind wir noch beim Thema? Natürlich sind wir beim Thema. Das Thema ist unser Handwerk in der Krise. Und tatsächlich finde ich das schon eine berechtigte Frage, weil ich es ein bisschen heraus, meine herausgehört zu haben, dass bei Andreas, naja, das eine oder andere, was auf Social Media gemacht wird, vielleicht nicht das Beste der Welt ist, sondern nicht nur zielführend ist. Und Timo, ihr das ja, ich mache jetzt mal einen schlechten Witz, aber wirklich ausschlachtet.
01:53:28 Also da wirklich viel mit macht. Und da ist schon mal eine Frage, ist das überhaupt das Mittel zum Ziel, das Handwerk aus der Krise zu holen? Weil viele fordern ja, seid mehr auf Social Media, seid präsenter. Es hilft nicht, nur in den Schulen zu sein. Und das ist so die Frage, wo wir gerade sind. Andreas, bei dir ist wieder Licht. Funktioniert wieder.
01:53:48 Das war bei mir aber auch am Anfang ein wenig so die Angst mit TikTok, bevor ich da live gegangen bin, war es ja erst immer so dieses Ding, die Leute gehen einfach nur tanzen da irgendwie rein und machen irgendeine Bullshit und betteln gefühlt nach Geld. Also es hat null Mehrwert für die Gesellschaft eigentlich gehabt, was die meisten gepostet haben und das auch auf Facebook oder Instagram. Deswegen habe ich auch am Anfang gesagt, ich mache meine YouTube-Videos spezialisiert auf die Produktware und das war's. Bis ich dann irgendwann mal gemerkt habe, okay, komm,
01:54:16 wir müssen die Jugend ein bisschen ergreifen, wir machen es einfach alles anders. Wir machen es anders, wir tanzen da nicht blöd rum, sondern nee, ich nehme sie mit und die, die reinkommen wollen und das Ganze mal sehen wollen, die sollen reinkommen und die anderen, ja, dann geht halt weiter. Mein Gott, juckt mich nicht. Natürlich hat man dann da doch vielleicht ein bisschen weniger Aufrufe, aber es ist wichtig halt, die Leute zu erreichen, die es auch interessiert und nicht da einfach einen Beruf ins Lächerliche zu ziehen, wie Polizisten, die da rumtanzen oder Kellnerinnen, die da rumtanzen.
01:54:45 eigentlich den Beruf dadurch nicht wichtiger machen vom Ding her. Andreas, noch eine Frage an dich. Was müsste sich denn eigentlich in den Meisterbetrieben deiner Meinung nach ändern?
01:55:01 Also den ganzen Tag haben wir heute keine Zeit. Ich will nochmal zurückkommen. Es sollte in den Schulen anfangen, dass man ab der 10. Klasse, wie das eben auch schon gesagt worden ist, ein bisschen mehr Sensibilität für das berufliche Leben allgemein. Das ist jetzt nicht nur Handwerk, das kann auch Pflege sein oder einfach mal, wie soll ich sagen, das begreifbar machen mit den Händen hier. Und danach sollten die jungen Leute eigentlich die Möglichkeit haben, in verschiedenen Formen der Schule,
01:55:31 je nach Ausbildung, einfach mal reinzuschnuppern, vielleicht ein halbes Jahr oder ein Jahr, was sie machen können. Ich glaube, die Meister, junge Meister oder auch so Dritten wie ich, wir haben ja schon Verständnis für verschiedene Sachen. Und ich glaube, wir können in unseren Betrieben das auch sexy machen für die jungen Leute, dass sie eine gute Ausbildung haben, mit der guten Ausbildung auch eine gute Chance haben, später auch Geld zu verdienen, eine Familie zu ernähren, wie auch immer. Und das ist auch so. Punkt.
01:55:59 Mir braucht keiner zu sagen, ich bin ja bei diesem Netzwerk da mit einer Auszubildenden mit 3,60 Euro. Das ist ja totaler Rumbug. So was darf man ja gar nicht rechnen. Ich habe eben gesagt, die Seele schneidet mir die Haare. Das ist jetzt Zufall. Ich kenne die Seele ganz gut. Es war witzig, dass die auch da war. Ich glaube, insgesamt muss sich unsere Gesellschaft mal stärker damit auseinandersetzen, dass es...
01:56:22 Ja, auf der einen Seite die Studierten gibt, bin ich auch. Auf der anderen Seite Jungs mit Handwerk, die innovativ sind, die fantasievoll sind, die tolle Sachen machen, die in der Vergangenheit ganz, ganz tolle Sachen gemacht haben. Also Handwerker meines Wissens nach haben auch Pyramiden gebaut. Und dafür einfach die Jungs nochmal stärker in den Fokus zu stellen, dass das was Tolles ist und was Wertvolles ist. Ganz entscheidend. Das ist das Wichtigste und das muss oben anfangen.
01:56:51 Das muss bei den Meistern anfangen, das muss in der Ausbildung seinen Weg finden und dann kriegen wir das auch hin. Da bin ich ganz optimistisch. Was wir nicht hinkriegen, letzter Satz von mir, ich bilde Jungs aus, die machen einen guten Job, die sind gute Gesellen, die sind 25, 26, 27 und werden dann angesprochen von irgendwelchen.
01:57:12 Universitäten oder was weiß ich was und mache dort Facility Management, Hausmeister, weil sie da plötzlich öffentlicher Dienst sind, die anderen gehen zur Feuerwehr und wäre Beamter, dann muss ich sagen, hey Staat, hey Gemeinde, bildet eure Leute selber aus und holt sie uns nicht aus dem Handwerk raus. Und das sind die Schreiner nicht allein, das ist bei der Elektriker oder Maschinebauer, Heizungsbauer oder Auto, ist das genau das Gleiche und da müssen wir mal hin zurück, fertig.
01:57:36 Vielen Dank für deinen Tag. So Leute, jetzt haben wir das Thema gut durchbesprochen und einige Punkte beleuchtet. Es gibt ja viele andere Themen, die wir bei Mixtalk besprechen und ihr seht jetzt gerade im Chat eine Themenabstimmung, welche Themen ihr euch so wünscht.
01:57:52 Andreas und Timo, ihr könnt auch mitmachen, aber bitte nicht sagen, für was ihr gestimmt habt, sondern haben wir den Wer-Wid-Millionär-Effekt. Also, wofür ihr stimmt, dafür stimmen alle. Und zwar, welche Themen wünscht ihr euch denn generell mal beim Mixtalk? Und zwar Ehrenamt in der Krise? Reacts gleich billiger Content, Toxicity im Gaming, Massentourismus verbieten und werden Festivals...
01:58:15 Luxus. Ich war übrigens für ein anderes SWR-Projekt erst vor kurzem. Der Rock am Ring unterwegs. Fun Fact. Könnt ihr gerne mal abstimmen und mal gucken, was euch da am meisten interessiert wird. Ganz wichtig ist, das bedeutet nicht, das Thema, was gewonnen hat, dass wir das auch auf jeden Fall nächste Woche auch machen werden. Es ist auch für uns mal so eine Einordnung, was euch so interessiert und worauf ihr Bock habt. Im Moment sehe ich relativ gleich auf das Rennen und ein Thema.
01:58:43 Stößt auf nicht so viel Interesse. Aber gut, ihr beiden habt abgestimmt, oder? Andreas und Timo? Ja. Sehr gut. So muss das sein. Vielen Dank, dass ihr heute Abend mit dabei wart und dass ihr euch die Zeit genommen habt. Sehr interessant und danke euch für die Zeit. Dankeschön für die Einladung. Danke. Tschüss. Ach, Mensch.
01:59:03 Handwerk in der Krise, Leute. Ich glaube, wir haben da wirklich sehr viele Punkte besprochen, die wichtig sind. Wir haben gesprochen über Diskriminierung auch im Handwerk mit Johanna. Wir haben, wie ich finde, das möchte ich nochmal betonen, wirklich eine Offenheit bekommen, die wir auch mal vertragen müssen, aushalten müssen und auch hören sollten. Und ich finde, das ist wirklich toll und verdient auch Respekt, dass sie sich da wirklich...
01:59:29 so hier offen geäußert hat, also vielen lieben Dank, das weiß ich sehr zu schätzen, aber das Dank geht auch an alle anderen geladenen Gäste hier raus, genauso wie an die Kollegen vom Saarländischen Rundfunk, die heute das mit uns zusammen gemacht haben. Mich würde allerdings von euch nochmal interessieren, ja, wie ihr das jetzt so nach zwei Stunden Talk, nach zwei Stunden Infos hier seht, wo empfindet ihr, ist das größte Problem, wenn ihr das in ein Wort zusammenpacken könnt, ist es vielleicht Geld, ist es Work-Life-Balance, ist es
01:59:59 Das schlechte Image. Was ist es für euch? Schreibt mir das mal bitte in den Chat rein. Ich schaue mal so lange auch in den Chat. Guckt mal, was ihr geschrieben habt. So, und zwar schreibt Blue3Bear, oder Blaubear, glaube ich, heißt es eher, die Handwerker-Streams, Achtung, sind wichtig. Woher sollen die jungen Leute denn sonst wissen, wie es in so einem Betrieb abläuft? Dazu müsste es in den Schulen mehr...
02:00:25 Äh, Praktika geben. Moment, ich muss hier mein Fenster hier so ein bisschen verrutschen. So. Ähm, mehr Praktika geben. Streams sind in vielen Berufen nicht möglich. Datenschutz und so, ja.
02:00:36 Also ich glaube, da stoßen auch viele Betriebe durchaus an ihre Grenzen, was da gemacht werden darf und was nicht medienrechtlich auch. Du machst einen guten Job, Marvin, das freut mich, vielen Dank. Und ich fand diesen Bäckermeister super, top Typ, schreibt Sch-Experiment, glaube ich, spricht man das aus. Ja, fand ich auch und ich kann euch sagen, ich bin sehr oft beim Bäcker, ich weiß das sehr zu schätzen.
02:01:01 Also ich schaue da nur rein, was sind eure großen Probleme? Das war ja meine Frage. Geros schreibt zum Beispiel, das gutes Arbeitsklima, das größte Problem, schreibe ich ab immer, ist die Work-Life-Balance. Für Blackie definitiv das Geld. Und by the way, wenn ihr mehrmals abstimmen möchtet, das geht mit Kanalpunkten. Also ihr könnt einmal abstimmen. Also wenn ihr das möchtet, könnt ihr so Kanalpunkte ausgeben.
02:01:30 Und nicht dann auch nur einmal für 1600 Knallpunkte geht das. Sorry, das hatte ich vergessen zu erwähnen, aber die Abstimmung ist auch gleich vorbei. 1500 meinte ich natürlich. Zuckerzombie schreibt, Geld und Rente sind schwierig. Fand ich auch spannend, das mit dem Trinkgeld da nochmal zu beleuchten.
02:01:48 Das ja tatsächlich dann auch nicht angerechnet wird. Sebi's Welt hatten wir nicht jetzt kürzlich im Stream zum Ehrenamt. Ich glaube, ja, kann doch bei den Kollegen gewesen sein. Genau, Mitbestimmung, Gestaltungsspielraum, Lohnniveaus, einfach so nötig, Selbstverwirklichungswahn, da habe ich eher raus, dass das eher kritisch gesehen wird. Und Ehrenamt und Wehrpflicht, da sieht jemand, sieht Flamingo die Lösung wohl drin. Worklife, ja, also Geld, Worklife.
02:02:15 Angst vor verschwendeten Schuljahren, Anerkennung, Geld, Work-Life-Balance und Selbstverwirklichungswahn. Habe ich so rausgehört, könnten so die großen Probleme für euch auf jeden Fall sein. Und ich glaube, gewonnen hat Ehrenamt in der Krise. Wie gesagt, noch an die Erinnerung, es bedeutet nicht, dass es nächste Woche darum geht. Es ist für uns einfach eine kleine Einschätzung, was euch denn so interessiert.
02:02:40 Worauf ich mich übrigens sehr freue, Leute, ist der Stream hier morgen bei der ARD. Nämlich in IRL-Stream live vom Berg, vom Bayerischen Rundfunk. Also da müsst ihr einschalten. Und zwar ist das ein Wander-Stream im Allgäu mit einer Dog-Camp. Also wo...
02:02:59 wo die Kamera auf dem Hund ist. Ich finde es mega geil. Schaut da bitte unbedingt gerne rein. Morgen von 15 bis 20 Uhr streamen aus den Bergen, wandern zur Mittelstation, zum Gipfel. Also schaut da unbedingt rein. Total cooles Projekt. Morgen ist es soweit. Und nächste Woche ist mein lieber Kollege Chris wieder mit am Start. Und dann sprechen wir mit euch zusammen über das Thema Social Media ab 16 Jahren.
02:03:24 Sehr spannend. 20.30 Uhr werden wir dazu natürlich sprechen. Ich bedanke mich bei euch, dass ihr mit dabei wart und wir raiden zu Divi gleich. Die geht dem Handwerk. Pakete ausliefern es nach, so nehme ich. Denn die spielt nämlich Death Stranding 2.
02:03:43 Geil. Also wenn das nicht die Überleitung war, dann weiß ich auch nicht, Leute. Vielen lieben Dank, dass ihr mit dabei wart und mit uns zusammen diskutiert habt. Wir wünschen euch einen schönen Abend. Danke an den Saarländischen Rundfunk und an die ganzen Leute hinter den Kulissen. Tschüss und bis nächste Woche.